Vergleichende Werbung Studie Wie wirkt vergleichende Werbung? Vergleichende Werbung ist im Trend. So versuchen zumeist neu in den Markt eintretende Wettbewerber oder Marken mit geringem Marktanteil solche Vergleiche. Meist steht dahinter die Absicht, dem Betrachter aufzeigen zu wollen, dass das beworbene Produkt dem Konkurrenzprodukt in Preis und Leistung voraus ist. Die Studie von Serviceplan untersucht die Wirkung von vergleichender Werbung auf das zu bewerbende Produkt und das Konkurrenzprodukt. Burger King macht es mit McDonalds, die Telekom mit Alice und im Zuge der vergangenen Bundestagswahl jeder mit jedem: Vergleichende Werbung boomt. Je nach Absicht des Werbenden auf assoziativer und/oder differenzierender Ebene. So versuchen zumeist neu in den Markt eintretende Wettbewerber oder Marken mit geringem Marktanteil, durch assoziative Vergleichswerbung auf die Gemeinsamkeiten mit dem Marktführer hinzu- Ziel der Studie In der Studie von impact:navigator® konnte 2011 auf Basis neurowissenschaftlicher Ergebnisse bereits bewiesen werden, dass Konkurrenzmarken beim Konsumenten durchaus stärkere Emotionen bewirken können als das eigentlich beworbene Produkt. Das muss allerdings – im Hinblick auf eine assoziative Werbestrategie – nicht per se von Nachteil für den Werbenden sein. weisen – während sich Wettbewerber mit differenzierender Werbestrategie vielmehr Vergleichende Werbung kann stärkere Emo- von einem bestimmten oder mehreren Kon- tionen beim Konkurrenzprodukt auslösen kurrenten abzuheben versuchen. Häufig steht dahinter die Absicht, dem Betrachter aufzeigen zu wollen, dass das beworbene Produkt dem Konkurrenzprodukt in Preis und/oder Leistung voraus ist. Obgleich vergleichende Werbung immer häufiger eingesetzt wird, ist die Verunsicherung groß, ob dargestellte Konkurrenzmarken nicht ungewollt von der eigenen Werbung profitieren. Im Zuge des aktuellen impact:navigators® 2013 wurde die neuronale (Werbe-)Wirkung eines TV-Spots von Amazon bei 200 Probanden getestet: Im Spot wird die Leistung des Kindle Fire HD von Amazon mit der Leistung des Apple iPads durch das abwechselnde Präsentieren der beiden Tablets verglichen. Der Vergleich im Spot kommt zu dem Schluss, dass der Kindle Fire dem iPad in seiner Leistung nicht nachsteht, der Preis jedoch sehr 1 Vergleichende Werbung Studie viel geringer ist. Auch die genaue Preisangabe (iPad 499 Euro vs. Kindle 269 Euro) wird am Ende des Spots direkt gegenübergestellt. Markenerinnerung Zusätzlich zur neurowissenschaftlichen Studie wurde die explizite Markenerinnerung wurden den Probanden einzelne Markenlo- Abbildung 1: Anzahl der Teilnehmer die die Spots von Amazon Kindle bzw. Apple iPad gesehenen und nicht gesehenen haben. gos präsentiert. Ihre Aufgabe war es, sich so Je schneller die Teilnehmer im Rahmen des schnell wie möglich zu entscheiden, ob ein Reaktionszeittests in der Lage waren, die Spot dieser Marke im zuvor gesehenen Wer- richtige Entscheidung zu treffen – also eine beblock ausgestrahlt wurde oder nicht. Die nicht beworbene Marke auch nicht gesehen Ergebnisse zeigen, dass sich der Großteil der zu haben bzw. eine beworbene Marke gese- Studienteilnehmer darüber bewusst war, ei- hen zu haben – desto besser wurde die Marke nen Spot von Amazon und nicht einen von erinnert. Interessant ist dabei die Betrach- Apple gesehen zu haben: 84 Prozent der Teil- tung, wie schnell das Apple-Logo im Vergleich nehmer hatten sich richtig erinnert, einen zum Spot über den Kindle Fire von Amazon im vo- hungsweise abgelehnt wurde: Da kein Spot rangegangenen Werbeblock gesehen zu ha- der Marke Apple im Werbeblock gezeigt ben. wurde, sollten die Teilnehmer schneller rich- mittels Reaktionszeittest abgefragt. Hier Amazon-Logo angenommen bezie- tig entscheiden können, keinen Spot von AppMarkenerinnerung fällt positiv aus – nur weni- le gesehen zu haben. Im Umkehrschluss ge erinnern sich nicht an die gezeigte Marke sollten sie für die falsche Entscheidung, einen Spot von Apple gesehen zu haben, länger Nur 16 Prozent lagen falsch und gaben an, den Spot nicht gesehen zu haben. Ähnlich dazu hatte sich der Großteil (66 Prozent) richtig erinnert, eben keinen Spot von Apple gesehen brauchen. Das Amazon- bzw. Kindle Logo hingegen sollte schneller als „gesehen“ und langsamer als „nicht gesehen“ identifiziert werden. zu haben. Nur eine Minderheit (34 Prozent) hatte sich falsch erinnert und dachte, dass Apple der Absender des Spots gewesen sei (vgl. Abbildung 1). 2 Vergleichende Werbung Studie Und hypothesengetreu zeigte sich auch genau Aufladung färbt mindestens im gleichen Ma- dieses Antwortschema in den explizit erho- ße auf das Konkurrenzprodukt ab. Im Falle benen Befragungswerten. Auch die Reakti- einer assoziativen Markenstrategie ist dies onszeiten jedoch ein durchaus gewünschter Effekt. zeigen folglich, dass Kindle hinsichtlich der Markenerinnerung dem iPad überlegen ist – und das, obwohl das iPad im Spot fast genauso ausführlich beschrieben Wie also wirkt vergleichende Werbung im Gehirn der Konsumenten? wird, wie der Kindle. Damit zeigen die Erin- Die in der Studie angewandte neurowissen- nerungswerte, dass der vergleichende Spot schaftliche Methode Steady State Topography eine sehr gute Wirkung für den Kindle Fire (kurz: SST) stellt eine Erweiterung des klassi- erzielt hat ohne den Konkurrenten zu sehr zu schen EEGs dar und misst die Geschwindig- stärken. keit elektrischer Spannungsänderungen an der Schädeloberfläche der Studienteilnehmer in Mikrovolt. Von zentraler Bedeutung beim neurowissenschaftlichen Teil der Studie sind die SST-Parameter „Verankerung im Langzeitgedächtnis“ und „Persönliche Relevanz“. Denn nur Informationen, die ein Zuschauer als wichtig für sich selbst erachtet, haben die Chance, auch langfristig erinnert zu werden. Und vergangene Studien konnten wiederholt zeigen, dass vor allem die Verankerung einer Marke im Langzeitgedächtnis ein robuster Indikator für die spätere Produktpräferenz Abbildung 2: Reaktionszeiten in Millisekunden, wie schnell sich die Teilnehmer entschieden haben, die Spots von Amazon Kindle oder Apple iPad gesehen bzw. nicht gesehen zu haben. Betrachtet man darüber hinaus die implizi- am Point of Sale ist. iPad wurde stärker im Langzeitgedächtnis verankert als die Marke Kindle ten, neurowissenschaftlichen Daten, dann wird deutlich, dass vergleichende Werbung durchaus auch das Konkurrenzprodukt positiv „pushen“ kann. Gerade die langfristige Erinnerung einer Marke, aber auch die Relevanz einer Markenbotschaft und deren emotionale Die millisekundengenaue Analyse des Spots mittels SST zeigt, dass während der Szenen, in denen nur das iPad zu sehen war, alle SSTParameter deutlich über die magische Benchmark von 0,7 anstiegen und somit von 3 Vergleichende Werbung Studie einer sehr starken Verankerung im Langzeit- hen war: Alle drei Parameter sanken bei der gedächtnis, einer sehr hohen persönlichen Präsentation des Kindle Fire und stiegen erst Relevanz sowie einer sehr hohen emotiona- wieder, als das iPad auf dem Bildschirm er- len Intensität (vgl. Abbildung 3) des iPads bei schien (vgl. Abbildung 3). Besonders deutlich den Studienteilnehmern gesprochen werden war der Peak aller drei Parameter zu Beginn kann. Der gegenteilige Trend zeigte sich in des Spots den Szenen, in welchen der Kindle Fire zu se- . Abbildung 2: Millisekundengenaue neuronale Wirkung des Amazon Kindle HD Fire Spots. 4 Vergleichende Werbung Studie Zusammenfassend konnten die impliziten hezu unmöglich, ihre Empfindungen gegen- neurowissenschaftlich erhobenen Ergebnis- über einem beworbenen Produkt oder einer werte zeigen, dass sowohl „iPad“ als auch die Marke zu verbalisieren. Durch unsere innova- Marke „Apple“ stark im Langzeitgedächtnis tive neurowissenschaftliche Herangehens- verankert wurden. Die Kreation hat sich also weise durchaus positiv auf das Apple iPad ausge- klassischer Marktforschungsmethoden, in- wirkt. Im Falle einer assoziativen Marken- dem wir nicht nach einer Selbsteinschätzung strategie hat sich der Spot jedoch auch für fragen, sondern sie objektiv und wissen- den Werbetreibenden Amazon gelohnt, da schaftlich unanzweifelbar durch die Auf- der Spot, der von den Teilnehmern eindeutig zeichnung der Hirnströme messen. umgehen wir diese Nachteile der Marke Amazon Kindle zugesprochen wird, insgesamt durchaus von der positiven Wirkung des iPads profitiert. Bei differenzierenden Marketingstrategien sind vergleichende Werbespots jedoch mit Vorsicht zu genießen. Vor allem, da eine Überprüfung der Wirkung, die ausschließlich auf klassischen Befragungsdaten basiert, die Werbetreibenden leicht aufs Glatteis führen kann. Zum einen sind vor allem emotionale Bewertungen sehr anfällig für Verfälschungen, da einer expliziten emotionalen Bewertung immer eine Rationalisierung vorausgeht. Quellen Frenzel, S. (2013). Vergleichende Werbung: Wer mit wem ist entscheidend. Abgerufen von http://www.serviceplan.com/blog_de/2013/ 10/vergleichende-werbung/ Adzine. (2012). Studie: Vergleichende Werbung pusht auch Konkurrenzprodukt. Abgerufen von http://www.adzine.de/de/site/artikel/9350/ branding-online/2013/10/studievergleichende-werbung-pusht-auchkonkurrenzprodukt Außerdem ist es für viele Konsumenten na- 5