GRUNDSCHULE NIEDERHEIDE HOHEN NEUENDORF IBUS Architekten und Ingenieure GbR - Prof. Ingo Lütkemeyer Dr. Gustav Hillmann Hans-Mar n Schmid Alt Tempelhof 18, 12099 Berlin Tel: +49 30 896 995 0 Fax: +49 30 896 995 99 [email protected] Niederblockland 7, 28357 Bremen Tel: +49 421 3032 480 Fax: +49 421 30 32 481 www.IBUS-Architekten.de Neubau einer 3-zügigen Grundschule mit 3-fach-Sporthalle als Plusenergiegebäude im Passivhausstandard Einführung Die Stadt Hohen Neuendorf, am nördlichen Stadtrand Berlins gelegen, kann in den letzten 20 Jahren einen enormen Einwohnerzuwachs verzeichnen. Einhergehend mit dem ste gen Wachstum und dem Zuzug junger Familien steigt auch die Nachfrage an Grundschulplätzen. Um den Anforderungen an ein adäquates Angebot Rechnung zu tragen, wurde im Ortsteil Niederheide der Neubau einer dreizügigen Grundschule mit 3-fach-Sporthalle realisiert . Ausgehend vom Leitbild der „Stadt im Grünen“ und der Notwendigkeit, die langfris ge Finanzierbarkeit des Gebäudes für die Kommune zu sichern, wurde eine Konzep on entwickelt, die durch die Integra on der Anforderungen an Nutzung, Komfort, Ökolo- gie und Konstruk on zu einer zukun sweisenden Architektur führt. Hinsichtlich der Nachhal gkeit in Bau und Betrieb erfüllt das Gebäude höchste Anforderungen. Es erzeugt mehr Primärenergie als es verbraucht und ist damit auch CO2- neutral im Betrieb. Das 7.400m² große Gebäude ist ein „Leuch urmprojekt“ der Förderini a ve „Energieeffiziente Schulen“, die Bestandteil des Forschungsschwerpunktes „Energieop miertes Bauen“ (EnOB) des Bundesministeriums für Wirtscha und Technologie ist. Die Grundschule Niederheide ist die erste Schule in Deutschland im Plus-Energie-Standard. 1 Gesamtansicht von Westen 2 3 Der dem Projekt zugrunde liegende Planungsansatz beruht auf der Op mierung der baulich-architektonischen Bedingungen des Schulgebäudes, um eine einfache, leicht regelbare und wartungsarme Gebäudetechnik realisieren zu können. Das Ziel der Planung war, die Aufenthaltsbedingungen und den Nutzungskomfort (Lu qualität, Tageslichtqualität, thermische Qualität) für die Schüler und Lehrer zu op mieren und sowohl den Energiebedarf, als auch die Kosten zu minimieren. Es wurden op male bauliche Voraussetzungen für ein zukun sfähiges Lern- und Lehrumfeld geschaffen, dass sich flexibel an unterschiedliche pädagogische Anforderungen anpassen lässt. Das zukun sweisende Image eines Plusenergiegebäudes kommt architektonisch zur Geltung, indem innova ve Bauteilkomponenten, verschiedene Strategien der passiven und ak ven Solarenergienutzung, des Sonnenschutzes und der Lü ung sichtbar und an den Fassaden ablesbar gemacht werden. Die Grundschule Niederheide wurde im April 2013 als erste und bisher einzige Schule mit dem GoldZer fikat für nachhal ges Bauen nach dem Bewertungssystem des Bundes (BNB) ausgezeichnet. Die Deutsche Energieagentur (dena) hat dem Projekt 2012 das Gütesiegel „Good prac ce Energieeffizienz“ verliehen. Die Schule wurde von der Stadt Hohen Neuendorf finanziert und vom Bundesministerium für Wirtscha und Technologie (BMWI) hinsichtlich der Beglei orschung und der innova ven Maßnahmen als Demonstra onsbauvorhaben gefördert. 2 Hof zwischen den Klassenflügeln 4 aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages 5 Architektonisches Konzept Das Grundstück befindet sich nördlich der Goethestraße im Ortsteil Niederheide der Stadt Hohen Neuendorf. Es grenzt westlich an ein ausgedehntes Sportplatzgelände. Die Schule ist als 2-geschossiges Gebäude konzipiert und öffnet sich kammar g über zwei längliche Höfe zum Freibereich / Schulhof. Der Haupteingang befindet sich an der Goethestraße und führt unmi elbar in die zentrale Halle der Schule. Ein weiterer Eingang befindet sich im Bereich der Sporthalle. Dieser ermöglicht eine von der Schule unabhängige Nutzung der Halle (z.B. für den Vereinsport). Schule und Sporthalle bilden einen gemeinsamen Gebäudekomplex. Grundrisse EG und OG - M. ca. 1:1000 Lageplan (ohne Maßstab) 3 Gesamtansicht von der Goethestraße 6 4 Aulafassade 5 Haupteingang an der Goethestraße 7 6 Gesamtansicht von Osten 8 9 Gebäudekonzep on Grundschule Die Gliederung des Baukörpers folgt der funk onalen Struktur der Schule. Die Klassenräume werden in drei Gebäudeflügeln entsprechend der Jahrgänge angeordnet. Das Rückgrat der Schule wird durch eine zentrale, langgestreckte, Licht durchflutete Halle, die „Schulstraße“ gebildet. Der Haupteingang befindet sich am südlichen Ende der Halle, der Zugang zur Sporthalle am nördlichen Ende. Darüberhinaus sind sämtliche Funk onsbereiche der Schule von der Halle aus unmi elbar zu erreichen: Auf der östlichen Seite befinden sich die Schülerbücherei, die Fachunterrichtsräume und die Aula mit den dazugehörigen Nebenräumen, gegenüberliegend sind die drei Unterrichtsflügel angeordnet. Die Verwaltung befindet sich unmi elbar am Eingang, das Lehrerzimmer befindet sich darüber im Obergeschoss. 7 Eingangshalle 10 8 Fassade zum Hof 9 Schulstraße 11 Aula / Mensa Die Aula ist als Mehrzweckraum sowohl für die Essensversorgung (Mensa), als auch für Veranstaltungen konzipiert. Dementsprechend erfüllt die Aula die Anforderungen an einen Versammlungsraum gem. der Versammlungsstä enverordnung. 10 Galerie der Schulstrasse 12 Darüberhinaus kann die Aula außerhalb der Unterrichtszeiten auch extern genutzt werden. Sie ist über die Erschließungshalle der Schule zu erreichen. Die Küche ist als Ausgabeküche konzipiert. 11 Mensa 13 14 15 3- fach- Sporthalle Unmi elbar angrenzend an den dri en Klassenraumflügel der Schule schließt die Sporthalle mit Ihren Nebenräumen den Baukörper ab. Die Sporthalle verfügt über einen unabhängig von der Schule nutzbaren Eingangs- und Erschließungsbereich und kann so auch außerhalb des Schulbetriebs genutzt 13 Eingangsbereich Sporthalle 16 werden. Im Erdgeschoss befinden sich das Spielfeld mit einer Grundfläche von ca. 1200 qm, die Geräteräume und einige Nebenräume. Die Halle ist in drei Hallenteile unterteilbar. Die Auslegung der Halle genügt der Versammlungsstä enverordnung. Im Obergeschoß befinden sich sechs Umkleide- und Sanitäreinheiten. 14 Sporthallenflur 15 3-fach-Halle - Blick in Längsrichtung der Halle 17 16 Gesamtansicht Sporthalle 18 19 Konstruk on Die hochwärmegedämmte Konstruk on erfüllt den Passivhausstandard und ist wärmebrückenfrei. Die tragenden Bauteile sind in Massivbauweise in Stahlbeton errichtet, die Fassade ist zweischalig mit einer Vormauerschale und Kerndämmung ausgeführt. Die Gebäudehülle genügt den Passivhausanforderungen der Lu dichtheit (n50 < 0,6/h) und hat ein ausgewogenes Verhältnis von transparenten und nicht-transparenten Fassadenflächen zu den Speichermassen im Gebäude. In den Brüstungsbereichen der südorien erten Klassenraumfenster und der ostorien erten Fachraumfenster, sowie zur Minimierung kleinflächiger Wärmebrücken werden u.a. Vakuum-Dämm-Paneele eingesetzt. Bauteil 17 Ansicht vom Schulhof 20 Außenwand Typ1 U-Wert (W/m²K) 0,15 Außenwand Typ2 0,13 Fenster Dach < 0,8 0,11 Boden 0,10 Beschreibung Stahlbeton mit Vormauerziegeln, Wärmedämmung aus Mineralwolle WLG 032 Beton-Hohlblocksteine mit Vormauerziegeln, Wärmedämmung aus Mineralwolle WLG 032 Holz-Alu-Konstruk on mit 3-Scheiben Wärmeschutzverglasung Stahlbeton mit Dämmung d=35 cm, extensives Gründach auf dem Schulgebäude Stahlbeton mit Dämmung oberhalb und lastabtragender Dämmung unterhalb der Sohlpla e 18 KonstrukƟonsdetails 21 Integriertes räumlich-technisches Konzept Pädagogischer Hintergrund Grundschulpädagogische Vorgaben definieren Unterricht längst nicht mehr als den klassischen Frontalunterricht, sondern als einen durch den Lehrer moderierten und angeleiteten selbstständigen Prozess mit individueller Förderung einzelner Schüler oder Gruppen, Binnendifferenzierung, Inklusion und vielfäl gen Unterrichtssitua onen. Jahrgangsübergreifenden Gruppen und die ak ve Beteiligung der Schüler, verschiedenste Arbeitsformen sowie die Nutzung unterschiedlicher Medien, kennzeichnen den Unterricht. Nutzunsvarianten Heimatbereich 22 Die daraus resul erende funk onale Flexibilität verlangt nach neuen räumliche Ausformungen, wobei der tradi onelle Klassenraum mit Tafelwand, Sitzreihen und Licht von links dem nicht genügt. Vielmehr sind differenzierte, teilbare und vielfäl g nutzbare Räume erforderlich. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, dass das räumliche Konzept durch Transparenz und und Offenheit geprägt sein soll. Gleichzei g ist es erforderlich, Bereiche zu schaffen, die es besonders den kleinen Kindern einer Grundschule ermöglichen, Schutz, Zugehörigkeit und Iden fika on zu finden. 19 Erweiterte Flurzone Heimatbereich, In Zusammenarbeit mit der Schule wurde die Konzep on des „Heimatbereichs“ entwickelt. Für die jeweiligen Klassen werden überschaubare Bereiche bestehend aus Unterrichtsraum, Flex- oder Gruppenraum, einer erweiterten Flurzone, Garderobe und WC-Räumen geschaffen, die jeweils einer Klasse eine Heimat geben. Die Lehr- und Nebenräume sind individuell gestaltbar, sie ermöglichen und förden bei den Schülern ein Gefühl der Verantwortlichkeit für Ihren Bereich. 20 Klassenraum 23 Tageslichtkonzept Die technische Konzep on ist unmi elbar mit der räumlichen Konfigura on verknüp . Die Tageslichtbeleuchtung muss unterschiedlichen Unterrichtssitua onen gerecht werden. Angestrebt wird eine hohe Tageslichtautonomie, wobei eine hohe Qualität der Beleuchtung (z.B. Blendungsbegrenzung) für verschiedenste Unterrichtssitua onen gegeben sein muss. Gleichzei g werden die thermischen Belastungen in den Sommermonaten minimiert. Das Konzept berücksich gt die unterschiedlichen inneren (räumlichen, lich echnischen und gestalterischen) Anforderungen und reagiert auf die äußeren Bedingungen, indem für die verschiedenen Orien erungen und inneren Anforderungen spezifische Sonnenschutzund Tageslichtsysteme entwickelt werden. Tageslichtbeleuchtung Heimatbereich 24 Die Südfassaden der Klassenräume sind mit einem außen liegenden feststehenden Sonnenschutz, der horizontal in Kempferhöhe angeordnet ist, ausgesta et. Dieser gewährleistet einen effek ven Schutz gegen die hochstehende Sommersonne. Ver kalmarkisen, die außen am feststehenden Sonnenschutz angeordnet sind, ermöglichen es dem Nutzer, auch efer stehende Sonnenstände zu kontrollieren. Im Zusammenspiel von festehendem Sonnenschutz und Ver kalmarkise kann auch bei Vollverscha ung der Fenster der Blick ins Freie gewährleistet werden und es entsteht eine angenehme scha ge Atmosphäre. Zum Einsatz kommen verschiedene innova ve Materialien wie Nanogel-Verglasungen, lichtlenkende und 21 Erweiterte Flurzone Heimatbereich, Ansicht Südfassade mit DetailschniƩ elektrochrome Verglasungen. Die Oberlichter haben im Erdgeschoss lichtlenkende Lamellen im Scheibenzwischenraum, die bei hochstehender Sonne das Sonnenlicht nach außen reflek eren, die Strahlung und das Licht der eferstehenden Sonnen in den Raum an die Decke umlenken. Die Oberlichter der Fenster im Obergeschoß haben eine Licht streuende Verglasung mit einer Füllung aus Nanogel im Scheibenzwischenraum. Die Simula onsergebnisse zeigen eine gleichmäßige Verteilung der Tageslichtquo enten im Raum, wobei die thermischen Lasten gering bleiben. Die effiziente technische Konzep on der Fassade wird als architektonische Strategie entwickelt, die es erlaubt, dass die Funk on gestaltgebend wird. 22 AusschniƩ Südfasade 25 Beleuchtungskonzept Das Beleuchtungskonzept sieht den kombinierten Einsatz von LED-Leuchten und energieeffizienter konven oneller Beleuchtung mit Langfeldleuchtstofflampen vor. Zum bedarfsgerechten Schalten und Regeln werden flächendeckend Präsenz- und Lichtsensoren eingesetzt. Die Hauptnutzungsbereiche – die Klassenräume – erhalten eine raum efenabhängige Lichtsteuerung mit parallel zur Fensterfront verlaufenden Leuchtbändern und mehreren über die Raum efe verteilten Lichtsensoren. Der über die Raum efe abnehmende Tageslichtanteil kann so mit dem geringsten Licht-/Energieeinsatz kompensiert und die Beleuchtungsstärke im gesamten Raum auf gleichem Niveau gehalten werden. In Verkehrsbereichen werden moderne LED-Leuchten und dimmbare Langfeldleuchtstofflampen kombiniert. 23 Südfassade an der Goethestrasse 26 24, 25, 26 Klassenraumfassade mit Sonnenschutz , Lichtlenkende Lamellen und Licht streuendes Glas in den Oberlichtern 27 Lü ungskonzept Dem Lü ungskonzept in den Schulräumen wird besondere Beachtung geschenkt. Unter Berücksichgung der nutzungsbedingten hohen Belegungsdichte und der rela v kurzen Nutzungszeiten der Unterrichtsräume, wurde ein Konzept entwickelt, das die Einhaltung der lu hygienischen Richtwerte bei niedrigem Energiebedarf gewährleistet. Maschinelle und natürliche Lü ungsmaßnahmen werden als sogenanntes hybrides Lü ungskonzept, abhängig von den Nutzungs- und Außenlu bedingungen verschieden miteinander kombiniert, um ein Höchstmaß an Lu qualität und Gesamtenergieeffizienz zu erreichen. 27 LüŌungselemente 28 Natürliche Lü ung mit Lü ungsflügeln: Maschinelle Lü ung: Es werden raumhohe, schmale Drehflügel mit Wetter- und Einbruchschutz eingesetzt. Die Höhe der Flügel wirkt sich posi v auf das Anströmprofil aus, im oberen Bereich kann warme verbrauchte Lu abund um unteren Bereich Frischlu ungehindert einströmen. Die Lü ungsflügel sind damit gut für das automa sche Stoßlü en in den Pausen geeignet. Die Fensterflügel werden motorisch angetrieben. In den Pausenzeiten öffnen diese automa sch und unterstützen dadurch den Lu austausch. Zusätzlich hat der Nutzer jederzeit die Möglichkeit, das Raumklima über ein manuell zu öffnendes Fenster zu beeinflussen. Das Zusammenfassen von Klassenraum, Flur und Nebenraum zu einem Heimatbereich (s. Raumkonzept) ermöglicht es, die für das WC ohnehin vorhandene maschinelle Ablu mit dem Zulu system so zu kombinieren, das die eingebrachte Lu mehrfach genutzt wird. Sie strömt als Primärlu in den Hauptnutzungsbereich (Klassenraum) ein, als Sekundärlu in den Verkehrsbereich (Flur) über und wird im Nebenraum (WC) extrahiert. Dadurch wird eine dauerha e Grunddurchspülung des gesamten Heimatbereiches mit frischer Lu erreicht. Die Lü ungsanlage kann bei Bedarf in eine zweite, hohe Stufe geschaltet werden. Es sind Lü ungsgeräte mit Doppelven la- 29 Raumakus k toren vorgesehen, so dass die Antriebsmotoren in jeder Stufe im Effizienzmaximum arbeiten. Die Lü ungsgeräte sind dezentral angeordnet, um die Lu transportwege kurz und die Anzahl Druckverlust erhöhender Einbauteile (Volumenstromregler, Brandschutzklappen etc.) gering zu halten. Die Kanalquerschni e liegen deutlich über der Norm, um Druckverluste zu verringern. Mit der Kombina on der Lü ungsarten können folgende Ziele erreicht bzw. Anwendungsfälle abgedeckt werden: 28 LüŌungsschema Heimatbereich 30 • • • • Verlangsamung des CO2-Ans egs in der Unterrichtsstunde durch maschinelle Grundlü ung und Rücksetzen des CO2-Gehalts auf Außenlu niveau durch Stoßlü ung über zentral angesteuerte motorische Fensterflügel zur Minimierung ineffizienten Dauerlü ens durch den Nutzer. Natürliche Nachtlü ung über zentral angesteuerte motorische Fensterflügel gegen sommerliche Überhitzung zur Komfortsteigerung ohne Aufwendung elektrischer Energie. Erhöhte maschinelle Lü ung und Nutzung der Wärmerückgewinnung an kalten Tagen für erhöhte Energieeffizienz. Das raumakus sche Konzept steht in unmi elbarem Zusammenhang mit dem räumlich- technischen Konzept. Das klassische Prinzip, die Raumakus k auf den Frontalunterricht auszurichten, genügt den Anforderungen an die flexible Nutzung der Unterrichtsräume nicht. Zudem geht es in der raumakus schen Planung im Wesentlichen darum, die thermische Speicherwirkung der Geschoßdecken nicht oder nur marginal zu beeinträch gen. Die für die akus sche Bedämpfung verfügbaren Flächen sind somit äußerst knapp, so dass nur hocheffiziente Breitbandabsorber, vorwiegend an den Wandflächen, zum Einsatz kommen. Zur effizienten Bedämpfung efer Frequenzen wird der ’Kanten-Effekt’ genutzt. In die raumakus sche Op mierung sind neben den Unterrichtsräumen weitere Räume wie Fachräume, Aula und Sporthalle einbezogen. 29 Klassenraum mit schallabsorbierender Wand 30 Gemessene Nachhallzeiten im Klassenraum 31 Energiekonzept Durch die zeitgleiche Entwicklung von Energie- und Gebäudekonzept, konnte ein hoher Integra onsgrad von architektonischem Entwurf und technischer Gebäudeausrüstung erreicht werden. Das Ergebnnis ist ein Gesamtkonzept, das Nutzungsanforderungen, architektonische, technische und energe sche Anforderungen ausgewogen berücksich gt. Bei der Erstellung des Energiekonzeptes stand die Nutzung von natürlichen Prozessen und passiven Technologien im Vordergrund, um eine Minimierung der ak ven technischen Komponenten im Sinne des Lean-Building-Konzeptes (Schlanke Gebäudetechnik) zu erreichen. Durch sparsam eingesetzte 31 Integrierte PV- Anlagen auf den Klassenraumflügeln 32 Nachhal ge Energieerzeugung ak ve Systeme werden die Lebenszykluskosten der technischen Anlagen gesenkt und der Energiebedarf des Gebäudes deutlich verringert. Das Plusenergie-Konzept basiert einerseits auf der Minimierung des Energiebedarfs für das Gebäude und die technischen Anlagen und zum Anderen auf der Nutzung lokal verfügbarer, regenera ver Energiequellen zur Bedarfsdeckung. Es kommen drei Energiesysteme zum Einsatz: Energieträger Nennleistung Typ Heizkessel Pellets 220 kW BHKW Pellets 10 kW PV-Anlage Solar 55 kWp Der eingesetzte regenera ve Brennstoff Holzpellets senkt den jährlichen Primärenergiebedarf und verursacht geringe CO2-Emissionen. Einsatzzweck Hauptlast Wärme Klein- und Dauerlasten Wärme, Erzeugung Elektroenergie Erzeugung Elektroenergie Das Pellet-BHKW ist zur Unterstützung bei der Warmwasserbereitung und dem Ausgleich von Zirkula onsverlusten vorgesehen. 32 Energieschema 33 Energiebilanz Das Energiekonzept umfasst • eine Gebäudehülle, die nach dem Passivhausstandard errichtet wird, um den Wärmebedarf zu minimieren und Sonnenenergie zu nutzen, • eine Gebäudestruktur, die viel Speichermasse für eine freie Kühlung zur Verfügung stellt, um die sommerliche Überhitzung zu vermeiden und den Nutzungskomfort zu steigern • ein Raumkonzept, das den Tageslichteinfall von mehreren Seiten ermöglicht, um eine hohe Tageslichtautonomie zu erreichen und damit den Strombedarf zu senken, • ein Beleuchtungskonzept, das eine präsenzund raum efenabhängige Beleuchtungssteue- rung vorsieht, um nur das notwendige Maß an künstlicher Beleuchtung nachzuführen, • • ein hybrides Lü ungskonzept, das sich im wesentlichen auf die natürliche Lü ung stützt und Lu nur dann maschinell bewegt, wenn es energe sch sinnvoll ist oder Nutzungs- und Wi erungsbedingungen es erforderlich machen, eine nachhal ge Energieerzeugung auf der Grundlage des kombinierten Einsatzes von nachwachsenden Rohstoffen (Pellet-Heizkessel und Pellet-BHKW) und solaren Energien (PV Anlage), um CO2-Neutralität zu erreichen und die Zielstellungen aus dem Plus-Energie-Konzept zu erfüllen. Als Bilanzgrenze gilt die Gebäudehülle, bilanziell erfasst wurden die nach EnEV 2009 festgelegten Energieströme, die innerhalb eines Jahres über die Bilanzgrenze fließen. Zum Energiebedarf zählen damit: o Wärmeenergie für Raumbeheizung und Trinkwassererwärmung, o Hilfsenergie für Raumbeheizung und Trinkwassererwärmung, o Hilfsenergie für Lü ung, o Strom für Beleuchtung und o Kühlung. Als Gutschri werden angerechnet: o Stromeinspeisung aus Photovoltaik und o Stromeinspeisung aus KWK-Prozessen Der Energiebedarf wurde auf Basis zonenweiser Simula on mit anschließender Extrapola on auf das gesamte Gebäude ermi elt. Nach Ermi lung der Nutz- und Endenergiemengen erfolgte die primärenerge sche Bewertung mit folgendem Ergebnis: Mit der Erzeugung von elektrischer Energie durch das BHKW und die Photovoltaikanlage wird in der Jahresbilanz der Primärenergiebedarf der Schule vollständig kompensiert und darüber hinaus ein „Primärenergieüberschuss“ erreicht, der zur Plusenergie führt. In der Primärenergiebilanz wird mehr Energie erzeugt, als von der Schule verbraucht wird. Zusätzlich wird CO2-Neutralität erreicht. 33 Südfassade der Klassenraumflügel 34 35 Lebenszyklusanalyse, Lebenszykluskosten Die Planung wurde durch eine intensive Betrachtung des Lebenszyklusses des Gebäudes begleitet. Anhand des Programms LEGEP wurden die einzelnen Bauteile über den Lebenszyklus des Gebäudes untersucht. Dabei wurden sowohl die Ökoindikatoren (Treibhauspotenzial, Versauerungspotenzial, u.s.w.) sowie die Lebenszykluskosten betrachtet. Die Berechnung zeigt, dass im Vergleich zu einen Referenzgebäude gleicher Größe und Form (Standard-Variante), dass den Anforderungen der EnEV 2009 genügt, die Herstellungskosten der Plusenergie Schule in Hohen Neuendorf (EnOB-Variante) etwas höher liegen. Die Betrachtung des Lebenszyklus jedoch ergibt, dass die Gesamtkosten etwa 21,5% niedriger, die Betriebskosten sogar 66% niedriger liegen, als bei dem Referenzgebäude. 35 Vergleich der Lebenszykluskosten eines Standardgebäudes (Referenzgebäude gleicher Größe und Form gem. EnEV 2009) mit der Plusenergieschule Hohen Neuendorf über eine 50 Jahresperiode (kummuliert) - Die angenomme Energiepreissteigerung beträgt 4% per anno 34 Hofansicht 36 37 Nachhal g gebaut! Zer fizierung nach dem Bewertungssystem des Bundes BNB Als erstes und bisher einziges Schulgebäude in Deutschland wurde die Grundschule Niederheide mit dem Gütesiegel Nachhal ges Bauen in Gold nach dem Bewertungssystem nachhal ges Bauen (BNB) des Bundes ausgezeichnet. Das Bewertungssystem umfasst die Hauptkriteriengruppen - Ökologische Qualität - Ökonomische Qualität - Soziokulturelle und funk onale Qualität - Technische Qualität -Prozess Qualität Standort Qualität Die jeweiligen Anforderungen sind in einer Vielzahl von detailierten Kriteriensteckbriefen beschrieben. (siehe www.nachhal gesbauen.de) Insgesamt erzielt die Grundschule Niederheide einen Erfüllungsgrad von etwas über 80 %, die ökonomische Qualität erreicht sogar über 90 %. 36 Schulhof zwischen den Klassenflügeln 38 37 Übersicht der Hauptkriterienbereiche des BNB 38 BNB - Gütesiegel in Gold, Objektbewertung 39 Projektdaten Gebäudekennwerte Ne ogrundfläche Bru ogrundfläche Bru ovolumen V Hüllfläche A A/V-Verhältnis Anzahl Nutzer (gesamt) 6.563 7.414 38.184 15.021 0,39 540 m² NGF m² BGF m³ BRI m² m²/m³ Personen 15,0 35,7 7,2 23,6 24,1 kWh/m²a kWh/m²a kWh/m²a kWh/m²a kWh/m²a 0,14 0,80 0,11 0,10 0,20 W/m²K W/m²K W/m²K W/m²K W/m²K Bedarfskennwerte Heizwärmebedarf (PHPP) Endenergie Wärme (inkl. Warmwasser) Strombedarf Primärenergiebedarf gesamt Primärenergieeinspeisung gesamt Energiemerkmale U-Wert Außenwände U-Wert Fenster (inkl. Rahmen) U-Wert Dachfläche U-Wert Kellerdecke/Bodenpla e Mi lerer U-Wert der Gebäudehülle Installierte Leistung PV-Anlage 55 kWp Baukosten (Bru o) Baukosten - KG 300 und 400 (DIN 276) Gesamtkosten - KG 200 - 700 (DIN 276) spez. Gesamtkosten - KG 200-700 (DIN 276) Lebenszykluskosten (50 Jahre gem. BNB) 1.335 12,3 1.663 1.813 €/m² BGF Mio Euro €/m² BGF €/m²BGF Monitoring, Evalua on Im Rahmen des Forschungsschwerpunktes Energieop miertes Bauen des BMWi wird das Gebäude einem mehrjährigen Monitoring unterzogen. Dabei werden neben den Energieverbräuchen für Strom, Wärme u.a., auch die Komfortparameter Temperatur, Lu feuchte und Beleuchtung, sowie die Nutzerakzeptanz erfasst. 39 Eingangsbereich 40 41 Projektbeteiligte Bauherr Stadt Hohen Neuendorf, Ansprechpartner: Michael Oleck Oranienburger Straße 2, 16540 Hohen Neuendorf www.hohen-neuendorf.de Gesamtkoordina on, Architektur, Bauleitung, Tageslichtkonzept, Bauphysik IBUS Architekten und Ingenieure, Berlin, Bremen Prof. Ingo Lütkemeyer , Gustav Hillmann, Hans-Mar n Schmid, Jan Geisen, Alexander Braunsdorf, Johannes Schumann, Bernd Rutkowski, Petra Boe cher, Nicole Röhlig, Margarethe Korolkow, Ernst Panse, Nora Exner [email protected] Technische Gebäudeausrüstung, Energiekonzept, Thermische Simula on, Tageslichtsimula on Referenzen, Bildnachweis IBUS Architekten: BLS Energieplan GmbH, Berlin; Jens Krause, Marko Brandes, Markus Mallé, Katrin Neumann [email protected] T. Kwiatosz / IBUS Architekten: S. Cornils / IBUS Architekten: BLS Energieplan: Detlef Hennigs: Holger König: Sol id ar: Titel, 1, 2, 8, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21 ,22, 23, 24, 25, 26, 29, 31, 33, 34, 36, 39 4, 5, 7, 9, 10 3, 6 27, 28, 32 30 35 37, 38 sol·id·ar planungswerksta berlin; Dr. Günter Löhnert, Andreas Dalkowski, Sabine Dorn mail@solidar-planungswerksta .de sons ge Abbildungen: IBUS Architekten Ökobilanz, Lebenszyklusanalyse Tragwerksplanung STB Döhren Sabo ke Triebold und Partner, Potsdam´ Diethelm Marche [email protected] Beglei orschung, Koordina on, BNB Audit Ascona GbR, Holger König [email protected] Raumakus k Projek örderung Dr. Detlef Hennings [email protected] Bundesministerium für Wirtscha und Technologie Projek räger Jülich Monitoring www.enob.info www.eneff-schule.de aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages HTW – Hochschule für Technik und Wirtscha , Berlin; Prof. Dr. Friedrich Sick , Sebas an Dietz [email protected] Herausgeber: IBUS Architekten, im April 2013 42 43