I love my Prophet

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„I love my Prophet“ Erfolgreiche Veranstaltung des muslimischen Jugendverband Zürich Unter dem Motto „ Aus dem Schatten ans Licht“ veranstaltete der muslimische Jugendverband „Ummah“ am Samstag eine Tagung in der Stadthalle Dietikon, die von rund 1000 Gläubigen besucht wurde. Als Stargast trat der muslimische Intellektuelle Tarik Ramadan auf. Insgesamt gegen 1000 Besucherinnen und Besucher haben sich am vergangenen Samstag in der Stadthalle Dietikon zu einem muslimischen Anlass eingefunden. Es waren zur Mehrheit Jugendliche und junge Menschen unter dreissig, aber auch viele Familien mit Kindern. Während auf der Bühne des grossen Saales während Stunden referiert, gepredigt und gerappt wurde, standen in der Eingangshalle und in Nebenräumen ungezwungene Kontakte und Begegnungen im Vordergrund. Zwischen Buchtischen, Ständen muslimischer Hilfsorganisationen und kulinarischen Angeboten bewegten sich unzählige Menschen, darunter viele junge Frauen in meist eleganten, farbigen Kopftüchern. Plakate zu Burqini-­‐
Schwimmanzügen, das islamische Fashion Label StyleIslam oder T-­‐Shirts mit dem Aufdruck „I love my Prophet“ erzeugten ein spezifisch islamisches Ambiente. Dem Beobachter ergab sich so ein eindrückliches Bild der vielfältigen Lebenswelten junger Zweitgenerationsmuslime in der Schweiz. Hinter dieser Veranstaltung steht der erst vor kurzem gegründete Verein „Ummah“, der sich zum Ziel gesetzt hat, jungen Musliminnen und Muslimen in der Region Zürich eine Plattform für Kontakte und gegenseitigen Austausch zu bieten und ein „Netzwerk zur Bewältigung alltäglicher Probleme zu schaffen“. „Wir wollen, dass die islamische Jugend ein Gesicht und eine Stimme bekommt“, erklärte Younes Saâdi, Vorstandsmitglied von „Ummah“ und Hauptorganisator des „Ummah-­‐Days“ gegenüber der NZZ. Sie seien in der Schweiz aufgewachsen und betrachteten dieses Land als ihre Heimat. „Wir wollen einen Beitrag leisten zu dieser Gesellschaft“, erklärte Saadi weiter. Dieser erste Grossanlass sei der Auftakt zu einem derartigen Engagement. Vieles am ersten „Ummah-­‐Day“ in der Dietiker Stadthalle erinnerte unverkennbar an Zeltmissionen und andere Veranstaltungen evangelikaler Gruppierungen. Hier wie dort geht es zur Hauptsache darum, Glaubensinhalte auf zeitgemässe und jugendgerechte Art und Weise zu vermitteln und Jugendliche zu einem gläubigen Leben hinzuführen. Genau dies versuchten in Dietikon der islamische Prediger Ferid Heider, die beiden Rapper Sayfoudin 114 und Ammar114 sowie eine Streetworkerin namens Saloua Mohamed. Heider, der mit 28 Jahren als jüngster Imam Berlins in Neukölln und Wedding wirkt, legte eindrücklich dar, wie er von einem unsteten Leben am Rande der Kriminalität durch den Islam und seine klaren Regeln zu innerer Stabilität und Lebenssinn gefunden hatte. In seinen sehr persönlich vorgetragenen Ausführungen kam klar zum Ausdruck, dass Heider der konservativen islamischen Strömung zuzurechnen ist, welche sich strikt an einem idealisierten Islam der Zeit des Propheten Mohammed orientiert. Die „beste Generation der Menschheit“ habe der Prophet damals ausgebildet, erklärte Heider. Die gewaltige Kluft, welche die Lebensumstände der Menschen im 21. Jahrhundert von derjenigen der damaligen Bewohner der arabischen Halbinsel trennt, scheint in dieser Optik keine Rolle zu spielen. Die vollkommen fraglose Orientierung an einem so verstandenen Islam kam auch in seinem mit verzückter Stimme vorgetragenen Bericht über die eigene Pilgerfahrt nach Mekka zum Ausdruck „Du wirst regelrecht geblendet vom Licht des Propheten... es ist ein unglaubliches Gefühl!“ Gleichzeitig unternahm Heider immer wieder den Spagat zu einem zeitgemässen Lebensstil. In seiner auf Deutsch gehaltenen Predigt, versuchte er seinem jugendlichen Publikum zu vermitteln, dass Mohammed ein „moderner“ Prophet sei und dass die Moschee ein Ort, wo sich ein junger Mensch „wohl fühlen“ könne, wenn er „zu Hause Zoff und mit den Eltern Stress“ habe. „Wir brauchen Moscheen, die lebendig sind, liebe Geschwister“, sagte Heider, „Moscheen, in denen auch Jugendliche verkehren.“ Kritik am Umgang mit Muslimen Neben diesem klar auf ein junges Publikum zugeschnittenen Programmteilen traten an der Veranstaltung auch mehrere bekannte Referenten auf. Zu ihnen gehörten unter anderen Taner Hatipoglu, Präsident der Vereinigung islamischer Organisationen Zürich (VIOZ) und der grüne Nationalrat Daniel Vischer. Der eigentliche Star des „Ummah-­‐Days“ war aber ohne Zweifel Tarik Ramadan: Der aus Genf stammende Islamwissenschafter, der als Redner und Autor in der islamischen Diaspora Kultstatus geniesst, trat zum Abschluss der Veranstaltung auf die Bühne. Alle Referenten kritisierten – in unterschiedlicher Art und Weise – die SVP, den Umgang der offiziellen Schweiz mit ihrer muslimischen Minderheit und auch die Medien, die voreingenommen über den Islam berichteten. Weiter stellten sie die Forderung auf, Muslime müssten in der Schweizer Gesellschaft mehr Präsenz markieren, sich engagieren und selbstbewusster auftreten. Erstaunlicherweise setzte Ramadan dazu einen Kontrapunkt: Er bat die Anwesenden, nicht nur mit ihrer eigenen Religion, sondern auch mit derjenigen anderer Mitbürger „respektvoll“ umzugehen. Beat Stauffer Die perfekt organisierte Veranstaltung war ohne Zweifel ein wichtiges Ereignis für die jüngeren Musliminnen und Muslime des Kantons Zürich. Ihr Anliegen, gegenüber der Schweizer Mehrheitsgesellschaft offener zu kommunizieren, verdient volle Unterstützung. Zwei Punkte haben dennoch irritiert. Der eine betrifft den Umgang mit den Medien. Fotografen und Filmschaffende von einem derartigen Grossanlass auszuschliessen, ist mit Sicherheit keine gute Strategie, ebenso wenig die Weigerung, Medienschaffenden im Vorfeld den ungefähres Ablauf der Tagung zu kommunizieren. Der zweite Punkt betrifft die Auswahl der Redner. Die Mehrheit der Referenten vertraten konservative bis reaktionäre Positionen. Die Organisatoren müssen damit rechnen, dass Medien das Profil einzelner dieser Redner genauer unter die Lupe nehmen werden. Falls sich herausstellt, dass der in Berlin tätige Prediger Ferid Heider ideologisch dem umstrittenen Imam Pierre Vogel (http://www.ezpmuslimportal.de/ ) tatsächlich nahe steht, könnte sich dies für die „Ummah“ negativ auswirken (stf). http://www.u-­day.ch/ http://www.ummah.ch/ 
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