1 Wolfgang Heinemann GFO-Stabsstelle Christlice Indentität [email protected] Ethische Fallbesprechung – ein Beitrag zur mitarbeiterfreundlichen Intensivstation 1. Ein sympathischer Titel Ethik als „Beitrag zur mitarbeiterfreundlichen Intensivstation“ – das ist nicht ganz selbstverständlich: Es ist eine verbreitete Ansicht, dass Medizinethik in erster Linie dem anständigen Umgang mit Patientinnen und Patienten dienen soll. Vielleicht auch noch dem Profil einer Einrichtung im Wettbewerb mit anderen Anbietern. Aber als Hilfe für Mitarbeitende? Manchmal scheint es sogar, dass manche Mitarbeitende mit dem Wort „Ethik“ mehr eine Belastung als eine Entlastung verbinden: Zu den ökonomischen Zwängen, der Personal- und Ressourcenknappheit und der Leistungsverdichtung kommt nun auch noch ein moralischer und ideologischer Druck: Nicht nur möglichst effizient, fehlerfrei, kostensparend arbeiten, sondern das Ganze bitteschön hoch anständig und ethisch einwandfrei. Ethik, das klingt dann hohen Ansprüchen in einer ohnehin angespannten Situation und einem permanent schlechtem Gewissen: Du sollst, du darfst nicht, du musst. Das macht keinen Spaß! Mich freut, dass die Veranstalter des heutigen Tages mit dem Titel offenbar einen anderen Akzent setzen: „Ethische Fallbesprechung als Beitrag zur mitarbeiterfreundlichen Intensivstation“, das ist ein interessantes Programm. • • • • Es geht um eine Ethik, die dem Leben und Wirken der Mitarbeitenden dient. Eine Ethik, die vielleicht eine Art beruflicher „Lebenshilfe“ oder „Lebenskunst“ ist und dazu beiträgt, dass das Berufsleben für den einzelnen und auch miteinander glückt. Eine Ethik, die in den alltäglichen Paradoxien und Konflikten einer Intensivstation wirkliche Entlastung bietet. Eine Ethik, die sich den schwierigen Bedingungen des Arbeitsalltags stellt und hilft, konstruktiv und lösungsorientiert mit Konflikten umzugehen und damit auch die Zusammenarbeit im Team fördert. „Ethische Fallbesprechung“ scheint mit hier ein Instrument, das geeignet ist, bei Wahrnehmungs- und Wertekonflikten für sich selbst eine Klärung herbeizuführen, Verständigung im Behandlungsteam zu fördern, Ohnmächtigkeiten zu teilen, Handlungsspielräume zu entdecken, erträgliche Lösungen zu finden und Zufriedenheit zu fördern. Wertekonflikte haben häufig mehrere Ebenen. Es lassen sich drei Dimensionen unterscheiden: 2 • • • persönliche Wertekonflikte, wenn ich in einer komplizierten Situation mich in einer Zwickmühle befinde: Was immer ich tue, ich verstoße gegen Werte, die ich grundsätzlich anerkenne interpersonelle Wertekonflikte: Das, was ich für ein gutes Handeln betrachte, wird von anderen anders gesehen. Andere sehen die Situation anders und setzen andere Prioritäten. Wertekonflikte zwischen Personen und Institutionen: Das, was ich oder was wir für gut halten, steht in Spannung zu Vorgaben, die vom Träger, von Fachverbänden, vom Gesetzgeber, vom Geldgeber usw. gesetzt sind. 2. EF als Ort der Klärung persönlicher Wertekonflikte Zur Veranschaulichung dieser ersten Konfliktebene folgendes Beispiel: Da ist Frau Z. auf Bettplatz 4, 90 Jahre alt, bis vor kurzem erstaunlich gesund. Allerdings hat sie seit einem halben Jahr zunehmend Probleme mit der Kontrolle ihres Stuhlgangs. Die Diagnose der niedergelassenen Fachärzte: Darm-Atonie und Sphinkter-Insuffizienz, aufgrund des Alters der Patientin, inoperabel: „Sie müssen zukünftig mit ihrer Stuhlkontinenz leben!“ Für Frau Z. ein „Todesurteil“. Jetzt liegt sie seit zwei Tagen auf der Intensivstation, intubiert, mit Katecholaminen unterstützt, ohne Bewusstsein: Verdacht auf Tablettenintoxikation in suizidaler Absicht. Von besorgten Nachbarn gefunden, vom gerufenen Notarzt vorgestern eingeliefert, jetzt der intensivmedizinischen Routine ausgeliefert. Von Anfang an sind die Mitarbeitenden, vor allem in der Pflege, unruhig und skeptisch. Inzwischen werden die Zweifel lauter und finden erste Worte: • Ist es richtig, was wir hier tun. Dürfen wir diese Frau so behandeln? Müssen wir nicht den Willen der Patientin respektieren und die Behandlung sofort abbrechen? • Unter der Patientenverfügung stand doch handschriftlich mit Datum vom vorgestrigen Tag: „Ich kann nicht mehr!“ Für wen oder gegen wen tun wir denn das jetzt alles? • Und was soll dabei herauskommen? Eine Patientin mit hypoxischen Hirntrauma? Oder vielleicht noch schlimmer: Eine wache Patientin, die uns massive Vorwürfe macht, weil wir sie zu einem Leben zwingen, das sie nicht mehr leben will, nicht mehr leben kann? Aber es gibt auch andere Stimmen, die Mitarbeitende in sich und untereinander verspüren: • Würden wir bei einer 19 Jährigen genauso denken wie bei dieser 90 Jährigen? Warum ist das so, dass wir für den Suizidversuch eines hochbetagten Menschen mehr Verständnis haben als für den eines Teenagers? • Und was ist, wenn wir diese alte Frau einmal anders sehen: in ihrem Schock über die Diagnose, in ihrer Scham vor ihren eigenen Exkrementen, in ihrer krankheitsbedingten sozialen Isolation, im Fehlen von sichtbaren Perspektiven, wie sie noch weiter in Würde leben kann - aber grundsätzlich mit einer Sehnsucht nach Leben • Ist es auch denkbar, dass sie in einer Kurzschlussreaktion gehandelt hat? Dass sie Opfer einer massiven depressiven Attacke geworden ist. 3 • • Sind wir nicht auch zur Fürsorge verpflichtet, müssen sie vielleicht vor sich selbst und ihrer Depression schützen? Handeln wir vorschnell, wenn wir sie jetzt „aufgeben“ und großzügig erlauben: „Mit 90 wird man ja auch mal sterben dürfen.“ De Aufgabe der Ethik ist es nicht, auf solche Fragen kluge Antworten geben, sondern in erster Linie einen Raum der Nachdenklichkeit zu schaffen, in dem solche Fragen zur Sprache kommen dürfen. Ethische Fallbesprechungen können dann dazu ermutigen, die leisen Zweifel, aufkeimenden Unsicherheiten und latente Widersprüchlichkeiten zur Sprache zu bringen. Sie ermöglichen es, die komplexen und paradoxen Situationen, die uns das Arbeiten auf einer Intensivstation zumutet, in einem geordneten und strukturierten Rahmen ins Gespräch zu bringen. Ein Rahmen, der die eigenen Gefühle, Gedanken und Fragen zulässt und es ermöglicht, andere Sichtweisen zu hören und gemeinsam danach zu suchen, was gut ist zu tun. 3. EF als Ort der Klärung interpersoneller Wertekonflikte Solche dramatischen Behandlungssituationen wie bei der alten Patientin nach Suizidversuch führen nicht nur zu persönlichen Zweifeln und Gewissenskonflikten, sondern auch zu gravierenden zwischenmenschlichen Meinungsverschiedenheiten. Da gibt es z.B. die Freundin und Bevollmächtigte von Frau Z., die seit zwei Tagen vehement den sofortigen Abbruch der Behandlung fordert. Sie befindet sich selbst in einem verrückten Konflikt: Einerseits will sie ihre Freundin nicht verlieren und denkt sie aufgrund ihrer religiösen Haltung, dass Menschen nicht das Recht haben, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Andererseits fühlt sie sich aber als Anwältin ihrer Freundin verpflichtet, für die sofortige Therapieeinstellung eintreten zu müssen. Sie kämpft – gegen ihre eigenen Interessen – für die mutmaßlichen Interessen ihrer Freundin. Bei vielen Pflegenden findet sie wachsende Unterstützung. Diese sehen Frau Z. am Ende ihres Lebens und würden gerne ihrem Wunsch nach einem baldigen und würdevollen Tod entsprechen. Einigen anästhesistischen Ärzten geht das viel zu schnell: 48 Stunden nach dem Suizidversuch, ohne exakte pharmakologische Kenntnis, welche Mittel Frau Z. genommen hat, ohne sichere hirnorganische Diagnostik, bei einem insgesamt guten Allgemeinzustand, ohne Wissen, ob der Befund, der offenbar zum Suizid geführt hat, tatsächlich inoperabel oder inakzeptabel ist. Sie sträuben sie sich gegen den geforderten Behandlungsabbruch, wollen Zeit und Klarheit gewinnen. Die Freundin und die Pflegenden schütteln nur den Kopf. Der Konflikt eskaliert. Eine Krankenschwester sagt resigniert: „Es ist doch immer das Gleiche. Die Anästhesisten interessieren sich nur für die Leberwerte, aber die Lebenswerte haben die gar nicht mehr im Blick! In meinen Augen ist die Frau sterbend!“ 4 Ein Chefarzt der Anästhesie wird ungehalten; „Was Sie da wollen, das ist aktive Sterbehilfe! Solange ich hier das Sagen habe, läuft das in meiner Abteilung nicht!“ Der internistische Oberarzt schaltet sich ein: „Und woher wissen Sie, Herr Kollege, dass das, was wir hier tun, nicht Körperverletzung ist. Wir handeln hier ohne Auftrag, ohne Einwilligung der Patientin!“ Das Drama des gescheiterten Suizidversuchs wird zu einem interprofessionellen Drama. Wenn man es einmal nüchtern betrachtet, ist es kein Wunder, dass die Wahrnehmung und Beurteilung solcher komplexen und paradoxen Situationen uneinheitlich ist. Das liegt in der Natur des gemeinsamen Arbeitens: Jede Person und jede Profession hat ihre eigene Wahrnehmung und eigene Logik: Die Verschiedenheit der Ausbildung und des professionelles Selbstverständnis, unterschiedliche Entscheidungs- und Verantwortungskompetenz, individuelle persönliche Einstellung zu Leben und Tod, zu Machbarkeit und Gelassenheit, Alter, Lebens- und Berufserfahrung, Geschlecht, Biografie – das alles sind Diversitäten, welche die Wahrnehmung und Beurteilung einer komplexen Situation beeinflussen. Allerdings sind nicht die Verschiedenheiten das Problem, sondern die fehlende Möglichkeit, ihnen angemessen Raum zu geben. Diversitäten sind eine Chance! Die unterschiedlichen Sichtweisen sind der Nährboden für gute und ausgewogene Entscheidungen. Wir können es uns in komplexen Situationen gar nicht leisten, Entscheidungen zu treffen, die unterhalb des emotionalen und kognitiven Niveaus der Menschen liegen, die an dieser Entscheidung beteiligt oder von ihr betroffen sind. Was wir in solchen Situationen brauchen, das sind keine einsamen Entscheider, die heroisch ein unlösbares Dilemma ertragen. Und erst recht nicht eskalierte Konflikte, in denen jeder verbissen die Faust in der Tasche ballt, sondern eine offene, faire, hierarchieflache Kommunikation, die auch Unsicherheiten und Meinungsverschiedenheiten zulässt. Dazu bedarf es in dem hierarchielastigen Krankenhaussystem eine neutrale Moderation. Sie kann ordnen und bündeln, Grenzen setzen und Schwächere schützen, strukturieren und den Zeitrahmen von 45 – 60 Minuten wahren. Sie kann dafür sorgen, dass die Antragsteller gehört werden, der Sachverhalt aus den unterschiedlichen Perspektiven vorgetragen wird, gemeinsam Handlungsmöglichkeiten entwickelt und anhand ethische Kriterien geprüft werden und schließlich eine Option empfohlen wird, auf die man sich verständigen konnte Dabei wird man nicht mit kein perfekten Ergebnissen rechne sollen – ethische Fragen sind nicht trivial. Auch ein vollkommener Konsens ist häufig einer Überforderung – es kann ja auch schon eine Hilfe sein, wenn man Dissens klären kann. Gut wäre es, eine erträgliche, von möglichst allen mitgetragene Option zu finden. Die Mitarbeiterfreundlichkeit der Ethischen Fallbesprechung besteht dann darin, dass einzelne sich Gehör für ihre Gefühle und Bedenken schaffen könne, sich verstanden fühlen, andere verstehen. Die Fallbesprechung übt multiperspektivisches, komplementäres Denken ein, welches meinen Standpunkt und den des anderen sehen und respektieren kann. Vor allem aber kann Handlungsfähigkeit wiederhergestellt werden. 5 4. EF als Ort der Klärung von Wertekonflikten zwischen Individuen und ihren institutionellen Kontexten Ethische Konflikte entstehen nicht nur auf der persönlichen oder zwischenmenschlichen Ebene, sondern berühren auch den institutionellen Kontext: Dazu zählen z.B. die Rahmenbedingungen, die ein Träger setzt oder die ihm gesetzt sind; der Kontext der Betriebs- und Volkswirtschaft, der Gesetzgebung und Rechtssprechung sowie die Wertpositionen in der gesellschaftspolitischen Diskussion. Dieser Kontext ist vorgegeben und auf der Mikroebene nicht zu verändern. Er prägt Entscheidungen, wir müssen uns „Sachzwängen“ beugen, auch wenn wir gerne anders wollten. Hier können Ethische Fallbesprechungen nur bedingt helfen: Sie können den Konflikt zwischen individueller und institutioneller Logik aufzeigen, die Sinnhaftigkeit von Standards am Einzelfall prüfen, sich für die Rückkehr des Individuums in die Institution einsetzen und Sorge tragen, dass – biblisch gesprochen – das Gesetz für den Menschen da ist und der Mensch nicht für das Gesetz Es geht darum, innerhalb oder manchmal auch knapp über den Grenzen den vorgegeben Rahmen kreativ nach Handlungsspielräumen zu suchen. Vielleicht wird dies am Beispiel einer Ethikberatung in einer Intensivstation eines Großstadtkrankenhauses deutlich: Zufällig geht es wieder um eine Patientin nach Suizidversuch, mit 48 Jahren deutlich jünger. Aufgrund einer langen Hypoxie befindet sie sich in einem – da sind sich die Beteiligten ziemlich sicher - dauerhaften appallischen Zustand. Die Krankenhausbehandlung ist zum Abschluss gekommen, jetzt steht die Entscheidung an, ob eine dauerhafte Ernährungstherapie begonnen werden soll. Angehörige, Ärzte und Pflegende waren sich nach einer ethischen Fallbesprechung sicher und einig, dass der Beginn einer dauerhaften künstlichen Ernährung dem Willen der Patientin widerspricht und dass eine Remission höchst unwahrscheinlich ist. Die Entscheidung, keine Ernährungstherapie zu beginnen, wurde entsprechend in der Patientenakte dokumentiert. Wenige Tage später verstarb die Patientin. Die behandelnde Ärztin kreuzte im Totenschein das Feld „unnatürliche Todesursache“ an, worauf sich ordnungsgemäß die Staatsanwaltschaft einschaltete. Der Beamte las in der Patientendokumentation, dass es eine ethische Fallbesprechung gegeben hatte, mit dem Ergebnis, keine Ernährungstherapie zu beginnen. Er ließ sich das Protokoll geben und las auch dieses nachdenklich. Dann gab er die Akte der Ärztin zurück mit den Worten: „So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich habe den Eindruck, dass Sie sehr sorgfältig ihre Entscheidung entwickelt haben. Für mich ist der Fall abgeschlossen.“ 5. Von der Notwendigkeit des Atmens Der Wert, den eine ethische Fallbesprechung für die Mitarbeitenden einer Intensivstation besitzt, lässt sich gut auch in einer narrativen Form zusammenfassen mit einer Geschichte aus einem Kinderbuch schließen: Es geht um ein kleines 6 Mädchen mit dem Namen Momo, das alleine am Rande einer Stadt auftaucht und die Menschen in ihrer Umgebung zum Nachdenken bringt. Und es geht um einen Freund von Momo, einen alten Mann: Beppo Straßenkehrer, der eine ganz besondere Art mitarbeiterfreundlichen „Berufsethik“ praktiziert: Beppo Straßenkehrer fuhr jeden Morgen lange vor Tagesanbruch mit seinem alten quietschenden Fahrrad in die Stadt zu einem großen Gebäude. Dort wartet er in einem Hof zusammen mit seinen Kollegen, bis man ihm einen Besen und einen Karren gab und ihm eine bestimmte Straße zuwies, die er kehren sollte. Beppo liebte diese Stunden vor Tagesanbruch, wenn die Stadt noch schlief. Und er tat seine Arbeit gern und gründlich. Er wusste, es war eine sehr notwendige Arbeit. Wenn er so die Straße kehrt, tat er es langsam und stetig: Bei jedem Schritt ein Atemzug und bei jedem Atemzug ein Besenstrich. Schritt – Atemzug – Besenstrich. Schritt – Atemzug – Besenstrich. Dazwischen blieb er manchmal ein Weilchen stehen und blickte nachdenklich vor sich hin. Und dann ging er wieder weiter – Schritt – Atemzug – Besenstrich. Während er sich so dahinbewegte, vor sich die schmutzige Straße und hinter sich die saubere, kamen ihm oft große Gedanken, die sich so schwer mitteilen ließen wie ein bestimmter Duft, an den man sich nur gerade eben noch erinnert, oder wie eine Farbe, von der man geträumt hat. Nach der Arbeit, wenn er bei Momo saß, erklärte er ihr seine großen Gedanken. Und da sie auf ihre besondere Weise zuhörte, löste sich seine Zunge, und er fand die richtigen Worte. Schritt – Atemzug – Besenstrich. Manchmal kann man den Eindruck gewinnen, dass in unserem Alltag immer schnellere Schritte und immer intensivere Besenstriche verlangt. Werden. Darüber kann man leicht aus der Puste kommen, atemlos werden. Das scheint mir nicht mitarbeiterfreundlich. Ethik hat die Aufgabe, an das Atmen zu erinnern. Atmen heißt im Lateinischen „Spirare“, und insofern hat Ethik ein zutiefst spirituelles Anliegen: Das Atmen verbindet uns selbst in einem regelmäßigen Rhythmus mit der Außenwelt: das Äußere wird ein Teil von uns – und wir werden ein Teil des Äußeren. Ethik schafft – im wörtlichen und im übertragenen Sinn- solche Unterbrechungen und Atempausen: Vielleicht nicht bei jedem Schritt, aber möglicherweise immer einmal wieder zwischendurch – und erst recht vor oder nach schwierigen Entscheidungen. Und daher zum Ende mein Appell an Sie: In vielen Krankenhäusern und Kliniken der Region ist das Instrument der ethischen Fallbesprechung eingeführt. Aber, wenn ich das richtig sehe, wird es im Alltag fast gar nicht genutzt. Mal fehlt die Idee, mal die Zeit, mal der Mut. Hier sind Sie gefragt: Erlauben Sie sich Ihre Fragen und Unsicherheiten! Regen Sie Fallbesprechungen bei Ihrem Ethik-Komitee an, nutzen Sie den moderierten und strukturierten Rahmen: um durchzuatmen, sich kreativ und konstruktiv einzubringen, um Entscheidungen mit zu gestalten und um die Freude am gemeinsamen Arbeiten zu bewahren.