ERGÄNZUNG CAMPUSANLAGE ERWEITERUNG UND OPTIMIERUNG BERUFSSCHULE AARAU 2 Erweiterung und Optimierung Berufsschule Aarau Städtebauliche Idee des Entwurfs Der Schulhausneubau ergänzt die bestehende Campusanlage massstäblich und definiert einen neuen Schulhof. Die Erweiterung ist räumlich gegenüber dem bestehenden Hauptgebäude an die Tellistrasse vorgeschoben. Damit vermittelt sie einerseits stadträumlich zur Nachbarschaft entlang der Tellistrasse, andererseits wird mit dieser Massnahme die Eigenständigkeit des Volumens betont. Die grossen Schaufenster weisen den Bau deutlich als öffentliches Gebäude aus. Der Neubau wurde als Solitär mit einem quadratischen Grundriss entworfen. Die Aussenmasse entsprechen dem bestehenden Nebengebäude. Ein grosszügiges Pausendach, welches in Form eines schwebenden Segels realisiert worden ist, verbindet als organisches Element die rechteckigen Baukörper des Hauptgebäudes, des Erweiterungsbaus und des Nebengebäudes. Architektonisch gestalterische Idee des Entwurfs Eine grosse Herausforderung im Entwurfsprozess war die Frage nach der architektonischen Sprache für die äussere Gestalt des neuen Gebäudes. Es musste eine Antwort zu den bestehenden Bauten der 1960er-Jahre gefunden werden. Der neue Erweiterungsbau interpretiert die Idee einer Konstruktion aus standardisierten Teilen, welche am Hauptbau erkennbar ist, auf eine zeitgenössische Weise. Für die Fassadenverkleidung des neuen Traktes wurde eine Konstruktion aus grossen vorgefertigten Stahlelementen, die mit Eisenglimmerfarbe gestrichen worden sind, gewählt. Damit strahlt die Gebäudehülle eine selbstbewusste Materialpräsenz aus und vermag trotz des erheblich kleineren Volumens gegenüber dem Hauptbau zu bestehen. Der Gebäudegrundriss wurde aus dem Bestand heraus entwickelt. Die optimale funktionale Organisation der einzelnen Elemente des Raumprogramms konnte mit der inneren Struktur des nördlichen Kopfes abgestimmt werden ohne dabei die Lesbarkeit der beiden Gebäudevolumen zu verunklären. Die beiden wesentlichen Elemente des Neubaus Im Neubau gruppieren sich die Schulzimmer um einen zentralen Erschliessungskern. Er ist der Mittelpunkt des Gebäudes und zelebriert mit der grosszügig geschwungenen Wendeltreppe die Lebendigkeit des Schulbetriebs. Die beiden Hallen des Erd- und des Obergeschosses werden von Süden über die Öffnungen in der Fassade und von oben über das grosse Oblicht belichtet. Die Räume erscheinen dadurch einerseits einladend und andererseits introvertiert. Zwei weitere Attraktionen im Erschliessungskern sind die Fischvitrine im Erdgeschoss und die Ausstellungsvitrine für die Bäcker und Konditoren/Confisseure im Obergeschoss. Die Fischvitrine dient zur Schulung der auszubildenden Köche und Köchinnen. Die wertvollen Fischpräparate lagerten bislang im Archiv als verborgener Schatz. Jetzt sind sie, ins blaugrüne Licht der Unterwasserwelt getaucht, als Schmuck in der Halle tagtäglich präsent. Die Schulzimmer sind von den grossformatigen Fenstern geprägt. Diese gewähren interessante Ein- und Ausblicke und versorgen die Schulzimmer mit viel Tageslicht. Sie sind aus Gründen des Schallschutzes und des Energieverbrauchs mit öffnungslosen Dreifach-Verglasungen ausgerüstet. Die Schulzimmer weisen eine Grundfläche von je 100m2 auf und entsprechen so den speziellen, nutzungsbedingten Anforderungen der Lebensmittelberufe. Ein Schulzimmer ist immer auch Demooder Schulküche, Bäckerei oder Konditorei. - Fassade neuer Erweiterungsbau - Treppenhaus Erweiterungsbau mit Fischvitrine - Schulzimmer Erweiterungsbau 3 Materialisierung und Ausstattung Im Neubau wurden wie im Hauptgebäude ausschliesslich hochwertige, langlebige Materialien verwendet, welche den hohen Anforderungen des Schulalltags entsprechen. Der hervorragende Zustand des bald 50- jährigen Hauptgebäudes war Vorbild und Ansporn. So waren neben den architektonisch gestalterischen Gründen auch Überlegungen zu möglichem Vandalismus für die Wahl der Stahlfassade massgeblich. Die grossformatigen Stahlplatten werden in diesen Dimensionen üblicherweise für den Schiffsbau verwendet, wo Langlebigkeit und Formstabilität wichtige Qualitätsfaktoren sind. Die Materialisierung im Gebäudeinnern richtet sich nicht nur nach ästhetischen sondern auch nach hygienischen Massstäben. Sauberkeit hat in den Lebensmittelberufen oberste Priorität und so müssen die inneren Oberflächen leicht zu reinigen sein. Weiss gespritztes Metall an den Decken und im Bereich der Fenstersimse und Leibungen und der hochglanzpolierte Edelstahl der Gastrogeräte versinnbildlichen diesen Anspruch. Der dunkle Epoximörtelbodenbelag in allen Zimmern und im Erschliessungskern gibt den Räumen Halt und Erdung. Er ist einfach zu reinigen und wird auch durch den Gebrauch von Öl und Wasser nicht glitschig. In den Hallen im Erd- und im Obergeschoss tritt der tragende Beton, welcher das Skelett des Gebäudes bildet, in Erscheinung. Die Wände und Decken wurden mit Recyclingbeton hergestellt. An den Wänden wird die unterschiedliche Materialbeschaffenheit, welche eine Eigenschaft des Recyclingbetons ist, in unterschiedlichen Farbschattierungen jeder Betonieretappe sichtbar. Der Beton wurde nach dem Ausschalen von Hand gestockt und erhielt so eine samtene, edel wirkende Oberfläche. Gebäudetechnik und Nachhaltigkeit Das neue Schulhaus ist nicht nur ein Haus, sondern auch eine Maschine. Die grosse Zahl von Kochherden, Backöfen, Steamern und Kühlanlagen erforderte in einem ersten Schritt eine leistungsfähigere Trafostation. Die erforderliche Energie wird aber nicht einfach nur verbraucht, sondern dank eines ausgeklügelten Systems rückgeführt, wiederaufbereitet und für einen anderen Zweck wieder eingesetzt. So wird beispielsweise mit der Abwärme der Kälteanlagen die Warmwasseraufbereitung gespiesen sowie mit der Abwärme der Luft aus den Backstuben und den Schulzimmern die kalte Frischluft in den Wintermonaten vorgewärmt. Für die verschiedenen Gastrogeräte wird Wasser je nach Verwendungszweck auf verschiede Weise aufbereitet, da nicht alle Geräte den gleichen Wasserhärtegrad benötigen. Die verschiedenen technischen Anlagen liegen alle im Untergeschoss des Neubaus und beanspruchen etwa die gleiche Fläche wie die Tiefgarage für die 35 Parkplätze. Die Verteilung der verschiedenen Medien (z. B. Wasser) in die Schulzimmer erfolgt über ein weitverzweigtes Leitungsnetz, welches sich in den abgehängten Decken der Schulzimmer und in speziellen Steigzonen befindet. Alle diese Elemente sind jederzeit zugänglich und so lassen sich Revisions- und Anpassungsarbeiten mit geringem Aufwand realisieren. Der Erweiterungsbau entspricht den MINERGIE-ECO©-Anforderungen für Neubauten und wurde unter der Registraturnummer AG-007 zertifiziert. ECO fokussiert auf die Themenbereiche Gesundheit und Bauökologie. Es ist das Ziel, die Nachhaltigkeit zum Zwecke des Wohlbefindens der Nutzer und der Umwelt umzusetzen. - Demoküche Erweiterungsbau - Freeflowbereich Mensa Sanierung des Nebengebäudes Das Nebengebäude wurde gemäss MINERGIE©-Sanierungs-Standard erstellt. Dabei wurde das Fassadenbild auf der Nord- und Südseite beibehalten und die Fenster wurden gemäss dem heutigen Stand der Technik ersetzt. Die beiden Stirnfassaden erhalten in Anlehnung an den Erweiterungsbau ebenfalls eine Stahlverkleidung. Im Gebäudeinnern beschränken sich die strukturellen Massnahmen auf den Abbruch der tiefliegenden Korridordecke im Obergeschoss. Eine Holzelementdecke ist auf dem Niveau der Schulzimmerdecken erstellt worden. So ist eine grosszügige Halle, welche für Ausstellungen der Gestalterberufe dienen kann, entstanden. Das Gebäude ist zudem mit einer mechanischen Lüftungsanlage ausgerüstet worden. 4 Erweiterung und Optimierung Berufsschule Aarau Organisation Bauherrschaft Einwohnergemeinde der Stadt Aarau vertreten durch das Stadtbauamt und die Berufsschule Aarau bsa Generalplanerteam Felber Widmer Schweizer Architektur und Bauleitung Felber Widmer Schweizer Architekten SIA AG, dipl. Architekten SIA BSA SWB, Aarau Bauingenieur Mund Ganz und Partner AG, Ingenieure und Planer, Aarau Elektroplaner Hefti, Hess, Martignoni, Elektro Engeneering USIC AG, Aarau HLKS-Planer Hans Abicht AG, Aarau Ingenieure für Gebäudetechnik USIC SIA Fassadenplaner Mebatech AG, Baden Lanschaftsarchitekt Naef Lanschaftsarchitekten GmbH, Brugg Gastroplaner Planbar AG, Zürich Termine Wettbewerb Baubewilligung Bewilligung Baukredit Baubeginn Eröffnung Oktober 2008 August 2010 September 2010 Januar 2011 November 2012 Anlagekosten Erweiterung BKP 1 BKP 2 BKP 3 BKP 4 BKP 5 BKP 9 Total (CHF) 576 000.– 12 779 000.– 1 628 000.– 871 000.– 281 000.– 93 000.– 16 228 000.– Anlagekosten Sanierung Nebengebäude BKP 1 124 000.– BKP 2 3 366 000.– BKP 3 28 000.– BKP 4 11 000.– BKP 5 143 000.– BKP 9 15 000.– Total (CHF) 3 687 000.– 4% 78 % 10 % 5% 2% 1% 100 % 3% 91.6 % 0.7 % 0.3 % 4% 0.4 % 100 % - Neuer Erweiterungsbau Fotos: Hannes Henz, Zürich Stadtbauamt Aarau . Hochbau Rathausgasse 1 . 5000 Aarau T 062 836 05 25 . E [email protected] © Stadt Aarau . Juni 2013 www.aarau.ch