70mm-Super-Sound "Samsara" ist ein audiovisuelles Ereignis - und der Soundtrack hat auch ohne Film Bestand von Marc Hairapetian Plakat "Samsara" - Foto: Marc Hairapetian für SPIRIT - EIN LÄCHELN IM STURM www.spirit-fanzine.de „"Samsara" (wörtliche Übersetzung aus dem Sanskrit "beständiges Wandern") ist nicht nur die Bezeichnung für den immerwährenden Zyklus des Seins, es ist auch der audiovisuell bestgemachte Film der letzten 20 Jahre. Ein nonverbales Ereignis, dass mit analogem 70mm-Super-PanavisionKameraequipment der 1960er Jahre aufgenommen und mittels digitaler Vorführtechnik in 2K beziehungsweise 4K auf die Kinoleinwände projiziert wird. Mark Magidson (Produktion und Musikauswahl) und Ron Fricke (Regie und Fotografie), die Macher dieser cineastischen Weltreise, führen dem Publikum die Schönheiten, aber auch die Hässlichkeit der Erde vor Augen. Inzwischen träumen gar von einem 8K-Screening. Die faszinierenden, gestochen scharfen zweidimensionalen Bilder suchen ihresgleichen und sind jedem heutigen 3-D-HollywoodFilm überlegen. 70mm-Super-Panavision sei Dank! In diesem Breitwand-Format wurden einst Meisterwerke wie "Lawrence of Arabia" (1962), "Lord Jim" (1965) oder "2001: A Space Odyssee" (1965-1968) gedreht. Diese drei Klassiker nennen auch Fricke und Magidson als ihre Lieblingsfilme. Genialen Filmemachern wie David Lean, Richard Brooks und Stanley Kubrick war immer die Auswahl der Filmmusik sehr wichtig. Und das ist bei den "Samsara"-Köpfen nicht anders. Das Klang-Bild "Samsara"-Produzent Mark Magidson, der auch von "Samsara" passt perfekt zu dieser Dokumentation der für die Musikauswahl verantwortlich war, und anderen Art, aber sie hat auch ohne den Film Bestand. Ähnlich Marc Hairapetian bei der "Samsara"-Premiere am wie der minimalistisch-mitreißende Soundtrack von Philip Glass zu "Koyannisqatsi" (1982), wo Fricke als Kameramann fungierte. 22. 8. 2012 im Adria-Kino in Berlin (Foto: SPIRIT Gleich drei Komponisten gewannen sie für den Score: Michael - EIN LÄCHELN IM STURM www.spiritStearns ist auch als Sound-Ingenieur bekannt. Stücke von ihm fanzine.de) wurden in den James-Cameron-Filmen "The Abyss" (1989), "Titanic" (1997) und "Avatar" (2009) verwendet. Lisa Gerrard hat sich als Schöpferin von Hintergrundmusik profiliert. Die Australierin wurde mit der Independent-Formation Dead Can Dance bekannt. Sie war kompositorisch und gesanglich (!) an Hans Zimmers Score zu "Gladiator" (2000) beteiligt. Mit dem Dritten im Bunde Marcello De Francisi hat sie schon zuvor mehrfach zusammengearbeitet - und deswegen auch alle "Samsara"-Stücke gemeinsam mit ihm ausgetüftelt, während Michael Stearns bis auf den zauberhaften Opener "Bali Girls", bei dem er mit Bonnie Jo Hunt und Ron Sunsiger indonesische Folklore adaptiert, und das Schlussstück "Thousand Hands" auf musikalischen Solopfaden wandelt. Er ist vor allem für die rhythmischeren Chorstücke wie "Katrina", dass den im Jahr 2005 New Orleans verwüstenden Sturm thematisiert, zuständig. Lisa Gerrard und Marcello De Francisi sind eher Spezialisten für melancholische, fast sakrale Tracks wie "Jerusalem" oder die weinende "Geisha", die kurz nach einem wilden, in Zeitlupe gezeigten Disco-Tanz der bis auf die Abzeichnung unter dem Slip 100 Prozent weiblich aussehenden "Cascade Bar"-Ladyboys in Bangkok zu sehen ist. Eine zweite furiose Sohle aufs Parket legen Inhaftierte einer philippinischen Strafanstalt. Anstatt der Original-Musik vom MC Hammer, deren Erwerb der Rechte zu teuer gewesen wäre, wählte Produzent und Musikkoordinator Magidson eine technoide Nummer aus. In Zusammenhang mit der in bester MichaelJackson-Manier dargebotenen Massenchoreographie der mit einem großen "P" auf ihren orangenen T-Shirts gekennzeichneten "prisoners" entsteht ein magischer Kinomoment. Drei Mal habe ich den Film auf großer Leinwand gesehen - in zwei Pressevorführungen in der Berliner Astor Filmlounge und bei der Premiere am 22. August 2012 im Steglitzer Adria-Kino in Anwesenheit von Mark Magidson und Ron Fricke, mit denen ich bereits zuvor lange Interviews führte und auch bei der anschließenden Feier zusammensass. Während Fricke eher scheu ist, merkt man meinem Vornamensvetter die Leidenschaft für Film und Musik bei jedem Satz, den er spricht, auch an: "Bei unserem 1992 entstandenem Vorgängerfilm ,Baracka' war es so, dass häufig zuerst die Musik da war und danach die Szenen gedreht und geschnitten wurden. Bei ,Samsara' gab es zuerst das Bildmaterial - und die Musik hatte sich nach ihr zu richten. Ausnahmen bildeten die Orgelklänge in der Kirche, bei der ein totes Kind im Sarg zu sehen ist. Bei dieser Musik fühlt man sich klein als Mensch im Angesicht des Universums. Wir verwendeten auch das Stück "Sayat Nova" des armenschen Duduk-Spielers Jivan Gasparyan. Bei dieser wehmütigen Musik hingegen hat wohl jeder Heimatgefühle, nicht nur die Armenier, die dieses wunderbare Holzblasinstrument erfunden haben." Samsara" ist ein Soundtrack der Meditation, des Innehaltens, aber auch eine Huldigung an das "Modern Life" (gleichnamiger Track von Gerrard/De Francisi), das Leben und die Leidenschaft! Marc Hairapetian am 23. November 2012 für SPIRIT EIN LÄCHELN IM STURM www.spirit-fanzine.de