FRANZ LISZT - musici : das Magazin

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Ernst Burger
F RAN Z LISZ T
Die Jahre in Rom und Tivoli
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1861– 1886
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Bestellnummer ED 20860
ISBN 978-3-7957-0715-6
© 2010 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz
www.schott-music.com
www.schott-buch.de
Alle Rechte vorbehalten
Nachdruck in jeder Form sowie die Wiedergabe durch Fernsehen,
Rundfunk, Film, Bild- und Tonträger oder Benutzung für Vorträge, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags.
Layout: Ernst Burger
Umschlag- und Einbandgestaltung: Hans Spörri
Druckformenherstellung: typossatz GmbH Berlin
Druck und Bindung: Memminger MedienCentrum AG
Coverabbildung Vorderseite: Franz Liszt. Ölgemälde, 1839,
von Henri Lehmann. Musée Carnavalet, Paris.
Coverabbildung Rückseite: Blick auf Rom von der Peterskirche
aus. Photographie, Ende 19. Jahrhundert, von Alinari. Sammlung
des Autors.
Frontispiz: Franz Liszt. Photographie, 1869, von Franz
Hanfstaengl. Sammlung des Autors.
Printed in Germany · BSS 53820
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Alfred Brendel als Dank für das stets erwiesene Wohlwollen –,
meinem Freund Gerhard Polt, der den Werdegang dieses Buches
von Anfang an miterlebte, dankbar für die in all den Jahren
gemeinsam verbrachte Zeit in Schliersee, München, Terracina und Rom.
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Franz Liszt. Ölgemälde, Florenz, 1839, von Adolf
v. Stürler. Kunstmuseum Bern.
Das im Stil der Renaissance-Maler gehaltene Porträt
zeigt Liszt im Jahr seiner ersten Rom-Reise.
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INHALT
7
Vorwort Alfred Brendel
104
Nadine Helbig
9
Vorwort des Autors
106
Einweihung der Sala Dante
12
Der erste Rom-Aufenthalt
112
Santa Francesca Romana
18
Liszts römische Konzerte
122
Geistliche und technische Studien
24
Römisches Szenario 1839
132
Liszt und Longfellow
26
Liszts römischer Alltag 1839
134
›Triangel‹ Rom – Weimar – Budapest
30
Daniel Liszt
136
Liszts religiöse Musik
32
Liszts Schumann-Begeisterung
138
Ein Liszt-Porträt von Layraud
36
Werke 1839
140
›Große Eindrücke‹
50
Übersiedlung nach Rom 1861
142
Villa d’Este
58
Via Babuino
150
Edvard Griegs Begegnungen mit Liszt
60
Via Felice·Via Sistina
172
Fürstin Wittgensteins ›Biographischer Käfig‹
64
Giovanni Sgambati
188
Hotel Alibert
68
Die Caetani
202
Liszts Spätwerk
70
Das Jahr 1862
208
Der letzte Rom-Aufenthalt
76
Madonna del Rosario
210
August Stradal über Liszt als Mensch
84
Klavierpartituren der Beethoven-Symphonien
212
Die letzte Reise
86
Besucher bei Liszt am Monte Mario
214
Liszts letzte Tage
92
Olga v. Meyendorff
217
Quellenverzeichnis
94
Eine Soirée mit Franz Liszt
220
Bildnachweis
96
Abbé Liszt
221
Personenregister
98
Liszt im Vatikan
227
Begleittexte Alfred Brendels zu seinen Einspielungen
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Rom, Kloster Santa Francesca Romana auf dem
Forum Romanum. Aquarell, 1. Hälfte 19. Jahrhundert,
von Georg v. Dillis. Staatliche Graphische Sammlung
München.
So sah es in der Nähe des Konstantin-Bogens (links
im Bild) aus, als Liszt 1839 das Forum zum ersten Mal
betrat. Von 1866 an bewohnte er sechs Jahre lang
die Räume des 1. Stockes von Santa Francesca
Romana (Gebäude in der Bildmitte).
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VORWORT
Dass der Mensch und der Künstler oft auf verschiedenen Ebenen angesiedelt sind, ja verschiedenen Sphären angehören, ist bei Musikern eher die
Regel. Vom Menschen auf das Werk zu schließen, oder umgekehrt im Kunstwerk den Menschen dingfest machen zu wollen, führt oft genug in die Irre.
Als Figur, die Musik und Leben fast untrennbar repräsentierte, ist Franz
Liszt eine Seltenheit. Die Ausstrahlung des Menschen scheint bei den Zeitgenossen kaum geringer gewesen zu sein als jene des unvergleichlichen
Pianisten. Wie sehr wünschten wir uns heute, dieses Klavierspiel, das selbst
musikalische Feinde entwaffnete, als einen Maßstab erlebt zu haben – und
darüber hinaus noch Anton Rubinstein und Sophie Menter zum Vergleich!
Den Übermenschen, der in der Lage wäre, Liszts zwölf Etudes d’exécution transcendante pianistisch und musikalisch gerecht zu werden, hat es
seither wohl nicht gegeben. Wozu wir heute besser imstande sind, ist, die
Flut von Liszts Werken zu überblicken und das Triviale vom Wesentlichen
zu unterscheiden. Auch für die kühne Kahlheit seiner späten Stücke sind
manchen von uns im 20. Jahrhundert die Ohren aufgegangen.
Liszts italienische Lebensjahre werden in diesem Buch so gründlich
wie noch nie ausgeleuchtet. Wiederum ist es Ernst Burger gelungen, eine
Persönlichkeit in ihrer Zeit und Umgebung dokumentarisch lebendig zu
machen. Das Sichtbarmachen bezieht sich auf die Auswahl und Anordnung des reichen Bildmaterials: Burgers Auge ist da ebenso aktiv wie sein
Ohr und sein Verstand. Viele Zeitzeugen werden zitiert. Charaktere, auch
bizarre wie jener der Fürstin, die Liszt beinahe geheiratet hat, stehen fast
leibhaftig vor uns. Gewaltige Mengen von Zigarren werden geraucht und
nicht wenig Cognac getrunken. Was durch allen Nebel durchscheint, ist
Liszts Güte.
Man darf für die Publikation dieses schönen Bandes dankbar sein.
London, 2010
Alfred Brendel
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Tivoli, Blick von der Villa d’Este. Aquarell, um 1830,
von Carl Rottmann. Staatliche Graphische Sammlung
München.
Liszt besuchte 1839 Tivoli zum ersten Mal. In den
letzten zwanzig Jahren seines Lebens bewohnte er
regelmäßig die Villa d’Este. Dieser Blick auf die
Campagna und die Sabinerberge bot sich ihm von
seiner Terrasse aus.
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VORWORT DES AUTORS
Vergegenwärtigt man sich die Stationen von Franz Liszts Leben und
trösten, blieb Liszt zunächst in Rom, mag dann aber Gefallen gefun-
Wirken, so denkt man vor allem an die Jahre, in denen er als gefeier-
den haben an der Schönheit der Stadt, dem milden Klima, dem
ter Pianist durch ganz Europa reiste, oder an seine Zeit als Kompo-
Umgang mit den zahlreich dort lebenden Künstlern, Gelehrten,
nist und Hofkapellmeister in Weimar, allenfalls noch an die Jugend-
Diplomaten und Klerikern. Bald stand er wieder im Mittelpunkt der
jahre in Paris oder seine gelegentlichen Aufenthalte in Budapest.
Gesellschaft, umschwärmt von Frauen und aristokratischen Familien
Weit weniger bekannt ist, dass Liszt die letzten 25 Jahre seines
wie den Caetani, Rospigliosi und Minghetti – Schmeicheleien, für die
Lebens überwiegend in Rom und Tivoli verbrachte; auch in der Liszt-
er durchaus empfänglich war. In Rom fand er auch die prächtigen
Literatur findet dies gewöhnlich nicht die gebührende Beachtung.
Salons vor, die er von Paris gewohnt war (oder sogar noch prächtige-
Liszt lebte von 1861 bis 1869 ohne Unterbrechung in Rom und von
re), und die es weder in Weimar noch in Budapest gab.
1869 an jeweils etwa ein Drittel des Jahres in Rom, Weimar und
Budapest.
Seine römischen Wohnungen sind spektakulär: Die Aussicht von
seinem Arbeitszimmer im Kloster Madonna del Rosario am Monte
In Rom und in der Villa d’Este in Tivoli entstanden fast alle seine
Mario wird in der Reiseliteratur des 19. Jahrhunderts oft als der
religiösen Werke und viele seiner neuartigen, teils auch verstörenden
schönste Blick auf Rom beschrieben, später ist es sein Appartement
späten Klavierstücke. In Rom empfing er die Niederen Weihen, wurde
im Vatikan neben den Loggien des Raffael, dann Santa Francesca
so zum Weltkleriker und schuf damit die uns heute vertraute Gestalt
Romana mitten auf dem Forum Romanum und schließlich die Villa
des Abbé Liszt. In Rom entfalteten sich seine fast sprichwörtlich ge-
d’Este in Tivoli.
wordene Güte und Nachsicht, sodass er z. B. seinem Duzfreund Joseph
Rom wurde mit zur bedeutendsten Wohnstätte seines Lebens
Joachim, der ihn jahrelang mit Antipathie verfolgte, der eine ›Erklä-
und auch seiner Illusionen. Der Kritiker Eduard Hanslick nannte
rung‹ gegen Liszt, Wagner und die ›Zukunftsmusik‹ unterzeichnete
Liszt die ›seiner Zeit [1870er Jahre] unstreitig bekannteste Persön-
und der als Direktor der Berliner Musikhochschule jedes Liszt’sche
lichkeit in ganz Europa, aus den Bildnissen wenigstens kannte jeder-
Werk verbot, später großmütig verzieh und den beschämt vor ihm Ste-
mann die hagere Figur im Abbékleid und breiträndigen Hut, den
henden – der anwesende Géza v. Zichy beschreibt die Szene – auf des-
scharf geschnittenen, von weißen Mähnen so charakteristisch einge-
sen Bitte: ›Vergib mir, Franz!‹ mit einem: ›Kein Wort mehr darüber‹
rahmten Jupiterkopf‹. Liszt galt fast als eine der Sehenswürdigkeiten
umarmte. Über Olga Janina, die ihn mit ihren Schlüsselromanen übel
Roms. Der Musikschriftsteller August Wilhelm Ambros behauptete
verleumdete, sagte er nachsichtig: ›Sie war nicht schlecht, nur etwas
in seinen 1872 veröffentlichten Bunten Blättern, ›es wäre für den
exaltiert.‹ Stets lobte und ermutigte er die Komponisten, die ihm ihre
Fremden ein Tadel gewesen, hätte man ihm nachsagen können, er sei
Werke vorlegten, und die Pianisten, die ihm in Rom vorspielten, und
in Rom gewesen und habe Liszt nicht gesehen.‹ Eine in Rom lebende
nur höchst selten ließ er sich zu ironischer Kritik hinreißen, wie (zu
Aristokratin sagte: ›Seit vielen Jahren hat keine Persönlichkeit in
einem Musiker, der ihm seine neueste Komposition zeigte): ›Ihre
Rom größeres Interesse gefunden als Franz Liszt. Die Leute sind ganz
Musik hat viele schöne und neue Passagen, nur sind die schönen nicht
wild erpicht auf ihn; und diejenigen, die ihn nur sehen können,
neu und die neuen nicht schön‹, oder (zu einer Schülerin, die ihm sehr
schätzten sich glücklich, um wieviel mehr erst die wenigen Auser-
schlecht seine Jeux d’eaux à la Villa d’Este vorspielte): ›Meine Gnädi-
wählten, die mit ihm sprechen, die ihn spielen hören dürfen ...‹ (vgl.
ge, das sind nicht die Wasserspiele im Park der Villa d’Este gewesen,
S. 204 f.). ›Adressez simplement Rome‹, konnte Liszt schon 1867
das war die Wasserspülung im kleinsten Ort der Villa d’Este, und die
Hans v. Bülow mitteilen. ›Er ist unter allen lebenden Künstlern viel-
will ich nicht hören.‹
leicht der einzige, der keine Enttäuschung des Ideals bildete, das man
Was bedeutete Rom für Liszt, weshalb blieb er schließlich in dieser Stadt?
sich von ihm geschaffen‹, schrieb Lady Blanche Murphy, die ihn 1862
in Rom besuchte.
Als er 1861 Weimar verließ, hatte er vermutlich nicht vor, sich in
Rom wurde für Liszt aber auch eine Stätte der Enttäuschungen.
Rom niederzulassen. ›Ich habe den Entschluß gefaßt, mindestens ein
Von seinen Kompositionen wusste man dort kaum etwas; er selbst tat
Jahr außerhalb Deutschlands zu verbringen. In einem kommenden
nichts für deren Verbreitung. Die Italiener liebten Oper und Gesang,
Schreiben werde ich Ihnen sagen, in welchem Winkel ich mich für
Instrumental- und Kammermusik waren so gut wie unbekannt, selbst
den Herbst und Winter einzunisten gedenke‹, teilte er Mitte Septem-
Beethovens Symphonien wurden bis um die Mitte des 19. Jahrhun-
ber 1861 seiner Mutter mit. Am 20. Oktober 1861 traf er nach
derts in Rom nicht aufgeführt. Wie sollten die Römer da an Liszts
Aufenthalten in Berlin und Marseille in Rom ein. Die für zwei Tage
Symphonischen Dichtungen oder gar an seinen späten Klavierwerken
später anberaumte Vermählung mit der Fürstin Carolyne v. Sayn-
Gefallen finden? Seine unkonventionelle religiöse Gebrauchsmusik
Wittgenstein kam nicht zustande (vgl. S. 50 ff.). Wohl um Carolyne zu
konnte niemand gebrauchen, am wenigsten die päpstliche Kurie. Die
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kirchlichen Kreise standen diesem attraktiven, umschwärmten Abbé
Es sind nur diejenigen Werke erwähnt, die Liszt nachweislich in Rom
etwas verlegen gegenüber und konnten ihn nicht so recht einordnen,
oder Tivoli komponierte. Einige persönliche Bemerkungen, z. B. zu
obwohl seine tief verwurzelte Religiosität zweifellos erkannt wurde,
Liszts religiöser Musik oder zu seinem Spätwerk, schienen ange-
auch wenn sie sich – ähnlich wie in seinen Werken – gelegentlich in
bracht, da diese Gattungen in engem Zusammenhang mit Liszts römi-
rhetorischen und theatralischen Gesten äußerte.
schen Jahren stehen. Es wurde jedoch darauf verzichtet, seine Kom-
In der Einsamkeit der Villa d’Este war er meistens glücklich.
positionen im Einzelnen zu bewerten: Liszt-Gegner kann man nicht
Nach Rom kam er in den letzten Lebensjahren nur noch der Fürstin
und Liszt-Anhänger braucht man nicht zu überzeugen. Im Übrigen sei
Wittgenstein zuliebe. ›Es ist für eine Person, daß ich komme, sonst
an die Worte zweier großer Musiker erinnert:
setzte ich den Fuß nicht mehr hierher‹, sagte er einmal zu Malwida v.
Alfred Brendel (im Vorwort zu Franz Liszt. Eine Lebenschronik in
Meysenbug, und auch in einem Brief an Olga v. Meyendorff nannte er
Bildern und Dokumenten, München 1986): ›In Liszts fast uferlosem
die Fürstin die ›einzige Person, deretwegen ich 1861 hierher kam und
Schaffen ist die Spreu vom Weizen zu scheiden. Wenn vieles ausge-
noch immer komme.‹
schieden ist, ergibt sich, zumindest in der Klaviermusik, als Resultat
Während Liszt als Komponist auf schweigende Zurückhaltung
immer noch eine reiche Ernte von Stücken, deren Großzügigkeit,
stieß, wurde er als Pianist nach wie vor vergöttert. Zahlreich sind die
Kühnheit und Farbigkeit ihresgleichen suchen. Schöpfungen wie
Schilderungen seines Spiels, und nicht nur Laien, sondern anerkann-
die h-Moll-Sonate, die Années de pèlerinage, die Variationen über
te Pianisten wie Grieg, Sgambati oder Rosenthal, die ihn in Rom hör-
»Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen«, Mosonyis Grabgeleit oder ein Teil
ten, schildern es als einzigartig und unvergleichlich. Selbst Johannes
der Etüden – um nur einige zu nennen – stehen den besten Werken
Brahms, den man eigentlich zu Liszts Gegnern zählen muss, räumte
Chopins und Schumanns zur Seite.‹
einmal ein: ›Wir können ja auch Klavier spielen‹ – er nannte sich und
Maurice Ravel (aus einer Konzertbesprechung 1912): ›Welche
einige andere –, ›aber wir haben alle nur ein paar Finger von seinen
Mängel in Liszts gesamten Werk sind uns denn so wichtig? Sind nicht
Händen.‹ Auch in Rom setzte sich Liszt oft an den Flügel, konnte es
genügend Stärken in dem tumultuösen, siedenden, ungeheuren und
aber nicht ausstehen, wenn man ihn darum bat oder es bei Ein-
großartigen Chaos musikalischer Materie, aus dem mehrere Genera-
ladungen darauf anlegte. Die damals in Rom lebende Gattin des däni-
tionen berühmter Komponisten schöpften? Um aufrichtig zu sein: In
schen Botschafters, Lillie de Hegermann-Lindencrone, berichtet, wie
hohem Grade verdankt Wagner gerade diesen Mängeln seine dekla-
Liszt von einer Baronin zum Tee geladen war, viele Leute vorfand und
matorische Vehemenz, Strauss seinen Über-Enthusiasmus, Franck
einen großen, mitten im Salon platzierten Flügel. Als er den Raum
seine weitschweifige Erhabenheit, die russische Schule das bisweilen
betrat, blickte er suchend umher: ›Où est votre Piano, chère
Grell-Pittoreske, die zeitgenössische französische Schule die unge-
Madame?‹ – ›Aber hier doch, Sie stehen ja direkt davor.‹ – ›Ah‹, sagte
meine Koketterie ihrer harmonischen Anmut. Aber verdanken diese
Liszt, legte seinen Hut auf den Flügel und wandte sich ab. ›Wollen Sie
einander so unähnlichen Autoren nicht gerade das beste ihrer Quali-
denn nicht wenigstens die Tasten berühren oder gar eine Tonleiter
täten der wahrhaft überreichen musikalischen Freigiebigkeit ihres
spielen?‹ – ›Nachmittags spiele ich niemals Tonleitern‹, antwortete
großen Vorläufers?‹
Liszt und kehrte der Gastgeberin endgültig den Rücken.
Mein großer Dank gebührt Gunther Braam, dem ich alle meine
Dieses Buch versteht sich als Dokumentation über Liszts Rom-
Texte diktieren durfte. Er war mehr als nur ein aufmerksamer, ange-
Aufenthalt 1839 sowie über die in Rom und Tivoli verbrachten Jahre
nehmer und geduldiger Helfer; auch verdanke ich ihm eine Fülle
von 1861 bis zu seinem Tod 1886. Es verzichtet auf romanhafte Aus-
wertvoller Anregungen. In gleicher Weise gilt mein Dank Wolfgang
schmückungen und auch weitgehend auf persönliche Werturteile.
Dömling für viele Gespräche und Ratschläge. Dem Komponisten
Anhand der Briefe von und an Liszt, der zeitgenössischen Schilderun-
Dieter Schnebel und seiner Gattin Iris Schnebel v. Kaschnitz, die mir
gen und nicht zuletzt der Illustrationen soll sich der Leser selbst ein
in den vergangenen Jahren bei längeren Rom-Aufenthalten Gast-
Bild machen, wie Liszt in Rom lebte, mit wem er verkehrte und
freundschaft in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Wohnung von
welchen Eindruck er dort auf seine Zeitgenossen machte. Die Bild-
Carolyne v. Sayn-Wittgenstein gewährten, danke ich herzlich, wie
dokumente sollen das Milieu und Stadtbild Roms im 19. Jahrhundert
auch der Weimarer Liszt-Expertin Evelyn Liepsch, Christian und
vergegenwärtigen. Die Photographien von Liszts römischen Bekann-
Margarita Dornier, Luciano Chiappari, der mich kenntnisreich und
ten waren bisher fast ausnahmslos unveröffentlicht, und auch viele
uneigennützig bei einigen Recherchen unterstützte, Paolo Antonacci
andere Abbildungen sind hier zum ersten Mal publiziert. In den Bild-
– er überließ mir seltene Gemälde zur Erstveröffentlichung – und
legenden ist nur bei wichtigen Bilddokumenten auf die Erstveröffent-
meinem Freund Didi Lowka, mit dem ich auf abenteuerliche Weise in
lichung hingewiesen. Viele im Original französische und italienische
einige sonst unzugängliche Gemächer des Vatikans gelangte.
Texte sind erstmals ins Deutsche übertragen. Orthographie, Gram-
Fast endlos ist die Liste derjenigen, die bei der Bildbeschaffung
matik und Interpunktion wurden bei allen historischen Zitaten beibe-
behilflich waren:
halten.
Rom, Museen, Bibliotheken, Archive: Dr. Giulia Gorgone, Marco Forti-
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ni, Anna Murano (Museo Napoleonico), Laura Bassotti, Isabella Boari,
Direktorin Marina Cogotti, Rita Fabio, Lucia Zampetti, Ercole Petrar-
Carla Rivolta (Fondazione Marco Besso), Maria Tafelmeier, Dr. Chris-
ca, Manlio Benedetti (Villa d’Este), Dr. Gudrun Föttinger (Liszt-
tina Riebesell, Dr. Regine Schallert, Irmgard Palladino, Dr. Gerhard
Museum, Bayreuth), Susanne Kittlinger (Science Museum, London),
Wiedmann (Bibliotheca Hertziana), Dr. Paola Pavan, Daniela Ronzitt
Mario Marino, Leandro Teodori, Cipriano Zaccaria (Biblioteca Comu-
(Archivio Storico Capitolino), Caterina und Luigi Fiorani (Palazzo
nale, Tivoli), Virginie Frelin (Musée des Beaux Arts de Valenciennes),
Caetani), Maria Francesca Bonetti (Istituto Nazionale per la Grafica),
Janka Luková, Dr. Ivan Janǎár (Galéria mesta, Bratislava), Christine
Alessandra Gariazzo (Villa Medici), Anna Lia Bonella (Archivio di
Sawatzki, Elke Kilian (SLUB, Dresden), Dr. Petra Maisak, Alexandra
Stato di Roma), Dr. Markus Engelhardt (Istituto Storico Germanico di
Koch (Freies Deutsches Hochstift – Frankfurter Goethe-Museum), Dr.
Roma), Dr. Fabio Betti, Maria Elisa Tittoni, Dr. Anita Margiotta
Silvia Uhlemann, Daniela Stein-Lorentz (Universitäts- und Landesbi-
(Museo di Roma, Palazzo Braschi), Maddalena De Rosa (Biblioteca
bliothek, Darmstadt), Dr. Günther Protzies (Dortmund), Chris Maene,
Nazionale), Dr. Daniele Piselli, Tiziana Francucci (Palazzo Mattei),
Gunilla van Humbeeck (Brüssel/Gent), Dr. Michael Nießen (Wien),
Prof. Massimo Colesanti, Silvia Fasoli (Biblioteca Fondazione Primoli),
Harald Schukraft (Stuttgart), Holger Gehrmann (Weilheim), Tini und
Dr. Anna Maria Paolucci, Dr. Rita Fioravanti, Anna Alberati (Biblio-
Gerhard Polt (Schliersee), Dr. Wolf-Dieter Seiffert, Dr. Michael Raab,
teca Casanatense), Simo Örmä (Villa Lante), Dr. Cecilia Campa, Dr.
Christian Pixis, Zsuzsanna Connerth (München), Hans Spörri (Berlin),
Johann Herczog, Carlo Dominici, Edo Citti, Antonio Latanza, Madre
Dagmar Paetzold, die das Manuskript abschließend sorgfältig über-
Priora Angelica, Don Miguel Palacio, Padre Armando und die Sopr-
prüfte, und nicht zuletzt mein Sohn Felix, der mich mehrmals in Rom
intendenza per i Beni Architettonici per le Province di Roma, Rieti e
besuchte und viele Photographien anfertigte.
Viterbo.
E. B.
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