Green Building: Energieeinsparpotential durch moderne

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Green Building:
Energieeinsparpotential durch moderne Beleuchtung in
Nichtwohngebäuden
Masterarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades
Master of Science
Fachhochschule Vorarlberg
Energietechnik und Energiewirtschaft
Betreut von
Robert Hoschek
Vorgelegt von
Simon Ladurner
Dornbirn, 31.07.2015
Kurzreferat
Green Building: Energieeinsparpotential durch moderne Beleuchtung in
Nichtwohngebäuden
Green Building Initiativen sind ein sehr wichtiger Bestandteil der Effizienzsteigerung
von Gebäuden. In der jüngeren Vergangenheit waren, aufgrund der billigen Energie,
energetische Optimierungen bis ins letzte Detail meist wirtschaftlich nicht
vertretbar. Die größten Potentiale, Fenster und Fassaden wurden schnell erkannt
und der Wärmedurchgangskoeffizient wurde durch entsprechende, bauliche
Maßnahmen optimiert. Optimierungen an der Haustechnik, im speziellen die Heizbzw. Kälteanlage und die aktive Belüftung hielten ebenfalls Einzug in unsere
Gebäude. Der technologische Fortschritt in der Beleuchtungstechnik wurde,
zumindest in der Planungsphase, meist nur rudimentär betrachtet. Heute, in Zeiten
von stetig steigendem Umweltbewusstsein und steigenden Energiepreisen ist es
notwendig, alle Bereiche des Gebäudes möglichst effizient zu gestalten. Diese
Masterarbeit gibt einen Überblick über die Möglichkeiten bzw. das
Energieeinsparpotential von einem kleinen Nichtwohngebäude mit einer
optimierten Beleuchtungstechnik.
II
Abstract
Green Building: Energy Saving Potential of Modern Illumination in Non-Residential
Buildings
Green Building is a fundamental part to improve the energy efficiency of nonresidential buildings. Due to the cheap energy in the past, it was not so important to
optimize all areas of the building. With high investment costs and cheap energy it is
not possible to reach a return on invest during the lifetime of the building for some
energy optimized parts. The biggest potential for energy optimization was in the
windows, in the roof and in the walls of the building. Nowadays the potential of
these parts is low, because a thermal insulation is standard for buildings in our
region. To optimize the artificial ventilation, the heating- and cooling system is also
very common for central Europe. The technological improvements and energy
saving potential of modern illumination is underestimated. Due to the fact of rising
energy prices and environmental awareness it is necessary to look for optimization
potential in all areas of the building. This Master’s thesis will give an overview about
the possibilities and the energy saving potential of an optimized building
illumination.
III
Vorwort
Green Building und nachhaltiges Bauen sind die Schlagworte der Bauindustrie,
wenn es um moderne Gebäude geht. Bauphysikalische Probleme, wie
beispielsweise extreme Wärmebrückenwirkungen sollten durch eine entsprechende
Planung und eine sorgfältige Ausführung der Vergangenheit angehören. Ein
wirtschaftlich denkender Bauherr sieht heute nicht nur die Investitionskosten,
sondern hat erkannt, dass ein großer Teil der Kosten über die Lebens- bzw.
Nutzungsdauer des Gebäudes anfallen. Außer von visionären Bauherren wird die
Thematik des nachhaltigen Bauens vom Gesetzgeber durch neue Standards und
auch von unabhängigen Zertifizierungsstellen vorangetrieben. Nachhaltiges Bauen
erfordert aber weit mehr als nur eine hervorragende Gebäudehülle. In modernen
Gebäuden hat die Haustechnik einen bedeutenden Einfluss auf die Energieeffizienz
des Gebäudes. Zur Haustechnik zählen neben der Heizung, Kühlung und Lüftung
auch die Beleuchtung und die Beschattung der Glasflächen. In der Vergangenheit
wurden nicht nur die Baukonstruktion und die Gebäudetechnik getrennt
voneinander betrachtet, sondern auch die verschiedenen Themen der Haustechnik.
Die gegenseitige Beeinflussung der einzelnen Teile wurde rudimentär mit Hilfe von
Vergleichstabellen bzw. gar nicht ermittelt. Durch die vielen Annahmen, die
während der Planungsphase getroffen wurden, kann ein energetisch, optimaler
Betrieb praktisch ausgeschlossen werden. Der technische Fortschritt, der in den
letzten Jahren in der Haustechnik stattfand, ist enorm. Die technologisch eher träge
Beleuchtungstechnik, konnte mit der Entwicklung von hocheffizienten Systemen mit
Leuchtstofflampen den Markt vor einigen Jahren verändern. Heute revolutioniert
sich die Beleuchtungsindustrie selbst. Neue Technologien, wie beispielsweise weiße
LEDs, erreichen beste Effizienzklassen und bieten neue, bis dato ungeahnte
Möglichkeiten. Die Potentiale der Beleuchtung werden in der Regel zwar erkannt
und teilweise auch realisiert, jedoch finden sich die Auswirkungen des geringeren
Wärmeeintrags weder in der Energieberechnung noch in der Auslegung der
restlichen Haustechnik. Ziel dieser Masterarbeit ist es, das Potential einer integralen
Gebäudeplanung mit einem speziellen Blick auf die Beleuchtungstechnik zu
eruieren.
IV
An dieser Stelle möchte ich mich besonders bei den Unternehmen Zumtobel Group
und ATP-Sustain bedanken. Ohne die Hilfsbereitschaft und das Expertenwissen im
Bereich der Beleuchtungstechnik, in der Bautechnik und in der energetischen
Berechnung von Gebäuden der Mitarbeiter, welche mir jederzeit beratend zur
Verfügung standen, wäre eine Masterarbeit in dieser Form nicht möglich gewesen!
Ein weiteres Dankeschön gilt meinem Betreuer Robert Hoschek, der
Fachhochschule Vorarlberg und natürlich meiner Familie und meinen Freunden!
V
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung ....................................................................................................................1
2
Grundlagen der Energieeffizienz von Gebäuden ........................................................2
2.1
Normung..................................................................................................................2
2.2
Energieformen .........................................................................................................4
2.2.1
Nutzenergie ......................................................................................................4
2.2.2
Endenergie .......................................................................................................4
2.2.3
Primärenergie...................................................................................................5
2.2.4
Stufen des Energiebedarfs ...............................................................................5
3
Beleuchtungstechnik ...................................................................................................6
3.1
Historie der Beleuchtung.........................................................................................6
3.2
Leuchtmitteltechnologien .......................................................................................8
3.2.1
Glüh- und Halogenlampen ...............................................................................8
3.2.2
Niederdruck-Entladungslampen ......................................................................9
3.2.3
Hochdruck-Entladungslampen .......................................................................10
3.2.4
LED..................................................................................................................10
3.2.5
OLED ...............................................................................................................12
3.3
Betriebsgeräte .......................................................................................................13
3.3.1
Magnetische Betriebsgeräte für Gasentladungslampen ...............................13
3.3.2
Elektronische Betriebsgeräte für Gasentladungslampen ..............................13
3.3.3
LED-Treiber.....................................................................................................14
3.4
Steuersysteme .......................................................................................................14
3.4.1
Anwesenheitssensoren ..................................................................................14
3.4.2
Tageslichtsensoren.........................................................................................15
VI
4
Beispielgebäude ........................................................................................................15
4.1
Gebäudeplan .........................................................................................................15
4.1.1
Außenansicht .................................................................................................16
4.1.2
Grundriss ........................................................................................................17
4.2
Aufbau ...................................................................................................................19
4.2.1
Gebäudehülle .................................................................................................19
4.2.2
Innenliegende Bauteile ..................................................................................25
4.3
Nutzung .................................................................................................................26
4.3.1
Untergeschoß .................................................................................................26
4.3.2
Erdgeschoß .....................................................................................................26
4.3.3
Obergeschoß ..................................................................................................26
4.4
Zonierung...............................................................................................................27
4.4.1
Büro Süd .........................................................................................................27
4.4.2
Büro Nord .......................................................................................................28
4.4.3
Besprechungszimmer .....................................................................................28
4.4.4
Sanitär ............................................................................................................29
4.4.5
Empfang .........................................................................................................29
4.4.6
Verkehrsflächen .............................................................................................29
4.4.7
Technikraum...................................................................................................29
4.4.8
Zonenplan Untergeschoß ...............................................................................29
4.4.9
Zonenplan Erdgeschoß ...................................................................................30
4.4.10
Zonenplan Obergeschoß ................................................................................31
4.5
Haustechnik ...........................................................................................................31
4.5.1
Heizung...........................................................................................................32
4.5.2
Kälteanlage .....................................................................................................32
VII
4.5.3
Warmwasser ..................................................................................................33
4.5.4
Raumlufttechnik .............................................................................................33
4.5.5
Sonnen- bzw. Blendschutz .............................................................................34
4.5.6
Beleuchtung ...................................................................................................34
5
Beleuchtungsvarianten .............................................................................................35
5.1
Anforderungen an die Beleuchtung von Nichtwohngebäuden ............................35
5.2
Beleuchtungsarten ................................................................................................36
5.2.1
Indirekte Beleuchtung ....................................................................................36
5.2.2
Direkte Beleuchtung.......................................................................................36
5.2.3
Direkte / Indirekte Beleuchtung.....................................................................37
5.3
Berechnungsverfahren ..........................................................................................37
5.3.1
Tabellenverfahren ..........................................................................................37
5.3.2
Detaillierte Fachplanung ................................................................................40
5.4
Beleuchtungsvarianten..........................................................................................42
5.4.1
Tabellenverfahren ..........................................................................................42
5.4.2
T5-Leuchtstofflampen, nicht dimmbar ..........................................................44
5.4.3
LED-Beleuchtung, nicht dimmbar ..................................................................45
5.4.4
Arbeitsplatzbezogene LED-Beleuchtung, dimmbar .......................................46
5.5
Fazit Beleuchtungsvarianten .................................................................................48
6
Energiebedarfsvergleich des Gebäudes mit unterschiedlichen
Beleuchtungsvarianten ........................................................................................................49
6.1
Primärenergiebedarf des Gebäudes .....................................................................49
6.1.1
Gesamtes Gebäude ........................................................................................49
6.1.2
Büro Süd .........................................................................................................52
6.1.3
Büro Nord .......................................................................................................53
VIII
6.1.4
Besprechungszimmer .....................................................................................53
6.1.5
Sanitär ............................................................................................................54
6.1.6
Empfang .........................................................................................................56
6.1.7
Verkehrsfläche ...............................................................................................57
6.1.8
Technikraum...................................................................................................58
6.2
Tabellenverfahren mit optimierter Dämmung......................................................58
6.2.1
Optimierte Gebäudehülle ..............................................................................59
6.2.2
Primärenergieverbrauch des gesamten Gebäudes mit optimierter
Gebäudehülle................................................................................................................61
6.2.3
Transmission ..................................................................................................62
6.2.4
Fazit Optimierung der Gebäudehülle.............................................................63
6.3
7
Wirtschaftlicher Vergleich der Szenarien ..............................................................64
Fazit und Ausblick......................................................................................................65
IX
Darstellungsverzeichnis
Abbildung 1: Zusammenhang von Primär-, End- und Nutzenergie ............................. 5
Abbildung 2: Systematischer Aufbau einer Leuchtstofflampe .................................... 9
Abbildung 3: Prinzipielle Funktion eines Fluoreszenzkonverters zur Konvertierung
von blauem in weißes Licht ........................................................................................ 11
Abbildung 4: Beispielgebäude Südansicht ................................................................. 16
Abbildung 5: Beispielgebäude Nordansicht ............................................................... 16
Abbildung 6: Beispielgebäude Westansicht............................................................... 16
Abbildung 7:Beispielgebäude Ostansicht .................................................................. 17
Abbildung 8: Grundriss Untergeschoß ....................................................................... 17
Abbildung 9: Grundriss Erdgeschoß ........................................................................... 18
Abbildung 10: Grundriss Obergeschoß ...................................................................... 18
Abbildung 11: Aufbau und Temperaturverlauf der Bodenplatte .............................. 20
Abbildung 12:Aufbau und Temperaturverlauf der Außenwand mit Erdkontakt ...... 21
Abbildung 13: Aufbau und Temperaturverlauf der Außenwand mit Luftkontakt ..... 22
Abbildung 14: Aufbau und Temperaturverlauf der Dachkonstruktion ..................... 23
Abbildung 15: Aufbau und Temperaturverlauf der Kellerdecke ............................... 24
Abbildung 16: Zonenplan Untergeschoß ................................................................... 30
Abbildung 17: Zonenplan Erdgeschoß ....................................................................... 30
Abbildung 18: Zonenplan Obergeschoß..................................................................... 31
Abbildung 19: Verteilung der Beleuchtungsstärke im Raum 1-05............................. 35
Abbildung 20: Verteilung der Beleuchtungsstärke im Flur mit der Raumnummer 001 ................................................................................................................................ 36
Abbildung 21: Definition der Nutz und Leuchten Installationsebene ....................... 39
Abbildung 22: Falschfarbendarstellung der berechneten Beleuchtungsstärke im
Raum 1-14 .................................................................................................................. 41
X
Abbildung 23: Darstellung der Lichtverteilung im Raum 1-14 mittels IsocandelaLinien .......................................................................................................................... 41
Abbildung 24: Reduktion des Lichtstromes während der Betriebszeit einer Leuchte
.................................................................................................................................... 43
Abbildung 25: Vergleich der Beleuchtungsvarianten ................................................ 48
Abbildung 26: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik für das gesamte
Gebäude ..................................................................................................................... 50
Abbildung 27: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik für die Zone Büro Süd. 52
Abbildung 28: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik für die Zone Büro Nord
.................................................................................................................................... 53
Abbildung 29: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik für die Zone
Besprechungszimmer ................................................................................................. 54
Abbildung 30: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik für die Zone Sanitär .... 55
Abbildung 31: Leuchten Anordnung im Sanitärbereich mit der Raumnummer 0-07 55
Abbildung 32: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik für die Zone Empfang . 56
Abbildung 33: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik für die Zone
Verkehrsfläche ........................................................................................................... 57
Abbildung 34: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik für die Zone
Technikraum............................................................................................................... 58
Abbildung 35: Temperatur und Verlauf des Taupunktes der optimierten Außenwand
mit 300 mm Dämmung .............................................................................................. 59
Abbildung 36: Temperatur und Verlauf des Taupunktes der optimierten
Dachkonstruktion mit 500 mm Dämmung ................................................................ 60
Abbildung 37: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik des gesamten Gebäudes
.................................................................................................................................... 61
Abbildung 38: Bauteiltransmission des gesamten Gebäudes mit der
Beleuchtungsvariante Tabellenverfahren .................................................................. 62
Abbildung 39: Bauteiltransmission des gesamten Gebäudes mit thermisch
optimierter Gebäudehülle mit der Beleuchtungsvariante Tabellenverfahren .......... 63
Abbildung 40: Vergleich der jährlichen Betriebskosten mit unterschiedlichen
Beleuchtungsvarianten .............................................................................................. 64
XI
Abbildung 41: Einflussmöglichkeiten und Kosten in unterschiedlichen Phasen des
Lebenszyklus des Gebäudes ....................................................................................... 66
XII
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Multiplikatoren der spezifischen elektrischen Bewertungsleistung für
unterschiedliche Beleuchtungsarten ......................................................................... 38
Tabelle 2: Anpassungsfaktoren für unterschiedliche Leuchtmittel ........................... 39
Tabelle 3: Anpassungsfaktor kR für unterschiedliche Beleuchtungsarten ................ 40
Tabelle 4: spezifische Bewertungsleistung und Anschluss Leistung berechnet mit
dem Tabellenverfahren .............................................................................................. 44
Tabelle 5: spezifische Bewertungsleistung und Anschluss Leistung berechnet mit
Hilfe von DIALux und Verwendung von einer T5 basierender Leuchtstofflampen
Beleuchtung ............................................................................................................... 45
Tabelle 6: spezifische Bewertungsleistung und Anschluss Leistung berechnet mit
Hilfe von DIALux und Verwendung von einer LED basierenden, nicht dimmbaren
Beleuchtung ............................................................................................................... 46
Tabelle 7: spezifische Bewertungsleistung und Anschluss Leistung berechnet mit
Hilfe von DIALux und Verwendung von einer LED basierenden,
arbeitsplatzbezogenen, dimmbaren Beleuchtung..................................................... 47
Tabelle 8: Vergleich des Primärenergiebedarfs des gesamten Gebäudes mit
unterschiedlichen Beleuchtungsvarianten ................................................................ 50
Tabelle 9: Vergleich des Primärenergiebedarfs der Zone Büro Süd mit
unterschiedlichen Beleuchtungsvarianten ................................................................ 52
Tabelle 10: Vergleich des Primärenergiebedarfs der Zone Büro Nord mit
unterschiedlichen Beleuchtungsvarianten ................................................................ 53
Tabelle 11: Vergleich des Primärenergiebedarfs der Zone Besprechungszimmer mit
unterschiedlichen Beleuchtungsvarianten ................................................................ 54
Tabelle 12: Vergleich des Primärenergiebedarfs der Zone Sanitär mit
unterschiedlichen Beleuchtungsvarianten ................................................................ 54
Tabelle 13: Vergleich des Primärenergiebedarfs der Zone Empfang mit
unterschiedlichen Beleuchtungsvarianten ................................................................ 56
Tabelle 14: Vergleich des Primärenergiebedarfs der Zone Verkehrsfläche mit
unterschiedlichen Beleuchtungsvarianten ................................................................ 57
Tabelle 15: Vergleich des Primärenergiebedarfs der Zone Technikraum mit
unterschiedlichen Beleuchtungsvarianten ................................................................ 58
XIII
Tabelle 16: Vergleich des Primärenergiebedarfs des gesamten Gebäudes, mit einer
optimierten Gebäudehülle und mit unterschiedlichen Beleuchtungsvarianten ....... 61
Tabelle 17: Wirtschaftlicher Vergleich der Energiekosten des gesamten Gebäudes
mit unterschiedlichen Beleuchtungsvarianten .......................................................... 64
XIV
Abkürzungsverzeichnis
EnEV
-
Energiesparverordnung
DIN
-
Deutsche Industrie Norm
EN
-
Europäische Norm
ISO
-
International Standard Organisation
LED
-
Licht Emittierende Diode
EU
-
Europäische Union
CRI
-
Color Rendering Index
OLED
-
Organische Licht Emitierende Diode
DALI
-
Digital Adressable Lighting Interface
PWM
-
Puls Weiten Modulation
EIB/KNX
-
Europäischer Installationsbus
EPS
-
Expandiertes Polystyrol
XPS
-
Extrudiertes Polystyrol
KfW
-
Kreditanstalt für Wiederaufbau
PKW
-
Personenkraftwagen
LPH
-
Leistungsphasen
HOAI
-
Honorarordnung für Architekten- und Ingenieurleistungen
XV
1 Einleitung
Schon seit Jahrtausenden baut die Menschheit Gebäude. Schon seit jeher wird
versucht, diese Gebäude zu beleuchten. Am Anfang waren es offene Feuerstellen,
die den Menschen neben Wärme und Licht auch Sicherheit gaben. Im Laufe der Zeit
entwickelte sich die Menschheit, deren Gebäude und auch die Beleuchtung weiter.
Heute wohnen und arbeiten wir in modernen Gebäuden, die über eine gute
Wärmedämmfassade, eine moderne Haustechnik und über eine hocheffiziente
Beleuchtungsanlage verfügen. Die Effizienz des gesamten Gebäudes ist dabei im
Energieausweis, der gemäß der länderspezifischen Norm erstellt wurde,
nachzulesen. Jedoch erfolgt die exakte Planung der Gebäudebeleuchtung im
Normalfall erst nach der Einreichung und somit erst nach dem Erstellen des
Energieausweises. Für den Energieausweis werden die Daten der Beleuchtung über
ein in weiterer Folge erklärtes Tabellenverfahren rudimentär berechnet. In Zeiten
von billiger Energie und einfach gehaltenen öffentlichen Fördersystemen war dieses
Verfahren ausreichend. Heute, mit immer strenger werdenden
Förderungsrichtlinien und stetigen Optimierungen in allen Bereichen des Gebäudes,
sollte jedoch verstärkt über den integralen Planungsansatz nachgedacht werden.
Mit diesem Ansatz wird die Planung der Beleuchtung schon in einer sehr frühen
Planungsphase erstellt und die Ergebnisse haben direkten Einfluss auf die EnergieEffizienz des Gebäudes. Als Standort des Gebäudes wurde Deutschland gewählt, da
dort mit der Norm DIN V 18599 ein besonders strenger Standard gilt. Durch
Anpassungen der Klimaregion und der länderspezifischen Normen kann das
Gebäude an jeden beliebigen Standort transferiert werden. Die Skalierbarkeit auf
größere oder kleinere Gebäude ist aufgrund der haustechnischen Ausstattung und
der Betrachtung von einzelnen Räumen bzw. Zonen ebenfalls gegeben. Diese
Masterarbeit gibt eine Antwort auf die Frage nach dem Energieeinsparpotential
einer modernen Beleuchtungsanlage unter Berücksichtigung der Einflüsse auf die
Haustechnik in einem kleinen, gut ausgestatteten Nichtwohngebäude.
1
2 Grundlagen der Energieeffizienz von Gebäuden
Ein Gebäude hat die grundlegende Funktion Menschen und Güter vor
Umwelteinflüssen zu schützen. Diese Aufgabe kann in Abhängigkeit der Bedürfnisse
und der geographischen Lage eine einfache, aber auch eine sehr komplexe Aufgabe
sein. Historisch betrachtet änderten sich mit dem technologischen Fortschritt auch
die Ansprüche der Menschen. Moderne Gebäude sind technisch sehr komplexe
Gewerke, die aus einer Vielzahl von Einzelkomponenten bestehen. Wirtschaftlich
betrachtet, versucht der Bauherr, nach der Definition der Ansprüche an das
Gebäude, die Kosten möglichst gering zu halten. Oftmals stehen die
Investitionskosten im Vordergrund. Den Betriebskosten des Gebäudes wird oftmals
zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Im Idealfall berechnet der
Gebäudeeigentümer im Vorfeld die Lebenszykluskosten. Diese beinhalten neben
den Kosten für den Bau, auch die Betriebskosten über die gesamte Lebensdauer
und auch die Kosten für den Abriss bzw. die Entsorgung des Gebäudes. In dieser
ganzheitlichen Betrachtung spielt die Energieeffizienz, welche den Energiebedarf
des Gebäudes während der Nutzungsphase wiederspiegelt, eine ganz besondere
Rolle. Da der Energiebedarf für die Errichtung des Gebäudes in allen Varianten
identisch ist, wird in weiterer Folge nur der variable Anteil betrachtet.
2.1 Normung
Die Energieeffizienz von Gebäuden wird über die Kennwerte des Energiebedarfs
und des Wärmeschutzes dargestellt. Die Berechnung dieser Kennwerte erfolgt nach
definierten Vorgaben, wobei in Deutschland die Energieeinsparverordnung (EnEV)
die inhaltlichen Randbedingungen für die Berechnung, sowie Vorgaben für den
Energieausweis festlegt. Die Regeln der Energiebilanzierung erfolgt nach DIN V
18599. Diese umfangreiche Norm regelt in seinen elf Teilen die gesamte
Energieberechnung.
•
Teil 1: Allgemeine Bilanzierungsverfahren, Begriffe, Zonierung und
Bewertung der Energieträger
•
Teil 2: Nutzenergiebedarf für Heizen und Kühlen von Gebäudezonen
2
•
Teil 3: Nutzenergiebedarf für die energetische Luftaufbereitung
•
Teil 4: Nutz- und Endenergiebedarf für Beleuchtung
•
Teil 5: Endenergiebedarf von Heizsystemen
•
Teil 6: Endenergiebedarf von Lüftungsanlagen, Luftheizungsanlagen und
Kühlsystemen für den Wohnungsbau
•
Teil 7: Endenergiebedarf von Raumlufttechnik- und Klimakältesystemen für
den Nichtwohnungsbau
•
Teil 8: Nutz- und Endenergiebedarf von Warmwasserbereitungssystemen
•
Teil 9: End- und Primärenergiebedarf von stromproduzierenden Anlagen
•
Teil 10: Nutzungsrandbedingungen, Klimadaten
•
Teil 11: Gebäudeautomation
(vgl.: DIN V 18599 2013, Kap.4 S.4)
Die Norm stellt dabei ein Verfahren zur Bewertung der Gesamtenergieeffizienz von
Wohn-, als auch Nichtwohngebäuden zur Verfügung. Die Berechnungen erlauben
eine Beurteilung aller Energiemengen, die für die Heizung, Kühlung, Belüftung,
Warmwasseraufbereitung und Beleuchtung notwendig sind. Gegenseitige
Beeinflussung der Energieströme wird dabei ebenfalls berücksichtigt. Neben den
Berechnungsverfahren, werden die Randbedingungen für eine neutrale Bewertung
des Energiebedarfs ebenfalls angegeben. Die Norm ist geeignet, den langfristigen
Energiebedarf von Gebäuden oder auch Gebäudeteilen zu ermitteln. Die
Einsatzmöglichkeiten von erneuerbaren Energien im Gebäude können ebenfalls
abgeschätzt werden. Die in der Norm dokumentierten Algorithmen sind für die
energetischen Bilanzierung von Wohn- und Nichtwohngebäuden sowie von Neu –
und Bestandsbauten geeignet. Eine nach der Norm DIN 18599 durchgeführte
Energiebilanz folgt dem integralen Ansatz. In der Praxis heißt das, es erfolgt eine
gemeinschaftliche Bewertung des Baukörpers und der Nutzung der Anlagentechnik
unter Berücksichtigung der gegenseitigen Wechselwirkungen. (vgl.: DIN V 18599
2013, Kap. 4 S.4)
3
Neben dieser Berechnungsnorm, sind innerhalb der Thematik Energieeffizienz
folgende Normen sehr wichtig, sie bilden Grundlage für Energieberechnungen von
Gebäuden.
•
DIN 4108, Wärme- und Feuchteschutz
•
DIN 4701, Heizungsanlagen
•
DIN EN ISO 6946, Wärmedurchgangskoeffizienten
•
DIN EN ISO 13370, Wärmedurchgangskoeffizienten erdberührter Bauteile
•
DIN EN 13829, Dichtheit von Gebäuden
•
DIN ISO 69
•
DIN 1946 Teil 6 Lüftungskonzepte
2.2 Energieformen
Energieberechnungen sind standardisiert, um eine Vergleichbarkeit zu erreichen.
Daher ist zum einen die Art der Berechnung definiert, zum anderen ist es darüber
hinaus auch wichtig, den gleichen Betrachtungsrahmen der Energie zu verwenden.
Das heißt, entweder wird die Energie betrachtet und ggf. verglichen, die jährlich für
die Gebäudebeheizung geliefert werden muss. Oder man betrachtet zusätzlich noch
die Energie, die für die Herstellung dieses Energieträgers wie Öl, Gas, Holz, Strom
erforderlich ist – also seine so genannte „graue Energie“.
Primär-, End- und Nutzenergie sind drei Begriffe der Energiewirtschaft, die oftmals
falsch verwendet werden. Auf den folgenden Seiten werden daher die Unterschiede
im Detail erklärt.
2.2.1 Nutzenergie
Als Nutzenergie wird die Energiebezeichnet, die beim Verbraucher ankommt oder
ankommen soll. Hinsichtlich der Heizenergie ist dies zum Beispiel die Wärme, die
der Heizkörper abstrahlt.
2.2.2 Endenergie
Um diese Wärme zu erhalten, muss der Heizkessel mehr Wärme erzeugen, damit
auf dem Weg durch die Leitungen, am Ende die gewünschte Wärme an den
4
Heizflächen ankommt. Die Energie, die in Form von z.B. Heizöl oder Erdgas dem
Heizkessel zugeführt wird, wird als Endenergiebedarf bezeichnet. Im Vergleich zur
Nutzenergie sind hier also zusätzlich die Verluste des Kessels und der Verteilung
über die Heizleitungen enthalten, der Endenergiebedarf ist also immer größer als
der Nutzenergiebedarf. Der Endenergiebedarf kann in etwa mit dem
Energieverbrauch verglichen werden. Es lässt sich also ungefähr voraussagen, wie
viel Liter Öl, Kubikmeter Gas oder Tonnen Pellets das Haus benötigen wird.
2.2.3 Primärenergie
Während der Endenergiebedarf die benötigte Energiemenge angibt, bewertet die
Primärenergie nun noch zusätzlich den Energieträger. Über normativ festgelegte
Primärenergiefaktoren, kann für jeden Energieträger aus dem Endenergiebedarf,
der Primärenergiebedarf ermittelt werden. Über den Primärenergiefaktor wird der
Aufwand für die Kette der Rohstoffgewinnung bis zum fertigen Energieträger
abgebildet. Holz hat daher einen Primärenergiefaktor von 0,2. Elektrischer Strom
hat aufgrund seiner aufwändigen Herstellung einen Faktor von 2,4. Öl und Gas
liegen mit dem Faktor 1,2 dazwischen. In diesen Faktoren ist die so genannte „graue
Energie“ enthalten. Jedoch basieren sie nicht auf real ermittelte Werte, sondern sie
stellen eine Bewertung, eine Gewichtung dar, die als politisches Instrument dienen
kann.
2.2.4 Stufen des Energiebedarfs
In Abbildung 1 wird der Zusammenhang zwischen Primär-, End- und Nutzenergie
anhand von einer graphischen Darstellung nochmals veranschaulicht.
Abbildung 1: Zusammenhang von Primär-, End- und Nutzenergie
Quelle: Energieagentur NRW 2015
5
Wie eingangs beschrieben wird die in der Natur vorkommende Quelle als
Primärenergie bezeichnet. Einerseits wird die Primärenergie in einem thermischen
Kraftwerk in elektrische Energie umgewandelt. Hierbei entstehen Verluste durch
den Transport des Energieträgers zum Kraftwerk, die Umwandlung in elektrische
Energie im Kraftwerk und Übertragungsverluste im Verteilnetz. Andererseits kommt
ein Teil der Primärenergie als Endenergie beim Kunden an. Hierbei entstehen
nochmals Transport- und Verteilverluste. Die Endenergie wird beim Endverbraucher
in die gewünschte Energieform umgewandelt. Nach Abzug der
Umwandlungsverluste ergibt sich dann die Nutzenergie. (vgl. Energieagentur NRW
2015)
3 Beleuchtungstechnik
Die Beleuchtungstechnik ist seit vielen Jahrhunderten einem starken Wandel
unterworfen. Zuerst wurde es das offene Feuer genutzt, später Lampen, die mit
Fetten und Ölen betrieben wurden. Mit der Erfindung von elektrisch betriebenen
Leuchtmitteln wurde der Beleuchtungsmarkt revolutioniert. Derzeit befindet sich
die stark expandierende Branche erneut im Wandel. Der Weg führt hin zur LED Technologie, mit der neue und ungeahnte Möglichkeiten und Potentiale für den
Anwender entstehen.
3.1 Historie der Beleuchtung
Historisch betrachtet war Kunstlicht ein entscheidender Schritt in der Evolution der
Menschheit. Die ältesten, allerdings umstrittenen archäologischen Funde von
Feuerstellen stammen aus Afrika und kommen aus der Epoche des
Australopithecinen und des Homo habilis, die vor ca. 4 bis 1,5 Millionen Jahren
unseren Planeten bevölkerten. Die ersten unumstrittenen Funde von Feuerstellen
wurden im heutigen Israel gefunden und sind ca. 790.000 Jahre alt. (vgl. Schiegl
1997 S.298 – 300)
Die Feuerstellen unserer Vorfahren spendeten neben Wärme auch das erste
künstliche Licht. Die ältesten gefundenen Öllampen sind ca. 10.000 Jahre alt.
6
Prinzipiell waren die ersten Öllampen primitive Steinschalen und ein Docht aus
Pflanzenfasern. Als Brennstoff verwendeten unsere Vorfahren tierische Fette. Lange
Zeit gab es keine wesentliche Weiterentwicklung der ersten künstlichen Lichtquelle.
Die elementarsten Revolutionen stellten die Verwendung von pflanzlichem Fett als
Brennstoff und die Verwendung von Stoffresten als Docht dar. Mit diesen
Konstruktionen konnten erstmals geschlossene Öllampen gebaut werden. In der
Epoche der römischen Herrschaft auf unserm Kontinent verbreitete sich die
Öllampe rasend schnell und wurde, für die damaligen Verhältnisse in großen
Stückzahlen produziert. Eine kleine, ca. 3 cm hohe Flamme hat einen
Energieverbrauch von ca. 7.300 kJ pro Tag. Dies entspricht mit ca. 2 kWh knapp
einem Tagesenergiebedarf eines Menschen. Die Konstruktion erreichte eine
Lichtausbeute von ca. 0,1 lm/W (Lumen pro Watt). Die sehr viel modernere
Argandlampe mit Glaszylinder, die im 18. Jahrhundert erfunden wurde, erreichte
eine Lichtausbeute von 0,25 lm/W. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts konkurrierten
die Brennstoffe für das Kunstlicht immer mit Lebensmitteln, da wie erwähnt
lebensnotwendige pflanzliche oder tierische Fette verbrannt wurden. Kunstlicht war
sehr lange Zeit ein Luxusgut. Anfang des 19. Jahrhunderts, als die ersten großen
Fortschritte in der Erdöldestillation gemacht wurden, verbreitete sich die
Petroleumlampe und löste die alte Technologie in Europa schnell ab. Die
Energieeffizienz der Petroleumlampe war ähnlich der Argandlampe und betrug ca.
0,25 lm/W. Parallel zu diesen Entwicklungen kamen Gaslampen im 19. Jahrhundert
auf. Gaslampen waren meist stationär und nutzten als Energieträger Stadtgas, das
über ein Leitungsnetz verteilt wurde. Diese Art der Beleuchtung war vor allem in
größeren Städten beliebt. Transportable Gaslampen, wie beispielsweise
Karbidlampen wurden in Fahrzeugen, aber auch im Bergbau eingesetzt. Durch
einige Weiterentwicklungen, im speziellen durch die Integration eines
Glühstrumpfes, erreichte dieses Leuchtmittel eine Effizienz von ca. 5 lm/W. In
einigen historischen Altstädten sind Gaslampen trotz ihrer schlechten Effizienz und
hohen Wartungskosten immer noch im Einsatz. (vgl. Geschichte der Öl- und
Gaslampe 2000, S. 12-15)
Parallel zu den Entwicklungen der Öl und Gaslampen wurden Mitte des 19
Jahrhunderts die ersten Patente für elektrisch betriebene Leuchtmittel angemeldet.
7
Technische Schwierigkeiten verhinderten jedoch vorerst den Durchbruch dieser
Technologie. Der große Durchbruch der Glühlampe erfolgte dabei erst mit der
Verwendung von Kohlewendeln und der Patentierung des Schraubsockels durch
Thomas Alva Edison. Der Schraubsockel wird heute noch verwendet und ermöglicht
ein einfaches und relativ sicheres Austauschen des Leuchtmittels. Die Glühlampe
und weiter entwickelte elektrische Leuchtmittel revolutionierten den Markt und
ersetzten praktisch alle Öl- und Gaslampen. Die Epoche der klassischen Glühlampe
ist jedoch, zumindest in der EU, vorüber. Am 1.9.2009 trat ein Verkaufsverbot für
die 100 W Glühlampe in Kraft. Glühlampen mit kleineren Leistungen wurden über
die Jahre gestaffelt ebenfalls aus dem Handel genommen. Derzeit sind lediglich
noch Restbestände, die vor dem jeweiligen Verbot in Verkehr gebracht wurden,
Grauimporte aus Drittländern und einige Glühlampen für Spezialanwendungen im
Handel erhältlich. Das einzige, was von der klassischen Glühlampe bleiben wird, ist
der Edison Sockel und das birnenförmige Design in Form von sogenannten Retrofit
LED Leuchtmitteln. ( vgl. Holzinger 1998 S.111 -113)
3.2 Leuchtmitteltechnologien
Auf den folgenden Seiten wird ein kurzer Abriss über die unterschiedlichen
Leuchtmittel und deren Relevanz dargestellt.
3.2.1 Glüh- und Halogenlampen
Glüh- und Halogenlampen sind technologisch eng miteinander verwandt. In einem
mit Schutzgas gefüllten Glaskolben wird eine Wolframwendel mithilfe des
elektrischen Stromes zum Glühen gebracht. Das Schutzgas verhindert dabei, dass
die Wendel mit Luftsauerstoff in Kontakt kommt und nicht verdampft. Der Aufbau
eines solchen Leuchtmittels ist sehr einfach, jedoch ist die Effizienz mit ca. 14,5
lm/W sehr gering. Die angegebene typische Lebensdauer ist mit ca. 1000 Stunden
auch gering. Glühlampen mit einer längeren Lebensdauer haben eine schlechtere
Effizienz und spielten in der Allgemeinbeleuchtung keine Rolle. Halogenlampen
beruhen auf einem ähnlichen Funktionsprinzip, jedoch kann durch das Beimengen
von Halogenen die Wendel-Temperatur und somit der Wirkungsgrad erhöht
werden. Die Halogene bewirken auch eine Selbstheilung der Wolframwendel, was
8
sich in einer längeren Lebensdauer niederschlägt. Typischerweise liegt die
Lichtausbeute bei ca. 20 lm/W. Die beiden genannten Technologien spielen in
modernen Beleuchtungssystemen aufgrund ihrer niedrigen Effizienz und dem
hohen Wartungsaufwand inzwischen eine untergeordnete Rolle. (vgl. Scheibe 2009
S.38-40)
3.2.2 Niederdruck-Entladungslampen
Niederdruck-Entladungslampen oder Leuchtstofflampen gibt es in unterschiedlichen
Bauformen, jedoch beruhen sie alle auf dem gleichen technologischen Prinzip. Im
Gegensatz zur normalen Glühlampe, wird bei diesem Leuchtmittel das Licht nicht
über einen bei sehr hohen Temperaturen glühenden Metallfaden sondern über
komplexe physikalische Wirkungen erzeugt. Wie Abbildung 2 zeigt, besteht die
Leuchtstofflampe aus einem Glaskolben, zwei Wendeln, einer Edelgasfüllung,
wenigen Milligramm Quecksilber und einer Leuchtschicht.
Abbildung 2: Systematischer Aufbau einer Leuchtstofflampe
Quelle: Osram Lamp 2015
Um den sofortigen Defekt einer solchen Lampe zu verhindern, wird zusätzlich ein
geeignetes Vorschaltgerät benötigt. Sobald dieses Vorschaltgerät eingeschalten
wird, werden die beiden Wendel auf Emissionstemperatur vorgeheizt. Ohne diese
Vorheizung würde die Wendel schnell verschleißen und eine Schwärzung des
Glaskolbens verursachen. Nach dem die gewünschte Wendeltemperatur erreicht
ist, wir die Gasstrecke mit einer Spannung von bis zu einem Kilovolt gezündet. Nach
dem Zünden fließt ein Strom über die Gasstrecke. Trifft dabei ein Elektron auf ein
Quecksilberatom, wird das Energieniveau des Atoms angehoben und ultraviolettes
9
Licht wird emittiert. Dieses kurzwellige Licht kann vom menschlichen Auge nicht
wahrgenommen werden und wird daher durch den Leuchtstoff, der auf der
Innenseite des Glaskolbens aufgedampft ist, in sichtbares Licht umgewandelt. Die
Effizienz dieses Leuchtmittels ist im Gegensatz zur klassischen Glühlampe mit bis zu
95 lm/W sehr hoch. Beleuchtungslösungen mit Leuchtstofflampen sind heute Stand
der Technik für Indoor-Anwendungen und werden daher als Variante für unser
Beispielgebäude berechnet. (vgl. Theiss 2000 S.70 – 73)
3.2.3 Hochdruck-Entladungslampen
Moderne Hochdruck-Entladungs- oder Metalldampflampen sind den klassischen
Leuchtstofflampen sehr ähnlich, jedoch besitzen sie keine Wendeln, die vorgeheizt
werden müssen und keinen Leuchtstoff. Das in der Gasstrecke emittierte Licht ist
für den Menschen ohne Umwandlung sichtbar. Anstatt Wendeln, werden einfache
Kathoden verwendet. Um das zünden der Gasstrecke zu ermöglichen wird eine
Zündspannung von mehreren Kilovolt benötigt. Nach dem Zünden benötigt das
Leuchtmittel einige Minuten um die Betriebstemperatur und den optimalen
Betriebspunkt zu erreichen. Unter optimalen Bedingungen kann eine
Natriumdampflampe eine Lichtausbeute von bis zu 175 lm/W erreichen. Da das
Leuchtmittel nur kalt gezündet werden kann, wird es häufig für Anwendungen mit
langen Betriebszeiten, wie beispielsweise Außenbeleuchtung eingesetzt.
Hochdrucklampen haben im Gegensatz zu vielen anderen Lichtquellen einen relativ
niedrigen Farbwiedergabeindex (CRI). Durch diesen niedrigen CRI kann das
menschliche Auge Farben nicht richtig wahrnehmen. Bedingt durch diese beiden
Nachteile wird dieses hocheffiziente Leuchtmittel im Beispielgebäude nicht
eingesetzt und hat für den weiteren Verlauf der Arbeit keine Relevanz. (vgl. Theiss
2000 S.78 – 81)
3.2.4 LED
Ganz im Gegensatz zu den bisher beschriebenen Leuchtmitteltechnologien steht die
Licht emittierende Diode (LED). Die LED verbindet die Vorteile der Glühlampe mit
den Vorteilen der Leuchtstofflampe. Die LED ist zyklusfest, hat keine
Einschaltverzögerung, bei ausreichender Kühlung eine Lebensdauer von über
100.000 h und eine sehr hohe Effizienz. Die Entwicklung der LED begann in den
10
1970er Jahren. Sie fand bald Einsatz als Statusanzeige in Elektrogeräten und Autos.
Der damalige Hauptvorteil der LED gegenüber von kleinen Glühlampen war die
höhere Robustheit. Historisch gesehen war die Entwicklung der blauen LED im Jahr
1994 für die Beleuchtungsindustrie fundamental. Die blaue LED war dabei deutlich
effizienter als alle anderen LEDs. Abbildung 3 zeigt den Aufbau einer weißen LED.
Diese weiße LED besteht aus einem blauen LED-Chip und einem
Fluoreszenzkonverter. Der Fluoreszenzkonverter hat dabei die gleiche Aufgabe wie
der Leuchtstoff in der Leuchtstofflampe, er konvertiert das blaue Licht in weißes
Licht.
Abbildung 3: Prinzipielle Funktion eines Fluoreszenzkonverters zur Konvertierung von blauem in
weißes Licht
Quelle: Weiße LED 2015
Alternativ besteht die Möglichkeit, weißes Licht mit Hilfe von einem blauen, einem
roten und einem gelben LED-Chip, in einem Gehäuse zu erzeugen. Diese Methode
ist allerdings komplex und somit teuer in der Fertigung. In der Anwendung
erreichen aktuelle LEDs eine Lichtausbeute von über 160 lm/W. Damit ist die LED
bereits heute das effizienteste Leuchtmittel mit einem hohen CRI. Zu Anfang wurde
die LED ausschließlich in sehr hochwertigen Gebäuden eingesetzt. Bedingt durch die
Industrialisierung der Fertigung und erheblichen Fortschritten in der Forschung,
befinden sich die Preise für professionelle LED-Beleuchtung im Sinken. Nachteilig an
der neuen Technologie ist die Notwendigkeit, dass bestehende Leuchten-Konzepte
11
adaptiert bzw. neu Entwickelt werden. Für den Endkunden bedeutet der Einsatz
einer professionellen LED Lösung, immer der Ersatz der gesamten Leuchte. Für den
semiprofessionellen Bereich wurden sogenannte Retrofit-LED-Leuchtmittel auf den
Markt gebracht. Diese LED-Leuchtmittel sind den alten Leuchtmitteln mechanisch
nachempfunden und können somit Glüh- und auch Leuchtstofflampen ersetzen. Da
derartige Lösungen ausschließlich bei Renovierungen zum Einsatz kommen und
deren Zulassung in Leuchten, die nicht dafür designt sind kritisch zu betrachten ist,
kommen für unser Beispielgebäude ausschließlich professionelle LED-Systeme zum
Einsatz. (vgl. Bullinger 2002 S. 101-104)
3.2.5 OLED
Die Organische Licht Emittierende Diode (OLED) ist eine Leuchtdiode, die aus
mehreren organischen Schichten besteht. Historisch gesehen ist sie der jüngste
Spross der hier beschriebenen Lichtquellen. Erste erwähnenswerte Versuche mit
organischen Leuchtdioden gab es in den 1980er Jahren. Bis heute konnten im Labor
viele nennenswerte Fortschritte erzielt werden, jedoch ist OLED für die
Beleuchtungsindustrie derzeit nur ein Prestige- und Forschungsobjekt. In der
Unterhaltungsindustrie werden OLEDs in Form von Displays heute bereits in großen
Stückzahlen eingesetzt. Im Gegensatz zur normalen LED ist die OLED keine
punktförmige Lichtquelle sondern eine beinahe beliebig große Flächenlichtquelle.
Damit wird es in Zukunft möglich sein, ganze Wände mit einer Art OLEDLeuchttapete gleichmäßig auszuleuchten. Architektonisch kann mit der OLED
Technologie ganz neue Maßstäbe gesetzt werden. Des Weiteren könnte die OLED
aufgrund der verwendeten Materialien und des einfacheren Herstellungsprozesses,
günstiger als eine LED produziert werden. Jedoch ist diese Technologie noch nicht
ausgereift und hat einige Nachteile. Der größte Nachteil der OLEDs ist, die relativ
kurze Lebensdauer von deutlich weniger als 10.000 Stunden und der relativ gering
Lichtstrom von ca. 55 lm/W. Derzeit spielt die OLED eine sehr untergeordnete
Bedeutung und wird maximal für Akzentbeleuchtung und sehr exklusive Leuchten
verwendet. Aufgrund des hohen Preises, der relativ geringen Lebensdauer und der
niedrigen Effizienz im Vergleich zu LED wird die OLED im weiteren Verlauf der Arbeit
nicht eingehender behandelt. (vgl. Kammoun 2008 S. 2 – 22)
12
3.3 Betriebsgeräte
Moderne Leuchtmittel wie die LED oder die OLED, aber auch die
Gasentladungslampen können, aufgrund ihrer elektrischen Eingeschalten nicht
direkt am Stromnetz mit 230V und 50Hz betrieben werden. Es kommt immer ein
sogenanntes Betriebsgerät zum Einsatz. Ein Betriebsgerät steuert und überwacht
das Leuchtmittel. In einem Fehlerfall größere Schäden zu vermeiden, schaltet das
Betriebsgerät das Leuchtmittel ab. Betriebsgeräte gibt es in unterschiedlichen
Ausführungen.
3.3.1 Magnetische Betriebsgeräte für Gasentladungslampen
Magnetische Betriebsgeräte bestehen im einfachsten Fall aus einer Kupferspule mit
einem Eisenkern, einem Starter und einem Kondensator. Es gibt je nach
Anforderung unterschiedliche Bauformen und unterschiedliche Effizienzklassen.
Magnetische Betriebsgeräte finden sich häufig in bestehenden Gebäuden und im
eher preiswerten Leuchten-Segment. Magnetische Betriebsgeräte dürfen aufgrund
der EU-Vorschaltgeräte-Richtlinie 2000/55/EG wegen ihrer schlechteren Effizienz ab
dem 13.4.2017 innerhalb der EU nicht mehr in den Verkehr gebracht werden.
Aufgrund dieser Tatsache werden magnetische Betriebsgeräte für unser
Beispielgebäude nicht berücksichtigt. (vgl. ZVEI 2010, S. 7)
3.3.2 Elektronische Betriebsgeräte für Gasentladungslampen
In modernen Leuchten wird die Gasentladungslampe mit einem elektronischen
Betriebsgerät betrieben. Diese Betriebsgeräte gibt es in dimmbaren und nicht
dimmbaren Ausführungen. Die dimmbaren Varianten besitzen in der Regel ein DALIInterface. Mit diesem Interface kann das Betriebsgerät in die Haustechnik
eingebunden werden. Nicht dimmbare Varianten werden manuell oder mit Hilfe
von Sensoren über die Phase geschalten. Alle elektronischen Betriebsgeräte
betreiben und überwachen die Lampe ohne externe Bauteile und bieten neben der
höheren Effizienz auch einen flicker- und geräuscharmen Betrieb. Die Lebensdauer
des Leuchtmittels ist aufgrund der geregelten Vorheizung und Zündung ebenfalls
erheblich höher. Für das Beispielgebäude werden zwei Varianten mit nicht
dimmbaren Betriebsgeräten berechnet. Einerseits kommt ein in der Norm DIN V
13
18599 definiertes Tabellenverfahren zum Einsatz und andererseits wird der
Energiebedarf mit Hilfe einer detaillierten Fachplanung ermittelt. (vgl. Ganslandt,
Hoffmann 2013 S. 65 – 72)
3.3.3 LED-Treiber
Für die nächste Evolutionsstufe in der Beleuchtungstechnik der LED werden
ebenfalls Betriebsgeräte benötigt. Diese sind wiederum als dimmbare und nicht
dimmbare Ausführungen erhältlich. Die Betriebsgeräte betreiben das LED-Modul in
der Regel mit einem konstanten Strom und sorgen durch entsprechende
Abschaltung ebenfalls für Sicherheit. Die Dimm-Funktion wird entweder mithilfe
von Puls-Weiten-Modulation (PWM) oder mit einer Reduktion der Stromamplitude
realisiert. In unserem Fall verwende ich in einer Variante eine nicht dimmbare,
manuell bedienbare LED-Lösung und als High-End-Variante eine sensorgesteuerte,
DALI-dimmbare, arbeitsplatzbezogene Lösung. Die dimmbare Variante wird dabei
über eine Veränderung der Stromamplitude gedimmt werden. (vgl. Tridonic 2015)
3.4 Steuersysteme
In der Haustechnik kommen Steuersysteme wie beispielsweise EIB/KNX oftmals
zum Einsatz. Die Beleuchtung, speziell im professionellen Bereich wird in der Regel
über einen DALI-Bus gesteuert. An einem Busstrang können bis zu 64 Teilnehmer
miteinander kommunizieren. Die Teilnehmer können sowohl Sensoren als auch
Aktoren wie beispielsweise ein oben beschriebenes DALI Betriebsgerät sein. Bei den
Sensoren unterscheidet man im Wesentlichen zwischen folgenden Typen:
3.4.1 Anwesenheitssensoren
Anwesenheitssensoren messen mit Hilfe von Infrarotstrahlung oder
hochfrequenten elektrischen Feldern das Bewegungsprofil innerhalb des
eingestellten Bereichs. Außerdem messen solche Sensoren in der Regel zusätzlich
den Beleuchtungslevel von externen Lichtquellen. Wird eine Bewegung erkannt und
ist das Beleuchtungsniveau über dem eingestellten Schwellwert gibt der Sensor die
registrierte Bewegung an die Aktoren nicht weiter. Ist der Schwellwert
unterschritten und eine Bewegung wird registriert, sendet der Sensor einen
14
entsprechenden Befehl an die Aktoren und das Licht wird eingeschalten. Mithilfe
von Anwesenheitssensoren wird das Licht in der Regel nur ein- bzw. ausgeschaltet.
Das entsprechende Beleuchtungsniveau wird bei automatisierten Lösungen mit
Tageslichtsensoren ermittelt. (vgl. Schmid 2013 S. 165 – 166)
3.4.2 Tageslichtsensoren
Tageslichtsensoren messen die Reflexion des Lichtes auf einer definierten Fläche.
Mithilfe eines solchen Sensors kann beispielsweise das Lichtlevel über einen ganzen
Arbeitstag, in einem definierten Bereich konstant gehalten werden. Manuelle
Eingriffe sind bei einer Kombination aus Anwesenheit- und Tageslicht- Sensorik
nicht mehr notwendig. Das Energieeinsparpotential einer solchen Lösung kann sehr
hoch sein, da der Mensch keinen Einfluss auf die Beleuchtung hat. (vgl. Schmid 2013
S. 165 – 166)
4 Beispielgebäude
Bei dem von mir gewählten Beispielgebäude handelt es sich um ein kleines, fiktives
Bürogebäude, das sich gemäß meiner Definition im Großraum Bremerhaven und
somit in Klimazone A befindet. Um die Ergebnisse meiner Masterarbeit auf andere
Gebäude anwenden zu können, war es besonders wichtig, dass es sich um einen
Neubau handelt. Für eine Gebäudesanierung wird die DIN V 18599 derzeit nur
bedingt angewendet. Das Gebäude spiegelt ein klassisches Bürogebäude im
überschaubaren Maßstab wider, das über eine entsprechende Gebäudehülle und
über eine moderne Haustechnik verfügt. Alle bauphysikalischen Berechnungen
wurden mit Solar Computer in der Version 5.12.03 erstellt. Eine Archivdatei des
letztgültigen Modells befindet sich auf dem Datenträger im Anhang.
4.1 Gebäudeplan
Die Abmessungen des Gebäudes betragen etwa 15 x 26 m. Das Bürogebäude besitzt
ein Untergeschoß, ein Erdgeschoß und ein Obergeschoß. Die Gesamthöhe beträgt
8m.
15
4.1.1 Außenansicht
Das Gebäude verfügt über große Fensterflächen und die Dachkonstruktion wurde
als Flachdach ausgeführt. Südseitig ist das Obergeschoß mit einem außenliegenden,
fixen Blendschutz, aus Stahl, versehen. Westseitig besitzt das Gebäude im
Eingangsbereich einen Windfang.
Abbildung 4: Beispielgebäude Südansicht
Abbildung 5: Beispielgebäude Nordansicht
Abbildung 6: Beispielgebäude Westansicht
16
Abbildung 7:Beispielgebäude Ostansicht
Das Untergeschoß, die Zwischendecken und die oberste Geschoßdecke sind, wie
heute üblich aus Stahlbeton gefertigt. Die Außenwände, sowie die tragenden
Innenwände bestehen aus Ziegeln bzw. ebenfalls aus Stahlbeton. Alle Außenwände
verfügen über ein zeitgemäßes Wärmedämmverbundsystem, das in Punkt 4.2.1
Gebäudehülle genauer spezifiziert ist.
4.1.2 Grundriss
Das Beispielgebäude verfügt über drei Etagen, die unterschiedlich genutzt sind. Im
Untergeschoß befindet sich der Technikraum, in dem sich sämtliche
haustechnischen Anlagen befinden und ein unkonditioniertes Lager.
Abbildung 8: Grundriss Untergeschoß
Im Erdgeschoß befinden sich der Empfang, einige Büros, ein großer Seminarraum
und entsprechende sanitäre Einrichtungen.
17
Abbildung 9: Grundriss Erdgeschoß
Die Raumaufteilung im Obergeschoß ist ähnlich gestaltet wie im Erdgeschoß, jedoch
unterscheidet sich die Nutzung etwas. Neben Einzel- sowie Gruppenbüros befindet
sich ein Besprechungszimmer und auch die Bibliothek im Obergeschoß. Sanitäre
Einrichtungen sind im Obergeschoß ebenfalls zu finden.
Abbildung 10: Grundriss Obergeschoß
18
4.2 Aufbau
Für die Modulierung des Gebäudes muss jedes Bauteil definiert werden. Alle
relevanten Daten, wie beispielsweise die verwendeten Werkstoffe, Schichtdicken
und Ausführungen, müssen vorab durch die Architektur, Tragwerksplanung und die
Bauphysik geklärt werden. Die Dimensionierung der tragenden Bauteile beruht auf
realitätsnahen Erfahrungswerten und einschlägigen Gebäudenormen für
Belastungen, wie sie in einem Bürogebäude üblich sind. Statische Berechnungen für
das Gebäude wurden nicht durchgeführt, da sie keinen Einfluss auf das Ergebnis
dieser Arbeit haben.
4.2.1 Gebäudehülle
Hinsichtlich der Energieeffizienz von Gebäuden, ist die Gebäudehülle von
maßgeblicher Bedeutung. In der warmen Jahreszeit schützt sie das Gebäudeinnere
vor Überhitzung und hält somit den Energieaufwand für die Kühlung in Grenzen. Im
Winter sorgt sie für geringstmögliche Heizkosten und ein behagliches Raumklima.
Des Weiteren hat die Gebäudehülle die Aufgabe, einen Schutz vor eindringender
Feuchte herzustellen und somit strukturellen Schäden vermeiden. Wie bei
modernen Gebäuden üblich wurde eine Dichtheitsprüfung durchgeführt und die
Luftdichtheit nach DIN 4108-7 ausgeführt.
19
4.2.1.1 Bodenplatte
Zum einen leitet die Bodenplatte Lasten in das tragende Erdreich ab, zum anderen
und für uns viel wichtiger, ist die Bodenplatte das Element, das das Gebäude vor
Feuchtigkeit aus dem Erdreich und vor thermischen Einflüssen schützt. Die
Bodenplatte, einschließlich der Aufbauten ergibt eine gesamte Konstruktionshöhe
von 390 mm und ist wie in Abbildung 11 ersichtlich aufgebaut.
Abbildung 11: Aufbau und Temperaturverlauf der Bodenplatte
Quelle: U-Wert.net 2015
Die ans Erdreich grenzende Dämmung ist eine tragfähige, 100 mm starke
Wärmedämmplatte aus extrudiertem Polystyrol-Schaum nach DIN 13164 (XPS).
Statisch relevant ist die 200 mm starke Stahlbetonplatte. Beim verwendeten Beton
handelt es sich um Normalbeton nach DIN 206, der mit 2% Stahl armiert wurde. Als
zusätzliche Dämmung, und vor allem als Trittschallschutz, dient eine zusätzliche
Schicht aus 20 mm starken XPS - Platten. Um die auftretenden Lasten auf die
Dämmung zu verteilen und eine ebene und belastbare Schicht für den Bodenbelag
zu schaffen, wird ein 60 mm starker Zementestrich angebracht. Um dem Fußboden
noch optisch aufzuwerten werden im gesamten Untergeschoß 10 mm starke Fliesen
verlegt.
In Abbildung 11 ist neben dem Temperaturverlauf auch die Taupunkttemperatur
ersichtlich. Beim Temperaturverlauf ist die Relevanz der Dämmung eindeutig
erkennbar. Die beiden Dämmschichten tragen zu 91,8 % der Wärmedämmung des
20
Bauteils bei. Im Vergleich dazu trägt die 200 mm starke Stahlbetonplatte lediglich
2,2 % bei. Die Bodenplatte hat, gemäß den Berechnungen, einen U-Wert 0,267
W/m²K. Der U-Wert ist der Wärmedurchgangskoeffizient und beschreibt den
Wärmedurchgang eines Fluid durch einen festen Körper in ein zweites Fluid,
aufgrund von Temperaturunterschieden zwischen den Fluiden. (vgl. Lajos 2004 S.
68-69) Der Taupunkt kennzeichnet die Temperatur, bei der Wasserdampf
kondensieren und Tauwasser entstehen würde. Damit kein schädliches Tauwasser
im Bauteil entsteht, muss die Temperatur des Bauteils an jeder Stelle über der
Taupunkttemperatur liegen, bzw. eventuell auftretendes Tauwasser muss wieder
verdunsten können. Diese wichtige Bedingung ist mit dem Aufbau gewährleistet.
(vgl. Schulze 2015 S. 57)
4.2.1.2 Außenwand mit Erdkontakt
Die Außenwand mit Erdkontakt ist ähnlich wie die Bodenplatte aufgebaut. Um das
Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern, wird eine Kunststoffabdichtung
verwendet. Eine 100 mm starke Schicht XPS Platten stellt die Wärmedämmung
gegenüber dem Erdreich dar. Als tragendes Element kommt abermals eine 240 mm
starke Wand aus Normbeton nach DIN 206 mit einer 2% Bewehrung aus Stahl zum
Einsatz. Die raumseitige Oberfläche besteht aus einem 15 mm starken Kalkputz. Der
Schichtaufbau der Außenwand ist in Abbildung 12 detailliert ersichtlich.
Abbildung 12:Aufbau und Temperaturverlauf der Außenwand mit Erdkontakt
Quelle: U-Wert.net 2015
21
Aufgrund der Kunststofffolie und der damit verbundenen Dichtheit gegenüber
Wasserdampfdiffusion, kann es im Bereich der Dämmung zu Tauwasser kommen.
Hier ist es wichtig, dass diese abgeführt und verdunsten kann.
4.2.1.3 Außenwand mit Luftkontakt
Die Außenwand mit Luftkontakt bildet gemeinsam mit den Fenstern den sichtbaren
Teil der Gebäudehülle. Neben statischen Eigenschaften muss die Außenwand mit
Luftkontakt auch über entsprechende thermische Eigenschaften verfügen. In
unserem Fall wird dies mit einer entsprechenden Dämmung realisiert. In Abbildung
13 werden sowohl der Schichtaufbau als auch der Temperaturverlauf und der
Verlauf der Taupunkttemperatur dargestellt. Die Außenwand besteht neben der
240 mm starken tragenden Stahlbetonkonstruktion aus einem
Wärmeverbundsystem und einem Kalkzementputz. Das Wärmeverbundsystem ist
ein vom Hersteller zertifiziertes System, das einen genau definierten Aufbau haben
muss. Das in diesem Fall verwendete System besteht aus 160 mm starker
Mineralwolle nach DIN 13162 und einem Putzmörtel aus Kalkzement. Die Wahl für
diesen Dämmstoff fiel aufgrund seiner besseren Umweltverträglichkeit, gegenüber
Polystyrolplatten (EPS) und aufgrund seiner nicht brennbaren Eigenschaft.
Abbildung 13: Aufbau und Temperaturverlauf der Außenwand mit Luftkontakt
Quelle: U-Wert.net 2015
Der U-Wert dieser Konstruktion beträgt 0,204 W/m²K. Es besteht kein Tauwasser
Risiko.
22
4.2.1.4 Dach
Das Dach des Beispielgebäudes wurde als Flachdach ausgeführt. Die tragende und
damit statisch relevante Schicht ist wiederum eine 180 mm starke, mit Stahl
bewehrte Betonplatte. Um ein Gefälle auszubilden wurde ein entsprechend
geneigtere Aufbeton aufgebracht. Da die thermischen Eigenschaften der
Dachkonstruktion für die Energiebilanz eines Gebäudes besonders wichtig sind, wird
eine Dämmung aus 200 mm Mineralwolle verwendet. Um den Aufbau vor den
Umweltbedingungen zu schützen, wird eine abschließende und dichte Schicht aus
Bitumen-Dachbahnen aufgebracht. Auf der Innenseite befindet sich eine 10 mm
starke Putzschicht aus Kalkputz. Mit diesem Aufbau wird ein U-Wert von 0,167
W/m²K erreicht.
Abbildung 14: Aufbau und Temperaturverlauf der Dachkonstruktion
Quelle: U-Wert.net 2015
Wie in Abbildung 14 ersichtlich, besteht aufgrund der Dichtheit der Bitumenschicht
wiederum ein potentielles Problem mit dem Tauwasser, das durch die Verlegung
einer raumseitigen Dampfbremse behoben werden kann.
23
4.2.1.5 Kellerdecke
Die Kellerdecke ist Teil der thermischen Gebäudehülle, weil das Untergeschoß mit
Ausnahme des Treppenhauses und des Technikraums nicht beheizt ist. Aus diesem
Grund besitzt die Kellerdecke über das gesamte Geschoß den in Abbildung 15
ersichtlichen Aufbau.
Abbildung 15: Aufbau und Temperaturverlauf der Kellerdecke
Quelle: U-Wert.net 2015
Als Bodenbeläge kommen Parkett, Teppichboden und Fliesen zur Ausführung.
Darunter befindet sich der 60 mm starke Zementestrich und eine 20 mm dicken
Trittschallschutz aus XPS. Die 180 mm starke, tragende Schicht ist wiederum mit
Stahlbeton realisiert. Richtung Keller bildet eine 120 mm dicke Dämmung aus
Mineralwolle und ein 10 mm starker Kalkzementputz den Abschluss. Mit dieser
Konstruktion erhält man einen U-Wert von 0,199 W/m²K. Probleme mit dem
Taupunkt gibt es bei diesem Bauteil keine.
4.2.1.6 Fenster
Bei den Fenstern handelt es sich um eine Rahmenkonstruktion aus 90 mm starkem
Weichholz. Der Rahmenanteil beträgt 20 % der Fensterfläche, die
Rahmenkonstruktion hat einen U-Wert von 1,85 W/m²K. Die Fenster sind mit einer
Dreifach-Verglasung mit einem U-Wert von 0,6 W/m²K ausgestattet. Weiteres
besitzen die Fenster wärmetechnisch verbesserte Abstandshalter. In Summe haben
24
die Fenster einen Uw-Wert von 1,0 W/m²K. In Anbetracht der großen Fensterflächen
ist dieser Wert besonders relevant.
Die Fenster im Untergeschoß mit einem Kunststoffrahmen und einer zweifach
Verglasung ausgeführt. Die Kellerfenster verfügen damit über einen Uw-Wert von
1,4 W/m²K.
4.2.1.7 Außentüre
Die Außentür ist eine Konstruktion aus Holz, Aluminium und Glas. Die Türe besitzt
einen Rahmenanteil von 40 %. Der Glasanteil ist ebenfalls mit einer dreifachen
Verglasung realisiert. Somit liegt der Gesamt-U-Wert bei 1,05 W/m²K.
4.2.2 Innenliegende Bauteile
Die im Gebäude innenliegenden Bauteile sind nur dann relevant, wenn sie sich
zwischen Zonen mit unterschiedlichen Temperaturen befinden. Da das
Beispielgebäude als Bürogebäude genutzt wird, sind in allen Zonen ähnliche
Temperaturen zu erwarten. Innenliegenden Türen, von denen im Modell
ausgegangen wird, können in diesem konkreten Fall vernachlässigt. Sie werden
deswegen nicht gesondert betrachtet und werden wie eine durchgehende Wand
berechnet. Um dem Gebäude eine große Flexibilität zu geben, wurden viele
innenliegende Wände als Leichtbau ausgeführt. Lediglich die Wände im Bereich des
Treppenhauses und der sanitären Einrichtungen wurden als massive, tragende
Wände ausgeführt.
4.2.2.1 Tragende Bauteile
Die tragenden Bauteile im Bereich des Treppenhauses und der sanitären
Einrichtungen sind aus gebrannten Ziegeln mit Lochung nach DIN 105-100
gemauert. Auf beiden Seiten befindet sich eine 15 mm starke Schicht aus
Putzmörtel. Die thermischen Eigenschaften spielen aufgrund der ähnlichen
Temperaturen auf beiden Seiten der Wand für die Berechnungen in diesem Beispiel
keine Rolle.
4.2.2.2 Nichttragende Bauteile
Alle Trennwände im Bürobereich sind keine tragenden Wände. Der Aufbau der
Wand besteht aus einer 80mm dicken Holzkonstruktion, die auf beiden Seiten mit
25
Gipskartonplatten beplankt ist. Um den Schallschutz zu optimieren, werden die
Hohlräume mit Mineralwolle gedämmt und auf beiden Seiten Gipskartonplatten mit
einer Stärke von 25 mm verwendet. Die thermischen Eigenschaften spielen, wie
auch bei den tragenden Innenwänden, für dieses Beispiel keine Rolle und werden
daher nicht ausführlich berechnet.
4.3 Nutzung
Das Beispielgebäude lässt sich in Anbetracht der Nutzung in die nachfolgend
ausgeführte Bereiche aufteilen. Die Nutzung ist für die Energieberechnung der
relevant, da beispielsweise der Luftwechsel in einem Gruppenbüro anders ist als in
einem Einzelbüro oder in Sanitärräumen. Nach entsprechender Einteilung werden
die Werte mit Solar Computer berechnet. Da sich die Nutzung über die
verwendeten Beleuchtungsvarianten nicht ändert, gehe ich an dieser Stelle nicht
detailliert auf die Nutzung jedes einzelnen Raumes ein, sondern gebe nur eine kurze
Übersicht über die einzelnen Stockwerke.
4.3.1 Untergeschoß
Im Untergeschoß befindet sich neben dem Treppenhaus und dem Technikraum eine
große unbeheizte Fläche, die als Lager verwendet wird. Da sich das
Berechnungsbeispiel primär auf eine Büroumgebung bezieht, wird das Lager in allen
Varianten nicht berücksichtigt. Alle Wände zu konditionierten Räumen sind
entsprechend auf der jeweiligen Kaltseite gedämmt.
4.3.2 Erdgeschoß
Die Nutzung des Erdgeschoßes lässt sich in die Kategorien Einzelbüro, Gruppenbüro,
Seminarraum, Verkehrsfläche und Sanitär einteilen. Alle Räume sind an die zentrale
Raumlufttechnik angeschlossen und sind sowohl beheizt als auch gekühlt.
4.3.3 Obergeschoß
Die Nutzung des Obergeschoßes ist mit der Nutzung des Erdgeschoßes identisch.
Ebenfalls sind alle Räume an die zentrale Raumlufttechnik angeschlossen.
26
4.4 Zonierung
Für die energetische Bewertung von Nichtwohngebäuden ist eine Einteilung in
Zonen unerlässlich. Das Gebäude wird idealisiert als ein Mehr-Zonen-Modell
dargestellt. Jede Zone stellt eine grundsätzliche Berechnungseinheit dar und wird
für sich energetisch bilanziert. Dabei ist darauf zu achten, dass Bereiche mit
ähnlichen Nutzenergiemengen in einer Zone zusammengefasst werden. Diese
einzelnen Räume einer Zone müssen baulich nicht verbunden sein. So ist es
beispielsweise möglich, dass ein Raum im Erdgeschoß und im zweiten Obergeschoß
derselben Zone angehört. Umgekehrt ist eine bauliche Trennung zwischen zwei
Zonen nicht zwingend erforderlich. In dem von mir ausgewählten Gebäude befindet
sich zwischen der Zone Empfang und der Zone Verkehrsfläche beispielsweise keine
bauliche Trennung. Um die energetische Gebäudebilanz einfach zu halten, sollten
jedoch nur so viele Zonen gebildet werden, dass die wichtigsten energetischen
Unterschiede innerhalb des Gebäudes berücksichtigt werden. Wird das Gebäude in
zu viele Zonen eingeteilt, wird der Berechnungsaufwand, im Vergleich zum
Ergebnis, unverhältnismäßig erhöht. Die Einteilung folgt nach folgenden Kriterien:
•
Nutzwärmebedarf
•
Nutzkältebedarf
•
Nutzenergie der thermischen Luftaufbereitung
•
Nutzenergie für Befeuchtung
•
Nutzenergie für Beleuchtung
•
Nutzenergie für Trinkwarmwasserbereitung
Anhand dieser Kriterien wird das Beispielgebäude in folgende Zonen eingeteilt (vgl:
Dorsch 2011 S. 2-4)
4.4.1 Büro Süd
Die Zone Büro Süd erstreckt sich über das Erdgeschoß und das Obergeschoß und
beinhaltet alle nach Süden ausgerichteten Büros. Im Zonenplan ist die Zone Büro
Süd in hellgrün eingezeichnet. Die Zone ist als Gruppenbüro definiert. Die
Beleuchtung erfolgt durch Tageslicht, das vereinfacht nach DIN 18599 berechnet
wird und mit Kunstlicht. Das Kunstlicht wird unter Punkt 5, Beleuchtungsvarianten
27
detailliert erklärt. Die Zone wird mit einer mechanischen Belüftung mit einem
konstanten Volumenstrom mit frischer Luft versorgt. Die Sollwert-ZuluftTemperatur ist im Heiz-, als auch im Kühlfall 21°C. Die Regelung ist zeitabhängig und
eine mittlere Belegungsdichte wurde definiert.
4.4.2 Büro Nord
Die Zone Büro Nord erfasst alle nach Norden ausgerichteten Büros. Die Zone
erstreckt sich, wie auch die Zone Büro Süd, über das Erdgeschoß und das
Obergeschoß. Im Zonenplan ist die Zone Büro Nord orange eingezeichnet. Die
haustechnischen Parameter, wie Beleuchtung, Lüftung und Klimatisierung sind
gleich, wie in der Zone Büro Süd, definiert. Der große Unterschied zwischen den
Zonen besteht in der Ausrichtung. Die Zone Büro Süd verfügt über eine wesentlich
höheren Anteil an Sonneneinstrahlung und muss somit im Winter weniger geheizt
werden, als die Zone Büro Nord. Im Sommer dreht sich das Verhältnis. Durch die
erhöhte Sonneneinstrahlung der nach Süden ausgerichteten Gebäudeteile ist der
solare Wärmeeintrag höher. Um die Temperatur auf einem konstanten Level zu
halten, muss die Kälteanlage entsprechend mehr Wärme abführen. Um dieser
Gegebenheit entgegen zu wirken, ist das Gebäude mit einem entsprechenden
Sonnenschutz, der in Punkt 4.5.4 detailliert erläutert wird, ausgestattet.
4.4.3 Besprechungszimmer
Die Zone Besprechungszimmer erstreckt sich ebenfalls über das Erdgeschoß und das
Obergeschoß. Im Erdgeschoß zählt der große Seminarraum und im Obergeschoß die
Bibliothek und das Besprechungszimmer zu dieser Zone. Im Zonenplan ist die Zone
Besprechungszimmer in dunkelgrün gehalten. Die haustechnischen Parameter sind
wiederum an die Zonen Büro Nord und Büro Süd angelehnt. Im Unterschied zu den
beiden Bürozonen hat die Zone Besprechungszimmer sowohl nach Norden, als auch
nach Süden ausgerichtete Fassadenteile. Aufgrund der vergleichbaren Nutzung der
Räume und der einfacheren Strukturierung des Modells werden die betreffenden
Räume trotz der Nord- bzw. Südausrichtung in einer Zone zusammengefasst.
28
4.4.4 Sanitär
Die sanitären Einrichtungen und damit auch die Zone Sanitär erstrecken sich
ebenfalls über das Erd- und Obergeschoß. Im Gegensatz zum Bürobereich handelt
es sich beim Sanitärbereich um eine Abluftzone. Die Nord – bzw. Südausrichtung ist
für die Zone Sanitär ebenfalls vernachlässigbar und wird daher wiederum
zusammengefasst.
4.4.5 Empfang
Der Empfangsbereich stellt eine eigene Zone dar. Zwar ist dieser als Gruppenbüro
definiert, jedoch ist die Nutzung durch den erhöhten Parteienverkehr und bedingt
durch die fehlende bauliche Abtrennung zu den Verkehrsflächen eine andere. Das
haustechnische Profil ist wiederum an die Bürozonen angelehnt. Im Zonenplan ist
dieser Bereich gelb eingezeichnet.
4.4.6 Verkehrsflächen
Die Zone Verkehrsfläche erstreckt sich bedingt durch das Treppenhaus über alle
drei Geschoße. Neben dem Treppenhaus, das durch Glastüren vom restlichen
Gebäude getrennt ist, befinden sich noch die beiden Flure in dieser Zone. Im
Zonenplan ist diese Zone rot markiert. Die haustechnischen Parameter sind
ebenfalls mit den Bürozonen vergleichbar.
4.4.7 Technikraum
Der Technikraum im Untergeschoß ist als eigene Zone definiert. Im Gegensatz zum
restlichen Gebäude wird der Technikraum zwar über das zentrale Heizsystem
beheizt, jedoch ist der Raum nicht an die zentrale Raumlufttechnik angeschlossen.
Der Technikraum verfügt über eine eigenes Raumklimasystem. Im Zonenplan ist der
Technikraum violett markiert.
4.4.8 Zonenplan Untergeschoß
In Abbildung 16 ist der Zonenplan für das Untergeschoß ersichtlich. Im
Untergeschoß sind lediglich die Zonen Technikraum und Verkehrsfläche zu finden.
Das Lager ist wie bereits beschrieben unkonditioniert und wird daher für weitere
Berechnungen nicht berücksichtigt.
29
Abbildung 16: Zonenplan Untergeschoß
4.4.9 Zonenplan Erdgeschoß
In Abbildung 17 ist der Zonenplan für das Erdgeschoß ersichtlich. Neben der in rot
eingezeichneten Verkehrsfläche befindet sich noch die orange markierte Zone Büro
Nord, die hellgrüne Zone Büro Süd, die dunkelgrüne Zone Besprechungszimmer, die
gelbe Zone Empfang und die in blau gehaltene Zone Sanitär.
Abbildung 17: Zonenplan Erdgeschoß
30
4.4.10 Zonenplan Obergeschoß
Abbildung 18 stellt den Zonenplan für das Obergeschoß dar. Mit Ausnahme der gelb
markierten Zone Empfang finden sich dieselben Zonen wie im Erdgeschoß. Die
farblichen Markierungen sind ebenfalls identisch zum Erdgeschoß.
Abbildung 18: Zonenplan Obergeschoß
4.5 Haustechnik
Unter dem Begriff Haustechnik sind sämtliche Ver – und Entsorgungsmaßnahmen
eines Gebäudes zusammengefasst. Sie umfasst neben der elektrischen Energie, die
beispielsweise für die Beleuchtung aufgewendet wird, auch die
Trinkwasserversorgung, alle Energien zum Heizen, Kühlen, Lüften und für die
Warmwasseraufbereitung benötigt werden. Fernmeldeanlagen, Blitzschutz,
Schallschutz, Gebäudeentwässerung und Hausabfallbeseitigung zählen ebenfalls zu
den Teilgebieten der Haustechnik. (vgl. Vogler 2013 S. 3)
Für die weiterführenden Berechnungen sind nur die erstgenannten Punkte, der
Energiebedarf für Heizung, Kühlung, Warmwasser, Lüftung und Beleuchtung
relevant. Blitzschutz, Schallschutz, Gebäudeentwässerung, Fernmeldeanlagen und
Abfallbeseitigung werden in weiterer Folge nicht näher behandelt.
31
4.5.1 Heizung
Das Beispielgebäude verfügt über ein zentrales Heizsystem. Als Wärmeerzeuger
wird ein verbesserter Brennwertkessel verwendet. Als Energieträger dient Erdgas.
Die Anlage ist im Technikraum und somit innerhalb der thermischen Hülle installiert
und entspricht dem aktuellen Stand der Technik. Die Heizung verfügt über eine
außentemperaturgeführte Kesseltemperaturregelung und einen zusätzlichen
Wärmepuffer mit einem Volumen von 2 m². Die Wärmeverteilung im Gebäude wird
sowohl über die Raumlufttechnik als auch über Heizkörper realisiert. Die Heizkörper
sind über ein Zweirohrsystem mit gedämmten Leitungen, die ausschließlich
innerhalb der thermischen Hülle verlegt sind, angeschlossen. Die Vorlauftemperatur
sollte dabei bei 35 °C, die Rücklauftemperatur bei 28 °C liegen.
4.5.2 Kälteanlage
Das Beispielgebäude verfügt über zwei getrennte Klimasysteme. Das Erdgeschoß
und das Obergeschoß sind an der zentralen Kälteanlage angeschlossen. Der
Technikraum verfügt über eine separate Kälteanlage.
4.5.2.1 Zentrale Kälteanlage
Um die Produktivität in den heißen Monaten aufrechterhalten zu können, ist eine
Kälteanlage notwendig. Als Kälteerzeuger ist eine luftgekühlte
Kompressionskältemaschine im Einsatz. Gemäß meiner Spezifikation arbeitet die
Kältemaschine mit einem Kolbenverdichter. Als Energieträger dient dabei
elektrische Energie. Für die weiteren Berechnungen wird gemäß meiner Definition
der deutsche Strom-Mix angenommen. Die Kältemaschine befindet sich auf dem
Gebäudedach und hat eine getaktete Zweipunktregelung mit einem Pufferspeicher.
Beim eingesetzten Kältemittel handelt es sich um R134a. Die
Kaltwasseraustrittstemperatur wurde dabei auf 6 °C spezifiziert. Die Kälteverteilung
wird einerseits über die Raumlufttechnik, als auch über Kühlelemente in einigen
Räumen realisiert.
32
4.5.2.2 Technikraum Kälteanlage
Wie bereits beschrieben, verfügt der Technikraum über eine separate Kälteanlage.
Bei dem gewählten Gerät handelt es sich um ein Raumklimasystem mit einer
maximalen Leistung von 12 kW. Wie auch das zentrale Klimasystem verfügt das
Raumklimasystem über eine Zweipunktregelung. Allerdings ist das Regelkonzept in
diesem Fall wesentlich einfacher, da es sich lediglich um ein Einzonensystem
handelt.
4.5.3 Warmwasser
Das Warmwasser für den Sanitärbereich wird mithilfe einer Solaranlage, die auf
dem Dach installiert ist bereitgestellt. Beim Kollektor handelt es sich um einen
Flächenkollektor moderner Bauart. Der Kollektor hat eine Südausrichtung und eine
Neigung von 30 Grad. Die berechnete Kollektorfläche beträgt 7,45 m². Ein
entsprechend dimensionierter Speicher befindet sich ebenfalls im Technikraum.
Sämtliche warmwasserführenden Leitungen sind thermisch isoliert und werden
innerhalb der thermischen Hülle geführt. Für das Waschbecken im Seminarraum im
Erdgeschoß, wird für die Warmwassererzeugung ein Durchlauferhitzer verwendet.
Für die weiterführende Kalkulation wird vom deutschen Strom-Mix ausgegangen.
4.5.4 Raumlufttechnik
Wie in modernen Gebäuden üblich hat auch unser Beispielgebäude eine
kontrollierte Be- und Entlüftungsanlage. Der aufgrund der Raum- und Zonennutzung
von der Solar Software berechnete maximale Volumens-Strom liegt dabei bei
4332,82 m³/h. Über den Plattenwärmetauscher wird ca. 50% der Abwärme
zurückgewonnen. Zusätzlich verfügt das System über ein Heiz- und Kühlregister, die
an der zentralen Heiz- bzw. Kühlanlage angeschlossen sind. Um trockener Luft in der
kalten Jahreszeit vorbeugen zu können, befindet sich ebenfalls ein ungeregelter
Verdunstungsbefeuchter im System. Zu- bzw. Abluftventilatoren sorgen für
konstanten Volumens-Strom.
33
4.5.5 Sonnen- bzw. Blendschutz
Wie bei Gebäuden mit großen Glasflächen üblich, werden die Fensterflächen mit
einem Sonnen- bzw. Blendschutz ausgestattet. Das Beispielgebäude ist mit einer
Außenjalousie mit einer Lamellenneigung von 10 Grad ausgestattet. Aus optischen
Gründen ist die Farbwahl dabei auf dunkelgrau gefallen. Die Steuerung erfolgt dabei
manuell bzw. zeitgesteuert. Eine automatisierte Steuerung der Außenjalousie
würde sich speziell im Zusammenhang mit der Beleuchtungsvariante,
arbeitsplatzbezogene, dimmbare LED-Beleuchtung anbieten. Bei dieser Variante
wären ein entsprechendes Bussystem und Sensoren bereits im Gebäude installiert.
Aufgrund der besseren Vergleichbarkeit der berechneten Ergebnisse verzichte ich
jedoch auch bei dieser Variante auf eine automatisierte Blendschutz-Lösung.
4.5.6 Beleuchtung
Die Beleuchtung ist ebenfalls eine wichtige Komponente der Haustechnik. Die
Möglichkeiten, wie die Beleuchtung technisch realisiert werden kann und welche
Effekte sich auf die Energiebilanz des Gebäudes einstellen, wird in den Punkten 5
und 6 ausführlich beschrieben. Um auch bei einem Stromausfall genügend Licht für
eine Räumung des Gebäudes zu haben, bedarf es einer entsprechenden
Notbeleuchtung. Da der Energiebedarf der Notbeleuchtung für alle berechneten
Varianten identisch ist, wird er für die weiterführenden Berechnungen nicht
beachtet.
34
5 Beleuchtungsvarianten
Die Möglichkeiten moderner Beleuchtungssysteme sind beinahe grenzenlos.
Angefangen von den unterschiedlichen Leuchtmitteltechnologien, die Eingangs
ausführlich beschrieben wurden, bis hin zu komplexen Steuersystemen, die beinahe
jede erdenkliche Funktion zur Verfügung stellen. Jedoch sind die Anforderungen,
die von der Gebäudenorm, für Nichtwohngebäude gefordert werden seit Jahren die
Gleichen.
5.1 Anforderungen an die Beleuchtung von Nichtwohngebäuden
In der Norm DIN EN 12464-1 sind die Anforderungen für die Beleuchtung von
Nichtwohngebäuden definiert. Für die Arbeitsplatzbeleuchtung gilt allgemein ein
Mindestbeleuchtungslevel der Nutzebene von 500 lx. Dabei gilt zu beachten, dass
der Schreibtisch die Nutzebene darstellt. Schreibtische haben in der Regel eine
Höhe von 70 – 75 cm. Wie in Abbildung 19 dargestellt, ist die Randzone von
umlaufend 0,5 m für die Lichtberechnung nicht relevant. Des Weiteren sind in der
Abbildung die jeweiligen Beleuchtungsstärken zu sehen.
Abbildung 19: Verteilung der Beleuchtungsstärke im Raum 1-05
Als Schreibtischarbeitsplatz gelten im Beispielgebäude sämtliche Räume der Zonen
Büro Nord, Büro Süd, Besprechungszimmer und Empfang.
35
Für die Beleuchtung der Verkehrsflächen gilt das Mindestlichtlevel von 100 lx.
Umlaufend wird dabei wieder die Randzone von 0,5 m abgezogen. Allerdings stellt
in diesem Fall der Boden die Nutzebene dar.
Abbildung 20: Verteilung der Beleuchtungsstärke im Flur mit der Raumnummer 0-01
Die 100 lx Mindestbeleuchtungslevel gelten ausschließlich für die Zone
Verkehrsfläche. Im Sanitärbereich und Technikraum gilt ein
Mindestbeleuchtungslevel von 200 lx.
5.2 Beleuchtungsarten
In der Beleuchtungstechnik unterscheidet man im Wesentlichen zwischen drei
unterschiedlichen Varianten. In der Praxis kommen auch oft Mischformen der
Varianten im selben Raum vor.
5.2.1 Indirekte Beleuchtung
Bei der indirekten Beleuchtung wird das Licht über die Decke und die Wände im
Raum verteilt. Eine indirekte Beleuchtung bietet den Vorteil, dass sie ein sehr
gleichmäßiges und weiches Licht erzeugt. Durch das Beleuchten der Decke und der
Wände ist die Problematik der Entblendung ebenfalls gelöst. Problematisch bei
einer ausschließlich indirekten Beleuchtung ist allerdings die fehlende räumliche
Differenzierung. Bedingt durch die Reflexion des Lichtes an den Wänden und an der
Decke ist der Gesamtwirkungsgrad der Beleuchtung etwas schlechter als der einer
direkten Beleuchtung. (vgl. Ganslandt, Hoffmann 2013 S. 136 - 138)
5.2.2 Direkte Beleuchtung
Bei der direkten Beleuchtung werden die Objekte im Raum direkt von der Leuchte
angestrahlt. Um die Blendung der Leuchte zu vermindern, wird meist mit
Rasterleuchten oder mit einem Diffusor, der das Licht streut, gearbeitet. Durch die
36
Verwendung von gerichtetem Licht verbessert sich die Wiedergabe von
Oberflächenstrukturen der beleuchteten Objekte wesentlich. Des Weiteren können
mit gerichtetem Licht einzelne Raumbereiche von fast jedem Punkt im Raum gezielt
beleuchtet werden. Dadurch ergibt sich ein höherer Freiheitsgrad bei der
Anordnung der Leuchten, was sich wiederum in der Komplexität der Lichtplanung
positiv wiederspiegelt. Im Vergleich zur indirekten Beleuchtung ist der
Gesamtwirkungsgrad etwas höher. (vgl. Ganslandt, Hoffmann 2013 S. 136 - 138)
5.2.3 Direkte / Indirekte Beleuchtung
Die direkte/indirekte Beleuchtung stellt eine Mischform der beiden
Beleuchtungsarten dar. Sie vereint das gleichmäßige entblendete Licht der
indirekten Beleuchtung und bietet bedingt durch den direkten Anteil ein direktes
Anstrahlen der Objekte im Raum. (vgl. Ganslandt, Hoffmann 2013 S. 136 - 138)
Für das Berechnungsbeispiel wird ausschließlich direktes Licht verwendet. Der
Grund ist die einfachere Lichtplanung, der höhere Gesamtwirkungsgrad und vor
allem die bessere Vergleichbarkeit der berechneten Varianten.
5.3 Berechnungsverfahren
Für die Lichtberechnung gibt es unterschiedliche Verfahren. In der Praxis gängig ist
dabei das einfache Tabellenverfahren und für komplexere Gebäude ist eine
detaillierte Fachplanung unumgänglich.
5.3.1 Tabellenverfahren
Das Tabellenverfahren zur Berechnung der für Beleuchtung aufgewendeten Energie
ist in der DIN V 18599-4 definiert. Dabei wird von sehr einfachen Gegebenheiten
ausgegangen. In einem ersten Schritt kann sich der Nutzer entscheiden, ob die
Beleuchtung direkt, indirekt oder als Mischform vorliegt. Je nach ausgewählter
Beleuchtungsart sind die in Tabelle 1 ersichtlichen Multiplikatoren anzuwenden.
37
Tabelle 1: Multiplikatoren der spezifischen elektrischen Bewertungsleistung für unterschiedliche
Beleuchtungsarten
Quelle: DIN V 18599 2013, Kap.4 S. 23
Ein Raum, der mindestens einen Schreibtischarbeitsplatz hat, wird demnach im
Tabellenverfahren folgendermaßen berechnet. Die Ausgangslage bildet dabei die
von der Norm vorgeschriebene Beleuchtungsstärke von 500 lx. Dieser Wert wird
dann mit dem Multiplikator der gewählten Beleuchtungsart multipliziert.
Ausgehend von einer direkten Beleuchtung heißt das, dass wir im ersten Schritt eine
Bemessungsleistung von 25 W/m² haben. Im nächsten Schritt werden die
Anpassungsfaktoren der verwendeten Leuchtmitteltechnologie multipliziert. Die
Anpassungsfaktoren spiegeln dabei die Effizienz, bezogen auf eine stabförmige
Leuchtstofflampe mit einem elektronischen Betriebsgerät wieder. Besonders
bemerkenswert dabei ist, dass sowohl eine Retrofit-Lampe als auch eine LED-Lösung
schlechter bewertet wird als eine Leuchtstofflampe. Für die Berechnung gehen wir
von einer Leuchtstofflampenlösung mit elektronischem Betriebsgerät aus. Somit
bleibt die Bemessungsleistung vorerst bei 25 W/m².
38
Tabelle 2: Anpassungsfaktoren für unterschiedliche Leuchtmittel
Quelle: DIN V 18599 2013 Kap.4 S.24
Im nächsten Schritt wird die Bemessungsleistung mit dem Raumindex multipliziert.
Der Raumindex k berechnet sich folgendermaßen:
݇=
ܽ∗ܾ
ℎ‫ ܽ( ∗ ݎ‬+ ܾ)
Die Faktoren a und b entsprechen der Länge und der Breite des zu beleuchtenden
Raumes. Die Höhe hr entspricht dabei der Strecke zwischen der Nutzebene und der
Leuchten-Installationsebene. Ausgehend von einer Abmessung von 5 x 5 m und
einem Höhenunterschied von 1,2m ergibt sich ein Raumindex k von 0,833.
Abbildung 21: Definition der Nutz und Leuchten Installationsebene
Quelle: DIN V 18599 2013, Kap.4 S.25
39
Ausgehend vom berechneten Raumindex k wird der Anpassungsfaktor kR anhand
der Tabelle 3 bestimmt.
Tabelle 3: Anpassungsfaktor kR für unterschiedliche Beleuchtungsarten
Quelle: DIN V 18599 2013, Kap.4. S. 25
Gemäß den Angaben der Norm dürfen Zwischenwerte interpoliert werden. Für den
Raumindex k von 0,83 ergibt sich somit ein Anpassungsfaktor von 0,863.
Multipliziert mit 25 W/m² ergibt sich eine Bemessungsleistung von 21,58 W/m². (vgl
DIN V 18599 2013, Kap.4 S. 23 – 25)
5.3.2 Detaillierte Fachplanung
Im Gegensatz zu dem sehr einfachen Tabellenverfahren steht eine detaillierte
Fachplanung. In der Regel wird detaillierte Lichtplanungen softwaregestützt
durchgeführt. Lichtberechnungsprogramme, wie in unserem Fall DIALux in der
Version 4.12.0.1, werden oftmals von den Leuchten-Herstellern gratis zur Verfügung
gestellt. Im Fall von DIALux, das von einem herstellerübergreifenden Konsortium
herausgegeben wird, stellen viele Leuchten-Hersteller lichttechnische Datensätze
für den jeweiligen Leuchten-Typ zur Verfügung. Die Vorgehensweise bei einer
Lichtplanung mit DIALux sieht wie folgt aus:
Als erstes muss der Raum mit seiner Geometrie und der entsprechenden Nutzung
definiert werden. Im nächsten Schritt muss die Nutzfläche definiert werden. Im Fall
eines Büros handelt es sich dabei beispielsweise um den Schreibtisch. Anschließend
muss sich der Nutzer für ein passendes Leuchten-Konzept entscheiden. Hierbei hat
der Nutzer die Wahl zwischen einem direkten, einem indirekten oder einem
direkt/indirekten Beleuchtungskonzept. Sobald diese Entscheidung getroffen ist,
kann mit der Auswahl des Leuchten-Typs begonnen werden. Die ausgewählten
40
Leuchten können nun im Raum platziert werden. Nach diesem Schritt berechnet die
Software die Verteilung des Lichtes im Raum. Die Ausgabe kann dabei, wie in
Abbildung 22 dargestellt, in einer Falschfarbendarstellung ausgegeben werden.
Abbildung 22: Falschfarbendarstellung der berechneten Beleuchtungsstärke im Raum 1-14
Die Falschfarbendarstellung hat den großen Vorteil, dass sogenannte Hotspots und
auch die Lichtverteilung gut erkannt werden können. Nachteilig bei dieser
Darstellungsvariante ist hingegen die schlechte Vergleichbarkeit mit anderen
Räumen, da die farbliche Skalierung der Farben eine andere ist. Für eine bessere
Vergleichbarkeit eignet sich eine Darstellung mit Isocandela-Linien, wie in Abbildung
23 gezeigt.
Abbildung 23: Darstellung der Lichtverteilung im Raum 1-14 mittels Isocandela-Linien
Mithilfe der Isocandela-Linien werden Punkte mit gleicher Lichtstärke, im Raum, als
Linie dargestellt. Diese Variante erlaubt eine sehr einfache Vergleichbarkeit
41
unterschiedlicher Räume. Als Ausgabe einer Lichtberechnung erhält man eine Datei,
die neben den Beleuchtungsstärken auch gleich die Stückliste der im Projekt
verwendeten Leuchten ausgibt. In weiterer Folge wurden die Varianten „T5
Leuchtstofflampen, nicht dimmbar“, “LED Beleuchtung, nicht dimmbar“ und
„Arbeitsplatzbezogene LED Beleuchtung, dimmbar“ mithilfe der Software
berechnet.
5.4 Beleuchtungsvarianten
In den folgenden Punkten werden die einzelnen, berechneten Varianten der
Beleuchtung vorgestellt und die Vor- und Nachteile diskutiert.
5.4.1 Tabellenverfahren
Die Berechnung der mittleren, spezifischen Beleuchtungsleistung wurde wie im
Kapitel 5.3.1 Tabellenverfahren beschrieben durchgeführt. Die Berechnungen
wurden mit der Software Solar Computer erstellt und entsprechen der aktuell
gültigen Ausgabe der Norm DIN V 18599. Die Leuchten werden dabei nicht genauer
spezifiziert. Es erfolgt lediglich die Auswahl des Leuchtmittels, des Betriebsgerätes
und der Ansteuerung. In dem Beispiel werden die Bemessungsleistungen der
Beleuchtung mit stabförmigen Leuchtstofflampen, einem elektronischen
Betriebsgerät und einer geschalteten, nicht dimmbaren Ansteuerung berechnet.
Weitere Eingabemöglichkeiten für den Benutzer ist ein Minderungsfaktor
Sehaufgabe und der Wartungsfaktor nach DIN 12464-1.
Die Norm DIN 18599 beschreibt den Minderungsfaktor Sehaufgabe
folgendermaßen: „Ein Minderungsfaktor kA darf herangezogen werden, um einen
mittleren Wert für den Wartungswert der Beleuchtungsstärke Ēm zu errechnen, der
die Tatsache berücksichtigt, dass bei einigen Raumnutzungsarten nur eine Teilfläche
der Gesamtgrundfläche eines Raumes den Bereich der Sehaufgabe ausmacht. Nach
DIN EN 12464-1 liegen Anforderungen an die Wartungswerte der
Beleuchtungsstärke Ēm lediglich für den Bereich der Sehaufgabe und den
unmittelbaren Umgebungsbereich, hier ĒU genannt, vor. Der Minderungsfaktor kA
kann den Nutzungsprofilen nach DIN V 18599-10 entnommen werden.“ (vgl DIN V
18599 2013, S. 47)
42
Alle weiteren Berechnungen werden mit einem Minderungsfaktor Sehaufgabe von
0,84 berechnet.
Der Wartungsfaktor wird in der DIN 12464-1 sinngemäß folgendermaßen
beschrieben: Im Laufe der Betriebszeit einer Leuchte nimmt der zur Verfügung
gestellte Lichtstrom stetig ab. Die Abnahme ist abhängig von den eingesetzten
Leuchtmittel, vom verwendeten Betriebsgerät und von der Konstruktion der
Leuchte. Um das angestrebte Beleuchtungsniveau über einen gewissen Zeitraum
sicherstellen zu können, muss die Lichtstromreduktion, ausgedrückt durch den
Wartungsfaktor in der Planung berücksichtigt werden. (vgl. VDE 2014)
Abbildung 24: Reduktion des Lichtstromes während der Betriebszeit einer Leuchte
Anhand des Wartungsfaktors wird ein entsprechender Wartungsplan definiert. In
der Regel wird von einem Wartungsfaktor von 0,67 ausgegangen. Mit modernen
Leuchtmitteltechnologien und sehr sauberen Räumen kann sich der Wartungsfaktor
auf 0,8 erhöhen. Da es sich beim Beispielgebäude um ein modernes und sauberes
Gebäude handelt, werden alle Berechnungen mit einem Wartungsfaktor von 0,8
durchgeführt.
43
Auf die einzelnen Zonen betrachtet, sieht das Ergebnis des Tabellenverfahrens wie
folgt aus:
Tabelle 4: spezifische Bewertungsleistung und Anschluss Leistung berechnet mit dem
Tabellenverfahren
Mit 14,60 W/m² wird die spezifische Bewertungsleistung für alle Zonen, mit
Ausnahme der Zone Sanitär identisch von der Software Solar Computer
ausgegeben. In Anbetracht des in Punkt 5.4.1 erläuterten Tabellenverfahren
müssten die berechneten Werte der einzelnen Zonen, aufgrund der anderen
Geometrie und anderen Nutzung unterschiedlich sein. Da allerdings der Raumindex
k mit 0,9 standardmäßig definiert ist, ergibt sich für alle Zonen, außer der
Sanitärzone, die gleiche spezifische Beleuchtungsstärke. Für die Zone Sanitär ergibt
sich gemäß der Berechnung eine spezifische Beleuchtungsstärke von 5,32 W/m².
Die nach dem Tabellenverfahren berechnete Anschluss-Leistung der Beleuchtung
beträgt 10,14 kW.
5.4.2 T5-Leuchtstofflampen, nicht dimmbar
Die Variante „T5-Leuchtstofflampen“ wurde mit der Lichtplanungssoftware DIALux
berechnet. T5 ist die gängigste Bezeichnung für stabförmige Leuchtstofflampen mit
einem Durchmesser von 16 mm. Die Bezeichnung T16 ist im deutschsprachigen
Raum ebenfalls üblich. Bei den in der Leuchte eingebauten Betriebsgeräten, handelt
es sich um moderne elektronische Betriebsgeräte, die der aktuell besten
Energieeffizienzklasse für nicht dimmbare Betriebsgeräte, A2 BAT, entsprechen. Die
verwendeten Leuchten sind aufgrund ihres Designs und der hohen
Fertigungsqualität ebenfalls unter den effizientesten, am Markt erhältlichen
44
Leuchten. Für die Zonen Büro Nord, Büro Süd, Besprechungszimmer und Empfang
kommen Mirel2 T16 Leuchten aus dem Hause Zumtobel zum Einsatz. Abhängig von
der Geometrie des Raumes werden dabei unterschiedliche Lampenleistungen
verwendet. Die Verkehrsflächen, der Sanitärbereich und der Technikraum werden
mit dem Downlight Panos HF und mit der Anbauleuchte Perluce O beleuchtet. Das
Panos HF Downlight verwendet dabei eine 26W Kompaktleuchtstofflampe. Eine
ausführliche Stückliste und auch die detaillierten Ergebnisse der Lichtberechnung
befinden sich im Anhang.
Im Detail betrachtet ergeben sich folgende, in Tabelle 5 ersichtliche Ergebnisse aus
den Lichtberechnungen mit T5 Leuchtstofflampen.
Tabelle 5: spezifische Bewertungsleistung und Anschluss Leistung berechnet mit Hilfe von DIALux
und Verwendung von einer T5 basierender Leuchtstofflampen Beleuchtung
Im Vergleich zur Berechnung mit dem Tabellenverfahren unterscheidet sich hier die
spezifische Bewertungsleistung. Der wesentliche Grund hierfür ist die Geometrie
der Räume. Größere Räume haben eine geringere spezifische Bewertungsleistung
als kleinere. Die Anschluss-Leistung ist mit 7,25 kW deutlich geringer, als in der
Berechnungsvariante mit dem Tabellenverfahren.
5.4.3 LED-Beleuchtung, nicht dimmbar
Die Variante „LED Beleuchtung, nicht dimmbar“ verwendet anstatt der klassischen
Leuchtstofflampe eine moderne LED als Lichtquelle. Beim gewählten LEDBetriebsgerät handelt es sich um eine einfache, nicht dimmbare Variante, die
allerdings in ihrem definierten Arbeitspunkt sehr effizient ist. Die
45
Lichtberechnungen wurden wiederum mit DIALux durchgeführt. Die eingesetzten
Leuchten kommen wieder aus dem Hause Zumtobel. Für die Zonen Büro Süd, Büro
Nord, Besprechungszimmer und Empfang kommen Leuchten der Serie Mirel
Evolution zum Einsatz. Die Zonen Verkehrsflächen, Sanitär und Technikraum
werden mit dem Downlight Panos infinity und der Anbauleuchte Perluce O LED
beleuchtet. Weiterführende Planungsdetails und eine entsprechende Stückliste
befinden sich im Anhang. Vergleichswerte für die spezifischen
Bewertungsleistungen und die Anschluss-Leistungen sind in Tabelle 6 ersichtlich.
Tabelle 6: spezifische Bewertungsleistung und Anschluss Leistung berechnet mit Hilfe von DIALux
und Verwendung von einer LED basierenden, nicht dimmbaren Beleuchtung
Im Vergleich zu den beiden vorhergehenden Berechnungsvarianten ist eine
deutliche Reduktion der spezifischen Bewertungsleistung und der AnschlussLeistung erkennbar. Die Anschluss-Leistung der Beleuchtung beträgt bei der nicht
dimmbaren LED Variante 3,82 kW.
5.4.4 Arbeitsplatzbezogene LED-Beleuchtung, dimmbar
Die arbeitsplatzbezogene, dimmbare LED-Beleuchtung stellt die Lösung mit dem
größten Planungs- und Ausführungsaufwand dar. Als Leuchtmittel werden hierbei
ebenfalls hocheffiziente LEDs eingesetzt. Im Unterschied zur nicht dimmbaren LEDBeleuchtung, werden in diesem Berechnungsbeispiel DALI dimmbare LEDBetriebsgeräte verwendet. Weiteres verfügt die Beleuchtungsanlage über eine
Sensorik, die ebenfalls mit dem DALI-Bus gekoppelt ist. Mithilfe dieser Sensorik
kann sowohl Präsenz, also die Anwesenheit von Personen, als auch das
Beleuchtungsniveau gemessen werden. Sofern die Sensoren Anwesenheit
46
detektieren wird der jeweilige Arbeitsbereich, unabhängig von äußeren Einflüssen,
auf ein konstantes Beleuchtungsniveau geregelt. Auf eine automatische Regelung
des Sonnenschutzes wird aufgrund der Vergleichbarkeit mit den anderen Varianten
verzichtet, obwohl die Funktionalität aufgrund der vorhandenen Sensorik
naheliegend wäre. Bei den eingesetzten Leuchten handelt es sich wiederum um
Leuchten von Zumtobel. In den Zonen Büro Nord, Büro Süd, Besprechungszimmer
und Empfang kommen im Bereich der Schreibtische Pendelleuchten der Serie AXON
zum Einsatz. Die anderen Bereiche der Räume werden mit Downlights der Serie
PANOS infinity beleuchtet. Besonders bemerkenswert bei dieser Variante ist, dass
es sich, um eine architektonisch hochwertigere Beleuchtungsvariante mit indirekten
und direkten Beleuchtungsanteilen handelt. Für die Zonen Verkehrsfläche, Sanitär
und Technikraum kommen wiederum das Downlight Panos infinity und die
Anbauleuchte Perluce O LED zum Einsatz. Wie bei den anderen Varianten auch
befinden sich alle Details zur Lichtplanung im Anhang. In der Tabelle 7 sind die
spezifischen Bewertungsleistungen und die Anschlussleistungen ersichtlich.
Tabelle 7: spezifische Bewertungsleistung und Anschluss Leistung berechnet mit Hilfe von DIALux
und Verwendung von einer LED basierenden, arbeitsplatzbezogenen, dimmbaren Beleuchtung
Bedingt durch die gezielte Ausleuchtung der Arbeitsbereiche konnte die spezifische
Bewertungsleistung und auch die Anschluss-Leistung erneut gesenkt werden. Die
Anschluss-Leistung bei dieser Variante beträgt 2,84 kW. Das
Energieeinsparungspotential durch die Sensorik ist hierbei noch nicht
berücksichtigt.
47
5.5 Fazit Beleuchtungsvarianten
In Abbildung 25 ist der Vergleich der Beleuchtungsvarianten graphisch dargestellt.
Auf den ersten Blick ersichtlich ist, wie groß die Unterschiede zwischen der mittels
Tabellenverfahren und den Mithilfe von DIAlux berechneten Varianten sind. Allein
durch die Planung von einer technologisch vergleichbaren Lösung, kann durch die
Variante T5-Leuchtstofflampen, die in rot dargestellt ist, die Anschlussleistung
gegenüber des in blau dargestellten Tabellenverfahrens von 28,56 Prozent reduziert
werden.
Abbildung 25: Vergleich der Beleuchtungsvarianten
Bei einer Verwendung von der nicht dimmbaren LED Variante, in grün dargestellt,
lässt sich gegenüber dem Tabellenverfahren die Anschlussleistung um 62,37 Prozent
reduzieren. Mit der in violett dargestellten arbeitsplatzbezogenen LED Variante wird
die Anschlussleistung gegenüber dem Tabellenverfahren um 71,98 Prozent
reduzieren.
Aus diesen Werten ist das Energieeinsparpotential, das durch eine Lichtplanung
bzw. Verwendung aktueller Beleuchtungstechnik entsteht deutlich erkennbar.
48
6 Energiebedarfsvergleich des Gebäudes mit
unterschiedlichen Beleuchtungsvarianten
Um den Energiebedarf des Gebäudes zu ermitteln, sind umfangreiche
Berechnungen notwendig. Diese Berechnungen sind mit Hilfe der Software Solar
Computer erstellt worden. Die grundlegenden Bauteile, Nutzung, Zonierung und
auch die Haustechnik sind in Kapitel 4 Beispielgebäude ausführlich erklärt. Die
verwendeten Beleuchtungsvarianten sind in Kapitel 5 Beleuchtungen zu finden. Für
alle berechneten Varianten wurden die Eigenschaften der relevanten Bauteile und
auch die Grundzüge der Haustechnik nicht verändert. Die Anforderungen an die
Haustechnik sind aufgrund des veränderten Wärmeeintrags der Beleuchtung bei
jeder Variante jedoch anders. Das heißt, je effizienter die Beleuchtung, umso
geringer die Wärmegewinne. Das heißt der Heizwärmebedarf steigt, der Kühlbedarf
sinkt. Das Ergebnis jeder Berechnung stellt eine Energiebilanzierung nach DIN V
18599 dar. Diese Energieberechnungen stellen die Datengrundlage für die
angeführten Tabellen dar. Die Energieausweise der Gebäudevarianten und auch das
Archivfile der Solar Computer Simulation befinden sich im digitalen Anhang.
6.1 Primärenergiebedarf des Gebäudes
Der Vergleich des Primärenergiebedarfs des Gebäudes stellt die objektive
Vergleichsmöglichkeit dar. Alle für den Betrieb des Gebäudes benötigten
Endenergien werden nach den in der Norm definierten Umrechnungsfaktoren in
einen Primärenergiebedarf umgerechnet. Um auf die unterschiedlichen Zonen
eingehen zu können, stelle ich in den folgenden Tabellen, jeweils eine Zone mit
allen vier Beleuchtungsvarianten dar.
6.1.1 Gesamtes Gebäude
In Tabelle 8 wird der Primärenergiebedarf des Gebäudes mit unterschiedlichen
Beleuchtungsvarianten dargestellt. Bedingt durch den reduzierten Energieeintrag
der Beleuchtung, steigt der Primärenergiebedarf der Heizung an. Durch denselben
Effekt sinkt der Primärenergiebedarf der Kühlung. Die Luftförderung, die im
49
Wesentlichen durch die Nutzung bestimmt wird, bleibt bei allen berechneten
Varianten gleich.
Tabelle 8: Vergleich des Primärenergiebedarfs des gesamten Gebäudes mit unterschiedlichen
Beleuchtungsvarianten
Tabelle 8 und Abbildung 26 zeigen den Vergleich des Primärenergiebedarfs des
gesamten Gebäudes. Bezogen auf die verschiedenen Anlagen hat die Heizung, je
nach Beleuchtungsvariante, mit 65.028 – 68.896 kWh/a den mit Abstand größten
Anteil am Energiebedarf. Im Fall einer Lichtberechnung mittels Tabellenverfahren
stellt die Beleuchtung mit 32.325 kWh/a den zweit-größten Anteil am
Primärenergiebedarf dar. Wie im Vergleich mit den verschiedenen
Beleuchtungsvarianten ersichtlich wird, ist das Potential der Beleuchtung groß! Mit
einer optimierten, arbeitsplatzbezogenen LED-Beleuchtung lässt sich der
Primärenergiebedarf der Beleuchtung auf 5.624 kWh/a reduzieren.
Abbildung 26: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik für das gesamte Gebäude
Der steigende Energiebedarf fürs Heizen ist größer als jeder für die Kühlung. Dies
lässt sich durch die geographische Lage des Gebäudes, sowie der Bauweise mit
Lochfassade erklären. Definitionsgemäß steht das Gebäude in Bremerhaven. Laut
50
der langjährigen Klimastatistik hat die Stadt, eine durchschnittliche Temperatur von
9,05 °C. (vgl. Klimadaten Bremerhaven 2015)
Bedingt durch die kühlen Außentemperaturen in Bremerhaven, ist die Heizperiode
wesentlich länger als die Kühlperiode. Das Einsparpotential der Kälteanlage, das
durch den geringeren Energieeintrag der Beleuchtung entsteht, ist somit recht klein.
Würde das Gebäude in einer wärmeren Region stehen, wäre diese Hebelwirkung
wesentlich größer. Trotz dieser ungünstigen Ausgangslage kann mit einer
durchdachten Beleuchtung der Primärenergiebedarf um 8.811 bis 25.216 kWh/a
gesenkt werden.
Besonders auffallend dabei sind, folgende Gegebenheiten:
•
Der Unterschied zwischen dem Tabellenverfahren und der
Leuchtstofflampen-Variante ist mit 8.811 kWh/a, was immerhin 6,7 %
entspricht, groß. Vor allem in Anbetracht, dass es sich um dieselbe
Technologie mit unterschiedlichen Berechnungsmethoden handelt.
•
Die Differenz zwischen der Beleuchtung mit Leuchtstofflampen und der
nicht dimmbaren LED-Variante zeigt deutlich das Potential, das in dieser
noch jungen Technologie steckt. Allein durch die Verwendung von LEDBeleuchtung, lassen sich somit nochmals zusätzliche 10.560 kWh/a, was
8,30 % entspricht, einsparen.
•
Die Differenz zwischen der LED und der arbeitsplatzbezogenen LEDBeleuchtung lässt sich auf zwei Unterschiede zurückführen. Die
spezifische Bemessungsleistung der arbeitsplatzbezogenen Lösung ist
etwas niedriger als die der normalen LED-Beleuchtung. Der zweite große
Unterschied ergibt sich durch die Ansteuerung der Beleuchtungsanlage.
Durch die automatische Beleuchtungsregelung durch Sensoren wird ein
weiteres Potential, das in der Beleuchtung steckt, aktiviert.
•
Die Veränderung des Energieeintrags durch die Beleuchtung hat einen
wesentlichen Einfluss auf die Dimensionierung der Heiz- und Kälteanlage.
In den einzelnen Zonen sehen die berechneten Ergebnisse wie folgt aus.
51
6.1.2 Büro Süd
In Tabelle 9 und Abbildung 27 werden die unterschiedlichen Beleuchtungsvarianten
und der Primärenergiebedarf der Anlagentechnik für die Zone Büro Süd dargestellt.
Tabelle 9: Vergleich des Primärenergiebedarfs der Zone Büro Süd mit unterschiedlichen
Beleuchtungsvarianten
Abbildung 27: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik für die Zone Büro Süd
Im Vergleich zum gesamten Gebäude fällt dabei auf, dass sich in der Zone Büro Süd,
mit der T5-Variante etwas weniger Energie mit der Beleuchtung einsparen lässt. Der
Grund für diese Abweichung liegt einerseits in der Geometrie der Räume und
anderseits in der Südausrichtung. Bedingt durch den großen Anteil an Tageslicht,
der durch die großen Fensterflächen in den Raum kommt, ist die Beleuchtung öfter
ausgeschaltet. Die beiden LED-Varianten liegen nahe an den Werten des gesamten
Gebäudes.
52
6.1.3 Büro Nord
Tabelle 10 und Abbildung 28 spiegelt den Energiebedarf der Zone Büro Nord
wieder.
Tabelle 10: Vergleich des Primärenergiebedarfs der Zone Büro Nord mit unterschiedlichen
Beleuchtungsvarianten
Abbildung 28: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik für die Zone Büro Nord
Im Vergleich zu den anderen Zonen bzw. zum gesamten Gebäude ist das
Energieeinsparpotential der Leuchtstofflampen- und LED-Beleuchtung etwas
geringer. Die Gründe hierfür sind in der Geometrie der Räume bzw. in der
Lichtplanung zu finden. Da die Fläche der einzelnen Büros kleiner ist als in anderen
Zonen, ist die spezifische Beleuchtungsleistung speziell bei der LED-Variante etwas
höher.
6.1.4 Besprechungszimmer
Tabelle 11 und Abbildung 29 zeigen den Primärenergiebedarf der Zone
Besprechungszimmer.
53
Tabelle 11: Vergleich des Primärenergiebedarfs der Zone Besprechungszimmer mit unterschiedlichen
Beleuchtungsvarianten
Abbildung 29: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik für die Zone Besprechungszimmer
Bei der Zone Besprechungszimmer machen sich die Vorteile der größeren Räume
minimal bemerkbar. Durch die größere Fläche sinkt die spezifische
Bewertungsleistung in der Variante T5 etwas ab. Die LED-Varianten liegen nahe bei
den Werten für das gesamte Gebäude.
6.1.5 Sanitär
Tabelle 12 und Abbildung 30 stellen den Primärenergiebedarf der Zone Sanitär dar.
Tabelle 12: Vergleich des Primärenergiebedarfs der Zone Sanitär mit unterschiedlichen
Beleuchtungsvarianten
54
Abbildung 30: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik für die Zone Sanitär
Besonders auffallend ist, dass die mittels DIALux berechneten Varianten schlechter,
bzw. nur geringfügig besser, als die Berechnung mit dem Tabellenverfahren sind.
Die Gründe hierfür sind in Abbildung 25 ersichtlich.
Abbildung 31: Leuchten Anordnung im Sanitärbereich mit der Raumnummer 0-07
Die mit DIALux berechneten Varianten haben jeweils vier Downlights, um starke
Schattenbildung in den WC-Kabinen zu vermeiden. Das Beleuchtungsniveau ist
dadurch etwas höher als gefordert, was sich natürlich in der spezifischen
Bewertungsleistung wiederspiegelt.
55
6.1.6 Empfang
Der Primärenergieverbrauch für den Empfangsbereich wird in Tabelle 13 und
Abbildung 32 dargestellt.
Tabelle 13: Vergleich des Primärenergiebedarfs der Zone Empfang mit unterschiedlichen
Beleuchtungsvarianten
Abbildung 32: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik für die Zone Empfang
Wie auch bei den Besprechungszimmern macht sich die Größe des Raumes positiv
auf das mögliche Energieeinsparpotenzial bemerkbar. Im Vergleich zum restlichen
Gebäude ist das Energieeinsparpotential in dieser Zone für die Varianten T5 und
LED leicht unterdurchschnittlich und für die Variante LED arbeitsplatzbezogen etwas
über dem Durchschnitt.
56
6.1.7 Verkehrsfläche
Für die Verkehrsflächen ergeben sich die in Tabelle 14 und Abbildung 33
ersichtlichen Potentiale zur Primärenergieeinsparung.
Tabelle 14: Vergleich des Primärenergiebedarfs der Zone Verkehrsfläche mit unterschiedlichen
Beleuchtungsvarianten
Abbildung 33: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik für die Zone Verkehrsfläche
In der Zone Verkehrsfläche schneidet die Berechnung mit dem Tabellenverfahren,
im Vergleich zu den mit DIALux berechneten Varianten besonders schlecht ab. Dies
zeigt besonders, dass bei komplexeren Räumen wie beispielsweise dem
Treppenhaus, eine Lichtplanung dem Tabellenverfahren weit überlegen ist.
Weiteres ist für diese Zone die spezifische Bemessungsleistung für die Varianten
LED und LED-arbeitsplatzbezogen dieselbe. Die Reduktion des Primärenergiebedarfs
von immerhin 800,44 kWh/a ergibt sich allein durch den Einsatz einer
sensorgesteuerten, dimmbaren Beleuchtung. Entsprechende Werte für die
57
Reduktion durch die Verwendung von einer Sensorik sind ebenfalls in der DIN 18599
beschrieben.
6.1.8 Technikraum
Die Tabelle 15 zeigt den Primärenergiebedarf des Technikraumes.
Tabelle 15: Vergleich des Primärenergiebedarfs der Zone Technikraum mit unterschiedlichen
Beleuchtungsvarianten
Abbildung 34: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik für die Zone Technikraum
Im Vergleich zum restlichen Gebäude ist das Energieeinsparpotential besonders für
die Varianten T5 und LED besonders hoch. Für die Variante LED-arbeitsplatzbezogen
und LED wird wieder dieselbe Leuchte verwendet. Der unterschiedliche
Energiebedarf ergibt sich wieder durch die sensorgesteuerte, dimmbare
Beleuchtung.
6.2 Tabellenverfahren mit optimierter Dämmung
Das Tabellenverfahren zur Berechnung der spezifischen Beleuchtungsleistung ist das
gängigste Verfahren, denn zum Zeitpunkt der Einreichung, für die neben den Plänen
58
und statischen Berechnungen auch ein Energieausweis benötigt wird, ist die
detaillierte Lichtplanung noch nicht gemacht. Um mit dem Tabellenverfahren
vergleichbare Werte erreichen zu können, hat der Architekt unter anderem die
Möglichkeit die Gebäudehülle zu optimieren. Auf den nächsten Seiten möchte ich
zeigen, welches Maßnahmenpaket notwendig ist, um auf einen, mit den LEDVarianten vergleichbaren Primärenergiebedarf zu kommen.
6.2.1 Optimierte Gebäudehülle
Die Ausgangsvariante für die Optimierung stellt die Variante Tabellenverfahren dar.
Ziel ist es, den Primärenergiebedarf auf das Niveau der Variante LEDarbeitsplatzbezogen zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, wird ausschließlich
die Gebäudehülle durch folgende Maßnahmen thermisch verbessert.
6.2.1.1 Außenwand mit Luftkontakt
Die Wärmedämmung der Außenwand mit Luftkontakt wird auf 300 mm erhöht.
Ausgehen vom in Punkt 4.2.1.3 beschriebenen Bauteil wird die Dämmstärke damit
um 140 mm erhöht. Abbildung 26 zeigt den Temperaturverlauf des neuen
Wandaufbaus. Der U-Wert der neuen Wand beträgt 0,113 W/m²K. Im Vergleich
dazu hat die bestehende Aussenwand einen U-Wert von 0,205 W/m²K.
Abbildung 35: Temperatur und Verlauf des Taupunktes der optimierten Außenwand mit 300 mm
Dämmung
Quelle: U-Wert.net 2015
59
6.2.1.2 Dach
Die zweite Maßnahme ist die thermische Verbesserung der Flachdachkonstruktion.
Da der Dachaufbau nicht sichtbar ist, und somit architektonisch nicht relevant ist,
wurde die Dämmung von 200mm auf 500 mm erhöht. Den Aufbau und den
Temperaturverlauf des neuen Aufbaus ist in Abbildung 27 ersichtlich.
Abbildung 36: Temperatur und Verlauf des Taupunktes der optimierten Dachkonstruktion mit 500
mm Dämmung
Quelle: U-Wert.net 2015
Im Vergleich zur bestehenden Dachkonstruktion verbessert sich der U-Wert von
0,167 W/m²K auf 0,0687 W/m²K.
6.2.1.3 Fenster
Da die in Punkt 4.2.1.6 beschriebenen Fenster bereits den aktuellen Stand der
Technik wiederspiegeln, ist hier das Optimierungspotential nicht mehr groß. Die
einzige mögliche Verbesserung ist das Verwenden eines Scheibenverbunds mit
einem U-Wert von 0,5 W/m²K. Das Glas, das bei den ersten Berechnungsvarianten
verwendet wurde, hat einen U-Wert von 0,6 W/m²K. Weitere Optimierungen, wie
die Verwendung von einer Verglasung mit vier Scheiben, sind mit extrem hohen,
Kosten verbunden und werden daher für diese Berechnung nicht beachtet.
6.2.1.4 Trennwand im Untergeschoß
Die Trennwände im Untergeschoß, die sich zwischen dem Technikraum bzw. dem
Treppenhaus und dem nicht beheizten Lager befinden, hat in der ursprünglichen
60
Variante eine Dämmung von 120 mm und somit einen U-Wert von 0,262 W/m²K.
Die optimierte Variante hat eine 400 mm starke Dämmung. Damit erreicht sie einen
U-Wert von 0,085 W/m²K.
6.2.2 Primärenergieverbrauch des gesamten Gebäudes mit optimierter
Gebäudehülle
Tabelle 16 und Abbildung 37 zeigen den Vergleich zwischen den ursprünglich
berechneten Varianten Tabellenverfahren und LED-arbeitsplatzbezogen. Zusätzlich
ist die neue Variante Tabellenverfahren mit optimierter Gebäudehülle ersichtlich.
Tabelle 16: Vergleich des Primärenergiebedarfs des gesamten Gebäudes, mit einer optimierten
Gebäudehülle und mit unterschiedlichen Beleuchtungsvarianten
Abbildung 37: Primärenergiebedarf für die Anlagentechnik des gesamten Gebäudes
In der Tabelle ist die Wirkung der Maßnahmen am besten am Energiebedarf der
Heizung zu erkennen. Im Vergleich mit der Ausgangsvariante sinkt der
Primärenergiebedarf für die Heizung um 8.053 kWh/a. Der Energiebedarf der
Heizung steigt hingegen geringfügig an. Erklärbar ist dies ebenfalls durch die
bessere Dämmung. In der ursprünglichen Variante war der Anteil der Transmission
61
wesentlich größer, bei der optimierten Variante muss diese Wärmeenergie durch
die Kälteanlage abgeführt werden. Da es sich um dieselben Parameter handelt, ist
der Energiebedarf für die Beleuchtung mit der ursprünglichen Variante identisch.
Der Energiebedarf der Luftförderung sinkt bei der optimierten Variante ebenfalls
deutlich. In Summe ergibt sich durch die optimierte Gebäudehülle ein
Primärenergieeinsparpotential von 10.860 kWh/a. Im Vergleich zur ursprünglichen
Variante Tabellenverfahren bietet Variante LED-arbeitsplatzbezogen ein
Primärenergieeinsparpotential von 25.215 kWh/a.
6.2.3 Transmission
Da die Einsparung durch die optimierte Gebäudehülle weit geringer wie erwartet
ist, möchte ich den Zusammenhang anhand der Abbildungen 28 und 29 kurz
erklären.
Abbildung 38: Bauteiltransmission des gesamten Gebäudes mit der Beleuchtungsvariante
Tabellenverfahren
In Abbildung 38 sind die Bauteiltransmissionen des gesamten Gebäudes in der
Variante Tabellenverfahren ersichtlich. Auffallend dabei ist, dass die Fenster, das
Dach und die Außenwände mit Luftkontakt 89,67 Prozent zur gesamten
62
Bauteiltransmission beitragen. Nach der Optimierung der Dämmwerte verändert
sich die Aufteilung wie in Abbildung 39 ersichtlich.
Abbildung 39: Bauteiltransmission des gesamten Gebäudes mit thermisch optimierter Gebäudehülle
mit der Beleuchtungsvariante Tabellenverfahren
In Abbildung 29 ist die Optimierung der Hülle gut erkennbar. Was auffällt ist, dass
der Anteil der Bauteiltransmission der Fenster auf 54,18 Prozent gestiegen ist.
Hierdurch wird ersichtlich, dass eine weitere Optimierung an den Fenstern am
meisten Potential hätte.
6.2.4 Fazit Optimierung der Gebäudehülle
Besonders in diesem Vergleich wird die Bedeutung der Anlagentechnik in
Nichtwohngebäuden klar. Die Stellschraube „Anlagentechnik“ und besonders die
Optimierung der Beleuchtung, haben bei dieser Art von Gebäuden ein
Primärenergieeinsparungspotential das mit einer Optimierung der Gebäudehülle
kaum bzw. nur mit sehr hohem Kosteneinsatz erreicht werden kann.
63
6.3 Wirtschaftlicher Vergleich der Szenarien
Neben dem gesenkten Primärenergiebedarf des Gebäudes stehen jedoch für viele
Gebäudeeigentümer die Betriebskosten im Vordergrund. Die für die Energie
anfallenden Betriebskosten lassen sich am besten über den Endenergiebedarf
ermitteln.
Tabelle 17: Wirtschaftlicher Vergleich der Energiekosten des gesamten Gebäudes mit
unterschiedlichen Beleuchtungsvarianten
Abbildung 40: Vergleich der jährlichen Betriebskosten mit unterschiedlichen Beleuchtungsvarianten
In Tabelle 17 und Abbildung 40 sind die Betriebskosten für die unterschiedlichen
Szenarien dargestellt. Im Vergleich zum Primärenergiebedarf ist das
Kosteneinsparpotential wesentlich höher. Der Grund für diese Tatsache sind die
unterschiedlichen Kosten für die verwendeten Energieträger und die Verwendung
der Endenergie als Berechnungsgrundlage. Die Kosten für eine Kilowattstunde
Endenergie für die Heizung, in diesem Fall Erdgas, wird mit 0,07 € angenommen.
Eine Kilowattstunde an elektrischer Energie wird hingegen mit 0,26 € berechnet.
64
(vgl. Bund Deutscher Energieverbraucher 2015) Aufgrund dieses
Kostenunterschiedes ergibt sich zwischen der Variante Tabellenverfahren und der
Variante LED-arbeitsplatzbezogen eine jährliche Kostendifferenz von 2921,59 €. In
Anbetracht der gesamten Energiekosten entspricht dies einer Einsparung von 25,20
Prozent.
7 Fazit und Ausblick
Neben der Einsparung von Betriebskosten, die sich in Abhängigkeit von den
aktuellen Energiepreisen verändert, stellt die Einsparung an Primärenergie weitere,
bisher kaum beachtete Hebeleffekte dar, die im Folgenden aufgezeigt werden:
•
Erreichen von Förderbedingungen: Insbesondere die Förderungen über
die KfW-Förderbank basieren auf der prozentuellen Unterschreitung des
Primärenergiebedarfs, im Vergleich zum EnEV-Neubaustandard. Mit
einer lichttechnischen Fachplanung und dem Einsatz entsprechend
effizienter Leuchtmittel können gegebenenfalls die Förderbedingungen
ohne sonst erforderliche Maßnahmen - wie etwa der Verwendung
zusätzlicher Dämmung - erreicht werden.
•
Erreichen zukünftiger Energiestandards: Die Anforderungen an die
Energieeinsparung im Neubau und Gebäudebestand steigen zukünftig
weiter an. Die nächste Verschärfung des Primärenergiebedarfs um 25 %
ist in der EnEV für 1.1. 2016 angekündigt. Um diese Anforderung zu
erfüllen, sind insbesondere in der Anlagentechnik deutliche
Veränderungen erforderlich. Hier stellt die lichttechnische Fachplanung
ein effektives und wirtschaftliches Instrument dar.
•
Optimierung der Anlagentechnik, Synergieeffekt: Durch eine effiziente
Beleuchtung sinkt wie in Kapitel 6.1.1 dargestellt der Kühlenergiebedarf
des Gebäudes. Hierdurch kann die Auslegung der Kühlgeräte in Richtung
einer geringeren Leistungsaufnahme verändert werden. Dies bedeutet
geringere Investitionskosten.
65
•
Optimierung der Anlagentechnik: Mit dem Puffer, den man durch die
lichttechnische Fachplanung hinsichtlich der Primärenergieeinsparung
erzielt, entsteht Spielraum für den Einsatz kostengünstigerer Technik.
Die Endenergieeinsparung die mit einer optimierten Beleuchtung, in diesem
Gebäude möglich ist beträgt 8.860 kWh/a. Der deutsche Strom-Mix verursachte
2013 pro Kilowattstunde einen CO2 Ausstoß von 587 g/kWh Endenergie. (vgl. GEMIS
2015) Für das Gebäude ergibt sich somit ein jährlicher CO2 Ausstoß von 5.200 kg/a.
Diese jährliche Menge an CO2 entspricht dem gebundenen Kohlenstoff von ca. 10
Bäumen oder 33.000 km gefahren Kilometer mit einem PKW der 6 Liter Diesel pro
100 km benötigt. (vgl. DEKRA 2015)
Die in Kapitel 6 vorgestellten Ergebnisse zeigen die Bedeutung des integralen
Planungsansatzes. Wie eingangs erwähnt, wird in der Regel die Lichtplanung zu
einem sehr späten Zeitpunkt durchgeführt. Dieser Ansatz vergibt wertvolle Chancen
zur Optimierung von Energieeinsparung und Komfort. Der Einfluss der Beleuchtung
auf die Gebäudeeffizienz und damit auf die Lebenszykluskosten ist sehr groß und
sollte daher in frühen Leistungsphasen (LPH) eingeplant werden.
Abbildung 41: Einflussmöglichkeiten und Kosten in unterschiedlichen Phasen des Lebenszyklus des
Gebäudes
Quelle: Lifecyclebetrachtung 2015
Die Möglichkeiten der Einflussnahme auf ein Gebäude sind zu Beginn der Planung
sehr hoch. Hier werden die wesentlichen Weichen für die spätere
Kostenentwicklung gestellt.
66
Die Gesamtleistung eines Architekten oder Ingenieurs wird in Deutschland nach der
Honorarordnung für Architekten- und Ingenieurleistungen (HOAI) in folgende
Leistungsphasen gegliedert:
•
Grundlagenermittlung
•
Vorplanung mit Kostenschätzung
•
Entwurfsplanung und Kostenberechnung
•
Genehmigungsplanung
•
Ausführungsplanung
•
Vorbereitung der Vergabe
•
Mitwirkung bei der Vergabe inklusive Kostenanschlag
•
Objektüberwachung
•
Objektbetreuung
Die Ermittlung der Beleuchtungsenergie ist ein Bestandteil der Energiebilanzierung.
Bislang ist es üblich, die Energiebilanzierung frühestens am Ende der Leistungsphase
3 zu erbringen. Dies ist jedoch in der Regel zu spät, um grundlegende Varianten zu
betrachten. Für die Planung eines energetisch und CO2 optimierten Gebäudes ist
daher die frühzeitige Erstellung eines Energiekonzeptes sinnvoll. Dieses basiert auf
der Gesamtbetrachtung des Energiebedarfs, der Behaglichkeit und der Emissionen.
Hierfür benötigt es einen gut abgestimmten interaktiven Planungsprozess in den
ersten Planungsphasen. Ziel ist, den Gesamtenergiebedarf durch geeignete bauliche
Maßnahmen zu minimieren und den verbleibenden Energiebedarf durch aktive
energieeffiziente Gebäudesysteme zu optimieren, was durch
Variantenberechnungen erfolgt. Die erste grobe Gesamtbilanzierung sollte daher in
der Leistungsphase 2 erfolgen, wobei die Lichtplanung bereits integriert sein sollte,
um in der Gesamtbetrachtung Potenziale zu erkennen und auszuschöpfen.
67
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70
Anhang
Aufgrund des Umfangs des Anhangs von mehreren hundert Seiten, befinden sich
alle, für die Arbeit relevanten Schriftstücke und Berechnungen auf der CD im
hinteren Hardcover.
71
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre hiermit an Eides statt, dass ich vorliegende Masterarbeit selbstständig
und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die
aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Stellen sind als solche
kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde bisher weder in gleicher, noch in ähnlicher
Form, einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht.
Dornbirn am 31.07.2015
Simon Ladurner
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