Der Prophet Mohammed von Manfred Fay -©- Der Prophet Mohammed – von Manfred Fay – 13.01.1915 Seite 1 Es war an einem Montag, den 20. April 571, da gebar eine Frau des Stammes Koraysch, die man Amina rief, in Mekka einen Sohn. Ihr Ehemann Abd Allah war ein paar Monate vor der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes verstorben. Überliefert wurde, dass in den Adern der Amina das Blut des Stammes Allahmania bzw. Alamania geflossen sei. Sie nannte ihren Sohn Mohammed, welches in der alten Sprache der Allahmannen, „Ma Hamed“ oder „Meine Heimat“, bedeuten würde. Also war der Name Mohammed von Anfang ein Name der Ehre und heute wird er übersetzt als der „Viel Gepriesene“. Sein weiterer Weg war dem Neugeborenen nicht an seiner Wiege gesungen worden, auch wenn er von Gott vorausgeplant war. Der ganze Reichtum, den Abd Allah seinem nachgeborenen Sohn hinterlassen hatte, bestand aus zwei Kamelen, ein paar Schafen und einer abessinischen Sklavin. Der kleine Junge war also ohne Reichtum und als ihm noch seine Mutter Amina wegstarb, war er auf den Schutz seines alten Großvaters angewiesen. Dieser Großvater war der Vater von Mohammeds Vater und hatte den Namen „Abd al Mottalid“, aber auch er starb kurz darauf. Nun wurde Mohammed zu seinen beiden Oheimen „Abu Talib“ und „Zuheir“ geschickt, die beiden aber, die selbst in großer Armut lebten, konnten für den armen Jungen so gut wie garnichts tun. So wurde er schon in seinen jungen Jahren genötigt, sich sein Brot selbst zu verdienen und zwar als Schafshirtenjunge. Als er dann heranreifte, bat er seine Oheime, die beide Händler waren, ihnen auf ihren Karawanenzügen die Tiere führen zu dürfen. Mohammed verdingte sich hin und wieder auch als Köcherträger in den vielen Clanfehden, in die auch seine Verwandten mit eingreifen mussten. Viele Jahre später, hat die Erinnerung an seine schwere Kindheit und Jugend dem Propheten die 93. Sure in den Mund gelegt, die lautet: „Hat Gott dich nicht gefunden als Waise und dich behütet? Hat er dich nicht arm gefunden und reich gemacht? Hat er dich nicht gefunden irre gehend und dich geleitet auf den rechten Weg?“ Später hat die gläubige Glut der Muslimen diese einfache, schon arme, aber ehrenhafte Jugendgeschichte Mohammeds mit den farbigsten Mirakeln geschützt und mit all den wunderbaren Begleiterscheinungen und Vorgängen geschmückt. So hat die mythenbildende Volksphantasie Mohammeds Herkunft, Zeugung, Geburt und Kindheit als Held und Helfer der Menschlichkeit erhoben, dass der Körper zu einer strahlenden Figur wurde. Mohammed selbst aber war sich -©- Der Prophet Mohammed – von Manfred Fay – 13.01.1915 Seite 2 seiner Herkunft bewusst und hat sie stolz getragen. Mohammed, so will es die Überlieferung, soll schon als Kind von epileptischen Anfällen geplagt worden sein, die sich aber im Mannesalter einstellten. Angeblich sei es die „hysteria muscularis“ gewesen sein, wie eine weitere Fassung seiner Lebensgeschichte überlieferte. Meines Erachtens kann diese angebliche Epilepsie, durch seinen ununterbrochenen Kampf gegen das Übel entstanden sein, welches er von Jugend an bekämpfen musste, da es ihm, in seinem unbestrittenen geistigen Kontakt zu Gott nehmen wollte. Letztendlich hat sein fester Glaube an Gott in ihm gesiegt. Nach seinem 25. Geburtstag nahm sein Leben plötzlich eine günstige Wende und diese kam durch eine Frau, der reichen Kaufmannswitwe Chadidscha. Diese Frau war mit ungewöhnlichen Gaben und einem hohen Intellekt ausgestattet. Jedenfalls übte sie von nun an einen äußerst positiven Einfluss auf Mohammed aus. Ihre Liebe, ihr Glauben, ihr Mut und ihre Standhaftigkeit, war eines der hervorragenden Beispielen, ausgehend von einer stillen, unbemerkten und doch von so einer wunderbaren mächtigen Wirksamkeit, die solche Frauen und nur alleine solche Auserwählten, in unserer Weltgeschichte schon immer entfacht haben und hoffentlich auch immer weiter entfalten werden. Die reiche und nicht mehr ganz so junge Kaufmannswitwe, der Mohammed anbefohlen wurde, sah den jungen fleißigen Mann als Führer ihrer Geschäfte. Mohammed erarbeitete sich schnell das Vertrauen der reichen Frau. Wie die Überlieferung berichtet, sah sie vom Söller ihres Hauses wie zwei Engel den heimkehrenden Mohammed mit ihren Flügeln bedeckten. Sie hatte Mohammed, der ein stattlicher, kluger und anständiger Mann war, bereits tief in ihr Herz geschlossen und liebte ihn mit großer Herzlichkeit. Sie heiratete ihn nachdem sie ihren Vater Chwaylid überlistet hatte, der von einem armen Schwiegersohn nichts wissen wollte. Mohammed war ein dankbarer Mann, denn er hielt seine Frau, die scheinbar ihrer Umgebung an Intelligenz überlegen war, sehr hoch. Um ihr Ärger und Kummer zu ersparen, untersagte er sich selber, bevor sie verstarb, eine andere Frau zu heiraten. Auch nach ihrem Tod hielt er ihr Andenken heilig und lobte sie immer als eine gute Frau. Seine spätere Lieblingsfrau Ayischa soll einmal gesagt haben, sie wäre auf keine andere Frau eifersüchtig gewesen, nur auf die tote Chadidscha. Dazu gibt es noch folgende Überlieferung, eines Tages fragte die jugendliche Ayischa den Propheten: „Nun sage, bin ich nicht besser als Chadidscha? Sie -©- Der Prophet Mohammed – von Manfred Fay – 13.01.1915 Seite 3 war doch alt und zahnlos. Du liebst mich doch mehr, als du sie geliebt hast, nicht wahr?“ Mohammed soll darauf erwidert haben: „Nein, bei Allah, nein! Sie glaubte an mich, als noch niemand an mich glauben wollte. Auf der ganzen weiten Welt, hatte ich nur einen Freund und das war sie!“ Bis zu seinem 40. Lebensjahr lebte und arbeitete Mohammed als Händler, erst dann trat er als Prophet und Religionsstifter in die Öffentlichkeit. Hatte sich aber schon lange vorher mit Gott befasst und seinen Handelsgeschäften nur noch geringe Bedeutung beigemessen. Hierzu gibt es eine überlieferte Bestätigung, er hätte auf Grund seiner andauernden Gebete zu Gott, sein angeheiratetes Vermögen verloren. Tatsache aber war, dass er sehr viel Zeit zum Denken und geistigen Zwiegesprächen mit Gott verbrachte. Zu diesem Zweck suchte er die Einsamkeit und die Vertrautheit mit seiner Frau Chadidscha. Ihr teilte er all seine Gedanken und Empfindungen mit. Manchmal ging er für Tage und sogar Wochen in die Höhle des nahe bei Mekka gelegenen Berges Hara und zog sich dort ganz alleine zurück. Alle Propheten dieser Welt suchten die Einsamkeit um mit Gott in einen geistigen Kontakt zu treten. Die Seele im Menschen braucht die erhabene Stille der Einsamkeit um die Kraft des Höchsten zu empfangen und das Geheimnis ihrer Mission auf dem lärmenden Markt des Lebens zu enthüllen. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass Mohammed in diesem stillen Winkel über sein Dasein und seine Aufgabe ein klares Bild erhielt. Sein bis zu diesem Zeitpunkt zurückgelegter Lebensweg hatte ihn auf vielen Reisen, mit den Bräuchen seiner Landsleute und auch mit der Lebensweise von Juden und Christen konfrontiert. Er war durch Steppen gewandert, hatte auch in Städten gelebt, war Hirte und Händler gewesen, sowie Knecht und Herr, arm und reich. Kurzum er hatte die Anschauungen und Bedürfnisse, die Tugenden und Laster der Menschen studiert und sogar den Krieg gesehen. Alle diese Beobachtungen, Erfahrungen und Erlebnisse reichten ihm noch lange nicht aus. Er ahnte, nein, er wusste, es gab was Besseres und dies wollte er vollbringen. In ihm begann jenes Feuer zu glühen, dessen Funke aus der Mitte der Sonne gelöst, die moralische Welt, die Begeisterung heißt und ihren von Gott berufenen Träger befähigt, in die Geschicke der Menschheit schicksalhaft einzugreifen, um letztendlich selbst ein Teil Schicksal zu werden. Wie in all diesen Menschen, in denen der göttliche Atem die Herzen füllt, der Genius, sich offenbart, dachte auch er mehr an alle anderen, statt an sich selbst. -©- Der Prophet Mohammed – von Manfred Fay – 13.01.1915 Seite 4 Ihn bedrückte die furchtbare Dunkelheit, in der das Volk dahin vegetierte, das in Folge seiner politischen Unfähigkeit und Zersplitterung, sowie einer religiösen Unbedarftheit, seine ganze Kraft in zwecklosen Kämpfen und Kriegen vergeudete. Das Grundübel in seiner Zeit scheint der Mangel an einem großen umfassenden und eingehenden religiösen Prinzip gewesen zu sein. Er wollte auf Grund seiner geistigen Verbindung zu dem Höchsten, das ganz klar vor seinen Augen stehenden Prinzip koordinieren und mit all seiner Wirksamkeit festlegen. Damals schwebte Mohammed keinesfalls vor, dass durch seine religiösen Vorstellungen, sich einmal sein Volk einigen könnte, für wahrscheinlicher ist die Tatsache zu halten, dass Mohammed ursprünglich nur auf religiöse Reformen, vor allem in seinem eigenen Stamm bedacht war. Erst danach entstand in ihm der göttliche Zwang, seine Vorstellung nicht nur auf Reformen zu beschränken, sondern auch als Staatsmann und Feldherr zu agieren. Vor allen Dingen war dieser wunderbare Mensch, kein in elegischem Brüten über einer großen Idee sich verzehrendes Individuum, sondern ein Mann der Tat. Er wollte das Licht, das in seiner Seele flackerte, auch seinem Volk und Land scheinen lassen und mit diesem wärmenden Feuer seiner Begeisterung und Tapferkeit, sowie seiner Klugheit und Verbissenheit, ging er ans Werk, seine Eingebungen zu verwirklichen. Sollte jemand an seiner Reinheit im Glauben an Gott zweifeln, dem sei entgegenzustellen, Gott lässt niemals zu, dass ein Mensch ein großes Werk in seinem Namen, als ein Blendwerk mit Lug und Trug aufbauen kann und vor allen Dingen keine Weltreligion. Es bleibt ohne jeden Zweifel, Mohammed war ein grundehrlicher Mann mit göttlichen Prinzipien und einer felsenfesten Überzeugung. Er war aber nie ein gedankenloser Fanatiker, er hatte solche kleingeistigen Ausbrüche nicht nötig, denn in seinem Inneren wohnte etwas Mächtiges und Entscheidendes, das wiederum durch das Feuer seines unerschütterlichen Glaubens, ein kaum zu löschende Flamme auflodern ließ. Als total unglaubhafter und unhaltbarer Schwachsinn, sind die Berichte zu verwerfen, die schamlos verbreiten, Mohammed hätte weder lesen noch schreiben können. Wie sollte er wohl ohne dieses Können, ein angesehener Geschäftsmann und Prophet geworden sein? Wer aber damit sagen will, er wäre einer dieser Analphabeten gewesen, der mag wohl recht behalten, denn er war einer von denen die „An Alpha Beten“. -©- Der Prophet Mohammed – von Manfred Fay – 13.01.1915 Seite 5 Ist doch Alpha das Synonym für „das Erste“ – „das Höchste“ – „Alpha der“ = Allahvater oder wie unsere Alten früher auf dem Westerwald sagten: „Ellevodder“. Er ist der Anfang und das Ende aller Dinge. Mohammed war ein toleranter Mann, denn er ließ die jüdische und christliche Lehre gelten, wenn auch nur bis zu einem gewissen Punkt. Dieser lag bei Mose und wie Mohammed ihn sah und erkannte, achtete er in Mose den Anweiser des Begriffes, eines einzigen, außerweltlichen und geistigen Gottes. In Jesus sah Mohammed einen Propheten und ehrte ihn, so wurde es überliefert, als den großen Reformer des Judentums, der die Juden aus ihrer Selbstsucht und ihrer nationalen Beschränktheit zu lösen und sie zu mehr Menschlichkeit zu zwingen versucht hatte. Das Christentum verurteilte er nur, weil sie den Propheten Jesus, mit der Verklärtheit des Byzantismus fetischisierten. Er mochte kein Pomp und Gloria und die Himmelstragerei in goldgeschmückten Roben. Er ging davon aus, dass kein Mensch in der Lage sei, einen Himmel zu tragen. Mohammed wollte ebenfalls den einheitlichen monotheistischen Gottbegriff, aber mit der Voraussetzung, dass er ungetrübt und ungeschwächt erstarken sollte. Er wollte die Einheit, Alleinheit und Geistigkeit des Höchsten verkünden und zwar immer mit einem Gottesdienst verbunden. Es ist das Leid und die Freude genialer und charakterstarken Menschen, dass sie, wenn sie einmal von einer großen Idee und dem geistigen Einfluss Gottes erfüllt sind, voll und ganz ergriffen, ja, sogar besessen werden. Dieser göttliche Einfluss wird in dem auserwählten Menschen zu Fleisch und Blut, es pulsiert in seinen Adern, vermischt sich mit all seinen Vorstellungen und Idealen, lässt ihm am Tag keine Rast und keine Ruhe in der Nacht. Es treibt all seine Empfindungen auf den höchsten Punkt seines Daseins und versetzt sein Nervenkostüm in eine höher stehende Dimension der Verklärtheit. Dieses Seelenfieber macht sich hier und da, in das Abheben zur Sinnlichkeit bemerkbar, die sich zu einer sanften Extase steigern kann, so zumindest wird es von Außenstehenden empfunden. Diese rein innerlichen Vorgänge, werden von der Menge zwar nicht begriffen, aber geortet. Die islamische Überlieferung, weiß wohl deshalb von der Erleuchtung und Berufung des Propheten zu berichten: „In seinem 40. Lebensjahr erschien Mohammed der Engel Gabriel als Überbringer der göttlichen Offenbarung und befahl ihm, als Prophet Allahs des höchsten Gottes, diese Offenbarung den Menschen zu verkündigen!“ Durch den Engel Gabriel wurden dann dem Propheten die einzelnen Suren des Korans geoffenbart. -©- Der Prophet Mohammed – von Manfred Fay – 13.01.1915 Seite 6 Während der Anfangsjahre seiner Erleuchtung und Berufung zeigte sich Mohammed nur seiner Frau Chadidscha und seinen vertrautesten Freunden als Prophet. Seine erste, eifrigste und treuste Jüngerin Chadidscha war es, die den ersten kleinen Kreis von Muslimen = Gläubigen, für das islamische Evangelium einschwor. Zu diesem ersten kleinen Kreis gehörte auch Mohammeds Sklave Zayd, dieser wurde später von Mohammed, an Sohnes statt, adoptiert. Außerdem gehörten dazu die beiden angesehenen Mekkaner Abu Bakr und Othman sowie der junge Aly, er war ein Sohn seines Oheims Abu Talib. Aly wurde später mit „Fatima“, einer Tochter des Propheten, verheiratet. Aly wurde außerdem von den Gläubigen als der „Löwe Gottes“ bezeichnet, er war zwar einer der herrlichsten, aber auch der unglücklichsten Helden des Islams. Es gibt eine Überlieferung, die dem jungen Aly schon von Anfang an eine tragende Rolle zuweist. Bekanntlich bleibt es ein fragwürdiges Vorrecht der Jugend, über jenes und alles, was sie versteht oder auch nicht, mit mehr oder weniger Unverfrorenheit in Frage zu stellen, weil sie damit nur ein mitleidiges Desinteresse der Wissenden provoziert. Aber diese Jugend besitzt auch das unumstrittene Vorrecht, mit dem puren Instinkt ihres Herzens das wirklich Große und Wahre rasch und begeistert zu ergreifen, während die Erfahrenen zum Zaudern neigen. Nach dreijähriger Prophetenarbeit war Mohammed endlich soweit, dass er vierzig Personen, bestehend aus Verwandten und Freunden, für seine Empfindungen und Vorstellungen in seinem Haus versammeln konnte, um ihnen die Frage stellen zu können: „Glaubt ihr an mich und meine Sendung? Wer will mir beistehen in meinem Werk?“ Daraufhin hätten alle geschwiegen, nur der 16 Jahre alte Aly sei aufgesprungen und hätte mit ungestümen Enthusiasmus ausgerufen: „Ich will es!“ Demnach scheint es, dass der spätere „Löwe Gottes“ in der Stunde der Entscheidung jene prägenden Worte gesprochen hatte, die letztendlich von großer Bedeutung waren. Im gleichen Maß, indem die noch kleine Bewegung heranwuchs, mehrte sich auch der Widerstand gegen sie. Die mächtigen Männer vom Stamm Koraysch, auf deren Stimme und Meinung noch alle hörten, traten gegen diese neue Heilsbotschaft und deren Träger ablehnend auf. Wie schon seit Ewigkeiten geschehen, wenn Propheten die Welt veränderten, verlangten auch hier die Widersacher von dem Propheten sichtbare Wunder zu vollbringen. Mohammed antwortete auf dieses Ansinnen: „Allah hat mich nicht gesandt, Wunder zu vollbringen, sondern nur eine Offenbarung den Menschen zu übermitteln!“ Damit gaben sich die Korayschiten aber nicht zufrieden. Auch mit der tausendfach bestätigten Erfahrung, dass die Beschränktheit und der Neid der -©- Der Prophet Mohammed – von Manfred Fay – 13.01.1915 Seite 7 Mittelmäßigkeit überall und immer gegen die Geniale und Einmalige gehässig, abwehrend und feindselig agiert, muss man damit rechnen, dass die Menschen lieber den Dummen, Gemeinen und Schlechten folgen, als der Intelligenz, dem Reinen und Wahrhaftigen. Die Leute vom Stamm Koraysch führten mit ihrem Widerstand gegen die neue Lehre ins Feld, sie führe unbekannte Begriffe ein, die sich mit den ihrigen nicht decken würden. Sie fürchteten aber insgeheim, der Prophet wolle an dem empfindlichen Teil ihrer antiquarischen Orthodoxie rühren, was bedeutete, an ihren Geldsäcken, indem die neue Lehre ihre Einkünfte als Eigentümer, Hüter und Sakristane der Kaabah schmälern oder ganz wegnehmen könnte. Der Widerstand mit dem Mohammed zu kämpfen hatte, erhöhte sich durch den Umstand, dass er seinen Reichtum verlassen hatte. Einen Reichtum, der mit millionenfach gefüllten Geldsäcken als Schutzgeldverteiler auftritt, wird es niemals einfallen, die menschliche Niedertracht zu bekämpfen oder gar eine humanitäre Religion zu gründen, solche Individuen und ihre Konsorten werden jeden Ansatz einer reinen Religion bekämpfen und nur der Kultur des goldenen Kalbes dienen. Es liegt wohl ein tieferer Sinn darin, dass einst der Königssohn von Kabilavasty sich erst von seinen Reichtümern und Herrlichkeiten trennen musste, um zu einem Armen und Bettler zu werden, bevor aus ihm, dem Prinzen, ein Erweckter, Erleuchteter und Wissender werden und damit als Stifter einer Weltreligion in die Menschheitsgeschichte eingehen konnte, Langsam, ganz langsam kam Mohammed nach oben. Der Tod seiner Frau Chadidscha war für den aufstrebenden Islam ein schier unersetzlicher Verlust. Der weiße ungetrübte Flair den sie über Mohammed ausgebreitet hatte, fehlte ihm urplötzlich. Der Geist Gottes aber legte seine Hand auf den Propheten, denn „Omar“ einer der angesehensten Korayschiten, trat der neuen Lehre bei. Er wurde später, als der zweite Kalif, einer der Grundsäulen des Islam. „Islam“, wird heute als „Hingebung an den Willen Allahs“ übersetzt, so nannte auch der Prophet, die von ihm gepredigte und begründete Religion. „Muslim“, im Singular bedeutet es ein sich Hingebender an Allah, also ein Bekenner, ein Gläubiger, der in seinem Gegensatz den „Giaur“ sieht, den so genannten Ungläubigen, also einer der nicht an den Islam glaubt. Doch die Islamisten halten sich ebenso für die „Alleinseligmachenden“, wie anderseits die Christen und Juden. Deswegen scheint die islamische Religion, im Herzen genauso unduldsam, wie alle anderen monotheistischen -©- Der Prophet Mohammed – von Manfred Fay – 13.01.1915 Seite 8 Glaubenslehren auch, die aber aus ihrem inneren Gefüge heraus, zwangsläufig so sein müssen. Die Lehre des Islam ist im „Al Koran“, das bedeutet die Schrift oder die Regeln. Der Koran ist jenen gläubigen Muslimen folglich, die Krone aller Bücher, die Heilige Schrift, die Offenbarung im Wort Allahs. Jeder Bekenner glaubt felsenfest, dass die Urschrift des Korans, seit dem Anfang der Ewigkeit im siebten Himmel lag. Die „Al Kitah“, wie die Heilige Schrift auch genannt wird, ist in vielen Teilen das Werk des Propheten. Mohammed hat in seinem Leben in verschiedenen Epochen und bei vielen Anlässen den Inhalt des Korans seinen Jüngern und Jüngerinnen stückweise mitgeteilt. Da er weise und von Gott inspiriert war, hat er einzelne Abschnitte hinzugefügt. Bei seinem Tod befanden sich noch von ihm niedergeschriebene Pergamente der Heiligen Schrift, zum Teil auf Palmblätter und auf Schulterknochen von geschlachteten Schafen, eingetragene Suren aus seiner Hand. Der Prophet selbst, hat weder eine Zusammenstellung seiner Wirkens angeordnet, noch befohlen. Sie wurden dann aber später unter der Anwesenheit seiner Zeugen und Vertrauten, dem ersten Kalifen „Abu Bakr“, er war sein designierter Stellvertreter und Statthalter, als Rat zur Notwendigkeit der Sammlung der Offenbarung des neuen Glaubens veranlasst. Er setzte auch die Schrift in Redaktion, der dann später unter dem Kalifen Othman Ibn Affan eine zweite und damit endgültige Abfassung folgte. Beide Redaktoren verfassten die Schrift ohne jegliche Methode, sozusagen aus dem Herzen heraus, so blieb der Koran ein ins Quadrat erhobenes Sammelsurium. So wie der Koran jetzt vorliegt, teilt sich die Heilige Schrift in 114 Suren mit sehr ungleichmäßiger Ausdehnung. Einige Suren sind sehr lang und andere wiederum enthalten nur wenige Zeilen. Der Koran ist in einer Art liebevoller rhythmischer Prosa erfasst, in der die Zeilen zum Ende hin, nicht selten zu Reimen abgefasst sind. Geist und Ton sind in den einzelnen Abschnitten oft verschieden. Wer versucht den ganzen Koran, wie ein Buch in einem Zug zu lesen, der dürfte am Ende recht wenig begriffen haben. Es ist eine Schrift, die man Stück für Stück mit der Geduld verstehen soll, die Allah mit den Menschen hat. Christen und Juden erkennen im Schöpfungsmythos des Koran in Ibrahim den Abraham ihre alttestamentliche Überlieferung wieder, doch spielt in jener Phase der Iblis = Satan eine bedeutendere Rolle als in der Bibel oder im Talmud. -©- Der Prophet Mohammed – von Manfred Fay – 13.01.1915 Seite 9 In der Regel sprach Mohammed als verherrlichender Rhetor, mitunter auch als wahrhaftiger Poet. Dann hatte er, emporgetragen auf dem Feuerwagen seiner Geisteskraft und seines Liebesbeweises für Allah, auch eine entsprechende gewaltige Ausdruckskraft. Ihren höchsten Gewinn, sozusagen eine Poesie des Kerns, erreicht die Heilige Schrift des Islam, in der sie die Schrecken des Weltgerichtes und die Qualen der Hölle bei Iblis schildert. Ihre höchste Anmut und Feierlichkeit erreicht sie, in der sie von den Freuden redet, die den Seligen im Paradies vergönnt sind. Welche Glaubenslehre wird im Koran vorgetragen? Bekanntlich ist die menschliche Vorstellung vom Dasein Allahs = Gottes der Punkt von denen alle monotheistischen Religionen ausgehen, die letztendlich auch zurückfließt. Die zu Allah oder Gott beten, wissen intuitiv, dass der Vater aller Dinge jegliches regelt. Weil er die Menschen liebt, die sich nach seinen Gesetzen richten, wird er die Gebete der Wahrhaftigkeit immer erhören. Der Mensch der im Diesseitigen um Trost und Hilfe bittet, wird sie im Jenseitigen erfahren. Das Grunddogma des Korans fasst sich in der Symbolik zusammen: „la ilaha illallah“ = „Es gibt keinen Gott außer Gott“ der Erhabene und Verehrungswürdige. Das streng monotheistische Grunddogma wird vom Islam fortwährend betont. Der Koran kommt immer wieder auf den Leitsatz von der unwandelbaren Einheit Gottes zurück. So lautet es am Ende des Korans, in der 112. Sure nochmals: „Allah = Gott ist Einer! Er ist von Ewigkeit. Er wurde nicht gezeugt und hat nicht gezeugt. Ihm gleich ist keiner!“ Der Widersacher Gottes und der Verführer heißt Iblis = Satan. Der Gegensatz von Allah und Iblis ist ebenfalls so groß, wie auch in den anderen Religionen. Die Bedeutung der Dämonen, die sogenannten „Djine“ bleibt im Koran etwas unklar und verschwommen. Der zweite Hauptlehrsatz enthält die Vorherbestimmung der menschlichen Geschicke durch Allah, die Prädestinationslehre die auch im Christentum einen großen Raum einnimmt. Das dritte Dogma belegt das Prophetentum, in der feststellt, dass Mohammed der wahre Prophet und Übermittler der göttlichen Offenbarung ist. Mohammed wird als Prophet der excellence, aber auch nicht als der erste und einzige bezeichnet. Denn als seine Vorgänger erkennt der Koran ausdrücklich Mose, -©- Der Prophet Mohammed – von Manfred Fay – 13.01.1915 Seite 10 Johannes den Täufer und Jesus an, aber Mohammed gilt als Vollender des Prophetentums. Das vierte Hauptdogma handelt von der Unsterblichkeit der Seele, von der Auferstehung der Toten, vom Weltgericht, von der letztendlichen Belohnung und Bestrafung der Satanisten. Die islamische Eschatologie – die Lehre der letzten Dinge – kommt in ihren Grundlagen der altpersischen und christlichen Vorstellungen ganz nah. Sie ist in ihren Einzelheiten der Anschauungsweise sinnlicher und tiefergreifende ausgemalt. Wenn das Dogma die Seele der Religion bleibt, so ist der Kultus augenscheinlich ihr Leib. Sie wird im Islam das Verhältnis zwischen Gotteslehre und Gottesdienst, mit äußerster Konsequenz durchgeführt. Das strenge Festhalten an dem Begriff eines außerweltlichen, leib- und bildlosen Gott verwirft und verwehrt das Hereinbrechen weiterer mythologischer Elemente und verwehrt außerdem das Hinzunehmen der Künste zum Gottesdienst. Jedoch zur Baukunst wird eine Ausnahme gestattet, die in den Dienst der Religion bezogene Architektur, soll sich aber bei der Auszierung des islamischen Tempels auf das Notwendigste beschränken. Einen Gottesdienst der Gemeinde ist im wahren Islam eigentlich unbekannt, die Andachtsverrichtung war und bleibt die Sache des Einzelnen. Der Hauptbestandteil des muslimischen Gebetes wird durch die Sure übermittelt, die der Koran eröffnet. Die Auslegung der Koranstellen durch die Imane von den Kanzeln der Moscheen, können als Predigten, wie zum Beispiel bei den Christen, so nicht bezeichnet werden. Die vier gottesdienstlichen Pflichten des Muslims sind: 1. Das Gebet, täglich fünfmal zu verrichten, mit zur Kabaah gegen Mekka gerichtetem Gesicht. 2. Das Fasten, namentlich währen des ganzen Monats Ramazan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. 3. Das Almosenspenden, sprich die Mildtätigkeit im engeren und weitesten Sinn des Wortes. 4. Die Wallfahrt nach Mekka, die jeder Rechtsgläubige wenigstens einmal im Leben machen sollte. Für weitere gottesdienstliche Verbindlichkeiten gelten: 1. Die Beschneidung. 2. Häufiges Waschen und Reinigung. 3. Der Djihad, der Kampf gegen die Kiaffir und Giaurs, das heißt gegen alle Nichtmuslimen. -©- Der Prophet Mohammed – von Manfred Fay – 13.01.1915 Seite 11 Einen geschlossenen Priesterstand oder gar eine geistige Kaste hat der Islam nie gekannt. Er kennt nicht einmal ein Priestertum, wie sie im christlichen Sinn auf einer Weihe beruht. Der Prophet hat jedoch eine sogenannte Theokratie gestiftet, insofern dem dogmatischen Ansehen genießender Imamet, das heißt, dem Gesetz der Erbfolge gemäß, die höchste geistliche und weltliche Gewalt und Macht bei seinen Nachfolgern und Statthaltern, den Kalifen, sein sollte. Diese Vorschrift des Propheten verlor mit der Zeit ihre Geltung. Der Prophet hat, zum Beispiel, das Mönchtum ausdrücklich verworfen, doch sie blieb in wenigen Ausnahmen dem Islam erhalten. Zu guterletzt muss noch erwähnt werden, dass der Koran zugleich Dogmatik, Ritualgesetz, Sitten- und Rechtslehre beinhalten. Der Koran enthält somit die kanonische Norm nicht nur allein für das religiöse, sondern auch und eben so sehr für das soziale und politische Dasein der Muslime, er ist ebenfalls das Zivil- und Strafgesetzbuch der gesamten islamischen Welt, in allen Dingen die höchste und letzte Instanz. Welch eine Persönlichkeit war der Prophet Mohammed? Er galt, wie alle vorherigen Propheten, in seinem Heimatland so viel wie nichts. Später begann er etwas zu gelten, doch mehr als Gegenstand der Sorge, der Furcht und des Hasses seiner Stammesgenossen, der Männer von seinem eigenen Stamm Koraysch. Die Ausbrüche dieses Hasses zwangen ihn, für längere Zeit ein recht gefährliches und unstetes Leben führen zu müssen. Mehrmals musste er notgedrungen vor seinen Feinden aus Mekka ausweichen, er verbarg sich in Schluchten, Höhlen und in der Wüste. Doch Mohammed kehrte immer wieder in seine Vaterstadt zurück und versuchte sich, manchmal bis zum Äußersten, darin zu behaupten. Er wusste ganz genau, wie wichtig es war, dass er nur von diesem Ort, seine Lehre verbreiten konnte. Die Korayschiten planten deshalb einen Anschlag auf sein Leben, um ihm für immer stumm zu machen. Dieser drohenden Gefahr musste nun Mohammed entgehen und er entkam ihnen, durch die Anwendung einer alten beduinischen Kriegslist. Aus Mekka entflohen gelangte er auf vielen Umwegen in die Stadt Medyna, hier hatten ihm seine Anhänger, die ihn und den Islam auf ihren damaligen Wallfahrten nach Mekka kennengelernt hatten, einen Unterschlupf vorbereitet. Außerdem waren all seine Anhänger, außer seinen beiden Fluchtbegleitern Abu Bakr und Aly, bereits in Medyna angekommen. -©- Der Prophet Mohammed – von Manfred Fay – 13.01.1915 Seite 12 Darauf setzten die Korayschiten, wenn auch erfolglos, einen Verratspreis von hundert Kamelen auf den Kopf des Propheten. Am 14. September des Jahres 622 kam der flüchtige Mohammed vor den Toren Medynas, in dem kleinen Dorf Koba an. Von dieser Flucht, der „Hidjrah“ Mohammeds, datiert der Anfang der Zeitrechnung der islamischen Welt. Diese Hidjrah markierte im Leben des Propheten den ausschlaggebenden Wendepunkt. Jetzt wurde auch seine Stellung eine öffentliche und seine Rolle eine geschichtliche. Von diesem Zeitpunkt an entwich das Dunkel und die Stille seines Privatlebens, dem Glanz und Geräusch seines Daseins, auf das sich die Augen und Gedanken von tausenden und bald von hunderttausenden von Menschen, als ihren Mittelpunkt festlegten. In Medyna entwickelten sich die Islamen binnen kurzer Zeit zu einer großen, religiösen und sozusagen auch politischen Partei, die der Prophet auch als solche zu lenken, zu leiten, zu mehren und zu meistern hatte. Hierbei kam der ihm angeborene Genius des Mannes, die ganze Macht seiner inneren Stärke, die Fülle und Vielseitigkeit seiner Begabung, die von ihm ausstrahlende Souveränität seines Werkes und Willens zum Ausdruck. Wie alle auserwählten Großen von Gott, besaß auch er in vollem Maß das Geheimnis der geistigen Macht über die Menschen. Mohammed aber blieb in einer kärglichen und ärmlichen Umgebung der beduinischen Einfachheit. Das erkennen wir aus der Überlieferung von der Hochzeitsfeier seiner Lieblingstochter Fatima mit seinem Getreuen Aly. Das ganze Hochzeitsessen bestand aus einer mit Datteln und Oliven gefüllte Schüssel, auch die Ausstattung des jungen Paares war geradezu armselig. Mohammed begann von Medina aus, an der Spitze seiner Anhänger, den Krieg gegen die Leute vom Stamm Koraysch, nachdem er den Djihad gegen die Ungläubigen als ein förmliches Gebot Allahs proklamiert hatte. Selbstverständlich wurde dieser Krieg zunächst im Stil echt arabischer Razzias geführt. Den ersten überzeugenden Sieg über die Korayschiten gewann Mohammed in dem Treffen bei Bedr. Die Entscheidung in diesem Kampf schwankte zwar lange, denn der erste Angriff auf Mekka wurde zurückgeschlagen. Aber der Islam gewann im Land immer mehr an Boden, der Anhang des Propheten wuchs immer stärker und das gab letztendlich den Ausschlag zum Sieg über seine Gegner. Die Stammeshäuptlinge in den Dörfern und Städten, sowie die Beduinenscheichs der Steppe stellten sich einer nach dem anderen unter das Banner Allahs und der neue Glaube wurde zu einer nationalen Macht, die alle Hindernisse überwand. Am Ende des Jahres 629 vermochte Mohammed mit -©- Der Prophet Mohammed – von Manfred Fay – 13.01.1915 Seite 13 10000 Streitern vor Mekka rücken und im Jahr 630 zog er in die Stadt Mekka als der große Sieger ein. Dem arabischen Kriegsrecht zufolge, waren sämtliche Einwohner der besiegten Stadt dem Untergang verfallen. Der Prophet empfahl Mäßigung und Milde und begnügte sich damit, nur die verstocktesten Männer aus seinem Stamm der Korayschiten in den Tod zu schicken. In der Kaabah ließ er dann die die dort aufgestellten Götzenbilder feierlich zerschlagen und verbrennen und erklärte das gereinigte Haus zum Haupttempel des Islam. Im darauffolgenden Monat zog er von Mekka aus, um den letzten Widerstand gegen seine Lehre und sein Herrscheramt in Arabien zu brechen. Mit seinem großen Sieg im Tal von Honayn überzeugte er auch die letzten Zweifler. Nun reichte seine Macht über die ganze Halbinsel. Verständlicher Weise konnte er die kriegerische Variante seiner Laufbahn nicht länger ausführen, deshalb wandte er sich für den Rest seines Lebens der Ausbildung und Festigung seines Werkes. Mohammed gab auf der Basis des Islam ganz Arabien einen neuen Lebensinhalt. Sein Lieblingsaufenthalt blieb Medyna und dort wollte er auch begraben sein. Im 19. Jahr der Hidrah wallfahrte er zum letzten Mal nach Mekka und diesmal ganz im Stil eines angesehenen und hochverehrten Fürsten der Gläubigen. Sein Einzug in der Kaabah war der Triumph seiner Prophetenzeit. Nach Medyna zurückgekehrt, auf seinem Krankenlager wies er den Versuch seiner Jünger, ihn zu Gottes Sohn zu erklären, vehement und entschieden zurück. Seine Vertrauten versammelte er zu einer letzten feierlichen Aussprache, in der er der Überlieferung zufolge folgendes sagte: „Ich höre der Tod eures Propheten erfülle euch mit Schrecken. Aber hat denn je einer der Propheten, die vor mir waren, überlebt? Ihr musstet also wissen, dass ein Tag kommt, an dem ich von euch getrennt werde. Ich wandere jetzt zu Allah, meinem Herrn, euch aber ermahne ich zur Eintracht!“ Danach befahl Mohammed, all seinen Sklave die Freiheit zu schenken und all sein Geld, das in seiner Kasse war, den Armen zu geben, auch wenn es nur 6 oder 7 Denare waren. Mehr besaß er nicht, denn er starb in irdischer Armut. Der 7. oder 8. Juni im Jahr 632 war sein Todestag. Dort wo sein Sterbebett stand, wurde auch sein Grab ausgehoben und seine letzte Ruhestätte sollte das Ziel der Pilgerfahrt von Millionen Menschen werden. Wenn man die Wirklichkeit und die wahren Züge des großen Mannes Mohammed erkennen will, muss man den Nebel der Geschichte lichten. Jedoch -©- Der Prophet Mohammed – von Manfred Fay – 13.01.1915 Seite 14 bleiben uns nur die Überlieferungen, um ein Gesamtbild seiner Persönlichkeit aufzuzeichnen. Für gewöhnlich war er sanft und gütig, strahlenwerfend in den Augenblicken der Begeisterung und feuersprühend im Zorn. Leicht und fröhlich ertrug der Prophet Anstrengungen und Strapazen aller Art, ließ sich von Hitze und Kälte, von Hunger und Durst nur wenig beeindrucken. Er war ein kühner Reiter, ein geschickter Bogenschütze und hervorragender Schwertkämpfer. Er war tapfer und als Führer in der Schlacht ebenso scharfblickend und umsichtig wie als Politiker. Mohammed als Politiker stellte seine Entwürfe auf das Fundament tiefer und vielseitiger Menschenkenntnis, um dann mit geduldiger Beharrlichkeit an der Durchführung zu arbeiten. Seine Stimmungen äußerten sich in Haltung und Ausdruck zumeist als milder Ernst, aber im Umgang mit Anderen waren ihm die Formen anmutsvoller Leutseligkeit zu Eigen. Wenn Ort, Zeit und Anlass es auch immer forderten, erhob sich der sonst so wortkarge Mann zu einer hinreißenden Beredsamkeit. Dann strömten über die Zunge des Dichters die Eingebungen des Propheten mit markanten Worten, sie flammten wie Blitze und rollten wie Donner. Er war ein durch und durch ehrlicher Mensch, offen und auch ohne Hehl, selbst in seinen Fehlern und Ausschreitungen. An ihm war nichts, was man als schmierig, scheinheilig, hinterlistig oder verlogen bezeichnen könnte und handelte aus einer tiefen felsenfesten Überzeugung heraus. Er glaubte mit ganzem Herzen an das, was er verkündigte und nur deshalb glaubten auch die Menschen daran. Er war ein Mann mit Prinzipien und kein allglatter Opportunist. Mohammed war kein Kompromisskünstler der auf zwei Bahnen fuhr, sondern ein Geradeausgänger und weder ein Höfling der Macht noch ein Schmeichler in den Ohren der Menge. Der Grundsatz seines Lebens war ohne irgendwelche Zweifel eine tiefe Liebe zu den Menschen. Der Prophet war gegenüber den Menschen gütig und nachsichtig und liebte auch einen harmlosen Scherz. Als ihn eines Tages eine alte Frau bestürmte, er möchte doch für sie bei Allah bitten, dass sie ins Paradies käme, soll er geantwortet haben: „Es kommt keine alte Frau ins Paradies!“ Als aber darauf die alte Frau in Tränen ausbrach tröstete er sie und habe gesagt: „Allerdings kommt keine alte Frau ins Paradies, denn an der Schwelle desselben werden alte Frauen durch Allahs Gnade wieder in schöne junge Mädchen verwandelt!“ Ohne Stillstand war es sein Wunsch Gutes zu tun und es ist überliefert, dass er sich in Speise, Trank und Kleidung die höchste Mäßig- und Sparsamkeit auferlegte, um somit wohltätiger zu den anderen Menschen zu sein. Er trug -©- Der Prophet Mohammed – von Manfred Fay – 13.01.1915 Seite 15 auch das Kennzeichen menschlicher Herzensgüte, auch das Mitgefühl für Tiere und ihrer Fürsorge fehlten ihm nicht. Insgesamt kann man von ihm sagen: „Er war eine elementare Persönlichkeit, ein Mensch des göttlichen Ursprungs, ein Held im höchsten Sinn des Wortes“. Das Werk dieses Mannes, darf man nicht dem Anblick und Gefühl beurteilen und bewerten, wie es uns heute dargeboten wird. Der Islam wie er sich teilweise heute unseren Augen darbietet, ist leider nicht mehr der Islam seines Aufgangs. Seit 1400 Jahren ist dieser Glaube für viele Millionen von Menschen der Inhalt ihres Denkens, ihr heiligster Besitz, ihr höchstes Hoffen, ihre mächtigste Stärkung und ihr bester Trost gewesen und mit welcher Kraft und mit welchem Glanz hat diese Religion die Eroberung der Menschenherzen erreicht. Die Prachtbauten von Cordoba, Sevilla und Granada, sowie die von Kairo, Dehli und Aggra zeugen noch heute von dem künstlerischen Wollen und Können dieser Kultur. Auch die Weltliteratur eines Abū ʾl-Qāsim Firdausī, Saady = Muscharraf ad-Din Abdullah, Dschalal ad-Din ar-Rumi, Hafis, Ibn al-Hariri und alle spanisch-arabischen und sizilianisch-arabischen Dichter oder die Wissenschaften mit Avicenna = Abū Alī al-Husain ibn Abdullāh ibn Sīnā und Averroës = Abū l-Walīd Muḥammad b. Aḥmad b. Muḥammad b. Rušd und eine große Anzahl von Mathematikern, Astronomen, Forscher und Heilkünstler gaben der Menschheit eine große Bereicherung. Das alles geht nie mehr verloren und ist längst Gesamteigentum der Menschheit geworden Derzeit scheint der wahre Islam des Propheten, einem Menschen der in Güte, Vergebung und Weisheit den Koran vorlebte, in seinem Sinn falsche Wege zu gehen, zumindest was die politischen Umtriebe und den Umgang mit den sogenannten Ungläubigen angeht. Aus seinen schriftlichen Überlieferungen herausgelesen, sagt Mohammed: „Wer einen Gottgläubigen tötet, kommt nicht ins Paradies!“ Der Prophet kannte den feinen Unterschied zwischen den wahrhaft Gläubigen aller monotheistischen Religionen aus der Nachkommenschaft Abrahams, die alle zu dem einzigen und höchsten Gott glauben und beten. Mohammed kämpfte zum Beispiel nicht gegen die gläubigen Christen, noch nannte er sie Ungläubige. Der wahre Djihad richtete sich gegen die Götzendiener, die nicht an den Einzigartigen glaubten und die Kaabah in Mekka entehrten. Er nannte die Ungläubigen, die er meinte, eindeutig beim Namen, es -©- Der Prophet Mohammed – von Manfred Fay – 13.01.1915 Seite 16 waren seine eigenen Stammesmitglieder, die Korayschiten. Der Prophet bekämpfte, richtete sie und ließ auch Gnade walten. Allah wird an den Gliedern seines Volkes, die um ihres Vorteils willen, in seinem Namen töten, keine Gnade halten und keine Wunder vollziehen, denn für sie wird das Tor zum Paradies verschlossen bleiben. Nur der Höchste ganz allein hat das Recht über Leben und Tod. Allah oder Gott ist weder Christ, Jude, Buddhist oder Islamist, sondern er ist der Einzige und das Höchste im ganzen Universum. Er liebt alle Menschen, die nach seinen Gesetzen leben und handeln. Hütet euch vor jenen, die Friede sagen und Krieg meinen. Entfernt euch von denen, die vom Leben reden und in ihren Händen den Tod tragen. Nur Allah bzw. Gott wird entscheiden, wer das Tor zum Paradies öffnen darf oder nicht. -©- Der Prophet Mohammed – von Manfred Fay – 13.01.1915 Seite 17