Liebe Sängerinnen und Sänger, liebe Gäste, lieber Pfarrer Köhl

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Liebe Sängerinnen und Sänger, liebe Gäste, lieber Pfarrer Köhl, lieber Pater Paul, 140 Jahre katholischer Kirchenchor St. Cäcilia Nieder‐Roden Dieses Jubiläum dürfen wir in diesem Jahr feiern. 1871 gegründet ist unser Chor somit 9 Jahre älter als der Kölner Dom, der erst 1880 endgültig fertiggestellt wurde. An dieser Stelle lasse ich es mit Äußerungen zu unserer Geschichte erst einmal bewenden, denn im Anschluss wird noch eine sehr schöne, von Kerstin erstellte PowerPoint‐Präsentation gezeigt, die sich an unserer Chronik orientiert. Zunächst will ich vielmehr einige konkrete Ereignisse beschreiben. Und zwar solche, die mir vor und während meiner Mitgliedschaft in besonderer Erinnerung geblieben sind. Kennengelernt habe ich unseren Kirchenchor schon sehr früh, da meine Eltern beide länger singen, als ich auf der Welt bin. Als kleines Kind durfte ich mit auf die Empore, wenn der Chor einen Gottesdienst mitgestaltete. Ganz besonders denke ich an die Donnerstage, wenn Chorprobe war. Dann waren meine Eltern nämlich beide unterwegs, und wir durften dann „Dalli Dalli“ oder „Der große Preis“ schauen. Der Zeitpunkt der Chorprobe war bestens mit dem TV‐
Programm synchronisiert. Diese Glücksmomente für mich assoziiere ich mit dem Haarpflegeprodukt „Taft“. Wenn nämlich meine Mutter im Bad war und dann das zischende, manchmal nicht enden wollende Geräusch der mintgrünen Spraydose ertönte, war der Zeitpunkt nicht mehr fern, bis meine Eltern endlich das Haus verließen. Dass ich an diesen Abenden Herr über die Fernbedienung war, kann ich aus zwei Gründen leider nicht sagen: 1. Ich habe einen älteren Bruder, der gefühlte 100 cm größer als ich war. 2. Unser Fernseher hatte gar keine Fernbedienung. Irgendwann kam ich dann in ein Alter, in dem ich den Stimmbruch überwunden hatte und mein Vater mich immer öfter fragte, ob bzw. wann ich endlich in den Kirchenchor eintrete und zum Singen mitkomme. Dann kam der Tag, an dem ich „Ja“ sagte, und auch hier spielte wieder ein Fernsehgerät eine Nebenrolle. Es war nämlich ein Donnerstag im September 1987, an dem mein Vater und ich das Geschenk zur goldenen Hochzeit meiner Großeltern abholten: Ein Farbfernsehgerät, diesmal mit Fernbedienung. 1 Als Sänger sind mir viele Ereignisse in besonderer Erinnerung. Zwei davon will ich näher erläutern: 1. In meinem ersten Jahr als Sänger fuhren wir nach Ockstadt und nahmen an einem Gesangswettstreit teil. Dort haben wir unter anderem gegen die Sängervereinigung Staufenberg mit ihrem Chorleiter Hans Weiß den ersten Preis errungen. 2. Im November 1996 übernachteten die Sänger des weltberühmten Windsbacher Knabenchores privat bei uns Chormitgliedern. Anlass war deren Aufführung des Messias von Georg Friedrich Händel in der Alten Oper Frankfurt. Wir organisierten unter anderem auch das Catering für die Hauptprobe hier im Pfarrheim. Wir durften bei der Probe zuhören, und unsere Alice Koser stellte damals ganz pragmatisch und völlig zu Recht fest: „Die singen genauso, wie es der Frank von uns gern hätte“. Damals war auch der ebenso berühmte Bariton Thomas Quasthoff dabei, der heute auch deswegen noch berühmter ist, weil er mittlerweile sage und schreibe 3‐mal den Grammy verliehen bekam. Der Windsbacher Knabenchor gestaltete auch sonntags den 10:30 Uhr Gottesdienst in unserer St. Matthiaskirche. Doch all das ist Vergangenheit, und ich will nun noch einige Gedanken dem Leitmotiv unseres Chores widmen: „Zur Ehre Gottes singen“ Was benötigt man, wenn man als Chor zur Ehre Gottes singen will? 1. Ein Chorwerk 2. Sängerinnen und Sänger 3. Einen Chorleiter Nun nehme ich wieder Bezug auf „140 Jahre kath. Kirchenchor St. Cäcilia Nieder‐
Roden“. Von diesen 140 Jahren wird unser Chor seit 1947, also insgesamt 64 Jahre, und somit fast die Hälfte seines Bestehens von zwei Chorleitern dirigiert, die den Namen Manus tragen. Von 1947 bis 1984, also 37 Jahre war dies der renommierte Musikdirektor und Träger des Bundesverdienstkreuzes Christian Manus. Er formte unseren Chor sehr ambitioniert, sodass wir heute noch von seiner überaus erfolgreichen Arbeit profitieren. Viele unter uns, leider gehöre ich nicht dazu, haben von Christian Manus das Singen gelernt. 2 Nach dem Tod von Christian Manus im Jahre 1984 konnte sein Sohn Frank, ebenfalls Musikdirektor, die schon begonnene Ära Manus fortsetzen. Was wir an ihm haben, kann und vor allem sollte jeder Sänger donnerstags in der Chorprobe erleben. Wir üben dann anspruchsvolle Chorwerke. Unser Chorleiter erweitert das bestehende Repertoire ständig. Er sorgt mit seinem enormen musikalischen Fachwissen und seinen didaktischen Fähigkeiten dafür, dass wir schon bekannte oder auch neue, weltliche und geistliche Literatur immer wieder zur Aufführungsreife bringen. Vielen Dank, Frank! Die lateinische Sprache begleitet uns häufig im Chorgesang, denn viele bedeutende Kompositionen singen wir mit den Originaltexten. Diese klangvolle Sprache erleichtert uns das Interpretieren der Chorwerke und bereichert unseren Gesang. Der Nachname unseres Dirigenten stammt übrigens wie viele Texte unserer geistlichen Literatur auch aus dem Lateinischen. Und als sei dies nicht schon genug, gibt es noch eine Besonderheit. Übersetzt man Manus ins Deutsche, so erhält man „die Hand“. Die Hände sind es, die die Musik vom Dirigenten zum Chor transportieren. „Nomen est omen“ im übertragenen Sinne. Neben dem Musikalischen gibt es in einem Chor noch viel alltägliche Arbeit zu bewältigen. Hierbei wird vieles ehrenamtlich im Vorstand und im aktiven sowie passiven Bereich verrichtet. Stellvertretend für alle seien hier die fünf Vorstände genannt, die in den über sechs vergangenen Jahrzehnten hervorragende Arbeit geleistet haben: • Philipp Koser ist der Vorsitzende, der in unserer Chronik als erstes erwähnt wird. Sein früher Tod 1953 schockte die gesamte Pfarrgemeinde St. Matthias und hinterließ eine große Lücke. • Willi Grimm, der heute anwesend ist, herzlich willkommen! 1953 wurdest du mit erst 20 (!!!) Jahren unser Vorsitzender. Dieses Amt hast du bis zu deinem Umzug 1960 nach Hainhausen ausgeführt. Willi, auch du hast dich um unseren Kirchenchor sehr verdient gemacht. • Kurt Herdt übte das Amt von 1960 bis 1993 aus. Sein großes Engagement für den Chor war der Anlass, ihn zum ersten Ehrenvorsitzenden zu ernennen. Nebenbei bemerkt war Kurt ein begnadeter 2. Tenor, das durfte ich als sein Stimmkollege immer wieder erfahren. Kurt wäre in wenigen Wochen 80 Jahre alt geworden. • Peter Linz hat die Geschicke unseres Kirchenchores von 1993 bis 2004 geleitet. In seine Amtszeit fiel beispielsweise der vorhin erwähnte Besuch des Windsbacher Knabenchores 1996 im Brucknerjahr. 3 • Ilse Schüler, die hier neben mir steht, ist seit 2004 1. Vorsitzende des Kirchenchores St. Cäcilia Nieder‐Roden. Sie ist die erste Frau, die dieses Amt ausführt, und mit ihr hält der weibliche Charme Einzug in die höchste Vorstandsebene. Diese neue Komponente wirkt sich überaus positiv auf unseren Chor aus, wie wir alle feststellen können. Auch alle passiven Mitglieder, von denen heute viele anwesend sind, unterstützen unseren Chor seit vielen Jahren. Hierfür sei an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön gesagt. Doch nun zurück zu unserem Motto: „Zur Ehre Gottes singen“ Von unseren zahlreichen geistlichen Chorwerken nenne ich stellvertretend die Motette „Locus iste“ von Anton Bruckner. Denn hier schließt sich der Kreis zum eingangs erwähnten Kölner Dom. Es gibt nämlich auch Dinge, die sind älter als der Kirchenchor St. Cäcilia Nieder‐Roden. Beispielsweise „Locus Iste“. Anton Bruckner komponierte es 1869, im selben Jahr war auch die Uraufführung. Somit ist diese bedeutende Motette zwei Jahre älter als unser Chor. Es ist für mich immer wieder ergreifend, sie einmal im Jahr, passend an Kirchweih, singen zu dürfen. Man erlebt schon in den Proben, wie wertvoll diese Motette ist. Gerade auch deswegen, weil unser Frank sehr sensibel auf die Feinheiten achtet. Man spürt, dass Anton Bruckner bei seiner Komposition von Frömmigkeit und Demut inspiriert gewesen sein muss. Er hat als Komponist sein Chorwerk ganz spürbar zur Ehre Gottes komponiert. Wenn wir als Chor dann bei der Darbietung im Gottesdienst unser Bestes geben, dann wird aus jedem geistlichen Chorwerk ein „Gloria in excelsis deo“. Bei einem Jubiläum sollte man nicht nur in die Vergangenheit blicken. Um beim Latein zu bleiben, stelle ich deswegen abschließend die Frage: „Quo vadis, St. Cäcilia?“ Obwohl wir, wie viele andere Chöre auch, Nachwuchssorgen haben, stelle ich fest, dass gerade in jüngster Zeit einige neue Sängerinnen und sogar ein Sänger den Weg zu uns gefunden haben. Dies nährt bei mir die Hoffnung, dass wir auch in Zukunft noch viele Jubiläen feiern dürfen. In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen schönen Abend in unserem Pfarrheim. Nieder‐Roden, den 29. Mai 2011, Joachim Schultheis 4 
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