Programm Trio Jean Paul - Beethoven-Haus

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Klaviersommer 2011_Trans:Liszt
Dienstag, 2. August 2011, 20 Uhr
Frédéric Chopin (1810-1849)/Franz Liszt (1811-1886)
Six chants polonais
Mädchens Wunsch – Frühling – Das Ringlein – Bacchanal –
Meine Freuden – Heimkehr
Frédéric Chopin
Walzer a-Moll op. 34 Nr. 2
Walzer As-Dur op. 34 Nr. 1
Ballade Nr. 4 f-Moll op. 52
Pause
Franz Schubert (1797-1828)/Franz Liszt
Serenade
Erlkönig
Barcarolle
Franz Schubert
Impromptu Ges-Dur op. 90 Nr. 3 (D 899)
Franz Liszt
Réminiscences de Norma
Irina Chistyakova, Klavier
Irina Chistyakova
Irina Chistyakova wurde 1990 in Moskau geboren. Sie stammt aus einer Musikerfamilie und
erhielt ihren ersten Klavierunterricht im Alter von
fünf Jahren bei ihrer Mutter.
1996 wurde sie in die staatliche Musikschule des
Tschaikowsky-Konservatoriums aufgenommen,
wo sie von Prof. A. Riabov unterrichtet wurde.
Ab1998 gab sie Konzerte in Russland sowie in Deutschland, Frankreich, Monaco,
USA, der Ukraine, Finnland, Spanien und Mexiko.
1998 nahm sie an der Filmdokumentation von Irene Langemann, „Russlands Wunderkinder”, teil. Für die russischen Wohltätigkeitsverbände „New Names” und „V.
Spivakov” sowie den französischen Verband „Everything is in childrens hand” nahm
sie an CD-Produktionen teil.
1999 gründete sie mit ihrer Schwester Galina ein Klavierduo.
Irina nahm erfolgreich an zahlreichen Wettbewerben teil, u.a. dem Chopin-Klavierwettbewerb in Moskau 2004 (1. Preis), dem Rubinstein-Klavierwettbewerb in Bydgoszcz (Polen) 2007, dem A. Rubinstein-Wettbnewerb in Moskau 2010 (Diplom) sowie dem Internationalen Manuel Ponce-Wettbewerb in Mexiko 2010 (1. Preis).
Sie spielte mit verschiedenen Orchestern u.a. unter M. Annamamedov, A. Rudin,
T. Kurentzis, E. Batiz-Campbell.
Irina war u.a. Gast bei Musikfestivals in Russland (Petrozavodosk, 2004), Deutschland (Rheingau-Musikfestival 2008) und Mexiko (Internationales Cervantino Festival 2009 und 2010).
2009 spielte Irina im Rahmen der Gesamteinspielung der Klaviersonaten von Nicolai Medtner die Sonate „Minacciosa” auf CD ein.
Zurzeit studiert sie im dritten Studienjahr am Moskauer Konservatorium bei Prof.
Mikhail Voskresensky.
Zum Programm
Bekanntlich machen im Œuvre Liszts Klavierkompositionen der Kategorie Bearbeitung,
denen fremde aber auch eigene Werke zu Grunde liegen, den überwiegenden Teil aus.
Die Übertragungen von Liedern haben dabei einen besonderen Stellenwert. (…)
Von Liszt stammen neben 21 Transkriptionen eigener Lieder mehr als 140 Übertragungen anderer Komponisten: 55 Lieder von Schubert, deren Entstehungszeitraum man
auf 1838-1840 eingrenzen kann; 19 von Beethoven; 13 von Robert Franz; zwölf jeweils
von Robert bzw. Clara Schumann und von Rossini; sieben von Mendelssohn; sechs von
Chopin, sowie weitere u.a. von Gounod und von Hans von Bülow. (…)
Als zentrale Punkte für den Schaffensprozess ist zum einen Liszts Idee der Klavierpartitur zu nennen und zum anderen seine „Vorstellung von der Sprachhaftigkeit der Musik” und die daraus resultierende Arbeit mit dem Text der Lieder. Dabei ist dieser Text
durchaus als „Programm” zu verstehen. Der künstlerische Umgang mit der gegebenen
Vorlage – das „Weiterdichten” – steht im Vordergrund. (…)
Der Kompositionsstil der Liedbearbeitungen ist vor allen durch die Erweiterung des
Klangbereichs gekennzeichnet. Die Neuheiten der Klaviermusik trugen dazu wesentlich bei. Also konnte Liszt großzügig mit Verdoppelungen, Oktavierungen und Füllstimmen arbeiten und dabei jedoch Tonart, Harmonik, Taktart und Bezeichnungen beibehalten. Die Bezeichnungen sind bei Liszt zum Teil deutlich strikter als im Originallied.
Die Entstehungsgründe für die Liedtranskriptionen sind äußerst vielschichtig und ändern sich in Liszts unterschiedlichen Kompositionsperioden. Zum einen muss man
Liszts Interesse an Sprache und Dichtung im Allgemeinen und an Liedern – insbesondere Schuberts – nennen. Die Bekanntmachung und Verbreitung der Lieder (v.a. von
Schubert) war auch ein von ihm selbst erkärtes Ziel. Als schönen Nebeneffekt konnte
Liszt damit (sein) Konzertrepertoire erweitern. Gleichzeitig erfreuten bekannte Melodien das gebildete Publikum (besonders in Wien). Darüber hinaus waren Arrangements
aller Art im 19. Jahrhundert „in Mode” und gängige Musizierpraxis.
Schlussendlich muss noch der kommerzielle Aspekt erwähnt werden. Liszts Liedübertragungen waren bei den Verlegern Verkaufsschlager und brachten ihm einen nicht zu
unterschätzenden finanziellen Erfolg ein. (…)
Grundsätzlich wurden Liszts Liedübertragungen positiv aufgenommen. Die „Allgemeine musikalische Zeitung” spricht sogar über die Transkriptionen als „seine stärksten
Leistungen”. Von großen Erfolg der Schubertschen Lieder beim Publikum und Liszts
Wirkung auf dasselbe schreibt Seyfried.
Kritiker und Gegner warfen ihm hingegen vor, Schuberts Satz zu überwuchern und zu
erdrücken und (neue) Höhepunkte willkürlich hinein zu komponieren.
Vom Publikum wurden Liszts Transkriptionen begeistert angenommen und von Verlegern europaweit abgedruckt. Seine Übertragungen wurden darüber hinaus auch von
anderen Klavier-Größen der Zeit gespielt und aufgeführt. Dazu zählen u.a. Clara Schumann, Anton Rubinstein und Sigismund Thalberg, die sogar durch Liszts Stücke angeregt wurden, selbst ebensolche zu verfassen.
Heike Sauer, Liszts Liedtranskriptionen –
Zu Entstehungsgründen und Klassifizierungstypen, Studienarbeit Wien 2007
Zum Programm
In Chopins überwiegend pianistischem Œuvre nehmen seine insgesamt 19 Klavierlieder einen besonderen Platz ein. Die frühesten schrieb Chopin als 17-Jähriger, die letzten entstanden zwei Jahre vor seinem Tod. Lediglich zwei dieser Lieder, unter ihnen
„Mädchens Wunsch”, wurden noch zu seinen Lebzeiten veröffentlicht. 1857 erschienen
17 der Lieder als op. 74. Chopin selbst bearbeitete zwischen 1838 und 1848 das Lied
„Frühling” für Klavier allein. Hiervon existieren fünf verschiedene Fassungen.
Auch Franz Liszt wählte dieses Lied aus, um es – wie auch fünf weitere Lieder – zwischen 1847 und 1860 für Klavier zu übertragen.
Wie die Lieder, so durchziehen auch die Walzer Chopins gesamtes Schaffen: Zwischen
1829 und 1848 entstanden 19 Walzer. Chopins Tänze – Polonaisen, Mazurken, Walzer –
sind allerdings nicht zum Tanzen, sondern für den Salon, zur angenehmen Unterhaltung
gedacht. Die Walzer sind „aristokratisch durch und durch”, wie Schumann es in einer
Rezension 1841 beschrieb.
Chopin war einer der ersten, der die poetische Form der Ballade auf die Musik übertrug. Seine vier Balladen sollen von seinem Landsmann, dem Dichter Adam Mickiewicz,
inspiriert sein. Chopins letzte Ballade entstand 1842 in Paris. Sie ist Baronin C. de Rothschild gewidmet, deren Mann Chopin in seiner Residenz der Pariser Aristokratie vorstellte. Laut Schumann ist diese Ballade inspiriert durch das Gedicht „Die drei Söhne
des Bildhauers Budry” von Mickiewicz. Es erzählt von drei Brüdern, die von ihrem Vater
ausgesandt wurden, um Reichtum zu erlangen, und die mit drei polnischen Bräuten
zurückkehrten.
Mit den Liedern von Franz Schubert befasste sich Liszt vor allem in den Jahren 1838
bis 1840. In dieser Zeit entstanden 55 Transkriptionen Schubertscher Lieder.
Die „Impromptus” (Einfälle) entstanden in Schuberts letzten Lebensjahren. Der Titel
stammt von Schuberts Wiener Verleger Tobias Haslinger. Da Haslinger beim dritten Impromptu wegen der schwierigen Tonart Ges-Dur um den Absatz fürchtete, stimmte
Schubert einer Transposition in die leichtere Tonart G-Dur zu. So erschien das Stück in
der Erstausgabe in G-Dur.
Die 1841 entstandenen „Réminiscences de Norma” stammen aus Liszts Glanzzeit, in
der er das Publikum in ganz Europa mit seinem virtuosen Spiel in Erstaunen versetzte.
Liszts Opernparaphrasen sind freie Phantasien über beliebte Themen einer Oper. Weit
mehr als bei den Transkriptionen spielt hier die Virtuosität eine zentrale Rolle. Vincenzo
Bellinis Belcanto-Oper „Norma” – 1831 uraufgeführt – erfreute sich schnell großer Beliebtheit und regte neben Liszt auch andere Komponisten zu „Fantasien” an.
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