Stahlstruktur im Blockrand Innerstädtisches Stahl

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TITELVORSCHLÄGE
Stahlstruktur im Blockrand
Innerstädtisches Stahl-Statement
Einsichten-Aussichten
Architekturschulen, die sich mitten in der Stadt befinden, haben Seltenheitswert. Die im vergangenen September eingeweihte Ecole nationale supérieure d’architecture (ENSA) in Strassburg wurde
von Architekt Marc Mimram in die Blockrandbebauung beim Hauptbahnhof der Stadt eingefügt. Die
Stahlbauweise ermöglichte trotz engen Verhältnissen eine ungewöhnliche, lichte Struktur. Auch eine
Schweizer Stahlbaufirma war am Projekt beteiligt.
Von Manuel Pestalozzi*
Das neue Schulgebäude heisst „La Fabrique“. Dies nicht nur, weil es ein Fabrikgebäude ersetzt. Der Architekt wollte ganz bewusst eine „Wissensfabrik“ bauen – deren „Produktion“ für Aussenstehende auch sichtbar
wird. Der siebengeschossige Bau steht bei der Einmündung der schmalen Rue Moll in den Boulevard du
Président Wilson, wenige Schritte von Strassburgs Hauptbahnhof entfernt. Er ergänzt das bestehende
Schulgebäude auf der anderen Seite der Rue Moll, das vom selben Architekt umgebaut wurde. Die beiden
Häuser bilden ein Ensemble und sind auf dem Niveau des ersten Obergeschosses durch eine Brücke miteinander verbunden. „La Fabrique“ fällt auf durch die gegeneinander verschobenen, in unterschiedlichen
Graden transparenten Geschossvolumen, ordnet sich aber dennoch der Blockrandbebauung unter – eine
der Lektionen, die das Gebäude den Studierenden und den aufmerksamen Passanten erteilt.
Urbanistische Didaktik
Der Architekt nennt seinen Entwurf ein Werkzeug im Dienste der Studierenden. Es konfrontiert sie direkt mit
der Architekturlehre, ist aber auch ein Ort des gemeinsamen Entedeckens. Marc Mimram hofft, mit diesem
Bau einen Beitrag an die Erziehung seiner angehenden Berufskolleginnen und -kollegen zu leisten aber
auch einer breiten Öffentlichkeit die Qualitäten der Architektur und des Standorts näher zu bringen. Das
Gebäude ist in diesem Sinne ein „Lehrmittel“, das den Dialog zwischen dem individuellen Bau und seiner
Umgebung beispielhaft vorexerziert.
„La Fabrique“ will aktiv am Leben der Stadt teilnehmen und der Öffentlichkeit zeigen, was in ihm steckt. Das
Erdgeschoss des neuen Gebäudes bildet einen transparenten Sockel. Es beherbergt die öffentlich zugänglichen Gemeinschaftsräume der Schule: die Cafeteria und einen Ausstellungsbereich, der im direkten Bezug
zu den Hörsälen im tiefer liegenden Gartengeschoss steht. Der horizontale Ausblick auf die Stadt, welche
das Sockelgeschoss bietet, verlängert sich in der Vertikalen durch die Öffnung eines Atriums, das auf vier
Geschossen die Aktivitäten im Innern des Gebäudes sichtbar macht.
Die Ateliers und Unterrichtsräume in den Obergeschossen haben alle einen direkten Bezug zum Stadtraum
und profitieren vom Tageslichteinfall aus Norden an der Rue Moll und aus Osten am Boulevard du Président
Wilson. Von den Ateliers gibt es einen direkten Zugang auf Terrassen.
Boîtes
Die Konstruktion des Neubaus ist ein Arrangement von Teilen. Zwei unterschiedlich hohe Massivbau-Kerne
an der Südgrenze der Parzelle bilden den eigentlichen Anker des Gebäudes. Vor und über ihnen, auf dem
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minimalistischen, mit wenigen linearen Trägern und Stützen operierenden Unterbau des Sockelgeschosses,
stapeln sich vier zweigeschossige Stahlstrukturen, von den Ingenieuren schlicht „Boîtes“, Kisten, genannt.
Die Tragstruktur befindet sich am Kistenrand, in den „Boîtes“ ergeben sich stützenfreie Räume. Zwischen
ihnen findet die Erschliessung statt.
Herstellung und Montage dieser gestapelten Einheiten wurden der Firma Zwahlen & Mayr SA aus Aigle/VD
übertragen. Das Schweizer Stahlbauunternehmen verarbeitete rund 300 Tonnen Stahl der Qualität S355K2
und S355N für die Kastenträger und geschweisste Profile und der Qualität S355J0 et J2 für die Profile der
Primärstruktur. Die vier zweigeschossigen Gehäuse bestehen aus geschweissten Randbereichen mit Kastenträgern oben und unten sowie für die Ecken. Sie werden ausgesteift durch Diagonalen aus IPE 160-,
HEA 160- oder geschweissten Profilen. Die Deckenstruktur besteht aus Wabenträgern, die oben mit Bolzen
versehen sind. Auf ihnen liegt eine Stahl-Verbunddecke mit einer Betonstärke von 130 mm.
Der zu erfüllende Brandwiderstrand liegt bei einer Stunde. Um diesen zu erreichen, versah man die Tragstruktur mit einem dämmschichtbildenden Schutzanstrich. Die einzelnen Teile wurden mit einem Voranstrich
angeliefert, die abschliessende Schicht trug man am Bauort auf.
Transparenzen
Auch die Gebäudehülle wurde von Zwahlen & Mayr realisiert. Die Fassade ist im Bereich der „Boîtes“ praktisch vollständig verglast. Durch das Anbringen eines textil wirkenden Metallnetzes, das grosse Fensteröffnungen einfasst, erzeugt die Architektur eine scheinbare Massivität. Die Durchsichtigkeit der Fassaden und
die Einsehbarkeit des Gebäudes variieren je nach Wetterlage und Tageszeit. Im Dialog zwischen der Skelettstruktur und Glashaut sieht der Architekt einen direkten Bezug zur gotischen Architektur, die in Strassburg mit dem Münster bekanntlich besonders eindrückliche Spuren hinterlassen hat. Und auch in der Wahl
einer Stahlskelettbauweise will er an die Geschichte anknüpfen, hat diese doch die Tradition filigraner, leichter Strukturen ab dem 19. Jahrhundert weitergeführt.
Bauherrschaft
Ministère de la Culture et de la Communication – Direction générale des Patrimoines
Opérateur du patrimoine et des projets immobiliers de la Culture (Oppic)
Architektur
Marc Mimram, Paris,
mit Fabien Mauduit, Pamela Durasamy, Francis Jacquiod, Sergio Pauletto, Sylvia Singer Bayrle, Nicolas
Videgrain
Tragstruktur, Fassade (Lot 2)
Zwahlen & Mayr SA, Aigle
Ausführung
2010-2013
* Manuel Pestalozzi, dipl. Arch. ETHZ und Journalist BR SFJ, betreibt die Einzelfirma
Bau-Auslese Manuel Pestalozzi (http://bau-auslese.ch) . Sie erfüllt Kommunikationsaufgaben des SZS.
Kontakt:
SZS Stahlbau Zentrum Schweiz, [email protected]
Das Stahlbau Zentrum Schweiz SZS ist das nationale Kompetenz-Forum für den Stahlbau. Es informiert das
Fachpublikum, fördert Forschung, Entwicklung und Zusammenarbeit im Stahlbau und pflegt internationale
Verbindungen. Das SZS veranstaltet Fachtagungen und Kongresse, publiziert Fachliteratur und betreibt
Öffentlichkeits- und Pressearbeit zugunsten seiner Mitglieder.
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Bildunterlagen:
Das SZS kann für den Presseartikel die folgenden Bildunterlagen zur Verfügung stellen. Sie lassen sich
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– sie mit dem korrekten Bildnachweis versehen sind
– die beteiligten Stahlbauunternehmen genannt werden
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