- .'' ! $,**()*'! *+!""' *+!""' Fr. 03.08. - Mo. 06.08. | 20.30 UHR Augusta Raurica (CH) stella orfeo '#!*#(&%$(%'$ *&)(&%$(%' ')$' Tickets stella orfeo Noi giochiamo veramente, signori, o non giocherà? (Carlo Goldoni) „Spielen wir eigentlich, Herrschaften, oder spielen wir nicht?“ Das war für Carlo Goldoni, den legendären Impressario und Schauspieler aus der barocken Theaterwelt Italiens keine Frage. Wie auch! Und wer eine abendfüllende Hommage an Orpheus wagt, kommt um ein paar himmlische, grandiose, genialisch anmutende Impressionen aus Claudio Monteverdis famoser Oper erst recht nicht herum. Herbei also ihr Musen, zu Ehren des Parnass, Geliebte des Himmels! Unser aller Zusammenspiel soll des Orpheus würdig sein! Besetzung & Programm Claudio Monteverdi (1567 – 1643) L’Orfeo (Ausschnitte) Favola in Musica; Libretto von Alessandro Striggio Basler Madrigalisten Solisten: Agnieszka Kowalczyk (Ninfa) Gregory Finch (Apollo) Daniel Issa (Pastore) Hans-Jörg Mammel (Orfeo) Leitung: Fritz Näf Instrumentalensemble: Katharina Heutjer, 1. Violine & Konzertmeisterin | Johannes Frisch, 2. Violine | Josue Melendez, Zink/Blockflöte | Nuria Sanroma, Zink/Blockflöte | Liz Rumsey, Viola da Gamba | Christian Braun, Posaune | Juan Sebastian Lima, Theorbe | Nicola Cumer, Orgel Uraufführung: Canto per Orfeo (Teil I) Choreographie: Mauro Bigonzetti Compagnia Aterballetto Originalmusik: Antongiulio Galeandro, Cristina Vetrone in Zusammenarbeit mit Lorella Monti* Bühnenbild und Licht: Carlo Cerri Kostüme: Kristopher Millar & Lois Swandale Alle Musikstücke live aufgeführt von: Kitarodia (Antongiulio Galeandro, Cristina Vetrone und Lorella Monti) 2 Video-Inszenierung: OOOPStudio Kostümherstellung: Gewandmeisterei Aterballetto, Giuseppina Carbosiero, Nuvia Valestri * ausgenommen „Marinaresca“ von R. De Simone (Verlag: Universal Music Publishing Ricordi Srl) Eine Koproduktion der Fondazione Nazionale della Danza und STIMMEN 2012 in Zusammenarbeit mit der Fondazione I Teatri, Reggio Emilia (Italien) –PAUSE – Uraufführung: Canto per Orfeo (Teil II) Hans Werner Henze (*1926) Orpheus behind the Wire (Orpheus hinter dem Stacheldraht) Poems by Edward Bond I II III IV V What was Hell like? The Point to be Noted You Who Survived It was Changed Orpheus Basler Madrigalisten Leitung: Fritz Näf 3 stella orfeo „stella orfeo“ ist die Koproduktion des STIMMEN-Festivals und des Theaterboards Augusta Raurica mit den Basler Madrigalisten (Chorleitung: Fritz Näf) und der italienischen Compagnia Aterballetto (Choreographie: Mauro Bigonzetti). Sie nimmt alle Fäden wieder auf, die im Laufe des Festivals gesponnen wurden: Monteverdis „L‘Orfeo“, die volksmusikalischen Wurzeln und zeitgenössischen Stimmungen (Hans Werner Henzes „Orpheus hinter dem Stacheldraht“). „Canto per Orfeo“ ist der getanzte Teil von „stella orfeo“, der Produktion des STIMMEN-Festivals im Römischen Theater Augusta Raurica. Das ganze Programm von STIMMEN 2012 kreist um Orpheus. Doch worum geht es? Nicht um „L´Orfeo“, nicht um Claudio Monteverdis erste Oper der Musikgeschichte. Die kommt, zumindest in Auszügen, auch vor. Für eine weitere Aufführung des „L’Orfeo“ von Monteverdi braucht es STIMMEN nicht. Aber was an diesem sagenhaften Orpheus noch immer gilt, was am Bild vom singenden Menschen, der es mit seinem Gesang und seinem musikalischen Spiel schafft, alle bösen Mächte/Tiere zu bannen, noch immer aktuell ist − das zu zeigen, dafür ist STIMMEN da, dafür braucht es STIMMEN. STIMMEN 2012 kommt vom 3. bis 6. August im Römischen Theater Augusta Raurica zum Abschluss. „Der Freiheit viele Stimmen“ steht als Motto über dem Festivalprogramm. Der weite stilistische Bogen verbindet unterschiedlichste Stilrichtungen, aber auch – wie in den vergangenen Jahren − Architektur und Musik. Die Auswahl spezieller Konzertorte, wie das Römische Theater Augusta Raurica, war schon immer ein Markenzeichen von STIMMEN. Und deshalb sind die Festivalmacher auch über die erneute Einladung ins Römische Theater Augusta Raurica besonders froh. „Canto per Orfeo“ ist die Antwort auf den Zauber eines Mythos, auf die Herausforderungen eines geheimnisvollen Werkes, das fortwährend in der Schwebe bleibt zwischen Tragödie und Komödie, zwischen brutal und göttlich, zwischen Leben und Tod; er ist der pulsierende Herzschlag der Seele, die – eingesperrt in ihren Körper wie in einen Käfig – herausdrängt, sich hin- und herwirft in der Hoffnung auf Wiedergeburt. „Canto per Orfeo“ ist die Reaktion auf die Verführungskraft eines Kunstwerks, das nichts Geringeres als den Sinn unseres Daseins in sich birgt. Der Weg ins Jenseits, der Versuch, seine eigene Frau allein durch Gesang und Poesie den Mächten des Todes zu entreißen, wird zum Urbild eines intimen und persönlichen Abenteuers, eines Abenteuers aus Gesten, Klängen, Gesang und Visionen. Es besteht in der Suche nach jenen geheimnisvollen Kräften, die in der menschlichen Natur rastlos das Verlangen nach Kunst und zugleich ihre Existenzberechtigung hervorbringen. Vielleicht ist es einfach nur ein Traum, ein kleiner Traum, der in die Brüche geht. Wie aktuell und hochpolitisch der Orpheusmythos auch für die zeitgenössische Musik ist, zeigt das Schlussstück des Abends, Hans Werner Henzes „Orpheus hinter dem Stacheldraht“, das von den Basler Madrigalisten aufgeführt wird. Henze greift hier auf literarische Texte des englischen Dramatikers Edward Bond zurück, der die Regime weltweit an den Pranger stellt, die Menschenraub, Folter und Mord zulassen. Für den Komponisten wie den Dichter sind der Orpheusmythos und das Thema der Freiheit des Menschen Epizentren ihres Denkens und Schaffens. 4 L‘Orfeo | Libretto PROLOG Die Musik rühmt Orpheus' Tugenden und preist ihn, der mit ihrer Hilfe die Unterwelt dazu gebracht hat, seinem Flehen nachzugeben. Sie möchte uns die Geschichte dieses Halbgotts zu Gehör bringen und bittet um Stille. Toccata und Ritornello (Instrumental) ERSTER AUFZUG Die Hirten und Nymphen freuen sich über das Ende von Orpheus' Qualen, dem es schließlich gelungen ist, das Herz der schönen Eurydike zu gewinnen. Sie erflehen die Gunst des Hymenaios für das Paar, deren Hochzeit sie mit Gesängen und Tänzen vorbereiten. Auf die Bitte eines Hirten hin besingt Orpheus sein Glück. Als Eurydike ihren Liebsten so glücklich sieht, gibt auch sie ihrer Freude Ausdruck. PASTORE In questo lieto e fortunato giorno Ch'ha posto fine a gli amorosi affanni Del nostro semideo, cantiam, pastori, In sì soavi accenti, Che sian degni d'Orfeo nostri concenti. Oggi fatta è pietosa L'alma già sì sdegnosa Della bell'Euridice. Oggi fatto è felice Orfeo nel sen di lei, per cui già tanto Per queste selve ha sospirato e pianto. Dunque in sì lieto e fortunato giorno Ch'ha posto fine a gli amorosi affanni Del nostro semideo, cantiam, pastori, In sì soavi accenti, Che sian degni d'Orfeo nostri concenti. CORO Vieni, Imeneo, deh, vieni, E la tua face ardente Sia quasi un sol nascente Ch'apporti a questi amanti i dì sereni E lunge omai disgombre Degli affanni e del duol gli orrori e I'ombre. HIRTE An diesem frohen und glücklichen Tag, der dem Liebesleid unseres Halbgottes ein Ende setzt, lasst uns singen, ihr Hirten, in den lieblichsten Weisen, die einem Orpheus zur Ehre gereichen. Heute rührte Mitleid die sonst so stolze Seele der schönen Eurydike. Heute erfüllte sich das Glück des Orpheus an ihrem Busen, nach dem er sich in diesen Wäldern lange klagend sehnte. An diesem frohen und glücklichen Tag also, der dem Liebesleid unseres Halbgottes ein Ende setzt, lasst uns singen, ihr Hirten, in den lieblichsten Weisen, die einem Orpheus zur Ehre gereichen. CHOR Komm, Hymenäus, ach komm doch! Dein Antlitz, glühend wie die aufgehende Sonne, soll diesen Liebenden heitere Tage bringen und die Schrecken und Schatten von Sorge und Leid fernhalten. 5 NINFA NYMPHE Muse, onor di Parnaso, amor del cielo, Musen, Ruhm des Parnass, Geliebte des Himmels, Gentil conforto a sconsolato core, lieblicher Trost eines betrübten Herzens, Vostre cetre sonore der Klang eurer Zithern Squarcino d'ogni nub'il fosco velo; zerreisse den düsteren Schleier jeder Wolke; E mentre oggi propizio al nostro Orfeo während wir heute für unseren Orpheus Invochiam Imeneo die Gnade des Hymenäus erflehen, Su ben temprate corde, mögen sich unsere wohlgestimmten Saiten Sia il vostro canto al nostro suon concorde. mit eurem Gesang verbinden. CORO CHOR Lasciate i monti, Lasciate i fonti, Ninfe vezzose e liete. E in questi prati Ai balli usati Vago il bel piè rendete. Verlasst die Berge, verlasst die Quellen, ihr liebreichen, fröhlichen Nymphen, und hebt auf diesen Wiesen eure zierlichen Füsse zu gewohntem Tanz. Qui miri il sole Vostre carole, Più vaghe assai di quelle Ond'alla luna, La notte bruna, Danzano in ciel le stelle. Hier soll die Sonne bewundern eure Reigen, die viel lieblicher sind als jene, mit denen die Sterne bei dunkler Nacht am Himmel den Mond umtanzen. Poi di bei fiori Per voi s'onori Di questi amanti il crine, Ch'or dei martiri Dei lor desiri Godon beati al fine. Dann aber sollt ihr mit schönen Blumen die Locken dieser Liebenden umkränzen, die nach den Qualen ihrer Sehnsucht endlich ihr Glück geniessen. Ritornello (Instrumental) Ritornello (Instrumental) 6 ZWEITER AUFZUG Gemeinsam mit den Hirten lobt Orpheus sein Land, das selbst von den Göttern geliebt wird. Er erwähnt seine vergangenen Qualen, die ihm sein gegenwärtiges Glück noch kostbarer machen. Als seine Begeisterung ihren Höhepunkt erreicht, erscheint die Botin Silvia und meldet den Tod seiner geliebten Eurydike, die von einer Schlange gebissen wurde, als sie Blumen pflückte, um sich einen Kranz zu winden. In seiner Verzweiflung beschließt Orpheus, die Macht seines Gesanges zu erproben, um von den Mächten der Unterwelt Gnade für Eurydike zu erlangen. ORFEO ORPHEUS Tu se' morta, mia vita, ed io respiro? Tu se' da me partita Per mai più non tornare, ed io rimango? No, che se i versi alcuna cosa ponno, N'andrò sicuro a' più profondi abissi; E intenerito il cor del Re dell'ombre, Meco trarrotti a riveder le stelle, Du bist tot, mein Leben, und ich atme noch? Du bist von mir gegangen, um niemals zurückzukehren, und ich muss bleiben? Nein! Ich werde durch die Macht meiner Lieder in die tiefsten Abgründe gelangen, und wenn ich das Herz des Königs der Unterwelt bezwungen habe, werde ich dich zum Licht der Sterne führen. Wenn aber ein grausames Schicksal mir dies versagt, werde ich bei dir im Reich der Toten bleiben. Leb wohl, Erde! Lebt wohl Himmel und Sonne! Lebt wohl! Oh, se ciò negherammi empio destino, Rimarrò teco in compagnia di morte. Addio terra, addio cielo e sole, addio. CORO CHOR Ahi caso acerbo, ahi fat'empio e crudele. Weh, grausames Verhängnis! Weh, hartes, erbarmungsloses Schicksal! Ahi stelle ingiuriose, ahi ciel avaro. Weh, schmähliche Sterne! Weh, niederträchtiger Himmel! Non si fidi uom mortale Kein Sterblicher traue Di ben caduco e frale, dem vergänglichen, zerbrechlichen Glück, Che tosto fugge, e spesso denn schnell entflieht es, und oftmals A gran salita il precipizio è presso. ist bei grosser Höhe der Abgrund nah. 7 DRITTER AUFZUG Geführt von der Hoffnung, erreicht Orpheus den Fluß, auf dessen gegenüberliegendem Ufer das Reich der Toten liegt. Aufgrund eines in den Felsen geschriebenen Gesetzes verläßt ihn die Hoffnung hier. Daraufhin weigert sich Charon, Orpheus über den Fluß zu fahren. Doch Orpheus singt, und nachdem die zauberhaften Klänge den Fährmann eingeschläfert haben, steigt er in das Boot und setzt über. Die Geister preisen die Macht des Menschen über die Naturgewalten. ORFEO ORPHEUS Orfeo son io, che d'Euridice i passi Segue per queste tenebrose arene, Ove già mai per uom mortal non vassi. Orpheus bin ich, der den Schritten Eurydikes durch diese finstere Ebene folgte, die noch niemals ein Sterblicher betrat. O de le luci mie luci serene, S'un vostro sguardo può tornarmi in vita, O meiner Augen heitere Lichter, ein Blick von euch kann mich dem Leben zurückgeben, ach wer verweigert mir Trost in meinen Qualen? Ahi, chi niega il conforto a le mie pene? Contra cui rigida alma invan s'impetra. Du allein, edler Gott, kannst mir Hilfe gewähren. Du sollst dich nicht fürchten, denn ich habe nur die süssen Saiten meiner goldenen Leier als Waffe, die selbst die härteste Seele erweichen. Sinfonia (Instrumental) Sinfonia (Instrumental) CORO CHOR Sol tu, nobile Dio, puoi darmi aita, Né temer dei, ché sopra un'aurea cetra Sol di corde soavi armo le dita Nulla impresa per uom si tenta invano, Né contro a lui più sa Natura armarse, Ei de l'instabil piano Arò gl'ondosi campi e 'I seme sparse Di sue fatiche, ond'aurea messe accolse. Quinci, perché memoria Vivesse di sua gloria, La Fama a dir di lui sua lingua sciolse, Nichts unternimmt der Mensch vergeblich, noch kann die Natur ihn überlisten. Er pflügte die lockere Erde hügeliger Felder und streute den Samen seiner Arbeit aus, worauf er goldene Ernte einbrachte. Damit die Erinnerung an seinen Ruhm weiterleben und die Sage von ihm berichten konnte, löste sich seine Zunge; Ch'ei pose freno al mar con fragil legno, er konnte das Meer mit zerbrechlichem Holz bezwingen Che sprezzò d'Austro e d'Aquilon lo sdeg- und verachtete den Zorn des Süd- und Nordwinno. des. Sinfonia (Instrumental) 8 Sinfonia (Instrumental) VIERTER AUFZUG Proserpina ist von Orpheus' Klage gerührt und setzt sich mit ganzem Herzen bei Pluto für ihn ein. Pluto läßt sich von seiner schönen Gattin überzeugen und stimmt der Befreiung Eurydikes zu, allerdings unter der Bedingung, daß sich Orpheus nicht nach ihr umdrehe, um sie zu sehen, bevor er die Unterwelt verlassen hat. Während Orpheus Eurydike ans Licht zurückführt und seiner Lyra dankt, fragt er sich beunruhigt, ob ihm seine Gattin folgt. Durch ein Geräusch erschreckt, fürchtet er, daß die Furien versuchen, sie ihm zu rauben, und übertritt das Verbot. Eurydike entschwindet seinen Blicken. Die Geister verkünden dem von seiner Leidenschaft überwältigten Sieger über die Unterwelt, daß er sie für ewig verloren habe. FÜNFTER AUFZUG Allein ans Licht zurückgekehrt, bricht Orpheus in Klagen aus, deren Ende das Echo widerhallen läßt. Orpheus gelobt, seine Gesänge nur mehr dem Lob Eurydikens zu weihen, und schmäht bitter das Verhalten der anderen Frauen. Apollo, über seinen Sohn beunruhigt, den seine Verzweiflung dazu bringt, seine Würde zu verlieren, steigt vom Himmel herab und bietet ihm die Unsterblichkeit an. Da Orpheus sicher ist, Eurydike unter den Sternen betrachten zu können, nimmt er die himmlischen Ehren an. Die Nymphen und Hirten freuen sich und versprechen dem, der Leiden sät, die Früchte der Gnade. Ritornello (Instrumental) Ritornello (Instrumental) APOLLO e ORFEO APOLLO und ORPHEUS Saliam cantando al Cielo Dove ha virtù verace Degno premio di sé, diletto e pace. Singend steigen wir zum Himmel empor, wo die wahre Tugend den ihr gebührenden Preis erhält: Freude und Frieden. Ritornello (Instrumental) Ritornello (Instrumental) 9 CORO CHOR Vanne Orfeo, felice a pieno, A goder celeste onore Là 've hen non mai vien meno, Là 've mai non fu dolore, Mentr'altari, incensi e voti Noi t'offriam lieti e devoti. Fahr hin, Orpheus, vom Glück erfüllt, um dort himmlische Ehren zu geniessen, wo das Gute nie vergeht und wo es keinen Schmerz gibt, während wir dir fröhlich und andächtig auf den Altären Weihrauch und Opfer darbringen. Così va chi non s'arretra Al chiamar di nume eterno, Così grazia in Ciel impetra Chi qua giù provo l'Inferno; E chi semina fra doglie D'ogni grazia il frutto coglie. So geht der hin, der dem Ruf des ewigen Gottes nicht ausweicht; so erlangt der die Gnade des Himmels, der hier unten die Hölle erlebt hat. Und wer unter Schmerzen säet, erntet die Frucht mit allem Gewinn. Moresca (Instrumental) Moresca (Instrumental) 10 Hans Werner Henze Orpheus behind the Wire (Orpheus hinter dem Stacheldraht) Gedichte von Edward Bond Deutsche Übersetzung von Hans Werner Henze Für gemischen Chor a cappella (1981-1983) I II III IV V What was Hell like? The Point to ne Noted You Who Survived It was Changed Orpheus I What was Hell like? (Wie war die Hölle?) (Der Sinn liegt hier) (Du der du die Zeit der Mörder überlebtest) (Nun ist alles anders) (Orpheus) What was hell like? I’d never seen such a place Music sounded like silence (That is hard to imagine?) What was it like? No echo came from my music Wind stole it and took it away I do not know where it took it For the first time I walked in silence The ground was strewn with fine ash It was an empty street A secret policeman watched from a window I Wie war die Hölle Wie war die Hölle Er war mir neu solch ein Ort Musik tönt dort wie Schweigen (Das ist schwer zu begreifen) Was ging dort vor? Kein Echo kam von meinen Tönen Wind stahl es und trieb’s vor sich her Und ich weiß nicht wo er’s hintrug Und zum ersten Mal ging ich im Schweigen Der Boden besät mit feiner Asche Die Straße war gänzlich leer Ein Mann vom Geheimdienst wacht durch ein Fenster 11 II The Point to be Noted It was not permitted That Orpheus and Eurydice Rode in the same carriage Both mounted the ramp But at different times They last saw each other Over a frozen wave of wire Perhaps their ashes mingled The point to be noted is this When Eurydice had been killed They killed Orpheus II Der Sinn liegt hier Es war nicht gestattet Für Eurydike und Orpheus Im gleichen Waggon zu reisen Beide bestiegen die Rampe Aber zu ungleicher Zeit Sie sahen sich zuletzt Im Anblick einer erstarrten Welle aus Draht Vielleicht vermischte sich ihre Asche Der Sinn zu beachten liegt hier Als Eurydike getötet war Da starb auch Orpheus 12 III You Who Survived You who survived the time oft he murderers Killed yourself We see you standing up to your waist in the Styx We call you do not look up or answer So urgently are you writing all that you have to tell You write it on water Not one word will be read As you end it the beginning has already been wash This is the fate of poets who die by their own hand Where were we when you died? Was there no-one to help you? By these events we too are silenced And our heritance taken to the grave III Du der du die Zeit der Mörder überlebtest Der überlebte die Zeiten der Mörder Hat sich getötet Wir sehn ihn stehen bis an die Brust tief im Styx Wir rufen ihm Er schaut nicht auf gibt keine Antwort So drängt’s ihr zu schreiben alles was er zu sagen hat Er schreibt es auf Wasser Kein einz’ges Wort wird man lesen Wenn er endet ist der Anfang längst schon mit der Wellen Lauf dahin Dies ist das Los der Dichter die sterben von eigener Hand Wo waren wir als du starbst? Kam da niemand dir zu Hilfe? Dein Tod lässt uns wie dich verstummen Und dein Vermächtnis sinkt mit dir zu Grab 13 IV It was Changed Old now More strings on this lyre than hairs on my head I lean on the tree and sit in the grass To look down in the river It shines like the scales of a fish Passing from childhood to youth Was difficult I needed the surgeon’s knife And her? Well that passion is gentle now Seen through the open doorway Over the fields of pain Where the sun softly shines All shadows have even gone from the river But there is still music First it was wild Earth sang in my throat Later all sounds came from the tips of my fingers Now it has changed again I sing with the earth a cappella People come to my door For songs at weddings and at births And at buryings My music didn’t tame beasts I don’t know why men tell such rumours and lies My music is simple I strike these notes: That heron („a broken stick in the river“) Looks once then goes back to ist fishing But it is true that I went to hell And like you I lost Eurydice 14 IV Nun ist alles anders Alt nun Mehr Saiten auf der Leier als Haar auf dem Kopf Ich lehne am Baum und sitze im Gras Und schau nieder zum Flusse Er glänzt wie die Haut eines Fisches Weitergehn von Kindheit zum Jüngling War schwer für mich Ich brauchte des Wundarzts Messer Und sie? Nun, dies Leiden ist freundlich nun Ich sah’s durch den offenen Hausgang Jenseits der Felder der Pein Wo die Sonne mild scheint Alle Schatten sind nun vom Flusse gewichen Doch noch ist Musik! Erst war sie wild Erd sang mir im Hals Später kam Klang mir von der Spitze der Finger Nun ist es wieder anders Ich singe mit der Erd a cappella Leute sprechen vor an meiner Tür Sie bitten um Musik für Hochzeit Taufe Und Begräbnis Mein Singen zähmt keine Bestien Ich weiß nicht warum man solche Lügen verbreitet Mein singen ist einfach Es macht diesen Klang! Der Reiher(„zerbrochener Stab in dem Flusse“) Schaut auf und fährt fort mit den Fischen Doch es trifft zu ich war in der Hölle Und wie du verlor ich Eurydike 15 V Orpheus Pressed by the weight of the world By others‘ burdens we have not shared With sorrow for friends who sold-out to their enen Of dead heroes Of strangers we haven’t yet warned I wish fort he still music of Orpheus And at news too Of a dictator dead in America That somewhere the starving have taken bread From those who argue the moral of guns In assemblies guarded by guns And at a flag that flutters in breeze Where no poor shiver in rage Then I hear music of Orpheus Of triumph Of freedom V Orpheus Schwer bedrückt vom Gewicht unsrer Welt Von andrer Menschen Last die wir nicht geteilt Mit Trauer um Freunde die sich dem Feinde verkauft Von toten Helden Von Fremden die wir nicht gewarnt Da sehnen wir uns nach Musik Sanftmut des Orpheus Wenn wir hören Dass ein Diktator tot ist in Amerika Dass irgendwo die Armen nahmen sich Brot Von denen die streiten sich um die Moral der Gewehre In Kongressen bewacht im Schutz der Gewehre Wenn eine Fahne flattert im Wind Wo kein Bettler in Lumpen mehr zittert Ja, da ertönt uns Musik von Orpheus Von Sieg Von Freiheit 16 Biographien Compagnia Aterballetto Im Rahmen des italienischen Tanzpanoramas zählt die Compagnia Aterballetto zu den wenigen Ensembles, die Tanz sowohl produzieren als auch fördern. Sie ist Italiens erste fest etablierte Tanzcompagnie, der es gelungen ist, sich außerhalb der Opernhäuser zu behaupten. Von 1997 bis 2007 hatte Mauro Bigonzetti die künstlerische Leitung von Aterballetto inne. In diesem Ensemble entwickelte er, von 1982 bis 1993, seine Karriere als Tänzer und Choreograph, die ihn bereits nach wenigen Jahren zu einem gefragten Gastchoreographen bei renommierten, internationalen Tanzensembles machte. 2008 wird Mauro Bigonzetti zum Hauschoreographen und Cristina Bozzolini zur künstlerischen Leiterin ernannt. Mauro Bigonzetti wurde in Rom geboren und erhielt seine Tanzausbildung an der Ballettschule der Oper Rom. Gleich nach seinem Abschluss wurde er in die Ballettcompagnie engagiert. 1982, nach zehn aktiven Tänzerjahren im römischen Ensemble, wurde er während der Ära von Amedeo Amodio Mitglied des Aterballetto in Reggio Emilia und tanzte in allen Choreographien des Spielplans. 1990 schuf er sein erste Choreographie „Sei in movimento“ zu Kompositionen von Johann Sebastian Bach. 1992 verließ er das Aterballetto, um seine Tätigkeit als freischaffender Choreograph zu intensivieren. In den Folgejahren machte er sich als Choreograph schnell auch international einen Namen. 1997 wurde er zum Künstlerischen Leiter und Principal Choreographer des Aterballetto berufen. Seit 2008 ist Mauro Bigonzetti Principal Choreographer der Compagnie, die nach wie vor die meisten seiner Projekte realisiert. 17 Basler Madrigalisten Die von Fritz Näf gegründeten Basler Madrigalisten singen in verschiedensten Formationen, solistisch und als klein besetztes Vokalensemble. Das umfangreiche Repertoire reicht von der frühen Renaissance bis zur Neuzeit. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die Einstudierung und (Erst-)Aufführung von zeitgenössischen Werken und die Wiederaufführung von Werken aus dem 15. bis 18. Jahrhundert. Die Basler Madrigalisten nehmen an den wichtigsten Musikfestivals der Welt teil. Konzerttourneen führten sie in beinahe alle Länder Europas, nach Russland, in die USA, den Libanon und den Fernen Osten. Die Aufnahmen der Basler Madrigalisten erhielten diverse internationale Auszeichnungen. Fritz Näf Fritz Näf ist der Gründer und Leiter der Basler Madrigalisten und des Schweizer Kammerchors. 1976 bis 1986 unterrichtete er Sologesang und Vokalensemble an der Schola Cantorum Basiliensis, wo er 1978 die Basler Madrigalisten gründete. Seit 2000 ist er künstlerischer Leiter des Schweizer Kammerchors und der Basler Madrigalisten sowie Gastdirigent bei verschiedenen Chören und Orchestern in der Schweiz, Frankreich und Deutschland. 18 Solisten „L‘Orfeo“ Gregory Finch, Tenor Gregory Finch stammt aus London, wo er Sängerknabe in der Westminster Cathedral war. Ein weiteres Studium führte ihn an das Ampleforth College, New College (Oxford University), Royal Academy of Music (London), Hochschule der Künste Bern und ans Schweizer Opernstudio Biel. Er hat mehrere Opernrollen auf der Bühne verkörpert, und tritt als Solist in verschiedenen Ländern Europas auf. Außerdem ist er seit 1988 als Lehrer am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris und seit 2011 als Chorleiter an der Kirche St. Andrew’s tätig. Agnieszka Kowalczyk, Sopran In Polen geboren, schloss sie mit Diplom das Studium an der Musikschule in Warschau bei Joanna Fenrycht ab. Anschließend studierte sie in der Gesangsklasse von Richard Levitt und René Jacobs an der Schola Cantorum Basiliensis und nahm an den Meisterkursen von Emma Kirkby, Jessica Cash, Evelyn Tubb, Nigel Rogers und Anthony Rooley teil. Ihr Repertoire reicht von der Musik des Mittelalters, über Barock und Klassik bis zur Frühromantik. Sie gastiert mit Ensembles wie Les Flamboyants, Musica Fiorita, Teatro Arcimboldo, Basler Madrigalisten, Vokalensemble Zürich, Basler Vokalsolisten bei Konzerten und Festivals. Daniel Issa, Tenor Daniel Issa, in Brasilien geboren, absolvierte zunächst das Studium der Architektur an der Universität von São Paulo. Anschließend kam er in die Schweiz, um seine Gesangsstudien an der Schola Cantorum Basiliensis und der Musikhochschule Luzern aufzunehmen, welche er mit dem Diplom abschloss. Im Opernfach war er in Purcells „The Fairy Queen“ am Theater Basel, „Le nozze di Figaro“, „Céphale et Procris“ von Jacquet de la Guerre, „Il Marito Giocatore“ sowie in Bellinis „La sonnambula“ am Theater Biel-Solothurn zu hören. Im Konzertfach sang er u.a. den Evangelisten in Bachs Johannespassion und im Weihnachtsoratorium, war auch in „Magnificat“ und in zahlreichen Kantaten, in Händels „Messias“, „Israel in Egypt“ und in vielen weiteren Werken zu hören. 19 Hans Jörg Mammel, Tenor erhielt seine erste musikalische Ausbildung in Stuttgart und bekam ersten Gesangsunterricht bei den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben. Zunächst studierte er Rechtswissenschaften in Freiburg und ging dann an die Musikhochschule, wo er Gesang bei Winfried Toll, Prof. Werner Hollweg und Prof. Ingeborg Most studierte. Er absolvierte Meisterkurse bei Barbara Schlick, Elisabeth Schwarzkopf und James Wagner. In den letzten Jahren machte er sich vor allem als Konzertsänger in Deutschland und dem benachbarten Ausland einen Namen. Er sang bei Festivals in Utrecht, Schwetzingen, Schleswig-Holstein, Jerusalem, Wroclaw, Brügge und Wien. Sein Repertoire reicht dabei von der Renaissance bis zu zeitgenössischen Kompositionen. Er wirkte bei Uraufführungen von Nikolaus Huber, Karl-Heinz Stockhausen und Hans Zender mit. Neben Konzerten ist Hans Jörg Mammel als Gesangspädagoge tätig. Hans Jörg Mammel sang mit großem Erfolg die Partie des Orfeo in Monteverdis gleichnamiger Oper in Island. Gastverträge führten ihn an die Städtischen Bühnen Freiburg, das Stadttheater Koblenz und die Berliner Staatsoper. Er sang bei den Münchner Opernfestspielen und bei den Wiener Festwochen. Neben Konzert und Oper widmet er sich dem Lied. 20 KITARODIA Antongiulio Galeandro: Akkordeon, Kurzwellen-Radiosignale für Röhrenempfänger Cristina Vetrone: Stimme, Diatonische Akkordeons, Tamburelli (italienische Rahmentrommeln) Lorella Monti: Stimme, Tamburelli (italienische Rahmentrommeln) Das Trio Kitarodia wurde im November 2011 gegründet. Antongiulio Galeandro Bereits im Alter von neun Jahren begann er mit Klavier, Synthesizer und Keyboards, um sich dann bald als Flötist verschiedenen Acid-Jazz- und Bossa-Nova-Projekten zu widmen. Gegenwärtig macht er sich mit dem Organetto (Knopfgriffakkordeon) vertraut und perfektioniert sich mit der Erforschung der Musiktraditionen auf dem Balkan und in Süditalien. Seine innere Reise und Suche nach dem Sinn begann 1996, als er anfing, Akkordeon zu studieren. Sein Kompositionsstil, zeitgenössisch und zugleich in den Traditionen verwurzelt, bringt ihn mit vielen anderen Künstlern und Projekten zusammen. Insbesondere widmet er sich bis zum heutigen Tag der Filmmusik, komponiert Vertonungen sowie Musik für namhafte Choreographien. Er arbeitet mit einer Vielzahl bekannter Künstler und Gruppen in Apulien zusammen – und ist eine der drei Säulen von Kitarodia. Cristina Vetrone Die Musikerin studierte Harfe und Klavier, um sich dann definitiv dem Organetto (Knopfgriffakkordeon) und dem Gesang zuzuwenden. Ihr vom Jazz bis zur traditionellen Musik reichendes künstlerisches Spektrum und ihre „vulkanische“, kraftvolle, schmelzende Stimme haben sie mit den großen Namen der Tradition ebenso wie mit der Jazzszene in Italien und anderen Ländern zusammengeführt. Sie arbeitet in zahlreichen Projekten als Solistin und gehört bekannten Gruppen an, ihre Stimme ist im Frauen-Quartett „Assurd“ so unverzichtbar wie im Trio Kitarodia. Lorella Monti widmete sich zu Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn dem süditalienischen Volkstanz, besonders der „Tammurriata“, einem alten Tanz aus Kampanien. Bald jedoch, je mehr sie die Orte der Tradition kennen lernte, erwachte ihr Interesse am Gesang, und sie entdeckte eine typisch neapolitanische Vokalität neu: körperbetont, musikalisch und lieblich (Ausdruck der weiblichen Lebenswelt in den Gassen von Neapel). Als Sängerin wie als Tänzerin arbeitete sie mit herausragenden Vertretern der traditionellen Musik zusammen, um sich dann endgültig dem Frauen-Quartett „Assurd“ und dem Trio Kitarodia zu verschreiben. 21 !"((! (&'!(($!%$/') (,'($%$%'()' $$*$'*' $"(#D$!#.''$( '*'''%!%'()' $'(()' !%$/') (&'!@!"((($ $''!'%*& +!)%')%"()%. '!%)B)'% ()&$$""(/'% )#$*#' "#%",%'"($%$ "%'()'%$)'((( '"$%#$'#%$()( ',)'$ Viktoria Tolstoy am 07.11.12 im Burghof © Joerg Grosse Geldermann !')) $%(E" %'('## #'(D$"' %'%&#-*)% (()$&*& (%,G ) )'G")')*' )%#)%#', ''+%$)*$ &(C$*$+() #""D/ +%"%$))' "%($"( )$/ "($!$%#&$. 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