L`Orfeo - STIMMEN

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Fr. 03.08. - Mo. 06.08. | 20.30 UHR
Augusta Raurica (CH)
stella orfeo
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stella orfeo
Noi giochiamo veramente, signori, o non giocherà? (Carlo Goldoni)
„Spielen wir eigentlich, Herrschaften, oder spielen wir nicht?“ Das war für Carlo Goldoni,
den legendären Impressario und Schauspieler aus der barocken Theaterwelt Italiens keine
Frage. Wie auch! Und wer eine abendfüllende Hommage an Orpheus wagt, kommt um ein
paar himmlische, grandiose, genialisch anmutende Impressionen aus Claudio Monteverdis famoser Oper erst recht nicht herum. Herbei also ihr Musen, zu Ehren des Parnass,
Geliebte des Himmels! Unser aller Zusammenspiel soll des Orpheus würdig sein!
Besetzung & Programm
Claudio Monteverdi (1567 – 1643)
L’Orfeo (Ausschnitte)
Favola in Musica; Libretto von Alessandro Striggio
Basler Madrigalisten
Solisten:
Agnieszka Kowalczyk (Ninfa)
Gregory Finch (Apollo)
Daniel Issa (Pastore)
Hans-Jörg Mammel (Orfeo)
Leitung: Fritz Näf
Instrumentalensemble:
Katharina Heutjer, 1. Violine & Konzertmeisterin | Johannes Frisch, 2. Violine | Josue Melendez, Zink/Blockflöte | Nuria Sanroma, Zink/Blockflöte | Liz Rumsey, Viola
da Gamba | Christian Braun, Posaune | Juan Sebastian Lima, Theorbe | Nicola Cumer, Orgel
Uraufführung: Canto per Orfeo (Teil I)
Choreographie: Mauro Bigonzetti
Compagnia Aterballetto
Originalmusik: Antongiulio Galeandro, Cristina Vetrone in Zusammenarbeit mit
Lorella Monti*
Bühnenbild und Licht: Carlo Cerri
Kostüme: Kristopher Millar & Lois Swandale
Alle Musikstücke live aufgeführt von: Kitarodia
(Antongiulio Galeandro, Cristina Vetrone und Lorella Monti)
2
Video-Inszenierung: OOOPStudio
Kostümherstellung: Gewandmeisterei Aterballetto, Giuseppina Carbosiero, Nuvia Valestri
* ausgenommen „Marinaresca“ von R. De Simone (Verlag: Universal Music Publishing
Ricordi Srl)
Eine Koproduktion der
Fondazione Nazionale della Danza und STIMMEN 2012 in Zusammenarbeit mit
der Fondazione I Teatri, Reggio Emilia (Italien)
–PAUSE –
Uraufführung: Canto per Orfeo (Teil II)
Hans Werner Henze (*1926)
Orpheus behind the Wire (Orpheus hinter dem Stacheldraht)
Poems by Edward Bond
I
II
III
IV
V
What was Hell like?
The Point to be Noted
You Who Survived
It was Changed
Orpheus
Basler Madrigalisten
Leitung: Fritz Näf
3
stella orfeo
„stella orfeo“ ist die Koproduktion des STIMMEN-Festivals und des Theaterboards Augusta Raurica mit den Basler Madrigalisten (Chorleitung: Fritz Näf) und der italienischen Compagnia Aterballetto (Choreographie: Mauro Bigonzetti). Sie nimmt alle Fäden
wieder auf, die im Laufe des Festivals gesponnen wurden: Monteverdis „L‘Orfeo“, die
volksmusikalischen Wurzeln und zeitgenössischen Stimmungen (Hans Werner Henzes
„Orpheus hinter dem Stacheldraht“). „Canto per Orfeo“ ist der getanzte Teil von „stella
orfeo“, der Produktion des STIMMEN-Festivals im Römischen Theater Augusta Raurica.
Das ganze Programm von STIMMEN 2012 kreist um Orpheus. Doch worum geht es?
Nicht um „L´Orfeo“, nicht um Claudio Monteverdis erste Oper der Musikgeschichte. Die
kommt, zumindest in Auszügen, auch vor. Für eine weitere Aufführung des „L’Orfeo“
von Monteverdi braucht es STIMMEN nicht. Aber was an diesem sagenhaften Orpheus
noch immer gilt, was am Bild vom singenden Menschen, der es mit seinem Gesang und
seinem musikalischen Spiel schafft, alle bösen Mächte/Tiere zu bannen, noch immer
aktuell ist − das zu zeigen, dafür ist STIMMEN da, dafür braucht es STIMMEN.
STIMMEN 2012 kommt vom 3. bis 6. August im Römischen Theater Augusta Raurica zum Abschluss. „Der Freiheit viele Stimmen“ steht als Motto über dem Festivalprogramm. Der weite stilistische Bogen verbindet unterschiedlichste Stilrichtungen, aber
auch – wie in den vergangenen Jahren − Architektur und Musik. Die Auswahl spezieller
Konzertorte, wie das Römische Theater Augusta Raurica, war schon immer ein Markenzeichen von STIMMEN. Und deshalb sind die Festivalmacher auch über die erneute
Einladung ins Römische Theater Augusta Raurica besonders froh.
„Canto per Orfeo“ ist die Antwort auf den Zauber eines Mythos, auf die Herausforderungen eines geheimnisvollen Werkes, das fortwährend in der Schwebe bleibt zwischen
Tragödie und Komödie, zwischen brutal und göttlich, zwischen Leben und Tod; er ist
der pulsierende Herzschlag der Seele, die – eingesperrt in ihren Körper wie in einen
Käfig – herausdrängt, sich hin- und herwirft in der Hoffnung auf Wiedergeburt. „Canto
per Orfeo“ ist die Reaktion auf die Verführungskraft eines Kunstwerks, das nichts Geringeres als den Sinn unseres Daseins in sich birgt. Der Weg ins Jenseits, der Versuch,
seine eigene Frau allein durch Gesang und Poesie den Mächten des Todes zu entreißen,
wird zum Urbild eines intimen und persönlichen Abenteuers, eines Abenteuers aus Gesten, Klängen, Gesang und Visionen. Es besteht in der Suche nach jenen geheimnisvollen
Kräften, die in der menschlichen Natur rastlos das Verlangen nach Kunst und zugleich
ihre Existenzberechtigung hervorbringen. Vielleicht ist es einfach nur ein Traum, ein
kleiner Traum, der in die Brüche geht.
Wie aktuell und hochpolitisch der Orpheusmythos auch für die zeitgenössische Musik ist, zeigt das Schlussstück des Abends, Hans Werner Henzes „Orpheus hinter dem
Stacheldraht“, das von den Basler Madrigalisten aufgeführt wird. Henze greift hier auf
literarische Texte des englischen Dramatikers Edward Bond zurück, der die Regime
weltweit an den Pranger stellt, die Menschenraub, Folter und Mord zulassen. Für den
Komponisten wie den Dichter sind der Orpheusmythos und das Thema der Freiheit des
Menschen Epizentren ihres Denkens und Schaffens.
4
L‘Orfeo | Libretto
PROLOG
Die Musik rühmt Orpheus' Tugenden und preist ihn, der mit ihrer Hilfe die Unterwelt
dazu gebracht hat, seinem Flehen nachzugeben. Sie möchte uns die Geschichte dieses
Halbgotts zu Gehör bringen und bittet um Stille.
Toccata und Ritornello (Instrumental)
ERSTER AUFZUG
Die Hirten und Nymphen freuen sich über das Ende von Orpheus' Qualen, dem es
schließlich gelungen ist, das Herz der schönen Eurydike zu gewinnen. Sie erflehen die
Gunst des Hymenaios für das Paar, deren Hochzeit sie mit Gesängen und Tänzen vorbereiten. Auf die Bitte eines Hirten hin besingt Orpheus sein Glück. Als Eurydike ihren
Liebsten so glücklich sieht, gibt auch sie ihrer Freude Ausdruck.
PASTORE
In questo lieto e fortunato giorno
Ch'ha posto fine a gli amorosi affanni
Del nostro semideo, cantiam, pastori,
In sì soavi accenti,
Che sian degni d'Orfeo nostri concenti.
Oggi fatta è pietosa
L'alma già sì sdegnosa
Della bell'Euridice.
Oggi fatto è felice
Orfeo nel sen di lei, per cui già tanto
Per queste selve ha sospirato e pianto.
Dunque in sì lieto e fortunato giorno
Ch'ha posto fine a gli amorosi affanni
Del nostro semideo, cantiam, pastori,
In sì soavi accenti,
Che sian degni d'Orfeo nostri concenti.
CORO
Vieni, Imeneo, deh, vieni,
E la tua face ardente
Sia quasi un sol nascente
Ch'apporti a questi amanti i dì sereni
E lunge omai disgombre
Degli affanni e del duol gli orrori e
I'ombre.
HIRTE
An diesem frohen und glücklichen Tag,
der dem Liebesleid unseres Halbgottes ein
Ende setzt,
lasst uns singen, ihr Hirten,
in den lieblichsten Weisen,
die einem Orpheus zur Ehre gereichen.
Heute rührte Mitleid
die sonst so stolze Seele
der schönen Eurydike.
Heute erfüllte sich das Glück
des Orpheus an ihrem Busen, nach dem er sich
in diesen Wäldern lange klagend sehnte.
An diesem frohen und glücklichen Tag also,
der dem Liebesleid unseres Halbgottes ein
Ende setzt,
lasst uns singen, ihr Hirten,
in den lieblichsten Weisen,
die einem Orpheus zur Ehre gereichen.
CHOR
Komm, Hymenäus, ach komm doch!
Dein Antlitz, glühend
wie die aufgehende Sonne,
soll diesen Liebenden heitere Tage bringen
und die Schrecken und Schatten
von Sorge und Leid fernhalten.
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NINFA
NYMPHE
Muse, onor di Parnaso, amor del cielo,
Musen, Ruhm des Parnass, Geliebte des Himmels,
Gentil conforto a sconsolato core,
lieblicher Trost eines betrübten Herzens,
Vostre cetre sonore
der Klang eurer Zithern
Squarcino d'ogni nub'il fosco velo;
zerreisse den düsteren Schleier jeder Wolke;
E mentre oggi propizio al nostro Orfeo
während wir heute für unseren Orpheus
Invochiam Imeneo
die Gnade des Hymenäus erflehen,
Su ben temprate corde,
mögen sich unsere wohlgestimmten Saiten
Sia il vostro canto al nostro suon concorde. mit eurem Gesang verbinden.
CORO
CHOR
Lasciate i monti,
Lasciate i fonti,
Ninfe vezzose e liete.
E in questi prati
Ai balli usati
Vago il bel piè rendete.
Verlasst die Berge,
verlasst die Quellen,
ihr liebreichen, fröhlichen Nymphen,
und hebt auf diesen Wiesen
eure zierlichen Füsse
zu gewohntem Tanz.
Qui miri il sole
Vostre carole,
Più vaghe assai di quelle
Ond'alla luna,
La notte bruna,
Danzano in ciel le stelle.
Hier soll die Sonne bewundern
eure Reigen,
die viel lieblicher sind als jene,
mit denen die Sterne
bei dunkler Nacht
am Himmel den Mond umtanzen.
Poi di bei fiori
Per voi s'onori
Di questi amanti il crine,
Ch'or dei martiri
Dei lor desiri
Godon beati al fine.
Dann aber sollt ihr
mit schönen Blumen
die Locken dieser Liebenden umkränzen,
die nach den Qualen
ihrer Sehnsucht
endlich ihr Glück geniessen.
Ritornello (Instrumental)
Ritornello (Instrumental)
6
ZWEITER AUFZUG
Gemeinsam mit den Hirten lobt Orpheus sein Land, das selbst von den Göttern geliebt wird. Er erwähnt seine vergangenen Qualen, die ihm sein gegenwärtiges Glück
noch kostbarer machen. Als seine Begeisterung ihren Höhepunkt erreicht, erscheint
die Botin Silvia und meldet den Tod seiner geliebten Eurydike, die von einer Schlange gebissen wurde, als sie Blumen pflückte, um sich einen Kranz zu winden. In seiner
Verzweiflung beschließt Orpheus, die Macht seines Gesanges zu erproben, um von den
Mächten der Unterwelt Gnade für Eurydike zu erlangen.
ORFEO
ORPHEUS
Tu se' morta, mia vita, ed io respiro?
Tu se' da me partita
Per mai più non tornare, ed io rimango?
No, che se i versi alcuna cosa ponno,
N'andrò sicuro a' più profondi abissi;
E intenerito il cor del Re dell'ombre,
Meco trarrotti a riveder le stelle,
Du bist tot, mein Leben, und ich atme noch?
Du bist von mir gegangen, um niemals
zurückzukehren, und ich muss bleiben?
Nein! Ich werde durch die Macht meiner Lieder
in die tiefsten Abgründe gelangen,
und wenn ich das Herz des Königs der Unterwelt bezwungen habe,
werde ich dich zum Licht der Sterne führen.
Wenn aber ein grausames Schicksal mir dies
versagt,
werde ich bei dir im Reich der Toten bleiben.
Leb wohl, Erde! Lebt wohl Himmel und Sonne!
Lebt wohl!
Oh, se ciò negherammi empio destino,
Rimarrò teco in compagnia di morte.
Addio terra, addio cielo e sole,
addio.
CORO
CHOR
Ahi caso acerbo, ahi fat'empio e crudele. Weh, grausames Verhängnis! Weh, hartes, erbarmungsloses Schicksal!
Ahi stelle ingiuriose, ahi ciel avaro.
Weh, schmähliche Sterne! Weh, niederträchtiger Himmel!
Non si fidi uom mortale
Kein Sterblicher traue
Di ben caduco e frale,
dem vergänglichen, zerbrechlichen Glück,
Che tosto fugge, e spesso
denn schnell entflieht es, und oftmals
A gran salita il precipizio è presso.
ist bei grosser Höhe der Abgrund nah.
7
DRITTER AUFZUG
Geführt von der Hoffnung, erreicht Orpheus den Fluß, auf dessen gegenüberliegendem Ufer
das Reich der Toten liegt. Aufgrund eines in den Felsen geschriebenen Gesetzes verläßt ihn
die Hoffnung hier. Daraufhin weigert sich Charon, Orpheus über den Fluß zu fahren. Doch
Orpheus singt, und nachdem die zauberhaften Klänge den Fährmann eingeschläfert haben,
steigt er in das Boot und setzt über. Die Geister preisen die Macht des Menschen über die
Naturgewalten.
ORFEO
ORPHEUS
Orfeo son io, che d'Euridice i passi
Segue per queste tenebrose arene,
Ove già mai per uom mortal non vassi.
Orpheus bin ich, der den Schritten Eurydikes
durch diese finstere Ebene folgte,
die noch niemals ein Sterblicher betrat.
O de le luci mie luci serene,
S'un vostro sguardo può tornarmi in vita,
O meiner Augen heitere Lichter,
ein Blick von euch kann mich dem Leben zurückgeben,
ach wer verweigert mir Trost in meinen Qualen?
Ahi, chi niega il conforto a le mie pene?
Contra cui rigida alma invan s'impetra.
Du allein, edler Gott, kannst mir Hilfe gewähren.
Du sollst dich nicht fürchten, denn ich habe nur
die süssen Saiten meiner goldenen Leier als
Waffe,
die selbst die härteste Seele erweichen.
Sinfonia (Instrumental)
Sinfonia (Instrumental)
CORO
CHOR
Sol tu, nobile Dio, puoi darmi aita,
Né temer dei, ché sopra un'aurea cetra
Sol di corde soavi armo le dita
Nulla impresa per uom si tenta invano,
Né contro a lui più sa Natura armarse,
Ei de l'instabil piano
Arò gl'ondosi campi e 'I seme sparse
Di sue fatiche, ond'aurea messe accolse.
Quinci, perché memoria
Vivesse di sua gloria,
La Fama a dir di lui sua lingua sciolse,
Nichts unternimmt der Mensch vergeblich,
noch kann die Natur ihn überlisten.
Er pflügte die lockere Erde
hügeliger Felder und streute den Samen seiner
Arbeit aus, worauf er goldene Ernte einbrachte.
Damit die Erinnerung
an seinen Ruhm weiterleben
und die Sage von ihm berichten konnte, löste
sich seine Zunge;
Ch'ei pose freno al mar con fragil legno,
er konnte das Meer mit zerbrechlichem Holz bezwingen
Che sprezzò d'Austro e d'Aquilon lo sdeg- und verachtete den Zorn des Süd- und Nordwinno.
des.
Sinfonia (Instrumental)
8
Sinfonia (Instrumental)
VIERTER AUFZUG
Proserpina ist von Orpheus' Klage gerührt und setzt sich mit ganzem Herzen bei
Pluto für ihn ein. Pluto läßt sich von seiner schönen Gattin überzeugen und stimmt
der Befreiung Eurydikes zu, allerdings unter der Bedingung, daß sich Orpheus nicht
nach ihr umdrehe, um sie zu sehen, bevor er die Unterwelt verlassen hat. Während
Orpheus Eurydike ans Licht zurückführt und seiner Lyra dankt, fragt er sich beunruhigt, ob ihm seine Gattin folgt. Durch ein Geräusch erschreckt, fürchtet er, daß die
Furien versuchen, sie ihm zu rauben, und übertritt das Verbot. Eurydike entschwindet seinen Blicken. Die Geister verkünden dem von seiner Leidenschaft überwältigten
Sieger über die Unterwelt, daß er sie für ewig verloren habe.
FÜNFTER AUFZUG
Allein ans Licht zurückgekehrt, bricht Orpheus in Klagen aus, deren Ende das Echo
widerhallen läßt. Orpheus gelobt, seine Gesänge nur mehr dem Lob Eurydikens zu
weihen, und schmäht bitter das Verhalten der anderen Frauen. Apollo, über seinen
Sohn beunruhigt, den seine Verzweiflung dazu bringt, seine Würde zu verlieren,
steigt vom Himmel herab und bietet ihm die Unsterblichkeit an. Da Orpheus sicher
ist, Eurydike unter den Sternen betrachten zu können, nimmt er die himmlischen
Ehren an. Die Nymphen und Hirten freuen sich und versprechen dem, der Leiden sät,
die Früchte der Gnade.
Ritornello (Instrumental)
Ritornello (Instrumental)
APOLLO e ORFEO
APOLLO und ORPHEUS
Saliam cantando al Cielo
Dove ha virtù verace
Degno premio di sé, diletto e pace.
Singend steigen wir zum Himmel empor,
wo die wahre Tugend den ihr gebührenden
Preis erhält: Freude und Frieden.
Ritornello (Instrumental)
Ritornello (Instrumental)
9
CORO
CHOR
Vanne Orfeo, felice a pieno,
A goder celeste onore
Là 've hen non mai vien meno,
Là 've mai non fu dolore,
Mentr'altari, incensi e voti
Noi t'offriam lieti e devoti.
Fahr hin, Orpheus, vom Glück erfüllt,
um dort himmlische Ehren zu geniessen,
wo das Gute nie vergeht
und wo es keinen Schmerz gibt,
während wir dir fröhlich und andächtig
auf den Altären Weihrauch und Opfer darbringen.
Così va chi non s'arretra
Al chiamar di nume eterno,
Così grazia in Ciel impetra
Chi qua giù provo l'Inferno;
E chi semina fra doglie
D'ogni grazia il frutto coglie.
So geht der hin, der dem Ruf
des ewigen Gottes nicht ausweicht;
so erlangt der die Gnade des Himmels,
der hier unten die Hölle erlebt hat.
Und wer unter Schmerzen säet,
erntet die Frucht mit allem Gewinn.
Moresca (Instrumental)
Moresca (Instrumental)
10
Hans Werner Henze
Orpheus behind the Wire (Orpheus hinter dem Stacheldraht)
Gedichte von Edward Bond
Deutsche Übersetzung von Hans Werner Henze
Für gemischen Chor a cappella
(1981-1983)
I
II
III
IV
V
What was Hell like?
The Point to ne Noted
You Who Survived
It was Changed
Orpheus
I
What was Hell like?
(Wie war die Hölle?)
(Der Sinn liegt hier)
(Du der du die Zeit der Mörder überlebtest)
(Nun ist alles anders)
(Orpheus)
What was hell like?
I’d never seen such a place
Music sounded like silence
(That is hard to imagine?)
What was it like?
No echo came from my music
Wind stole it and took it away
I do not know where it took it
For the first time I walked in silence
The ground was strewn with fine ash
It was an empty street
A secret policeman watched from a window
I
Wie war die Hölle
Wie war die Hölle
Er war mir neu solch ein Ort
Musik tönt dort wie Schweigen
(Das ist schwer zu begreifen)
Was ging dort vor?
Kein Echo kam von meinen Tönen
Wind stahl es und trieb’s vor sich her
Und ich weiß nicht wo er’s hintrug
Und zum ersten Mal ging ich im Schweigen
Der Boden besät mit feiner Asche
Die Straße war gänzlich leer
Ein Mann vom Geheimdienst wacht durch ein Fenster
11
II
The Point to be Noted
It was not permitted
That Orpheus and Eurydice
Rode in the same carriage
Both mounted the ramp
But at different times
They last saw each other
Over a frozen wave of wire
Perhaps their ashes mingled
The point to be noted is this
When Eurydice had been killed
They killed Orpheus
II
Der Sinn liegt hier
Es war nicht gestattet
Für Eurydike und Orpheus
Im gleichen Waggon zu reisen
Beide bestiegen die Rampe
Aber zu ungleicher Zeit
Sie sahen sich zuletzt
Im Anblick einer erstarrten Welle aus Draht
Vielleicht vermischte sich ihre Asche
Der Sinn zu beachten liegt hier
Als Eurydike getötet war
Da starb auch Orpheus
12
III
You Who Survived
You who survived the time oft he murderers
Killed yourself
We see you standing up to your waist in the Styx
We call you do not look up or answer
So urgently are you writing all that you have to tell
You write it on water
Not one word will be read
As you end it the beginning has already been wash
This is the fate of poets who die by their own hand
Where were we when you died?
Was there no-one to help you?
By these events we too are silenced
And our heritance taken to the grave
III
Du der du die Zeit der Mörder überlebtest
Der überlebte die Zeiten der Mörder
Hat sich getötet
Wir sehn ihn stehen bis an die Brust tief im Styx
Wir rufen ihm Er schaut nicht auf gibt keine Antwort
So drängt’s ihr zu schreiben alles was er zu sagen hat
Er schreibt es auf Wasser
Kein einz’ges Wort wird man lesen
Wenn er endet ist der Anfang längst schon mit der Wellen Lauf dahin
Dies ist das Los der Dichter die sterben von eigener Hand
Wo waren wir als du starbst?
Kam da niemand dir zu Hilfe?
Dein Tod lässt uns wie dich verstummen
Und dein Vermächtnis sinkt mit dir zu Grab
13
IV
It was Changed
Old now
More strings on this lyre than hairs on my head
I lean on the tree and sit in the grass
To look down in the river
It shines like the scales of a fish
Passing from childhood to youth
Was difficult
I needed the surgeon’s knife
And her?
Well that passion is gentle now
Seen through the open doorway
Over the fields of pain
Where the sun softly shines
All shadows have even gone from the river
But there is still music
First it was wild
Earth sang in my throat
Later all sounds came from the tips of my fingers
Now it has changed again
I sing with the earth a cappella
People come to my door
For songs at weddings and at births
And at buryings
My music didn’t tame beasts
I don’t know why men tell such rumours and lies
My music is simple
I strike these notes:
That heron („a broken stick in the river“)
Looks once then goes back to ist fishing
But it is true that I went to hell
And like you I lost Eurydice
14
IV
Nun ist alles anders
Alt nun
Mehr Saiten auf der Leier als Haar auf dem Kopf
Ich lehne am Baum und sitze im Gras
Und schau nieder zum Flusse
Er glänzt wie die Haut eines Fisches
Weitergehn von Kindheit zum Jüngling
War schwer für mich
Ich brauchte des Wundarzts Messer
Und sie?
Nun, dies Leiden ist freundlich nun
Ich sah’s durch den offenen Hausgang
Jenseits der Felder der Pein
Wo die Sonne mild scheint
Alle Schatten sind nun vom Flusse gewichen
Doch noch ist Musik!
Erst war sie wild
Erd sang mir im Hals
Später kam Klang mir von der Spitze der Finger
Nun ist es wieder anders
Ich singe mit der Erd a cappella
Leute sprechen vor an meiner Tür
Sie bitten um Musik für Hochzeit Taufe
Und Begräbnis
Mein Singen zähmt keine Bestien
Ich weiß nicht warum man solche Lügen verbreitet
Mein singen ist einfach
Es macht diesen Klang!
Der Reiher(„zerbrochener Stab in dem Flusse“)
Schaut auf und fährt fort mit den Fischen
Doch es trifft zu ich war in der Hölle
Und wie du verlor ich Eurydike
15
V
Orpheus
Pressed by the weight of the world
By others‘ burdens we have not shared
With sorrow for friends who sold-out to their enen
Of dead heroes
Of strangers we haven’t yet warned
I wish fort he still music of Orpheus
And at news too
Of a dictator dead in America
That somewhere the starving have taken bread
From those who argue the moral of guns
In assemblies guarded by guns
And at a flag that flutters in breeze
Where no poor shiver in rage
Then I hear music of Orpheus
Of triumph
Of freedom
V
Orpheus
Schwer bedrückt vom Gewicht unsrer Welt
Von andrer Menschen Last die wir nicht geteilt
Mit Trauer um Freunde die sich dem Feinde verkauft
Von toten Helden
Von Fremden die wir nicht gewarnt
Da sehnen wir uns nach Musik Sanftmut des Orpheus
Wenn wir hören
Dass ein Diktator tot ist in Amerika
Dass irgendwo die Armen nahmen sich Brot
Von denen die streiten sich um die Moral der Gewehre
In Kongressen bewacht im Schutz der Gewehre
Wenn eine Fahne flattert im Wind
Wo kein Bettler in Lumpen mehr zittert
Ja, da ertönt uns Musik von Orpheus
Von Sieg
Von Freiheit
16
Biographien
Compagnia Aterballetto
Im Rahmen des italienischen Tanzpanoramas zählt die Compagnia Aterballetto zu den
wenigen Ensembles, die Tanz sowohl produzieren als auch fördern. Sie ist Italiens erste
fest etablierte Tanzcompagnie, der es gelungen ist, sich außerhalb der Opernhäuser zu
behaupten. Von 1997 bis 2007 hatte Mauro Bigonzetti die künstlerische Leitung von
Aterballetto inne. In diesem Ensemble entwickelte er, von 1982 bis 1993, seine Karriere
als Tänzer und Choreograph, die ihn bereits nach wenigen Jahren zu einem gefragten
Gastchoreographen bei renommierten, internationalen Tanzensembles machte. 2008
wird Mauro Bigonzetti zum Hauschoreographen und Cristina Bozzolini zur künstlerischen Leiterin ernannt.
Mauro Bigonzetti
wurde in Rom geboren und erhielt seine Tanzausbildung
an der Ballettschule der Oper Rom. Gleich nach seinem
Abschluss wurde er in die Ballettcompagnie engagiert.
1982, nach zehn aktiven Tänzerjahren im römischen Ensemble, wurde er während der Ära von Amedeo Amodio
Mitglied des Aterballetto in Reggio Emilia und tanzte in
allen Choreographien des Spielplans. 1990 schuf er sein
erste Choreographie „Sei in movimento“ zu Kompositionen von Johann Sebastian Bach. 1992 verließ er das
Aterballetto, um seine Tätigkeit als freischaffender Choreograph zu intensivieren. In den Folgejahren machte er
sich als Choreograph schnell auch international einen
Namen. 1997 wurde er zum Künstlerischen Leiter und
Principal Choreographer des Aterballetto berufen. Seit
2008 ist Mauro Bigonzetti Principal Choreographer der
Compagnie, die nach wie vor die meisten seiner Projekte
realisiert.
17
Basler Madrigalisten
Die von Fritz Näf gegründeten Basler Madrigalisten singen in verschiedensten Formationen, solistisch und als klein besetztes Vokalensemble. Das umfangreiche Repertoire
reicht von der frühen Renaissance bis zur Neuzeit. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die
Einstudierung und (Erst-)Aufführung von zeitgenössischen Werken und die Wiederaufführung von Werken aus dem 15. bis 18. Jahrhundert. Die Basler Madrigalisten nehmen
an den wichtigsten Musikfestivals der Welt teil. Konzerttourneen führten sie in beinahe
alle Länder Europas, nach Russland, in die USA, den Libanon und den Fernen Osten. Die
Aufnahmen der Basler Madrigalisten erhielten diverse internationale Auszeichnungen.
Fritz Näf
Fritz Näf ist der Gründer und Leiter der Basler
Madrigalisten und des Schweizer Kammerchors.
1976 bis 1986 unterrichtete er Sologesang und
Vokalensemble an der Schola Cantorum Basiliensis, wo er 1978 die Basler Madrigalisten gründete. Seit 2000 ist er künstlerischer Leiter des
Schweizer Kammerchors und der Basler Madrigalisten sowie Gastdirigent bei verschiedenen Chören und Orchestern in der Schweiz, Frankreich
und Deutschland.
18
Solisten „L‘Orfeo“
Gregory Finch, Tenor
Gregory Finch stammt aus London, wo er Sängerknabe in der Westminster Cathedral
war. Ein weiteres Studium führte ihn an das Ampleforth College, New College (Oxford
University), Royal Academy of Music (London), Hochschule der Künste Bern und ans
Schweizer Opernstudio Biel. Er hat mehrere Opernrollen auf der Bühne verkörpert,
und tritt als Solist in verschiedenen Ländern Europas auf. Außerdem ist er seit 1988
als Lehrer am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris und seit 2011 als
Chorleiter an der Kirche St. Andrew’s tätig.
Agnieszka Kowalczyk, Sopran
In Polen geboren, schloss sie mit Diplom das Studium an der Musikschule in Warschau
bei Joanna Fenrycht ab. Anschließend studierte sie in der Gesangsklasse von Richard
Levitt und René Jacobs an der Schola Cantorum Basiliensis und nahm an den Meisterkursen von Emma Kirkby, Jessica Cash, Evelyn Tubb, Nigel Rogers und Anthony Rooley
teil. Ihr Repertoire reicht von der Musik des Mittelalters, über Barock und Klassik bis zur
Frühromantik. Sie gastiert mit Ensembles wie Les Flamboyants, Musica Fiorita, Teatro
Arcimboldo, Basler Madrigalisten, Vokalensemble Zürich, Basler Vokalsolisten bei Konzerten und Festivals.
Daniel Issa, Tenor
Daniel Issa, in Brasilien geboren, absolvierte zunächst das Studium der Architektur an
der Universität von São Paulo. Anschließend kam er in die Schweiz, um seine Gesangsstudien an der Schola Cantorum Basiliensis und der Musikhochschule Luzern aufzunehmen,
welche er mit dem Diplom abschloss. Im Opernfach war er in Purcells „The Fairy Queen“
am Theater Basel, „Le nozze di Figaro“, „Céphale et Procris“ von Jacquet de la Guerre,
„Il Marito Giocatore“ sowie in Bellinis „La sonnambula“ am Theater Biel-Solothurn zu
hören. Im Konzertfach sang er u.a. den Evangelisten in Bachs Johannespassion und im
Weihnachtsoratorium, war auch in „Magnificat“ und in zahlreichen Kantaten, in Händels
„Messias“, „Israel in Egypt“ und in vielen weiteren Werken zu hören.
19
Hans Jörg Mammel, Tenor
erhielt seine erste musikalische Ausbildung in Stuttgart und bekam ersten Gesangsunterricht bei den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben. Zunächst studierte er Rechtswissenschaften in Freiburg und ging dann an die Musikhochschule, wo er Gesang bei Winfried
Toll, Prof. Werner Hollweg und Prof. Ingeborg Most studierte. Er absolvierte Meisterkurse bei Barbara Schlick, Elisabeth Schwarzkopf und James Wagner. In den letzten Jahren
machte er sich vor allem als Konzertsänger in Deutschland und dem benachbarten Ausland einen Namen. Er sang bei Festivals in Utrecht, Schwetzingen, Schleswig-Holstein,
Jerusalem, Wroclaw, Brügge und Wien. Sein Repertoire reicht dabei von der Renaissance
bis zu zeitgenössischen Kompositionen. Er wirkte bei Uraufführungen von Nikolaus
Huber, Karl-Heinz Stockhausen und Hans Zender mit. Neben Konzerten ist Hans Jörg
Mammel als Gesangspädagoge tätig. Hans Jörg Mammel sang mit großem Erfolg die Partie des Orfeo in Monteverdis gleichnamiger Oper in Island. Gastverträge führten ihn an
die Städtischen Bühnen Freiburg, das Stadttheater Koblenz und die Berliner Staatsoper.
Er sang bei den Münchner Opernfestspielen und bei den Wiener Festwochen. Neben
Konzert und Oper widmet er sich dem Lied.
20
KITARODIA
Antongiulio Galeandro: Akkordeon, Kurzwellen-Radiosignale für Röhrenempfänger
Cristina Vetrone: Stimme, Diatonische Akkordeons, Tamburelli (italienische Rahmentrommeln)
Lorella Monti: Stimme, Tamburelli (italienische Rahmentrommeln)
Das Trio Kitarodia wurde im November 2011 gegründet.
Antongiulio Galeandro
Bereits im Alter von neun Jahren begann er mit Klavier, Synthesizer und Keyboards,
um sich dann bald als Flötist verschiedenen Acid-Jazz- und Bossa-Nova-Projekten zu
widmen. Gegenwärtig macht er sich mit dem Organetto (Knopfgriffakkordeon) vertraut und perfektioniert sich mit der Erforschung der Musiktraditionen auf dem Balkan und in Süditalien. Seine innere Reise und Suche nach dem Sinn begann 1996, als
er anfing, Akkordeon zu studieren. Sein Kompositionsstil, zeitgenössisch und zugleich
in den Traditionen verwurzelt, bringt ihn mit vielen anderen Künstlern und Projekten
zusammen. Insbesondere widmet er sich bis zum heutigen Tag der Filmmusik, komponiert Vertonungen sowie Musik für namhafte Choreographien. Er arbeitet mit einer
Vielzahl bekannter Künstler und Gruppen in Apulien zusammen – und ist eine der drei
Säulen von Kitarodia.
Cristina Vetrone
Die Musikerin studierte Harfe und Klavier, um sich dann definitiv dem Organetto
(Knopfgriffakkordeon) und dem Gesang zuzuwenden. Ihr vom Jazz bis zur traditionellen Musik reichendes künstlerisches Spektrum und ihre „vulkanische“, kraftvolle,
schmelzende Stimme haben sie mit den großen Namen der Tradition ebenso wie mit
der Jazzszene in Italien und anderen Ländern zusammengeführt. Sie arbeitet in zahlreichen Projekten als Solistin und gehört bekannten Gruppen an, ihre Stimme ist im
Frauen-Quartett „Assurd“ so unverzichtbar wie im Trio Kitarodia.
Lorella Monti
widmete sich zu Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn dem süditalienischen Volkstanz,
besonders der „Tammurriata“, einem alten Tanz aus Kampanien. Bald jedoch, je mehr
sie die Orte der Tradition kennen lernte, erwachte ihr Interesse am Gesang, und sie entdeckte eine typisch neapolitanische Vokalität neu: körperbetont, musikalisch und lieblich (Ausdruck der weiblichen Lebenswelt in den Gassen von Neapel). Als Sängerin wie
als Tänzerin arbeitete sie mit herausragenden Vertretern der traditionellen Musik zusammen, um sich dann endgültig dem Frauen-Quartett „Assurd“ und dem Trio Kitarodia
zu verschreiben.
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Viktoria Tolstoy am 07.11.12 im Burghof
© Joerg Grosse Geldermann
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