Grundbegriffe der ARCHITEKTUR Die Architekturzeichnung / Ab wann ist Architektur Kunst? / Der Baustil / Funktionalismus / Bedeutung / Lesbarkeit / Kosten Darunter versteht man, in wieweit an der äußeren Erscheinung eines Bauwerks zu erkennen ist, „was in ihm steckt“, also zum Beispiel, welche Funktion es hat, welche Konstruktion, welche innere Gliederung oder auch welche Bedeutung. Ob ein Gebäude dies nach außen zeigen soll, kann sehr unterschiedlich beantwortet werden. Die Französische Nationalbibliothek zum Beispiel hat die Form von vier aufgeklappten Büchern und signalisiert somit ihre Funktion nach außen. Andere Gebäude verschleiern ihr Innerstes dagegen hinter einer Schaufassade. Konstruktion Um die gewünschten Räume zu erzeugen, ist die Wahl der richtigen Baukonstruktion entscheidend. Dabei müssen zum Beispiel auch Kosten- und Terminfaktoren bedacht sowie Komfortstandards erreicht werden. Die Skelettbauweise ermöglicht zum Beispiel einen freien Grundriss, für einen Apartmentblock ist unter Umständen die Raumzellenbauweise die beste Lösung. Der Rahmen der Möglichkeiten erweitert sich dabei kontinuierlich, man vergleiche einmal eine romanische Kirche mit der Leipziger Messe. Hülle und Raum Die Definition, Dimensionierung und formale Gestaltung ist die wichtigste Aufgabe der Architektur. Beim Barcelona-Pavillon von Mies van der Rohe spricht man vom „fließenden“ Raum. Einflüsse Vor allem die repräsentative Architektur ist oft der sichtbare Ausdruck der jeweiligen Gesellschafts- und Herrschaftsform. Gebauter Absolutismus: Das Schloss Versailles - der König als zentraler Bezugspunkt Form Die Gestalt des Gebäudes, also sein Grundriss, seine Form und Kubatur, seine Proportion, das alles sind ästhetische Aspekte, die sich nicht allein von der Funktion ableiten lassen. Ein Entwurf lässt sich nicht anhand aller Randparameter „generieren“. Dazu kommt immer die Komponente der ästhetischen und formalen Gestaltung. Form: Bei der Basilius-Kathedrale in Moskau unterstreichen Farben, Material und Ornamente die Teilformen des Gebäudes Nachhaltigkeit, Ökologie und Energieverbrauch Seit den 1980er Jahren, Nachhaltigkeit, Ökologisches Bauen und die Verminderung des Energieverbrauchs von Gebäuden zu wichtigen Themen in der Architektur geworden. Beim Entwurf von Gebäuden werden heute die Ausrichtung, die Form des Baukörpers, die Gebäudehülle und die Baustoffe auch in Hinsicht auf ökologische Aspekte gewählt. Bezüge zur Umgebung Das idealisierte Leitbild der Architektur ist der Entwurf eines Bauwerkes, das mit der Umgebung in vielschichtiger Art und Weise in Verbindung steht. Ein Bauwerk kann sich in seine Umgebung einfügen oder bewusst als Kontrast gestaltet sein. Die Beziehung wird äußerlich zum Beispiel durch Formgebung, Farbgestaltung und Materialauswahl hergestellt. Sichtbezüge, Raumabfolgen und Wegeführungen außen und innen spielen eine entscheidende Rolle für den Bezug zwischen Bauwerk und Umgebung. Fassade Wie sollen die Fassaden, also die äußere Hülle eines Gebäudes aussehen? Welche Farben und Materialien werden verwendet? Das alles liegt im Ermessensspielraum der Gestalter (und damit sowohl des Architekten, aber auch des Bauherren). Positionierung und Orientierung Die Positionierung eines Bauwerks in der Landschaft beziehungsweise auf der zur Verfügung stehenden Fläche (Grundstück) und seine Orientierung geben den Ausschlag über das Erscheinungsbild des Bauwerks, den Grad der Privatsphäre gegenüber dem öffentlichen Raum, die Erschließung, das Verhältnis von Außenraum und Innenraum und mögliche solare Wärmegewinne. Das gute Funktionieren eines Gebäudes ist oberstes Ziel eines Entwurfes. Das betrifft sowohl die Funktionsabläufe, das technische Funktionieren der Gebäudehülle als auch ästhetische und nicht-technische Funktionen, die ein Bauwerk zu erfüllen hat. Da Architektur eine der wenigen praktischen Künste ist die neben dem ästhetischen Wert auch einen Gebrauchswert haben, steht sie immer im Spannungsfeld von Kunst und Funktion. Ideeller Bezug Im Rahmen der Denkmalpflege haben bestimmte Orte, Straßen, Plätze oder Gebäude eine besondere Bedeutung. Der ideelle Bezug leitet sich dabei weniger aus formalästhetischen Gesichtspunkten ab, sondern aus einem oder mehreren historischen Ereignissen, Gegebenheiten oder einem besonderen historischen Kontext, in dem ein Areal oder ein Gebäude steht oder stand, z.B. bestimmte Abschnitte der ehemaligen Mauer bzw. die Übergangsstelle Checkpoint Charlie in Berlin, Geburtshäuser oder Wohn- bzw. Arbeitsstätten bedeutender Persönlichkeiten, Stätten politischen Umbruchs usw.; selbst bei fehlender architekturhistorischer Bedeutung haben Architekten und Planer bei Rückbauten, Rekonstruktionen, Umnutzungen, Umbauten oder Erweiterungen solcher historisch und gesellschaftlich spezifischen Orte den ideellen Bezug zu berücksichtigen. Der Minimalismus ist ein Architekturstil, der sich im Wesentlichen durch seine einfache Formensprache und durch den Verzicht auf Dekorationselemente auszeichnet. Bezüge zur Umgebung Das idealisierte Leitbild der Architektur ist der Entwurf eines Bauwerkes, das mit der Umgebung in vielschichtiger Art und Weise in Verbindung steht. Ein Bauwerk kann sich in seine Umgebung einfügen oder bewusst als Kontrast gestaltet sein. Die Beziehung wird äußerlich zum Beispiel durch Formgebung, Farbgestaltung und Materialauswahl hergestellt. Sichtbezüge, Raumabfolgen und Wegeführungen außen und innen spielen eine entscheidende Rolle für den Bezug zwischen Bauwerk und Umgebung. Fassade Wie sollen die Fassaden, also die äußere Hülle eines Gebäudes aussehen? Welche Farben und Materialien werden verwendet? Das alles liegt im Ermessensspielraum der Gestalter (und damit sowohl des Architekten, aber auch des Bauherren). Positionierung und Orientierung Die Positionierung eines Bauwerks in der Landschaft beziehungsweise auf der zur Verfügung stehenden Fläche (Grundstück) und seine Orientierung geben den Ausschlag über das Erscheinungsbild des Bauwerks, den Grad der Privatsphäre gegenüber dem öffentlichen Raum, die Erschließung, das Verhältnis von Außenraum und Innenraum und mögliche solare Wärmegewinne. Das gute Funktionieren eines Gebäudes ist oberstes Ziel eines Entwurfes. Das betrifft sowohl die Funktionsabläufe, das technische Funktionieren der Gebäudehülle als auch ästhetische und nicht-technische Funktionen, die ein Bauwerk zu erfüllen hat. Da Architektur eine der wenigen praktischen Künste ist die neben dem ästhetischen Wert auch einen Gebrauchswert haben, steht sie immer im Spannungsfeld von Kunst und Funktion. Ideeller Bezug Im Rahmen der Denkmalpflege haben bestimmte Orte, Straßen, Plätze oder Gebäude eine besondere Bedeutung. Der ideelle Bezug leitet sich dabei weniger aus formal-ästhetischen Gesichtspunkten ab, sondern aus einem oder mehreren historischen Ereignissen, Gegebenheiten oder einem besonderen historischen Kontext, in dem ein Areal oder ein Gebäude steht oder stand, z.B. bestimmte Abschnitte der ehemaligen Mauer bzw. die Übergangsstelle Checkpoint Charlie in Berlin, Geburtshäuser oder Wohn- bzw. Arbeitsstätten bedeutender Persönlichkeiten, Stätten politischen Umbruchs usw.; selbst bei fehlender architekturhistorischer Bedeutung haben Architekten und Planer bei Rückbauten, Rekonstruktionen, Umnutzungen, Umbauten oder Erweiterungen solcher historisch und gesellschaftlich spezifischen Orte den ideellen Bezug zu berücksichtigen. Der Minimalismus ist ein Architekturstil, der sich im Wesentlichen durch seine einfache Formensprache und durch den Verzicht auf Dekorationselemente auszeichnet. Die Fassade - der Baukörper - lat.: facies = das Gesicht „Die senkrechten Begrenzungsflächen der Baukörper“ • • • Eine Modulfassade / Lamellenfassade / Wärmedämmverbundfassade Eine Vorhangfassade: curtain wall trägt nur ihr Eigengewicht und keine anderen statischen Lasten Das Portal, Fensterformen Rom Römisches Atriumhaus; Orientierung nach Innen; Kaum Fassadengestaltung Romanik Das romanische Landgrafenhaus der Wartburg: Rhythmische Gliederung durch Fenster und Arkaden erzeugt eine repräsentative Fassade. Gesims gliedert Horizontale Die Gotik Notre Dame in Paris; Ein spätgotisches Wohnhaus aus Lüneburg: Backsteinmauer, Spitzbogenfenster. Die Gesimse und Arkaden lockern die Fassade auf. Die Schauwand der Giebelfassade ist höher als das dahinter liegende Satteldach. Die Renaissance 1566 Palazzo Valmarana: Klar gegliederte Monumentalität; Antike Vorbilder, Kolossalordnung ; Pilaster mit korinthischen Kapitellen,heiter-festliche Der Renaissancepalast (1500): Palazzo Strozzi in Florenz: dreigeschossig, klar gegliederte Monumentalität, Rusticamauerwerk, Gesimse und Rundbogenfenster bestimmen das festungsähnliche Aussehen Die Barockfassade : um 1750): Buddenbrookhaus in Lübeck: ein nüchterner Barock als im Süden, Fassade schwingt konvex und konkav, Knickgiebel, Voluten, Die Fenster lösen die Fassade auf.Der barocke Illusionismus - Pozzikapelle, Rom Der klassizistische Wohnbau (um 1800): Gegenbewegung zum Barock, im Sinne der Aufklärung, Anlehnung an antike Vorbilder, nüchtern. Neugotik: Votivkirche, Wien, 1856 Neorenaissance: 1895 Justizpalast München Eklektizismus – Stilvermischung: Wallot:Reichstag in Berlin; Dollmann:Schloss Neuschwanstein Ingenieursarchitektur: Galerie des Machines, Paris, 1889 Jugendstilarchitektur (1900): Antonio Gaudi, die Fassade ist wie eine Skulptur gestaltet. Alles ist modelliert, wellig fließende Formen nach dem Vorbild organischer Pflanzen in Verbindung mit gotischen Einflüßen. Versuch eines Gesamtkunstwerks: Architektur, Malerei, Plastik, Kunstgewerbe Expressionismus Das Chilehaus von Franz Höger; 1920 Funktionsgerechtes Bauen (Bauhaus, 1925): Die Meisterhäuser des Bauhauses, Dessau / form follows function: Gerrit Rietveld Haus : Klare kubische Blöcke, Vorhangfassaden, Standardisierung, das Bauen mit vorgefertigten Teilen, Serienherstellung, konstruktives Relief, die einzelnen Bauglieder in den Grundfarben Funktionale Architektur (1950): Reihenhaus ohne schmückende Fassade, als Grundlage des Massenwohnbaus. Plattenbauweise (1970) • • • • • 1. Denkmalbegriff Gegenstand der Denkmalpflege ist das Denkmal (Bayer. Denkmalschutzgesetz Art. 1 Abs. 1). "Denkmäler sind von Menschen geschaffene Sachen oder Teile davon aus vergangener Zeit, deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt." Denkmäler sind nicht nur Schlösser, Rathäuser oder Kirchen, sondern auch Bürger- und Bauernhäuser, Feldkapellen und Steinkreuze, Mühlen und Brücken, Bildstöcke und Flursteine, ebenso Bodendenkmäler wie Grabhügel, Wallanlagen und Burgställe aus der vor- und frühgeschichtlichen Zeit. Mit den Baudenkmälern geschützt ist auch ihre Ausstattung, die Altäre, Heiligenfiguren und Bilder in Kirchen, die Stukkaturen, Schnitzereien oder Vertäfelungen in Schlössern. Das Ensemble • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Ein Denkmal kann sich aus einer größeren oder kleineren Anzahl von Gebäuden und anderen baulichen Anlagen, die zueinander in Beziehung stehen und die zusammen ein erhaltenswürdiges Orts-, Platz- oder Straßenbild ausmachen, zusammensetzen (Kirche und Pfarrhof, Straßenzug, Altstadtbereiche, gesamte Altstadt). Schützenswert kann auch die Stadtsilhouette oder eine besondere Stadtansicht sein. Oft nützt die Rettung eines Einzelobjektes wenig, wenn es nicht gelingt, die Umgebung zu schützen. Denkmäler sind mehr als museale Relikte vergangener Zeiten. Sie sind Zeugen der Geschichte und besitzen historischen Wert. Sie haben Gestaltwert (Ästhetik), und sie haben Symbolwert. Historischer und funktioneller Wert: Wirtschafts-, Sozial-, Herrschafts- oder Kunstgeschichte Ästhetischer Wert: Malereien, Stuckverzierungen, Putzgliederungen, ausgewogene Proportionen 2. Gefahren für die Denkmäler a) Alterung und Materialverfall durch Umweltverschmutzung (Fassade, Gemälde, Plastik) b) Verwahrlosung mangels Bauunterhalt c)Modernisierung (Fenster, Türen, Wanderverkleidungen) d) Veränderte Nutzung (Bürgerhaus zu Geschäftshaus...) e) Neubauten in alter Umgebung ohne Rücksicht auf die historische Struktur (Bauhöhe, maßstäbliche Gliederung, handwerkliche Ausführung). Denkmalpflege bemüht sich um die konservierende Sicherung des originalen Denkmals. Ergänzungen und Erneuerungen sind notwendig, sie haben sich auf den historischen Befund zu stützen. Alle Denkmäler werden in einer Denkmalliste aufgeführt. Für alle in der Denkmalliste eingetragenen Gebäude sind bei geplanten Veränderungen die Denkmalfachbehörden (Landesamt für Denkmalpflege) und die Denkmalschutzbehörden (kreisfreie Städte, Landratsamt, Regierung) zu beteiligen. Nach Art. 6 Bayer. Denkmalschutzgesetz können Veränderungsverbote erlassen werden. Stadtbildanalyse einer historischen Altstadt Die Erlebniswirkung eines Altstadtbilds setzt sich aus vielerlei historischen, städtebaulichen und gestalterischen Einzelheiten zusammen: A. Historischer Bestand 1. Stadtgeschichtliche Gesichtspunkte Stadtgrundriss - früheste Anlage der Stadtgründung Historische Erweiterungen - bis 19./20. Jh. Stadtbefestigung - Tore, Mauerzüge (ggf. umrisshaft) Hoheitliche, gewerbliche, klerikale Zonen - Stadtviertel 2. Städtebauliche Eigenart Topografische Gegebenheiten Stadtsilhouette, Ortsrand, Grünräume, Wasserläufe, Straßenräume, Platzräume, Raumabfolgen Häuserstellung in Reihung, Stufung - Dominanten Giebelstellung - Traufstellung Sichtbezüge - Blickachsen 3. Das historische Einzelbauwerk Historische Funktion und Stellung im Stadtgrundriss Zweckbestimmte Bauform (Bürgerhaus, Handwerkerhaus, Verwaltungsbau) Landschaftsbezogene Bauweise und Materialien (Zachwerk, Stein) Zeitliche und stilistische Einordnung - Veränderungen Proportion und Fassadengliederung Besondere historische Details und Schmuckformen Dachform B. Stadtgestalterische Merkmale 1. Stadtboden Straßenbelag (Profile, Gerinne), Ausweisung von Parkplätzen Verkehrsführung, Verkehrsleiteinrichtungen (Schilder, Ampeln) Gehwege- Fußgängerzonen mit Möblierung, Begrünung • • • • • • • • • 2. Dachlandschaft Dachformen, Firstrichtungen, Dachdeckungsmaterialien 3. Fassadengestaltung Fassadenmaterial (Putz, Stein, Fachwerk, Holz) Farbgebung nach histor. Befunden o. gestalterischen Gesichtspunkten -"Farbleitpläne" Fassadenverkleidungen histor. - modern (Holz, Schiefer, Ziegel, Stein, Metall, Kunststoff Ausbauteile - Fenster, Türen, Tore, Schaufenster 4. Werbeanlagen und Markisen Mit Hilfe dieser Einzelkriterien kann die Eigenart, die Qualität, der Erhaltungsgrad und die Erlebniswirkung einer historischen Altstadt näher untersucht werden. 19. Jahrhundert Architektur Im 19. Jahrhundert entwickelten sich parallel zwei unterschiedliche Strömungen: Die Romantik, eine romanhafte, stimmungsvolle, poetische Malerei und der Klassizismus: Eine rationale Kunst im Geist der Revolution, antikisierend und revolutionär. Während es in der Romantik keine Bildhauerei gab und die Architektur nur in Mittelaltersehnsucht als Ruinen dargestellt wurde, schufen die Bildhauer des Klassizismus an antike Vorbilder angelehnte strenge idealistische Bildwerke. Der Biedermeier stellte sozusagen die Innenarchitektur des Klassizismus. Nach dem Krieg 1870/71 gegen Frankreich und der Gründung des zweiten deutschen Kaiserreichs, im Wilhelminismus, brach ein Bauboom aus. Neuartige Gebäude wurden benötigt: Warenhäuser, Bahnhöfe, Kirchen Der klassizistische Wohnbau (um 1800): Gegenbewegung zum Barock, im Sinne der Aufklärung, Anlehnung an antike Vorbilder, nüchtern. Prachtvolle Opern sollten das Selbstbewusstsein des Bürgertums zeigen und Rathäuser wurden neu gebaut.Der Historismus versuchte die architektonischen Probleme durch eine rückwärtsgewandte Orientierung und durch ein Festhalten an den Vorbildern aus der Vergangenheit zu lösen. Die Vergangenheit hat das Übergewicht vor den Belangen der Gegenwart. Idealistische Baukunst: Stilarchitektur Der Historismus versuchte die architektonischen Probleme durch eine rückwärtsgewandte Orientierung und durch ein Festhalten an den Vorbildern aus der Vergangenheit zu lösen. Der Stilpluralismus führt zu den Kunstübungen des Formalismus und Eklektizismus (Stilverschmelzung). Die Austauschbarkeit der historischen Stilkleider führt auch zu einer Unsicherheit und zeigt trotz der Virtuosität eine kraftlose innere Leere Die speziellen Bauaufgaben im 19. Jahrhundert: Im 19. Jhdt. änderten sich die Bauaufgaben und die Auftraggeber durch: Explosionsartige Bevölkerungszunahme, Städteboom, wachsende Industrialisierung, Landflucht infolge der Industrialisierung, Verbesserung des Agrarsystems und der Medizin, weitreichende soziale Strukturwandlungen, geistige und politische Bewegungen, wirtschaftliche Veränderungen, Massenproduktion, Verkehr (Eisenbahn), Steigerung des Warenangebots. Eine der wichtigsten Bauaufgaben des 19. Jhd. waren große Hallen: Passagen, Kaufhäuser, Bürohäuser, Bahnhofshallen, Markthallen, Ausstellungsgebäude, Fabriken Der Historismus Die Vergangenheit hat das Übergewicht vor den Belangen der Gegenwart. Den Bauten werden in einer schematischen Zuordnung historische Stile zugeordnet: Ägyptisch (geheimnisvoll, rätselhaft, zeitlos-ewig); Griechisch (männlich, göttlich-ideal, ungekünstelt-natürlich); Römisch (politisch, militärisch-zuchtvoll); frühchristlich (reines christliche Leben); Gotisch (treu, tugendhaft, national-konservativ, altdeutsch-bieder); Renaissance und Klassizismus (regelmäßig, humanistisch, edle Toleranz) Die Neugotik Entsteht durch die Rückwendung der Romantik zum Mittelalter. Der Kölner Dom wird vollendet, viele neugotische Kirchen entstehen – für die ein berechnender Schematismus kennzeichnend ist. Auch viele Profanbauten suchen in der Neugotik die Ritterromantik, den Nationalismus heraufzubeschwören (Neuschwanstein, Londoner Parlament, Ungarisches Parlament) „Gotik ohne Gott“ . Schinkel versuchte in der Werderschen Kirche eine Verbindung von gotischen und anderen Bauformen Die Neurenaissance und Neubarock Man erachtete die Neugotik aber schon bald als nicht mehr zeitgemäß. Bahnhöfe und prachtvolle Opernhäuser (Semperoper) wurden jetzt im Stil der Renaissance und auch im reicheren und plastischeren barocken Stil gebaut. Der Barock wurde nicht mehr als eine Verfallserscheinung der Renaissance, sondern als eigener Stil betrachtet. Der Eklektizismus Nach dem Krieg 1870/71 gegen Frankreich und der Gründung des zweiten deutschen Kaiserreichs, Wilhelminismus, brach ein Bauboom aus. Mangels eigener Bauideen wurden die historischen Formen beliebig herangezogen und vermischt. Es treten nun auch die Neuromanik, Neurokoko und orientalische Stile auf. Eine überladene Prachtentfaltung war die Folge des neuen Bürgerbewusstseins. Musterbücher und Ornamentvorlagen. Die Austauschbarkeit der Formen führt zur Kunstübung des Formalismus, das Hantieren mit Bildungswissen bringt die Kunstübung des Eklektizismus. Bahnhof, Kirche und Mietshaus besitzen dieselbe Formensprache, losgelöst von jeder Zweckdienlichkeit. (Neuschwanstein, Berliner Reichstag, Pariser Oper) Die Fassade - der Baukörper - lat.: facies = das Gesicht „Die senkrechten Begrenzungsflächen der Baukörper“ • • • Eine Vorhangfassade: curtain wall trägt nur ihr Eigengewicht und keine anderen statischen Lasten Eine Modulfassade / Lamellenfassade / Wärmedämmverbundfassade Das Portal, Fensterformen Rom Römisches Atriumhaus; Orientierung nach Innen; Kaum Fassadengestaltung Romanik Das romanische Landgrafenhaus der Wartburg: Rhythmische Gliederung durch Fenster und Arkaden erzeugt eine repräsentative Fassade. Das Gesims gliedert die Horizontalen Die Gotik Notre Dame in Paris; Ein spätgotisches Wohnhaus aus Lüneburg: Backsteinmauer, Spitzbogenfenster. Die Gesimse und Arkaden lockern die Fassade auf. Die Schauwand der Giebelfassade ist höher als das dahinter liegende Satteldach. Die Renaissance 1566 Palazzo Valmarana: Klar gegliederte Monumentalität; Antike Vorbilder, Kolossalordnung ; Pilaster mit korinthischen Kapitellen,heiter-festliche Der Renaissancepalast (1500): Palazzo Strozzi in Florenz: dreigeschossig, klar gegliederte Monumentalität, Rusticamauerwerk, Gesimse und Rundbogenfenster bestimmen das festungsähnliche Aussehen Die Barockfassade : um 1750): Buddenbrookhaus in Lübeck: ein nüchterner Barock als im Süden, Fassade schwingt konvex und konkav, Knickgiebel, Voluten, Die Fenster lösen die Fassade auf. Der barocke Illusionismus - Pozzikapelle, Rom Der klassizistische Wohnbau (um 1800): Gegenbewegung zum Barock, im Sinne der Aufklärung, Anlehnung an antike Vorbilder, nüchtern. Neugotik: Votivkirche, Wien, 1856 Neorenaissance: 1895 Justizpalast München Eklektizismus – Stilvermischung: Wallot:Reichstag in Berlin; Dollmann:Schloss Neuschwanstein Ingenieursarchitektur: Galerie des Machines, Paris, 1889 Jugendstilarchitektur (1900): Antonio Gaudi, die Fassade ist wie eine Skulptur gestaltet. Alles ist modelliert, wellig fließende Formen nach dem Vorbild organischer Pflanzen in Verbindung mit gotischen Einflüßen. Versuch eines Gesamtkunstwerks: Architektur, Malerei, Plastik, Kunstgewerbe Expressionismus Das Chilehaus von Franz Höger; 1920 Funktionsgerechtes Bauen (Bauhaus, 1925): Die Meisterhäuser des Bauhauses, Dessau / form follows function: Gerrit Rietveld Haus : Klare kubische Blöcke, Vorhangfassaden, Standardisierung, das Bauen mit vorgefertigten Teilen, Serienherstellung, konstruktives Relief, die einzelnen Bauglieder in den Grundfarben Funktionale Architektur (1950): Reihenhaus ohne schmückende Fassade, als Grundlage des Massenwohnbaus. Plattenbauweise (1970) MASSIVBAU • • • • • • • SKELETTBAU Holz, Naturstein, Lehm, Ziegelmauerwerk, Schüttbeton. Der Massivbau besitzt großes Eigengewicht, kann hohe Druckkräfte, aber nur geringe Zugkräfte aufnehmen. Öffnungen müssen durch Hilfskonstruktionen überbrückt werden (Fenstersturz, Türbogen...) und sollten unter konstruktivem Gesichtspunkt möglichst klein sein. Eine industrielle Vorfertigung ist nicht möglich. Ein wesentliches Element ist die Mauer. Die Aussenerscheinung ist unabhängig vom Innenraum. Die tragende Funktion ist identisch mit der raumabschließenden Funktion des Massivbaus • • • Holzfachwerk, Stahlskelett, Stahlbetonstützenbau. Die tragenden und nichttragenden Teile werden voneinander getrennt und die einwirkenden Kräfte über bestimmte Trageglieder (Balken, Stützen) abgeleitet. Die Idee, die auf einem Bauwerk einwirkenden Kräfte in einem tragenden Skelett aufzunehmen, wird schon im Wandgerüst der gotischen Kathedralen und im Fachwerkbau verwirklicht. • Die Wandausfachung muß nur das Eigengewicht tragen, deshalb können innerhalb dieser Felder beliebig große Fensteröffnungen angelegt werden. (gotische Kathedrale und ihr außen sichtbares Skelett). • Außenform und Innenraum stimmen überein. • Das tragende Skelett und die Wand kann völlig unabhängig sein, da die Ausfachung keine statische Funktion hat - curtain wall: Vorhangfassade, z.B. aus Glas. • Das wesentliche Element ist die Stütze. Stütze, Wand und Dach bilden eine Einheit. • Es gibt eine Trennung von tragender und raumabschließender Funktion • Im 19. Jhd. löst der Stahl das Gusseisen ab. Baustahl und Profilstahle (T-Träger…) • Profilstähle sind leichter und billiger bei gleichem Belastungsverhalten. • Stahl kann eine wesentlich größere Last als Holz aufnehmen und besitzt eine hohe Biegefähigkeit. Im Unterschied zu Holz ist Stahl in jeder Richtung gleich belastungsfähig. • Durch die im Verhältnis zum Gesamtbauwerk geringen Gewichte können hohe Gebäude errichtet werden. Die Verbindung erfolgt durch Schweißen, Nieten und Schrauben. Ingenieursarchitektur Es entwickelte sich im 19. Jahrhundert eine neue Ästhetik durch die Abhängigkeit von Funktion, Form und Konstruktion in der von der Vergangenheit unbelasteten Architektur der Ingenieure. Es fehlt jede Art von Verkleidung oder historischer Schmuck. Die technische Konstruktion entwickelt ihre eigene ästhetische Schönheit. Zwei Grundtypen des neuen Bauens schälten sich heraus: einerseits die freitragende Einraumhalle mit großer Spannweite (Weltausstellungen), andererseits der Zellenbau (Bürohochhausbau). Beides sind Räume für die neuen, kollektiven, genormten Bedürfnisse der Massen Joseph Paxton: Kristallpalast, 1851 Paxton war Erbauer von Gewächshäusern. Als Ausstellungsgebäude für die erste internationale Ausstellung von Kunst und Gewerbe. Die Konstruktion bestand aus einem gußeisernen Gerüst, ausgesteift durch Glas. Es wurden durch die Möglichkeit der industriellen Vorfertigung (normierte Bauteile,) nur vier Monate Bauzeit benötigt, der Kostenvoranschlag wird nicht überschritten. Als Standardelement lagen dem Gebäuderaster die größten Glasplatten von 124 mal 25 cm zugrunde. Die wesentlichen Elemente sind gußeiserne Säulen, waagrechte, diagonal versteifte Träger und gekrümmte Tragrippen aus Gußeisen. Die Montage war in gleichförmige Arbeitsschritte unterteilt und ermöglichte den Einsatz mehrerer Handwerkerkolonnen. Jedes Element wurde in einem Testgerät geprüft. Kein Teil durfte mehr als eine Tonne wiegen. Alle bisherigen Vorstellungen von Masse, Schwere und festem Raum wurden aufgelöst. Die additive Aneinanderreihung genormter Elemente, monotoner Metallraster und die gleichmäßige Ausleuchtung des Raumes bieten dem Blick weder Halt noch Grenze (Innenraum und Außenraum verschmelzen), stellen den Raum als ein beliebig fortsetzbares, neutrales Gebilde dar und erzeugen ein neuartiges Raumgefühl. Die Schule von Chicago Nach einem Brand erfolgt der Wiederaufbau von Chicago: im Stadtkern soll der Boden durch Hochhäuser besser genutzt werden. Es wird anstelle von Gußeisen stahl verwendet, der nicht nur druck- sondern auch zugfest ist. Sullivan lehnt eklektizistische Verfahren ab, d.h. die Fassade soll nicht nach einem überkommenen Vorbild festgelegt werden, sondern das Außen des Gebäudes soll mit dem Innen untrennbar verbunden sein. Die Gleichheit der Räume soll nach außen eine entsprechende formale Behandlung erfahren, es wird von innen nach außen gebaut. Die Form hat der Funktion zu folgen – „form follows function“. Im Keller Maschinenräume, im Erdgeschoß und ersten Stock Läden, Geschäfte, darauf folgen die Büroräume. Adler, Sullivan: Wainwright Building in St.Louis, 1890 Trennung in tragende und nichttragende Teile. Das tragende Skelett wird zuerst aufgestellt. Die Stützen und Träger lassen sich ohne Gerüst mit einem Kran versetzen. Unabhängig von der Konstruktion erhielt der Bau einen Sockel, verzierte Gesimse und Eckpfeiler Die Form hat der Funktion zu folgen – „form follows function“ Im Keller Maschinenräume, im Erdgeschoß und ersten Stock Läden, Geschäfte, darauf folgen die Büroräume. Was ist organische Architektur? Als organische Architektur werden Richtungen der Architektur seit der Wende zum 20. Jahrhundert zusammengefasst, die die Harmonie von Gebäude und Landschaft, eine den Baumaterialien gemäße, „organisch“ aus der Funktion heraus entwickelte Form sowie eine biologische, psychologische und soziale Zweckmäßigkeit der Architektur anstreben. Stilistisch ist die organische Architektur heterogen und keiner bestimmten Ästhetik verpflichtet – der Grundgedanke, nicht Funktion, Materialien und Zweck einem Form- oder Stilwillen zu unterwerfen, sondern die Form aus diesen Bedingungen „erwachsen“ zu lassen, brachte ganz unterschiedliche Ergebnisse hervor – er ermöglicht sowohl der klassischen Moderne entsprechende, strenge Formen, als auch plastische und biomorphe, die häufiger vertreten sind. Es gibt keine vorgegebenen äußeren Stilmittel. Mittel sind die architektonischen und künstlerischen Gesetze selbst, d. h. Proportionen, plastische Formenvielfalt, Raumgebärden, Farben, Materialcharaktere usw. Diese Regeln wurden von den Vertretern einer organischen Architektursprache sehr unterschiedlich gewichtet bzw. definiert. Vor allem der Ansatz der gesamtheitlichen Sichtweise hat, im Gegensatz zu seinem eigenen Anspruch, zu differenzierten Ergebnissen geführt. Organische Architektur ist eine vielgestaltige Architekturströmung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts an verschiedenen Orten gleichzeitig entstanden ist. Pioniere wie Frank Lloyd Wright, Antoni Gaudí oder Rudolf Steiner orientierten sich, jeder auf seine Weise, an Gesetzmäßigkeiten der lebendigen Natur. Es ging ihnen dabei nicht um die Nachahmung von Formen der Natur, sondern vielmehr um die Suche nach einer Gestaltung, die dem Menschen als lebendiges, sich entwickelndes Wesen gerecht werden kann. Der organischen Architektur liegt die Überzeugung zugrunde, dass Bauwerke nicht nur Ausdruck von Gesellschaft und Kultur sind, sondern sie auch umgekehrt Einfluss nehmen auf äußeres und inneres Leben des Menschen. Dabei wird der Menschen sowohl als körperliches als auch psychisches und geistiges Wesen verstanden, das auf jeder dieser Ebenen mit seiner Umgebung in Beziehung steht. In einer Zeit, in der das Baugeschehen stark durch wirtschaftliche Faktoren, technische Innovationen und bürokratische Restriktionen beherrscht wird, strebt die organische Architektur eine integrale Arbeitsweise an, die auch Erlebniswerte, kulturelle Inhalte und Spiritualität umfaßt. Frank Lloyd Wright (1869–1959) entwickelt die organische Architektur in mehrere Richtungen weiter. Er schloß in den Begriff des Organischen die Beziehung von Gebäude und Landschaft, die Verbindung von Innen- und Außenraum, den Zusammenhang zwischen den Teilen eines Gebäudes und dem Ganzen und einen naturgemäßen Umgang mit Baumaterialien ein. Antoni Gaudí (1852–1926) bedient sich als erster einer plastischen Formensprache, um die Baumassen wie lebendig erscheinen zu lassen. Die in der Konstruktion wirkenden Kräfte bilden dabei einen wichtigen Ausgangspunkt seiner spezifischen Formfindung. Am Ende seines Lebens entwickelt er in der Sagrada Familia eine der Natur entlehnte Geometrie der doppelt gekrümmten Fläche. Rudolf Steiner (1861–1925) führt das Prinzip der “Metamorphose” in die Architektur ein. Hierdurch werden Entwicklungsprozesse, welche Natur, Kultur und menschliches Leben charakterisieren, durch künstlerische Gestaltung erlebbar gemacht. Durch das Sich- Einlassen auf diese Formen kann ein Bewußtsein von Zusammenhängen entstehen und bewegliches, lebendiges Denken entwickelt werden. Organische Architektur weltweit In den achtziger und neunziger Jahren findet ein kraftvoller Aufschwung im organischen Bauen statt. Eine neue Generation von Architekten Rationalismus und Sachlichkeit Mies van der Rohe: Deutscher Pavillon, Barcelona, 1929 Die Verknüpfung von Außenraum und Innenraum = Dialog mit der Natur „Haut und Knochen“ und „Weniger ist mehr“ Auf der internationalen Ausstellung sollte in dem Gebäude nichts ausgestellt werden, es sollte selbst Objekt der Anschauung sein und wurde ein Markstein der modernen Architektur. Die Skelettkonstruktion besteht aus kreuzförmigen Stützen, die eine Dachplatte tragen. Die nichttragenden Wände können im freien Grundriss gestellt werden. Marmorwände sind auf ein Eisengerüst montiert. Scheibe, Platte, Stütze: es gibt keine Dekoration. wenige Elemente und edle Materialien: polierter Marmor, Travertin, Onyx, poliertes Metall Dekonstruktivismus - Explosionsarchitektur Die Aufgabe des rechten Winkels zugunsten der dynamischen Diagonale, der überraschenden Ansichten. Der unvermittelte Zusammenstoß von Materialien, Richtungen und Räumen. Ideen der Futuristen und der russischen Konstruktivisten werden aufgenommen. In der Architektur ging (und geht) es gewissermaßen immer um die Organisation des die Funktion gewährleistenden, die Ästhetik bestimmenden und durch die Tektonik definierten Verhältnisses von Tragen und Lasten. Es ging in der Konsequenz daher nicht selten darum, Gebäude im Rückgriff auf einfache geometrische Körper (Würfel, Zylinder, Kugel, Pyramide, Kegel usw.) zu konstruieren. Abweichungen von den Werten der Harmonie, Einheit und Stabilität wurden von der Struktur abgelöst und als Ornament behandelt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts brach die russische Avantgarde mit den klassischen Regeln der Komposition und benutzte reine Formen um schiefe geometrische Kompositionen zu schaffen. Wladimir Tatlin und die Brüder Wesnin versuchten, dies auch auf die Architektur zu übertragen, kehrten aber im endgültigen Entwurfsstadium immer wieder zu stabilen Formen zurück. An dieser Stelle setzt dekonstruktive Architektur an. Sie möchte die Struktur offenlegen, sie aufbrechen und ihre Instabilität sichtbar werden lassen. Aus diesem Grund ist auch der Begriff des Dekonstruktivismus unglücklich gewählt, denn es geht dabei nicht um die De-Konstruktion von Architektur, sondern um das Deutlichmachen des atektonischen Moments dieser Bauten. 1970 Behnisch: Olympiadaecher Anstelle einer festumrissenen, isolierten Architektur wollte man eine olympische Landschaft gestalten, in deren parkähnlicher Topographie die Sportbauten harmonisch eingeflochten waren , – Symbiose zwischen Natur und Sport. Die Schuttberge des kriegszerstörten München dienten als Modellierungsmasse. Sporthalle, Stadion, Schwimmhalle und Freilichttheater erscheinen nicht als selbständige Bauwerke, sondern als Teil der Natur. Zwischen den mit Seilen abgespannten, gelenkig fixierten Haupt- und Nebenmasten spannt sich ein Netz von Stahlkabeln, auf dem eine aus Plexiglastafeln zusammengesetzte Schuppenhaut liegt. Die Seilnetzkonstruktion wird von 12 rückverankerten Stahlpylonen gehalten und basiert auf dem Prinzip der zugbeanspruchten Konstruktion. Das 3400 Tonnen schwere Dach ruht auf 12,50 bis 80m hohen Masten. Ein Vorbild waren Seifenblasen, Kieselalgen und Spinnennetze. Coop Himmelblau Frank Gehry Zaha Hadid Rolf Disch: Heliotrop- Zweifamilienhaus, Freiburg, 1993 Eine Weltraumkapsel, ein Raumschiff aus Wenig Grundfläche, 500qm auf einem schwer nutzbarem Restgrundstück in Hanglage. Ein Plusenergiehaus, das fünfmal soviel Energie erwirtschaftet wie es verbraucht. Autark, abgekoppelt vom Versorgungsnetz der Außenwelt. Netzanschluß zum Einspeisen von Strom Der Stromverbrauch, der achtmal niedriger ist als der Durchschnitt wird vom Sonnensegel erzeugt, überflüssiger Strom wird ins Netz eingespeist. Recyclingfähige Materialien – eine Holzkonstruktion. Passive Sonnennutzung: Wärmeschutzfenster, Glasanbau als Klimapuffer, Wandisolierung Aktive Sonnennutzung: Sonnenkollektor, Solarzellen (Photovoltaik), sich mit der Sonne mitdrehender Zylinder! Form: Die zylindrische Bauweise minimiert Energieverluste. Dämmung: 28cm Mineralwolle Verkleidung: Aluminiumprofilblech Brauchwasser: Regenwasser wird aufgefangen, natürlich gereinigt und für Wc, Waschmaschine, Dusche verwendet. Toilette: Plumpsklo, geruchlos, Biokammern mit Bakterienkolonien, Unterdruck saugt Gerüche ab – es entsteht Blumentopferde Stahlröhren: Das Gerüst wird von drei jeweils sechsreihigen Stahlröhren umkleidet: Warmwasserkollektoren, Sichtschutz, Verschattungseinheit. Keller: Seminarräume, Technik, Verbindungsrohre, Drehmechanik Mittelteil: dreigeschossiger, drehbarer, zylinderförmiger Baukörper mit einem Innendurchmesser von 10 m (Außen 11m) und 180qm Nutzfläche. Eine Hälfte vollverglast, die Gegenseite geschlossen. Eine Holzskelettkonstruktion auf einem 14,5m hohen und drei Meter breiten Holzröhrenstamm. Die Wendeltreppe ist in der Zentralsäule, dem Stamm integriert. Oder man geht in spiralförmiger Bewegung im Wohnraum nach oben, vorbei an gläsernen Außenfronten. Schiebetüren. Oder man geht außen auf dem eisernen Gitter hoch. Der Kopf: begrünter Dachgarten mit Sonnensegel (Photovoltaikanlage), das auch als Regen- und Sonnenschutz auf der Dachterrasse dient und im Sommer, wenn die Sonne hoch steht Schatten spendet. Der Solarkollektor ist eine Vorrichtung zur Wärmegewinnung aus der Sonnenstrahlung. Ein Sonnenkollektor "sammelt" und absorbiert die im Sonnenlicht enthaltene Energie, wobei im Gegensatz zu photovoltaischen Anlagen nahezu das gesamte Strahlungsspektrum des Sonnenlichtes mit hohem Wirkungsgrad ausgenutzt wird. Die bekannteste Anwendung der aus Sonnenenergie gewonnenen Hitze ist die Warmwasserbereitung im Haushalt. Bei geeigneter Auslegung von Kollektorfläche und Speichervolumen reicht sie in Mitteleuropa während des gesamten Sommerhalbjahres zum Waschen und Baden. Setzt man einen Saisonwärmespeicher ein, ist es sogar möglich, im Sommerhalbjahr so viel Wärme zu speichern, dass ein Niedrigenergiehaus während normaler Winter komplett ohne fossile Zusatzheizung auskommt. Derartige Saisonwärmespeicher bestehen im einfachsten Fall aus einer ausreichend großen Menge Wasser oder Kies (ca. 20 Tonnen), die in der Mitte des Hauses oder darunter untergebracht sind. Die ersten großflächigen Anwendungen waren seit der Energiekrise der 1970er-Jahre die Beheizung von öffentlichen und zunehmend auch privaten Schwimmbädern. Etwas anspruchsvoller ist in der Haustechnik die solare Beheizung oder die Kühlung. Bei Standardheizungen kann sie im Jahresschnitt bis zu einigen Zehnerprozenten zur Heizenergie beitragen und daher die Heizkosten merklich senken. Eine Amortisation der Solaranlage ist je nach Auslegung und Nutzerverhalten in 10 bis 20 Jahren zu erwarten. Die Lebensdauer eines Sonnenkollektors ist deutlich länger. Ökologisches Bauen: Naturnahe Häuser Es lässt sich ein Bauen mit der Natur und ein Bauen gegen die Natur unterscheiden. In das öffentliche Bewusstsein sind diese Aspekte gelangt, als man in den 60er und 70er Jahren feststellte, dass Architektur im wahrsten Sinne des Wortes "krank" machen kann (Verwendung von Baustoffen wie Formaldehyd oder Asbest, die nachweislich negative gesundheitliche Folgen haben). Heute sind in diesen Bauten umfassende Sanierungen notwendig. "Naturnahes Bauen" oder "Baubiologie" : energiesparend, wohngesund, umweltverträglich Schonende Einpassung des Gebäudes in Landschaft, Erhaltung und Erhöhung der Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren bei der Planung des Umfeldes wie z.B. Gärten ; Naturnahe Wahl der Baustoffe, recyclebare Baustoffe (Holz, Lehm, Stein, Glas, u.a.) / Regenwasserzisternen (Überschwemmungen durch abfließendes Regenwasser!), Senken des Trinkwasserverbrauchs, wenig Bodenversiegelung, Ausreichende Lüftung und Belüftung u.a. Maßnahmen zur Ausnutzung passiver Energie: Dach- und Fassadenbegrünung zur Verbesserung des Mikroklimas / Senkung der Energiekosten durch sorgfältige Gebäudeplanung (Himmelsrichtung, Sonnennutzung) / Wärmedämmung bei Wand- und Dachflächen, die nicht nach Süden liegen, Glasanbauten und verstärkte Fensterfronten nach Süden zur passiven Sonnennutzung / (Wintergärten, Glas als "Wärmefalle") Maßnahmen zur Ausnutzung aktiver Energie: Sonnenkollektoren zur Wärmegewinnung / Photovoltaikanlagen / Wärmepumpen Das Plusenergiehaus Das Konzept Sonne – die lebensspendende Kraft Plusenergiehäuser haben dauerhafte und unabhängige Energie, denn sie nutzen konsequent die Kraft der Sonne. Dabei produzieren sie jährlich sogar mehr Energie als die Bewohner verbrauchen. Eine konsequente Weiterentwicklung und Alternative zum Niedrigenergie- und Passivhaus. Das Solarkraftwerk Das Hausdach und die Fassade des Plusenergiehauses wird zum Solarkraftwerk. Dieses produziert sauberen Strom, finanziert sich selbst und garantiert ein monatliches Energieeinkommen. So werden Nebenkosten zu Nebeneinnahmen – eine solare „Rente“, die Umwelt und Klima schützt und wirtschaftlich Sinn macht. Die Haustechnik Das atmende Haus Das Lüftungssystem ermöglicht eine konstante Frischluftzufuhr fast ohne Wärmeverlust oder Lärmbelästigung. Spezielle Lüftungsventile in der Außenwand sorgen für immer frische Luft. Regeneratoren nutzen die Energie der Abluft, um die Zuluft zu erwärmen. Dies spart Energie und garantiert ein optimales Raumklima. Die warme Haut Die einzigartige positive Energiebilanz verdankt das Plusenergiehaus dem perfekten Wärmeschutz. Die gut gedämmte Außenhülle und optimale Winddichtung garantieren dauerhafte Wärme. Das gesunde Haus Gesundes Wohnen ist eine der wichtigsten Forderungen an den modernen Wohnungsbau. Im Plusenergiehaus gibt es ausschließlich konstruktiv bedingten Holzschutz, auf chemische Holzschutzmittel wird verzichtet. Die Wärmedämmaterialien weisen einen hohen ökologischen Standard auf. Bei den Trinkwasser-Rohrleitungen und elektrischen Installationen achten wir auf eine PVC-freie Ausführung. Die Fenster Die 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung und der besonders stark gedämmte Rahmen ermöglichen einen besonders niedrigen U-Wert. Das großflächige, eisenfreie Weißglas ermöglicht es dem gesamten Lichtspektrum tief in das Gebäudeinnere vorzudringen. Auf leisen Sohlen Die Luft- und Trittschalldämmung ist natürlich und hochwirksam. Die Photovoltaik-Anlage Die PV-Anlage auf dem Dach der Plusenergiehäuser hebt die Energiebilanz, der auf höchstem Wärmeschutzstandard ausgeführten Gebäude, in den Bereich der Energieüberschüsse. Gleichzeitig können die Solarpanele Dächer vor Witterungseinflüssen schützen und bei hoch stehender Sonne die Fenster beschatten. Unter Fotovoltaik versteht man die Umwandlung von Strahlungsenergie, vornehmlich Sonnenenergie, in elektrische Energie. Sie ist seit 1958 zunächst in der Energieversorgung von Weltraumsatelliten mittels Solarzellen im Einsatz. Mittlerweile wird sie zur Stromerzeugung auf der ganzen Welt eingesetzt und findet Anwendung auf Dachflächen, bei Parkscheinautomaten, an Schallschutzwänden oder auf Freiflächen. Das erreichbare Potenzial ist sehr hoch: Trotz der scheinbar ungünstigen Bedingungen in Deutschland genügten theoretisch etwa 2 Prozent der Gesamtfläche des Landes, um mit heute verfügbarer Technik in der Jahressumme die gleiche elektrische Energie zu ernten, die Deutschland insgesamt pro Jahr benötigt. Der Einwand, die Fläche in Mitteleuropa würde für einen wesentlichen Anteil von Fotovoltaik zur Energieversorgung nicht ausreichen, ist somit nicht haltbar. Die nötige Fläche könnte ohne Neuversiegelung über die Nutzung bisher bebauter Flächen (vor allem Dächer) erreicht werden. Fotovoltaik kann daher langfristig auch in Deutschland einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz und zur Ressourcenschonung liefert.