TM2013 Alexia Chabaud - Gymnase Auguste Piccard

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MATURITÄTSARBEIT 2013 Der Buddhismus und der Westen Alexia Chabaud Betreuer : Frau Voss
Arndt-Gymnasium Dahlem
Gymnase Auguste-Piccard
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Danksagung
Für diese Arbeit bedanke ich mich bei mehreren Personen:
Zunächst meine Gastmutter Gabriele Dohrn, die mich immer unterstützt hat, die mir Bücher
über dieses Thema gegeben hat und die immer begeistert war. Sie hat meine ganze Arbeit
gelesen und meine Fehler korrigiert.
Zweitens meine Freundin Jeanette Asmuss, die meine Arbeit durchgelesen und sich für mich
Zeit genommen hat, um meine Fehler zu korrigieren.
Dann meine Betreuerin Frau Voss, die damit einverstanden war, diese Arbeit zu korrigieren
und sie zu bewerten. Ihre Ratschläge haben mir viel geholfen.
Schliesslich meine Eltern, die mich von Anbeginn an unterstützt und die mir sehr gute
Ratschläge gegeben haben.
2
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Der Buddhismus und der Westen Warum hat der Buddhismus immer mehr Erfolg in der westlichen
Welt? Bedeutet es, dass es ein Problem in der westlichen
Gesellschaft gibt? Was treibt die Europäer immer mehr zur Abkehr
von ihrer Religion und zur Hinwendung zum Buddhismus?
Plan
Danksagung _____________________________________________________________________ 2 Vorwort: __________________________________________________________________ 5 Der Buddhismus ____________________________________________________________ 7 Buddhas Leben __________________________________________________________________ 7 Die Anfänge: __________________________________________________________________________ 7 Die Erleuchtung: _______________________________________________________________________ 8 Die drei Juwelen _________________________________________________________________ 8 Der Buddha: __________________________________________________________________________ 9 Der Dharma: __________________________________________________________________________ 9 Der Sangha: _________________________________________________________________________ 10 Buddhistische Kanons ___________________________________________________________ 10 Tipitaka: ____________________________________________________________________________ 10 Sûtra: ______________________________________________________________________________ 11 Tantra: _____________________________________________________________________________ 11 Gleichnisse: _________________________________________________________________________ 11 Wichtige Begriffe _______________________________________________________________ 11 Das Karma: __________________________________________________________________________ 11 Das Nirvana: _________________________________________________________________________ 12 Das „Ich“: ___________________________________________________________________________ 13 Die Leere: ___________________________________________________________________________ 13 Das Mitgefühl: _______________________________________________________________________ 14 Die Verbreitung des Buddhismus in Asien ___________________________________________ 14 In Sri Lanka und Südostasien: ___________________________________________________________ 15 In China und Japan: ___________________________________________________________________ 15 Der Buddhismus in Tibet _________________________________________________________ 16 Der tantrische Buddhismus: ____________________________________________________________ 16 Mönche und Lamas: ___________________________________________________________________ 16 Der Dalai Lama: ______________________________________________________________________ 17 Tibetischer Buddhismus im Exil: _________________________________________________________ 18 Religion oder Philosophie? _______________________________________________________ 18 Der Buddhismus im Westen __________________________________________________ 19 Der Beginn eines richtigen Interesses: 60er Jahre _____________________________________ 19 3
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Der Mythos Tibets ______________________________________________________________ 20 Weisheit, Wissenschaft und Politik _________________________________________________ 22 Die Meditation _________________________________________________________________ 23 Die Gewaltfreiheit ______________________________________________________________ 24 Der Tod _______________________________________________________________________ 25 Der mittlere Weg _______________________________________________________________ 26 Nachwort ________________________________________________________________ 28 Bibliographie ______________________________________________________________ 30 4
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Vorwort:
Im Oktober 2012 habe ich die Chance gehabt, mit meiner Familie eine Reise nach Thailand
zu machen. Es war das erste Mal, dass ich im Orient war und dem Buddhismus begegnet bin.
95% der thailändischen Bevölkerung ist buddhistisch und man begegnet dieser Religion in der
ganzen Kultur dieses Landes. Bis heute noch sind bezaubernde Bilder von dieser Reise in
meiner Erinnerung geblieben, besonders vom Norden, der authentischer als der Süden ist, da
es weniger Touristen gibt. Wir haben viele Tempel, einige Klöster, von denen eines direkt in
den Berg gegraben ist, und in welchem man sich wie in einer anderen Welt fühlt, eine Höhle,
in der Eremiten viele Jahre gelebt haben, besucht und haben auch einen Mönch getroffen, der
ganz weit entfernt von einer Stadt lebt und der mit uns gesprochen hat. So habe ich mich mit
dieser buddhistischen Welt vertraut gemacht und habe bemerkt, dass jeder Moment des
Alltags mit der Religion verbunden ist, im Gegensatz zur westlichen Welt. Was auffällt, wenn
man in dieses Land kommt, ist die Freundlichkeit und die Offenheit der Thailänder – und es
hat sicher etwas mit der Bedeutung der Religion im Alltagsleben zu tun. Die Thailänder haben
Zeit, sie sind höflich, sie lächeln gerne. Dennoch sind sie viel ärmer als irgendein Europäer
und leben oft unter Bedingungen, die uns kümmerlich erscheinen. Was mich auf diese Reise
nach Thailand am meisten beeindruckt hat, ist eine Begegnung mit den Einwohnern eines
kleinen Dorfes, am Rande des Mekong. Kein Weg führt bis zu diesem Dorf, man kann es nur
mit dem Schiff erreichen und ungefähr 50 Leute wohnen da. Die Häuser sind aus Holz gebaut.
Sie bestehen aus einem Hauptzimmer und noch zwei oder drei anderen kleinen Zimmern. Sie
sind recht dunkel. In einem Haus lebt eine ganze Familie, das heisst Grosseltern, Eltern,
Kinder. Es gibt nur ein Geschäft für das ganze Dorf. So leben diese Leute sehr ärmlich. Als
wir dort angekommen sind, haben sie uns herzlich empfangen. Wir wurden in ein Haus
eingeladen und uns wurde Essen angeboten. Dieses Essen war für fünf Personen geplant, nun
wurde es unter zehn Personen aufgeteilt. Ihre Gastfreundschaft, ihr Lächeln, ihre
Freundlichkeit und ihre Lebensfreude trotz ihrer Armut haben mich stark beeindruckt und
nachdenklich gemacht. Ich empfand einen Widerspruch darin, dass diese Leute, die fast nichts
hatten, so viel glücklicher erschienen als viele Europäer, die im allgemein wohlhabend und
„entwickelt“ sind. Ich habe das Gefühl, dass man im Westen zu materialistisch geworden ist
und dass sicherlich irgendetwas in unserer Weise, die Welt wahrzunehmen und unser Leben
zu erleben, falsch ist. So sind vielleicht die Werte, die man im Westen kultiviert -so wie der
Reichtum oder der Ruhm-, falsch und uns vom Glück entfernen.
In diesem Kontext habe ich den Buddhismus und diese ostasiatische Atmosphäre entdeckt.
Dieses Jahr, als ich ein Thema für meine Maturitätsarbeit finden sollte, habe ich mich an diese
Erfahrungen in Thailand erinnert und habe mir gesagt, dass es eine gute Idee wäre, wenn ich
mich mit diesem Gefühl, dass es einen grossen Unterschied in der Lebensart im Westen und
im Osten gibt, befasse. Diese Reise bzw. der Besuch dieses Dorfes ist so der Ursprung meiner
Arbeit, da ich gesehen habe, dass man glücklicher in „unterentwickelten“ Gegenden als in
„entwickelten“ Länder scheint. So wollte ich das ostasiatische Weltbild mit dem westlichen
vergleichen und mich auf die ostasiatischen Religionen konzentrieren. Dann habe ich
entsprechende Bücher gelesen, habe mich mehr mit dem Buddhismus vertraut gemacht und
habe gesehen, dass sich seit einigen Jahren immer mehr Europäer für diese Religion
interessieren. Ich habe mich auf dieses Phänomen konzentriert. Es hat dazu geführt, mein
Anfangsthema genauer zu bestimmen. Das Interesse für den Buddhismus in Europa ist
deutlich wahrnehmbar und sachdienlicher als meine erste Idee, die zu vage war, für meine
Untersuchung. So habe ich meine Problemstellung entwickelt:
5
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Warum hat der Buddhismus immer mehr Erfolg in der westlichen
Welt? Bedeutet es, dass es ein Problem in der westlichen
Gesellschaft gibt? Was treibt die Europäer immer mehr zur Abkehr
von ihrer Religion und zur Hinwendung zum Buddhismus?
Man muss wissen, dass der Buddhismus, den man im Westen betreibt, oft vom
„authentischen" Buddhismus, den man im Ostasien findet, entfernt ist. Im Allgemeinen haben
die Europäer Tendenzen, nur die Lehren, die sie anziehen, anzunehmen. Zum Beispiel die
Meditation, den Glauben an das Karma und die Wiedergeburt, die Werte wie das Mitleid, die
religiöse Toleranz oder die Gewaltlosigkeit. Den Rest vergessen sie und man nennt das die
Religion „à la carte“. So ist der Buddhismus, wie man ihn in Europa findet, oft nach den
eigenen westlichen Religionen, geistigen oder Kulturkategorien interpretiert. Auf der anderen
Seite ist es problematisch, eine Definition des „authentischen“ Buddhismus zu geben. Diese
Religion hat sich in ganz Asien verbreitet, hat verschiedene Formen angenommen und ist
nicht überall gleich, weil die Lehre Buddhas viele Möglichkeiten der Deutung zulässt. In den
verschiedenen Kulturzonen wird der Buddhismus auf sehr unterschiedliche Weise ausgeübt.
Es gibt drei grosse buddhistische Strömungen, die sich teilweise widersprechen und einander
kritisieren: der Mahajana-, Theravada- und Vajrajana-Buddhismus. Für diese Arbeit werde
ich diese drei Strömungen vorstellen, aber ich werde mich stärker auf den Buddhismus in
Tibet, den Vajrajana-Buddhismus, konzentrieren. Obwohl diese Strömung die kleinste ist,
vereint sie die zwei anderen, und da sie geheimnisvoll ist, interessiert sie auch die Europäer
mehr. Ausserdem wurde die Figur des Dalai-Lama, das geistliche und politische Oberhaupt
der Tibeter, wegen seiner zahlreichen Reisen nach Europa und auch wegen der tragischen
Geschichte Tibets durch die Medien bekannt, so dass man in Europa mehr Informationen über
den tibetischen Buddhismus erhält. Der Dalai Lama ist prominent für den Buddhismus und
spielt eine grosse Rolle in seiner Verbreitung.
In diese Arbeit werde ich wenig über Amerika berichten. Obwohl sich der Buddhismus auch
dort verbreitet hat, habe ich viel mehr über den Buddhismus in Europa gelesen. Man darf
trotzdem nicht vergessen, dass dieses Phänomen auch in den USA zu finden ist.
Meine Arbeit besteht aus zwei Teilen. Der erste gibt den Kontext, das heisst, dass ich den
Buddhismus und seine wichtigste Punkte vorstelle und erkläre, wie er sich durch die Jahre
entwickelt und in Asien verbreitet hat. Der zweite Teil ist die Entwicklung meiner
Problemstellung. Ich versuche eine Antwort auf meine Frage zu finden und ich konzentriere
mich auf verschiedene Aspekte dieses Interesses am Buddhismus sowie auf die Probleme, die
sich jetzt in der westlichen Gesellschaft stellen. Diese Arbeit ist teilweise philosophisch und
wird keine definitive und richtige Antwort geben. Sie versucht nur, Bahnen aufzuzeigen, um
dieses plötzliche Interesse am Buddhismus zu verstehen.
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Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Der Buddhismus
Buddhas Leben
Obwohl es historisch sicher ist, dass Buddha gelebt hat, weiss man fast nichts über sein
Leben. Er hat im 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung gelebt und hiess Siddhartha
Gautama, da der Name „Buddha“ wörtlich „der Erwachte“ bedeutet und ein Titel, nicht ein
Eigenname, ist. So wurde Gautama erst nach seiner Erleuchtung „Buddha“ genannt. Man darf
nicht vergessen, dass Buddha kein Gott, sondern eine „Seele“1 ist, die während ihrer
vergangenen Leben fast die Perfektion erreicht hat und die für ihr letztes Leben als Siddhartha
Gautama wiedergeboren wurde. Die Mythologie erzählt alles, was man über Buddhas Leben
nicht weiss, und so ist seine Geschichte eine Mischung zwischen Wahrheit und Legende.
Die Anfänge: Die Empfängnis Buddhas ist schon wunderbar: seine Mutter, Mâya, die Gattin des Souveräns
von Sakya, einem Königreich an der Grenze zwischen Indien und Nepal, träumt, dass ein
weisser Elefant durch ihre Brust in sie eintritt und den zukünftigen Buddha dort ablegt.
Während einer Reise von Mâya kommt das Kind unter einem Regen von Blumen aus ihrer
rechten Seite heraus, ohne Befleckung, aber mit Wissen und Erinnerungen an seine
vergangenen Leben. Mâya legt ihn auf einen weissen Lotos, aber er steht auf und macht
sieben Schritte in jede der vier Himmelsrichtungen. Er sagt, dass er hier sei, um die Welt zu
führen und dass es seine letzte Geburt sei. Eine Prophezeiung eines Weisen sagt, dass
Siddhartha, der „die 32 Merkmale des Buddha2“ hat, entweder ein grosser König oder ein
unglaublicher Asket wird. Er wird von seinem Vater in einer Welt von Vergnügen und
Kostbarkeit erzogen, heiratet und bekommt einen Sohn. Aber eines Tages geht er in die Stadt
und entdeckt die grauenhafte Wirklichkeit der Existenz: er begegnet einem Kranken, einem
alten Mann und einem Toten. Endlich sieht er einen Eremiten und versteht, dass die Religion
vielleicht die Lösung gegen dieses Leiden ist. So entscheidet er sich dafür, aus dem Palast zu
fliehen. Er ist 29 Jahre alt, flieht allein und schneidet seine Haare, die das Symbol seines
fürstlichen Ranges waren, ab.
Während der ersten sechs Jahre führt er ein Leben in absoluter Askese, um die Abschaffung
des Leidens zu erreichen. Er entgeht dem Tod mit knapper Not, aber findet keine Lösung und
gibt die Askese auf. Er ist 35 Jahre alt, als er unter einem Baum in Bodhgayâ sitzt und sich in
die Meditation vertieft. Er will damit das Ende des Leidens finden. Der König der Dämonen,
Mara, versteht, dass er im Begriff ist, den Weg der Erleuchtung zu finden und versucht, ihn
daran zu hindern. Er schickt seine grauenhafteste Armee, aber Gautama ertränkt sie nur mit
1
Dieser Begriff bedeutet nicht die Seele, wie man sie im Westen (das Wesentliche, was nach dem Tod bleibt)
versteht, sondern ein Kontinuum, eine Strömung von Zuständen, die nicht gleich, aber auch nicht unterschiedlich
sind. (Cf. Wichtige Begriffe: Das „Ich“)
2
In der buddhistischen Tradition hat ein Buddha eine ganze Fülle von besonderen Merkmalen, wie z.B. 40
Zähne, eine turbanartige Erhebung auf seinem Hinterkopf, ein Wirbel zwischen den Augenbrauen,
Glückzeichnen auf seinen Hand- und Fusssohlen, usw.
7
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
einer Geste; dann schickt Mara seine Töchter, die tanzen und ihn verführen sollen, aber er
ignoriert sie.
Siddhartha sitzt unter
dem Bôdhi-Baum und ist
im Begriff, den Weg zur
Erleuchtung zu finden.
Mâra
versucht,
ihn
daran zu hindern, aber
Siddhartha lässt sich
nicht beeinflussen und
wird seitdem „Buddha“,
der „Erwachte“ genannt.
Quelle:
http://www.dreamit.ch/reli_grugrund.htm
l
Die Erleuchtung: Nachdem Buddha Maras Prüfungen gemeistert hat, kommt er aus seiner Meditation hervor
und formuliert zuerst die „Vier Edlen Wahrheiten“1, die die Grundlage seiner Lehre sind. Mit
dieser Lehre ebnet er den Weg zur Erleuchtung, den mittleren Weg, zwischen der Askese des
Eremiten und den Vergnügen eines Prinzen. Er legt eine Morallehre fest, die den
Brahmanismus – die Religion, die bisher in ganz Indien vorherrschte – reformiert. Dann,
während der 45 Jahre, in denen Buddha noch lebt, predigt er im ganzen Land. Seine erste
Predigt findet in Bénarès statt, bei seinen fünf alten Anhängern, die ihn verlassen hatten, als er
die Askese aufgegeben hatte. Zum ersten Mal deckt er die Wahrheit des Leidens der Welt auf.
Seine Lehre, der Dahrma, betätigt die „Räder des Lebens“. Die fünf Asketen folgen der
Lehre, nehmen Zuflucht zum Buddha und werden damit die ersten Mönche. Das ist der
Beginn des Sangha2. Nach diesen langen Jahren, in denen der Buddha seine Lehre überall
verbreitet, stirbt er an einer Magenverstimmung in Kushinagara, als er 80 Jahre alt ist. Er
wurde wie ein Mensch geboren und ist genauso gestorben, was zeigt, dass jeder Mensch die
Erleuchtung erreichen kann.
Die drei Juwelen
Im Buddhismus gibt es drei Säulen, auf denen sich die ganze Religion stützt. Sie werden „die
drei Juwelen“ genannt und sind die Objekte der „Dreifachen Zuflucht“. Wenn jemand
Buddhist werden will, muss er diesen drei Juwelen anhängen und Zuflucht zu ihnen nehmen.
Das heisst, dass man sich für das Praktizieren des Buddhismus entscheidet. Erst durch diese
Zufluchtnahme gilt jemand als Buddhist. Diese „drei Juwelen“ sind die Grundlagen des
1
2
Cf. Die drei Juwelen: Der Dharma
Cf. Die drei Juwelen: Der Sangha
8
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Buddhismus und man findet sie in allen Erscheinungsformen des Buddhismus. Sie bestehen
aus dem Buddha, dem Dharma und dem Sangha.
Der Buddha: Die Zufluchtnahme zum Buddha ist der Buddha selbst, d.h. der Mensch soll ein „Buddha“
werden. Der Buddha ist der, der den Weg zur Erleuchtung gezeigt hat und die Vollendung
verkörpert. Er unterscheidet sich in drei Körpern:
-
Der caturmahābhūtikāya wird als „Körper der Realität“ übersetzt. Das ist sein
historischer Körper.
Der manomayakāya wird als „geistiger Körper“ übersetzt. Das ist der Körper, mit dem
er in eine andere Welt ging.
Der dhammakāya wird als „Körper der Lehre“ übersetzt. Er verkörpert die Lehre, die
nach seinem Tod bleibt.
Das sind die drei Arten des „Buddhas“, die die verschiedenen Stufen des Weges zur
Erleuchtung zeigen.
Der Dharma: Der Dharma ist Buddhas Lehre. Man kann ihn auch das Ringen um Erleuchtung nennen. Er
ist nicht identisch mit Texten, sondern „vielmehr die Erfahrung des Erwachens und zugleich
die Beschreibung des Weges dorthin“1. Er ist eine Hilfe für die geistige, psychische und
geistliche Befreiung. Der Dharma ist durch die „Vier Edlen Wahrheiten“ begründet. Das war
die grosse Verwirklichung, die nach Buddhas Meditation unter dem Boddhi-Baum in seinem
Geist aufstieg. Die „Vier Edlen Wahrheiten“2 lauten:
1)
2)
3)
4)
Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll.
Ursachen des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung.
Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden.
Zum Erlöschen des Leidens führt der „Edle Achtfache Pfad“.
Man kann den Buddha wie einen Arzt und die „Vier Edlen Wahrheiten“ wie eine
medizinische Darlegung sehen: 1) das Symptom, 2) die Diagnose, 3) die Therapie, 4) das
Heilmittel. Der „Edle Achtfache Pfad“ schildert den Weg, wie man zur Erleuchtung kommt.
Der „Achtfache Pfad“ besteht aus den folgenden Gliedern:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Rechte Ansicht
Rechtes Wollen/Denken
Rechte Rede
Rechtes Handeln
Rechter Lebenserwerb/rechtes Leben
Rechtes Streben
Rechte Wachsamkeit
Rechte Sammlung/Konzentration
Prajna (Weisheit)
Shila (Moral)
Samadhi (Sammlung)
Das letzte Ziel des Dharma ist das Nirvana3, das „Erlöschen“.
1
BAATZ, Ursula, Buddhismus, Diederichs, 2002, S.43.
In der Formulierung der Deutsche Buddhistische Union (DBU) (es wird unterschiedlich aus dem Pali in die
deutsche Sprache übersetzt).
3
Cf. Wichtige Begriffe: Der Nirvana.
2
9
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Der Sangha: Der Sangha ist die buddhistische Gemeinschaft.
Heutzutage
vereinigt der Sangha alle
Die
buddhistischen
Anhänger, aber das war nicht immer so.Mönche
Ursprünglich
man dem Sangha nur
sindkonnte
geschoren
angehören, wenn man folgende drei Bedingungen
und tragen
erfüllt: 1.
immer
männlich,
rote,
2. eine gehobene
oder Leben
gelbe
Position im Kastensystem – das heisst, dassorange
man schon in früheren
auf tieferen Stufen
Kleidungen. Sie haben nur
Verdienste erworben hat – 3. Eintritt in das Klosterleben.
acht Privathabe und sonst
müssen
sie um Lebens.
Almosen
Das Klosterleben ist die Grundlage des
buddhistischen
Die monastische
bitten.
Sie
dürfen
kein
Gemeinschaft ist hierarchisch strukturiert und schliesst meistens einen grossen Teil der
Geldinbenutzen.
männlichen Bevölkerung ein, wie zum Beispiel
Thailand oder Tibet. Wer Mönch ist, legt
das Keuschheitsgelübde ab und gelobt Armut.
Quelle:
Es gibt verschiedene Ebenen in dem Sangha.http://ethnolyceum.wordp
Man unterscheidet den Arya Sangha, in dem die
ress.com/2007/09/
Mönche ein hohes Niveau von Befreiung erreichen haben, und den allgemeinen Sangha, zu
dem alle Leute gehören, die der Lehre Buddhas folgen.
Buddhistische Kanons
Der Buddha hat nichts selbst geschrieben. Das sind die monastischen Gemeinschaften, die im
Wandel der Zeiten viele Texte verfasst haben. Die Vermittlung der Lehre Buddhas hat
mehrerer Jahre mündliche stattgefunden, bevor man die ersten Texte aufgeschrieben hat.
Nach Buddhas Tod gab es Konzile, die zur Beratung und Abklärung der authentischen
Buddhas Lehre dienten. Während dieser Konzile wurden die Kanons geschrieben. Schon auf
dem zweiten Konzil gab es Meinungsverschiedenheiten über Buddhas Lehre, und es führte zu
einer Spaltung, die heute den Unterschied zwischen Mahajana-, Theravada- und VajrajanaBuddhismus ausmacht. Es gibt verschiedene Arten von Texten für jede Richtung:
Tipitaka: Man nennt ihn auch „Dreikorb“ und er ist die Grundlage der Theravada-Richtung. Dieser
Kanon wurde in Pâli in der 1. Jhd. v.u.Z. redigiert. Er ist in drei Teile getrennt: Der Vinaya
Pitaka befasst sich mit der monastischen Disziplin; der Sutta Pitaka legt Buddhas Lehre dar;
10
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
der Abhidhamma Pitaka geht an die philosophischen Auswirkungen der Lehre heran. Dieser
Teil ist sehr umfangreich, weil mehrere Leute ihre Interpretationen beigefügt haben.
Sûtra: Sie beziehen sich auf die Gesamtheit der Texte der Mahajana-Richtung. Sie wurden zuerst in
Sanskrit geschrieben und dann ins Chinesische und Japanische übersetzt. Der Inhalt greift
teilweise den Tipitaka auf und stützt sich auch auf Originaltexte, wie das „Lotos-Sutra“ oder
das „Diamant-Sutra“1, die neue Lehrmeinungen kreiert haben.
Tantra: Sie sind die Grundlage des Vajrajana-Buddhismus und sind eine Gesamtheit von Texten aus
hinduistischen Ursprüngen. Sie beschreiben Rituale.
Gleichnisse: Die Gleichnisse und erbauenden Geschichten sind am Erfolg des Buddhismus stark beteiligt.
Es waren oftmals Märchensammlungen, die die Mönche dem Volk erzählten. Diese Märchen
hatten ein mythologisches Thema und betonten die entscheidende Rolle Buddhas in der
Geschichte. Eine dieser Märchensammlungen, die Konjaku monogatari shû, besteht zum
Beispiel aus tausend Anekdoten aus Indien, China und Japan.
Wichtige Begriffe
Viele Begriffe sind dem Buddhismus eigen. Wenn man sie nicht erklärt, kann man diese
Religion nicht verstehen. Ich habe hier die fünf Begriffe gewählt, die ich am wichtigsten
finde. Der Buddhismus ist aber eine sehr komplexe Religion und man darf nicht vergessen,
dass ich hier nur eine allgemeine Übersicht über den Buddhismus gebe, um dann auf meine
Problemstellung eingehen zu können.
Das Karma: Das Karma ist der Schwerpunkt des Buddhismus. Dieser Begriff in Sanskrit bedeutet im
weitesten Sinn „die Folge einer geistigen oder körperlichen Handlung“. So ist das Karma
nicht das Schicksal: es ist nicht göttlich aber auch nicht Zufall. Es ist die Folge unserer
Handlungen: was wir in unserem früheren Leben gemacht haben, bildet eine Gesamtheit, die
die Art unserer Wiedergeburt bestimmt. In seiner gegenwärtigen Existenz kann man positive
oder negative Handlungen dem Karma hinzufügen oder von ihm abziehen. Es gibt keinen
absoluten Begriff einer guten oder schlechten Handlung; alles hängt davon ab, was für
Gründe und für Ergebnisse die Tat hat. Nach dem Tod gibt es ein Übergangsstadium, bardo
genannt, in dem sich das nächste Leben entsprechend unserer vorherigen Handlungen bildet.
1
Die zwei bekanntesten Sutra in dem Mahajana-Buddhismus. Das sind wichtige Rede des Buddha.
11
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Das ist das Gesetz der Kausalität: nichts existiert für sich selbst, alles entsteht aus einem
bestimmten Anlass und ist vergänglich. So kann man nur sich selbst dafür tadeln, was man ist.
Wenn man nicht versucht, sich von dem Karma zu befreien, ist der Zyklus der Existenzen
„Das Rad
des Diesen
Werdens
das
unendlich.
Kreislaufstellt
der Wiedergeburten
nennt man auch Samsara. Um sich von dem
buddhistische
Universum
und
die
Doktrin
Samsara zu befreien, muss man, wie der Dharma es sagt, die Gründe des Leidens beseitigen.
der Kausalität dar. Sechs schicksalhafte
Darüber sagtliegen
Alfred Foucher,
ein Historiker
der buddhistischen Welt: „Die Hoffnung des
Wiedergeburten
zwischen
den
Heils
und
der
Unsterblichkeit
bei
dem
Christ
ist die Hoffnung, dass er überleben wird. Bei
Speichen. Taube, Schlange und Schwein
demLust,
Buddhisten
es dieDummheit.
Hoffnung, dass
er verschwinden wird.“1
stehen für
Hassistund
Als
ob es das Rad verschlingen wollte, beisst
sich ein Ungeheuer
fest, das die
Vergänglichkeit
repräsentiert.
Der
Buddha (oben rechts), jenseits des
Samsara, verweist auf das Nirvana. Das
Rad des Werdens entstand aus einer
vision
des
Buddha-Schülers
Maudgaljajana.“ (aus: LOWENSTEIN, Tom,
Buddhismus, Taschen, 1997, S.30)
Quelle :
http://www.lhasa-apso.at/htmls/index1.php?z=tibet
Das Nirvana: Wenn man sich von dem Karma befreit hat, erreicht man den Stand von „Buddha“, das
Nirvana. Das Nirvana bedeutet wörtlich „Erlöschen des Durstes von Gier, Hass und
Verblendung. Nirvana bezeichnet einen tiefen Frieden, ein Zur-Ruhe-Kommen.“2. Dieser
Begriff ist sehr schwer zu erklären, weil man ihn nicht beschreiben kann. Es ist kein Paradies,
kein Ort, ist nicht fassbar, hat keinen Effekt und hat keine Zeit, aber es existiert und kann
gesehen werden, wenn man alles beseitigt, was unsere Vision der richtigen Welt stört3
(Entsendung der Erscheinungswelt). Es ist unbedingt und absolut. Der Pali-Kanon, Majjhima
Nikaya 1, 163 sagt: „Das Ungeborene, nicht Alternde, nicht Verfallende, Todlose, Sorgenlose,
Unbeschmutze, die grösste Sicherheit vor Fesseln – das Nirvana.
“Man kann zusammenfassend sagen: das Nirvana ist „1. Ohne Tod und frei von jeder Art von
Vergänglichkeit. 2. im Frieden, oder frei von allen bedrückenden Störungen seiner friedlichen
Stille, frei von allem Leid. 3. Sicher oder frei von allen Bedrohungen von aussen oder innen.“4
1
Alfred Foucher : «Chez le chrétien, l’espoir du salut et de l’immortalité, c’est l’espoir de survivre. Chez le bouddhiste,
c’est l’espoir de disparaître. »
2
BAATZ, Ursula, Buddhismus, Diederichs, 2002, S.49
Cf. Wichtige Begriffe: Das Nichts
4
Conze, S.97
3
12
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Das „Ich“: Im Gegensatz zum Westen, wo man vom „Ich“ abhängig ist, versucht man im Buddhismus,
sein Interesse daran zu verlieren. Für die Buddhisten ist das „Ich“ das Grundübel und existiert
eigentlich nicht. Es kann nicht als Entität, die eine richtige Existenz hat, anerkannt werden.
Wo würde es dann liegen? Im Körper? Im Geist? Es ist nur eine Etikettierung aber existiert
nicht als solche. Diese Idee, dass es ein „Ich“ gibt, das unserer Person eine Identität und eine
Kontinuität verleiht, führt zu einem Bruch zwischen dem Ich und dem Anderen, der der
Grund des Leidens ist. So arbeitet der Buddhismus zu einem Grossteil gegen diese
Abhängigkeit vom „Ich“, um das Mitgefühl1 und dadurch die Erleuchtung zu erreichen.
Ausserdem gibt es keine Seele, die sich vom Körper nach dem Tod trennt und sich an einen
anderen Körper für die nächste Existenz fesselt. Es gibt nur ein Kontinuum, eine Flut von
Bewusstsein, das sich immer erhält, aber das keine feste und autonome Wesenheit hat. Das ist
wie die Flamme einer Kerze, die man benutzt, um eine neue Kerze anzuzünden. Dann wird
diese neue Flamme verwendet, um wieder eine neue Kerze anzuzünden, und dann wieder und
wieder… Die letzte Flamme ist nicht die erste, aber auch nicht anders als sie.
Das letzte Ziel ist, dieses „Ich“ im Nirvana aufzulösen und zu verstehen, dass das „Ich“ eine
Illusion ist. Matthieu Ricard, ein Mönch, sagt über das „Ich“: „Man könnte denken, dass wenn
man immer versucht, unser Ego zu befriedigen und zu verstärken, hat man die beste Strategie,
um das Glück zu erreichen. Aber das Ego kann nur ein unechtes Vertrauen schaffen, das auf
zerbrechlichen Attribute – die Macht, den Erfolg, die Schönheit und die Stärke, die Intelligenz
und die fremde Meinung – und auf alles, was ein Bild von uns ergibt, gebaut wird“2
Die Leere: Dieser Begriff ist sehr schwer zu erklären, da die Leere nicht beschrieben ist und nicht
definiert werden kann. Vor allem darf man die Leere nicht mit dem Nichts verwechseln. Das
Nichts ist negativ konnotiert, aber die Leere ist positiv, sie ist das Gegenteil des Nichts. Der
Schlüsselbegriff wird in den „Herzen-Sutra“3 gegeben: „Die Gestalt ist Leere und die Leere
ist Gestalt“. Die buddhistische Welt hat zwei Aspekte: die Erscheinungswelt, also eine
relative Wahrheit, und die „letzte Natur der Sachen“, die Leere, also die absolute Wahrheit.
Nichts ist real, weil nichts eine unabhängige Existenz hat: es ist nur ein momentanes
Phänomen, das selbst eine Kombination von noch kleineren momentanen Phänomenen ist.
Die Welt hat so keine reale oder konkrete Existenz und die Sicht auf sie ist relativ. Wenn wir
zum Beispiel ein Objekt nehmen, das von 100 verschiedenen Leuten angesehen wird, ist es
als ob dieses Objekt 100 Mal das Spiegelbild von 100 Spiegeln wäre. Es kann völlig
unterschiedlich von den Leuten angesehen werden, obwohl es das gleiche ist. Nur jemand, der
die Erleuchtung erreicht hat, kann deren letzte Natur erkennen: sichtbar aber ohne eigentliches
Dasein. So ist die Welt keine Projektion unseres Geistes, aber ist auch nicht ganz unabhängig
von unserem Geist. Um die Welt, wie sie richtig ist, zu sehen, muss man über die
Erscheinungswelt gehen, und die „letzte Natur der Sachen“ verstehen. Wenn man dieses
Stadium erreicht hat, befreit man sich von seiner Abhängigkeit vom „Ich“ und der
Erscheinungswelt und man kann freier handeln.
1
2
Cf. Wichtige Begriffe: Das Mitgefühl
http://www.buddhaline.net/L-illusion-de-l-ego, 24/04/13. « Nous pourrions penser qu’en consacrant la majeure
partie de notre temps à satisfaire et à renforcer cet ego, nous adoptons la meilleure stratégie pour atteindre le bonheur. L’ego
ne peut procurer qu’une confiance factice, construite sur des attributs précaires – le pouvoir, le succès, la beauté et la force
physiques, le brio intellectuel et l’opinion d’autrui – et sur tout ce qui constitue notre image. »
3
Sutras sind wichtige Rede des Buddha.
13
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Das Mitgefühl: Das Mitgefühl kommt von der Entsendung des „Ich“ und von dem Erkenntnisprozess der
„letzten Natur der Sachen“, also der Leere. Das Mitgefühl gehört zu den Wurzeln des
buddhistischen Weges. Es hat die Bedeutung, dass man alle Leute in der Welt von ihren
Leiden erlösen will. Da das „Ich“ nicht existiert, entwickelt man seine Nächstenliebe und man
handelt nur, um Gutes zu tun. Das wahre Mitgefühl beruht zwangsläufig auf der
Wertschätzung
anderer:
auch wenn jemand einem unangenehm oder fremd ist, muss man
Auf
diese Karte
sind
dieses
Mitgefühl
haben,
und das kann schwer sein. „Wenn wir wirklich unser Potential
die Verbreitung und
verwirklichen
möchten, indem wir volle Erleuchtung erlangen, müssen wir den Rahmen
die
unterschiedliche
Strömungen
des
unseres Mitgefühls ausdehnen,
bis er alle Lebewesen ohne Ausnahme umfasst, genauso wie
Buddhismus
in
Asien
eine liebende Mutter Mitgefühl für alle ihre Kinder empfindet, unabhängig davon, ob sie sich
verzeichnet.
Gelb 1
gut oder schlechtIn
benehmen.“
ist es der TheravadaBuddhismus,
in Rot
In dem Mahayannaundder
Varjajana-Buddhismus führt das wahre Mitgefühl dazu, dass man in
Vajrajana
der Welt in-Buddhismus
einer anderen Form bleibt, auch wenn man die Erleuchtung erreicht hat, um den
und
Blauzu zeigen.
der Diese Geister, die hier bleiben, sind die Boddhisattva. Sie haben
andereninden Weg
Mahayana-Buddhismus.
keine richtige Befreiung, bis alle Menschen von dem Leiden befreit sind.
Quelle:
http://www.wissen.de/l
exikon/weltreligionen
Die Verbreitung des Buddhismus in Asien
In den Jahrhunderten nach Buddhas Tod hat sich der Buddhismus in Indien und über die
Grenzen hinaus verbreitet. Das Kernland des Buddhismus ist in Indien in der KalingaProvinz, wo der Kaiser Ashoka, der fast ganz Indien regierte, sich zum Buddhismus bekehrt
hatte. Von dieser Provinz aus sandte er Missionare aus, die Buddhas Lehre ausserhalb Indiens
verbreiten sollten. Da der Buddhismus eine Religion ist, die für das Zusammenleben und die
Hybridisierung mit anderen Ideologien geeignet ist, hat er sich in vielen Ländern gut
integriert. Heutzutage gibt es drei grosse Gebiete in Asien, die jeweils zu einer bestimmten
Richtung des Buddhismus gehören: der Theravada-Buddhismus in Sri-Lanka und
Südostasien, der Mahayana-Buddhismus in Japan und China, der Vajrajana-Buddhismus in
Tibet und in der Mongolei.
1
http://kadampa.org/de/reference/mitgefuehl , 24/04/13
14
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
In Sri Lanka und Südostasien: Das erste Land, das der Buddhismus erreicht hat, ist Sri-Lanka und später ganz Südostasien.
Die ersten Missionare sind um das Jahr 250 v. Chr. angekommen. In den ersten sieben
Jahrhunderten ist der Buddhismus in Sri Lanka aufgeblüht, aber dann wurde er unterdrückt,
weil die Insel unter der Herrschaft von verschiedenen Ländern war. Im 18. Jh. hat der
Buddhismus einen neuen Aufschwung erlebt, und Sri Lanka ist heute das Kerngebiet des
Theravada. Die Missionare sind im 3. Jh. v. Chr. nach Südostasien gekommen. In Indonesien
haben sich der Buddhismus und der Hinduismus parallel entwickelt, wobei der Buddhismus
dominierte. Im 13. Jh. wurde der Islam zur Hauptreligion, aber eine Kombination aus
Buddhismus und Hinduismus hat sich gehalten. Später hat der Buddhismus einen neuen
Aufschwung erlebt und heute leben ca. 3 Millionen Buddhisten dort. In Vietnam,
Kambodscha, Laos und Thailand hat sich der Buddhismus ziemlich schnell entwickelt und ist
heutzutage die Hauptreligion. Besonders in Thailand hat er eine grosse Bedeutung, da der
König der offizielle Vertreter der Sangha ist. Der Buddhismus ist so eine Staatsreligion und
93% bis 97% der Bevölkerung ist buddhistisch.
Der Buddhismus in Sri-Lanka und Südostasien ist der Theravada-Buddhismus. Man kann ihn
auch „kleines Fahrzeug“ nennen, und er stammt direkt von der Lehre Buddhas ab. Er hat
ungefähr 150 Millionen Anhänger.
In China und Japan: Der Buddhismus hat China im 1. Jh. n. Chr. erreicht und wurde wahrscheinlich von
Kaufleuten verbreitet. Der Mahayana-Buddhismus war schon im 6. Jh. zu einer der
wichtigsten Religionen in China geworden. Von hier aus hat er sich nach Korea und nach
Japan verbreitet. Am Anfang hat der Buddhismus in China keinen grossen Erfolg gehabt, da
die Chinesen schon ihre eigenen Religionen – Konfuzianismus und Taoismus – hatten. Die
einfache Bevölkerung hat sich trotzdem zwischen dem 6.-9. Jh. für den Buddhismus
begeistert, aber im 12. Jh. wurde der Konfuzianismus zur Staatsreligion erhoben, was den
Buddhismus zurückgedrängt hat. Obwohl er in China unterdrückt wurde, hat er grossen
Einfluss auf die Region gehabt und hat Korea erreicht. Er hat sich dort gut verbreitet, aber
nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Korea in Nord- und Südkorea aufgeteilt. Im Süden ist er
bis heute weit verbreitet aber im Norden wurde er fast vollständig niedergedrückt. Im 6. Jh. ist
der Buddhismus von Korea aus nach Japan gekommen. Er ist dort parallel zum Schintoismus,
der alten japanische Religion, aufgeblüht. Im 12. und 13. Jh. hat er sich in Richtung der ZenBuddhismus1 entwickelt. Heute bezeichnen sich 75% der Japaner als Buddhisten, aber viele
folgen in Wirklichkeit einer Mischung aus Buddhismus und Shintoismus.
Der Buddhismus in China und Japan ist der Mahayana-Buddhismus. Man kann ihn auch
„grosses Fahrzeug“ nennen. Es ist sehr schwer, seine Verbreitung zu schätzen, aber er hat
ungefähr 100 Millionen mehr oder weniger offizielle Anhänger und 660 Millionen
gelegentliche Anhänger. Der Mahayana benutzt bodhisattva2, die wie Götter verehrt werden.
1
Der Zen-Buddhismus ist eine Schule aus dem Buddhismus und dem japanischen Tch’an stammend, die die
sitzende Meditation betont.
2
Das sind alles Menschen, die die Erleuchtung erreicht haben, aber die geloben haben, allen leidenden
Menschen zu helfen und so auf den Frieden des Nirvanas verzichtet, um Gutes zu tun. (Cf. Wichtige Begriffe:
Das Mitgefühl)
15
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Der Buddhismus in Tibet
Der Buddhismus in Tibet ist der Vajrajana-Buddhismus, auch „Diamantfahrzeug“ genannt.
Diese Richtung ist in Indien zwischen dem 4. und 6 Jh. aufgekommen und ist eine Mischung
zwischen dem Mahayana und hinduistischen Riten. Er hat ungefähr 15 Millionen Anhänger,
die aus Tibet, der Mongolei, Nepal und Bhutan kommen.
Der ein
tantrische Buddhismus: „Ein Mandala ist
heiliges
In
Tibet
praktiziert
man
Wohnhaus, in dessen Herzen eine einzigartige Variante des Buddhismus: den tantrischen
Buddhismus.
Er fügt zum
eine Gottheit
residiert;
dieMahayana-Buddhismus Zauberformeln und Rituale hinzu, um die
Gläubigen
der Erleuchtung näher zu bringen. Der Name „tantrisch“ kommt aus dem Wort
Form
des
buddhistischen
Mandalas geht
auf die rätselhafter Texte ist. Um das tibetische Dharma überhaupt
Tantra,zum
das Teil
eine Sammlung
Bauweise hinduistischer
Tempel
verstehen zu können,
muss man den tantrischen Glauben und seine Praktiken kennen. Das
zurück. Tantra
Einenbereichert
lebendigen
das mahayanische Glaubenssystem durch populäre, magisch-religiöse
Ausdruck Idiome: Geister,
hinduistischer
Zauberei und volkstümliche Kosmologien. Ein zentraler Aspekt des Tantras
Verehrung
stellt
die
ist die Darstellung
der geschlechtlichen Vereinigung von männlichen und weiblichen
kontemplative
Betrachtung
im Zeugungsakt.
Mitteln gehören auch Meditation, Visualisierung
göttlicherGottheiten
Bilder dar,
die sich Zu tantrischen
1
und
das
Rezitieren
von
Mantras
.
Im
tibetischen
Buddhismus wird grosser Wert auf die
tief im Inneren des Tempels, im
Übertragung
und Unterweisung von Lehrer zu Schüler gelegt. Die Tibeter machen
Heiligtum direkte
der
Gottheit,
Mandalas
und Jantras, die symbolische Miniaturen des Universums sind und als
befindet.“ auch
(Aus:
LOWENSTEIN,
Buddhismus
,
Taschen,
Tom,
Meditationsvorlagen
dienen.
1997, S.142)
Quelle :
http://www.decorationasie.com/?p=849
Mönche und Lamas: „Der Buddhismus durchdringt faktisch alle Lebensbereiche der Tibeter, aber nicht jeder
religiös Motivierte ist dazu verpflichtet, den mönchischen Geboten Folge zu leisten. Einige
der berühmtesten tibetischen Lamas (Lehrer) des 11. und 12. Jahrhunderts waren Laien und
viele Adepten, die die mönchische Ordination nicht oder nur teilweise anstrebten, lebten in
1
Meist kurze, formelhafte Wortfloge, die oft repetitive rezitiert oder gesungen wird
16
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
abgelegenen Einsiedeleien, wo sie studierten und tantrische Riten und Meditationen
Lama Bevölkerung in Tibet
praktizierten.“ 1 Im 19. JahrhundertDer
bestandjetzige
ein SechstelDalai
der männlichen
Tenzin
GyatsoProbanden
(geb. 1935).
aus Mönchen. Drei Jahre stehen den
jugendlichen
bevorErzur Eingewöhnung an
wurde im Alter von fünf
das Klosterleben, in denen sie Lesen,
Schreiben
undLhasa
das Rezitieren
kurzer Texte lernen. Dann
Jahren
nach
gebracht
werden Lamas sie ein rigoroses und
Lehrprogramm
lehren, wobei jeweils
als 16-jähriger
zum ein Lama auf ein
präzises Thema (Sutras, Medizin, Staatsoberhaupt
Tantras,…) spezialisiert
ist.
Auf
genannt. diesen Unterricht folgen
Prüfungen. Nach zwölf Jahren erhalten Novizen die volle Ordination und steigen in hohe
Quelle:
Positionen der akademischen oder
politischen Hierarchie auf. Der klösterliche Alltag ist
http://www.dalailama.com/bi
streng und entbehrungsreich.
ography
Der Dalai Lama: Dieser Titel bedeutet „ozeangleicher Lehrer“. Der Dalai Lama war der Hauptdirigent des
politischen Systems Tibets bis China 1950 in Tibet eingefallen ist2. Die Dalai Lamas werden
als Boddhisattva verstanden, als erleuchtete Wesen, die aus Mitgefühl wiedergeboren sind.
Sie bilden eine grosse Nachkommenschaft von tulkus, die wiedergeborene Lehrer sind. Wenn
ein Dalai Lama stirbt, suchen seine Mönche seine Reinkarnation, die anhand verschiedener
Zeichen erkannt wird. Der derzeitige Dalai Lama ist der 14., Tenzin Gyatso. Er ist sehr
bekannt und beliebt wegen seiner Wärme, Weisheit und seines Mitgefühls. Seit 1959 lebt er
der chinesischen Politik wegen in Indien im Exil. Von dort aus bereist er die ganze Welt, um
für die Rechte seines tibetischen Volkes einzutreten und versucht einen Kompromiss mit
China zu schliessen. „Philosoph und gescheiter Politiker, er schlägt den Weg der Versöhnung
vor, um ein richtiges Frieden zu bauen.“3 Er hat mehrere Konferenzen in Europa und in
Amerika abgehalten, was den tibetischen Buddhismus im Westen bekannter gemacht hat.
Seine mediale Präsenz gibt dem Buddhismus ein sehr positives Bild, da er immer freundlich
und angenehm ist. 1989 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen.
1
LOWENSTEIN, Tom, Buddhismus, Taschen, 1997, S.128
Cf. Tibetischer Buddhismus im Exil.
3
http://www.tibet-info.net/www/Le-combat-non-violent-du-peuple.html, 17.06.13: « Philosophe et homme
2
politique avisé, il propose la voie de la réconciliation pour que règne une vraie paix. »
17
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Tibetischer Buddhismus im Exil: 1951 sind die chinesischen Truppen in Tibet einmarschiert. Am Anfang wollten sie die
Religionsfreiheit nicht beschneiden, aber die Kommunisten waren gegen viele buddhistische
Bräuche, und viele Tibeter haben die chinesische Herrschaft abgelehnt. So wurden mehrere
tausend Mönche getötet oder eingesperrt und der Buddhismus verboten. 1959 ist der 14.
Dalai Lama ins Exil nach Indien geflohen, ungefähr 100000 Tibeter haben sich ihm
angeschlossen. Die Zurückgebliebenen haben schwere Repressalien erleiden müssen.
Während der Kulturrevolution der 60er Jahre wurde die Situation noch schlimmer.
Heutzutage leben der Dalai Lama und viele buddhistische Mönche in Indien in Dharamsala,
wo sie eine Exilregierung eingerichtet haben. Seit 1980 räumen die Chinesen den Tibetern
grösseren religiösen Freiraum ein, aber der Dalai Lama darf bis heute nicht nach Tibet
zurückkehren. Er kämpft 20 Jahren darum, eine reale Autonomie für Tibet zu erreichen, aber
die Zukunft des Buddhismus ist ungewiss.
Religion oder Philosophie?
Es wird oftmals die Frage gestellt, ob der Buddhismus eine Religion oder eine Philosophie ist.
Es gibt mehrere Debatten darüber, aber keine einheitlichen Antworten.
Die christliche Religion stützt sich in Anlehnung an die jüdische Religion auf den Glauben an
einen Gott, der die Welt und die Menschen erschaffen hat. In den meisten anderen Religionen
ist diese Glaubensvorstellung ähnlich vorhanden. Um erlöst zu werden, muss man den
Anweisungen der jeweiligen Religion folgen und die göttlichen Gebote einhalten (z.B. die 10
Gebote). Im Gegensatz dazu lässt der Dharma den Mensch allein verantwortlich sein für die
Art seines Lebens und für seine Erlösung. Der Buddhismus hat aber Statuen, Tempel, Riten,
Handlungen von Frömmigkeit, die der Religion eigen sind. Man kann auch über den Glauben
sprechen, der im Buddhismus vorhanden ist, aber im Sinn eines Vertrauens auf Buddhas
Lehre; man betet nicht zu Buddha, dass er uns hilft. Er ist nur ein Vorbild. Es gibt
Zeremonien zu Buddhas Ehren, aber sie sind eine Gedenkfeier, eine Ehrenbezeugung und
haben nicht als Ziel, seine Gunst zu erhalten. Das sind die Unterschiede zwischen der
Religion, wie man sie im Westen versteht, und dem Buddhismus.
Die Philosophie stützt sich auf die Intelligenz und die Vernunft, um die Welt und den
Menschen zu verstehen. Heutzutage ist die Philosophie im Westen eine theoretische Rede
(Anschauung) über die Welt, die nicht bedeutet, dass man seine Art von Leben ändern muss,
während in der Antike die Philosophie praktisch war. Der Dharma ähnelt den antiken
Philosophien, da er zu einer neuen Art des Lebens verleitet. Aber er stützt sich nicht nur auf
die Intelligenz und die Vernunft, sondern auch auf die Praxis der Meditation, die sich an die
direkte Erfahrung wendet.
So sehen wir, dass der Buddhismus den Definitionen der Religion und der Philosophie nicht
wirklich entspricht. Was ist er dann? Eine Moral? Eine Wissenschaft? Eine Lehre des
Geistes? Alle diese Begriffe unterstehen Definitionen, die im Wandel der Zeiten je nach der
Geschichte des Westens eingeführt wurden, aber keine entspricht genau dem Buddhismus.
Man kann den Buddhismus sowohl als Religion als auch als Philosophie betrachten…
18
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Der Buddhismus im Westen
Der Beginn eines richtigen Interesses: 60er Jahre
Bis vor ungefähr 100 Jahren war der Buddhismus nur wenigen Menschen in der westlichen
Welt bekannt. Erst nach den 60er Jahren ist er in Europa bekannter geworden und hat immer
mehr westliche Anhänger gefunden. Ich werde jetzt die wichtigsten Phasen der Begegnung
zwischen dem Buddhismus und dem Westen kurz erklären und dann die kulturelle und
geistige Revolution der 60er Jahre, in denen ein richtiges Interesse für den Buddhismus
entstanden ist, darlegen.
Schon seit dem Mittelalter beschrieben die Missionare und die europäischen Reisenden den
Glauben und die Gepflogenheiten der Völker, denen sie in der Mongolei, in China, Japan und
Siam begegnet sind. Ein Jesuit, Vater Pons, entdeckte 1740, dass alle diese religiösen
Gepflogenheiten nur verschiedene Facetten einer einzigen Religion waren. So begann eine
grosse Analyse dieser Religion, indem man Texte ins Sanskrit und Tibetische übersetzte. Der
erste Wissenschaftler, der eine komplette und gute Beschreibung dieser bisher unbekannten
Religion gab, war Eugène Burnouf. 1844 veröffentlichte er ein Buch bestehend aus 600
Seiten, das „Einführung in den indianischen Buddhismus“ hiess. Er übersetzte auch das
„Lotos-Sutra“, das 1852 veröffentlicht wurde. Danach wurden während des ganzen 19. Jh.
von mehreren bekannten Linguisten und Wissenschaftlern ernsthafte Forschungsarbeiten
geleitet. 1881 gründete T. W. Rhy Davids die „Pali Text Society“, die Texte des Theravada
sammelte und übersetzte, sodass diese für die Europäer zugänglicher wurden. Diese neue
Religion erschien unvermittelt in einer Zeit, wo die wissenschaftlichen Entdeckungen immer
zahlreicher und schneller wurden. Mehrere Philosophen benutzten sie, um ihre Gedankenwelt
darzulegen. Arthur Schopenhauer war einer von ihnen und hat eine entscheidende Rolle in der
Aufnahme des Buddhismus in Europa gespielt. Die Philosophie von Schopenhauer war sehr
nihilistisch und so wurde auch der Buddhismus in diese Richtung gesehen, obwohl es völlig
falsch ist. Für Schopenhauer ist die Leere negativ während sie positiv für den Buddhismus
ist1. Die Europäer hatten aber noch keine Ahnung vom Buddhismus – da er im Westen noch
fast nicht verbreitet war – und so wurde er am Ende des 19. Jh. von einem grossen Teil der
Europäer mit Begriffen vom „buddhistischen Pessimismus“ und der „Lehre des Nichts“
betitelt. Ab 1875 wurde von der „Theosophischen Gesellschaft“ eine neue Vorstellung des
Buddhismus, die sich an das Träumen, die Fantasie, das Herz, die Emotion wendet,
eingeleitet. Diese Institution wurde in New-York von den Amerikanern Oberst Henry Steel
Olcott und Helena Blavatsky gegründet und stützte ihre Philosophie auf alten Traditionen des
Hinduismus und Buddhismus. Olcott und Blavatsky waren die ersten Buddhisten des
Westens, da sie während einer Reise nach Sri Lanka 1880 „Zuflucht in der drei Juwelen“2
genommen haben. Während des 20. Jh. reisen einige Europäer nach Asien, nahmen Zuflucht
und gründeten laizistische buddhistische Vereinigungen in Europa, vor allem in Deutschland
und Grossbritannien. So wurde der Buddhismus immer bekannter, aber nur bei einem kleinen
Teil der Bevölkerung.
Während der 60er Jahren explodierte plötzlich dieses bisherige Randinteresse am Buddhismus
in eine kulturelle und geistige Bewegung, die mehrere tausende Menschen betraf und die dem
1
2
Cf. Wichtige Begriffe: Die Leere
Cf. Die drei Juwelen
19
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Buddhismus, wie man ihn heute im Westen kennt, den Weg ebnete. Mehrere Faktoren
erklären diese Situation: in den 60er Jahren gab es eine allgemeine Krise in der westlichen
Gesellschaft, insbesondere die Krise des american way of life in den USA oder die Krise der
„bürgerlichen Gesellschaft“ – mit den studentischen Revolten im Mai 68 – in Frankreich.
Man nennt diese Krise die „Gegenkultur“ und sie ist geprägt von der Hippiekultur, dem
Feminismus, der sexuellen Revolution, dem „Underground“, den artistischen Bewegungen,
usw.. Die Jugendlichen überdenken bestimmte Werte der Modernität (Ehrenhaftigkeit je nach
der gesellschaftlichen Stellung, Utilitarismus, Ausbeutung der Natur) und verleugnen die
Kirche, die als bürokratisch und hohl angesehen wurde. Diese neue Generation war auf der
Suche nach einem unmittelbaren und emotionellen Kontakt mit einem „geistigen Lehrer“. So
wendete sich die Gegenkultur dem Osten zu und übernahm seine geistigen Werte von innerer
Erfahrung und Selbstverwirklichung. Mehrere junge Hippies reisten nach Asien und nahmen
mit Begeisterung die buddhistische Tradition an. Diese fruchtbaren Begegnungen führten
schnell zur Aufforderung Theravada Mönche, Zen-Lehrer und tibetische Lamas, in den
Westen zu kommen, um buddhistische Zentren zu gründen. Seit Anfang der 70er Jahre ist die
Präsenz des Buddhismus in Europa immer grösser geworden. Zum Beispiel hat sich die
buddhistische Gemeinde in Frankreich zwischen 1976 und 1997 verdreifacht. Es gibt
heutzutage „buddhistische Verbände“ in fast allen europäischen Ländern.
Der Mythos Tibets
Der tibetische Buddhismus und die Geschichte Tibets haben beim Interesse am Buddhismus
in Westen massgeblich mitgewirkt. Im Laufe der Zeit wurde Tibet immer als zauberhaft und
geheimnisvoll gesehen. Im Mittelalter war Asien für die Europäer eine terra incognita, die
zum Träumen Anlass gab und viele Geheimnisse barg. Da Tibet eine fast unerreichbare
Berggegend war, träumte man von einer aussergewöhnlichen Welt. Schon in dieser Epoche
entstand der Mythos eines zauberkräftigen Tibets. Vier Elementen kamen immer in den
Erzählungen der ersten europäischen Reisenden vor: die Tibeter hatten einen rituellen
Kannibalismus; sie hatten einen unerschöpflichen Reichtum und Gold in Fülle; sie hatten
totale sexuelle Freiheit und die Frauen waren sehr frei; sie hatten Kenntnisse über
Übernatürliches. Diese vier Aspekte beeinflussten während Jahrhunderten das Bild Tibets.
Danach wurde den Europäer von den Chinesen die Anreise nach Tibet verboten. Während des
19. Jh. konnte kein Europäer nach Lhasa, der Hauptstadt, auch die „verbotene Stadt“ genannt,
gelangen. Tibet wurde das Symbol einer unmöglichen Aufgabe und niemand wusste, wie
Lhasa aussah. So kursierten mehrere Geschichten über diese Stadt und Tibet sprach die
Europäer unwiderstehlich an. 1924 konnte Alexandra David-Néel heimlich in Tibet
eindringen. Ihr Reisebuch wurde 1927 in ganz Europa veröffentlicht und war ein
Riesenerfolg, das zeigte, wie stark die westliche Welt von Tibet fasziniert war. Als sie 1925
zurück nach Europa kehrte, wurde sie als eine der besten Spezialisten für den tibetischen
Buddhismus geschätzt. Sie schrieb mehrere Bücher darüber. Seit der Mitte des 19. Jh.
interessierten sich die Europäer für die Esoterik. Die Bücher von Alexandra David-Néel
begeisterten sie, da sie mehrere übernatürliche Phänomene beschrieben. So war der tibetische
Buddhismus in vielen Köpfen die Antwort auf diese Suche nach dem Wunderbaren.
Alexandra David-Néel sagte: „Wie erklärt sich diese magnetische Anziehungskraft Tibets?
Die Menschen, die gezwungen sind, ihre beliebten Hirngespinste aufzugeben, die unvereinbar
mit ihrer prosaischen Umgebung und versuchen diese in eine Umgebung zu integrieren, die in
20
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
stärkerer Übereinstimmung ist […] Tibet bietet ihnen eine hervorragende Gelegenheit. Er
reicht alle Aspekte der wunderbaren Länder, die im Märchen geschildert werden.“1 Diese
Ansicht von Tibet und diese Idee, dass die tibetischen Lamas Zauberer waren, blieben, bis die
ersten Lamas nach Europa gingen.
Als 1959 der Dalai-Lama ins Exil nach Dharamsala ging, öffnete sich Tibet, das bisher für
Aussenstehende versperrt war, der Welt und die tibetischen Lamas waren nunmehr
zugänglich. Das ist die Epoche der Gegenkultur im Westen, die 60er Jahre, und „der Weg des
Himalayas“ wurde die unvermeidliche Pilgerfahrt für diese Jugendlichen, die einen
„authentischen geistigen Lehrer“ suchten. So ging dieser Mythos Tibets weiter und nahm eine
andere Bedeutung an. Ein junger Mann, Arnaud Desjardin beschloss, einen Film über den
tibetischen Buddhismus zu drehen. Er reiste 1964 nach Tibet und erreichte beim Dalai Lama,
dass er geheime Feiern filmen durfte, um dem Westen die Fülle und Tiefe des tibetischen
Tantrismus nahezubringen. Seine Filme, die sehr ätherisch und authentisch sind, begeisterten
die Europäer und führten zu einer neuen Sicht Tibets. Die Presse war begeistert und die
französische Zeitung L’Express schrieb: „Die Tibeter brauchen kein Beruhigungsmittel: ihre
Religion versichert ihnen Frieden und Glück“. Matthieu Ricard, ein ehemaliger Forscher –
jetzt buddhistischer Mönch – erzählte, wie sein Wunsch, sich mit den tibetischen Lamas zu
treffen, nachdem er diese Filme gesehen hat, entstanden ist: „Ich hatte den Eindruck, dass ich
Menschen sah, die dem Bild entsprachen, das sie lehrten… Sie sahen so bemerkenswert aus.
Ich kann nicht genau verstehen warum,[…] aber sie entsprachen genau dem Ideal des
Heiligen, dem vollkommenen Wesen, dem Weisen, eine Kategorie von Menschen, die man
nicht mehr im Westen finden konnte. Das war das Bild, das ich […] von grossen Weisen der
Antike hatte, das unbeachtet für mich blieb. […] Und plötzlich tauchten Wesen, die das
lebendige Beispiel der Wesenheit zu sein
schienen, auf“2. Die Filme von Arnaud
Desjardin deckten der Welt den echten
Der Potala-Palast war der ehemalige Palast
des Dalai
Lama der
und Tibeter auf und
„geistigen
Schatz“
überragt die Stadt von Lhasa.
verstärkten noch mehr den Mythos Tibets. Wie
Quelle :
Matthieu Ricard sagte, waren die tibetischen
http://www.shfareast.com/journeys_info.asp?classid=416&id=43
Weisen für die Europäer die lebendige Reflexion
der Vollkommenheit und sprachen immer mehr
Leute an. So war dieser Mythos Tibets, der sich
durch die Jahrhunderte nicht viel verändert hatte,
im Westen ein Grund des Interesses am
Buddhismus.
1
Alexandra David-Néel, Mystiques et magiciens du Tibet, op. cit., S. 9 : « Comment expliquer ce pouvoir
magnétique du Tibet ? Les hommes contraints d’abandonner des chimères chéries, incompatibles avec le milieu prosaïque où
ils se meuvent, sont empressés à les transporter en des régions idéales mieux en harmonies avec elles. [..] Le Tibet offre cette
occasion. Il présente tous les caractères des terres merveilleuses dépeintes dans les contes. »
2
Matthieu Ricard : Le moine et le philosophe : le bouddhisme aujourd’hui, NiL Editions, S.22 : « J’avais
l’impression de voir des êtres qui étaient l’image même de ce qu’ils enseignaient… Ils avaient l’air si remarquables. Je
n’arrivais pas à saisir explicitement pourquoi, […] mais ils correspondaient à l’idéal du saint , de l’être parfait, du sage, une
catégorie d’être qu’apparemment on ne trouvait plus guère en Occident c’est l’image que je me faisais […] des grands sages
de l’Antiquité. Une image qui était devenue pour moi lettre morte […]. Tandis que, brusquement, surgissaient des êtres qui
semblaient être l’exemple vivant de la sagesse. »
21
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Weisheit, Wissenschaft und Politik
Momentan gibt es eine Generalkrise in der modernen Welt. Die westliche Gesellschaft wird
immer materialistischer und verliert die Morallehre und die geistige Realisierung aus den
Augen.
Die Wissenschaft wurde während dieses letzten Jahrhunderts unglaublich entwickelt und ist
der grosse Erfolg des Westens. Aber sie fördert nicht die persönliche Suche nach dem Glück
und das ist der grosse Misserfolg des Westens; seine Philosophie, seine Suche nach einem
Sinn im Leben, ist fast inexistent. Bis zum 17. Jh. hatte die westliche Philosophie einen
Doppelsinn: ein wissenschaftliches Ziel und das Gewinnen der Weisheit bzw. des Glücks.
Aber nach Spinoza hat sie ihr Streben nach Weisheit verloren und ihr wissenschaftliches Ziel
wurde von der Wissenschaft verdrängt. So ist die Philosophie fast verschwunden und die
Politik hat ihre Aufgabe von Weisheit übernommen. Die Weisheit wurde in politische Gebiete
eingeführt und das Gewinnen des Glücks wurde die Kunst, eine gerechte Gesellschaft – wobei
das Glück durch die gemeinsame Gerechtigkeit erreicht wird – zu organisieren. Dieses
Gewinnen des Guten, der Gerechtigkeit und des Glücks ist die gesellschaftliche, kulturelle
und politische Revolution, die mit der französischen Revolution beginnt. Im 19. Jh. ist die
ganze Philosophie im politischen System verkörpert und es ist das Zeitalter der grossen
Utopien, die die Gesellschaft völlig neu schaffen wollen. Die Wichtigsten sind der
Sozialismus und der Marxismus. Die Morallehre setzt sich für diese Utopien ein, aber ist nicht
mehr persönlich. Die revolutionäre Handlung ersetzt die Philosophie und die Religion. Aber
diese grossen Utopien scheitern alle im absoluten Bösen, weil die Führungsspitze aus ihnen
ein Instrument von Unterdrückung und Ausbeutung macht. So werden diese politischen und
utopischen Systeme in Misskredit gebracht und diese soziale Reform, die die moralische
Reform ersetzen sollte, führt nun nur zum Desaster. Die Ex-UdSSR ist das grösste Beispiel
des Misserfolgs dieser Utopien. Cuba ist auch ein gutes Beispiel, da es sozialistisch ist. Nun
ist diese Insel sehr arm und hat fast keine Freiheit. So sieht man, dass dieses politisches
System nicht läuft.
Die Utopien werden entkräftet und die Religion spielt seit langem nicht mehr ihre Rolle des
moralischen Ratgebers. Der Westen hat nur noch die Wissenschaft als Stärke, aber sie neigt
dazu, in der Komplexität der Phänomene zu versinken und zu einem horizontalen Zerstreuen
der Kenntnisse zu führen. Sie geht immer tiefer, aber vergisst die Weisheit und die geistige
Erfüllung; der Mensch wird wie ein Roboter, der keinen Sinn in seinem Leben hat.
Ausserdem nimmt der wichtigste Teil der Bevölkerung nicht von innen an dem
wissenschaftlichen Denken teil. Man zieht aus den Fortschritten der Wissenschaft Nutzen,
aber man weiss nicht, wie es wirklich funktioniert. Man folgt blind diesem „Goldrausch“ der
Wissenschaft, aber man fragt sich nicht, wozu es nötig ist, immer mehr Entdeckungen zu
machen. Es macht uns eher unglücklicher als glücklich.
Die Folge der westlichen Entwicklung während dieser letzten Jahre ist folgende: Die Politik
und ihre Utopie sind ein Misserfolg, die Religion existiert fast nicht mehr und die
Wissenschaft drängt die Weisheit in den Hintergrund und verwandelt den Mensch in eine
Maschine. Das Ergebnis ist, dass die westliche Gesellschaft vor einem geistigen Tief steht und
den Sinn des Lebens vergisst. Die Menschen sind egoistisch und egozentrisch geworden und
wenn ihr eigenes Wohlbefinden nicht betroffen ist, fühlen sie sich nicht zuständig. Man hat
sich auf sich selbst zurückgezogen und uns fehlt Altruismus. Die grösste Plage des Westens
ist dieser Gegensatz, diese Widersprüchlichkeit zwischen den intellektuellen oder
künstlerischen Meisterleistungen einer Person und ihrer moralischen Armut. Das ist der
22
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Ausdruck des Abgrundes, den das Verlassen der Philosophie gebracht hat. Das führt zum
Unglück und dieser Generalkrise der modernen Welt. Dieses Tief kann mit bescheidenen
Philosophien, die für ein besseres Leben beraten, gefüllt werden. Der Buddhismus und seine
Lehre sind ein Beispiel davon. Das erklärt seine Verbreitung in Europa, zumal er keine aktive
Propaganda betreibt. Er entspricht also genau den Erwartungen der westlichen Gesellschaft,
die sich in ihrem Ideal verirrt hat.
Die Meditation
Seit einigen Jahren gibt es im Westen ein Phänomen von Religion „à la carte“. Das heisst,
dass die Europäer keinen persönlichen Gott mehr wollen, der fordert, kommandiert und
verbietet. Sie wollen ihre Erfahrungen selbst machen. Sie glauben nicht mehr an Gott. Ein
allgemeiner Lebensüberdruss – die Krise der modernen Welt – verbreitet sich in Europa. Um
ihrem Leben einen Sinn zu geben, nehmen sie alles auf, was ihnen an anderen Religionen
gefällt, und schaffen sich eine persönliche Religion. Der Buddhismus, insbesondere die
Meditation begeistert sie neuerdings stark, da er ermöglicht, Abstand vom Alltagsleben zu
gewinnen und einen „inneren“ Frieden zu erreichen.
Die Meditation ist der Mittelpunkt des Buddhismus. Das Prinzip der Meditation ist relativ
einfach: der Hauptfeind des Menschen ist der Wunsch, zu schaden. Durch die Meditation lernt
man, seine Gedanken zu befreien und ihre Leere zu beobachten. Man muss versuchen, dass
die Gedanken den Geist nicht irrtümlich „an die Kette legen“. Um das zu machen, muss man
die Gedanken, sobald sie kommen, in dem Raum des Geistes schwinden. Der Geist ist wie ein
Hund, dem man ein Stöckchen wirft. Er rennt nach dem Stöckchen und lässt sich zu einer
unendlichen Kette von Reaktion hinreissen. Aber wenn man den Geist trainiert, wird er wie
ein Löwe: Wenn man ihm ein Stöckchen hinwirft, wendet er sich dem Werfer zu und springt
an ihm hoch. So findet er die Quelle selbst und kann etwas wirklich verändern. Der Körper
macht nur, was der Gedanke ihm befiehlt und es ist wichtig, seinen Geist kontrollieren zu
können. Die Meditation bringt auch eine Aufgeschlossenheit, die einen weiten und heiteren
Geist schafft. Der Geist wird durch die Meditation wie ein See, der vorher ein Glas Wasser
war.
Mehrere Leute interessieren sich für die Meditation, weil sie immer in die Falle der Sorgen
der Welt gehen und lernen wollen, Abstand davon zu gewinnen. Diese Sorge der Welt – Geld,
Ruhm, Vergnügen, Eifersucht – sind typische Werte, die im Westen wichtig sind, aber die die
Lebensfreude zerstören. Sie konzentrieren die Leute auf die Aufwertung des „Ich“ und
bringen sie dazu, dass man einzigartig sein möchte und dass man egozentrisch wird, was der
Ursprung des Leidens ist. Ein grosser Unterschied existiert zwischen Osten und Westen: die
westliche Welt wird durch die Verehrung des „Ich“ und durch das Handeln bestimmt; die
buddhistische Welt wird durch das Verlassen des „Ich“ und durch das Nachdenken bestimmt.
Seit einigen Jahren stellen viele Europäer ihr gesellschaftliches System in Frage und lehnen
diese Gesellschaft, die immer zu schnell ist, ab. Sie ziehen sich in die Meditation zurück und
lernen das Verlassen des „Ich“. Wenn man aufhört, das „Ich“ zu schützen, eignet man sich
eine tiefere und grössere Ansicht der Welt an. Eigentlich brauchen die Menschen im Westen
Leitsätze, die die westliche Philosophie seit langem nicht mehr gibt. Sie wollen wissen, wie
sie leben sollen, wie sie ihre Existenz führen müssen, aber haben keine richtige Antwort. So
blicken viele auf den Buddhismus bzw. die Meditation. Sie wollen die Leiter der Werte
wiederherstellen und das Hauptgewicht auf das „innere“ Glück legen. Die Meditation ist das
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Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
beste Mittel, um Frieden mit sich selbst zu finden. Sie ermöglicht, sich von der
oberflächlichen Welt zu entfernen, und eine bessere Art des Lebens zu erreichen. So
verformen viele Europäer teilweise den Buddhismus, da sie sich fast nur für die Meditation
interessieren und die Religion in ihrer Gesamtheit nicht kennen. Sie wollen nur eine andere
Ansicht der Welt durch die Meditation bekommen, um ein besseres Leben zu führen. Der
Buddhismus, im Gegensatz zu den anderen Religionen, bietet im Alltagsleben die Meditation
an. Das lockt die Europäer, die sich als Eremit nicht zurückziehen müssen.
Die Gewaltfreiheit
Ein anderer Aspekt des Buddhismus, der die Europäer lockt, ist sein Verständnis von
Mitgefühl und Gewaltfreiheit. Für dieses Phänomen von Religion „à la carte“ interessieren
sich die Menschen oftmals, dank seines Rufs, eine Religion des Friedens zu sein. Der
gegenwärtige Rückgang in den westlichen Religionen hat seinen Grund teilweise dem
Widerspruch zwischen dem, was sie anpreisen – Nächstenliebe, Respekt –, und ihrer
Intoleranz und ihren Religionskriege zu verdanken. Jede Religion denkt, dass es einen
einzigen wahren Gott gibt, und dass sie diejenigen, die nicht an ihren Gott glauben, vernichten
darf. Nun denkt der Buddhismus nicht so und hat nie einen Krieg in seinem Namen geführt.
Die Gewaltfreiheit hat zwei Bedeutungen: die Enthaltung von jeglicher Gewalt und den
Verzicht auf Gewalt als politisches Mittel. Das heisst nicht, dass man passiv ist, nur dass das
Ziel ist, die Gewalt zu vermeiden.
Für den Buddhismus sind unsere Handlungen die Folge unserer Gedanken. Wenn man unsere
Wörter und Handlungen kontrollieren könnte, würden mehrere Konflikte zwischen den
Menschen gelöst werden. So versucht der Buddhismus den Geist durch die Meditation und
das Mitgefühl zu beeinflussen. Die Tibeter, die als ein friedliches Volk, das eine
wohlwollende Haltung gegenüber allen Lebewesens hat, geschätzt werden, sind das Beispiel,
dass es andere Wege als den Krieg gibt, um Konflikte zu lösen: diese anderen Wege – die
Bändigung des Geistes unter anderem – haben eine sichtbare Auswirkung auf
gesellschaftlicher und nationaler Ebene gehabt. Das ist die praktische Folge ihrer Sichtweise
und ihrer bestimmten Auffassung von Existenz. Auch im Kampf gegen die chinesische
Besetzung haben die Tibeter den Weg der Gewaltfreiheit gewählt. Das bedeutet nicht, dass sie
untätig und schicksalsergeben sind, aber dass sie auf eine authentischere und durchdachtere
Art als das Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ kämpfen. „Der Kampf des tibetischen
Volks ist der Kampf der Wahrheit gegen die Lüge, der Gewaltfreiheit gegen die Gewalt, der
Demokratie gegen ein autoritäres Regime, der Gerechtigkeit gegen die Ungerechtigkeit und
der Freiheit gegen den Freiheitszug“1. Dieses Beispiel von einem Volk, das dank des
Buddhismus friedlich geworden ist, zeigt, dass diese Religion dem Frieden in der Welt dienen
könnte. Wenn jedes Individuum friedliebend – durch seine geistige Entfaltung und sein
Mitgefühl – wird, dann wird die Gesellschaft friedliebend, da sie die Summe aller Individuen
ist. Wenn man buddhistisch ist, kann man nicht begreifen, wie man einem anderen schaden
kann. So kann eine mehrheitliche buddhistische Gesellschaft keinen Krieg führen. Das ist es,
was diejenige, die von dem westlichen System und seiner individualistischen und
industriellen Politik enttäuscht sind, interessiert. Allerdings, wenn man das letzte Jahrhundert
1
http://www.tibet-info.net/www/Le-combat-non-violent-du-peuple.html, 17.06.13 : « Le combat du peuple
tibétain est celui de la vérité contre le mensonge, de la non-violence contre la violence, de la démocratie contre un régime
autoritaire, de la justice contre l’injustice et de la liberté contre la privation de liberté. »
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Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
und die täglichen Nachrichten betrachtet, sieht man, dass unsere Welt immer zur
Gewalttätigkeit neigt. Die Gewalt ist zivil und nicht nur militärisch, ländlich und nicht nur
städtisch, ethnisch und nicht nur national, unnötig und nicht nur notgedrungen geworden. Sie
ist auch heutzutage immer mehr verbreitet, vermittelt durch die Medien und es gelingt den
Gesetzen nicht mehr, sie zu verhindern.
Ausserdem nimmt das Geld in unserer Gesellschaft so viel Platz ein, dass die Führungsspitzen
bereit sind, alles zu machen, um immer mehr Geld zu bekommen, auch wenn es unmoralisch
ist. Matthieu Ricard erklärt dieses moralische Problem mit dem Beispiel vom Verkauf von
Waffen: „Es ist skandalös, dass westliche Länder, die behaupten, „zivilisiert“ zu sein, die
behaupten, dass sie den Frieden in der Welt begründen, Todesinstrumente für Handelsgründe
verkaufen.“1 So lange, dass die Wirtschaft gut läuft, drückt man bei der Situation der Welt
beide Augen zu. Das ist auch der Fall hinsichtlich der Natur, die zerstören wird – wie zum
Beispiel der Amazonas-Regenwald –, um unseren Interessen zu dienen. Es zählt allein die
unmittelbare Produktivität für den Mensch, auf Kosten anderer Menschen, der Natur oder der
Erde. Das steht völlig im Gegensatz zum Mitgefühl und der Gewaltfreiheit.
Für den Buddhismus ist die Vollkommenheit inhärent allen, aber man hat unsere
ursprüngliche Natur vergessen, was die Ichbezogenheit und die Entstehung der negativen
Emotionen zur Folge hat. Alle Konflikte in der Welt kommen aus der Idee, dass „man mir
schadet“ – die Ichbezogenheit –, und aus der Feindseligkeit – den negativen Emotionen – aber
man kann sie vermeiden, wenn man an unserem Geist arbeitet. So lockt der Buddhismus
dank seiner Gewaltfreiheit und der Hoffnung, dass er eine bessere Welt schaffen kann, wenn
jeder lernt, seinen Geist zu zügeln. Er bietet Werte wie das Mitgefühl und den Altruismus, die
man in unserer Gesellschaft vergisst.
Der Tod
Der Tod ist der letzte wichtige Aspekt, der den Menschen im Buddhismus lockt. Im Westen
ist der Tod ein Tabu. Die Menschen haben im Allgemeinen Angst davor und fliehen oft vor
ihm. Im Gegensatz dazu ist der Gedanke des Todes im Buddhismus ständig im Geist des
Kirchgängers, aber hat keine traurige oder morbide Bedeutung. Das ist nur der Verweis, dass
der Tod irgendwann unerwartet eintreten kann und dass man leben muss, wie wenn man im
nächsten Moment sterben könnte. Je nach dem Niveau der geistigen Elevation wandelt sich
die Haltung des Kirchgängers gegenüber dem Tod; der höchste Kirchgänger ist vergnügt vor
dem Tod und hat keine Furcht, weil jede Abhängigkeit verschwunden ist. Der Tod ist für ihn
ein einfacher Übergang. Matthieu Ricard erklärt den Prozess des Todes nach dem
Buddhismus: „Der Stillstand des Atmens wird von mehreren Phasen der Auflösung des
Bewusstseins und des Körpers gefolgt. Dann, wenn die Erscheinungswelt verschwindet, geht
unser Geist in den absoluten Stand – ganz anders als der konditionierte Stand, den man
erkennt, wenn unser Bewusstsein und unser Körper zusammen sind – auf. Im Moment des
Todes verringert sich das Bewusstsein für einen sehr kurzen Augenblick in dem „leuchtenden
Platz der absoluten Ebene“ und taucht wieder auf, um einen intermediären Stand, den bardo,
der zu einer neuen Existenz oder Wiedergeburt führt, zu überqueren. Es gibt Meditationen,
1
Matthieu Ricard : Le moine et le philosophe : le bouddhisme aujourd’hui, NiL éditions, 1997, S.220 : « Il est
inadmissible que des pays occidentaux qui se disent « civilisés », qui prétendent établir la paix dans le monde, vendent des
instruments de mort pour des raisons commerciales. »
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Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
die als Ziel haben, in diesem absoluten Ebenen zu bleiben, […] um die Realisierung der
letzten Natur der Sachen zu erreichen.“1
Es gibt zwei Weisen, den Tod zu sehen: die erste sieht den Tod als ein Vorbeikommen; der
Tod ist eine physische Prüfung, die in eine bessere Welt führt. So muss man sich an einige
Regeln halten, um erlöst zu werden. Die zweite sieht den Tod als ein Ende; er ist
unabwendbar, so soll man ihn nicht fürchten. Diese beiden Weisen sind ein Mittel, um den
Tod akzeptabel zu machen. Im Westen wird der Tod heutzutage weggezaubert und versteckt;
man wendet sich von dem Tod und dem Leiden ab, weil er sich dem Ideal der westlichen
Gesellschaft, ein langes und angenehmes Leben zu führen, in den Weg stellt. Ausserdem
zerstört er, woran man am meistens hängt: sich selbst. Da der Tod ein unüberwindbares
Hindernis ist, arbeitet man darauf hin, dass man ihn vergisst, um ein unechtes, vergängliches
und oberflächliches Glück zu behalten. Aber das ist keine Lösung und verschiebt nur die
Konfrontation mit der Wahrheit. Die Ausrede ist, dass man nicht in ständiger Angst lebt, aber
dadurch geniesst man nicht jeden einzigen Augenblick des Lebens und man lässt das Leben
verschwinden.
Im Gegenteil dazu lehrt der Buddhismus, sich von seiner Abhängigkeit zu befreien und nicht
erst bis zum letzten Augenblick mit der Todesvorbereitung zu warten. Man muss den
Gedanken an den Tod als einen Hinweis darauf benutzen, sich die Vergänglichkeit der
Existenz bewusst zu machen und dem Leben in jeden Augenblick einen Sinn zu geben. Für
den Buddhisten sind der Selbstmord und die Euthanasie der Spiegel des fast totalen
Verschwindens der geistigen Werte. Für den Buddhismus ist der Selbstmord ein Trick, da er
dem Problem nur in einen anderen Stand der Existenz ausweicht.
Die Europäer interessieren sich für den Buddhismus, weil er einen Sinn in ihr Leben bringt
und weil er mit dem Tod konfrontiert. Der Tod ist die grösste Angst des Westens und durch
seine Lehre ermöglicht der Buddhismus, diese Angst zu bezwingen. Wenn man verstanden
hat, dass der Tod irgendwann unerwartet eintreten kann, lernt man, nur den Augenblick zu
leben und so glücklicher zu sein. Die Ansicht des Todes spielt also auch eine grosse Rolle im
Phänomen der Religion „à la carte“.
Der mittlere Weg
Der Buddhismus hat eine Anpassungsfähigkeit, die es ihm ermöglicht, sich überall zu
integrieren. Die einzige unbegrenzte Ambition dieser Religion ist, das Leiden aller Menschen
zu lindern. Sie beschäftigt sich mit grundlegenden Sorgen, die sich auf jedes Lebewesen
beziehen. Sie ist Quelle von Interesse für alle und kann auf jede Lebensart angewandt werden.
So ist der Buddhismus ein gutes Mittel für den Westen, seine Technologie und geistigen
Werte miteinander zu vereinbaren.
1
Matthieu Ricard : Le moine et le philosophe : le bouddhisme aujourd’hui, NiL éditions, 1997, S. 307 : « L’arrêt
du souffle est suivi de plusieurs étapes de dissolution de la conscience et du corps. Puis, lorsque le monde matériel s’évanouit
à nos yeux, notre esprit se fond dans l’état absolu, par opposition à celui du monde conditionné que nous percevons lorsque
notre conscience est associée au corps. Au moment de la mort, la conscience se résorbe pendant un très court instant dans ce
qu’on appelle « l’espace lumineux du plan absolu », puis elle en ressurgit pour traverser un état intermédiaire, ou bardo, qui
conduit à une nouvelle existence, ou renaissance. Il existe des méditations qui visent à demeurer dans cet état absolu, […]
afin d’atteindre à cet instant la réalisation de la nature ultime des choses. »
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Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Der Westen hat eine Kultur des Handelns durch die Veränderung der Welt dank der Kenntnis
ihrer Gesetze. Diese letzten Jahrhunderte haben unzählige technische Entwicklungen
hervorgebracht: die Dampfmaschine, die Elektrizität, das Fernrohr, das Mikroskop, aber auch
die Kernkraft und die Atombombe; Erfindungen, die vor fünf Jahrhunderten unvorstellbar
waren. Aber für den Buddhismus ist die westliche Effizienz „ein wichtiger Beitrag zu
unwichtigen Bedürfnissen“1.
Das Wohlbefinden, das die Verbesserung der
Lebensbedingungen dank des technischen Fortschritts bringt, ist gut, aber dieser Fortschritt
meistert nur nebensächliche Probleme: schneller fahren, weiter sehen, höher fliegen, tiefer
fliegen, usw. Sicherlich bringt dieser Fortschritt auch nicht unwesentliche Aspekte: man hat
eine längere Lebenserwartung, man kann die Krankheiten einfacher lindern und heilen, man
stirbt nicht mehr mit zehn Jahren wegen einer Appendizitis, usw. Aber um diese Sachen zu
geniessen, muss man glücklich sein. Ausserdem haben diese Entwicklungen auch verheerende
Aspekte, wie die Umweltverschmutzung. Der westlichen Zivilisation, die fast nur auf diese
Veränderung der Welt durch den technischen Fortschritt konzentriert ist, fehlt ganz
offensichtlich dieses Wohlbefinden; „diese Lücke erscheint deutlich durch die Verwirrung
mehrerer Menschen, durch die Gewalt, die in den Städten herrscht, durch den Egoismus, der
über die Beziehungen bestimmt, durch die traurige Resignation der Greise, die den Rest ihres
Lebens in Altersheimen allein verbringen, durch die Hoffnungslosigkeit von denen, die
Selbstmord begehen“2.
Der richtige Weg ist oftmals der mittlere Weg: ein langes Leben dank des Fortschrittes der
Medizin zu leben, und dieses Leben dank der geistigen Werte rechtschaffend zu benutzen.
Der Wert der menschlichen Existenz wird unecht, wenn man die grössere Gelegenheit, die der
längeren Lebenserwartung zu verdanken ist, nicht nutzt, um seinem Leben einen Sinn zu
geben. Einerseits verwendet der Westen seit zwei Jahrhunderten seine Zeit und seine
Bemühungen auf die Erfindung von Techniken, um die Urkräfte zu nutzen und zu übertreffen.
Im Gegensatz dazu widmet sich der Buddhismus dem beschaulichen Leben, um das
Funktionieren des Geistes zu verstehen und um einen Weg zu finden, das Leiden zu stillen. So
hat man im Westen Mittel, das „äussere“ Leiden und im Osten bzw. im Buddhismus Mittel,
das „innere“ Leiden zu lindern.
Der westlichen Gesellschaft fehlt Orientierung für die konkreten Probleme der Existenz.
Darum interessiert sie sich für den Buddhismus. So wird er mehr als eine Philosophie, die den
Weg zum Glück zeigt und die der Existenz einen Sinn gibt, als als eine Religion gesehen. Er
gibt die Möglichkeit, einem mittleren Weg zu folgen, da er zu allem passt. Dieser mittlere
Weg wäre dann eine Verbindung zwischen dem Osten und dem Westen, dem Geistigen und
dem Zeitlichen in einer intelligenten und konstruktiven Art unter der Bedingung, dass man
sich ihrer jeweiligen Bedeutung bewusst bleibt.
1
2
Matthieu Ricard : Le moine et le philosophe : le bouddhisme aujourd’hui, NiL éditions, 1997, S.190
Matthieu Ricard : Le moine et le philosophe : le bouddhisme aujourd’hui, NiL éditions, 1997, S,192 : « Ce
manque apparait clairement dans le désarroi où tant d’esprits sont plongés, dans la violence qui règne dans les villes, dans
l’égoïsme qui régit tant de rapports humains, dans la triste résignation des vieillards qui finissent seuls leur vie dans des
maisons de retraite, dans le désespoir de ceux qui se suicident. »
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Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
Nachwort
In meiner ganzen Arbeit habe ich versucht, eine Gesamtansicht des Buddhismus und des
Buddhismus im Westen zu geben, um dann auf meine Problemstellung zu antworten:
Warum hat der Buddhismus immer mehr Erfolg in der westlichen
Welt? Bedeutet es, dass es ein Problem in der westlichen
Gesellschaft gibt? Was treibt die Europäer immer mehr zur Abkehr
von ihrer Religion und zur Hinwendung zum Buddhismus?
Seit dem letzten Jahrhundert hat ein allgemeiner Mangel an spiritueller Investition im Westen
stattgefunden. Von jeher gab es drei Arten von Antworten auf die Frage: „Warum lebe ich?“.
Die erste war die Religion und das ewige Leben nach dem Tod. Die zweite war die
Wissenschaft und ihre technischen Fortschritte. Die dritte war die sozialen Utopien und ihre
Ideen von Gleichheit. Man glaubt aber insgesamt weniger an Gott, man erkennt, dass die
Wissenschaft negative Auswirkungen – Umweltverschmutzung, Bio- und C-Waffen,
Zerstörung der Erde – hat, und die sozialen Utopien haben sich zerschlagen. So wird während
dieser letzten Jahre die westliche Gesellschaft mit einer Lücke konfrontiert und die Menschen
können ihrem Leben manchmal keinen Sinn mehr geben. Da der Buddhismus sich mit den
grundlegenden Mechanismen des Glücks und des Leidens, die sich auf jedes Lebenswesen
beziehen, befasst, hat er immer mehr Erfolg im Westen. Er füllt diese Lücke, die die
Desertion der westlichen Philosophie geschafft hat, auf. Ausserdem spielen der Mythos und
die Geschichte Tibets auch eine grosse Rolle beim Interesse am Buddhismus; Tibet hat immer
ein faszinierendes Bild vermittelt und der im Exil lebende Dalai Lama als Nobelpreisträger
haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Dieser Reiz am Buddhismus zeigt deutlich, dass es ein Problem in der westlichen Gesellschaft
gibt. Das ist diese Krise der modernen Welt, die nach dem Scheitern der Utopien entstanden
ist. Sie ist die direkte Ursache des Mangels eines geistigen Engagements im Westen. Die
Gesellschaft ist individualistisch geworden und die Menschen nehmen sich nicht mehr die
Zeit, das Leben zu geniessen. Ein Unbehagen, das man im Allgemeinen nicht im Ostasien
findet, herrscht im Westen, wo es immer mehr Gewalt, Egoismus, einsame Menschen und
Selbstmorde gibt.
Mehrere Aspekte des Buddhismus bringen die Europäer dazu, diese Religion anzunehmen:
-
Er bietet ein Engagement im geistigen Leben und macht es wichtig. Man kann seine
Weisheit in seinem Wesen aufnehmen und sie übt auf das Alltagsleben Einfluss aus.
Er bietet allen, religiös oder nicht, eine Ansicht von Toleranz, Aufgeschlossenheit,
Altruismus und stilles Vertrauen. Er fördert den Aufbau eines inneren Friedens und
die Entfaltung des Friedens von anderen.
Er bietet seine Ideen an, aber versucht nicht, sie einzufordern oder die Menschen zu
bekehren. Er teilt seine Erfahrung mit denjenigen, die es sich wünschen.
Er gibt dem Leben einen Sinn, die Hoffnung, dass es keinen Krieg mehr gibt durch
Gewaltfreiheit und den Ausgleich zwischen dem Geistigen und dem Zeitlichen.
Durch diese Arbeit habe ich den Buddhismus wirklich entdeckt und die Tiefe seiner Lehre hat
mich fasziniert. Ich glaube, dass er wichtige Werte vermittelt und dass er die Antwort auf die
gegenwärtigen Probleme der Welt – Kriege, Umweltverschmutzung, Egoismus, usw. – sein
könnte. Vielleicht wird er die morgige Weltreligion sein. Das ist zumindest, was viele
Personen denken. Albert Einstein hat sogar gesagt: „Die Religion der Zukunft wird eine
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Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
kosmische Religion sein. Sie sollte über persönliche Götter erhaben sein und Dogmen sowie
Theologie vermeiden. Um das Natürliche und Spirituelle einzuschließen, sollte sie aus dem
Erfahren aller natürlichen und spirituellen Dinge, als bedeutungsvolle Einheit entstehen. Der
Buddhismus entspricht dieser Beschreibung. Wenn es eine Religion gibt, die moderne
wissenschaftliche Bedürfnisse befriedigen kann, dann ist es der Buddhismus."1 Wird der
Buddhismus eine entscheidende Rolle für die Welt spielen? Vor dem Hintergrund seiner
immer grösseren Zahl von Anhänger, scheint es sehr wahrscheinlich, aber das wird die
Zukunft zeigen…
1
Einstein Albert, Albert Einstein : The Human Side, 1954, Princeton University Press
29
Alexia Chabaud
Maturitätsarbeit, 2013
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Internet
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Wikipédia :
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Véda/Védisme, 27/11/12
Brahmanisme, 28/11/12
Vier Edle Wahrheiten, 15/04/13
Drei Juwelen, 15/04/13
Buddhistischer Kanon, 17/04/13
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Le Message des Tibétains, 1966
Himalaya, terre de sérénité, 1966
MESSONIER, Martin, La vie de Bouddha, ARTE (Dokumentar), 2007
Fotos des Titels
Diese Fotos haben wir während unserer Reise in Thailand aufgenommen.
Links gibt es den Wat Rong Khum, auch „weisser Tempel“ genannt. Durch
die weisse Farbe wirkt der Tempel ungewöhnlich. Diese Farbe wird als
Buddhas Reinheit interpretiert.
In der Mitte gibt es eine Statue von Buddha.
Rechts gibt es einen der unzähligen Tempel, die wir in Thailand gesehen
haben.
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Hiermit versichere ich, dass ich diese Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe angefertigt
habe.
Alexia Chabaud
Berlin, den 17. Juni 2013
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