Industrielle Produktion in Österreich kämpft mit schwerem Kostenrucksack Leitbetriebe erwarten Verschlechterung gegenüber Standorten im Ausland Digitalisierung und Automatisierung werden Standortkonkurrenz weiter verschärfen Schwacher Inlandsmarkt führt zu noch größerem Erfolgsdruck im Export Schwierige Lage, noch zweifelhaftere Zukunftsaussichten: Führende österreichische Unternehmen zeigen sich für die weitere Zukunft Österreichs als Standort für industrielle Produktion überwiegend skeptisch. Vor allem die im Vergleich zu fast allen anderen Ländern deutlich höheren Arbeitskosten (Lohnkosten plus Lohnnebenkosten) wurden beim Expertengespräch „Produktionsstandort Österreich“ der Leitbetriebe Austria in den Räumlichkeiten des Textilmanagementunternehmens Salesianer Miettex als Bedrohung für die langfristige Konkurrenzfähigkeit der Produktion im Inland bewertet. Gastgeber Salesianer Miettex-Geschäftsführer Andreas Philipp verwies einleitend auf deutliche Kostenunterschiede: „In unseren österreichischen Betrieben schlagen die Personalkosten mit 61 Cent pro Kilogramm Wäsche zu Buche, in unseren ausländischen Wäschereibetrieben mit nur 21 Cent. Trotzdem stehen wir auch im Sinne der Kundennähe voll zum Standort Österreich, was wir mit unseren 13 Betrieben im Inland unter Beweis stellen.“ Der Unternehmer, Berater und Ex-Politiker Herbert Paierl betonte, dass der Kostenrucksack, mit dem die heimischen Betriebe zu kämpfen haben, schlicht keine Zusatzbelastung mehr vertage: „Es ist ein Irrglaube, zu meinen, angebliche Kleinigkeiten wie etwa eine Erhöhung der Mehrwertsteuer im Tourismus um drei Prozentpunkte könne man einfach so an die Kunden weitergeben.“ Der Kostenvergleich mit der internationalen Konkurrenz, werde auch deswegen immer wichtiger, weil Impulse ausschließlich vom Export ausgingen, erklärte Gerhard Melcher, Leiter des Bereichs Marketing und Vertrieb von High-Tech-Zerspanungswerkzeugen Boehlerit. „Über den Sommer ist es zu einer markanten Trendwende gekommen und die Nachfrage im September war ausgesprochen schwach. Aber wir brauchen schon das ganze Jahr über ein deutliches Plus im Export, um die Rückgänge am Inlandsmarkt ausgleichen zu können.“ „Was den für die Gesamtwirtschaft so wichtigen österreichischen Leitbetrieben Sorgen macht, sind weniger die aktuellen Kostennachteile des Produktionsstandorts Österreich, sondern der negative Trend“, fasst Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin der Leitbetriebe Austria, das Stimmungsbild zusammen. „Im besten Fall bleiben Steuern und Sozialversicherungskosten gleich, die Belastungen durch die sich weiter aufblähende Bürokratie steigen und von Entlastungen wagt angesichts der budgetären Situation und der Reformunwilligkeit der Politik ohnehin niemand auch nur zu träumen.“ Dabei werde die Standortkonkurrenz im Bereich Produktion auch durch technische Entwicklungen in Zukunft noch schärfer werden. „Von uns befragte Leitbetriebe erwarten durchwegs, dass die Digitalisierung die Steuerung von in andere Staaten ausgelagerte Produktionen leichter machen wird. Umgekehrt bieten neue Automatisierungsmöglichkeiten – Stichwort 3-D-Druck – auch die Chance, Lohnkostennachteile auszugleichen und ausgelagerte Produktionen zurückzuholen. In den kommenden Jahren werden attraktive Standorte daher mehr als bisher neue Produktionen anziehen, und unattraktive noch stärker als bisher produzierende Betriebe verlieren.“ Rintersbacher warnt vor der trügerischen Hoffnung, Schwächen im Bereich der Produktion durch Wachstum anderer Bereiche wie z. B. Dienstleistung ausgleichen zu können: „Die Produktion sichert direkt und indirekt in anderen Sektoren enorm viele Arbeitsplätze, vor allem aber zeigt sich immer deutlicher: Keine Innovation ohne Produktion. Wirtschaftlich umsetzbare, nachhaltige Weiterentwicklungen entstehen in erster Linie dort, wo neue Ideen auch umgesetzt werden.“ Über Leitbetriebe Austria Leitbetriebe Austria ist die Exzellenz-Plattform von durch das Leitbetriebe Institut ausgezeichneten Vorzeigebetrieben der österreichischen Wirtschaft. Mit der Mission „Gemeinsam sind wir Marke“ repräsentieren die Leitbetriebe öffentlichkeitswirksam wertorientierte Ziele wie Innovation, Wachstum, Marktstellung und Mitarbeiterentwicklung. Das Netzwerk ist ein aktives Forum von Entscheidungsträgern zum Austausch auf „Augenhöhe“. www.leitbetriebe.at Pressekontakt Leitbetriebe Austria: M&B PR, Marketing, Publikationen Thomas Brey, Tel.: 01 233 01 23-15; 0676 542 39 09; [email protected]