Warum der Islam eine grundlegende Reformation braucht

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Dringender Aufruf an die Menschheit - Warum der Islam eine grundlegende
Reformation braucht
Ayaan Hirsi Ali
20. März 2015
„Um die Extremisten in ihren Reihen endgültig zu besiegen, müssen die Muslime bei jenen Aspekten
ihrer Traditionen einen Ausstieg finden, welche die Gläubigen zu Unterdrückung und Heiligen Krieg
auffordern. Wenn die Hoffnung auf eine Reformation des Islam stirbt, wird auch die restliche Welt
einen enormen Preis, nicht nur an vergossenem Blut, sondern auch für den Verlust der Freiheit
bezahlen“.
„Die Aussengrenzen des Islams sind blutgetränkt“ schrieb der spätere Politologe Samuel
Huntington im Jahr 1996, und genauso sieht es auch im Inneren aus. 20 Jahre später sieht
sich Huntington mehr denn je bestätigt.
Nach Angaben des Internationalen Instituts für strategische Studien sind:
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mindestens 70% aller Todesfälle auf der ganzen Welt, durch Kriege oder
bewaffneten Auseinandersetzungen mit Muslimen zurückzuführen
im Jahr 2013 fast 12.000 Terroranschläge weltweit geschehen. Der Löwenanteil
geschah in Ländern mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung und wurde von
Muslimen durchgeführt.
die bei weitem meisten Opfer muslimischer Gewalt in dieser Statistik, einschliesslich
Hinrichtungen und Lynchmorde, Muslime selbst.
Nicht die gesamte Gewalt ist explizit religiös motiviert, aber sicher der grösste Teil davon. Ich
glaube es ist ein grosser Fehler, wenn die westlichen Führer für gewöhnlich so tun, als dass
man die Gewalttaten im Namen des Islams, irgendwie von den religiösen Grundsätzen
dieser Ideologie, getrennt betrachten kann. Seit einem Jahrzehnt habe ich eine sehr
eindringliche Botschaft: Der Islam ist keine Religion des Friedens.
Wenn ich diese Behauptung aufstelle, meine ich nicht, dass der islamische Glaube alle
Muslime gewalttätig macht. Das ist definitiv nicht der Fall: es leben viele Millionen friedliche
Muslime auf dieser Welt. Meine Aussagen begründen sich darauf, dass die Aufrufe zur
Gewalt sich ausdrücklich durch die heiligen Texten des Islams herleiten und erklären. Das ist
theologisch sanktionierte Gewalt, welche auch zu zusätzlichen Straftaten aufruft,
einschliesslich, aber nicht beschränkt auf:
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Abfall vom Glauben (Apostasie)
Ehebruch
Gotteslästerung und sogar auf so vage Begriffe wie
Verletzung der Familienehre oder die Verletzung der Ehre des Islams
Es ist nicht nur Al Kaida und der „Islamische Staat“, der dem islamischen Glauben dieses
gewalttätige Gesicht verleiht.
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es wird auch in Pakistan jede kritische Aussage gegenüber dem Propheten oder des
Islams als Gotteslästerung geahndet und mit dem Tode bestraft
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Es sind auch in Saudi-Arabien, wo Kirchen und Synagogen verboten sind,
regelmässig durchgeführte Enthauptungen, legitimierte Formen der Bestrafung
auch im Iran sind Steinigungen akzeptierte Bestrafungen und Homosexuelle werden
für ihr „Verbrechen“ gehängt.
Ich möchte dieses grundlegende Problem so adressieren, dass der Grossteil der sonst
friedlichen und gesetzestreuen Muslime, nicht bereit ist anzuerkennen, geschweige denn zu
verurteilen, dass sie sich einem theologischen Haftbefehl der Intoleranz und Gewalt
unterwerfen, der in ihren religiösen Texten eingebettet ist. Es ist für die Muslime gar nicht
einfach zu behaupten, dass ihre Religion von Extremisten „entführt“ wurde. Die Mörder des
„Islamischen Staates“ und Nigerias „Boko Haram“ berufen sich auf die gleichen Texte, die
jeder andere Muslim für unantastbar hält.
Anstatt den Islam mit faden Klischees und vordergründigen Platitüden aus der
Verantwortung zu entlassen, müssen wir im Westen ernsthaft dazu auffordern, die Substanz
des islamischen Denkens und die daraus resultierende Praxis zu diskutieren. Wir müssen
den Islam auffordern, die Verantwortung für die verbrecherischen Handlungen seiner
fundamentalistischsten Anhänger zu übernehmen, sich zu reformieren und die
Begründungen, die diese Handlungen rechtfertigen, grundsätzlich abzulehnen.
Nachweislich hat der Westen einige Erfahrungen mit dieser Art von Reformprojekten. Genau
dasselbe fand im Juden- und Christentum im Laufe der Jahrhunderte statt, wobei jedoch im
Laufe der Zeit die traditionell heftigsten Passagen aus den heiligen Texten liquidiert wurden
und seitdem der Vergangenheit angehören.
In vielen Passagen der Bibel und des Talmud sind patriarchalische Normen und viele
Geschichten harter menschlicher und göttlicher Vergeltung enthalten. US-Präsident Barack
Obama merkte im vorangegangenen Monat, anlässlich des Nationalen Gebetsfrühstücks,
an:
„Denken Sie an die während der Kreuzzüge und der Inquisition begangenen schrecklichen
Taten im Namen Christi. Bis heute ist Ihr Glaube durch einen langen, sinnvollen
Reformprozess der Aufklärung gegangen. Die grosse Mehrheit der Juden und Christen
fordert mit Recht, religiöse Intoleranz und Gewalt aus religiösen Schriften zu entfernen“.
Es gibt literarische Extreme in beiden Religionen, aber es sind definitiv einzelne Extreme. Im
Islam ist es bedauerlicherweise umgekehrt. Die Reform ist nur eine Randerscheinung.
Jede ernsthafte Diskussion über den Islam muss mit dem Kernglaubensbekenntnis, auf dem
alles andere beruht, beginnen und welches beinhaltet:
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den Koran – er besteht aus den Worten, die dem Propheten Mohammed durch den
Engel Gabriel offenbart wurden
die Hadithe - begleitende Texte und Anweisungen aus dem Leben Mohammeds
Trotz einiger konfessioneller Unterschiede innerhalb der muslimischen Ausrichtungen, sind
sie vereint unter den folgenden auswendig gesprochenen Worten.
„Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt ausser Allah, und Mohammed ist sein Gesandter“
Das ist die „Shahada“, das muslimische Glaubensbekenntnis.
Die „Shahada“ scheint ein Glaubensbekenntnis zu sein, wie jedes andere auch, aber sie ist
in der Tat sowohl eine religiöse, wie auch eine politische Deklaration.
Am Anfang als Mohammed in Mekka von Tür zu Tür ging und versuchte die Götzendiener
davon zu überzeugen, ihre Idole der Anbetung aufzugeben, lud er sie ein zu akzeptieren,
dass es keinen Gott ausser Allah gibt und das er, Mohammed, sein Gesandter war. Als er
innerhalb von 10 Jahren auf diese Weise eine kleine Gruppe von Anhängern um sich
scharte, ging er von Mekka nach Medina. Von diesem Moment an bekam seine Mission eine
politische Dimension.
Wurden die Ungläubigen bislang noch aufgefordert, sich Allah zu unterwerfen, wurden sie
nun, wenn sie sich weigerten, direkt attackiert. Nach der Niederlage hatten sie die
Möglichkeit zu konvertieren oder zu sterben. Juden und Christen konnten nach Entrichtung
einer Sondersteuer, der „Dschizya“, ihren Glauben behalten.
Kein anderes Symbol steht so für die Seele des Islams als die „Shahada“. Heute gibt es aber
auch innerhalb des Islams einen Wettbewerb über die Deutungshoheit an diesem Symbol.
Wem gehört das „Shahada“? Sind es die Muslime, die Mohammeds Jahre in Mekka
hervorheben möchten oder diejenigen, die durch seine Eroberungen während seiner Zeiten
in Medina inspiriert sind? Ich glaube, dass man auf dieser Grundlage sogar drei Gruppen
von Muslimen unterscheiden kann:
Die erste Gruppe ist sehr problematisch:
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es sind dies die Fundamentalisten, die, wenn sie die „Shahada“ interpretieren, die
strengste verbriefte Auslegung anwenden. Sie beurteilen jeder Regelung des Lebens
auf Grundlage der „Sharia“, dem islamischen Recht. Sie treten für einen Islam ein,
der weitgehend und unverändert, gemäss den Massstäben der ursprünglichen
Fassung aus dem siebten Jahrhundert, auszulegen ist. Unter dieser Voraussetzung
wollen sie den Glauben als allgemeingültig jedem aufzwingen. Sie werden auch dazu
aufgerufen, die „Sharia“ als ihre persönliche Pflicht zu betrachten. Ihr Ziel ist es, nicht
nur bedingungslos Mohammeds Dogmen zu gehorchen, sondern auch seinem
kriegerisches Verhalten, nach dem Umzug nach Medina, nachzueifern. Auch wenn
sie sich im Einzelnen nicht gewalttätig verhalten, so zögern sie nicht, es zu dulden.
für Medina – Muslime sind Juden und Christen „Schweine“ und „Affen“
für Medina – Muslime ist das Verbrechen des „Abfall vom Glauben“, der Apostasie
durch die Todesstrafe, der Ehebruch mit dem Tod durch Steinigung und
Homosexualität durch Hängen zu bestrafen.
es sind Medina– Muslime, die Frauen in „Burkas“ zwingen und verprügeln, wenn sie
alleine ihr Haus verlassen oder nicht ordnungsgemäss verschleiert sind.
Die zweite Gruppe und klare Mehrheit der gesamten muslimischen Welt, besteht aus
Muslimen, welche gegenüber dem Kernglaubensbekenntnis loyal sind, andächtig beten, aber
im Grunde nicht geneigt sind glaubensbezogen Gewalt auszuüben. Dies sind die Mekka –
Muslime. Wie gläubige Christen oder Juden, besuchen sie täglich Gottesdienste, halten sich
an weitere religiöse Regeln bezüglich ihren Speisen und ihrer Kleidung. Ich wurde Somalia
als Mekka-Muslima geboren und wuchs entsprechend auf. Ebensolche Muslime leben
zwischen Casablanca und Jakarta.
Die Mekka – Muslime haben jedoch ein Problem:
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ihre religiösen Überzeugungen leben innerhalb unbehaglicher Spannungsfelder,
modern/komplexer wirtschaftlicher, kultureller und politischer Neuerungen, die nicht
nur die westliche Welt umgeformt, sondern durch westlichen Export, auch die
Entwicklungsländer dramatisch verändert haben.
die rationalen, säkulären und individualistischen Werte der Moderne wirken auf
traditionelle, archaische Gesellschaften, welche auf den Werten Geschlecht, Alter
und vererbten Status beruhen, grundsätzlich zerstörend.
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zwischen zwei verschiedenen Welten, einerseits jener ihres Glaubens und
andererseits jener der realen täglichen westlichen Erfahrungen, sind Mekka –
Muslime Gefange. Die Widersprüche ihres islamischen Lebens, bezüglich Werte und
Überzeugungen, bedeuten auf Schritt und Tritt tägliche Herausforderungen.
Viele sind nur in der Lage dieses Spannungsfeld durch den Rückzug in
geschlossene, zunehmend isolierte und selbstverwaltete Enklaven zu lösen
durch diese als „Cocooning“ bezeichnete, angewendete Praxis, versuchen
muslimische Migranten, sich vor, von ausserhalb, einströmenden Einflüssen zu
schützen, ihren Kindern nur islamische Bildung zu vermitteln und sich gezielt von der
nicht-muslimischen Gemeinschaft abzuschotten.
Ich sehe Hoffnung, dass diese zweite Gruppe von Muslimen dazu zu bewegen ist - jene die
in der Ausübung ihrer Glaubens näher zu Mekka als zu Medina stehen – in einen Dialog
über Praxis und Bedeutung ihres Glaubens einzutreten. Ich erkenne aber keine grossen
Chancen, dass diese Muslime einem Aufruf zur Reformation durch jene folgen, welche sie
als Apostaten und Ungläubige betrachten.
Sie könnten es sich jedoch überlegen, wenn sie mich nicht als Abtrünnige, sondern als
Ketzer betrachten: eine, von einer wachsenden Zahl innerhalb des Islams Geborener, die
gegenüber ihrem Glauben kritischer wurden und anfingen nachzudenken.
Es ist diese dritte Gruppe, mit jenen wenigen, die den Islam komplett verlassen haben –
jenen mit welchen ich mich jetzt voll identifiziere.
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das sind die muslimischen Dissidenten. Einige kamen durch erzwungene Erlebnisse
zu ihrem Entschluss, dass sie nicht mehr gläubige Muslime sein können: trotzdem
bleiben wir tief in der Debatte über die Zukunft des Islams verhaftet. Die Mehrheit
besteht aus reformierten Gläubigen - viele unter ihnen Geistliche - die zu dem
Schluss kamen, dass sich ihr Glaube reformieren muss, sollten die Muslime nicht zu
einem endlosen Zyklus der politischen Gewalt verurteilt werden.
Wie viele Muslime gehören zur jeweiligen Gruppe?
Ed Husain, einem Institut für Auswärtige Beziehungen, schätzt, dass nur 3% der weltweit
praktizierenden Muslime, den Islam als militanten Aufruf, gemäss den Auffassungen
Mohammeds zu Zeiten Medinas, interpretieren. Jedoch ausgehend von 1.6 Milliarden
Gläubigen, oder 23% der Weltbevölkerung, scheinen 48 Millionen Fundamentalisten mehr
als genug. (Ich würde die Zahl, basierend auf Umfragedaten über die Einstellung zur Scharia
in muslimischen Ländern, aber deutlich höher ansetzen).
Unabhängig von den Zahlen, sind es auf jeden Fall die Medina – Muslime, welche die
mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ebenso über die virtuellen Medien, innerhalb viel
zu vieler Moscheen und natürlich auf den Schlachtfeldern.
Die Medina – Muslime sind nicht nur eine Bedrohung für Nicht – Muslime. Sie versuchen
auch die Position der Mekka – Muslime zu untergaben, welche ein ruhiges Leben innerhalb
ihrer kulturellen „Coccons“ in der gesamten westlichen Welt führen.
Am meisten innerhalb des Islams sind jedoch die Dissidenten bedroht, konfrontiert mit
Ausgrenzung und Ablehnung, ausgesetzt aller Arten von Beleidigungen, mit dem Tode
bedroht oder selbst getötet zu werden.
Die einzige praktikable Strategie für die gesamte Welt, gegen die Bedrohung durch die
Medina – Muslime vorzugehen, ist den Reformern und Dissidenten zu helfen, gemeinsam
zwei Dinge zu tun:
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erstens, jene Teile Mohammeds Erbe zu identifizieren und zurückzuweisen, welche
Intoleranz und Krieg beschwören und
zweitens, die grosse Mehrheit der Mekka- Gläubigen davon zu überzeugen, diese
Veränderung zu akzeptieren
Der Islam befindet sich am Beginn eines Scheideweges. Muslime müssen sich mit der
bewussten Entscheidung konfrontieren, eine Debatte über die gewalttätigen Elemente
innerhalb ihrer Religion zu führen und diesen letztlich abzuschwören. Zu einem gewissen
Grad, nicht nur wegen der Abscheu vor den Gräueltaten des „Islamischen Staates“, „Al
Kaida“ und den anderen Gruppierungen, hat dieser Prozess bereits begonnen. Aber sie
benötigen die Anleitung und Führung durch die Dissidenten und jene die Unterstützung
durch den Westen.
Was muss nun geschehen um die Extremisten endgültig zu besiegen? Wirtschaftliche,
juristische und militärische Instrumentarien wurden vorgeschlagen oder sind bereits im
Einsatz. Ich glaube aber, dass diese nur wenig Auswirkung haben, bevor sich der Islam nicht
selbst reformiert.
Solche Reformaufrufe und -versuche gab es seit dem Fall des Osmanischen Reiches und
der Abschaffung des Kalifats zum wiederholten Male.
Aber ich möchte präzise vorschlagen, was genau reformiert werden muss.
Für mich sind jene fünf Gebote des Islams von zentraler Bedeutung, welche sich dem
historischen Wandel und einer Anpassung widersetzen und welche notwendig sind eindeutig
zu identifizieren. Erst wenn die Verheerungen dieser Dogmen erkannt und abgelehnt
werden, wird es eine wirkliche Reformation geben.
Hier sind die fünf Punkte dieser unbedingt erforderlichen Änderungen:
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erstens, Mohammeds, semi-göttlicher Status, zusammen mit der wörtlichen
Interpretation des Korans.
Mohammed sollte nicht als unfehlbar und als Quelle der göttlichen Texte gesehen
werden. Er sollte als eine historische Figur gesehen werden, welche die arabischen
Stämme in einem vormodernen Kontext, der nicht ins 21.Jahrhundert transferiert
werden kann, vereint hat. Obwohl der Islam behauptet, der Koran sei das wörtlich
übermittelte Wort-Allahs, ist es in Wirklichkeit ein Buch, dass von Menschenhand
geformt wurde. Grosse Teile des Koran widerspiegeln die Stammeswerte des 7.
Jahrhunderts im arabischen Kontext, aus dem er hervorgegangen ist. Die
ewiggültigen geistigen Werte des Korans, müssen von den Verwerfungen an den
Örtlichkeiten sowie auch von den Zeiten seiner Entstehung getrennt werden.
zweitens, die Vorherrschaft des Lebens vor der Bedeutung des Todes
Der Reiz des Martyriums wird erst verblassen, wenn die Muslime mehr Wert auf die
Chancen, die das Leben bietet, legen, als auf die Verlockungen die im Jenseits
versprochen werden.
drittens, „Sharia“, und der grosse Korb der religiösen Gesetzgebung
Muslime müssen lernen, dass die dynamischen und erweiterbaren, von Menschen
gestaltete, Gesetze besser und geeigneter sind, als alle Aspekte der „Sharia“, welche
gewalttätig, intolerant und absolut anachronistisch sind.
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viertens, das Recht der Durchsetzung von islamischen Recht durch einzelne
Personen
Es darf in einer modernen Welt keinen Platz für Religionspolizei, religiöse
Ordnungshüter und politisch ermächtigte Kleriker geben
fünftens, die zwingende Forderung, „Jihad“ oder „Heiligen Krieg“ zu führen
Der Islam muss eine wahre Religion des Friedens werden, was bedeutet, dass die
Oktroyierung der Religion durch das Schwert abzulehnen ist.
Ich weiss, dass diese Argumente für viele Muslime unbequem sind. Einige werden es als
Verpflichtung sehen, von meinen Änderungsvorschlägen beleidigt zu sein. Andere werden
behaupten, ich sei nicht qualifiziert, die komplexen Fragen der Therologie und
Rechtswissenschaften zu diskutieren. Es ängstigt mich richtig, dass es auch einige wenige
Muslime gibt, die mich gerade deswegen zum Schweigen bringen wollen.
Es handelt sich aber nicht um eine Arbeit über Theologie. Es ist vielmehr eine öffentliche
Intervention, innerhalb der laufenden Debatte, über die Zukunft des Islams. Das grösste
Hindernis für die Veränderungen innerhalb der muslimischen Welt, ist genaugenommen die
Unterdrückung dieser Art kritischen Denkens, welche ich hier versuche. Wenn meine
Vorschläge helfen, eine ernsthafte Diskussion über Reformen unter Muslimen zu wecken,
halte ich das für einen Erfolg.
Lassen Sie mich zwei Dinge klarstellen:
Ich suche nicht nach Argumenten und Begeisterung für einen andersartig geführten Krieg
gegen den Terrorismus oder gegen Extremismus - die Gewalt im Namen des Islams kann
nicht durch militärische Mittel alleine beendet werden, noch treibt mich irgendeine Art
Islamophobie.
Verschiedentlich war ich selber jeweils eine dieser drei Muslime:
eine Fundamentalistin, eine „Cocoon-Gläubige und eine Dissidentin. Meine Reise führte
mich von Mekka nach Medina und Manhattan.
Für mich schien es keine Möglichkeit zu geben, meinen Glauben mit den Freiheiten im
Westen zu vereinbaren und zu versöhnen. Ich habe den Glauben hinter mir gelassen, trotz
der Todesstrafe gemäss der „Sharia“, die gegen Abtrünnige vorgeschrieben ist. Zukünftige
Muslimgenerationen verdienen bessere und sichere Optionen.
Muslime sollten in die Lage versetzt werden, die Moderne zu begrüssen, sich nicht
gezwungen sehen, abschotten zu müssen, in einem Zustand der kognitiven Dissonanz Wahrnehmungen, Einstellungen und Wünsche, die nicht miteinander zu vereinbaren sind gefangen, oder heftiger Ablehnung ausgesetzt zu sein.
Es sind aber nicht nur die Muslime, die von einer Reformation des Islam profitieren würden.
Wir im Westen haben einen enormen Anteil daran, wie der Kampf innerhalb des Islams
ausgeht. Wir können nicht an der Seitenlinie verweilen, als ob das Ergebnis nichts mit uns zu
tun hätte. Sollten die Medina – Muslime gewinnen und die Hoffnung auf eine Reformation
des Islam stirbt, wird auch die restliche Welt einen enormen Preis, nicht nur an vergossenem
Blut, sondern auch für den Verlust der Freiheit bezahlen.
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