Sommersemester 2004 30. Juli 2004 Zweite Klausur zur Theoretischen Physik III (Quantenmechanik) Bitte lesen Sie zunächst die Hinweise und Bemerkungen auf Seite 3! 2 + 4 + 4 Punkte 1. Feinstruktur und Zirkularbahnen: (n, ` = n − 1) Die Radialfunktion für eine Zirkularbahn im Wassersto- oder wassersto- ähnlichen Atom lautet Rn,n−1 (r) = 1 1 p %n e−%/2 , r n aB (2n − 1)! 1 (aB = ~c ). Zαmc2 (1) geschrieben werden? Bestätigen normiert ist. 1.2 Berechnen Sie den Erwartungswert des Bohr-Radius' 2r , naB ψn,`=n−1,m (x) 1.1 Wie muss die gesamte Wellenfunktion Sie, dass diese auf %= mit aB . 1/r3 n,n−1,m in diesen Zuständen als Funktion 1.3 Die Spin-Bahnkopplung in solchen Atomen wird durch den Operator (~c)2 1 dU (r) `·s, 2(mc2 )2 r dr H1 = beschrieben. Die beiden Zustände mit U (r) = − Zα ~c , r j+ = ` + 1/2 und mit (2) j− = ` − 1/2 haben dieselbe ` · s in diesen beiden Radialfunktion (1). Geben Sie den Erwartungswert des Operators n an. ∆E ≡ E(j+ )−E( j− ) in erster Ordnung Störungstheorie R∞ n −x dx x e = n! . 0 Zuständen als Funktion der Hauptquantenzahl Berechnen Sie die Energiedierenz mit (2) als Störung. Hinweis: 3 + 3 + 4 Punkte 2. Endliche Ausdehung des Atomkerns: U1 (r), das ein Kern am Ort des Elektrons erzeugt, unterscheidet sich vom Coulomb-Potential U0 (r) = −Ze/r nur im Intervall 0 ≤ r ≤ R, wo R aB ist. (1) (0) Ziel der Aufgabe ist es, die Verschiebung δ(2s) = E2s − E2s des 2s-Zustands (gegenüber dem Punktkern) abzuschätzen und zu zeigen, dass die Verschiebung δ(2p) des 2p-Zustands Das wahre Potential demgegenüber viel kleiner ist. 2.1 Zeigen Sie zunächst: Z R dr [ar2 + br3 + cr4 ][U1 − U0 ] = Z 0 wo ∆ R r 2 dr 0 b c a 2 r + r3 + r4 ∆ U1 − U0 , 6 12 20 den Laplace-Operator bezeichnet (s. Hinweis). 2.2 Für beide Potentiale und für ihre Dierenz gilt die Poisson-Gleichung ∆ U1 − U0 = −4πZe %1 − %0 , dabei werde für %1 die homogene Verteilung gewählt, während %0 die Punktladung im Ursprung ist, %1 = 3 Θ(R − r) , 4πR3 %0 = δ(x) , U0 (r) = − Ze . r R. r ≤ R approximieren wir (rR2s (r))2 und (rR2p (r))2 durch Reihen a(2s) r2 +b(2s) r3 + c(2s) r4 bzw. a(2p) r2 + b(2p) r3 + c(2p) r4 . Berechnen Sie folgende Koezienten: a(2s) , a(2p) , b(2p) und c(2p) . Geben Sie damit δ(2s) in erster Ordnung an und erläutern, warum δ(2p) Berechnen Sie das Integral in 2.1 als Funktion von 2.3 Für wesentlich kleiner ist. Hinweise: 1 d 2 df r . r 2 dr dr 1 r −r/(2aB ) R2s (r) = √ 3/2 1 − e , 2aB 2 aB ∆f (r) = 1 1 R2p (r) = √ 5/2 re−r/(2aB ) . 2 6 aB 4 + 6 Punkte Pψ = |ψ ψ| der Projektor auf iα den Einheitsstrahl {e ψ}. Überzeugen Sie sich, dass Pψ nicht von α abhängt. Zeigen Sie, dass Erwartungswerte von Observablen durch O ψ = Sp (Pψ O) gegeben sind. Hinweis: Verwenden Sie die A-Darstellung (im Sinne der Darstellungstheorie). 3.2 Wir bilden den Zustand Ψ = λψ + µφ, wo ψ und φ wie in 3.1 reine Zustände sind 2 2 und die Koezienten λ, µ ∈ C normiert sind: |λ| + |µ| = 1. Von welcher Art ist der Zu stand Ψ? Zeigen Sie: Wenn für alle Observablen O des Systems ψ|O|φ = 0 gilt, dann ist 2 der Zustand Ψ nicht mehr unterscheidbar von einem gemischten Zustand mit w1 = |λ| , w2 = |µ|2 . Geben Sie den entsprechenden Statistischen Operator an. 3. Reine und gemischte Zustände: 3.1 Es sei ψ ein (reiner) quantenmechanischer Zustand, 3 + 2 + 5 Punkte 4. Zwei Oszillatoren in der Ebene: Zwei unabhängige Oszillatoren mit derselben Kreisfrequenz werden durch Erzeugungs- und a†i bzw. ai beschrieben, die folgende Kommutationsregeln erfüllen: † † aj , ak = 0 , aj , ak = 0 . (3) Vernichtungsoperatoren aj , a†k = δjk , Der Hamiltonoperator und seine normierten Eigenfunktionen sind 2 X H = ~ω a†j aj + 1 , n1 † n2 1 |n1 , n2 = √ a†1 a2 |0, 0 . n1 !n2 ! j=1 (4) Auÿerdem seien die folgenden Operatoren deniert Nj := a†j aj , N := 2 X N12 := a†1 a2 , Nj , N21 := a†2 a1 . (5) j=1 4.1 Geben Sie die Matrixdarstellung der Operatoren (5) in der Basis |n1 n2 an. Zeigen Sie, dass alle vier Operatoren mit H, H -Darstellung, d.h. in der Gl. (4) vertauschen. Geben Sie dafür eine Erklärung, indem Sie deren Wirkung auf Eigenzustände von x1 - 4.2 Wenn es sich hier um Oszillatoren in der bzw. x2 -Richtung H betrachten! in der Ebene handelt, dann gilt bekanntlich 1 xj = b √ a†j + aj , 2 pj = ~ i √ a†j − aj , b 2 j = 1, 2 . ~`3 = x1 p2 − x2 p1 und drücken ihn durch die Njk aus. Ist `3 hermitesch? Kommutiert `3 mit H ? 4.3 Wie wirkt `3 auf die Basiszustände |n1 = 1 n2 = 0 und |n1 = 0 n2 = 1 des von diesen aufgespannten Unterraums H2 ? Wie wirkt `3 auf die Zustände |20 , |11 und |02 , die den Unterraum H3 aufspannen? Geben Sie die Matrixdarstellung von `3 in H2 an, bestimmen Sie die Eigenwerte dieser 2 × 2-Matrix und geben die zugehörigen Eigenvektoren an. Stellen Sie die Matrix `3 im dreidimensionalen Raum H3 auf, bestimmen hier aber nur Bilden Sie den Operator `3 aus der Denition deren Eigenwerte. a† |n Hinweis: Erst einmal nachprüfen was ergibt (Normierung in (4) beachten!). bzw. a|n beim eindimensionalen Oszillator 4 + 6 Punkte 5. Polarisierte Teilchen: 5.1 Ein Strahl von Protonen hat den Impuls p und wird durch den Statistischen Operator W = |p p| 0, 35P+ + 0, 65P− mit P+ = 1 , 1 1 , 1 , P− = 1 , − 1 1 , − 1 2 2 beschrieben, wo 2 2 P± 2 2 2 2 die Projektoren auf die angegebenen Spinzustände mit einer be- 3-Richtung bedeuten. Dieser Zustand hat seinen Polarisationsvektor P = s /| s |max = 2 s parallel zur 3-Achse, d.h. es ist P = P ê3 . (Warum verschwinden seine 1- und seine 2-Komponente?). Berechnen Sie P und damit die Polarisation in stimmten Wahl der 2 Prozent. 5.2 Es sei die folgende Dichtematrix im Raum der Spinzustände von Protonen gegeben %= cos2 θ/2 sin θ/2 cos θ/2 sin θ/2 cos θ/2 . sin2 θ/2 Beschreibt sie einen reinen oder einen gemischten Zustand? Berechnen Sie den Erwartungswert der Observablen O = s3 cos α + s1 sin α , Wenn Sie wo s3 = 1 2 1 0 1 0 , s1 = 0 −1 2 1 1 . 0 α geeignet wählen, können Sie entscheiden, um welchen Zustand es sich handelt. 2 + 4 + 4 Punkte 6. Ein Drehimpulsoperator für Spin-Bahn-Zustände: ` eines Elektrons mit seinem Spin s zum Drehimpuls j = ` + s gekoppelt vor, so sind die Eigenzustände |(`s)jm von j 2 und j3 bekanntlich 2 2 zwar Eigenzustände von ` und von s , aber nicht von `3 oder s3 . 6.1 Schreibt man |(`s)jm als Linearkombination aus Produktzuständen |`m` |sms , wie hängen m` und ms mit m zusammen? Stellt man sich den Bahndrehimpuls 6.2 Es sei folgender Operator deniert K := σ · ` + 1l2 = 2s · ` + 1l2 . (6) Seine Eigenwerte werden traditionell mit (−κ) bezeichnet, Geben Sie diese Eigenwerte an. 6.2 Berechnen Sie das Quadrat Formel, die es ermöglicht, 6.3 Wenn von zu ` κ κ 2 K2 durch und berechnen dessen Eigenwerte. Daraus folgt eine j auszudrücken. positiv oder negativ gegeben ist, wie kann man daraus die Werte von berechnen? Welche Werte von 3d5/2 K|(`s)jm = (−κ)|(`s)jm . und κ gehören zu den Zuständen 3d3/2 ? (σ · a)(σ · b) = a · b + iσ · (a × b). Hinweis: Es ist 2p3/2 und 2p1/2 , Vorsicht bei der Berechnung von j und welche ` × `! Bemerkungen und Hinweise • Die sechs gestellten Aufgaben werden Ihnen zur Auswahl gestellt, d.h. Sie sollen etwa vier (oder mehr) davon vollständig lösen. • Lesen Sie daher zunächst alle Aufgaben in Ruhe durch und wählen Sie diejenigen aus, die Sie meinen sofort bearbeiten zu können. • Vermeiden Sie es, alle oder fast alle Aufgaben anzurechnen, d.h. nur in Teilen zu skizzieren, in der vagen Honung, auf diese Weise Punkte sammeln zu können. Lösen Sie statt dessen weniger Aufgaben, diese aber vollständig und überzeugend ausformuliert. • Bitte antworten Sie mit klar strukturierten Sätzen so, dass der Korrektor ihren Gedankengang und Lösungsweg verstehen und beurteilen kann. Arbeiten Sie also zunächst ins Unreine und schreiben die Lösung erst danach auf. • Jede vollständig gelöste und ausformulierte Aufgabe werden wir mit 2 Extrapunkten honorieren! • Als Hilfsmittel sind nur Ihre Mitschrift der Vorlesung und, wenn Sie dies wünschen, eine mathematische Formelsammlung zulässig. • Bitte fangen Sie jede Aufgabe auf einem neuen Blatt an, das Sie mit Ihrem Namen und dem Ihres Übungsassistenten versehen. • Viel Glück! 3