Kunsthochschule Halle / Saale Mediatheks- und Leistungszentrum Projekt: Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle - Bibliotheks- und Leistungszentrum für integriertes Informationsmanagement – Mediathek Ort: DE- Halle (Saale) Bauherr: Land Sachsen-Anhalt Verfahren: Beschränkter Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren LP gem. HOAI: 2 BGF I BRI I NF - I - I 1669,4qm Projektkosten: 4415303€ Planungszeit: 2012 Kurzbeschreibung: Leitideen Um am vorgegebenen Ort für die denkmalgeschützte Villenabfolge entlang der Straße Neuwerk einen städtebaulich verträglichen und dennoch prägnanten Baukörper so zu positionieren, dass dieser sich selbstverständlich in den Rhythmus der südlich sich anschließenden Reihung aus Villen-„Paaren“ einfügt und der Villa Steckner dessen hervorgehobene Position belässt, wird ein oberirdisches skulpturales Bauvolumen im Volumen der Villa Engelmann in die Flucht der Villa Engelmann gestellt. Dem Volumenbild eines „Eisbergs“ folgend verbirgt sich ein weitaus größeres Gebäudevolumen der Mediathek jedoch unter der Erde. Diese Konzeptidee führt zwar zwingend zu Eingriffen in den Baumbestand, sichert und stärkt aber den Denkmalwert des Gesamtensembles. Um Ersatzpflanzungen im direkten Umfeld des Gebäudes zu ermöglichen wird eine ca. 100 cm dicke Substratschicht auf den unterirdischen Gebäudebereichen vorgesehen. Dies ermöglicht Pflanzungen von Bäumen bis zu ca. 10 m Höhe. Die Zuordnung der ober- und unterirdisch untergebrachten Räume bildet die Besonderheit der Entwurfsaufgabe ab: In dem oberirdischen Gebäudeteil befinden sich die 24h zugänglichen Raumbereiche. Auf selbstverständliche Art und Weise wird somit das bei Tag und Nacht belebte und illuminierte Gebäude zum Werbeträger seiner Funktion und erzielt somit die gewünschte Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Das gesamte Haus ist in seinem Inneren als offene über alle Geschosse mit jeweils diagonalen Blickbeziehungen geöffnete Raumkomposition entworfen. Insbesondere das oberirdische Gebäude weist hierbei eine auf ein Minimum reduzierte Festlegung der Räume auf. Jede Fläche kann hier durch jede Art von Arbeitsformen besetzt werden. Es will als „Werkstattgebäude“ gelesen werden, welches dem besonderen Anspruch an den Raum zum Studieren und Forschen an einer Kunsthochschule gerecht wird. Es besteht somit allerhöchste Flexibilität im Alltag aber auch bei der Anpassung und Weiterentwicklung des Medienspektrums. Die gewünschte „Innovationsfläche“ begrenzt sich somit nicht auf eine 80 qm große Fläche – das Konzept der offenen Raumkomposition mit derart offen gestalteten Lese- und Arbeitsbereichen trägt den Gedanken des Studieren und Forschens in jede Ebene und jeden Winkel des Gebäudes. In besonderer Weise bringt dies das Erdgeschoss zum Ausdruck. Frei von Nutzungsfestlegungen steht es dem gesamten Spektrum des Lebens und Lernens auf dem Design-Campus der Kunsthochschule Giebichenstein offen. Was sich heute durch Spuren vergangener Präsentationen und Ereignisse in den Bäumen und auf den Freiflächen des zu bebauenden Grundstücks findet, wird nicht verbannt, sondern im EG und auf den Dachflächen aller Gebäudeteile seinen Platz finden und eine neue Präsentationsplattform finden. Die Ideen und Arbeiten der Studierenden rücken somit in den Fokus. Bücher und Medien helfen bei der Ideenfindung und der Umsetzung. Dieses Bild transportiert das neue Gebäude. Im Sinne einer grundsätzlichen nachhaltigen Prägung des Neubaus wird eine poetisch anmutendes Ziel definiert: Das Haus entsteht aus dem Material des Aushubs. Dazu wird eine uralte Technik genutzt, bei der der Aushub gesiebt und zerkleinert wird, um mit Mörtel gemischt und per Stampftechnik verdichtet, Baustoff der vertikalen Primärkonstruktion zu werden. Diese von vielen Urkulturen genutzte Technik erlebt heute – unter Einsatz von Fachberatern – von Nordeuropa bis nach Nordafrika eine Renaissance und ist unter Einsatz von Fertigteiltechnologie zu einer einfachen und genau planbaren Bautechnologie geworden. Solche Stampfbetonwände (auch als Stampflehmwände bekannt) kappen nicht nur die Temperaturspitzen, sondern ebenfalls die Spitzen des Feuchtigkeitsgehalts in der Luft, wodurch die Auslegung der mechanischen Be- und Endlüftung geringer ausfallen kann. Die Fähigkeit des Baustoffs Feuchtigkeit aus der Luft schnell aufzunehmen und wieder abzugeben schafft ein angenehmes und gesundes Raumklima im Innenraum und bindet Gerüche und Schadstoffe aus der Luft. Die Wände werden zudem mit Heiz-/Kühlleitungen versehen und an eine geothermische Energiegewinnung angeschlossen. Es entsteht somit ein Dialog alter und neuer Bautechnik und eine Nachhaltigkeit die bis hin zum Rückbau des Gebäude Genehmigungsfähigkeit Der Entwurf unterschreitet die Tiefenausdehnung der benachbarten Villa Engelmann und hält alle Abstandsflächen auf eigenem Grundstück ein. Die unterirdischen Gebäudeteile lösen keine Abstandsflächen aus. Das unterirdische Volumen hält von allen Nachbareinfriedungen und zur Terrasse der Villa Steckner Mindestabstände ein, sodass über vor Aushub zu setzende Bohrpfahlwände, die in Teilen gleich als geothermische Sonden genutzt werden können, diese Bestandsbauteile einfach und mit bewährter Technik gesichert werden können. Auszeichnungen: Anerkennung Planungsbeteiligte: gernotschulz : architektur GmbH, Köln Team gs :a Prof. Gernot Schulz, Luis Ridao, Gudrun Warnking, Marcus Wagner, Christine Pfeifer, Verena Bick