Handbuch Dokumentation Malignes Melanom Stand: 31. Juli 2012 Autoren: Dr. Jörg Tittelbach, Dr. Martin Kaatz Präambel: Ziel dieses Handbuches ist es, einen Leitfaden für die Dokumentation des malignen Melanoms zu geben. Er bezieht sich auf ein vorgeschlagenes Datenmodell, welches über weitere beigefügte Dateien detailliert wird. Einleitung: Die Dokumentation von Tumoren (der Haut) sollte oder muss verschiedenen Ansprüchen bezüglich Inhalt, Art der erhobenen Daten, Datenschutz, Adressaten der Inhalte etc. genügen. Die Herausforderung einer (elektronischen) Dokumentation besteht darin, den Spagat zwischen ökonomischer Datenerfassung („nicht mehr als notwendig“) und umfänglicher Dokumentation - die Anforderungen reichen von klinischen Erfordernissen (Arztbriefschreibung etc.) über Registerdaten, Daten die für statistische Erhebungen für Zertifizierungen notwendig sind bis zu wissenschaftlichen Fragestellungen. Gleichzeitig gilt es ein Datenmodell zu entwickeln, was flexibel genug ist, sowohl dem Wissenschaftler mit seinen manchmal „exotischen“ Fragestellungen zu befriedigen aber auch kompakt genug ist, um eine Basisdokumentation zu ermöglichen. In den begleitend bereitgestellten Tabellen sind dabei folgende Institutionen bzw. Erfordernisse getrennt genannt: - - Gesamtfeldliste: enthält eine Liste aller Felder die verpflichtend oder optional in verschiedenen Erfordernissen verwendet werden kann ADO-Datensatz: Untermenge der Gesamtfeldliste, die sich an den von der ADO für sinnvoll für die tägliche Praxis erachteten Fragen orientiert ADT-Datensatz: Untermenge der Gesamtfeldliste, die sich an von der ADT empfohlenen Fragen für die Dokumentation orientiert OnkoZert-Datensatz: Untermenge der Gesamtfeldliste der die Fragen benennt, die für eine Zertifizierung als Hauttumorzentrum für Statistiken notwendig sind EpiRegister-Datensatz: Untermenge von Gesamtfeldliste der die Fragen beinhaltet die für Meldungen an Epidemiologische Register notwendig sind. Hier gilt es zu bedenken, dass es sich hier um Meldegesetze der Bundesländer handelt – es also möglicherweise lokale Abweichungen geben kann. Optionale Felder: Diese Felder dienen wissenschaftlichen Fragestellungen. Falls jedoch mehr als ein Zentrum der gleichen Frage nachgehen wollen, macht es trotzdem Sinn, diese Felder zu definieren, damit dann Variablennamen, Ausfüllmöglichkeiten, Wertebereiche etc. einheitlich sind. Relationales Datenmodell Eine papiergebundene Dokumentation eignet sich nur eingeschränkt, Verläufe von Erkrankungen darzustellen, da meist nur ein Zeitpunkt in einem Zeitkontinuum einer Erkrankung erfasst wird. Man kann dann aus Ersterhebungs- und Folgebögen meist nur interpretieren, was in der Zwischenzeit passiert ist. Ein relationales Datenmodell versucht der Wirklichkeit dadurch besser gerecht zu werden, dass im Verlauf einer Erkrankungen immer neue „Ereignisse“ zu einer Erkrankung bzw. einem Patienten „hinzukommen“. Allein schon die Beziehung zwischen Patient und Tumor stellt eine Relation dar. Da EIN (1) Patient z.B. mehrere (N) Plattenepithelkarzinome entwickeln kann spricht man von einer 1:N Relation zwischen Patient und Tumor. Wenn man dieses Modell nun weiter denkt, wird klar dass EIN (1) Tumor wieder verschiedene (N) Therapien erhalten kann – so z.B. erst eine Kryotherapie und später dann eine Exzision. D.h. auch Tumor und Therapie sind 1:N verknüpft. Und um den Sachverhalt komplex zu machen – jeder der beiden dokumentierten Tumoren kann wiederrum mehrere Therapien erhalten. Daraus wird deutlich, dass auf Papierbögen kaum noch sicher zu dokumentieren wäre, welche Therapie nun zu welchem Tumor gehört. Damit aber z.B. die Zertifizierung durch OnkoZert ermitteln kann, wieviele Tumoren nachexzidiert wurden, ist die Zuordnung zwischen Tumor und Therapie wichtig. Auf der folgenden Seite sind alle dokumentationsrelevanten Informationsgruppen in ihrer Beziehung zueinander (Relation) dargestellt. Die Dokumentation könnte rein praktisch dann so erfolgen, dass eine Ersterfassung mit den Allgemeinen Tumorangaben erfolgt, und wenn dann eine Therapie angewendet wird, der Benutzer auf „Therapie hinzufügen“ klickt, wenn eine Histologie eingeht (weil der Tumor nun exzidiert wurde), dann eben auf „Histologie hinzufügen“ klickt, wenn der Patient in eine Studie eingeschlossen wird auf „Studie hinzufügen“... usw. Daraus wird auch der Vorteil eines relationalen Datenmodelles deutlich – Datensparsamkeit. Man stelle sich vor wie aufwändig es wäre, für jeden Tumor ständig alle Fragen vor sich zu sehen (von den Therapieoptionen über die Histologie bis zu Studien,...usw.) von denen man aber nur einen geringen Bruchteil benötigte... Erläuterung wesentlicher Datengruppen des Datenmodelles Melder Für einen Datensatz ist es immer wichtig, zuzuordnen, von wem die Meldung kam. Patient Das eigentliche „Wurzelelement“ für alle weiteren Dokumentationsinhalte. Stammdaten, Anamnestische Daten und Vitalstatus könnten natürlich gleich im Objekt „Patient“ gespeichert werden. Der besseren Übersichtlichkeit halber wurden sie in 1:1 verknüpfte Objekte (Tabellen) ausgelagert. Diese Daten werden pro Patient nur 1x erfasst. Einem Patienten können jeweils 1:n-verknüpft jeweils Tumoren, Konsultationen, Untersuchungen oder auch Studien zugeordnet werden. Man kann natürlich argumentieren, dass eine Studie eigentlich einem Tumor untergeordnet werden müsste, jedoch berücksichtigt der Einschluss in die eine oder andere Studie die Gesamtsituation eines Patienten, die sich aus ggf. mehreren Tumoren ergeben kann. Tumor Sicher das Item, dem die meiste Dokumentationsarbeit zufällt. Wiederrum 1:1 zugeordnet eine Reihe „allgemeiner Tumorangaben“ die eben nur 1x pro Tumor zu dokumentieren sind. Jeweils 1:n verknüpft können zu jedem Tumor verschiedene Angaben zu erfolgten Therapien, ggf. histologische Sicherung, Tumorverlauf und Biobanking erfolgen. Zu beachten ist, dass bei epithelialen Tumoren nicht immer eine (histologisch) sichere Diagnose vorliegt – wenngleich sie angestrebt werden sollte. Verschiedene lokale Therapieverfahren haben eine Zulassung für oberflächliche Karzinome – die nicht immer vorher bioptiert worden. Daher gibt es hier sowohl ein Feld für „klinische Verdachtsdiagnose“ als auch für „histologischer BCC/SCC-Typ“ – insgesamt fast einzigartig in der Tumordokumentation. Konsultation Dieses Item ist sicher mehr oder minder selbsterklärend – hier werden sowohl Konsultationen im dokumentierenden Zentrum als auch Vorstellungen in der Tumorkonferenz und auch ein Nachsorgeplan abgelegt. Untersuchung Ein Item in dem durchgeführte oder auch geplante Untersuchungen hinterlegt werden können. Sicher auch wichtig um in Dokumentationssystemen rasch einen Überblick über den Diagnostik-Verlauf eines Patienten zu erhalten. Hier können auch Untersuchungen geplant werden und bei Folgevisiten nachverfolgt werden, ob diese dann auch „abgearbeitet“ wurden. Studie Hier wird der Einschluss in Studien jeglicher Art dokumentiert. Da die Dokumentation in der Studie erfahrungsgemäß sehr umfangreich ist, wird hier nur die Referenz auf die Studie kurz abgelegt. Z.B. aber für OnkoZert von Interesse um Statistiken zu erstellen, wie viele Patienten in Studien behandelt wurden. Hinweise zur Eingabe Datumsangaben Datumsangaben werden gemäß DIN 8601:2004 gemacht. Das Standardformat lautet YYYYMMDD. Wenn eine tagesaktuelle Angabe nicht möglich ist, sollte durch Weglassen der beiden letzten Stellen (DD) eine monatsgenaue Dokumentation erfolgen. Wenn nur eine jahresgenaue Dokumentation möglich ist, sollten die letzten 4 Stellen (MMDD) weggelassen werden. Lokalisationscodes Bezüglich der Angabe der Lokalisation einer Läsion sollten zwei Codes bedient werden. Einerseits ist eine Verschlüsselung nach ICD-O-3 sinnvoll um eine Kompatibilität zu internationalen Klassifikationen zu erhalten. Andererseits ist diese Codierung für die Dermatologie in mancher Hinsicht von zu geringer Granularität. So wird z.B. nach ICD-O-3 nicht zwischen Hand und Arm unterschieden, sondern alles als „obere Extremität“ verschlüsselt. Um diesem Problem zu begegnen und eine Abbildung aktuell erhobener Lokalisationsangaben auf schon seit Jahren im Melanom-Register erhobene Lokalisationen zu ermöglichen, wurde in der Tabelle Lokalisationscodes die Verschlüsselung der Lokalisation im Feld TU_Lok_ADO angegeben. Gleichzeitig kann daraus die Lokalisationsverschlüsselung nach ICD-O-3 nachgeschlagen werden. Im Datensatz sollten wenn möglich beide übermittelt werden, wenngleich die Software zur Erfassung dafür sorgen sollte, dass der Benutzer nur eine Lokalisationsangabe auswählt. Therapie OP LK / Therapie sonstige Therapien die den beiden oben genannten Unterpartitionen entstammen, können sowohl einem Primum (Tumordaten) als auch einer Entität aus Tumorverlauf /MTS Rezidiv zugeordnet werden. Dokumentation nach TNM-Klassifikation Bei guter Dokumentation von Primum, LK- und sonstigen Metastasen sollte ein Algorithmus in Software in der Lage sein, die TNM-Merkmale zu ermitteln. Nichtsdestotrotz soll TNM als eigenständiges Feld geführt werden – die Software darf aber gerne Vorschläge für die Klassifikation eines Tumors machen.