Carmen - Opernwerkstatt am Rhein

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Ausgabe: Diepholz
Erscheinungstag: 18.03.2013
Seite: 11
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Denn die Opernwerktstatt
mit
Fokus
„Werkstatt“
machte vieles anders als
vielleicht erwartet und wie
in großen Opernhäusern gesehen.
Der
Orchestergraben
blieb leer. Bei den Musikern
handelte es sich nicht um
Herren in Frack und Fliege,
sondern um bunt gekleidete Mitglieder eines Zigeunerorchesters. Zu Beginn
zogen sie durch das Parkett
zur Bühne und sorgten mit
ihrer Geschäftigkeit auf
dem Marktplatz von Sevilla
mitten im Lager der Zigeuner und neben einer Seilknüpferei für das spanische
Flair des Südens. „Carmen“
– neu arrangiert für Flamenco-Gitarre und ZigeunerSeptett.
Ließ man sich auf die
neue Situation ein, fehlte
das von Georges Bizet vorgesehene 60-köpfige Orchester nicht. Stattdessen
gab es einen martialischen
Zigeunersound mit dem gewissen Extra und schauspielerischen Fähigkeiten. Damit konfrontiert zu sein,
machte Spaß. Die Reduktion ließ Sevilla und dessen
Aura näher erscheinen.
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Die feurig-spanische Dreiecksbeziehung
zwischen
Carmen (Solgerd Isalv), dem
Sergeanten Don José (Omar
G. Garrido) und dem Stierkämpfer Escamillo (Mauricio Virgens) war gut verständlich, die Sprache der
umfangreichen Sprechteile
in Deutsch oft derb, in den
Arien
kontrovers
und
manchmal vulgär. Tatsächlich spiegelte sie wohl aber
die raue Zeitepoche, ungeschönt und unverpackt.
Laute,
Pistazienschalen
spuckende Zigeuner, unglaubliche Dynamik aus
hin- und herfliegenden Seilen, Knoten, wehenden Röcken und Haaren eroberten
die agile Bühne. Heißblütig,
verführerisch und schnelllebig.
Vorbehalte wie „Oper ist
konservativ, Opernsänger
können nicht schauspielern
oder Oper ist steif“, wurden
kraftlos. Stattdessen war
das Ensemble frech und lustig, kreativ und motiviert.
Was bei Georges Bizets
Uraufführung 1875 schockierte – das schonungslose
Milieu der Oper Carmen, zu
denen Asoziale, Kriminelle,
Prostituierte und Deserteure gehörten, und das damals das Pariser Publikum
schockierte – hatte die
Opernwerkstatt aus dem
Original herausgearbeitet.
Wer eine standardgemäße
Opernaufführung erwartet
hatte, musste schnell umdenken. Wer als Basis die
Intention der Opernwerkstatt klar erkannte, die
nicht im Sinne von „Wir arbeiten ja noch dran“, sondern „Wir möchten Neues
erschaffen“, vielleicht Oper
und Improvisationstheater
verbinden, der erfuhr eine
kontinuierliche Steigerung
des Gefallens.
Das junge Ensemble der
Opernwerkstatt brachte eine Art „Oper für Anfänger“
zu den Menschen, es karikierte die großartige Kunstform der Oper an sich auf
keinen Fall.
Wer die Vorgehensweise
der Opernwerkstatt Köln
verstehen möchte, möge
die von ihnen zitierten Leitbilder annehmen: „Der
Oper wurde der Krieg erklärt. Wir lassen uns das
nicht gefallen“. „Das Bildungsbürgertum stirbt und
mit ihm die Oper. Das Wort
„Bildungsbürger“ ist inzwischen negativ behaftet –
und das, obwohl sich niemand öffentlich für die Förderung der Verblödung unserer
Gesellschaft
ausspricht“.
Bei „Carmen“ entschloss
sich das Ensemble eben
nicht, modern inszeniert
die Handlung in ein Großraumbüro zu Managern zu
verlegen, sondern sie durch
Flamenco, Zigeunerorchester und freche Details zu
verknüpfen.
Das Ende bleibt dramatisch, wie Komponist Bizet
es wollte: Zwei Männer
trauern um eine Frau, die
frei und unkonventionell
beiden ihre Liebe versprach.
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