Ausgabe: Diepholz Erscheinungstag: 18.03.2013 Seite: 11 rbekehrst, ! cêÉÅÜI äìëíáÖ ìåÇ âêÉ~íáî léÉê ł`~êãÉå3 ~åÇÉêë ~äë îçå îáÉäÉå _ÉëìÅÜÉêå Éêï~êíÉí áã aáÉéÜçäòÉê qÜÉ~íÉê sçå páãçåÉ _ê~ìåëJ_∏ãÉêã~åå ! esKas- des. nö- alhele. EhPa- afbmeliw ! wïÉáÑÉäI sÉêïìåJ ÇÉêìåÖI ^åäÉÜåìåÖ ìåÇ dÉÑ~äJ äÉåW få ÇÉê oÉáÜÉåÑçäÖÉ ÇÉê dÉJ ÑΩÜäÉ Äê~ÅÜíÉ ÇáÉ léÉêåïÉêâJ ëí~íí ~ã oÜÉáå ÇáÉ ïÉäíïÉáí ãÉáëíÖÉëéáÉäíÉ léÉê ~ã p~ãëJ í~Ö å~ÅÜ aáÉéÜçäòK ł`~êãÉåJ ïìêÇÉ áã qÜÉ~íÉê ~ìÑÖÉÑΩÜêíK tÉê îçå ÇÉå Éíï~ QMM _ÉëìJ ÅÜÉêå ÇáÉ ^åâΩåÇáÖìåÖ ÖÉäÉJ ëÉå Ü~ííÉI ï~ê ~ìÑ ÇÉã tÉÖ ÇÉë sÉêëíÉÜÉåë âä~ê áã sçêíÉáäK Denn die Opernwerktstatt mit Fokus „Werkstatt“ machte vieles anders als vielleicht erwartet und wie in großen Opernhäusern gesehen. Der Orchestergraben blieb leer. Bei den Musikern handelte es sich nicht um Herren in Frack und Fliege, sondern um bunt gekleidete Mitglieder eines Zigeunerorchesters. Zu Beginn zogen sie durch das Parkett zur Bühne und sorgten mit ihrer Geschäftigkeit auf dem Marktplatz von Sevilla mitten im Lager der Zigeuner und neben einer Seilknüpferei für das spanische Flair des Südens. „Carmen“ – neu arrangiert für Flamenco-Gitarre und ZigeunerSeptett. Ließ man sich auf die neue Situation ein, fehlte das von Georges Bizet vorgesehene 60-köpfige Orchester nicht. Stattdessen gab es einen martialischen Zigeunersound mit dem gewissen Extra und schauspielerischen Fähigkeiten. Damit konfrontiert zu sein, machte Spaß. Die Reduktion ließ Sevilla und dessen Aura näher erscheinen. råâçåîÉåíáçåÉääÉ fåëòÉåáÉêìåÖ ÇÉê léÉê ł`~êãÉåJ áã aáÉéÜçäJ òÉê qÜÉ~íÉêK a~ë âä~ëëáëÅÜÉ iáÉÄÉëÇê~ã~W łt~ë Ü~ÄÉ áÅÜ ÖÉí~å\J Ñê~Öí ëáÅÜ ÇÉê ÉáÑÉêëΩÅÜíáÖÉ j∏êÇÉê açå gçë¨ ìåÇ łt~ë áëí åìê ÖÉëÅÜÉÜÉå\J bëÅ~ãáääçI ÇÉê îçê iáÉÄÉ íêìåâÉåÉ qçêÉêçK aÉê táJ ÇÉêëíêÉáí ÇÉê bãçíáçåÉå ÉåÇÉí ãáí `~êãÉåë qçÇI áÜêÉê îçê~ìëÖÉJ ë~ÖíÉå wìâìåÑí ~ìë ÇÉå h~êíÉåK ! cçíçW _ê~ìåëJ_∏ãÉêã~åå Die feurig-spanische Dreiecksbeziehung zwischen Carmen (Solgerd Isalv), dem Sergeanten Don José (Omar G. Garrido) und dem Stierkämpfer Escamillo (Mauricio Virgens) war gut verständlich, die Sprache der umfangreichen Sprechteile in Deutsch oft derb, in den Arien kontrovers und manchmal vulgär. Tatsächlich spiegelte sie wohl aber die raue Zeitepoche, ungeschönt und unverpackt. Laute, Pistazienschalen spuckende Zigeuner, unglaubliche Dynamik aus hin- und herfliegenden Seilen, Knoten, wehenden Röcken und Haaren eroberten die agile Bühne. Heißblütig, verführerisch und schnelllebig. Vorbehalte wie „Oper ist konservativ, Opernsänger können nicht schauspielern oder Oper ist steif“, wurden kraftlos. Stattdessen war das Ensemble frech und lustig, kreativ und motiviert. Was bei Georges Bizets Uraufführung 1875 schockierte – das schonungslose Milieu der Oper Carmen, zu denen Asoziale, Kriminelle, Prostituierte und Deserteure gehörten, und das damals das Pariser Publikum schockierte – hatte die Opernwerkstatt aus dem Original herausgearbeitet. Wer eine standardgemäße Opernaufführung erwartet hatte, musste schnell umdenken. Wer als Basis die Intention der Opernwerkstatt klar erkannte, die nicht im Sinne von „Wir arbeiten ja noch dran“, sondern „Wir möchten Neues erschaffen“, vielleicht Oper und Improvisationstheater verbinden, der erfuhr eine kontinuierliche Steigerung des Gefallens. Das junge Ensemble der Opernwerkstatt brachte eine Art „Oper für Anfänger“ zu den Menschen, es karikierte die großartige Kunstform der Oper an sich auf keinen Fall. Wer die Vorgehensweise der Opernwerkstatt Köln verstehen möchte, möge die von ihnen zitierten Leitbilder annehmen: „Der Oper wurde der Krieg erklärt. Wir lassen uns das nicht gefallen“. „Das Bildungsbürgertum stirbt und mit ihm die Oper. Das Wort „Bildungsbürger“ ist inzwischen negativ behaftet – und das, obwohl sich niemand öffentlich für die Förderung der Verblödung unserer Gesellschaft ausspricht“. Bei „Carmen“ entschloss sich das Ensemble eben nicht, modern inszeniert die Handlung in ein Großraumbüro zu Managern zu verlegen, sondern sie durch Flamenco, Zigeunerorchester und freche Details zu verknüpfen. Das Ende bleibt dramatisch, wie Komponist Bizet es wollte: Zwei Männer trauern um eine Frau, die frei und unkonventionell beiden ihre Liebe versprach.