Hochbauamt Bezirksgebäude Dietikon Neubau Einweihungsdokumentation Bezirksgebäude Dietikon Neubau Einweihungsdokumentation Zürich, 12. Juni 2010 Übersicht N Übersicht M 1:25 000 Impressum Inhalt: Marc Liechti Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt Baubereich 3 Redaktion: Alba Micelli, Thomas Maag Baudirektion Kanton Zürich, Kommunikation Gestaltung, Layout: Sascha Schurtenberger Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt Stab Alinéa AG 8620 Wetzikon Fotografie: Mark Röthlisberger Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt Stab Druck: Alinéa AG 8620 Wetzikon Auflage: 800 Exemplare Herausgeberin: ©2010 Baudirektion Kanton Zürich Hochbauamt Inhalt Der funktionale Mittelpunkt eines jungen Bezirks Regierungspräsident Dr. Hans Hollenstein Sicherheitsdirektion Regierungsrat Dr. Markus Notter Direktion der Justiz und des Innern Regierungsrat Markus Kägi Baudirektion 4 Tempora mutantur Stefan Bitterli Kantonsbaumeister 6 Das Gefängnis Limmattal – ein Gefängnis der kurzen Wege Rudolf G. Hablützel, Stabschef Gefängnisse Kanton Zürich 8 Optimale Lage Hptm Mario Bolzi Chef Regionalabteilung Limmattal/Albis Kantonspolizei Zürich 10 Alles unter einem Dach lic. iur. Adrian Leimgrübler Statthalter und Bezirksratspräsident 10 Letzter Schritt in die Unabhängigkeit lic. iur. Stephan Aeschbacher Präsident Bezirksgericht Dietikon 12 Kürzere und schnellere Wege lic. iur. Claudia Wiederkehr, Leitende Staatsanwältin Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis 12 Einheitliche Gesamterscheinung mit differenzierter Kubatur Andreas Senn Architekt BSA SIA, St. Gallen 16 Reduktion auf das Essenzielle Isabel Münster Kunstfachfrau 18 Ein Blick in die Vergangenheit Daniel Käch Kantonsarchäologie Zürich 18 Pläne 20 Beteiligte 26 Chronologie/Flächenkennwerte 28 Der funktionale Mittelpunkt eines jungen Bezirks Als der Bezirk Dietikon im März 1985 gegründet wurde, war nicht absehbar, dass seine volle institutionelle Unabhängigkeit und bauliche Repräsentation erst nach langer Zeit Wirklichkeit werden würden. Anders als in den übrigen Zürcher Bezirken, die ihre architektonische Präsenz und damit auch die Vertrautheit aufseiten der Bevölkerung in langer Zeit ausbauen konnten, musste dies in Dietikon alles erst geschaffen werden – immerhin aber auf der Grundlage, dass sich die Bürgerinnen und Bürger mit dem Bezirk und seinem Hauptort schon auf dem Weg zu seiner Gründung klar identifiziert hatten. Das neue Bezirksgebäude spiegelt die Erwartungen einer zeitgenössischen Bevölkerung an ihre Behörden wider. Und es zeugt eindrücklich vom politischen Willen, der vor 25 Jahren zur Gründung des neuen Bezirks Dietikon geführt hatte. Darin liegt eine so besondere wie wertvolle Legitimation des Bauwerks, welches wir nun einweihen können. Seine Berechtigung ergibt sich zudem aus schlichter Notwendigkeit. 1989 nahmen Bezirksstatthalter und Bezirksrat ihre Arbeit auf, und zwar in zugemieteten Räumen. Bezirksgerichtliche und staatsanwaltschaftliche Aufgaben wurden weiterhin von den Amtsstellen in Zürich wahrgenommen. In Dietikon gab es keine geeigneten Räumlichkeiten für ein Bezirksgericht und es existierte kein Gefängnis, in dem Untersuchungs- und Sicherheitsgefangene untergebracht werden konnten. Dazu kam, dass die Einwohnerzahl ebenso zunahm wie die Anzahl der gesamten Belegungstage aller Institutionen des Amts für Justizvollzug. Im neuen Bezirksgebäude können nun fast alle gesetzlich vorgesehenen Behörden konzentriert werden. Einerseits kommt dies der Bevölkerung zugute, die für bezirksgerichtliche Angelegenheiten nicht mehr einen anderen Bezirk aufsuchen muss. Andererseits können dadurch Synergien genutzt werden, 4 und diese sind vorteilhaft für die Kosteneinsparung, die Reibungslosigkeit der Abläufe und die Gewährleistung der Sicherheit – ein Punkt, der an einem solchen Ort besonders ins Gewicht fällt. Im Gebäude untergebracht sind das Bezirksgericht, die regionale Staatsanwaltschaft und die Kantonspolizei, welche über eine direkte Verbindung zum Gefängnis mit seiner Jugendabteilung verfügt. Dazu kommen das Statthalteramt und die Räume für den Bezirksrat. So sinnvoll es ist, diese Institutionen und Funktionseinheiten an einem Ort zusammenzufassen, so anspruchsvoll war es für die Planung, diesen letztlich doch heterogenen Nutzern und Insassen sowie dem Standort mitten im Stadtzentrum gerecht zu werden. Dem Architekten Andy Senn ist dies mit seinem Projekt vollumfänglich gelungen. Neben den nutzungs- und umgebungsbezogenen Vorgaben mussten die technischen umgesetzt werden. Sicherheitsmässig musste das Gebäude den höchsten Anforderungen genügen und auch ökonomisch und ökologisch auf der Höhe der Zeit sein. Beispielsweise hatte es den Minergiestandard zu erfüllen. Dass die entsprechenden Normen während der Planungsund Bauphase ihrerseits eine Entwicklung durchliefen und stetige Anpassungen erforderten, machte die Aufgabe nicht einfacher. Umso erfreulicher stellt sich jetzt das Resultat dar: ein Bau von Eleganz und Gewicht, der im so neuen wie dynamischen Bezirk Dietikon den funktionalen Mittelpunkt bildet. Regierungspräsident Dr. Hans Hollenstein Sicherheitsdirektion Regierungsrat Dr. Markus Notter Direktion der Justiz und des Innern Regierungsrat Markus Kägi Baudirektion Tempora mutantur «Tempora mutantur, nos et mutamur im illis.» Dieses Zitat könnte bezogen auf das nun nach aussergewöhnlich langer Planungsgeschichte fertig gestellte Bezirksgebäude sinngemäss wie folgt abgewandelt werden: «Die Zeiten ändern sich und ein Projekt in ihnen.» Kaum eines der jüngeren kantonalen Bauvorhaben vermag eine derart bewegte Historie vorzuweisen. Umso grösser die Freude, dass mit diesem Bauwerk nach einer insgesamt ein Vierteljahrhundert währenden Epoche politischer Meinungsbildung sowie mutierender Planung ein demokratischer Wille – nämlich die Schaffung des Bezirks Dietikon – nicht nur administrativ, sondern auch substanziell Realität werden durfte. Einhergehend mit unserer schnelllebigen Zeit forderten sich ändernde Bedürfnisse von Seiten der verschiedenen Nutzer, politische Ereignisse, verschärfte Baunormen und nicht zuletzt die knappen Staatsfinanzen bzw. der vom Parlament gekürzte Kredit laufend Umprojektierungen, die schliesslich in einem Planungsprozess von einem Dezennium mündeten. So galt es beispielsweise nach vollzogenen Regionalisierungen von Staatsanwaltschaft und Jugendanwaltschaft – teilweise sogar noch während der Bauzeit – Integrationen oder Auslagerungen von Nutzungseinheiten wie regionaler Polizeiposten, Bussenvollzug, Halbgefangenschaft, Jugendstrafvollzug etc. zu überprüfen bzw. einzuplanen. Dass dies eine grosse Herausforderung war, versteht sich von selbst. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Feststellung, dass sich das Projekt trotz der erwähnten Mutationen kaum verändert hat. Das Konzept des St. Galler Architekten Andy Senn, das aus einem 1998 veranstalteten Wettbewerb mit nicht weniger als 281 Eingaben hervorging, hat sich als erstaunlich flexibel und resistent erwiesen. Die hohe Flexibilität wurde damit zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor. 6 Es waren jedoch auch noch Herausforderungen ganz anderer Art zu meistern. Zum einen hatte der Aushub aufgrund archäologischer Spuren aus römischer Zeit gewissermassen per Hand zu erfolgen. Man könnte geneigt sein zu sagen, dass der Neubau, in dem u. a. eine auf römischer Justiz fussende Rechtssprechung praktiziert wird, auf römischen Fundamenten gegründet ist. Zum anderen waren die städtebaulichen Rahmenbedingungen äusserst anspruchsvoll. Der Bahnhofsvorplatz rief aufgrund seiner Massstäblichkeit nach einer starken Geste, wobei sich der Neubau wohl durch eine angemessene Repräsentanz, nicht jedoch Staatsgewalt manifestierende Monumentalität auszeichnen sollte. Und während das stadträumlich enge Korsett umfangreiche Verhandlungen mit der Nachbarschaft forderte, galt es eine Antwort auf die Frage zu finden, wie im innerstädtischen Raum eine Gefängnisfassade zu gestalten sei, ohne dass dieselbe unmittelbar als solche wahrgenommen wird. Oder inwiefern und unter welchen Voraussetzungen verträgt sich Kunst am Bau mit einem Gefängnis oder einer Polizeinutzung? Diese bunte Palette von zu bewältigen Hindernissen und teilweise hoffnungslos widersprüchlichen Rahmenbedingungen forderte sämtlichen Beteiligten ein hohes Mass an Flexibilität und einen langen Atem ab. Dass all die konträren Anforderungen und Zielsetzungen erfolgreich unter einen Hut gebracht bzw. in einem Gebäude vereint werden konnten, ist keine Selbstverständlichkeit und nur dank allseitig überdurchschnittlichem Engagement möglich geworden. Dafür sei an dieser Stelle von Herzen gedankt. Bleibt zu hoffen, dass das neue Bezirksgebäude über viele Jahre die sowohl seitens Nutzerschaft als auch Bevölkerung gehegten Erwartungen erfüllen wird. Stefan Bitterli, Kantonsbaumeister Das Gefängnis Limmattal – ein Gefängnis der kurzen Wege Ein neues Gefängnis mitten in einer Stadt in Betrieb zu nehmen, ist etwas eher Aussergewöhnliches. Zwar geniesst das Gefängnis dadurch eine optimale Anbindung an den öffentlichen Verkehr, was für Mitarbeitende und Besucherinnen und Besucher äusserst angenehm ist, die zentrale Lage bringt für den Betreiber eines Untersuchungsgefängnisses jedoch auch einige Probleme mit sich. Während – gerade in dichter besiedelten Gebieten – Gefängnisse in der Regel so gebaut werden, dass die Zellen gegen den Innenhof gerichtet sind, war dies in Dietikon wegen der relativ engen Platzverhältnisse nicht möglich. So kam es, dass die Zellenfenster nun in Richtung Weiningerstrasse und Bahnhof zeigen, was zur Folge hat, dass recht aufwendige bauliche und technische Massnahmen ergriffen werden mussten, um eine Kontaktaufnahme der Insassen mit der Aussenwelt (oder umgekehrt) zu verhindern. Im Innern des Gebäudes jedoch konnte einiges umgesetzt werden, das uns grosse Freude bereitet. So konnten optimale Bedingungen für einen Gruppenvollzug geschaffen werden, was es uns gestattet, den Gefängnisalltag im Gefängnis Limmattal besser zu gestalten, als dies, allein schon aus baulichen Gründen, in anderen Betrieben der Gefängnisse Kanton Zürich möglich ist. Als Beispiel seien etwa die Arbeitsräume für die Insassen genannt, die sich auf den jeweiligen Stockwerken direkt gegenüber den Zellen befinden, was bedeutet, dass die Insassen ohne lange Verschiebungswege zur Arbeit oder zu Freizeitaktivitäten geleitet werden können. Auch die neue Jugendabteilung ist ausserordentlich gut gelungen. Sie verfügt über verschiedene Abschnittstüren, die eine flexible Bewirtschaftung der Plätze zulassen. Je nach Nachfrage können 8 so Module für 9, 13 oder sogar 24 Jugendliche gebildet werden. In den zahlreich vorhandenen Nebenräumen der Jugendabteilung kann eine den jungen Insassen optimal angepasste Betreuung sichergestellt werden. Durch helle Farben konnte im Gefängnis Limmattal eine sowohl für die Insassen als auch für die Mitarbeitenden angenehme Atmosphäre geschaffen werden. Überhaupt wurden bei diesem Bau für einmal die Mitarbeitenden nicht vergessen, wurden ihnen doch ergonomisch einwandfreie Arbeitsplätze und freundliche Aufenthaltsräume zur Verfügung gestellt – in Gefängnissen keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Auch die auf jedem Stockwerk vorhandenen Schleusen erlauben es uns, die Insassen unkompliziert unseren Arbeitspartnern (Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht) zu übergeben und von diesen wieder zu übernehmen – auch hier kurze Wege und damit eine erhebliche Erleichterung in unserem Arbeitsalltag! Alles in allem können wir mit dem Gefängnis Limmattal also ein Gefängnis in Betrieb nehmen, das den Anforderungen, die an einen zeitgemässen Justizvollzug gestellt werden, voll und ganz gerecht wird. Und mit dem Gefängnis Limmattal steht uns jetzt ein zusätzliches Angebot von 72 Plätzen zur Verfügung, welches die Kapazität der Gefängnisse Kanton Zürich auf insgesamt 857 Betten erhöht – in Zeiten der Überbelegung, die wir gerade durchleben, eine höchst willkommene Entlastung! Rudolf G. Hablützel, Stabschef Gefängnisse Kanton Zürich Optimale Lage Alles unter einem Dach Nach Jahren der Planung und der Bautätigkeit durften das Kader und die Mannschaft des Polizeipostens Dietikon sowie der Stab der Regionalabteilung Limmattal/Albis am 18./19. März 2010 in das neu erstellte Bezirksgebäude Dietikon einziehen. Der alte, in einem Wohnhaus eingemietete Polizeiposten konnte nach 39 Jahren endlich verlassen und moderne, zweckmässige Büroräumlichkeiten konnten bezogen werden, was von allen Mitarbeitenden geschätzt wird. Bereits nach kurzer Zeit wurde die Effizienz der «kurzen Wege» innerhalb der eigenen Organisation, aber auch mit den verschiedenen Partnern unter dem gleichen Dach dankbar festgestellt. Als ich im Jahre 2001 die alten Räumlichkeiten der Bezirksverwaltung am Kirchplatz 5 in Dietikon bezog, fand ich einen Artikel des «Limmattalers» vor, der den Titel trug: «Bezug des Bezirksgebäudes 1993». Der Verfasser des Artikels war offensichtlich ein weitsichtiger Mensch, hatte er doch diese Überschrift mit einem Fragezeichen versehen. 17 Jahre später ist es nun tatsächlich soweit. Der Bezirk hat mit dem Bezirksgebäude definitiv ein Gesicht, eine Identität erhalten. Die Bezirksverwaltung Dietikon, bestehend aus Bezirksrat und Statthalteramt, konnte die neuen, hellen und grosszügigen Räumlichkeiten beziehen. Das Statthalteramt hat fachlich Berührungspunkte mit der Kantonspolizei, der Staatsanwaltschaft und dem Gericht. Die Arbeit unter einem Dach erleichtert die Zusammenarbeit und schafft Synergien. Motivierend sind aber auch die nun häufigeren persönlichen Kontakte mit Kolleginnen und Kollegen der anderen Amtsstellen. Ich freue mich, mit motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im gelungenen, ästhetisch ansprechenden Neubau im Namen des Bezirkes tätig zu sein. Die optimale Lage, in Bahnhofnähe und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut erschlossen, wird von vielen Mitarbeitenden im Hause, aber auch von der Bevölkerung in und um Dietikon sehr geschätzt. Es liegt nun an uns und an unseren Partnern, die Vorteile der neuen Zusammenarbeit bestmöglich zu nutzen. Ein besonderer Dank gebührt allen, welche sich in irgendeiner Form für das Entstehen des Bezirksgebäudes Dietikon eingesetzt haben. Hptm Mario Bolzi Chef Regionalabteilung Limmattal/Albis Kantonspolizei Zürich 10 lic. iur. Adrian Leimgrübler Statthalter und Bezirksratspräsident Letzter Schritt in die Kürzere und schnellere Wege Unabhängigkeit 12 Ende März 2010 konnte der letzte Schritt in die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit des Bezirksgerichts Dietikon vollzogen werden: der Umzug vom provisorischen Standort in den Räumlichkeiten des Bezirksgerichts Zürich nach Dietikon. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des jüngsten Gerichts des Kantons Zürich, nach der Betriebsaufnahme am 1. Juli 2008, ist damit realisiert worden. An zentraler Lage und unter einem Dach mit anderen Amtsstellen übt das Gericht nunmehr seine Tätigkeit in einem markanten Gebäude aus, das gleichzeitig nüchtern wirkt und funktional eingerichtet ist. Die beim Innenausbau verwendeten Holzelemente vermögen einen angenehmen Kontrapunkt zur betonbetonten Aussenansicht zu setzen und sind auf breiten Anklang gestossen. Dank der räumlichen Nähe zu den anderen Behörden können betriebliche Abläufe im Schnittstellenbereich (z. B. Postverkehr, Gefangenenzuführungen) optimiert werden; dennoch bleibt die richterliche Unabhängigkeit selbstverständlich unangetastet. Allen involvierten Personen, die dazu beigetragen haben, dass dieses gelungene Bauwerk entstehen konnte, sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Als letzte der fünf regionalen Staatsanwaltschaften im Kanton Zürich konnte nun endlich auch die Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis im März 2010 in Dietikon örtlich zusammengeführt werden. Unsere bisherigen Zweigstellen in Horgen, Affoltern und Zürich wurden definitiv aufgelöst, und die rund 40 Mitarbeitenden wechselten ihren Arbeitsort ins Limmattal. Diese Fusion bringt klare Vorteile in betrieblicher Hinsicht: Die Kommunikationswege zwischen den Mitarbeitenden – aber auch mit den Vorgesetzten – werden deutlich kürzer und schneller. Uns trennt nur noch eine Treppe zwischen dem 1. und 2. Obergeschoss und keine lange Autofahrt mehr. Aber auch die Wege unserer verhafteten Angeschuldigten werden kürzer. Statt einer zeit- und kostenintensiven Zuführung im Gefängnisbus aus einem anderen Kantonsteil können sie nun mittels direkter Schleuse vom Gefängnis Limmattal in unsere Büroräumlichkeiten zu den Einvernahmen gebracht werden. Die räumliche Nähe zur Kantonspolizei Zürich erleichtert unsere enge Zusammenarbeit im Bereiche der Strafverfolgung, und die vereinfachten Aktengänge an das Bezirksgericht Dietikon sind für einen effizienten Ablauf des Strafverfahrens von Nutzen. lic. iur. Stephan Aeschbacher Präsident Bezirksgericht Dietikon lic. iur. Claudia Wiederkehr, Leitende Staatsanwältin Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis Einheitliche Gesamterscheinung mit differenzierter Kubatur Mit einer einheitlichen Gesamterscheinung, aber einer differenzierten Kubatur wird sowohl städtebaulich als auch architektonisch auf die konfuse Umgebung reagiert. Der Kopfbau schliesst den Bahnhofplatz räumlich ab und gibt dem Bezirksgebäude die nötige Präsenz. Das Gebäudevolumen setzt sich aus zwei ineinandergeschobenen Winkeln mit drei unterschiedlichen Gebäudehöhen zusammen. Mit dieser doppelten L-Form wird im Grundriss ein innen liegender, nach oben offener Hof geschaffen. Der Boden dieses Innenhofes ist nach dem Konzept von Ryffel & Ryffel Landschaftsarchitekten bepflanzt und durch Oberlichter für die darunterliegende Garage gegliedert. Nach aussen prägt die Sichtbeton-Fassade mit den ausgeschnittenen Bandfenstern den Charakter des gesamten Gebäudes. Die Grundrisskonzeption trägt den betrieblichen Anforderungen der verschiedenen Nutzer ebenso Rechnung wie denjenigen der Sicherheit. Sie lässt sowohl einen effizienten Austausch als auch eine angemessene Abgrenzung zu. Darüber hinaus ermöglichte sie im Laufe der 12-jährigen Planungsund Bauphase mehrmalige Nutzungsänderungen aufgrund der veränderten Bedürfnisse. Die Funktion des Neubaus, als Justiz- und Gerichtsgebäude und sicheres Gefängnis, verlangt in der Gestaltung nach architektonischer Strenge und in der Erscheinung nach Präsenz. Als Bezirksgebäude soll es neben der Bürgernähe auch Offenheit ausstrahlen und gleichzeitig die Justiz und Gerechtigkeit reflektieren. Im Innern werden die öffentlich zugänglichen und die internen Personalbereiche sicher und klar voneinander getrennt. Ausser den Schalterzonen und Gerichtssälen bleiben alle Bereiche, zur Wahrung des Amtsgeheimnisses und der Vertraulichkeit, abgeschlossen. Das im Bezirksgebäude integrierte Gefängnis kommt ohne zusätzliche Umfassungsmauern und Zäune aus. Die Zellen liegen, gesichert durch eine mehrschich- 16 tige Fassadenkonstruktion, hinter den aufgesetzten Fensterbändern zur Bahnseite. Die Farbigkeit, die Materialisierung und die räumliche Qualität bieten den Insassen, aber vor allem auch dem Personal eine der Nutzung angemessene Umgebung. Die Innenausstattung in den Räumen der Verwaltung ist geprägt durch wenige, sich wiederholende Materialien: Sichtbeton oder Weissputz an den Wänden, Holzoberflächen an den Türen und Schränken, Linoleum am Boden in den Büros, Akustikdecken mit integrierter Beleuchtung, Glasbausteine als transparente, aber massive Raumabschlüsse. In der obersten Etage sind, als Repräsentationsräume, die Cafeteria mit Terrasse sowie der Sitzungsraum des Bezirksrats angeordnet. Der Bodenbelag besteht in diesen Räumen, wie in den Korridoren der Verwaltung, aus hellem Naturstein. Zentraler Ort des Gebäudes ist ein langer, schmaler Hof im Innern. Hier treffen alle Nutzungen aufeinander. Die Arbeitsräume der Gefangenen liegen den Erschliessungszonen der Verwaltung gegenüber. Es entsteht eine stadtähnliche Struktur mit Durchblicken. An der Innenhof-Fassade der Gefängnisräume ist über zwei Geschosse das Bild der Schattenwelt eines Skulpturengartens aufgetragen. Die Kunst am Bau von Lutz & Guggisberg präsentiert sich mit weiteren Wandbildern im Eingangsbereich, bei den Gerichtssälen und in der Cafeteria. Auffällig ist die vom Büro Bringolf Irion Vögeli entwickelte Signaletik mit dreidimensionalen Buchstaben. Diese Beschriftung, aus der Materialität des Gebäudes entwickelt, wird neben der Orientierungshilfe auch Teil der Architektur und stellt zusammen mit der Kunst am Bau ein unverwechselbares Ortsgefühl her. Andreas Senn Architekt BSA SIA, St. Gallen Reduktion auf das Essenzielle Ein Blick in die Vergangenheit Sowohl tiefgründig als auch humorvoll kommentiert das Künstlerduo Lutz & Guggisberg seit dem Jahr 1996 unsere Welt. Metamorphosierend offenbaren sie uns in raumgreifenden Installationen, Skulpturen, Fotografien, Malereien und Videos ihr weitschweifiges Spektrum. Das Bezirksgebäude befindet sich an einer wichtigen Stelle innerhalb des grossen römischen Landwirtschaftsbetriebs, der vom 1. bis ins 4. Jh. n. Chr. einen grossen Teil des alten Dorfkerns von Dietikon bedeckte. Im Vorfeld des Bauprojekts hatten wir – vermutlich letztmals in Dietikon – die Gelegenheit, bisher nicht bebaute Areale grossflächig zu untersuchen. Wir konnten hier zwei jeweils rund 100 m2 grosse römische Gebäude aufdecken. Im Innern der Bauten konnte eine reiche Schichtabfolge beobachtet werden, die den Zeitraum von etwa 70 n. Chr. bis um 270 n. Chr. abdeckt. Für das Kunst-am-Bau-Projekt des Bezirksgebäudes Dietikon reduzieren sie ihre künstlerische Bandbreite auf das Essenzielle, indem sie sich der traditionellen Tuschmalerei zuwenden, die gerade in ihrer Schlichtheit eine berührende Expressivität entwickelt. An drei verschiedenen Orten innerhalb des Bauwerks begegnet man schattenartigen Wandmalereien mit Formgebilden, üppig wuchernden Pflanzen, Gitterstäben, keltischen Menhiren, rankenförmigen Verzierungen oder Gefässen, die bei inniger Betrachtung fantasievolle Welten eröffnen. Die vierte und grösste Malerei der Künstler befindet sich an einer Fassade im Innenhof: Hier erstreckt sich über zwei Etagen die Schattenwelt eines Skulpturengartens. Deren verschlungene Linien und abstrakte Konturen erinnern an Zen-Elemente, die mehr andeuten als klar umreissen. So erfährt der Lichthofbereich eine dezente Belebung mit einer angenehmen Atmosphäre. Durch die narrative Vielfalt, das breite Assoziationsgeflecht und die unaufdringliche Ästhetik der im Stil der Tuschmalerei angefertigten Wandarbeiten erhält die dichte Struktur der Architektur eine wohltuende Weite, die den Alltag im Bezirksgebäude feinsinnig bereichert. Isabel Münster Kunstfachfrau 18 Die aus archäologischer Sicht wichtigste Erkenntnis war zweifelsohne die Aufdeckung von weitläufigen Holzbauten unter den Steingebäuden. Leider haben sich die Hölzer selbst nicht erhalten; übrig geblieben sind nur die für den Laien wenig spektakulären Erdverfärbungen, welche den Archäologen aber wichtige Hinweise auf die Gebäude liefern. Die grösste Überraschung war ein grosser, mit Ziegeln gedeckter Holzbau, der vermutlich um 200 n. Chr. zwischen den beiden Steingebäuden errichtet wurde. Eine solche Bebauung ist in Dietikon bisher ohne Parallelen. Die Gesamtzahl der gemachten Fundobjekte lässt sich nur sehr ungefähr bestimmen. Nach Abschluss der Grabung lagern aber sicher über 30 000 Keramikbruchstücke in den Depots der Kantonsarchäologie. Daniel Käch Kantonsarchäologie Zürich Pläne N N Situation, M 1 : 2 000 20 Längsschnitt, M 1 : 600 Erdgeschoss, M 1 : 600 Untergeschoss, M 1 : 600 Gefängnis Kantonspolizei 21 Südostfassade, M 1 : 600 Querschnitt, M 1 : 600 2. Obergeschoss, M 1 : 600 1. Obergeschoss, M 1 : 600 Gefängnis 22 Staatsanwaltschaft Statthalteramt Südwestfassade, M 1 : 600 4. Obergeschoss, M 1 : 600 3. Obergeschoss, M 1 : 600 Gefängnis Gericht 23 Nordostfassade, M 1 : 600 6. Obergeschoss, M 1 : 600 5. Obergeschoss, M 1 : 600 Gefängnis 24 Gericht Am Bau Beteiligte Bauherr Kanton Zürich Eigentümervertretung Baudirektion Kanton Zürich Immobilienamt 8090 Zürich Thomas Maurer, Amtschef Giorgio Engeli, Abteilungsleiter S&P Jörg Mathias Stoll, Portfoliomanager S&P Hans-Peter Huber, Abteilungsleiter BW Jörg Wegmann, Ressortleiter BW Bauherrenvertretung Baudirektion Kanton Zürich Hochbauamt 8090 Zürich Stefan Bitterli, Kantonsbaumeister David Vogt, Abteilungsleiter BB3 Karl-Heinz Eberle, Ressortleiter BB3 R3 Marc Liechti, Projektleiter BB3 R3 Beat Wüthrich, Abteilungsleiter GT Marcel Rohr, Ressort-/Fachprojektleiter GT Tanja Scartazzini, Kunstsachverständige Paul Eggimann, Bauökologe Archäologie Baudirektion Kanton Zürich Amt für Raumordnung und Vermessung Archäologie und Denkmalpflege 8600 Dübendorf Daniel Käch, Kantonsarchäologe 26 Direktion der Justiz und des Innern Kanton Zürich Generalsekretariat, Zürich Logistik, Finanzen & Controlling LFC, Zürich Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis, Dietikon Gefängnisse Kanton Zürich / Stab, Zürich-Flughafen Gefängnis Limmattal, Dietikon Bezirksrat Dietikon, Dietikon Sicherheitsdirektion Kanton Zürich Generalsekretariat, Zürich KaPo ZH, Kommandobereich 2, Zürich KaPo ZH, Regionalabteilung Limmattal/Albis, Dietikon Statthalteramt Dietikon, Dietikon Rechtspflege Kanton Zürich Obergericht, Zürich Bezirksgericht Dietikon, Dietikon Architektur Andreas Senn Architekt BSA SIA, St. Gallen Fachplanung Ghisleni Planen Bauen GmbH, Zürich (Bauleitung) dsp Ingenieure & Planer AG, Greifensee (Statik) Brunner Haustechnik AG, Wallisellen (HLKKS) Janzi AG, Zürich (Elektro/Sicherheit) Studer & Strauss Bauphysik, St. Gallen (Bauphysik) ryffel & ryffel, Uster (Landschaftsarchitektur) Sennhauser, Werner & Rauch AG, Dietikon (Vermessung) Bringolf Irion Vögeli GmbH, Zürich (Signaletik) Ch. Keller Design AG, St. Gallen (Beleuchtung) Pro Optima AG, Elgg (Fassadenplanung) Andres Lutz & Anders Guggisberg, Fahrweid (Kunst) Chronologie März 1985 Abstimmung über Bildung des Bezirks Dietikon Juni 2005 Vollzug des Landkaufs April 1995 Auftrag Machbarkeitsstudie Dezember 2006 Abbruchbeginn November 1998 Architekturwettbewerb Februar 2007 Baubeginn Bezirksgebäude Dietikon März 1999 Planungsbeginn März 2010 Einzug der ersten Nutzer Februar 2004 Kreditbewilligung Kantonsrat 12. Juni 2010 Offizielle Einweihung April 2005 Beginn archäologische Untersuchung Kennwerte Kosten Gesamtkosten BKP (1–9), bewilligter Kredit inklusive Teuerung 58 300 000 Franken Bauzeit ca. 3½ Jahre Flächen Bezirksgericht Statthalteramt und Bezirksrat Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis Gefängnis Limmattal (72 Plätze) Posten und Regionalabteilung der Kantonspolizei Limmattal/Albis Infrastruktur Gesamt ca. 28 BGF BGF BGF BGF BGF 1 380 m² 430 m² 1 445 m² 4 025 m² 815 m² BGF BGF 1 280 m² 9 375 m²