Bezirksgebäude Dietikon Neubau - Hochbauamt

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Hochbauamt
Bezirksgebäude Dietikon
Neubau
Einweihungsdokumentation
Bezirksgebäude Dietikon
Neubau
Einweihungsdokumentation
Zürich, 12. Juni 2010
Übersicht
N
Übersicht M 1:25 000
Impressum
Inhalt:
Marc Liechti
Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt
Baubereich 3
Redaktion:
Alba Micelli, Thomas Maag
Baudirektion Kanton Zürich, Kommunikation
Gestaltung, Layout:
Sascha Schurtenberger
Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt
Stab
Alinéa AG
8620 Wetzikon
Fotografie:
Mark Röthlisberger
Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt
Stab
Druck:
Alinéa AG
8620 Wetzikon
Auflage: 800 Exemplare
Herausgeberin:
©2010 Baudirektion Kanton Zürich
Hochbauamt
Inhalt
Der funktionale Mittelpunkt eines jungen Bezirks
Regierungspräsident Dr. Hans Hollenstein
Sicherheitsdirektion
Regierungsrat Dr. Markus Notter
Direktion der Justiz und des Innern
Regierungsrat Markus Kägi
Baudirektion
4
Tempora mutantur
Stefan Bitterli
Kantonsbaumeister
6
Das Gefängnis Limmattal – ein Gefängnis der kurzen Wege
Rudolf G. Hablützel, Stabschef
Gefängnisse Kanton Zürich
8
Optimale Lage
Hptm Mario Bolzi
Chef Regionalabteilung Limmattal/Albis
Kantonspolizei Zürich
10
Alles unter einem Dach
lic. iur. Adrian Leimgrübler
Statthalter und Bezirksratspräsident
10
Letzter Schritt in die Unabhängigkeit
lic. iur. Stephan Aeschbacher
Präsident Bezirksgericht Dietikon
12
Kürzere und schnellere Wege
lic. iur. Claudia Wiederkehr, Leitende Staatsanwältin
Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis
12
Einheitliche Gesamterscheinung mit differenzierter Kubatur
Andreas Senn
Architekt BSA SIA, St. Gallen
16
Reduktion auf das Essenzielle
Isabel Münster
Kunstfachfrau
18
Ein Blick in die Vergangenheit
Daniel Käch
Kantonsarchäologie Zürich
18
Pläne
20
Beteiligte
26
Chronologie/Flächenkennwerte
28
Der funktionale Mittelpunkt eines jungen Bezirks
Als der Bezirk Dietikon im März 1985 gegründet
wurde, war nicht absehbar, dass seine volle institutionelle Unabhängigkeit und bauliche Repräsentation erst nach langer Zeit Wirklichkeit werden
würden. Anders als in den übrigen Zürcher Bezirken,
die ihre architektonische Präsenz und damit auch
die Vertrautheit aufseiten der Bevölkerung in langer
Zeit ausbauen konnten, musste dies in Dietikon
alles erst geschaffen werden – immerhin aber auf
der Grundlage, dass sich die Bürgerinnen und Bürger
mit dem Bezirk und seinem Hauptort schon auf
dem Weg zu seiner Gründung klar identifiziert hatten. Das neue Bezirksgebäude spiegelt die Erwartungen einer zeitgenössischen Bevölkerung an ihre
Behörden wider. Und es zeugt eindrücklich vom
politischen Willen, der vor 25 Jahren zur Gründung
des neuen Bezirks Dietikon geführt hatte. Darin
liegt eine so besondere wie wertvolle Legitimation
des Bauwerks, welches wir nun einweihen können.
Seine Berechtigung ergibt sich zudem aus schlichter
Notwendigkeit. 1989 nahmen Bezirksstatthalter
und Bezirksrat ihre Arbeit auf, und zwar in zugemieteten Räumen. Bezirksgerichtliche und staatsanwaltschaftliche Aufgaben wurden weiterhin von den
Amtsstellen in Zürich wahrgenommen. In Dietikon
gab es keine geeigneten Räumlichkeiten für ein
Bezirksgericht und es existierte kein Gefängnis, in
dem Untersuchungs- und Sicherheitsgefangene untergebracht werden konnten. Dazu kam, dass die Einwohnerzahl ebenso zunahm wie die Anzahl der
gesamten Belegungstage aller Institutionen des Amts
für Justizvollzug.
Im neuen Bezirksgebäude können nun fast alle
gesetzlich vorgesehenen Behörden konzentriert werden. Einerseits kommt dies der Bevölkerung zugute,
die für bezirksgerichtliche Angelegenheiten nicht
mehr einen anderen Bezirk aufsuchen muss. Andererseits können dadurch Synergien genutzt werden,
4
und diese sind vorteilhaft für die Kosteneinsparung,
die Reibungslosigkeit der Abläufe und die Gewährleistung der Sicherheit – ein Punkt, der an einem
solchen Ort besonders ins Gewicht fällt. Im Gebäude
untergebracht sind das Bezirksgericht, die regionale
Staatsanwaltschaft und die Kantonspolizei, welche
über eine direkte Verbindung zum Gefängnis mit
seiner Jugendabteilung verfügt. Dazu kommen das
Statthalteramt und die Räume für den Bezirksrat.
So sinnvoll es ist, diese Institutionen und Funktionseinheiten an einem Ort zusammenzufassen, so
anspruchsvoll war es für die Planung, diesen letztlich
doch heterogenen Nutzern und Insassen sowie
dem Standort mitten im Stadtzentrum gerecht zu
werden. Dem Architekten Andy Senn ist dies mit
seinem Projekt vollumfänglich gelungen. Neben den
nutzungs- und umgebungsbezogenen Vorgaben
mussten die technischen umgesetzt werden. Sicherheitsmässig musste das Gebäude den höchsten
Anforderungen genügen und auch ökonomisch und
ökologisch auf der Höhe der Zeit sein. Beispielsweise
hatte es den Minergiestandard zu erfüllen. Dass
die entsprechenden Normen während der Planungsund Bauphase ihrerseits eine Entwicklung durchliefen
und stetige Anpassungen erforderten, machte die
Aufgabe nicht einfacher. Umso erfreulicher stellt sich
jetzt das Resultat dar: ein Bau von Eleganz und
Gewicht, der im so neuen wie dynamischen Bezirk
Dietikon den funktionalen Mittelpunkt bildet.
Regierungspräsident Dr. Hans Hollenstein
Sicherheitsdirektion
Regierungsrat Dr. Markus Notter
Direktion der Justiz und des Innern
Regierungsrat Markus Kägi
Baudirektion
Tempora mutantur
«Tempora mutantur, nos et mutamur im illis.» Dieses
Zitat könnte bezogen auf das nun nach aussergewöhnlich langer Planungsgeschichte fertig gestellte
Bezirksgebäude sinngemäss wie folgt abgewandelt werden: «Die Zeiten ändern sich und ein Projekt
in ihnen.» Kaum eines der jüngeren kantonalen
Bauvorhaben vermag eine derart bewegte Historie
vorzuweisen. Umso grösser die Freude, dass mit
diesem Bauwerk nach einer insgesamt ein Vierteljahrhundert währenden Epoche politischer Meinungsbildung sowie mutierender Planung ein demokratischer Wille – nämlich die Schaffung des Bezirks
Dietikon – nicht nur administrativ, sondern auch substanziell Realität werden durfte.
Einhergehend mit unserer schnelllebigen Zeit forderten
sich ändernde Bedürfnisse von Seiten der verschiedenen Nutzer, politische Ereignisse, verschärfte Baunormen und nicht zuletzt die knappen Staatsfinanzen bzw. der vom Parlament gekürzte Kredit
laufend Umprojektierungen, die schliesslich in einem
Planungsprozess von einem Dezennium mündeten.
So galt es beispielsweise nach vollzogenen Regionalisierungen von Staatsanwaltschaft und Jugendanwaltschaft – teilweise sogar noch während der Bauzeit
– Integrationen oder Auslagerungen von Nutzungseinheiten wie regionaler Polizeiposten, Bussenvollzug, Halbgefangenschaft, Jugendstrafvollzug etc.
zu überprüfen bzw. einzuplanen. Dass dies eine
grosse Herausforderung war, versteht sich von selbst.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Feststellung, dass sich das Projekt trotz der erwähnten
Mutationen kaum verändert hat. Das Konzept des
St. Galler Architekten Andy Senn, das aus einem
1998 veranstalteten Wettbewerb mit nicht weniger
als 281 Eingaben hervorging, hat sich als erstaunlich flexibel und resistent erwiesen. Die hohe Flexibilität wurde damit zu einem entscheidenden
Erfolgsfaktor.
6
Es waren jedoch auch noch Herausforderungen
ganz anderer Art zu meistern. Zum einen hatte der
Aushub aufgrund archäologischer Spuren aus
römischer Zeit gewissermassen per Hand zu erfolgen. Man könnte geneigt sein zu sagen, dass
der Neubau, in dem u. a. eine auf römischer Justiz
fussende Rechtssprechung praktiziert wird, auf
römischen Fundamenten gegründet ist. Zum anderen waren die städtebaulichen Rahmenbedingungen
äusserst anspruchsvoll. Der Bahnhofsvorplatz
rief aufgrund seiner Massstäblichkeit nach einer
starken Geste, wobei sich der Neubau wohl durch
eine angemessene Repräsentanz, nicht jedoch
Staatsgewalt manifestierende Monumentalität auszeichnen sollte. Und während das stadträumlich
enge Korsett umfangreiche Verhandlungen mit der
Nachbarschaft forderte, galt es eine Antwort auf
die Frage zu finden, wie im innerstädtischen Raum
eine Gefängnisfassade zu gestalten sei, ohne
dass dieselbe unmittelbar als solche wahrgenommen
wird. Oder inwiefern und unter welchen Voraussetzungen verträgt sich Kunst am Bau mit einem
Gefängnis oder einer Polizeinutzung?
Diese bunte Palette von zu bewältigen Hindernissen
und teilweise hoffnungslos widersprüchlichen
Rahmenbedingungen forderte sämtlichen Beteiligten
ein hohes Mass an Flexibilität und einen langen
Atem ab. Dass all die konträren Anforderungen und
Zielsetzungen erfolgreich unter einen Hut gebracht
bzw. in einem Gebäude vereint werden konnten,
ist keine Selbstverständlichkeit und nur dank allseitig
überdurchschnittlichem Engagement möglich geworden. Dafür sei an dieser Stelle von Herzen gedankt.
Bleibt zu hoffen, dass das neue Bezirksgebäude über
viele Jahre die sowohl seitens Nutzerschaft als auch
Bevölkerung gehegten Erwartungen erfüllen wird.
Stefan Bitterli, Kantonsbaumeister
Das Gefängnis Limmattal – ein Gefängnis der kurzen Wege
Ein neues Gefängnis mitten in einer Stadt in Betrieb
zu nehmen, ist etwas eher Aussergewöhnliches.
Zwar geniesst das Gefängnis dadurch eine optimale
Anbindung an den öffentlichen Verkehr, was für
Mitarbeitende und Besucherinnen und Besucher
äusserst angenehm ist, die zentrale Lage bringt für
den Betreiber eines Untersuchungsgefängnisses
jedoch auch einige Probleme mit sich. Während –
gerade in dichter besiedelten Gebieten – Gefängnisse
in der Regel so gebaut werden, dass die Zellen
gegen den Innenhof gerichtet sind, war dies in Dietikon wegen der relativ engen Platzverhältnisse nicht
möglich. So kam es, dass die Zellenfenster nun in
Richtung Weiningerstrasse und Bahnhof zeigen, was
zur Folge hat, dass recht aufwendige bauliche und
technische Massnahmen ergriffen werden mussten,
um eine Kontaktaufnahme der Insassen mit der
Aussenwelt (oder umgekehrt) zu verhindern.
Im Innern des Gebäudes jedoch konnte einiges umgesetzt werden, das uns grosse Freude bereitet.
So konnten optimale Bedingungen für einen Gruppenvollzug geschaffen werden, was es uns gestattet,
den Gefängnisalltag im Gefängnis Limmattal besser
zu gestalten, als dies, allein schon aus baulichen
Gründen, in anderen Betrieben der Gefängnisse
Kanton Zürich möglich ist. Als Beispiel seien etwa die
Arbeitsräume für die Insassen genannt, die sich
auf den jeweiligen Stockwerken direkt gegenüber
den Zellen befinden, was bedeutet, dass die Insassen
ohne lange Verschiebungswege zur Arbeit oder zu
Freizeitaktivitäten geleitet werden können.
Auch die neue Jugendabteilung ist ausserordentlich
gut gelungen. Sie verfügt über verschiedene
Abschnittstüren, die eine flexible Bewirtschaftung
der Plätze zulassen. Je nach Nachfrage können
8
so Module für 9, 13 oder sogar 24 Jugendliche
gebildet werden. In den zahlreich vorhandenen
Nebenräumen der Jugendabteilung kann eine den
jungen Insassen optimal angepasste Betreuung
sichergestellt werden.
Durch helle Farben konnte im Gefängnis Limmattal
eine sowohl für die Insassen als auch für die Mitarbeitenden angenehme Atmosphäre geschaffen
werden. Überhaupt wurden bei diesem Bau für
einmal die Mitarbeitenden nicht vergessen, wurden
ihnen doch ergonomisch einwandfreie Arbeitsplätze und freundliche Aufenthaltsräume zur Verfügung gestellt – in Gefängnissen keineswegs eine
Selbstverständlichkeit.
Auch die auf jedem Stockwerk vorhandenen Schleusen erlauben es uns, die Insassen unkompliziert unseren Arbeitspartnern (Polizei, Staatsanwaltschaft und
Gericht) zu übergeben und von diesen wieder zu
übernehmen – auch hier kurze Wege und damit eine
erhebliche Erleichterung in unserem Arbeitsalltag!
Alles in allem können wir mit dem Gefängnis Limmattal also ein Gefängnis in Betrieb nehmen, das den
Anforderungen, die an einen zeitgemässen Justizvollzug gestellt werden, voll und ganz gerecht wird.
Und mit dem Gefängnis Limmattal steht uns jetzt ein
zusätzliches Angebot von 72 Plätzen zur Verfügung,
welches die Kapazität der Gefängnisse Kanton
Zürich auf insgesamt 857 Betten erhöht – in Zeiten
der Überbelegung, die wir gerade durchleben, eine
höchst willkommene Entlastung!
Rudolf G. Hablützel, Stabschef
Gefängnisse Kanton Zürich
Optimale Lage
Alles unter einem Dach
Nach Jahren der Planung und der Bautätigkeit durften
das Kader und die Mannschaft des Polizeipostens
Dietikon sowie der Stab der Regionalabteilung Limmattal/Albis am 18./19. März 2010 in das neu
erstellte Bezirksgebäude Dietikon einziehen. Der alte,
in einem Wohnhaus eingemietete Polizeiposten
konnte nach 39 Jahren endlich verlassen und moderne, zweckmässige Büroräumlichkeiten konnten
bezogen werden, was von allen Mitarbeitenden
geschätzt wird. Bereits nach kurzer Zeit wurde die
Effizienz der «kurzen Wege» innerhalb der eigenen
Organisation, aber auch mit den verschiedenen Partnern unter dem gleichen Dach dankbar festgestellt.
Als ich im Jahre 2001 die alten Räumlichkeiten der
Bezirksverwaltung am Kirchplatz 5 in Dietikon
bezog, fand ich einen Artikel des «Limmattalers» vor,
der den Titel trug: «Bezug des Bezirksgebäudes
1993». Der Verfasser des Artikels war offensichtlich
ein weitsichtiger Mensch, hatte er doch diese Überschrift mit einem Fragezeichen versehen. 17 Jahre
später ist es nun tatsächlich soweit. Der Bezirk
hat mit dem Bezirksgebäude definitiv ein Gesicht,
eine Identität erhalten. Die Bezirksverwaltung
Dietikon, bestehend aus Bezirksrat und Statthalteramt, konnte die neuen, hellen und grosszügigen
Räumlichkeiten beziehen. Das Statthalteramt hat fachlich Berührungspunkte mit der Kantonspolizei, der
Staatsanwaltschaft und dem Gericht. Die Arbeit
unter einem Dach erleichtert die Zusammenarbeit und
schafft Synergien. Motivierend sind aber auch die
nun häufigeren persönlichen Kontakte mit Kolleginnen und Kollegen der anderen Amtsstellen. Ich
freue mich, mit motivierten Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern im gelungenen, ästhetisch ansprechenden Neubau im Namen des Bezirkes tätig zu sein.
Die optimale Lage, in Bahnhofnähe und mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln gut erschlossen, wird von
vielen Mitarbeitenden im Hause, aber auch von der
Bevölkerung in und um Dietikon sehr geschätzt.
Es liegt nun an uns und an unseren Partnern, die
Vorteile der neuen Zusammenarbeit bestmöglich
zu nutzen. Ein besonderer Dank gebührt allen,
welche sich in irgendeiner Form für das Entstehen
des Bezirksgebäudes Dietikon eingesetzt haben.
Hptm Mario Bolzi
Chef Regionalabteilung Limmattal/Albis
Kantonspolizei Zürich
10
lic. iur. Adrian Leimgrübler
Statthalter und Bezirksratspräsident
Letzter Schritt in die
Kürzere und schnellere Wege
Unabhängigkeit
12
Ende März 2010 konnte der letzte Schritt in die
Unabhängigkeit und Selbstständigkeit des Bezirksgerichts Dietikon vollzogen werden: der Umzug
vom provisorischen Standort in den Räumlichkeiten
des Bezirksgerichts Zürich nach Dietikon. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des jüngsten
Gerichts des Kantons Zürich, nach der Betriebsaufnahme am 1. Juli 2008, ist damit realisiert worden.
An zentraler Lage und unter einem Dach mit anderen Amtsstellen übt das Gericht nunmehr seine
Tätigkeit in einem markanten Gebäude aus, das
gleichzeitig nüchtern wirkt und funktional eingerichtet ist. Die beim Innenausbau verwendeten Holzelemente vermögen einen angenehmen Kontrapunkt
zur betonbetonten Aussenansicht zu setzen und
sind auf breiten Anklang gestossen. Dank der räumlichen Nähe zu den anderen Behörden können betriebliche Abläufe im Schnittstellenbereich (z. B. Postverkehr, Gefangenenzuführungen) optimiert werden; dennoch bleibt die richterliche Unabhängigkeit
selbstverständlich unangetastet.
Allen involvierten Personen, die dazu beigetragen
haben, dass dieses gelungene Bauwerk entstehen
konnte, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
Als letzte der fünf regionalen Staatsanwaltschaften
im Kanton Zürich konnte nun endlich auch die
Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis im März 2010 in
Dietikon örtlich zusammengeführt werden. Unsere
bisherigen Zweigstellen in Horgen, Affoltern und
Zürich wurden definitiv aufgelöst, und die rund 40 Mitarbeitenden wechselten ihren Arbeitsort ins Limmattal. Diese Fusion bringt klare Vorteile in betrieblicher
Hinsicht: Die Kommunikationswege zwischen den
Mitarbeitenden – aber auch mit den Vorgesetzten –
werden deutlich kürzer und schneller. Uns trennt nur
noch eine Treppe zwischen dem 1. und 2. Obergeschoss und keine lange Autofahrt mehr. Aber auch
die Wege unserer verhafteten Angeschuldigten
werden kürzer. Statt einer zeit- und kostenintensiven
Zuführung im Gefängnisbus aus einem anderen
Kantonsteil können sie nun mittels direkter Schleuse
vom Gefängnis Limmattal in unsere Büroräumlichkeiten zu den Einvernahmen gebracht werden. Die
räumliche Nähe zur Kantonspolizei Zürich erleichtert
unsere enge Zusammenarbeit im Bereiche der Strafverfolgung, und die vereinfachten Aktengänge an
das Bezirksgericht Dietikon sind für einen effizienten
Ablauf des Strafverfahrens von Nutzen.
lic. iur. Stephan Aeschbacher
Präsident Bezirksgericht Dietikon
lic. iur. Claudia Wiederkehr, Leitende Staatsanwältin
Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis
Einheitliche Gesamterscheinung mit differenzierter Kubatur
Mit einer einheitlichen Gesamterscheinung, aber
einer differenzierten Kubatur wird sowohl städtebaulich als auch architektonisch auf die konfuse Umgebung reagiert. Der Kopfbau schliesst den Bahnhofplatz räumlich ab und gibt dem Bezirksgebäude
die nötige Präsenz. Das Gebäudevolumen setzt
sich aus zwei ineinandergeschobenen Winkeln mit
drei unterschiedlichen Gebäudehöhen zusammen.
Mit dieser doppelten L-Form wird im Grundriss
ein innen liegender, nach oben offener Hof geschaffen. Der Boden dieses Innenhofes ist nach dem
Konzept von Ryffel & Ryffel Landschaftsarchitekten
bepflanzt und durch Oberlichter für die darunterliegende Garage gegliedert. Nach aussen prägt die
Sichtbeton-Fassade mit den ausgeschnittenen Bandfenstern den Charakter des gesamten Gebäudes.
Die Grundrisskonzeption trägt den betrieblichen
Anforderungen der verschiedenen Nutzer ebenso
Rechnung wie denjenigen der Sicherheit. Sie lässt
sowohl einen effizienten Austausch als auch eine
angemessene Abgrenzung zu. Darüber hinaus
ermöglichte sie im Laufe der 12-jährigen Planungsund Bauphase mehrmalige Nutzungsänderungen
aufgrund der veränderten Bedürfnisse.
Die Funktion des Neubaus, als Justiz- und Gerichtsgebäude und sicheres Gefängnis, verlangt in
der Gestaltung nach architektonischer Strenge und
in der Erscheinung nach Präsenz. Als Bezirksgebäude soll es neben der Bürgernähe auch Offenheit
ausstrahlen und gleichzeitig die Justiz und Gerechtigkeit reflektieren. Im Innern werden die öffentlich zugänglichen und die internen Personalbereiche
sicher und klar voneinander getrennt. Ausser den
Schalterzonen und Gerichtssälen bleiben alle Bereiche,
zur Wahrung des Amtsgeheimnisses und der Vertraulichkeit, abgeschlossen.
Das im Bezirksgebäude integrierte Gefängnis kommt
ohne zusätzliche Umfassungsmauern und Zäune aus.
Die Zellen liegen, gesichert durch eine mehrschich-
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tige Fassadenkonstruktion, hinter den aufgesetzten
Fensterbändern zur Bahnseite. Die Farbigkeit, die
Materialisierung und die räumliche Qualität bieten den
Insassen, aber vor allem auch dem Personal eine
der Nutzung angemessene Umgebung.
Die Innenausstattung in den Räumen der Verwaltung
ist geprägt durch wenige, sich wiederholende
Materialien: Sichtbeton oder Weissputz an den Wänden, Holzoberflächen an den Türen und Schränken,
Linoleum am Boden in den Büros, Akustikdecken mit
integrierter Beleuchtung, Glasbausteine als transparente, aber massive Raumabschlüsse. In der obersten
Etage sind, als Repräsentationsräume, die Cafeteria
mit Terrasse sowie der Sitzungsraum des Bezirksrats
angeordnet. Der Bodenbelag besteht in diesen
Räumen, wie in den Korridoren der Verwaltung, aus
hellem Naturstein.
Zentraler Ort des Gebäudes ist ein langer, schmaler
Hof im Innern. Hier treffen alle Nutzungen aufeinander. Die Arbeitsräume der Gefangenen liegen den
Erschliessungszonen der Verwaltung gegenüber.
Es entsteht eine stadtähnliche Struktur mit Durchblicken. An der Innenhof-Fassade der Gefängnisräume
ist über zwei Geschosse das Bild der Schattenwelt
eines Skulpturengartens aufgetragen. Die Kunst
am Bau von Lutz & Guggisberg präsentiert sich mit
weiteren Wandbildern im Eingangsbereich, bei
den Gerichtssälen und in der Cafeteria. Auffällig ist
die vom Büro Bringolf Irion Vögeli entwickelte
Signaletik mit dreidimensionalen Buchstaben. Diese
Beschriftung, aus der Materialität des Gebäudes
entwickelt, wird neben der Orientierungshilfe auch
Teil der Architektur und stellt zusammen mit der
Kunst am Bau ein unverwechselbares Ortsgefühl her.
Andreas Senn
Architekt BSA SIA, St. Gallen
Reduktion auf das Essenzielle
Ein Blick in die Vergangenheit
Sowohl tiefgründig als auch humorvoll kommentiert
das Künstlerduo Lutz & Guggisberg seit dem Jahr
1996 unsere Welt. Metamorphosierend offenbaren
sie uns in raumgreifenden Installationen, Skulpturen,
Fotografien, Malereien und Videos ihr weitschweifiges Spektrum.
Das Bezirksgebäude befindet sich an einer wichtigen
Stelle innerhalb des grossen römischen Landwirtschaftsbetriebs, der vom 1. bis ins 4. Jh. n. Chr. einen
grossen Teil des alten Dorfkerns von Dietikon bedeckte. Im Vorfeld des Bauprojekts hatten wir – vermutlich letztmals in Dietikon – die Gelegenheit,
bisher nicht bebaute Areale grossflächig zu untersuchen. Wir konnten hier zwei jeweils rund 100 m2
grosse römische Gebäude aufdecken. Im Innern der
Bauten konnte eine reiche Schichtabfolge beobachtet
werden, die den Zeitraum von etwa 70 n. Chr. bis
um 270 n. Chr. abdeckt.
Für das Kunst-am-Bau-Projekt des Bezirksgebäudes
Dietikon reduzieren sie ihre künstlerische Bandbreite
auf das Essenzielle, indem sie sich der traditionellen
Tuschmalerei zuwenden, die gerade in ihrer Schlichtheit eine berührende Expressivität entwickelt. An
drei verschiedenen Orten innerhalb des Bauwerks
begegnet man schattenartigen Wandmalereien mit
Formgebilden, üppig wuchernden Pflanzen, Gitterstäben, keltischen Menhiren, rankenförmigen Verzierungen oder Gefässen, die bei inniger Betrachtung
fantasievolle Welten eröffnen. Die vierte und grösste
Malerei der Künstler befindet sich an einer Fassade
im Innenhof: Hier erstreckt sich über zwei Etagen die
Schattenwelt eines Skulpturengartens. Deren verschlungene Linien und abstrakte Konturen erinnern
an Zen-Elemente, die mehr andeuten als klar umreissen. So erfährt der Lichthofbereich eine dezente
Belebung mit einer angenehmen Atmosphäre.
Durch die narrative Vielfalt, das breite Assoziationsgeflecht und die unaufdringliche Ästhetik der im
Stil der Tuschmalerei angefertigten Wandarbeiten
erhält die dichte Struktur der Architektur eine wohltuende Weite, die den Alltag im Bezirksgebäude
feinsinnig bereichert.
Isabel Münster
Kunstfachfrau
18
Die aus archäologischer Sicht wichtigste Erkenntnis
war zweifelsohne die Aufdeckung von weitläufigen
Holzbauten unter den Steingebäuden. Leider
haben sich die Hölzer selbst nicht erhalten; übrig
geblieben sind nur die für den Laien wenig spektakulären Erdverfärbungen, welche den Archäologen
aber wichtige Hinweise auf die Gebäude liefern.
Die grösste Überraschung war ein grosser, mit Ziegeln
gedeckter Holzbau, der vermutlich um 200 n. Chr.
zwischen den beiden Steingebäuden errichtet
wurde. Eine solche Bebauung ist in Dietikon bisher
ohne Parallelen. Die Gesamtzahl der gemachten
Fundobjekte lässt sich nur sehr ungefähr bestimmen.
Nach Abschluss der Grabung lagern aber sicher
über 30 000 Keramikbruchstücke in den Depots der
Kantonsarchäologie.
Daniel Käch
Kantonsarchäologie Zürich
Pläne
N
N
Situation, M 1 : 2 000
20
Längsschnitt, M 1 : 600
Erdgeschoss, M 1 : 600
Untergeschoss, M 1 : 600
Gefängnis
Kantonspolizei
21
Südostfassade, M 1 : 600
Querschnitt, M 1 : 600
2. Obergeschoss, M 1 : 600
1. Obergeschoss, M 1 : 600
Gefängnis
22
Staatsanwaltschaft
Statthalteramt
Südwestfassade, M 1 : 600
4. Obergeschoss, M 1 : 600
3. Obergeschoss, M 1 : 600
Gefängnis
Gericht
23
Nordostfassade, M 1 : 600
6. Obergeschoss, M 1 : 600
5. Obergeschoss, M 1 : 600
Gefängnis
24
Gericht
Am Bau Beteiligte
Bauherr
Kanton Zürich
Eigentümervertretung
Baudirektion Kanton Zürich
Immobilienamt
8090 Zürich
Thomas Maurer, Amtschef
Giorgio Engeli, Abteilungsleiter S&P
Jörg Mathias Stoll, Portfoliomanager S&P
Hans-Peter Huber, Abteilungsleiter BW
Jörg Wegmann, Ressortleiter BW
Bauherrenvertretung
Baudirektion Kanton Zürich
Hochbauamt
8090 Zürich
Stefan Bitterli, Kantonsbaumeister
David Vogt, Abteilungsleiter BB3
Karl-Heinz Eberle, Ressortleiter BB3 R3
Marc Liechti, Projektleiter BB3 R3
Beat Wüthrich, Abteilungsleiter GT
Marcel Rohr, Ressort-/Fachprojektleiter GT
Tanja Scartazzini, Kunstsachverständige
Paul Eggimann, Bauökologe
Archäologie
Baudirektion Kanton Zürich
Amt für Raumordnung und Vermessung
Archäologie und Denkmalpflege
8600 Dübendorf
Daniel Käch, Kantonsarchäologe
26
Direktion der Justiz und des Innern Kanton Zürich
Generalsekretariat, Zürich
Logistik, Finanzen & Controlling LFC, Zürich
Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis, Dietikon
Gefängnisse Kanton Zürich / Stab, Zürich-Flughafen
Gefängnis Limmattal, Dietikon
Bezirksrat Dietikon, Dietikon
Sicherheitsdirektion Kanton Zürich
Generalsekretariat, Zürich
KaPo ZH, Kommandobereich 2, Zürich
KaPo ZH, Regionalabteilung Limmattal/Albis, Dietikon
Statthalteramt Dietikon, Dietikon
Rechtspflege Kanton Zürich
Obergericht, Zürich
Bezirksgericht Dietikon, Dietikon
Architektur
Andreas Senn Architekt BSA SIA, St. Gallen
Fachplanung
Ghisleni Planen Bauen GmbH, Zürich (Bauleitung)
dsp Ingenieure & Planer AG, Greifensee (Statik)
Brunner Haustechnik AG, Wallisellen (HLKKS)
Janzi AG, Zürich (Elektro/Sicherheit)
Studer & Strauss Bauphysik, St. Gallen (Bauphysik)
ryffel & ryffel, Uster (Landschaftsarchitektur)
Sennhauser, Werner & Rauch AG, Dietikon (Vermessung)
Bringolf Irion Vögeli GmbH, Zürich (Signaletik)
Ch. Keller Design AG, St. Gallen (Beleuchtung)
Pro Optima AG, Elgg (Fassadenplanung)
Andres Lutz & Anders Guggisberg, Fahrweid (Kunst)
Chronologie
März 1985
Abstimmung über Bildung des Bezirks Dietikon
Juni 2005
Vollzug des Landkaufs
April 1995
Auftrag Machbarkeitsstudie
Dezember 2006
Abbruchbeginn
November 1998
Architekturwettbewerb
Februar 2007
Baubeginn Bezirksgebäude Dietikon
März 1999
Planungsbeginn
März 2010
Einzug der ersten Nutzer
Februar 2004
Kreditbewilligung Kantonsrat
12. Juni 2010
Offizielle Einweihung
April 2005
Beginn archäologische Untersuchung
Kennwerte
Kosten
Gesamtkosten
BKP (1–9), bewilligter Kredit inklusive Teuerung
58 300 000 Franken
Bauzeit
ca. 3½ Jahre
Flächen
Bezirksgericht
Statthalteramt und Bezirksrat
Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis
Gefängnis Limmattal (72 Plätze)
Posten und Regionalabteilung
der Kantonspolizei Limmattal/Albis
Infrastruktur
Gesamt ca.
28
BGF
BGF
BGF
BGF
BGF
1 380 m²
430 m²
1 445 m²
4 025 m²
815 m²
BGF
BGF
1 280 m²
9 375 m²
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