Deckblatt Gershwin - Schulmusik

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George Gershwin Concerto in F für Klavier und Orchester RSO Konzertzyklus 3 Mit Werken von Jennifer Higdon, George Gershwin, Charles Ives und John Adams Donnerstag 20.11.2014, 20 Uhr Freitag 21.11.2014, 20 Uhr Stuttgart, Liederhalle, Beethoven-­‐ Saal Radiosinfonieorchester Stuttgart des SWR Jean-­‐Yves Thibaudet, Klavier Dirigent: Stéphane Denève Empfohlen ab Klasse 8 Erstellt von Johannes Stephan 1 George Gershwin: Concerto in F Handreichung erstellt von Johannes Stephan Inhalt Vorbemerkung...........................................................................................................................1 Zur Entstehung des Werks........................................................................................................2 Zum Werk selbst.......................................................................................................................3 Zum ersten Satz, Allegro............................................................................................................4 Zum zweiten Satz, Andante.......................................................................................................5 Zum dritten Satz Allegro agitato...............................................................................................6 Zur Biografie Gershwins............................................................................................................6 Methodisch-­‐didaktische Überlegungen.....................................................................................7 Vorbemerkung: Die folgende Handreichung wurde als Kurzinformation erstellt und dient konzeptionell nur für eine kleine Einführung in das Werk und die Beschäftigung im Rahmen einer oder zwei Doppelstunden ab Klasse 8. Da die Gesamtdauer des Werkes ca. 32 min umfasst, erscheint es sinnvoll im Unterricht nur ausschnittsweise zu arbeiten und sich auf kurze Höreindrücke zu beschränken. Eine Auswahl interessanter und unterschiedlicher Aufnahmen und brauchbare Konzertmitschnitte findet man auf Youtube . 2 Will man sich detailliert und umfassend mit dem Werk beschäftigen, so sind Vorkenntnisse in musikalischer Werkanalyse unabdingbar, um die kompositorischen Strukturen, die Gershwin im Werk angelegt hat nachvollziehen zu können. Ebenso muss dafür das Partiturmaterial vorhanden sein. Hingewiesen sei ausdrücklich dafür auf die Heftreihe: Schüler im Konzert-­‐Heft 34, erschienen als Handreichung im Hildegard-­‐Junker-­‐Verlag, das eine sehr detaillierte Formanalyse beinhaltet und dabei der Frage nachgeht, in welcher Gestalt Gershwin die beiden Musikkulturen – europäische Klassik und amerikanischer Jazz-­‐ in diesem Werk verbindet. Auf Bildmaterial wurde verzichtet, da dieses problemlos auch im Internet zur Verfügung steht und entsprechend aufbereitet werden kann Zur Entstehung des Werkes: 1925 schrieb George Gershwin, ein Jahr nach seinem großen Erfolg mit der Rhapsody in Blue, dieses Concerto in F als Auftragskomposition, das ebenfalls von ihm selbst am Soloklavier und unter der Leitung seines Auftraggebers Walter Damrosch in der New Yorker Carnegie Hall uraufgeführt wurde. Walter Damrosch war zu der Zeit Dirigent der New York Philharmonic Society, die sich später in New York Symphony Orchestra umbenannten und auch am Bau der heute weltbekannten Carnegie-­‐Hall verantwortlich. Vorgabe Damroschs war ein weiteres Werk zu schaffen, das sowohl Elemente des amerikanischen Jazz (insbesondere Rhythmik, Harmonik, Melodik) als auch der europäischen Sinfonik (Themendualismus und Form) verbindet. Hatte Gershwin bisher wie am Broadway seiner Zeit völlig üblich, alle seine Werke „fremd-­‐
orchestrieren“ lassen, so bestand diesmal für ihn die zusätzliche Herausforderung, auch die Orchestrierung selbst vorzunehmen. 3 Dazu engagierte er vor der eigentlichen Aufführung eigens heimlich ein 60 Mann Orchester, mit dem er die Möglichkeiten unterschiedlicher Orchesterklangfarben und Effekte direkt ausprobieren, ausloten und korrigieren konnte. Am 3. Dezember 1925 wurde das Concerto in F uraufgeführt und hinterließ beim Publikum wie so oft einen nicht ganz ungeteilten Eindruck. Die Einen umjubelten es als bestes amerikanisches musikalisches Werk, die Anderen bemängelten den Unterhaltungscharakter und kritisierten letztlich den Satz und Form. Der Versuch, Jazz als amerikanische Unterhaltungsmusik im Konzertsaals zu etablieren, war zu Gershwins Zeit eigentlich nicht neu. Vor allem zum Ragtime fand bei einigen europäischen Komponisten wie Debussy, Strawinsky oder Hindemith bereits eine gewisse Affinität statt. Ebenso folgte Copland, Ravel, Krenek, Schostakowitsch oder Weill dem Vorbild Gershwins und ließen teilweise Jazzelemente in ihren Kompositionen einfließen bzw. begeisterten sich für die „amerikanische Negermusik“. Die europäische Politik setzte allerdings 1933 der Begeisterung für die amerikanische Unterhaltungsmusik in Europa vorläufig ein Ende. Zum Werk selbst: Das Concerto basiert auf den typischen Jazzelementen, wie Rhythmik, Harmonik und Melodik und Gershwin bedient sich deren völlig phantasievoll und stellt sie immer wieder raffiniert in einen neuen Kontext, ohne letztlich die große dreiteilige formale Aufbauform eines Konzerts zu verlassen. So versucht Gershwin, noch mehr als in der Rhapsody in Blue, den Brückenschlag zwischen der europäischen klassisch-­‐romantischen Kunstmusiksprache und des amerikanischen Jazz. Neben der melodisch-­‐rhythmischen Verarbeitung eines Charleston als populär-­‐ amerikanischer Modetanz oder der Verwendung von bluesartigen, swingenden Melodien 4 einerseits, lässt sich andererseits auch an vielen Stellen des Werks eine konkret ausgeprägte motiv-­‐thematische Arbeit nachweisen. Und auch die eher traditionell gehaltene klassische Orchesterbesetzung (es fehlen z.B. jazztypisch die Saxofone) untermauert diese Art „Jazz in Konzertform“. Vermutlich im Programmheft zur Uraufführung schrieb Walter Damrosch: "Lady Jazz, adorned with her intriguing rhythms, has danced her way around the world, even as far as the North and the Polynesians of the South Sea Isles. But for all her travels and her sweeping popularity, she has encountered no knight who could lift her to a level that would enable her to be received as a respectable member in musical circles. George Gershwin seems to have accomplished this miracle. He has done it boldly by dressing this extremely independent and up-­‐to-­‐date young lady in the classic garb of a concerto. Yet he has not detracted one whit from her fascinating personality. He is the prince who has taken Cinderella by the hand and openly proclaimed her a princess to the astonished world, no doubt to the fury of her envious sisters." (zit. nach Henry O. Osgood: So This Is Jazz, Boston 1926, p. 204). In freier Übersetzung: „Lady Jazz, mit faszinierenden Rhythmik geschmückt, hat die ganze Welt ertanzt, vom Norden bis zu den Polynesiern der Südsee-­‐Inseln. Doch trotz ihrer Verbreitung und ihrer umfassenden Popularität, hat sie keinen Ritter gefunden, der sie als respektables Mitglied in die gehobenen Musikkreise eingeführt hat. George Gershwin scheint dieses Wunder vollbracht zu haben. Er hat diese extrem unabhängige und junge up-­‐to-­‐date Dame durch kühnes Verkleiden in ein klassisches Konzertgewand gesteckt, ohne einen Deut von ihrer faszinierenden Persönlichkeit zu schmälern. Er ist der Prinz, der das Aschenputtel an die Hand genommen hat und offen der erstaunten Welt, nebst der Wut und Zweifel seiner neidischen Schwestern, verkündete, sie sei eine Prinzessin.“ 5 Zum ersten Satz, Allegro In seiner großformalen Anlage entspricht dieser erste Satz durchaus dem eines traditionellen Solokonzerts, wenn auch mit bewusst angelegten kompositorischen Abweichungen: Statt eines klar umrissenen Hauptthemas verwendet Gershwin zu Beginn des ersten Satzes eine gedanklichen Dreier-­‐Themengruppe, basierend vorwiegend auf einem Charlestonmotiv. Mit dem lyrischen Einsatz des Klaviersolos kann man durchaus das 2. Thema festsetzen (Ziffer 4), dem ein drittes Thema (Ziffer 7) folgt. Die Exposition endet mit einer Art Klaviersolokadenz. Der Durchführungsabschnitt (Ziffer 14) greift wieder vorwiegend auf das thematische Material der ersten Themengruppe zurück, bevor ein episodenartiges scheinbar neues gesangliches Thema im Horn erklingt, welches anschließend raffiniert mit der ersten Themengruppe kombiniert und gesteigert wird. Die Reprise (Ziffer 29 ) wird durch ein abruptes Verlangsamen eingeleitet und beginnt mit dem lyrischen 2. Thema. Anschließend erscheint ein weiteres 3. Thema, welches mehrmals sequenziert wird und in die ersten Themengruppe mündet. Eine kleine Solokadenz mit Stretta als Steigerung beschließt diesen ersten Satz. Im Prinzip komponiert Gershwin diesen Satz in kleineren Abschnitten, die im Prinzip lose aneinander gefügt werden und sich oftmals stark kontrastierend voneinander abheben, sowohl in der Melodik, also auch im Tempo oder in der Klangfarbe. Trotzdem lassen sich motiv-­‐thematische Zusammenhänge im musikalischen Verlauf deutlich erkennbar heraushören. Beim Hören ist man überwältigt von den Klangfülle des Orchesters und dem Einsatz der verwendeten Klangfarben, die von lyrischer Leichtigkeit bis zur erhabenen Größe reichen und auch dem Solisten alle Facetten des Klavierspielens abverlangen. 6 Zum zweiten Satz: Andante Dieser Satz steht in der Tradition eines langsamen Mittelsatzes, der sich formal an einem Rondosatz orientiert ohne dass der Refrain ein zu thematisches Übergewicht erfährt. Eine melancholische Bluesmelodie wird durch die gedämpfte Solo-­‐Trompete zwei Mal vorgestellt, ehe das Soloklavier in das Geschehen eingreift. Mit Tonwiederholungen, Tonsprüngen und Kurzvorhalten belebt es den musikalischen Verlauf ein wenig, während die Streicher gleichzeitig in einer Art Banjo-­‐/Gitarrenbegleitung zum ersten Mal im Satz ein festes Metrum hörbar machen. Überraschenderweise greift einmal eine Solovioline das Bluesthema auf, gibt es anschließend aber der Trompete wieder zurück. Wenn als Steigerungsmittel das gesamte Orchester das Thema übernimmt, begleitet das Soloklavier als Kontrast nur im akkordischen Stil. Dadurch entsteht ein reizvolles Wechselspiel, das am Ende, wenn das Klavier nochmals ganz solistisch einsetzt, den Satz in reduzierter Besetzung leise ausklingen lässt. Zum dritten Satz: Allegro agitato Auch dieser Satz orientiert sich an der traditionellen Konzert-­‐Schlusssatzform des Rondos und wirkt mit seinem durchgängig virtuos gehaltenen Charakter quasi als Resumée des gesamten Konzerts. Gershwin greift auf thematisches Material der beiden vorangegangenen Sätzen zurück (Vorschlagsnoten, Paukenmotiv, Klavierthema des 2. Satzes...) und kombiniert es mit neuem Tonmaterial. Typisch für diesen Satz sind die Tonrepetitionen, die als Basis sich durch diesen letzten Satz ziehen und diesem Satz viel Energie „einhämmern“. In seinem Charakter wirkt dieser Finalsatz wie ein groß angelegter konzertanter Ragtime. 7 Zur Biografie Gershwins: George Gershwin wurde am 26. September 1898 in Brooklyn, NYC als russisch-­‐jüdisches Immigrantenkind geboren und ist am 11. Juli 1937 in Hollywood gestorben. Er war Pianist, und v.a. mit seinen Kompositionen am Broadway sehr erfolgreich. Viele seiner geschriebenen Songs mutierten im Laufe der Zeit zu Jazzstandards, die bis heute noch ihren festen Platz im Repertoire eines Jazzmusikers haben. Mit 12 Jahren erhielt er Klavierunterricht und begeisterte sich schon früh für die Musik Debussys und Ravels. Er arbeitete zunächst als „plugger“, also als Verlagspianist, der die neuesten Songs und Schlager der Kundschaft vorspielen musste und entdeckte dabei sein eigenes Talent als Songschreiber. Mit der Zeit wird er am Broadway bekannt und verdiente nun als Verlagskomponist um die 35 Dollar pro Woche. Besonders im Team mit seinem älteren Bruder Ira galten beide Brüder als Garant für den Erfolg. Seinen zunächst größten Erfolg aber feierte George Gershwin mit 26 Jahren als Komponist und Pianist mit der Uraufführung der Rhapsody in Blue, die ihn schlagartig in Amerika und Europa bekannt gemacht hatte und ihm auch durch Tantiemen aus dem Noten-­‐ und Plattenverkaufs eine Viertelmillion Dollar in 10 Jahren einbrachte. Ein Jahr später entstand 1925 dann das Concerto in F, das er zum ersten Mal auch selbst orchestrierte und bis heute noch ein sehr gern gespieltes Werk darstellt. Gershwin reiste sehr gerne nach Europa, vorwiegend Wien und Paris, und lernte dabei viele anderen europäischen Komponisten kennen. Daraus entstand auch ein weiteres Werk „An American in Paris“, das ebenfalls sehr berühmt wurde und sich musikalisch und in seiner Klangsprache auch an das Concerto in F anlehnt. 8 Methodisch-­‐didaktische Überlegungen: Es empfiehlt sich, v.a. für die jüngere Klassenstufen, einen Überblick über das amerikanische und europäische Lebensgefühl der 1920-­‐30er Jahre zu verschaffen, um ein Gefühl und Verständnis für die damalige Zeit zu bekommen. Auch Gruppenarbeit, Referate, Präsentationen zu folgende verschiedenen Themenbereiche sind denkbar. Die folgende Liste dient nur als Impuls und lose Ideensammlung für die Vorbereitung. -­‐ New York um 1920 http://www.whudat.de/new-­‐york-­‐photography-­‐from-­‐the-­‐early-­‐1920ies-­‐1900-­‐1920-­‐14-­‐
pictures/ -­‐ Die Swingära der 20er Jahre ( z.B. Tanzorchester, Louis Armstrong): http://www.wissen.de/swing-­‐die-­‐goldene-­‐aera-­‐des-­‐jazz -­‐ Der Blues http://www.williesalomon.com/BLUESDEF.htm -­‐ Hören und/oder einfaches Musizieren (Klassenmusizieren) eines Blues mithilfe der Bluestonleiter http://schulmusiker.info/konzepte/Blues/Unterrichtsablauf.htm -­‐ Ein Plakat zum Konzert entwerfen https://www.google.de/search?q=Bilder+Konzertplakate+der+20er+Jahre&client=safari&rls
=en&prmd=ivns&source= 9 -­‐ Ein fiktives Interview zur Entstehung des Werkes oder zur Biografie von Gershwin führen (Biografie, Starkult, Spannungsfeld europäische-­‐amerikanische Musik) -­‐ Hörvergleich zwischen einem traditionellen Klavierkonzert (Mozart, Beetoven, Ravel) und dem Concerto -­‐ Einen Charleston tanzen http://www.youtube.com/watch?v=cSFzLfgKKLI -­‐ Einen Ragtime hören oder musizieren (z.B. von Scott Joplin) -­‐ Ein klassisches Musikstück „verjazzen“ https://www.youtube.com/watch?v=mCfGXwx1mJs -­‐ Instrumentenkunde (oder die Verfremdung eines Instrumentenklangs) -­‐ eine Hörpartitur zum 2. Satz erstellen 
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