NaG Nachrichten aus Greifensee Seite 3 23. Januar 2014 Spirituals mit europäischer Perfektion (gh) Zum Auftakt der beiden Konzerte des Schlosschors Greifensee am Samstag (das zweite Konzert fand am Sonntag in der Schlosskirche Grüningen statt) drängte viel Publikum in die reformierte Kirche Wangen. Die perfekten Vorträge afroamerikanischer Spirituals fanden grossen Beifall. Meisterhafte Übernahme fremder Harmonien Es ist wohl ein abenteuerliches Vorhaben, mit einem europäischen Chor ein afroamerikanisches Spiritual-Konzert zu erarbeiten. Doch nach vielen, wohl anstrengenden Monaten des Probens ist es dem Dirigenten Beat Spörri und seinem stimmgewaltigen Chor hervorragend gelungen, die besondere Art der Harmonie zu verinnerlichen und damit diesem speziellen Genre gerecht zu werden. Gelungen ist auch, die Inhalte dieser Lieder, die von Leid und Hoffnung erzählen, aber auch in versteckter Form («Go down, Moses») ihre Unfreiheit beklagen, dramatisch wiederzugeben. Beat Spörri hat dazu die Arrangements von Moses George Hogan verwendet. Moses George Hogan (1957–2003) war Konzertpianist und Komponist aus New Orleans, der das charakteristische Ruf-Antwort-Prinzip der überlieferten Spirituals betonte und Weltruhm erwarb. Auch dieses Charakteristikum hat der Schlosschor mit jeweiligem Wechsel von Frauenchor zu Männerchor eindrücklich umgesetzt. «Three Preludes» von George Gershwin Nach «Ride On King Jesus», «Hear My Prayer» (grossartig das «Amen» aus tiefen Männerstimmen!) und dem berühmten «Go Down, Moses» durften die Souveränes Spiel von Patrycja Pakiela mit der Querflöte. Chor und Publikum erwarten den Dirigenten. (gh) Dirigent Beat Spörri. Chormitglieder pausieren, während Korepetitor Konstantin Dyulgerov auf dem Klavier die «Three Preludes» von George Gershwin anstimmte. Die drei Stücke, Allegro – Andante con moto – Agitato, wurden von Gershwin 1926 uraufgeführt – in einer Zeit also, als die Rechte der schwarzen US-Bevölkerung noch lange nicht selbstverständlich waren – passten thematisch gut in das Konzert. Die komplizierte Komposition ist auf Blues-Skala aufgebaut, vom Jazz beeinflusst und beinhaltet virtuose Techniken und TempiWechsel. Konstantin Dyulgerov erwies sich bei allen diesen Fährnissen als virtuoser Pianist. Flöte und Klavier Drei weitere bekannte Spirituals, darunter ein spezielles Arrangement für «The Battle Of Jericho» führten zum nächsten Instrumentalvortrag, der zwar wenig mit der Thematik dieses Konzertabends, aber sehr viel mit ausgezeichneter Instrumentalmusik zu tun hatte: Patrycja Pakiela und Konstantin Dyulgerov spielten die «Fantasie für Flöte und Klavier op. 79» des französischen Komponisten Gabriel Fauré (1845–1924). Die lebhafte Melodienführung dieser Komposition meisterte Patrycia Pakiela auf der Querflöte souverän, wobei ihr Instrument eine fantastische Harmonie bildete mit dem dezenten Piano von Konstantin Dyulgerov. Hommage an Martin Luther King Mit «His Light Still Shines», einem von Moses George Hogan arrangierten Medley, überlagert mit Texten zu Ehren des ermordeten Martin Luther King (Sprecher Samuel Zinsli), beendete der Schlosschor Greifensee sein eindrückliches Konzert. Mit viel Applaus dankte ihm und den Solisten das vielköpfige Publikum in der Kirche Wangen.