Heft 1/2007 Die Bedeutung von Preisstrategien im Wachstumsmarkt Altersvorsorge Den Vertrieb pushen Der im Privatkundengeschäft der Banken entbrannte Preiskampf breitet sich über den Wachstumsmarkt Altersvorsorge zunehmend auch in der Versicherungswirtschaft aus. Für die Versicherungen gilt es deshalb, sich frühzeitig mit dem Phänomen der Preisentscheider auseinanderzusetzen und adäquate Produkt- und Vertriebsstrategien zu entwickeln. Wie eine aktuelle Studie der Managementberatung Investors Marketing zeigt, ist der Kauf eines Altersvorsorgeproduktes für die Kunden eine Entscheidung von weit reichender Bedeutung, auf die sie sich sorgfältig vorbereiten. Sie holen dafür meist 3 bis 4 Angebote ein und lassen sich Zeit für ihre Entscheidung. Fast die Hälfte der Kunden benötigen hierfür 2 bis 4 Wochen, 20 Prozent sogar 1 bis 3 Monate. Für die Überwältigende Mehrheit der Kunden sind Sicherheit und Rendite die wichtigsten Kriterien beim Kauf von Altersvorsorgeprodukten. Aber schon an dritter Stelle der ausschlaggebenden Faktoren folgt der Preis. Obwohl die Qualität der Beratung von Anbietern für Altersvorsorgeprodukte oft als wesentliches Differenzierungsmerkmal dargestellt wird, nennen Kunden diese erst an fünfter Stelle (68 Prozent). Trotz solcher anscheinend klaren Prioritäten ist das tatsächliche Verbraucherverhalten in der Praxis sehr viel heterogener. Auf der Basis einer differenzierten Analyse lassen sich drei Gruppen von Kunden unterscheiden: Preisentscheider, Preisignoranten und Preissensitive. Jeder dieser drei Kundentypen interpretiert die Preiswürdigkeit eines Finanzproduktes unterschiedlich. So sind für so genannte Preisentscheider niedrige Gebühren das wichtigste Entscheidungskriterium beim Kauf von Altersvorsorgeprodukten, während Beratung für sie einen vergleichsweise geringen Stellenwert besitzt. Das Image des Anbieters ist für sie hingegen von Überdurchschnittlicher Bedeutung. Preissensitive legen im Unterschied dazu Wert auf Sicherheit und hohe Rendite ihrer Altersvorsorgeprodukte. Die Qualität der Beratung (61 Prozent versus 68 Prozent) und das Image des Anbieters (52 Prozent versus 60 Prozent) spielen für sie eine untergeordnete Rolle. Bei Preisignoranten rangiert die Qualität der Beratung an erster Stelle und wird weit Überdurchschnittlich hoch bewertet (85 Prozent versus 68 Prozent). Ein weiteres wichtiges Kriterium ist guter Service (80 Prozent versus 70 Prozent). Generell spielt die Rendite und damit auch der Preis beim Kauf von Altersvorsorgeprodukten eine zentrale Rolle. 57 Prozent der Preisentscheider und fast 39 Prozent der Preissensitiven sind bereit, für höhere Ablaufleistungen bestehende Altersvorsorgeverträge zu kündigen und damit auch Stornokosten in Kauf zu nehmen. Anbieter können sich diesen Aspekt im Rahmen der Produktentwicklung zunutze machen. Preisentscheider sind es auch, die für Renditevorteile, definiert als hohe garantierte Ablaufleistungen, auf individuelle Beratung und Betreuung verzichten würden. Preis- ignoranten sind dazu nicht bereit, was den hohen Stellenwert von Altersvorsorgeberatung für diesen Kundentyp untermauert. Insgesamt macht die Studie aber auch deutlich, dass sich Altersvorsorgeprodukte nicht nur über den Preis verkaufen lassen. Dennoch achten über 20 Prozent aller Kunden (Preisentscheider) stark auf Gebühren und sind auch informiert genug, um Preisunterschiede wahrnehmen und bewerten zu können. Der Anteil der preissensitiven Kunden wird sich durch den gesetzlich geforderten Ausweis der Abschlusskosten noch deutlich verstärken. Die Studie ist erhältlich unter www.investors-marketing.de. Autor Dr. Oliver Mihm ist Vorstandsvorsitzender der auf Finanzdienstleister spezialisierten Managementberatung Investors Marketing mit Sitz in Frankfurt am Main und Amsterdam. Bild: Investors Marketing AG