27 Die Zukunft des Krankenhausmanagements aus Sicht des strategischen Marketings – Die LOHAS erobern die Gesundheitswirtschaft Ralf Zeiß Die Zukunft der Krankenhäuser unter den Gesichtspunkten eines strategischen Marketings – Zielgruppensegmentierung im Krankenhaus Die Krankenhauslandschaft in der Bundesrepublik Deutschland und Europa sieht sich zunehmend mit den Veränderungen der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen konfrontiert. Als Ursachen hierfür können unter anderem die wachsende Bedeutung von Gesundheit in der Gesellschaft, der schnell voran schreitende demografische Wandel und der ökologische Handlungsdruck im Bezug auf die globale Erwärmung identifiziert werden. Hierzu zeichnen verschiedene Zukunftsforscher unterschiedlicher demoskopischer Forschungsinstitute ein ganz deutliches Bild von einer neuen Gesundheitsgesellschaft, in der die Gesundheit nicht mehr nur dem eigenen Wohle dient, sondern zu einem modernen Konsumgut avanciert. Dieser Paradigmenwechsel wird gemäß dem Kondratieff’schen „Theorien der langen Wellen“ die ökonomische Entwicklung nicht nur in der Deutschland und Europa nachhaltig positiv beeinflussen. Bereits heute verhelfen neue Produkte mit einem gesunden Mehrwert und Nachhaltigkeit den Anbietern derartiger Leistungen zu respektablen Renditen. Zudem wird in den meisten gesundheitsökonomischen Bereichen immer häufiger von der neuen Gesundheits-Zielgruppe und ihren spezifischen Bedürfnissen gesprochen. Diese Entwicklung scheint das Krankenhausmanagement bis heute nicht in vollem Umfang erkannt zu haben, denn die meisten Krankenhäuser und Gesundheitszentren charakterisieren ihre Zielgruppen bisweilen entlang versicherungsspezifischer und demografischer Determinanten. Dass diese Einstellung heute nicht mehr zeitgemäß ist, zeigen nicht nur die aktuellen Studien der Trendforschungsinstitute, sondern lässt sich auch an verschiedenen Verhaltensmustern bei der Wahl eines geeigneten Gesundheitsanbieters aus Sicht der Kunden aufzeigen. In den USA beschäftigt insbesondere eine Konsumentengruppe seit den späten 1990er Jahren die Trendforscher: Die LOHAS. Vom amerikanischen 28 Soziologen Paul Ray als „Cultural Creatives“ hervorgebracht, steht dieses Akronym (LOHAS) für Menschen mit gesunden und nachhaltigen Konsum und erlangt seither immer größere Bedeutung – auch in der Gesundheitswirtschaft. Der Rahmen eines erfolgreichen Krankenhausmanagements wird von der Gesellschaft bestimmt Die Gesundheitssysteme in Europa stehen vor dem Hintergrund der demografischen und wirtschaftlichen Entwicklungen zunehmend vor großen Herausforderungen. Dahingegen etabliert sich parallel zur öffentlichen Gesundheitsversorgung eine steigende Anzahl hochdynamische Teilmärkte, die das Verlangen der Konsumenten nach Gesundheit, Wohlbefinden und Nachhaltigkeit bedienen. Stichwörter wie BioFood, Bio-Wool, Selfness, und Wellness sind nur einige wenige Beispiele aus diesem Bereich. Aus den einstigen Patienten sind emanzipierte Kunden geworden, die ihre persönliche Gesundheit als Wirtschafts- und Leistungsfaktor auffassen. Der Wohlstandsgedanke geht dabei nicht verloren, denn gesund zu leben heißt nicht auf Genuss und Wohlbefinden oder gar auf die technologischen Errungenschaften unseres Jahrhunderts zu verzichten. Der Wohlstand in unserer Gesellschaft wird, im Gegensatz zum Ökonomieverständnis der 1960er und `70er Jahren, einfach neu definiert: „Wir können besser leben, wenn wir gesünder leben.“ (Manager Magazin 2006) Diese Vorstellung zieht sich mittlerweile quer durch die gesamte Bevölkerung und findet gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten immer größeren Anklang. Entsprechend der Theorie des russischen Wissenschaftlers Kondratieff aus den späten 1920er Jahren, dass jede Wirtschaftsschwankung auf einer in dieser Zeit bahnbrechenden Basisinnovation beruht, kann der jetzige Prozess als erneute Umwandlung der Gesellschaft von einer Leistungsgesellschaft hin zu einer Gesundheitsgesellschaft mit deutlicher Affinität zu mehr Nachhaltigkeit interpretiert werden. Nach dieser Theorie erlebt die Weltwirtschaft in wiederkehrenden Zyklen von 40 - 60 Jahren Aufschwung und Rezession. Fünf nach dem Entdecker benannte Kondratieff-Zyklen, konnten bereits in den letzten 250 Jahren nachgewiesen werden. Sie zeigen die Wechselwirkungen zwischen technologischen, geistigen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen. Der Ökonom Joseph A. Schumpeter bezog sich später in seinen 29 Veröffentlichungen auf die Theorie Kondratieffs und gestaltete sie zu einer entwicklungstheoretischen Leitidee, welche innovative Unternehmenstätigkeit als Ursache der Zyklen identifizierte. Der erste Kondratieff-Zyklus entstand gegen 1780 mit der Erfindung der Dampfmaschine und des maschinellen Webstuhls. Darauf folgten die Erfindung der Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts sowie die Entdeckung des elektrischen Stroms und der modernen Chemie. Anschließend folgten das Automobil und die einschlägigen Informationstechnologien als Basisinnovationen der Nachkriegszeit. Mit Beginn des 21. Jahrhunderts ist das Nutzenpotential der Informationstechnologie bereits weitestgehend erschlossen. Der Weg ist frei für einen neuen Kondratieff-Zyklus, der sich weitestgehend aus Gesundheitsthemen zusammensetzt. (Nefiodow, Leo A. 2006) Unter anderem aus diesem Grund ist die persönliche Gesundheit nicht mehr länger nur ein Produktionsfaktor, sondern zu einem soliden Innovations- und Bedarfsfeld arriviert, dessen marktwirtschaftliche Relevanz nicht unbeachtet bleiben kann. (Pilis, Karl 2006) Einige Beispiele hierfür finden sich bereits in vielen größeren Unternehmen, die unter dem Begriff der „WorkLife-Balance“ den Ansatz verfolgen, dass Gesunderhaltung kostengünstiger ist, als die spätere Behandlung von Krankheiten und deren Symptomen. Unterstützung findet dieser Ansatz durch die Ergebnisse einer aktuellen OECD-Studie zur Ausgabensituation der Mitgliedsstaaten im Bereich der Gesundheit. Demzufolge gab die deutsche Bevölkerung im Jahr 2008 rund 10,5 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Gesundheitsleistungen aus. Nur die Menschen in den Vereinigten Staaten von Amerika, in Frankreich sowie in der Schweiz gaben noch mehr Geld für ihre Gesundheit aus als hierzulande. (Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2010) Zusätzlich zählt die Gesundheitsbranche in breiter Abgrenzung mit rund 4,3 Mio. Beschäftigten heute zu den größten Branchen-Arbeitgebern und verweist den ehemaligen Branchenführer – die Automobilindustrie – auf den zweiten Platz. Wohlstand durch gesundes Leben und nachhaltiges Verhalten – Die LOHAS erobern de Gesundheitsmärkte In diesem Zusammenhang wundert es nicht, dass sich in der westlichen Welt sowie in den entwickelten Teilen Asiens ein neuer Lebenstil bilden konnte, der sich an Gesundheit und Nachhaltigkeit orientiert: Die sognenannten LOHAS. Der Lifestile of Health and Sustainability wurde vom amerikanischen Soziologen Paul Ray in seinem 30 Buch „The cultural Creatives“ in den späten 1990er Jahren erstmals erwähnt. (Enemu GmbH 2007) Schnell etablierte sich das Akronym für die gesund und nachhaltig lebenden Menschen in der Marketingwelt und ist seit einigen Jahren zu einem festen Bestandteil der Marktforschung geworden. Charakteristisch für diesen Lebensstil ist, dass er scheinbare Gegensätze zu einem hybriden Lifestyle verbindet und dabei sich als Konsumentengruppe jedoch ausgesprochen inhomogen und unkonventionell darstellt. In einer neueren Studie vom SINUS-Institut und Karmakonsum, den Trendforschungsunternehmen für den Bereich der LOHAS, stellte sich heraus, dass in Deutschland ca. 10% der Gesellschaft dem LOHAS-Kernsegment angehören und weitere rund 10% in den Radsegmenten zu finden sind, die durch die LOHAS beeinflusst werden. In vielen Bereichen werden sie als Superzielgruppe bezeichnet, da sich ihr Einfluss nicht auf einen schmalen Teil der Gesellschaft beschränken lässt. Des Weiteren lassen sich die LOHAS als Menschen mit hohem Bildungsniveau und Einkommen beschreiben. Gut zweidrittel der LOHAS sind Frauen. (Sinus-Institut und KarmaKonsum 2009) Am deutlichsten lässt sich dies am Modell der Sinus-Milieus des SINUS-Instituts darstellen. Der Einsatz dieses Modells wird zwar vielerorts noch kritisch gesehen, jedoch bei Produkten mit hohem Kundeninvolvement – wie Gesundheitsleistungen – als anerkannt gewertet. (Meffert, Heribert 2008) Abb. 1: Die Sinus-Milies in Deutschland 2010 des SINUS-Instituts ergänzt um die Superzielgruppe LOHAS. Quelle: SINUS-Institut 2010 und eigene Darstellung 31 In dem Positionierungsmodell des SINUS-Instituts werden Personen, die sich in ihrer Lebensauffassung und -weise ähneln, in einem Portfolio zusammengefasst. Grundlegende Wertorientierungen werden dabei ebenso in dieser Analyse berücksichtigt wie Alltagseinstellungen. Die Positionierung der Milieus findet schließlich über die Verortung von soziodemografischen Faktoren sowie der Grundorientierung statt (Sinus-Institut 2008). Deutlich zu erkennen ist, dass sich die LOHAS nicht auf ein einzelnes Segment begrenzen lassen, sondern ihre Werte und Vorstellungen in angrenzende Milieus weitertragen. Auch wenn das größte Milieu – die „Bürgerliche Mitte“ – den LOHAS eher skeptisch gegenüber steht, besteht an einigen Stellen durchaus Konsens über einzelne Ansichten und Meinungen, wie dem Umweltschutz oder der Gesundheitsvorsorge, um nur einige zu nennen. Allerdings werden diese Konsenspunkte von den angrenzenden Milieus nicht mit der gleichen Vehemenz vertreten. Der Kern der LOHAS ist daher bei den „Konservativ-etablierten“, den „Liberal-Intellektuellen-“ sowie den „Sozialökologischen-“ Milieus zu finden. Sie verfügen über ausreichend liquide Mittel und gelten als „konsistente Weltverbesserer“. (Sinus-Institut 2009) Es wird deutlich, dass die LOHAS sich als Zielgruppe nur schwer erfassen lässt, aber dennoch einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Gesellschaft nimmt. Deshalb ist diese Art der Darstellung zur Verortung des Lifestyles in der Gesellschaft zwar von großer Bedeutung für die gesamt-gesellschaftliche Betrachtung, jedoch generiert es keinen detaillierten und individuellen Ansatz, woran sich konkrete Marketingstrategien ableiten ließen. Lediglich die soziale Stellung und die Grundhaltung lassen vermuten, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Kunden aus dem privat-versicherten Sektor handeln wird, die einen hohen Anspruch an sich selbst bzw. an die angebotene Leistung haben. Somit ist bewiesen, dass die LOHAS für die Gesundheitswirtschaft eine relevante Zielgruppe darstellt, bei der es sich lohnt, genauer hinzuschauen. Werte dienen als zentraler Ansatzpunkt für ein erfolgreiches Marketing Nachdem die LOHAS als relevante Zielgruppe für das Krankenhausmanagement identifiziert werden konnte, wird ein weiteres Modell benötigt, welches eine Verbindung zwischen den Untermnehmen und den LOHAS herstellt. Das Ziel ist es, auf der Grundlage von Werten eine Marketingstrategie abzuleiten, mit dessen Hilfe 32 die LOHAS für das Krankenhausmanagement erreichbar wird. Die Semiometrie des Forschungsinstituts TNS-Inratest ist dafür bestens geeignet, denn sie betrachtet ausschließlich die Lebensstil-Segmentierung oder auch Life-Style-Typologie genannt. Mit Hilfe multivarianter Analysetechniken wird hierbei ein zweidimensionaler semantischer Werteraum – das Basismapping – aufgestellt. Studien haben ergeben, dass diese Messmethode als gesichert gelten kann. Hierdurch lassen sich sowohl ganze Gesellschaften als auch einzelne Gruppen und Einzelpersonen beschreiben. Somit eignet sich das Life-Style-Segment auch zur Segmentierung von Gesamt- oder Teilmärkten. Dabei bilden nicht beobachtbare Konstrukte – wie Werte es sind – die Hauptgrundlage des Segmentierungsansatzes. (TNS-Infratest Institut 2008) „Werte sind Vorstellungen vom Wünschenswerten, […] die eine Vielzahl von Motiven und Einstellungen und in Abhängigkeit davon eine Vielzahl von beobachtbaren Verhaltensweisen bestimmen.“ (Kroeber-Riel, Werner 1992) „Einfacher formuliert bezeichnen Werte demnach […] wesentliche Elemente der menschlichen Psyche […], die festlegen, was im Leben wichtig ist, was im Leben angestrebt wird.“ (Meffert, Heribert 2008) Das heißt, als Grundlage bei der Ermittlung von Werten beliebiger Zielgruppen dienen verschiedene Größen aus der Psychografie des Menschen. Diese besagen, dass das Verhalten der Menschen in hohem Maße von ihrer persönlichen Wertestruktur abhängt, welche das Ergebnis persönlicher Veranlagung, kultureller Einflüsse, gesellschaftlicher Normen, Erziehung etc. sind. (TNS-Infratest Institut 2008) Eine Vergleichbarkeit zwischen den Werten der LOHAS und den Wertevorstellungen eines Unternehmens entsteht also durch das Übertragen der Werte einer Zielgruppe und des Unternehmens auf die Semiometrie. Je höher die Deckungsgleichheit im Ergebnis ist, desto höher ist die Affinität zu der gewünschten Zielgruppe. Der Vorteil dieser Methode ist, dass sie auch losgelöst von soziodemografischen Kriterien funktioniert. Erlangt das Unternehmen die höchst mögliche Deckungsgleichheit mit den Werten der Zielgruppe, ist bereits der erste Schritt in der Erarbeitung einer Marketingstrategie getan. Um jetzt die Werte der LOHAS auf die Semiometrie übertragen zu können, werden die Ergebnisse aus den zuvor genannten Forschungsarbeiten in einem leeren Basismap der Semiometrie arretiert. Ähnlich der Vorgehensweise bei der Biometrie in der Forensik, entsteht so ein Werte-Fingerabdruck der LOHAS (Abb. 2), der wiederum mit dem darunter liegenden Wertefeldern des semantischen Werteraums der Semiometrie interagiert. Hierbei handelt es sich nicht um eine empirische Analyse, 33 sondern um eine rein heuristische bzw. intuitive Herangehensweise, die es erlaubt, die Erkenntnisse aus den beobachteten Effekten der Trendforschung mit der Semiometrie zu verbinden. Abb. 2: Schritt 1: Semiometrischer Fingerabdruck entstanden aus den Ergebnissen der aktuellen LOHAS-Forschungen, Quelle: Deutsche Apotheker Zeitschrift (2009), S.72 Abb. 3: Schritt 2: Übertragung des Fingerprints auf das Basismap der Semiometrie, Quelle: Deutsche Apotheker Zeitschrift (2009), S.73 34 Das nun fertige LOHAS-Basismap generiert über eine Interpretationshilfe von TNSInfratest, den ersten Ansatz einer Erfolg versprechenden Marketing-Strategie. Tab. 1: Schritt 3: Arbeitstableau zur Ableitung von Marketingmaßnahmen angelehnt an die Interpretationshilfe von TNS-Infratest Wertefeld Ausgewählte Werte Dominante Marketing- Managementmaßnahmen Familiär Zwischenmenschlich Geselligkeit, Beziehungen eine und vertrauensvolle Umgebung und Harmonie sind zentrale Bedienungs- und Servicepolitik, Atmosphäre, Betriebskultur, Design, etc. Punkte dieses Wertebereiches. Die Familie als Ort zum Kraft tanken. Vertrauen auf die Hilfe aus der Familie. Kulturell Selektive Mediennutzung und Kommunikation, intellektuelle Orientierung mit Interesse an bzw. Theater, Kunst und Literatur. Dadurch Customer-Dialog, bedingter Management hoher Lesekonsum bei Sortiments- Programmpolitik, PR, Resonanz(Eine Art Zeitschriften und Büchern aber kaum TV- Kritikverwertung), Nutzung. Veranstaltungsmanagement, etc. Hohes Marken- Qualitätsbewusstsein. und Meinungs- Multiplikatoren insbesondere im Internet über Foren und Meinungsplattformen sowie ein selektiver Konsum. Lust- Konsumfreudige und genussorientierte orientiert Einstellung, hierzu hören sie vornämlich Produktpolitik, Lokalradio. Deutliche Nähe zu Werten wie Gebäudemanagement, Lust und Lebensfreude. Werbung dient als Funktionalität, Informationsquelle. Sie sind sehr spontan, Informationspolitik, etc. Innovationen, Design, PR, neugierig sowie sportlich. Rational Objektives Entscheidungsverhalten und Kommunikationspolitik, ausgeprägter Pragmatismus, gemischt mit Sortimentspolitik, Präzision. Sie sind selektive Mediennutzer, Präsentation, Corporate Social markenaffin Responsibility, Massenwerbung. und mögen keine Markenpolitik, etc. Interieur, Zertifikate, 35 Die oben gezeigte Tabelle enthält exemplarische Managementmaßnahmen, die Ihnen und Ihrem Führungsstab bei der Erstellung einer Marketing-Strategie zur Erreichung der Zielgruppe LOHAS helfen sollen. Meinen Sie Ihr Unternehmen in den oben genannten Wertefeldern wieder zu finden, sind die grundlegenden Weichen für eine erfolgreiche Marketingstrategie gestellt. Vertritt Ihr Unternehmen andere Werte, ist dies auch eine Erkenntnis, die Sie weiter vertiefen sollten. Für diese Ausarbeitung soll aber das Ziel verfolgt werden, die LOHAS als Zielgruppe zu gewinnen, da sie meines Erachtens das größte Potential für die Gesundheitswirtschaft beinhaltet. Möchten Sie ausprobieren, wie eine Semiometrie entsteht, können Sie auf der Internetseite von TNS-Infratest Ihre persönliche Semiometrie ganz einfach online erstellen. Fokussieren statt breit streuen – Ausgewählte Marketingstrategien, die sich aus der Wertewelt der LOHAS ableiten Die Frage, die sich nun stellt ist: Was muss das Krankenhausmanagement tun, um von den LOHAS als „Gleichgesinnte“ erkannt zu werden? Hierzu kann es aus meiner Sicht nur eine passende Antwort geben: Das Krankenhaus muss zu einer gesunden und nachhaltigen Marke werden. Diese Marketingstrategie beinhaltet die Persönlichkeitsentwicklung einer Marke aus einer Corporate Culture (CC) – der Unternehmenskultur – heraus und lässt bei den Kunden einen emotionaler Zusatznutzen entstehen, welcher über die reine Produkt- bzw. Dienstleistung hinausgeht. Dieser sog. „added value“ führt dazu, dass sowohl bei den Kunden als auch bei den Mitarbeitern eine Identifikation mit der Marke stattfindet und als Vertrauenskriterium dient. Da Gesundheitsleistungen mit hohem Involvement und Vertrauensanspruch in Verbindung gebracht werden, ist dieser Aspekt äußerst wichtig. Des Weiteren symbolisieren Marken ein bestimmtes Wertebild der angebotenen Leistung. Anders als persönliche Werte, die sich über Jahre aus dem sozialen Umfeld eines Menschen entwickeln, können Unternehmen ihre Werte beeinflussen. Das hört sich leichter an, als es ist. Neue Markenstrategien sind zum größten Teil langfristige Investitionen in eine CC und können deshalb nicht von heute auf morgen angepasst werden. Dennoch: Nur wenn es gelingt die Leistungen, die Produkte, das Management und die Mitarbeiter in einer CC zusammenzubringen, entsteht ein authentisches Markebild mit eigenen Werten und hoher Wertigkeit. In den Prozess der Markenentwicklung, muss eine Markenharmonisierung mit der anvisierten Zielgruppe angestrebt werden, wie im Folgenden modellhaft dargestellt. 36 Abb. 4: Prozess der Markenharmonisierung, eigene Darstellung Prozess der Markenharmonisierung Markenimage Markenidentität Marken- Sollwerte - Merkmale - Persönlichkeit Harmonie - Istwerte - Vorstellungen - Bilder, Formen - Sehnsüchte Soll-Markenbild Ist-Markenbild Unternehmenssicht Kundensicht Image-Controlling Veränderungen in diesem Bereich können schließlich durch eine erneute Semiometrie im Rahmen eines Image-Controllings beobachtet werden. Auf das Krankenhausmanagement übertragen muss allerdings berücksichtigt werden, dass Gesundheitsleistungen von besonderer wirtschaftlicher Beschaffenheit sind. Zum einen avanciert Gesundheit immer mehr zu einem wirtschaftlichen Konsumgut und wird von Leistungsanbietern der verschiedensten Branchen angeboten, zum anderen ist sie ein elementarer Bestandteil des menschlichen Daseins und muss für Jedermann zugänglich sein. Zusätzlich können Gesundheitsleistungen im weitesten Sinne ebenso in Form einer Dienstleistung wie auch als Warenprodukt am Markt auftreten. Für ein strategisches Marketingkonzept liegt es daher nahe, nicht genau zu deduzieren, welche Marketinginstrumente mit den entsprechenden Inhalten zur Verfügung stehen, sondern welche Instrumente sich qualitativ besonders gut eignen, um die LOHASKundengruppe zu erreichen. Grundsätzlich gibt es eine Vielzahl von Marketinginstrumenten, die zu ganz unterschiedlichen Zielen eingesetzt werden können. Dabei versteht sich ein modernes Marketing heute als integriertes und marktorientiertes Führungskonzept, das sowohl die Funktion einer Abteilung mit Zielen und Strategien als auch ein Leitkonzept der Unternehmensführung darstellt. Das Marketing fungiert zudem als Vermittler zwischen Markt und Unternehmen und richtet sein Augenmerk auf alle Kundennutzen generierenden Aktivitäten sowie auf die Beziehungen zu den Stakeholdern des Unternehmens. (Meffert, Heribert 2008) 37 Dies untermauert die Notwendigkeit, die Sichtweise auf die anvisierte Konsumentengruppe zu beschränken und nur jene Marketinginstrumente zu einem strategischen Marketingkonzept zusammenzufassen, welche mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Erfolg versprechenden Ansprache der LOHASZielgruppe führen können. Wie kommen Sie also mit einer nachhaltigen Marketingstrategie zum Erfolg? Bezogen auf die Wertevorstellungen der LOHAS, verlangen sie von den Gesundheitsanbietern eine klare „Strategy for Sustainability and Excellence“. Diese Marketingstrategie verbindet den Menschen, die Umwelt und die Zukunft unter den Aspekt der Nachhaltigkeit zu einem Konstrukt, das sowohl die unternehmerischen Leistungen optimiert und parallel der öffentlichen Verantwortung gerecht wird. Zusätzlich enthält eine derartige Strategie weitere wichtige Qualitätsansprüche an den Leistungserbringer im Bezug auf Serviceleistungen und den Rohstoff- bzw. Energieeinsatz. Diese sogenannte „Green Strategy“ unterscheidet sich von den herkömmlichen Marketingstrategien in der Hinsicht, dass nicht mehr alleine absatzrelevante sondern auch sekundärwirksame Marketingmaßnahmen verfolgt werden. Das heißt unter Berücksichtung eingangs erwähnter Druckpotentiale, dass auch gesellschaftspolitische Ziele – sogenannte Soft Skills – eine immer stärkere Rolle bei der Wahl der richtigen Marketinginstrumente spielen. Der dadurch entstehende Zusatznutzen im Bezug auf die öffentliche Verantwortung eines Unternehmens hat auch positive Auswirkungen auf die Patientenfrequenz eines Krankenhauses, welche im Krankenhausmarketing die wichtigste zu steuernde Größe darstellt. Das nachfolgende Schaubild verdeutlicht diesen Ansatz. 38 Abb. 5.: Economic Strategy for Sustainability and Excellence, eigene Darstellung Menschen Economic Strategy for Sustainability and Excellence Kundenmanagement Personalmanagement Public Relations Health- & Brandmanagement Nachhaltiger Rohstoffeinsatz Zukunft Umwelt Zertifikatsmanagement, Ökobilanz, Umweltmanagement Die Strategy for Sustainability and Excelence stellt eine enge Verbindung zwischen den eingesetzten Rohstoffen (Umwelt), den Zielen (Zukunft) und den Stakeholdern (Mensch) des Unternehmens her. Das Ziel ist es, unter Berücksichtigung natürlicher Ressourcen sowohl marktwirtschaftlich als auch öko-sozial tätig zu werden. Beispielsweise ist beim Einsatz von Rohstoffen, wie Papier, Energie oder Wärme auf die Herkunft und Natürlichkeit zu achten und kritisch zu hinterfragen, ob die Verwendung zwingend erforderlich ist. Hierbei spielen die Mitarbeiter eines Unternehmens eine besondere Rolle, denn sie sind zum größten Teil für den Einsatz und die Verwendung der Materialien verantwortlich. Nur unter Einbezug der Mitarbeiter ist ein sensibler Umgang mit den eingesetzten Materialien möglich. Gerade in der Gesundheitswirtschaft wird häufig mit Einwegmaterialien gearbeitet, die oftmals nicht nur teuer in der Anschaffung sind, sondern zusätzlich die Umwelt belasten. An dieser Stelle ist der Mitarbeiter gefordert, Optimierungspotentiale herauszuarbeiten und diese gemeinsam mit dem Unternehmen umzusetzen. Eine lohnende Investition ist beispielsweise der Einsatz einer Ökobilanz nach ISO 14040, welche den Rohstoffeinsatz effizienter gestaltet und zusätzlich einen Zertifikatscharakter besitzt. Diese Maßnahme führt auch dazu, dass die Mitarbeiter in den Entscheidungsprozess eingebunden werden und ihren Arbeitgeber als verantwortungsbewussten Markenanbieter verstehen. Nach Außen wird ein deutlicher Zusatznutzen (added value) erkennbar, der nicht unbedingt direkt an der Leistung gekoppelt ist aber gemäß der Vorbildfunktion als wichtiger Bestandteil eines Gesundheitsunternehmens wahr genommen wird. 39 Kernstrategien des Krankenhausmarketings bezogen auf die identifizierte Zielgruppe Welche einzelnen Marketinginstrumente letzten Endes zum Einsatz gebracht werden, hängt häufig von den zur Verfügung stehenden Ressourcen, dem angebotenem Leistungsspektrum und der Größe des Krankenhauses ab. Dennoch existieren einige Kerninstrumente, die in einer grundlegenden Strategie angewendet werden sollten. Hierzu zählt u. a. eine ausgeprägte und an Werte orientierte Markenstrategie sowie eine ausgewogene Produkt- und Servicepolitik. Diese beiden Instrumente werden im Weitern exemplarisch näher betrachtet werden. Abb. 6: Kernstrategien des Marketings, eigene Darstellung Kernstrategien des Marketings Randstrategien Nicht zielgruppen-spezifische Marketingstrategien 3 Für Frequenz sorgen 3 Personalmarketing 3 Standortpolitik Kernstrategien Alle Marketingstrategien, die eine Zielgruppe direkt beeinflussen 3 Servicepolitik 3 Markenpolitik 3 CSR Mit einer starken Marke zu mehr Frequenz Das Vertrauen in eine starke Marke ist für die LOHAS von zentraler Bedeutung. Umso wichtiger ist die konsequente und strategische Markenführung gefordert, diese Erwartungen in Form einer starken und stabilen Markenpositionierung zu erfüllen 40 (Esch, Franz-Rudolph 2004). Diese Markenstärke äußert sich nicht nur in der Patientenfrequenz, indem der Markenanbieter vor dem No-Name-Anbieter bevorzugt wird, sondern spiegelt sich in der hier bedeutsameren Kundenloyalität wider. Von Loyalität bzw. Treue im Zusammenhang mit der Markenstärke wird dann gesprochen, wenn der Kunde wiederholt zum gleichen Produkt greift und eine positive Meinung zu diesem vertritt (Meffert, Heribert 2008). Wie man sich der Markenidentität unter Berücksichtigung der Unternehmenspersönlichkeit und der relevanten Zielgruppe LOHAS nähern kann, soll im Folgenden beschrieben werden. Um das Vorhaben realisieren zu können, das Krankenhaus zu einer starken Marke zu führen, habe ich mich für den Einsatz des Markensteuerrads der Firma icon brand navigation entschieden, welches neben den bisherigen Erkenntnissen auf Ergebnisse der Hemisphärenforschung in der Gehirnforschung beruht. Diese besagen, dass in unterschiedlichen Regionen des menschlichen Gehirns emotionale, rationale, sowie nonverbale und verbale Eindrücke verarbeitet werden. Diese Regionen können auf das Markensteuerrad übertragen werden und bei der Erfassung von Identitätsmerkmalen helfen. Das Markensteuerrad lässt sich demnach wie folgt abbilden: Abb. 7: Markensteuerrad von icon brand navigation, Quelle: Esch, FranzRudolph (2004), S. 98 Markensteuerrad von icon brand navigation Die Kompetenz der Marke versucht zentrale Markeneigenschaften zu erfassen, indem auf die unternehmensbezogene Historie der Marke im Markt, die Herkunft (gemeint ist hier der räumliche Entstehungsort), 41 die Rolle der Marke im Markt und die spezifischen Produkt- bzw. Leistungs-Assets eingegangen wird. An dieser Stelle werden zentrale Eigenschaften des Angebotes definiert, welche sich entlang der Wertestruktur der LOHAS ergeben und auf die Leistung übertragen werden können. Das Benefit & Reason Why soll den Nutzen einer Leistung hervorheben, denn primär werden Produkte und/oder Leistungen nicht ihrer Eigenschaften, sondern ihres Nutzens wegen bezogen. Auch hier helfen die Wertvorstellungen der LOHAS-Kundengruppe weiter, um Rückschlüsse, beginnend bei den Werten bis hin zu den Produkteigenschaften, auf das Konsumentenverhalten ziehen zu können. Dazu kann eine Ziel-Mittel-Beziehung, ähnlich der LadderingAnalyse, eingesetzt werden, wie nachfolgend exemplarisch an einem fiktiven Beispiel dargestellt wird. (Esch, Franz-Rudolph 2004) Abb. 8: Beispielhafte Ziel-Mittel-Beziehung für LOHAS, Quelle: Schmitz Claudius A. (2009): S. 294 Beispielhafte Ziel-Mittel-Beziehung für LOHAS Wertehaltungen Selbstachtung Lebensfreude Nutzenkomponenten Genuss Nachhaltigkeit Gesundheit Eigenschaften Design/Architektur Bio Aus den Wertehaltungen wird in der obigen Darstellung auf das notwendige Nutzenpotential geschlossen, welches ein Produkt bzw. eine Leistung besitzen muss, um ansprechend auf die LOHAS-Kundengruppe zu wirken. Anschließend lassen sich aus den gesammelten Nutzenkomponenten die Produkt- bzw. Leistungseigenschaften ableiten. Die Tonalität berücksichtigt die Emotionen und Gefühle, welche durch die 42 Marke ausgelöst werden sollen. Das Bild, welches von der Marke zum Kunden transportiert wird, ist unter der Tonalität genauso zu untersuchen, wie die Beziehung, welche von der Marke zum Konsumenten aufgebaut wird. Schlussendlich gilt es noch das Markenbild zu bestimmen, welches im Wesentlichen durch alle Kommunikationsmittel des Marketings aufgebaut und dargestellt wird. Hierbei wird sich allerdings nicht auf das visuelle Bild der Marke beschränkt, sondern es wird ein ganzheitlicher audiovisueller, gustatorischer, olfaktorischer und haptischer Eindruck in den Betrachtungsrahmen miteinbezogen. Für ein Krankenhaus, welches Leistungen für die LOHAS-Zielgruppe vermarkten möchte, könnte ein Markensteuerrad dann eventuell so aussehen: Abb. 9: Ist-Markensteuerrad für eines Gesundheitszentrums, angelehnt an Esch, FranzRudolph 2004, S.116 Beispielhaftes Ist-Markensteuerrad eines Gesundheitszentrums 3 3 3 3 3 3 3 Natürliches und serviceorientiertes Gesundheitszentrum mit Hotelcharakter. 3 3 3 3 3 hoher med. Standard natürliche Verpflegung (Bio) schönes Zimmer (Hotel) einwandfreien Service gute med. Betreuung 3 3 3 3 3 3 lustorientiert Genießer kulturell fortschrittlich modern ambitioniert stylisch Globulis Ginkgoblatt Warme Farben lächelnde junge Frau Gesundheit Technologisch fortgeschritten Dieses Markensteuerrad lässt sich, entsprechend den Wertedimensionen der LOHAS, auf nahezu jedes Unternehmen anpassen. Es bietet einen einfachen strategischen Ansatz, eine Marke im Markt zu positionieren. Allerdings gibt es auch hierfür eine entscheidende Grundvoraussetzung, wobei der Bogen zur Corporate Culture gespannt wird. Nur die gelebten Werte im Unternehmen runden das vollständige und 43 ganzheitliche Bild ab und führen eine Markenstrategie zum Erfolg. Der Einsatz eines einzelnen Marketinginstruments kann zwar kurzfristig zu einer Renditesteigerung führen, jedoch auf lange Sicht nicht den Kunden von seiner Wertigkeit überzeugen. Die Investitionen in ein Corporate Culture schätzen die LOHAS und belohnen diesen Einsatz um eine klare Unternehmenspersönlichkeit durch lange Kundentreue und die Bereitschaft, einen höheren Preis für das Angebot zu zahlen. Corporate Social Responsibility – als Teil der Wertewelt verstehen Der Rohstoffeinsatz und die damit verbundene gesellschaftliche Verantwortung im Umgang mit den Ressourcen unserer Natur spielen eine wichtige Rolle. Eine transparente Produkt- und Informationspolitik in Form von Zertifikaten und Informationsveranstaltungen seinen hier als Maßnahmen exemplarisch erwähnt. Jede Geschäftstätigkeit setzt die Beschaffung von Materialien oder Rohstoffen voraus. Egal ob Massage-Öl oder Baumwoll-Shirts – sie verursachen bei ihrer Herstellung einen Ressourcenverbrauch an Energie, Wasser und Rohstoffen. Der Ressourcenverbrauch geht oft mit einer Abfallentstehung und vielfach auch mit der Produktion von klimaschädlichen Emissionen einher. Die klassische Beschaffungspolitik richtete sich da bisher nur an Größen, wie beispielsweise dem Materialpreis, der optimalen Bestellmenge, Liefertermintreue und Qualität der Materialien. Heute müssen aber vor dem Hintergrund der neuen Gesundheitszielgruppe zusätzliche Anforderungen an die Produzenten von Waren und Leistungen gestellt werden, die sich auf die optimale Ressourcenausnutzung, Abfallvermeidung und Umweltschutz beziehen. Dabei ist speziell auf vertrauenswürdige Auszeichnungen, wie z. B. dem Biosiegel oder anderen nachhaltigkeitsorientierten Qualitätssiegeln zu achten. Die LOHAS beziehen lediglich Leistungen, die diese Bedingungen erfüllen. Fragen über Herkunft und Produktionsweise müssen lückenlos beantwortet werden können. Dazu können Lieferanten neben den klassischen Beschaffungsbewertungen durch zusätzliche Kriterien zur Vermeidung von Gefahren, betreffend der Umwelt und Menschen, bewertet werden. Diese Klassifikation hilft schließlich bei der Homogenität des eigenen Angebotes, sollte das Unternehmen gerade mit dem Einsatz naturfreundlicher Materialien werben. (Ertel et al. 2008) Ein passendes Beispiel zum Thema Transparenz lässt sich bei einer US-OutdoorFirma finden, die ihren Kunden ein breites Internetangebot zur Verfügung stellt, auf dem sich Kunden genau informieren können, wer welchen Rohstoff unter welchen 44 Arbeitsbedingungen herstellt und wie diese weiterverarbeitet werden. Über eine virtuelle Landkarte surft der Kunde ganz einfach zu den angesprochenen Orten und findet neben den Herstellungsbedingungen auch Angaben zum Umweltschutz und dem CO2-Verbrauch beim Herstellungsprozess (Patagonia 2009). Ein anderes Beispiel hält Alnatura bereit. Mittels einer Postkarte kann ein Interessent sich bei der Firma melden und an Besichtigungstouren der Bio-Produzenten in der Region teilnehmen. Dort haben die Interessenten schließlich die Möglichkeit, Fragen zu den BioProdukten direkt an den Erzeuger zu richten. Nicht zu unterschätzen ist die Kommunikation zwischen Leistungserbringern und -empfängern. Dort sind die Möglichkeiten eines Krankenhauses im Bezug auf die Ansprache, Mitsprache und Informationsweitergabe an den Kunden noch lange nicht ausgeschöpft. Stichworte wie Web 2.0 und interaktive Networks wie Skype, VZ sowie Facebook und Twitter sind aus einer modernen Krankenhausinformationspolitik nicht mehr weg zu denken. Privatwirtschaftlich geführte Unternehmen wie Apotheken, Wellneshotels oder Fitness-Studios und einige wenige Krankenhäuser wie beispielsweise die Kliniken Essen-Mitte haben das längst erkannt. Fazit Die Forderung der LOHAS, im Umgang mit Ressourcen und Rohstoffen nachhaltiger zu wirtschaften, setzt sich zunehmend in allen Bereichen der Gesellschaft durch. Zurzeit stellt diese Forderung für die Unternehmen sowohl eine Herausforderung als auch einen Wettbewerbsvorteil dar, der sich jedoch schon in naher Zukunft immer weiter relativieren wird. Vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen sowie das stete Zuneigegehen fossiler Energieträger werden sich die Unternehmen diesen neuen Bedingungen anpassen müssen. Des Weiteren ist die neue Gesundheitszielgruppe massiv Service- und Genussorientiert. Bereits ein einfacher Blick in das Hotelgewerbe und dessen ausgeprägte Servicestrukturen führt zu einem Zusatznutzen bei der Gesundheitsleistung. Demzufolge sind die Unternehmen im Vorteil, welche frühzeitig auf diese Zeichen reagieren und die Herausforderungen der Zukunft bereits heute angehen. Die Zukunft beginnt dort, wo die Gesellschaft die Werte verändert und es lohnt sich, auch über den Tellerrand der Gesundheitswirtschaft hinweg zu schauen. 45 Literaturverzeichnis Deutsche Apotheker Zeitschrift (2009): „LOHAS - Die Zielgruppe der Zukunftsapotheke“, Prof. Dr. C. Schmitz und Ralf Zeiß, Ausgabe 38, 149. Jahrgang, September 2009 Enemu GmbH (2007): Lifestyle of Health and Sustainability - LOHAS, Ruth Bütikofer Schwalbe, Zeitschrift: persönlich, Zürich, Ausgabe Juli/August 2007, S. 42 – 46, abgerufen: 14.10.2008, URL: http://www.soft-marketing.ch/images/stories/Softmarketing/pdf/lohas-pers%F6nlich.pdf Erste new ethics Marketingkonferenz (2009): Im Tagungshaus der Reformhaus-Akademie in Oberursel vom 24. bis 25.11.09, Veranstalter: Rainer Plum, Referentin: Tanja Merkle vom Sinus-Institut Ertel, Jürgen, Clesle, Frank-Dieter, Bauer, Jakob (2008): Umweltkonforme Produktgestaltung, Handbuch für Entwicklung, Beschaffung, Management und Vertrieb, 1. 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