Wirtschaft: Der Jahrhundert

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Wirtschaft: Der Jahrhundertbau von Thyssen-Krupp in Essen - Essen - ...
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01.04.2010
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Wirtschaft
Der Jahrhundertbau von Thyssen-Krupp in Essen
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Essen, 01.04.2010, Peter Szymaniak
Essen. Am neuen Thyssen-Krupp-Hauptquartier arbeiten zurzeit täglich 1400 Bauleute, den
Fertigstellungstermin fest im Blick. Der Einzug für die 3000 Mitarbeiter beginnt schon im Juni.
Weit über 300 Millionen Euro lässt Thyssen-Krupp-Vorstandschef Ekkehard Schulz in die
neue Konzernzentrale investieren.
Das Thyssen-Krupp Quartier von
Innen. viel Licht, Glas und
Durchlässigkeit prägen die Architektur
des neuen Hauptquartiers. Foto: Kerstin
Kokoska
Im 50 Meter hohen Lichthof des zentralen Quader-Gebäudes
des künftigen Thyssen-Krupp-Konzern-Hauptsitzes schieben
gerade Arbeiter die schweren Gegengewichte für die
technisch anspruchsvollen gläsernen Zwillingsaufzüge über
den Weg; auf dem Dach schweißen ihre Kollegen
Dichtungspappen; in den ersten Etagen des 14-stöckigen
Bauwerks aus Glas und Stahl werden schon Teppiche verlegt;
im künftigen Konferenzzentrum, der rechte niedrige längliche
Nachbar des Quaders, fließt aus handlichen Rohren
dunkelgrauer Flüssig-Estrich; an der 200-Meter-Wasserfläche
inmitten des Gebäudeensembles werden Bäume aus fünf
Kontinenten gepflanzt - auf der größten Firmenbaustelle
Europas herrscht derzeit Hochbetrieb.
Täglich versuchen nun 1400 Bauarbeiter, so viele wie nie
zuvor in den insgesamt drei Jahren Bautätigkeit, die deutlichen Verzögerungen durch den
ungewöhnlich harten Winter aufzuholen - denn schon Mitte Juni, in nur noch zweieinhalb Monaten,
startet der Einzug von insgesamt 3000 ThyssenKruppianern, die in Essen nahe der Innenstadt
arbeiten werden.
Ein Symbol für den Strukturwandel im Ruhrgebiet
Weit über 300 Millionen Euro lässt Thyssen-Krupp-Vorstandschef Ekkehard Schulz in die neue
Konzernzentrale investieren: Von Essen aus werden bald die weltweiten Geschäfte mit einem
Jahresumsatz von 40 Milliarden Euro gesteuert. Mitarbeiter aus Duisburg, Essen, Düsseldorf und
Bochum zieht der Technologie- und Stahlriese auf diesem Gelände der ehemaligen KruppGussstahlfabriken zusammen, die dann in den um die rechteckige Wasserfläche angeordneten
Gebäuden zwischen dem neuen Krupp-Park an der Altendorfer Straße und der Innenstadt arbeiten
werden.
Ein Symbol für den Strukturwandel im Ruhrgebiet: Floss hier früher in dreckigen Hallen der Schweiß
Tausender Arbeiter, entscheidet nun in feinen gläsernen Zwölf-Quadratmeter-Büros die geistige
Kreativität tausender Akademiker, wie die Zukunft eines internationalen Milliarden-Konzerns aussehen
wird.
„Das ist hier städtebaulich absolute Spitze. Nur ein einziges Hochhaus zu bauen, größer als der
RWE-Turm, wäre doch langweilig gewesen“, meint Martin Grimm, Vorstandschef der Thyssen Krupp-
07.04.2010 10:43
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Immobilientochter Real Estate und Leiter dieses Prestigeprojekts.
So fördert der Entwurf der Architekturbüros Chaix&Morel (Paris) und JSWD Architekten (Köln) nach
Vorbild eines Uni-Campus’ die Begegnung, das Gespräch: Beim Gang zur Kantine im
Konferenzzentrum muss jeder Mitarbeiter sein Bürohaus verlassen und soll auf dem Platz zwischen
den Gebäuden am Rande der spiegelnden nur 15 cm tiefen Wasserfläche verweilen und diskutieren.
Wenn das nicht reicht, stehen im Konferenzzentrum neben dem 1000 Leute fassenden
Veranstaltungssaal über ein Dutzend Besprechungsräume bereit.
Noch Investoren gesucht
Insgesamt umfasst das Konzept der Architekten zehn
Gebäude, von denen nun die zentralen bis Juni fertiggestellt
sein werden: Das Kongresszentrum, der 50-Meter-Quader für
die vorstands-nahen Abteilungen, zwei 20 Meter hohe
Bürohäuser - alle Gebäude sind unterirdisch mit einer
Tiefgarage für 900 Autos miteinander verbunden.
Für das geplante Vier-Sterne-Plus-Hotel an der Altendorfer
Straße wird noch ein Investor gesucht; der Bau von drei
Bürogebäuden und von der Akademie für die 2500 in der
ganzen Welt verstreuten Führungskräfte ist aufgrund der
Wirtschaftskrise verschoben, aber nicht aufgehoben.
Im Hintergrund der Baustelle ist das
Finanzamt Süd zu erkennen, das rote
Backsteingebäude ist die alte
Hauptverwaltung von Krupp an der
Altendorfer Straße. Foto: Kerstin
Kokoska
Die Baustelle des neuen ThyssenKrupp-Quartiers hat mit 20
Hektar eine für Laien kaum fassbare Dimension, hinzu
kommen noch einmal 22 Hektar neuer Krupp-Park. Insgesamt
umfassen allein diese beiden Flächen rund 50 Fußballfelder - und sind doch nur ein kleiner Teil des
früheren Fabrikgeländes, in das die Essener Innenstadt rund siebenmal hineingepasst hätte.
Das Bauprojekt war eine logistische Herausforderung: So wurde bundesweit einzigartig eine Gelände
zerschneidende Hochspannungsleitung verlegt - aus optischen Gründen. Wegen der Wasserachse
musste das ganze Gebiet mit Brecheranlagen durchpflügt werden, um Fundamente der
Gussstahlfabrik abzuräumen und es absolut glatt einzuebnen. Überschüssiger Boden wurde für die
Hügel im Krupp-Park verwendet und versiegelt - der Regen, der nicht versickern kann, speist die
Wasserfläche im Quartier.
Thyssen-Krupp hat seine Erfindungskraft für den Werkstoff Stahl in die Bauwerke gesteckt: Die 400 000 netzartigen Lamellen-Rollos der Glasgebäude sind eine eigene Schöpfung: Sie öffnen und
schließen sich automatisch mit der Sonne, reflektieren das Licht so geschickt hin und her nach
draußen zurück, dass sich die Räume nicht aufheizen - und sollen bei Tag und in der Dämmerung in
den schönsten Farben strahlen.
Die 96 Scheiben der gigantischen Panoramafenster des Hauptquartiers halten viele
Zwei-Daumen-dicke Stahlseile, die so stark unter Druck stehen als hingen an ihnen 500 Golf. Bei
starkem Wind können die Glasflächen 56 Zentimeter nachgeben. Die Zwillingsaufzüge im 50 Meter
hohen Innenhof des Hauptgebäudes sind ebenso eine Innovation des Konzerns - „das Ganze ist auch
eine Art Showroom der Thyssen-Krupp-Produkte“, meint Grimm.
Terrasse mit Blumenrabatten
In den Gebäuden sind die Büros mit flexiblen Wänden angelegt, auf der Terrasse im Quader sollen an
den Blumenrabatten nicht nur die Raucher verweilen und den Blick genießen. Von dort schaut man
auch auf das Krupp-Stammhaus, wo gerade ein 8000 Quadratmeter großer Garten angelegt wird. Es
ist nicht unwahrscheinlich, dass künftig dort auch der normale Bürger zur Besichtigung eingeladen wird
- denn Zäune gibt es auf dem Gelände nicht mehr. Jeder darf an der Wasserfläche flanieren oder das
Restaurant besuchen.
Transparenz, Offenheit, Helligkeit - diesen Geist verströmt das Ensemble. Projektleiter Martin Grimm
ist überzeugt: „Diese Gebäude werden um die Welt gehen. Die Leute werden hier genau wie an den
spiegelnden Düsseldorfer Gehry-Bauten stehen und fotografieren.“
07.04.2010 10:43
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