Kundenwert schaffen und nutzen | Teil 1 Kundenwert schaffen und nutzen oder: Wie Sie CEM und CRM zu Freunden machen Teil 1: Die Kunden-Wertschöpfungskette Kundenwert gibt es in zwei Spielarten: „für den“ Kunden und „vom“ Kunden. Dieser Text vertritt den Standpunkt, dass es sich um die zwei Seiten derselben Medaille handelt. Nur wenn Wert „für den“ Kunden geschaffen wird, kann ein Unternehmen den Wert „vom“ Kunden realisieren. Kundenwert in diesem doppelten Sinne ist die Basis für jeden langfristigen Unternehmenserfolg, vorausgesetzt natürlich, dass Wettbewerbsbedingungen vorherrschen. Wie wir sehen werden, setzt die Schaffung und Realisierung von Kundenwert voraus, dass die Disziplinen CEM (Customer Experience Management) und CRM (Customer Relationship Management) zusammengeführt werden oder zumindest eng zusammenarbeiten. Das Dilemma liegt darin, dass das heute im Alltag der Unternehmen meist nicht der Fall ist. In fast allen Unternehmen sind die Disziplinen CEM und CRM unterschiedlich verortet: CEM typischerweise in der Marktforschung oder im Qualitäts-Management und CRM im Marketing oder im Vertrieb. Dieser Graben muss überbrückt werden, wenn die Aufgabenstellung, dauerhaft Wert zum Nutzen der Kunden und des Unternehmens zu schaffen, erfüllt werden soll. Bochmann Consulting AG | © Prof. Klaus W. Bochmann, März 2015 Seite 1 Kundenwert schaffen und nutzen | Teil 1 Wie Kundenwert realisiert wird: Das Konzept der Schöpfung von Kundenwert als Basis für den Unternehmenserfolg ist überraschend einfach, wie das Schaubild unten zeigt: CEM und CRM arbeiten dabei zusammen, wobei CEM auf Stufe 1 und CRM auf Stufe 2 wirksam werden: Auf der Grundlage eines wettbewerbsfähigen Produkt-Service-Angebots schafft CEM in Stufe 1 den Wert für den Kunden. Erfolgstreiber sind die engagierten Mitarbeiter sowie das Image eines Unternehmens. Der so geschaffene Wert für den Kunden ist ein Potential, das auf seine Ausschöpfung wartet. Dies leistet CRM auf Stufe 2. Auf den Fundamenten des Wertes für den Kunden und des Unternehmens-Images sorgt CRM dafür, dass Kunden dem Unternehmen treu bleiben (Halterate) und dass neue Kunden für das Unternehmen gewonnen werden (Eroberungsrate). Aus Halte- und Eroberungsrate ergibt sich der Wert vom Kunden. Der daraus folgende gesteigerte Umsatz, gemindert durch die (durch das Engagement der Mitarbeiter reduzierten) Kosten, erhöht den Gewinn des Unternehmens. Bochmann Consulting AG | © Prof. Klaus W. Bochmann, März 2015 Seite 2 Kundenwert schaffen und nutzen | Teil 1 CEM schafft somit das Fundament. Denn CEM beantwortet die Frage nach den Gründen, die Kunden dazu bewegen, einem Produkt-Service-Angebot bzw. Unternehmen den Vorzug zu geben. Wenn diese Gründe überzeugend sind, kann CRM erfolgreich arbeiten. Wenn sie fehlen, arbeitet CRM im Gegenstrom, weil stets viele verlorene Kunden zu ersetzen sind, bevor ein Stück Fortschritt beim Marktanteil möglich wird. Gleichzeitig wird deutlich: CEM allein genügt nicht. Halteraten erreichen nie 100 %. Und selbst, wenn es gelänge, gäbe es immer noch kein Wachstum! Tatsächlich ist es so, dass viele Kunden, die behaupten, loyal zu sein, dennoch abwandern. Der Anteil dieser – vom Kunden selbst nicht geplanten – Verluste kann in manchen Branchen wie z. B. der Automobilindustrie bis zu 50 % erreichen. Die Gründe dafür sind vielfältig – wie zum Beispiel der Wunsch der Kunden nach etwas Neuem, die Aktivität eines Wettbewerbers, die „Like“-Empfehlung von Freunden und Bekannten. CRM muss daher aktiv werden, um neben der Gewinnung von Neukunden das Potential zufriedener und loyaler Kunden zu realisieren. Dazu aber müssen CEM und CRM „Hand-inHand“ arbeiten. Das heißt konkret, dass CRM von CEM erfährt, wo jeder einzelne Kunde auf der Zufriedenheits- und Loyalitäts-Skala steht, damit eine effiziente und erfolgreiche Kundenansprache gelingen kann. Der traditionelle Ansatz in Unternehmen wirkt dem heute noch entgegen: In der traditionellen Welt ermittelt die Marktforschung (CEM) die Treiber für Kundenzufriedenheit und Loyalität. Das Qualitäts-Management (CEM) sorgt dafür, dass die Hintergrundprozesse Qualität liefern – und im Vordergrund dabei für die Kunden positive Erlebnisse entstehen. Wenn alles gut geht, arbeiten die Marktforschung und das QualitätsManagement so zusammen, dass sich ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess ergibt. Der einzelne Kunde wird aber nicht angesprochen. Das hingegen tut CRM. CRM arbeitet in einer eigenen, von CEM separierten Welt von Kampagnen, die aufgrund von Transaktionsdaten der Vergangenheit und von Daten aus dem sozialen Netz ausgelöst werden. Über die Qualität der Erlebnisse, die ein Kunde mit dem Unternehmen zuletzt hatte, weiß CRM leider nichts. Und CRM weiß auch nichts über die Absichten, die der Kunde für die Zukunft hegt. Diese Daten kennt nur CEM. Es liegt auf der Hand, dass CEM und CRM gemeinsam mehr erreichen können. Die Stationen, die zu einem neuen, integrierten CEM + CRM-Ansatz führen, werden in den folgenden Teilen dieses White Papers skizziert: Teil 2 zeigt, wie Sie mit CEM Kunden intrinsisch binden Teil 3 bindet Kunden doppelt: extrinsisch + intrinsisch Teil 4 verheiratet CEM + CRM: Aus eins und eins wird dann mehr als zwei. Bochmann Consulting AG | © Prof. Klaus W. Bochmann, März 2015 Seite 3