MG Forbildung-frei.qxd 28.01.2008 14:08 Uhr Seite 23 FORTBILDUNG Das gewisse Etwas Marketing für Praktiker, Teil 9 Anzeigenwerbung reduziert sich bei Motorgeräte-Fachbetrieben oft auf reine Produkt- und Preisinformationen. Gute Anzeigen sollten jedoch mehr bieten, wie Matthias Rauer, Berater bei //Gartentechnik.com, erläutert. D Werkfoto ie Wahrnehmung und die Wirkung einer Werbeanzeige bilden im Optimalfall einen Prozess, der in der Fachsprache aida-Konzept heißt und sich aus den Stufen attention, interest, desire und action zusammensetzt. Das heißt: Zuerst zieht die Anzeige die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich (attention). In der zweiten Phase wird sein Interesse am Produkt beziehungsweise an der Dienstleitung geweckt (interest). Die dritte Phase ist davon geprägt, dass der Rezipient von den Vorteilen des Anzeigen-Gegenstandes überzeugt wird und in ihm der Wunsch (desire) entsteht, das Produkt zu besitzen oder die Leistung wahrzunehmen. Nachdem der Betrachter überzeugt ist, schreitet er im letzten Prozessabschnitt zur Tat (action) und kauft. Soweit die Theorie. Denn es ist erwiesen, dass die Wirkung von Werbung generell abnimmt. Daran schuld ist aber nur zum Teil die ebenso vehement wie sinnlos beklagte Reizüberflutung unserer Zeit. Langweilige Kampagnen, Austauschbarkeit und die Missachtung von Grundregeln der Kommunikationstheorie sind viel häufiger die Ursache für einen Misserfolg von Werbeanzeigen. Blickfang Bilder Bilder wecken Emotionen und regen Aufmerksamkeit an. Der Blickfang einer Anzeige soll den Betrachter zur weiteren Kenntnisnahme der Anzeige animieren. Dieser Blickfang ist allerdings nicht zwingend eine Abbildung des Produktes selbst – diese ist oft in die Umgebung des Blickfangs eingebettet. Vielmehr lenkt er den Blick des Betrachters gezielt auf das eigentliche Produkt. Es ist unbestritten, dass Originalität und Kreativität die Chancen von Werbung erhöhen. Intensive und/oder überraschende Reize un- AGRARTECHNIK FEBRUAR 2008 terstützen die Wahrnehmung von Bildern. Dabei sollte aber die inhaltliche Stimmigkeit nicht vernachlässigt werden. Ein Bild, das auch auf den zweiten Blick nicht zu einem beworbenen Gegenstand passen will, wirkt möglicherweise irritierend und führt zum Kontaktabbruch. Andererseits kann so eine Konstellation auch wieder zum gesteigerten Interesse an der Anzeige selbst und damit zu deren Gegenstand führen. Das ist durchaus von Branche und Zielgruppe des werbenden Unternehmens abhängig. Allerdings gilt es als problematisch, Kunden ausschließlich über eine solche Emotionalisierung gewinnen und binden zu wollen. Differenzierung und nachhaltige Erinnerungswerte werden nach wie vor maßgeblich von Texten in Werbeanzeigen beeinflusst, denn eine Werbeanzeige lebt von ihren Bild-Text-Beziehungen. Information und Lenkung Von großer Bedeutung ist Texthierarchie. Durch kluge Formulierung, Platzierung und Formatierung der wichtigsten Textbausteine wird die Wahrnehmung des Betrachters gezielt gelenkt, und zwar vom Schlagwort bis hin zur Detailinformation. Die Schlagzeile ist der textliche Aufhänger der Anzeige. Sie muss nach dem Bild in Sekundenbruchteilen die Aufmerksamkeit des Rezipienten und sein Interesse am Weiterlesen wecken. Das misslingt, wenn die Schlagzeile zu lang, zu unpräzis oder zu langweilig ist oder sie optisch ungünstig kommuniziert wird (zum Beispiel wegen der schwer leserlichen Schriftart oder einer zu geringen Größe). Der Slogan ist ein einprägsamer Spruch und greift den Aufhänger der Schlagzeile auf (oder formuliert, wenn keine Schlagzeile vorhanden ist, das Bildmotiv sprachlich aus). Wichtig ist in Bezug zur Schlagzeile die stilistische und inhaltliche Stimmigkeit. Wenn ein Slogan aussagekräftig, einprägsam und sogar vergleichsweise dauerhaft gültig ist, kann er zu einem wesentlichen Teil eines gesamten Werbekonzepts werden. Dank einer originellen Schlagzeile und eines knackigen Slogans nimmt auch ein flüchtiger Betrachter oft zumindest die Kernbotschaft der Anzeige wahr. So genannte Fließtexte transportieren wichtige Hintergrundinformationen, aber sie werden nur von einem geringen Teil der Betrachter wahrgenommen – das Stichwort heißt selektive Wahrnehmung. Wer aber eine Anzeige bis hierhin wahrgenommen hat, interessiert sich wahrscheinlich wirklich für das Produkt und erwartet konkrete, seriöse und nützliche Informationen, die im Idealfall die eingangs angesprochene Werbewirkungsphase desire auslösen. Außerdem sollten Firmen-, Marken- und Produktnamen stets auch optisch unterschieden werden. Auch Bildtexte können ein geeignetes Mittel sein, um konkret auf bestimmte Elemente hinzuweisen oder diese wie eine Karten-Legende erläutern. Werbeanzeigen funktionieren also auf multimedialer Ebene. Sie gewinnen durch die kreative Verbindung von Bild und Text zu stimmigen Einheiten und durch die gezielte Führung des Betrachters an Möglichkeiten. Denn auch heute kann Werbung in Form von Anzeigen ein entscheidender Erfolgsfaktor sein – gerade im MotorgeräteMarkt, in dem zahlreiche standardisierte und vergleichbare Produkte um die Gunst des Kunden bemüht sind. Hier kommt es für den Fachhändler darauf an, sich auch über seine Werbung zu profilieren und sich dabei im Zweifelsfall professionell beraten zu lassen. (jn) MOTORGERÄTE 23