EYECONOMY WERKZEUG-KASTEN 7 FIT Seit 20 Jahren beraten Andreas Tameling und Norbert Bock erfolgreich Augenoptik-Unternehmen. In der letzten Folge unserer 7-teiligen Serie stellen sie wirksame und ständig weiterentwickelte Marketingansätze vor, mit denen sie qualitätsorientierte Augenoptik-Unternehmen seit 20 Jahren erfolgreich machen. ERST DAS UNTERNEHMEN – DANN DIE WERBUNG Sporadische Werbeaktionen haben noch kein Unternehmen in eine langfristige Erfolgsspur geführt. Denn ohne Kontinuität und ganzheitliche Ansätze entstehen Werbeerfolge eher zufällig und verpuffen als Strohfeuer, das nicht lange wärmt. Zudem glauben zahlreiche Unternehmer noch immer, dass Marketing und Werbung bei der Entwicklung des Betriebes an allererster Stelle stehen müssten. Das Gegenteil ist f die Ressourcen im Bereich Finanzen sorg- fältig für die nächsten Jahre geplant sind; f die Bedürfnisse der anvisierten Kunden im Einzugsbereich abgefragt und ausgewertet sind; f die Mitarbeiter voll und ganz in die unternehmerische Ausrichtung einbezogen und mit ihr vertraut gemacht worden sind und f das Sortiment in sämtlichen Details auf das definierte Leistungsangebot des Betriebes abgestimmt ist. SPORADISCHE WERBEAKTIONEN HABEN NOCH KEIN UNTERNEHMEN IN EINE . LANGFRISTIGE ERFOLGSSPUR GEFÜHRT. . richtig: Da die Werbeplanung an Konzept und Gesicht des Unternehmens ausgerichtet sein sollte, steht sie am Ende einer Reihe von Maßnahmen zur Unternehmensentwicklung. Aus diesem Grund schließt auch unsere 7-teilige Serie mit diesem Thema. NACH UNSERER ERFAHRUNG SIND AUGENOPTIK-UNTERNEHMEN MIT IHREN WERBEAKTIVITÄTEN AM ERFOLGREICHSTEN, WENN f die Führung sich ihrer speziellen Aufga- ben und aller nutzbaren Instrumente des betrieblichen „Werkzeugkastens“ bewusst ist; f die grundsätzliche Strategie des Unternehmens in den Punkten Leitwerte, Kultur, Leistungen, Kommunikation und Erscheinungsbild festgelegt ist; 24 WARUM MASSENMARKETING EIN TEURER IRRTUM SEIN KANN Jedes Augenoptik-Unternehmen sollte sich darüber klar werden, inwieweit es die Strategien „Massenmarketing“ und „Differenziertes Marketing“ verfolgen will. In Folge der Markt- bung, dass sich eine anfänglich rege Kundenresonanz auf Dauer abnutzt und diese Form der Kommunikation in der Folgezeit immer stärker verpufft. Viele Unternehmen erkennen (zu) spät, dass es auf Dauer sinnlos ist, immer mehr Geld für immer mehr Massenwerbung auszugeben, um immer weniger zum eigenen Geschäft passende Käufer anzusprechen. Massenwerbung wird in Branchen außerhalb der Augenoptik nur deshalb von vielen Unternehmen genutzt, weil die überwiegende Zahl der derzeit verfügbaren Medien ein gezielteres Vorgehen nicht ermöglicht. Diese Unternehmen – die dafür mit entsprechend großen Budgets ausgestattet sind – verfolgen mit Massenmarketing die Absicht, den eigenen Marktanteil über hohe Verkaufszahlen zu steigern. Sie nehmen von vornherein in Kauf, dass sich nur ein Bruchteil der Empfänger ihrer Werbebotschaften für ihre ES IST SINNLOS, IMMER MEHR GELD FÜR IMMER MEHR.. MASSENWERBUNG AUSZUGEBEN, UM IMMER WENIGER ZUM EIGENEN.. GESCHÄFT PASSENDE KÄUFER ANZUSPRECHEN.. polarisierung stößt Massenmarketing bei qualitätsorientierten Einzelbetrieben immer öfter an seine Grenzen. Da Werbebotschaften nach dem Gießkannenprinzip nur noch einen Teil der Empfänger erreichen, entstehen erhebliche Streuverluste, die mittelständische Augenoptiker teuer zu stehen kommen. Zudem zeigen Untersuchungen zu den Langzeit-Auswirkungen von Massenwer- Angebote interessiert – und der überwiegende Teil der Aussendung unbeachtet im Papierkorb landet. DER TRUMPF DES AUGENOPTIKERS: DIALOG STATT WERBUNG Am effektivsten ist nach wie vor Direktwerbung. Sie nimmt mit Abstand den ersten Platz beim Kosten-Nutzen-Verhältnis ein. E Y E B I Z Z // 6 . 2 0 1 4 Während das Massenmarketing kaum Unterschiede zwischen den Bedürfnissen von Brillenträgern machen kann, werden beim differenzierten Marketing Kunden in Zielgruppen eingeteilt und unterschiedlich angesprochen. Hier halten Augenoptiker traditionell einen Trumpf in der Hand, der für die meisten Branchen unerreichbar bleibt: Die Adressdaten von Bestandskunden und das meist gut dokumentierte Wissen darüber, welche individuellen Bedürfnisse und Ansprüche sie haben oder haben könnten. Im Mittelpunkt des gezielten Marketings steht daher nicht die Aussendung möglichst vieler Werbebotschaften, sondern der kontinuierliche Dialog mit Stammkunden. Diese Klientel sollten sich die Betriebe für ihre Existenzsicherung so lange wie möglich erhalten, zumal zufriedene Stammkunden durch Weiterempfehlung für zusätzliche Neukun- IN FOLGE DER MARKTPOLARISIERUNG STÖSST.. MASSENMARKETING BEI QUALITÄTSORIENTIERTEN.. EINZELBETRIEBEN IMMER ÖFTER AN SEINE GRENZEN... den sorgen. Sorgfältige Analysen des Kaufverhaltens und ständige Verfeinerung liefern eine sichere Basis für aussichtsreiche Kontaktaufnahmen. Kontinuierliche Erfolgskontrollen abgeschlossener Aktionen bestätigen immer wieder, dass sich diese Strategie keinesfalls abnutzt. Rücklaufquoten bleiben stabil auf ertragreichem Niveau und können oft sogar noch ausgebaut werden – Stichwort „Mehrbrillenverkäufe“. Eine weitere Entwicklung erhöht die Effizienz des Direktmarketings: Die Kosten sind in den letzten Jahren zunehmend gesunken, vor allem durch Digitaldrucktechnik und moderne Bild- und Textpersonalisierung. Zusätzlich spart die schnelle Übertragung von Adressdaten, das individuelle Verschmelzen mit vorbereiteten Layouts und die pünktliche Abwicklung durch zuverlässige Dienstleister den Betrieben kostbare Zeit, die gewinnbringend beim Beraten und Betreuen der aktivierten Kunden eingesetzt werden kann. PUNKTLANDUNG BEI DEN WERBEZIELEN Augenoptik-Unternehmen können ihre Marketingerfolge weiter steigern, indem sie mit vielfältigen Themen rund ums Sehen und Aussehen drei Werbeziele verfolgen: f Imagepflege durch Aktionen, die im Wesentlichen die Wertigkeit der angebotenen Produkte und Dienstleistungen kommuniziert und unterstreichen. WWW.EYEBIZZ.DE 25 25 EYECONOMY Schematische Dar stellung eines Jahresplans mit abwechselnden Themen zu verschiedenen Werbezielen. f Kundenbindung, indem die Stammklien- tel im Anschluss an Käufe mit After Sales Aktionen nachbetreut wird (was erfahrungsgemäß auch noch für kürzere Beschaffungsintervalle sorgt). f Mehrbrillenverkauf, um wichtige Stückzahlimpulse durch attraktive Zusatzangebote zu geben, damit diese nicht beim Wettbewerb wahrgenommen werden. Mit einem professionellen Jahresplan werden diese Werbeziele abwechselnd bedient (siehe Abbildung). Noch virtuoser lässt sich ein Werbekonzept gestalten, wenn saisonale Fak- toren einbezogen werden, insbesondere die Einflüsse und Auswirkungen der hellen und dunklen Jahreszeit. Denn die Bedürfnisse von Brillenträgern unterscheiden sich in den Herbst- und Wintermonaten deutlich von denen des Sommers. welche Zielgruppe mit welcher Information bestmöglich angesprochen wird. Nur dieses Vorgehen macht bedarfsgerechte Werbung mit den richtigen Impulsen für höchste Rücklaufquoten möglich. Zudem sorgt die abwechslungsreiche Streuung der augen- IM MITTELPUNKT DES GEZIELTEN MARKETINGS STEHT . NICHT DIE AUSSENDUNG VIELER WERBEBOTSCHAFTEN, SONDERN DER . KONTINUIERLICHE DIALOG MIT STAMMKÄUFERN. . Idealerweise sind in jeder einzelnen Werbeaktion Zielgruppe, Werbeziel und optimaler Aussendungstermin stimmig miteinander verknüpft. Damit ist festgelegt, wann optischen Themenvielfalt dafür, dass es beim Empfänger nicht zur Überflutung mit zu viel oder zu gleichartiger Werbung kommt. // PRAXIS-CHECKLISTE: SO WERBEN SIE ERFOLGREICH Der Pflege Ihrer bestehenden Kunden sollten Sie Ihre höchste Aufmerksamkeit widmen. Werben Sie nicht monoton in einem trivialen Automatismus, sondern überraschen Sie mit Kreativität, Emotionalität und Finesse. Prüfen Sie, ob Ihre Marketingkonzeption folgende Kriterien erfüllt: f Es existiert ein Werbejahresplan inklusive Kosten- und Terminübersicht. f Bedürfnisse und Kaufverhalten einzelner Zielgruppen sind ermittelt. f Die Zielgruppen werden differenziert und bedarfsgerecht angesprochen. f Bei der Selektion einzelner Altersgruppen sind unterschiedliche Beschaffungsintervalle zugrunde gelegt. f Die drei Werbeziele Imagepflege, Kundenbindung und Mehrbrillenverkauf werden ausgewogen und abwechslungsreich verfolgt. f Stärken und Leistungen des Unternehmens werden vornehmlich über interessante Informations-, Service- und Produktangebote kommuniziert statt durch inflationäre Rabatt- und Gutscheinaktionen. f Saisonale Aspekte für den Zeitpunkt der Aussendung sind berücksichtigt (Sport- und Sonnenbrillenthemen im Frühjahr/Sommer, Sehtest im Herbst/Winter). f Das Erscheinungsbild der Werbebotschaften entspricht dem gesamten Unternehmensauftritt. f Die Zusammenarbeit mit zuverlässigen Dienstleistern (Text, Gestaltung, Herstellung, Versand) ist längerfristig gesichert. f Auf jede abgeschlossene Aktion folgt eine systematische Erfolgskontrolle. „MAN MUSS ZUERST WISSEN, WORAUF DAS STREBEN ZU RICHTEN IST; SODANN IST DER WEG AUFZUSUCHEN, DER AM SCHNELLSTEN ZUM ZIEL FÜHRT.“ (Lucius Annaeus Seneca, römischer Philosoph; 4 v. Chr. – 65 n. Chr.) 26 ANDREAS TAMELING (58) ist Gründer und Geschäftsführer von Tameling Consulting. Seit seinem Abschluss zum Diplom-Ingenieur in Aalen und Führungstätigkeit in verschiedenen Unternehmen berät er seit 20 Jahren qualitätsorientierte Augenoptikbetriebe. Kontakt: www.tameling-consulting.de NORBERT BOCK (47) ist seit 1998 bei Tameling Consulting und seit 2011 Geschäftsführer. Wie alle Berater im Team hat er eine Ausbildung zum Augenoptiker abgeschlossen und anschließend zahlreiche betriebswirtschaftliche Qualifikationen erworben. Kontakt: www.tameling-consulting.de E Y E B I Z Z // 6 . 2 0 1 4