Neue Spuren zur Entstehung von MS

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NeueSpurenzurEntstehungvonMS
NeuesteEntdeckungendeutendaraufhin,dassbestimmteUmgebungsfaktorenund
LebensgewohnheitendirekteEinwirkungaufdieanMSbeteiligtenGenehabenkönnen.
Dr. Lutz Achtnichts
WassagenWissenschaftlerzurEntstehungvonMS?
BeiMultiplerSklerose(MS)wirddasMyelin,daseineIsolationsschichtumdieNervenzellenim
GehirnundRückenmarkbildet,vomImmunsystemangegriffen.WieeszudiesenAngriffendurch
diekörpereigenenAbwehrkräftekommt,istzwarnichtimDetailgeklärt,dochdieWissenschaft
gehtdavonaus,dasseseineungünstigeKombinationausUmgebungs-,Verhaltens-und
genetischenFaktorenist,diezuMSführt.
GenetischeSchädenkönnenzuErkrankungführen
DerUrsprungvielerKrankheitenliegtunmittelbarindenGenen,mitdenenwirgeborenwerden.
EinGenistjeweilseinAbschnittderDNA,derdienotwendigenInformationenfüreinebestimmte
AufgabeinnerhalbderKörperzellenenthält(Abbildung1).Wennbeispielsweiseeinbestimmtes
GeninZellenderBauchspeicheldrüseaktiviertwird,führtdaszurProduktionvonInsulin,dasden
Blutzuckerspiegelreguliert.
AnderDNAkönnenSchädenentstehen,undwenndieseSchädennichtrepariertwerden,können
verschiedeneKrankheitenauftreten.EinesolcheaufeinemGendefektberuhendeKrankheitwird
alsgenetischeErkrankungbezeichnet,unddiebetroffenePersonkannsieanihreKinder
weitervererben.DieUrsachevonChoreaHuntingtonbeispielsweiseisteineinzelnesvererbtes
defektesGen.DasnachderfehlerhaftenBauanleitungdiesesGensgebildeteProteinistfür
bestimmteGehirnzellenschädlich.MankanndasRisikoeinerPersonberechnen,anChorea
Huntingtonzuerkranken,wennmanweiss,obengeVorfahrendieKrankheithatten(Abbildung2).
DieWissenschaftvondenGenenundderVererbungwirdalsGenetikbezeichnet.
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IstMSalsoeinegenetischeErkrankung?
WenneinVerwandtererstenGrades(ElternoderGeschwister)MShat,beträgtdie
Wahrscheinlichkeit,selbstanMSzuerkranken,1–3%.Daszeugtdavon,dassMSeinegenetische
Komponentehat.ImGegensatzzuHuntingtonkannmanjedochnichtanhandder
FamiliengeschichteeinereinzelnenPersonderenMS-Risikoerrechnen(Abbildung2).Dasverrät
uns,dassanderEntstehungvonMSmehrereFaktorenbeteiligtseinmüssen.
ForscherhabenzahlloseDNA-ProbenvonMenschenmitMSuntersucht,umherauszufinden,
welcheGeneanderKrankheitsentwicklungbeteiligtseinkönnen.DieseGenewerdenauchalsMSRisikogenebezeichnet.NahezualleidentifiziertenGenetragendazubei,dassdasImmunsystem
ordnungsgemässfunktioniert.VielederRisikogenesindjedochsehrähnlichodersogaridentisch
wiebeiAngehörigen,diekeineMShaben.DieGenealleinkönnenalsonichtanderErkrankung
schuldsein.WissenschaftlervertretendieThese,dassMSdurchvererbteGendefektein
KombinationmiteinemunbekanntenFaktorausserhalbderGenehervorgerufenwerdenkönnte.
UmalsodieFragezubeantworten:MSistkeinegenetischeErkrankungimengerenSinne.
Epigenetik–dieWechselwirkungenzwischenGenen,externenEinflüssen
undLebensführung
DerzeitlautetdiegängigeTheorie,dassMSentsteht,wennSchädenanmehrerenMS-Risikogenen
mitUmgebungs-undVerhaltensfaktorenzusammentreffen,diedieAktivitätdieserGene
beeinflussen.MitdiesemAnsatzliessesichmöglicherweiseerklären,warummancheMenschen
nichtanMSerkranken,diezwardieRisikogenehaben,aberkeinenMS-förderndenFaktoren
ausgesetztsind.EineForschungsdisziplin,diesichmitdiesemPhänomenbeschäftigt,istdie
Epigenetik.DasWortEpigenetikenthältdiegriechischeVorsilbeEpi-,diesovielbedeutetwie
«auf»oder«ausserhalbvon».ImGegensatzzurGenetiksindderGegenstandderForschunghier
nichtdieVeränderungenderGeneundihreWeitergabeselbst,sonderndieFaktoren,diedarauf
einwirken,wiederKörperdamitumgeht.
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UmdasKonzeptderEpigenetikzuverstehen,mussmansichvergegenwärtigen,dassalleZellen
einesKörpersdiegleichenGeneenthalten.DennochverhaltensichdieZellenunterschiedlich,je
nachdem,zuwelchemZelltypoderOrgansiegehören.SowirdzumBeispieleineZelleimHerzen
inderRegelnichtplötzlichInsulinproduzieren,obwohlsiegenausowiedieZellender
BauchspeicheldrüsedasGenmitdemBauplanfürInsulinenthält.EpigenetischeFaktorensind
BestandteilderMechanismen,diedieAktivitätderGeneinspezifischenZellenzuspezifischen
Zeitensteuern,indemdieDNAmitunterschiedlichenSignalenmarkieren.DieseSignale
informierendieZelle,welcheGeneein-oderausgeschaltetwerdensollen.
MS-förderndeUmgebungs-undVerhaltensfaktoren
ImmermehrForschungsergebnisseausdemBereichderEpigenetikdeutendaraufhin,dassMSbei
TrägernvonRisikogenendannausbricht,wennbestimmteFaktoreninderUmgebungund
Lebensführungvorliegen.DieseFaktorenbeeinflussenüberepigenetischeWegedieAktivitätder
MS-Risikogene.RauchenzumBeispielisteinbekannterRisikofaktorfürMS,derdieepigenetische
MarkierungvielerGeneverändert(Abbildung3).
ReduktionderMS-Symptomatik
MSisteinkomplexesThema,dasovieleGenebeteiligtsindundvieleäussereFaktorenund
Verhaltensweisenbekanntsind,diedieKrankheitbeeinflussen–vonSonnenlichtüberRauchen
undErnährungbishinzueinerInfektionmitdemEpstein-Barr-Virus.Derzeitliegtdie
Herausforderungdarin,alleGenezuidentifizieren,diefürMSeineRollespielen,und
herauszufinden,welcheUmgebungs-undVerhaltensfaktorendieRisikogenebeeinflussen,welche
epigenetischenMarkierungendieseGenetragenundwiemandieseInformationennutzenkann,
umMSzuverhindernundzubehandeln.
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Ärzteratendazu,dasRauchenaufzugeben,sichgesundzuernährenundsichvorStressimAlltag
zuschützen.MitdemRauchenaufzuhörenkannsichsogardoppeltpositivauswirken.Eskanndie
unerwünschteMarkierungvonMS-Risikogenenverringernundzugleichdieallgemeine
Entzündungsaktivitätverringern,wasbekanntermassenMS-Schübereduziert.Mannimmt
ausserdeman,dassauchStressdieepigenetischenMechanismenimKörperbeeinflusst.Stresszu
reduzierenundnichtmehrzurauchenkannschwerfallen,erhöhtaberdieLebensqualität.
Literatur
1. Hedstrom et al. Tobacco smoking, but not Swedish snuff use, increases the risk of multiple sclerosis. Neurology.
2009;73:696–701.
2. Küçükali et al. Epigenetics of multiple sclerosis: an updated review. Neuromolecular Med. 2015; Jun;17(2):83-96.
3. Andlauer et. al. Novel multiple sclerosis susceptibility loci implicated in epigenetic regulation. Science Advances.
2016,2(6), e1501678.
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