Mittwoch · 16. Mai 2012 20 Uhr · Volkshaus 9. Philharmonisches Konzert Reihe A Hommage an Mozart Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) „Ave verum Corpus“ KV 618 - Motette für 4 Singstimmen, Streicher und Orgel Gloria Coates (*1938) Sinfonie Nr. 15 “Hommage to Mozart” I. Iridescences II. Puzzle Canon III. What Are Stars? Pause Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) Große Messe c-Moll KV 427 - für Soli, gemischten Chor und Orchester Dirigentinnen: Berit Walther / Alicja Mounk Sopran 1: Friederike Holzhausen Sopran 2: Bettina Denner-Brückner Tenor: Sebastian Reim Bass: Matthias Vieweg Philharmonischer Chor Jena (Einstudierung: Berit Walther) 1 Die Dirigentinnen Berit Walther, 1970 in Mühlhausen/Thüringen geboren war seit April 1993 als Stimmbildnerin und Assistentin des Chordirektors der Jenaer Philharmonie verpflichtet, im September desselben Jahres übernahm sie die Leitung des Studentenchores der FriedrichSchiller-Universität Jena. Seit August 2000 leitet sie in der Funktion der Chordirektorin die Chöre der Jenaer Philharmonie, seit Oktober 2007 hat sie einen Lehrauftrag im Fach Chordirigieren an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar inne. Alicja Mounk wurde in Polen geboren. Nach ihrer Tonmeister- und Klavierausbildung in Detmold studierte sie Dirigieren bei Prof. von der Nahmer an der Musikhochschule in Köln, bei Michael Gielen in Basel und Nadja Boulanger in Paris. Engagements führten sie nach Krefeld-Mönchengladbach, München, Freiburg, Kassel, Stuttgart und Ulm. Neben ihrer Theaterlaufbahn leitete Alicja Mounk als Gastdirigentin regelmäßig Sinfoniekonzerte und Rundfunkaufnahmen mit namhaften Orchestern im In- und Ausland, zum Beispiel mit den Münchner Philharmonikern, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem RSO Berlin, dem WDR Köln, dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden, dem Tonhalleorchester Zürich, dem ORF Symphonieorchester Wien und dem Orchester des Teatro La Fenice. Einen großen Teil von Alicja Mounks Repertoire macht die zeitgenössische Literatur aus, was zahlreiche von ihr geleiteten Ur- und Erstaufführungen von Komponisten wie Hans Werner Henze, Wolfgang Rihm, György Ligeti, György Kurtág, Hans-Jürgen. v. Bose, Detlev Müller-Siemens, Peter Michael Hamel und Wilhelm. Killmayer belegen. Seit 1998 obliegt Alicja Mounk die musikalische Leitung des Instituts für Musiktheater an der Hochschule für Musik Karlsruhe. Die Solisten Friederike Holzhausen, geboren in Leipzig, erhielt bei ihrem Vater Wolf Reinhold, frühzeitig eine musikalische Erziehung. Bereits während ihres Gesangsstudiums, welches sie bei Prof. H. Chr. Polster in Leipzig absolvierte und mit dem Konzertexamen abschloss, sang sie unter anderem mit dem Gewandhausorchester und Gewandhauschor “Die Schöpfung“ von Joseph Haydn im Leipziger Gewandhaus, Bachs Matthäuspassion in der Kölner Philharmonie sowie diverse Kammermusikprogramme mit Gewandhausorganist Michael Schönheit. Seit 1995 ist die Sopranistin freischaffend tätig, widmet sich vorrangig dem Konzert- und Oratorienfach sowie der Kammermusik. Neben CD-Einspielungen liegen zahlreiche Rundfunkaufnahmen von ihr vor. Seit 2007 ist Friederike Holzhausen freie Mitarbeiterin beim Rundfunkchor Berlin. Bettina Denner-Brückner, in Weimar geboren, studierte bei Prof. Hermann-Christian Polster. Meisterkurse belegte sie bei Hannelore Kuhse, Erika Köth und Bruno Pola. Seit September 2009 arbeitet sie mit Prof. Hans-Joachim Beyer. Denner-Brückner gastiert unter anderem an den Opernhäusern Leipzig, Berlin, Erfurt und Weimar. Des Weiteren arbeitet sie mit Dirigenten wie Kurt Masur, Peter Schreier, Christoph Biller und Jörg-Peter Weigle. Seit 2007 hat Bettina Denner-Brückner einen Lehrauftrag für Gesang an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT in Weimar inne. Sebastian Reim wuchs in Dresden auf und war von 1980 bis 1989 Kruzianer unter Kreuzkantor Martin Flämig. Sein Studium an der Leipziger Hochschule für Musik und Theater beendete er mit den Diplomen Kirchenmusik A (1998) und Gesang (2001) und ist seitdem tätig als Sänger, Chorleiter und Cembalist/Organist. Heute dominieren die Auftritte als Oratorientenor. In diesem Bereich arbeitete er mit dem Dresdner Kreuzchor, dem 2 Thomanerchor Leipzig, den Universitäts- und Hochschulchören Leipzig, Dresden, Weimar, Jena und Görlitz, den Bach-Chören Kassel und Düsseldorf oder den Posener Nachtigallen (Polen) zusammen. Matthias Vieweg, geboren in Sonneberg / Thüringen, erhielt im Alter von fünf Jahren ersten Klavierunterricht. Nach anfänglichen Mathematik- und Geschichtsstudien wechselte er an die Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin, um bei Kammersänger. Prof. Günther Leib Gesang, bei Prof. Renate Schorler Klavier und bei Prof. Walter Olbertz Liedbegleitung zu studieren. Er schloss sein Studium 1999 mit dem Konzertexamen ab. Matthias Vieweg vervollständigte seine Studien bei Hans Hotter, Dietrich Fischer-Dieskau, George Fortune, Rudolf Piernay und Peter Schreier. Gastengagements führten den Bariton unter anderem an die Staatsoper Berlin, die Komische Oper Berlin, das Theatre du Capitole Toulouse und das Hans-Otto-Theater Potsdam sowie zu vielen internationalen Musikfestivals. Neben seinen Bühnen- und Konzertengagements unterrichtet er seit 2004 an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Gesang. Die Komponisten und ihre Werke Eine Hommage an das musikalische Genie Wolfgang Amadeus Mozart - und als Bindeglied fungiert die gleichnamige Sinfonie der amerikanischen Komponistin Gloria Coates. Sie verarbeitet Mozarts Motette Ave verum Corpus als Zitat und unterstreicht die für Mozart so typische Hell-Dunkel-Irritation, eine heitere Trauer oder bedrückte Heiterkeit. Ave verum sind die Anfangsworte eines spätmittelalterlichen Reimgebets aus dem 13. Jahrhundert. Im Mittelpunkt steht die Eucharistiefeier. Wolfgang Amadeus Mozart komponierte 1791 für den Chorregenten Anton Stoll – nur wenige Monate vor seinem Tod – die Motette für 4 Singstimmen, Streicher und Orgel »Ave verum Corpus«. Der homophon und einfach gehaltene Chorsatz - Mozart komponierte für einen Schulchor – besticht durch die Gegensätze der Tongeschlechter Dur und Moll sowie durch ein Spannungsverhältnis zwischen Ruhe und Drängen. Ave, ave, verum corpus, natum de Maria virgine, vere passum immolatum, in cruce pro homine, cujus latus perforatum unda fluxit et sanguine; esto nobis praegustatum in mortis examine, in mortis examine Gruß dem wahren Leib geboren aus Maria, reinem Weib. Echt gefoltert, hingeopfert am Kreuze für des Menschen Heil. Mit der Lanze aufgestochen, Wasser floss heraus und Blut. Sollen wir gekostet haben, wenn der Tod uns prüfen wird. Die bei Mozart so bekannte und beeindruckende Hell-Dunkel-Irritation, jene heitere Trauer oder bedrückte Heiterkeit verarbeitet Gloria Coates in ihrer in den Jahren 2004/ 2005 entstandenen Sinfonie Nr. 15 in Form der Motette Ave verum Corpus, indem sie es rückwärts, dann wiederum vorwärts einkomponiert – zunächst in den Glissandi aufsteigend, dann in einem Kanon der Streicher. Das Stück beginnt kaum hörbar aus dem Nichts; die anfänglich düstere Stimmung wird im Großen und Ganzen beibehalten. Kontinuierlich stehen die für Coates so typischen Glissandi, die sich durch sämtliche Orchestergruppen ziehen, im Mittelpunkt. Den ersten Satz benennt 3 Coates mit "Iridiscences" (iridisieren) und beschreibt so den Charakter der Musik: ein helles Schimmern mit einer dunklen Kühle. Gloria Coates wurde in Wausau (Wisconsin, USA) geboren und begann früh zu komponieren. Schon mit zwölf Jahren siegte sie in einem nationalen Kompositionswettbewerb. Nach ihrer Magisterprüfung im Fach Komposition studierte sie weiter an der Columbia University mit Otto Luening, am Mozarteum und privat bei Alexander Tscherepnin. Seit drei Jahrzehnten ist Coates nun als Mittlerin zwischen Europa und den USA aktiv. Zahlreiche Preise, offizielle Aufträge und Auszeichnungen haben die Komponistin begleitet. In München unterrichtete Coates für die University of Wisconsin-International, sie schrieb musikwissenschaftliche Artikel und moderierte und schrieb Rundfunkprogramme. Zudem organisierte Gloria Coates Konzertreihen mit deutsch-amerikanischer Musik. Der größte Teil seiner kirchlichen Werke komponiert Wolfgang Amadeus Mozart während seiner Salzburger Zeit unter Erzbischof Colloredo. Nach seinem Bruch mit dem Erzbischof und mit seinem Vater übersiedelt Mozart nach Wien. Dort entsteht zwischen Herbst 1782 und Frühjahr 1783 die Große Messe c-Moll KV 427, die jedoch unvollendet geblieben ist. Um diese Messkomposition ranken sich daher zahlreiche Legenden und so soll Mozart die Messe für seine Frau Constanze komponiert haben, wobei geplant war, dass sie die Titelpartie bei der Uraufführung in Salzburg singen sollte. Spekuliert werden darf, ob die Messe dann tatsächlich im Herbst 1783 uraufgeführt worden ist - Belege hierfür fehlen. Mozarts Messe blieb Fragment. Fraglich ist, ob Mozart dieses Werk überhaupt für eine Aufführung konzipiert hat, sondern vielmehr die Grenzen liturgischer Komposition ausreizen wollte. Die Kirchemusik-Reformen machten die Komposition groß besetzter Werke zwischen 1783 und 1790 quasi zu Nichte. Zudem traf die Familie Mozart ein herber Schicksalsschlag mit dem Tod des ersten Kindes Raimund Leopold im Sommer 1783. Die c-Moll-Messe ist ein Monumentalwerk, welches Mozarts bisheriges Schaffen in dieser Gattung in den Schatten stellt. Hervorstechendstes Merkmal der Komposition ist die stilistische Vielfalt: barocke Arien stehen neben opernhaften Elementen; Generalbass und an Bach orientierter Kontrapunkt spielen ebenfalls eine zentrale Rolle. 1. KYRIE (Soprano solo, Coro SATB) Andante moderato Kyrie eleison. Christe eleison. Kyrie eleison. Herr, erbarme dich unser. Christus, erbarme dich unser. Herr, erbarme dich unser. 2. GLORIA (Coro SATB) Allegro vivace Gloria in excelsis Deo. Et in terra pax hominibus bonae voluntatis Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Friede den Menschen, die guten Willens sind. . 3. Laudamus te (Soprano II solo) Allegro aperto Laudamus te, benedicimus te, adoramus te, glorificamus te. Wir loben dich, wir preisen dich wir beten dich an, wir verherrlichen Dich. 4 4. Gratias (Coro SSATB) Adagio Gratias agimus tibi propter magnam gloriam tuam. Dank sagen wir Dir ob Deiner großen Herrlichkeit. 5. Domine (Soprano I, Soprano II) Allegro moderato Domine Deus, Rex caelestis, Deus pater omnipotens. Domine fili unigenite, Jesu Christe. Domine Deus, Agnus Dei, Filius Patris. Gott, allmächtiger Vater. Herr, des Vaters eingeborener Sohn, Jesus Christus. Herr unser Gott, Lamm Gottes, Sohn des Vaters. 6. Qui tollis (Coro I SATB, Coro II SATB) Largo Qui tollis peccata mundi, miserere nobis. der Welt, Qui tollis peccata mundi, suscipe deprecationem nostram. Qui sedes ad dexteram Patris, miserere nobis Der Du hinwegnimmst die Sünden der Welt, erbarme Dich unser. Der Du hinwegnimmst die Sünden der Welt nimm an unser Flehen. Der Du sitzest zur Rechten des Vaters, erbarme dich unser. 7. Quoniam (Soprano I, II, Tenore) Allegro Quoniam tu solus sanctus, Tu solus Dominus, Tu solus altissimus: Denn Du allein bist heilig, Du allein bist der Herr, Du allein bist der Höchste. 8. Jesu Christe (Coro SATB) Adagio Jesu Christe. Cum Sancto Cum Sancto Spiritu in gloria Dei Patris Amen. Jesus Christus. Mit dem Heiligen Geiste, in der Herrlichkeit Gottes, des Vaters. Amen 9. CREDO (Coro SSATB) Credo in unum Deum. Patrem omnipotentem, factorem caeli et terrae, visibilium omnium et invisibilium. Et in unum Dominum Jesum Christum, Filium Dei unigenitum. Et ex Patre natum ante omnia saecula. Ich glaube an einen Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer des Himmels und der Erden, alles Sichtbaren und Unsichtbaren. Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn. 5 Deum de Deo, lumen de lumine, Deum verum de Deo vero. Genitum, non factum, consubstantialem Patri: per quem omnia facta sunt. Credo. Qui propter nos homines et propter nostram salutem descendit de caelis. Er ist von dem Vater geboren vor allen Zeiten, Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gott gezeugt, nicht erschaffen, gleichen Wesens mit dem Vater, durch den alles erschaffen worden ist. Der für uns Menschen und um unseres Heils willen herniederstieg vom Himmel. 10. Et incarnatus est (Soprano I solo) Et incarnatus est de Spiritu Sancto ex MariaVirgine: et homo factus est. Und Fleischgestalt annahm durch den Heiligen Geist aus Maria, der Jungfrau, und Mensch geworden ist. 11. Crucifixus (Coro SATB) Allegro Crucifixus etiam pro nobis: sub Pontio Pilato passus, et sepultus est. Gekreuzigt wurde er sogar für uns; unter Pontius Pilatus hat er den Tod erlitten und ist begraben worden. 12. Et resurrexit (Coro SATB) Et resurrexit tertia die, secundum Scripturas. Et ascendit in caelum: sedet ad dexteram Patris. Et iterum venturus est cum gloria, judicare vivos et mortuos: cujus regni non erit finis. Er ist auferstanden am dritten Tage, gemäß der Schrift; Er ist aufgefahren in den Himmel und sitzet zur Rechten Gottes des Vaters; Er wird wiederkommen in Herrlichkeit, Gericht zu halten über Lebende und Tote, und seines Reiches wird kein Ende sein. 13. Et in Spiritum Sanctum (Tenore solo, Coro) Et in Spiritum Sanctum, Dominum, et vivificantem: qui ex Patre Filioque procedit. Qui cum Patre et Filio simul adoratur, et conglorificatur: qui locutus est per Prophetas. Ich glaube an den Heiligen Geist, den Herrn und Lebensspender, der vom Vater und vom Sohne ausgeht; Er wird mit dem Vater und dem Sohne zugleich angebetet und verherrlicht; er hat gesprochen durch die Propheten. 6 14. Et unam sanctam (Coro SATB) Et unam sanctam catholicam et apostolicam Ecclesiam. Confiteor unum baptisma in remissionem peccatorum. Et expecto resurrectionem mortuorum. Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Ich bekenne die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Ich erwarte die Auferstehung der Toten 15. Et vitam venturi (Coro SATB) Et vitam venturi saeculi. Amen. Und das Leben der zukünftigen Welt. Auferstehung der Toten. Amen. 16. SANCTUS (Coro II/I SATB) Largo Sanctus, sanctus, sanctus Dominus Deus Sabaoth. Pleni sunt caeli et terra gloria tua. Heilig, heilig, heilig, ist der Herr Gott Sabaoth. Voll sind Himmel und Erde von seiner Herrlichkeit [Coro I/II SATB] Allegro comodo Osanna in excelsis. Hosanna in der Höhe. 17. BENEDICTUS (Soprano I/II, Tenore, Basso) Allegro comodo Benedictus, qui venit in nomine Domini. Gebenedeit sei, der da kommt im Namen des Herrn. (Coro I /II SATB) Osanna in excelsis. Hosanna in der Höhe. 18. AGNUS DEI (Soprano I solo, Coro SATB) Andante Agnus Dei qui tollis peccata mundi: miserere nobis.. Agnus Dei, qui tollis peccata mundi: miserere nobis. Agnus Dei, qui tollis peccata mundi: Dona nobis pacem. Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünden der Welt: erbarme dich unser. Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünden der Welt: erbarme dich unser. Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünden der Welt: Gib uns den Frieden. Text: Markus Pietrass 7