Aargauer Kultur 36 Nachrichten Aarau ASO spielt Werke von Schweizern Unter Douglas Bostock spielt das Aargauer Sinfonie-Orchester. Schweizer Klassiker: Von Peter Mieg ist 50 Jahre nach der Uraufführung sein Werk «Mit Nacht und Nacht» zu hören. Ihm zur Seite gestellt wird Rudolf Kelterborn mit seiner «Musica luminosa». (AZ) Swiss Classics Aarau, KUK (Saal 1). 20 Uhr. 19 Uhr: Konzerteinführung. Auw Kosaken singen alte Melodien Begleitet von zwei Instrumentalisten präsentiert der Ural Kosaken Chor die schönsten Melodien aus dem alten, schneebedeckten Russland. (AZ) Schneeverwehtes Russland Kosaken Chor, Auw, Pfarrkirche. 20 Uhr. INSERAT INSERAT www.aargauerzeitung.ch | az | Dienstag, 17. Januar 2012 «Danke schön, wir melden uns bei dir» Oper Schenkenberg Die az war bei einem der Castings für Giuseppe Verdis «Il Trovatore» dabei VON LORENZ BARAZETTI «Il Trovatore» heisst das neue Projekt der Oper Schenkenberg, das 2013 Premiere feiern soll. Im Jahr des 200. Geburtstags von Giuseppe Verdi treffend gewählt. Der Prolog findet aber bereits in diesen Tagen statt: In der unscheinbaren Aula der Schule in Schinznach-Dorf werden die Hauptrollen für den «Troubadour» gecastet. Ein Jurypult, ein Haufen gestapelte Stühle, ein Flügel, knarzendes Parkett, das reicht fürs Vorsingen. Intendant Peter Bernhard wirkt leicht angespannt. «Wir müssen später anfangen», sagt er zur Begrüssung. Wegen einer Schlägerei zweier Männer im Bus zum Flughafen hat Regisseur Andreas Baesler den Flieger in die Schweiz verpasst. Ein Schwätzchen mit den Sängern lässt sich Bernhard aber nicht nehmen. Man kennt sich – viele sind auf seine Einladung oder die Baeslers und des Dirigenten Marc Tardue zum Vorsingen gekommen. Gesucht werden heute Baritonsänger für die Rolle des Conte di Luna und Tenöre für dessen Bruder Manrico, den Troubadour. Keine Gemütsregungen Regisseur Andreas Baesler ist inzwischen eingetroffen. Rolando Garza, Assistent des Dirigenten Tardue, sitzt zur Begleitung der Sänger am Konzertflügel. Es geht los: Der junge Sänger lässt noch nervös seine Fingergelenke knacken, dann trägt er seinen Conte di Luna vor. Vergeblich sucht man in den Gesichtern der «Jury» eine Gemütsregung. Regisseur Baesler schaut kon- Regungslos verfolgen Peter Bernhard, Marc Tardue und Andreas Baesler (v. l.) «Graf Luna». zentriert auf ein Blatt Papier, nur scheinbar abwesend. Peter Bernhard versteckt einen Teil seines Gesichts hinter den gefalteten Händen. Marc Tardue sitzt zurückgelehnt mit über- «Der Gesang ist gut. Aber die Körperhaltung: Ich weiss nicht.» Aus der Diskussion der Jury schlagenen Beinen da. Mit einem unverbindlichen «Danke, wir melden uns bei dir» wird der Sänger verabschiedet. Erst als er die Aula verlassen hat, wer- den die Juroren deutlich. Das Verdikt ist klar: dreimal nein, und der Kommentar von Andreas Baesler: «Der singt wie ein Pseudoitaliener.» Der zweite «Luna» des Tages scheint dem Team besser zu gefallen. Angeregt wird auf Deutsch und Englisch diskutiert: «Sein Gesang erzählt mir was», ist zu hören, oder: «Der Gesang ist gut, aber die Körperhaltung: Ich weiss nicht.» Man behält den extra aus Deutschland angereisten Bariton aber im Hinterkopf. Der nächste, ein Tenor, entschuldigt sich im Voraus: Er habe nur vier Stunden geschlafen und sei eben erst hergeflogen. Als er das «Ah si ben ALEX SPICHALE mio» und «Di quella Pira» schmettert, will einem noch nicht warm ums Herz werden. Die Juroren sind sich aber einig: Das Potenzial ist da. Er soll im Anschluss an die anderen Sänger noch einmal vorsingen. Beim zweiten Versuch verausgabt sich der müde «Manrico» vollends und man will ihm ob der imposanten Darbietung begeistert ein «Bravo» zurufen – die Jury aber sagt nüchtern: «Danke, wir melden uns bei dir.» Erneut beginnt die Diskussion: Auch äusserlich würde der Troubadour zum Bühnenbruder «Luna» von vorher passen. Entschieden wird heute aber nicht, morgen kommen ja noch andere.