WETTBEWERB BHAK & BHAS, IBC‐ HETZENDORF, 1120 WIEN PROJEKTBESCHREIBUNG Kennzahl: 051013 Städtebauliche Aspekte Es handelt sich bei der gegebenen Aufgabenstellung zwar nicht um einen Schulcampus im klassischen Sinn, nicht desto trotz sollen auf dem bestehenden Areal drei Schultypen in einem Gebäude zusammengefasst werden. Aufgrund der Vorgabe das aus der Jahrhundertwende stammende ehemalige Volksschulgebäude, sowie den rückwärtigen Trakt aus den 70er Jahren in deren Substanz zu erhalten ergeben sich zusätzlich zum engen Korsett des Flächenwidmungsplanes eine ganze Reihe schwierig zu lösender Aspekte. Derzeit ist der Ort durch die von der Straßenkante ca. 20m zurück gesetzte historische Fassade des Gründerzeitbaus, der daraus resultierenden Grünfläche davor und der beidseitigen Durchlässigkeit zur dahinterliegenden Wohnbebauung geprägt. Das alte Schul haus wird so als freistehender Solitär wahrgenommen welcher auf differenzierte Art und Weise mit der umgebenden Nachbarschaft interagiert. Die neuen städtebaulichen Richtlinien sehen vor das Gebäude aus der Jahrhundertwende in Form einer geschlossenen Bebauung an die Gebäude der Straßenflucht an zu binden – was sich nicht ohne Weiters umsetzen lässt, ohne die städtebaulichen und architektonischen Qualitäten des Ortes maßgeblich zu verändern. Unsere Absicht ist es die oben genannten Besonderheiten möglichst zu erhalten. Soll heißen, das historische Gebäude mit seinem vor gelagerten Grünraum nicht zwischen die neue Architektur zu „quetschen“, sondern ihm weiterhin durch bauliche Offenheit und Gestaltung - sowohl im wörtlichen, als auch übertragenen Sinn – genügend Raum zum Atmen zu geben. So bleiben z.B. die beiden - in die Tiefe des Grundstücks führenden Achsen – erhalten: - links vom Bestandsgebäude gelangt man über eine großzügige Freitreppenanlage zum Haupteingang und weiter ins zentrale Atrium um sich von dort im neu geschaffenen Gebäudekomplex zu verteilen. - rechts davon wird der öffentliche Raum unter dem anschließenden Gebäudeteil hindurchgeführt. Dieser Durchgang gewährleistet zum einen die Zugänglichkeit zu den dahinterliegenden Wohnhäusern, zum anderen dient er als Zugang zum Sport- und Spielplatz hinter dem Schulhaus. Entlang dieser Passage sind die Pkw-Stellplätze aufgereiht – von hier werden Material und Speisen (kurzer Weg zur Aufwärmküche) angeliefert, sowie der Müll der Schule entsorgt. Städtebaulich schließen die neuen Gebäudeteile an die bestehenden Gebäudefluchten an und führen den Straßenraum fort. Um den Vorplatz der Schule jedoch nicht kesselartig zwischen die neuen Volumen zu senken wird zum einen der Freiraum großzügig unter die Auskragung des neuen Klassentraktes gezogen – und somit eine eindeutige Eingangssituation geschaffen, zum anderen schließt der rechte, bis an die Baufluchtlinie greifende Baukörper nicht in der vollen Höhe an den Bestand an. So wird dem Vorplatz seine Beengtheit genommen und die vormittägliche Besonnung sicher gestellt. Durch die Staffelung der Gebäudehöhen entsteht so ein differenziertes Raumgefüge mit spannenden Ein- und Ausblicken. Der geforderte öffentliche Durchgang zwischen der Hetzendorferstraße 68 und 70 wird so in das neue Gebäude integriert, dass es zu keinem willkürlichen Bruch entlang der Fassade kommt. Die von der Baufluchtlinie zurückgesetzte und auf das Bestandsniveau der alten Schulgebäude angehobene neue Erdgeschoßzone ist zum einen eine Reaktion auf die stark befahrene Hetzendorferstraße und die damit verbundene Lärmentwicklung, zum anderen wird der dadurch entstehende Raum für eine langgezogen Rampe genutzt um das Eingangsniveau barrierefrei zu erschließen. WETTBEWERB BHAK & BHAS, IBC‐ HETZENDORF, 1120 WIEN Baukünstlerische Aspekte Wesentliches Anliegen des Entwurfes ist es durch die getätigten Maßnahmen ein möglichst klares, gut lesbares Gesamtensemble zu schaffen. Durch Offenheit und Transparenz, sowohl was die Abfolge und Zuordnung der einzelnen Funktionsbereiche betrifft, als auch was die Wahl der Materialien angeht soll so eine Schule entstehen, welche den heutigen Anforderungen eines zeitgemäßen Lernens gerecht wird und licht durchflutete Freundlichkeit ausstrahlt. Aufgrund der ökonomisch- ökologischen Rahmenbedingungen, sowie aus Respekt vor dem Bestand haben wir uns für eine klare und schlichte Formensprache entschieden, welche sich als Konstante durch alle Themenbereiche des Entwurfes durchzieht. Funktionale Aspekte Wie bereits im Auslobungstext festgehalten, geht es neben der Unterbringung des gedrängten Raumprogramms vor allem darum eine klare Orientierung und kurze Wege innerhalb des komplexen miteinander von „Alt“ und „Neu“ zu schaffen – wobei als besonders erschwerend die barrierefreie Überbrückung der unterschiedlichen Niveaus auf den einzelnen Ebenen hinzu kommt. Das gesamte der Hetzendorferstraße zugewandte Erdgeschoss wird als eine halböffentliche, „durchlässige“ Zone ausgebildet. Über die gesamte Breite des Schulvorplatzes wird diese in Form einer Rampentreppe auf das Eingangsniveau nach oben gefaltet. Von hier aus gelangt man in das atriumartige – über drei Geschosse zusammenhängende - Haupttreppenhaus, weiter zu den Garderoben im Untergeschoss und zur Aula. Dieser Bereich funktioniert als zentraler Verteiler über alle Geschosse, über den die einzelnen Zonen und Bereiche zusammengefasst sind. Um diesen „Knotenpunkt“ sind die Sanitäreinheiten, Lifte und andere Serviceräume gruppiert. Daneben gibt es einen zweiten Kern im neuen Gebäudetrakt. Dieser verbindet den Lehrerbereich im EG mit den darüberliegenden Klassenebenen sowie die beiden Untergeschosse mit Garderoben und Umkleiden und den beiden Sporthallen. Über den Windfang kann dieses Treppenhaus so vom Rest des Schulgebäudes entkoppelt werden, dass eine getrennte Benutzbarkeit der Sporthallen und Umkleiden auch für Externe problemlos sicher gestellt ist. Für die Lehrer ist ein vom Haupteingang unabhängiger Zugang über den Rückwärtigen Hof und die dem Ess- und Loungebereich vorgelagerten Terrasse möglich. Wie bereits erwähnt sind sämtliche Bereiche des Schulgebäudes – sowohl jene im Bestand, als auch jene in den neu errichteten Gebäudeteilen barrierefrei über Rampen und Lifte erschlossen. Auch wurde im Konzept berücksichtigt, dass mobilitätseingeschränkte Personen keine unzumutbar langen Umwege in Kauf nehmen müssen um von A nach B zu gelangen. Die Garderoben werden großflächig unter der gesamten Anlage im 1.UG untergebracht. Die gewünschte Trennung zwischen LehrerInnen- und SchülerInnengarderoben wurde berücksichtigt genau wie die angestrebte Gliederung und überschaubare Aufteilung. Die Aula mit der angeschlossenen Cafeteria bildet das Herz der Schule. Hier finden die Ausspeisung der Schüler, aber auch Veranstaltungen aller Art statt - sie ist Treffpunkt für alle und lädt ein zum sitzen und beobachten und dient als interner Pausenbereich. Durch die zentrale Lage zwischen den beiden Bestandsblöcken ermöglicht sie eine gute Orientierung innerhalb des Gebäudes. Die Aula ist großflächig über die gesamte Breite verglast und verfügt über eine eigene Terrasse zum draußen essen und verweilen. WETTBEWERB BHAK & BHAS, IBC‐ HETZENDORF, 1120 WIEN Über der Aula, zwischen den einzelnen Gebäudeteilen öffnet sich ein großzügiger, begehund bespielbarer Innenhof. Dieses Atrium stellt die Belichtung innerhalb des dicht „gepackten“ Blockes sicher und bietet zudem einen variabel nutzbaren Freiraum den man in dieser Größe nicht erwarten würde. Die offene Lernzone wird auf zwei Bereiche im 1. OG bzw. im 2.OG im Verhältnis 2 zu 1 aufgeteilt. Beide Bereiche befinden sich an zentralen Schnittstellen im Gebäudekomplex und sind somit schnell und einfach zu erreichen. Durch ihre differenzierte Lage: zum einen die Orientierung zum öffentlichen Raum (Vorplatz und Hetzendorferstraße) zum anderen jene in den ruhigen Grünbereich ergeben sich sehr unterschiedliche räumliche Qualitäten welche bei der Möblierung und Gestaltung eigens berücksichtigt wurden. Eine Sonderstellung innerhalb des Gebäudes nimmt die neue Bibliothek ein. Aufgrund ihrer Lage mit der spektakulären Aussicht über ganz Hetzendorf und der Großzügigen Leseterrasse auf dem Dach ist dies ein ganz besonders attraktiver Ort zum studieren - aber auch ein Treffpunkt im Haus für Gespräche und Momente der Ruhe. Ökonomische, ökologische Aspekte Ausgehend von einer ganzheitlichen Lösung wo der Bestand gegenüber dem Neuen qualitativ nicht abfällt und umgekehrt, war es uns wichtig sämtliche Maßnahmen unter dem Aspekt der ökonomischen Vertretbarkeit zu bewerten. Der Verzicht auf eine expressive Gestik und das Bekenntnis zu einer einfachen, klassischen Formensprache gewährleisten eine effiziente und Nachhaltige Bauweise. Um eine größtmögliche Flexibilität im Inneren der Gebäude zu gewährleisten werden tragende Wandscheiben nur in dem Ausmaß eingesetzt, wie sie für die horizontale Aussteifung erforderlich sind. Die tragenden Elemente sind Stahlbetonstützen und -decken, teilweise mit Stahlbetonunterzügen. Bei der Wahl der Baustoffe wird großes Augenmerk auf die Belange ökologischer Rucksack, CO2-Emission durch Herstellung, Transport und Rückbau der Baustoffe gelegt. Die Flachdächer der neuen Gebäudeteile werden, sofern sie nicht als Terrassen genutzt, als begehbare Gründächer ausgeführt und tragen zur thermischen Stabilisierung der Anlage bei. Während der Verdunstung der Erdfeuchte tritt ein Kühleffekt durch die dabei frei werdende latente Wärme ein. Die transparenten Flächen werden mit einem wirksamen außen liegenden Sonnenschutz versehen Akustische Maßnahmen im LehrerInnenbereich und in den offenen Lernzonen Der Boden dieser Bereiche wird mit einem Schall absorbierenden, perforierten Teppich ausgelegt. Möbel werden weitgehend als raumzonierende Elemente aus Holzwerkstoffen mit Akustikausstattung eingesetzt. Unterschiedlich farbig lasiert, vermitteln sie Identität und erleichtern die Orientierung. Polstermöbel sorgen für Behaglichkeit und wirken zusätzlich Schall schluckend. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist der Einsatz Schall absorbierender Akustikdecken diese werden als wichtiges gestalterisches Element eingesetzt und verdecken die Kanalführung für die kontrollierte Be- und Entlüftung. WETTBEWERB BHAK & BHAS, IBC‐ HETZENDORF, 1120 WIEN Brandschutz- und Fluchtwegskonzept Grundsätzlich gliedert sich der gesamte Schulkomplex in drei voneinander unabhängige Bauteile (die geschossweise auch als eigene Brandabschnitte ausgeführt sind), sowie dem Bindeglied mit dem brandlastarmen, offenen Haupttreppenhaus zwischen den zwei bestehenden Blöcken. Jeder dieser Teile verfügt über ein eigenes Fluchttreppenhaus direkt ins Freie, plus sind die einzelnen Gebäudeteile auf jeder Ebene so miteinander verbunden, dass sich daraus zumindest ein zweiter, gesicherter Fluchtweg ergibt. Dies gilt im Besonderen für die Garderoben im 1.Ug und die Aula mit Mehrzwecksaal. Die Bibliothek mit den zwei Klassenräumen im 4. OG verfügt über das als eigener Kern ausgebildete Fluchttreppenhaus - der zweite Fluchtweg führt über die Terrasse und eine außen liegende Treppe zum gesicherten Treppenhaus im neuen Klassentrakt. Aus dem 2. Untergeschoß gelangt man vom Turnsaal, sowie vom Gymnastikraum zum einen über das Haupttreppenhaus des Neubaus, bzw. über das seitlich an der Turnhalle angebrachte Fluchttreppenhaus – als zwei von einander unabhängige Fluchtmöglichkeiten direkt ins Freie.