Mit Kunden im Dialog Chancen und Formate von Kundendialog und Ko-Kreation Aspekte des Dialogs III Institut für Stakeholder-Dialog Übersicht Diese Schrift will Ihnen einen ersten Überblick über die Hintergründe und Möglichkeiten des Kundendialogs vermitteln. Unser Fokus ist auf Formate des Kundendialogs gerichtet, die den Dialog im engeren Sinn anstreben: In denen Mitarbeiter und Verantwortliche und Kunden direkt zusammentreffen, in denen Emotionen Raum haben und in denen eine Einfühlung in die jeweils andere Seite möglich wird. Wir freuen uns, wenn die folgenden Seiten zur Information beitragen. Für Anregungen sind wir jederzeit dankbar. Kundendialog, weil … es der nächste Schritt der Marketingentwicklung ist … S. 3 … es neue Chancen der Ko-Kreation eröffnet … S. 4 Formate des Kundendialogs … Kundenforen … S. 5 … Kundenbeirat … S. 6 … Rat der Kunden … S. 7 … Online-Kundendialog … S. 8 Gelingender Dialog … die Mitarbeiter einbeziehen … S. 9 … die Bedingungen des Gelingens … S. 10 2 Kundendialog und Ko-Kreation im Spiegel der Marketingentwicklung Marketing wandelt sich seit seinem Entstehen, mal schleichend, mal umwälzend, wie beim Wandel vom Verkäufer- zum Käufermarkt. Befinden wir uns wieder in einer größeren Veränderungsphase? Inmitten der Transformation von der Kundenorientierung zur Ko-Kreation? Die in den letzten Jahren entstandenen die zunehmende Konkurrenz und die Marketingwerkzeuge zwei wachsende Kompetenz der Kunden. Im Trends: Erstens zu mehr Unterneh- Kundendialog beginnt ein Unterneh- men-Kunden-Interaktion und zweitens men, von den Kunden zu lernen und zu einer stärkeren Kunden- und Com- die eigenen Leistungen und Angebote munityzentrierung. Ein Treiber dieser aus Kundensicht zu sehen. In der Ko- Entwicklung ist das Internet, das im- Kreation sind die Kunden Partner in ei- mer neue Kommunikationsmöglichkei- nem permanenten Entwicklungs- und ten hervorbringt. Weitere Treiber sind Innovationsprozess. markieren 3 Die Chancen von Kundendialog und Ko-Kreation Vertrauen und Kundenbindung, Feedback und Innovation – diese vier Begriffe markieren das Potential des Kundendialogs. Krisen und Skandale zehren in vielen Im Dialog erhalten Unternehmen direk- Branchen am Vertrauenskapital. Wo die te, differenzierte Rückmeldungen zu Bindung der Kunden erschüttert wird ihren Produkten, Services und Kommu- steigen die unternehmerischen Risiken. nikationsangeboten. Reaktionen Der Dialog mit Kunden baut Vertrauen Beweggründe Kunden wieder auf. Kunden, die die Erfahrung sicht- machen, dass man ihnen wirklich zu- dann noch weitergehend zur Kreation hört und dem Zuhören auch Taten fol- neuer Produkte und Dienstleistungen gen lässt, werden zu Fürsprechern des einlädt, wird von der Kreativivtät und Unternehmens. Wo Vertrauen wächst Kompetenz entsteht Bindung. Kundenbindung wird sein. Sie kennen sich oft besser aus als dann zu einer automatischen Folge der die Entwickler und Entscheider. Ihre wachsenden Beziehung zu Kunden. Der Ideen entspringen unmittelbar ihren Dialog wirkt in beide Richtungen: Auch Bedürfnissen das Unternehmen empfindet mehr Ver- gen, trauen und Bindung zu seinen Kunden. möglich. und einfühlbar. der und Wer Kunden werden Kunden überrascht Nutzungserfahrun- "Kundennähe" ist nicht Foto: stm/photocase.com mehr der und 4 Format: Kundenforum Kundenforen lassen großen Gestaltungsspielraum. Weder bei der Teilnehmerzahl noch beim Rhythmus gibt es einschränkende Vorgaben. Schon mit etwa 10 Teilnehmern lässt • Als Einzelveranstaltung oder als Serie möglich sich ein Kundenforum veranstalten, es • Dauer pro Kundenforum etwa zweieinhalb bis dürfen aber auch 100 und mehr Kun- dreieinhalb Stunden den zusammenkommen. Je nach Grup- • Zwischen 10 bis über 100 Teilnehmer möglich pengröße und Ziel von Kundenforen • Das Thema kann durch das Unternehmen gesetzt werden, alternativ können die Themen kommen unterschiedliche Moderations- während des Kundenforums durch die Kunden methoden zum Einsatz, beispielsweise bestimmt werden World Café, BarCamp oder Dynamic Facilitation. Das Thema eines Kunden- stimmt werden. Kundenforen eignen forums kann sowohl durch die Kunden sich gut zum Test des Dialogs, da sie wie auch durch das Unternehmen be- keinen Wiederholungszwang auslösen. 5 Format: Kundenbeirat Mit einem Kundenbeirat wird der Dialog mit Kunden fest im Unternehmen institutionalisiert. Ausgewählte Kunden repräsentieren die Stimme der Kunden im Unternehmen. Seinem Namen entsprechend hat ein • Pro Jahr zwei bis drei Sitzungen Kundenbeirat nur beratende Funktion. • Abhängig von Unternehmensgröße und Zielgruppe zwischen 12 bis 30 Teilnehmer Die Auswahl der Kundenbeiräte muss transparent erfolgen, • Die Themen können sowohl durch das Unter- beispielsweise nehmen wie auch durch die Kundenbeiräte mit einem Los-Verfahren. Die Beiräte bestimmt werden erhalten eine Aufwandsentschädigung. • Weiterführende Infos: http://bit.ly/cVySOv Mindestens zweimal jährlich sollte ein Kundenbeirat tagen. Die Agenda kann menpalette reicht dabei vom Feedback von Kunden und Unternehmen glei- zu vorhandenen oder geplanten Leis- chermaßen bestimmt werden. Die The- tungen bis hin zur Produktentwicklung. 6 Format: Rat der Kunden Beim "Rat der Kunden" geht es um grundlegende strategische Empfehlungen der Kunden zur Unternehmens- und Produktentwicklung. In einem intensiven Dialogprozess filtern die beteiligten Kunden die Themenkomplexe, die ihnen am dringlichsten erscheinen. Der "Rat der Kunden" basiert auf der • Als Einzelveranstaltung oder als Serie möglich Moderations-Methode Dynamic Facilita- (ein bis zwei Mal pro Jahr) tion. Idealerweise besteht ein Rat aus • Dauer für einen Rat der Kunden: ein bis ein- 12 bis 18 per Los ausgewählten Kun- einhalb Tage • Zwischen 12 bis 18 Teilnehmer den. Mehr als 20 Teilnehmer sollten es • Das Thema kann durch das Unternehmen mit nicht sein, damit alle Stimmen umfas- einer Leitfrage mitbestimmt oder vollständig send gehört werden. Ziel ist es, zu ei- durch die Kunden bestimmt werden ner gemeinsamen Empfehlung aller be- • Weiterführende Infos: http://bit.ly/vtl3cI teiligten Kunden zu gelangen, die am Ende den maßgeblichen Vertretern des bis eineinhalb Tage zur Verfügung ste- Unternehmens präsentiert wird. Für hen. Wegen des Zeitaufwands ist den dieses Format ist Zeit erforderlich. Ein- beteiligten Kunden eine Aufwandsent- schließlich der Präsentation sollten ein schädigung zu zahlen. 7 Format: Online-Kundendialog Die Online-Variante des Kundendialogs bietet sich vor allem für Unternehmen an, die überregional operieren und/oder deren Vertriebs- und Kommunikationskanal vorwiegend das Internet ist. Im engeren Sinn ist die Online-Varian- • Abhängig von der eingesetzten Software sind te kein eigenes Format, sondern nur 10 bis 1000 Teilnehmer in einem synchronen eine andere Plattform für den Dialog. Onlinedialog möglich • Im Regelfall ist auf Kundenseite nur ein PC Alle auf den vorherigen Seiten darge- mit Internetzugang erforderlich. Soll auch Voi- stellten Formate lassen sich auch onli- ce over IP zum Einsatz kommen, sind Kopfhö- ne realisieren: Kundenforum, Kunden- rer/ Mikrofon oder ein Headset erforderlich beirat und Rat der Kunden. Online- • weiterführende Infos: http://bit.ly/tUOwdi Tools erweitern die Möglichkeiten, während gleichzeitig Raum-, Verpflegungs- nanzaufwand zu realisieren ist. Da alle und Reisekosten entfallen. Mit der ent- Inhalte digital vorliegen, ist die Doku- sprechenden Software kann der Teil- mentation schnell erstellt und kann für nehmerkreis bis zu 1.000 Kunden um- die weitere Bearbeitung beispielsweise fassen, eine Möglichkeit, die bei Prä- in asynchronen Kundenportalen bereit- senzveranstaltungen nur mit hohem Fi- gestellt werden. 8 Vom Markt her führen: Mitarbeiter in den Dialog einbeziehen Die durch den Dialog ausgelösten positiven Kundenreaktionen erreichen auch die Mitarbeiter. Werden sie ebenfalls in den Dialog einbezogen, entwickelt sich eine zunehmende „Führung vom Markt her”. Werden Mitarbeiter in den Dialog mit Da kann dann die Unternehmenskom- Kunden einbezogen, ebnet das den munikation noch so gut sein – demoti- Weg für die Umsetzung der Kunden- vierte Mitarbeiter erzeugen in der Kun- wünsche. Wer selbst dabei war, kann denwahrnehmung Dissonanzen. Wie im die Wünsche der Kunden besser verste- Dialog mit Kunden kann der Dialog mit hen und einfühlen. Außerdem sind alle Mitarbeitern Mitarbeiter direkt oder indirekt Bot- Dissonanzen bewusst zu machen und schafter des Unternehmens und so am abzubauen. Und: In der Regel haben Marketing beteiligt. Fühlen die Mitarbei- die Mitarbeiter selbst zahlreiche Ideen, ter sich gehört undd sind daher über- wie Produkte und Service zu verbes- zeugte Botschafter? Oder verweigern sern sind. Finden sie Gehör, wird ein viele, wie zuletzt bei der Commerzbank, kontinuierlicher Innovationsprozess in dem eigenen Arbeitgeber die Empfeh- Gang gesetzt, der von innen und au- lung an Verwandte und Freunde? ßen Impulse bekommt. 9 helfen, solche internen Bedingungen des gelingenden Dialogs „Wo Vertrauen wächst entsteht Bindung.” Es sind einige, wenige Bedingungen, die es zu beachten gilt, um Vertrauen und Bindung wieder wachsen zu lassen. Ein einzelnes Dialogevent kann in einer dem beteiligten Kunden klar. Wichtig akuten Situation sehr hilfreich sein. ist aber Transparenz. „Was passiert mit Wer aber auf Dauer Vertrauen aufbau- meinen Vorschlägen?” - Antworten auf en will, wird mehr als nur ein einzelnes diese Frage müssen engagierte Kunden Event einsetzen. leicht nachvollziehen können. Wird der Dialog von der Unterneh- Damit der Dialog weitere Wirkung ent- mensführung durch aktive Präsenz un- facht, braucht es Kommunikation – terstützt, hat das auf die beteiligten nach innen und außen. In beide Rich- Kunden eine starke Signalwirkung: Die tungen ist der Dialog ein wichtiges Sig- Absicht ist ernsthaft. nal: Wir bewegen uns aufeinander zu! Sollen auch kritische Töne zu Gehör kommen, ist die Gefahr groß, in alte Debattenmuster zu verfallen. Hier hilft eine externe Moderation, die durch einen schützenden Rahmen von Allparteilichkeit das konstruktive Miteinander sichert. Im Laufe der auf eine Dialogveranstaltung folgenden Wochen und Monate, werden beteiligte Kunden sehr aufmerksam beobachten, ob und wie das Unternehmen Konsequenzen ergreift. Und nicht zuletzt sollte der Dialog allen Beteiligten auch Spaß machen Werden die Ideen aufgegriffen, folgen den Worten auch Taten? Dabei können die Taten auch in einem klar formulierten „Nein” bestehen. Selbstverständlich können nicht alle Ideen umgesetzt werden, dass ist je- 10 Das Institut für Stakeholder-Dialog: Strategie und Moderation Wir entwickeln für Unternehmen Strategien für den Dialog und die Ko-Kreation mit internen und externen Stakeholdern. Als Moderatoren begleiten wir diese Strategien mit einer breiten Palette von Großgruppenmethoden für Präsenz- und Online-Veranstaltungen. Institut für Stakeholder-Dialog [email protected] www.stakeholder-dialog.com twitter @stakehol_dialog Tel 0221 47 47 477 Fax 0221 560 45 55 Sülzburgstr. 199 50937 Köln Stand: Januar 2012