Augenabteilung KH Hietzing mit neurologischem Zentrum am Rosenhügel Vorständin: a in in Prim . Univ. Prof . Dr . V. Vècsei-Marlovits, MSc., MBA Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) PatientInneninformation AMD Liebe Patientin, lieber Patient! Mit dieser Informationsbroschüre, die Sie gerade in Ihren Händen halten, möchten wir Sie als Patientin oder Patient ausführlich und dabei möglichst verständlich über Ihre Erkrankung informieren. Die altersbedingte Makuladegeneration, abgekürzt auch AMD, bezeichnet eine Gruppe von Augenerkrankungen, die die Makula lutea (den gelben Fleck, Punkt des schärfsten Sehens des Auges) betreffen. In Österreich gibt es derzeit etwa 125.000 PatientInnen mit AMD, jährlich kommt es zu 3.000 bis 4.000 Neuerkrankungen. Durch die zunehmende Lebenserwartung wird es in der Zukunft, wie bei anderen Erkrankungen des Alters, einen deutlichen Anstieg der an AMD erkrankten PatientInnen geben. 3 Ursachen Die Hauptursache für die Entstehung der AMD sind die degenerativen Veränderungen des Auges im Alter. Im Laufe des Lebens lagern sich Abbauprodukte des Sehprozesses in der Pigmentepithelschicht der Netzhaut (die Makula enthält sehr viele Sehzellen, der Stoffwechsel hier ist besonders rege) und schädigen diese. Andere Faktoren, die eine Rolle spielen, sind das Rauchen, arterielle Hypertonie - der Bluthochdruck, Atherosklerose – die Verhärtung der Schlagadern, häufiger, intensiver Kontakt mit UV-Licht, ethnische Herkunft und Geschlecht. Außerdem zeigt sich bei Menschen, bei deren Familienangehörigen eine AMD aufgetreten ist, ein erhöhtes Risiko, selbst an AMD zu erkranken. Die Krankheit besitzt also auch eine genetische Komponente. 4 Symptome Eine AMD ist eine schmerzlose Erkrankung. Erste Anzeichen der Krankheiten machen sich durch verzerrtes Sehen bemerkbar. Man sieht zum Beispiel die Vorhangstange oder andere gerade Linien gewellt oder verbogen und insgesamt lässt die Sehkraft nach, da die altersbedingte Makuladegeneration zu Veränderungen genau im Bereich des schärfsten Sehens führt. Im schlimmsten Fall kommt es dazu, dass man bei Tätigkeiten wie zum Beispiel beim Lesen („einzelne Buchstaben fehlen“) oder beim Sprechen mit anderen Menschen („das Gesicht kann ich nicht sehen“) die angeschauten Sachen nicht richtig erkennen kann. Bei voller Ausprägung der Erkrankung sieht man immer dort, wo man genau hinschaut, einen grauen Fleck oder einen Schleier. In der Regel bleibt das periphere Sehen außerhalb der Mitte des Sehfeldes erhalten, so dass sich PatientInnen in ihrer gewohnten Umgebung zurechtfinden können. 5 Zu Beginn ist bei der AMD meist nur ein Auge betroffen. Im weiteren Verlauf kann sich die Erkrankung oft auch am zweiten Auge zeigen. Die Symptome der altersbedingten Makuladegeneration sind aber von Patient zu Patient sehr unterschiedlich nicht zuletzt abhängig von der Form der AMD. Formen Man unterscheidet zwei Formen der AMD. Einerseits gibt es die sog. „trockene AMD“ und andererseits die sog. „feuchte AMD“. 6 Die „trockene AMD“ ist die häufigere Form (ca. 80% der Fälle). Sie ist gekennzeichnet durch Ablagerungen von Stoffwechselprodukten in der Netzhaut – sog. „Drusen“ - und in weiterer Folge einem Funktionsverlust der Sinneszellen der Netzhaut. Man spricht hier von einer „Atrophie“, die sich im Sehzentrum (Makula) befindet. Die trockene Form der AMD verläuft in der Regel langsamer und beeinträchtigt das Sehen oft nur gering. Es kommt hierbei eher zu einer langsamen, allmählichen Sehverschlechterung. Manchmal kann die Erkrankung auch gänzlich zum Stillstand kommen. Die trockene Form kann jedoch jederzeit in eine feuchte Form übergehen. Bei der „feuchten AMD“ (ca. 20% der Fälle) kommt es zur Aussprossung neuer Gefäße. Es bilden sich Blutungen und eine Schwellung der Netzhaut. Dies kann sehr rasch zu einer massiven Sehbeeinträchtigung führen. Der Fachbegriff für solche Gefäßneubildungen lautet „choroidale Neovaskularisation“ (CNV). Hier unterscheidet man einerseits Gefäße, die zunächst noch langsam unter der Netzhaut wachsen („okkulte CNV“) und solche, die 7 schon in die darüberliegenden Netzhautschichten eingewachsen sind („klassische CNV“). Abb. Augenhintergrund eines Gesunden Abb. Augenhintergrund bei AMD 8 Diagnose Zunächst wird der Augenhintergrund mit Hilfe der Spaltlampe untersucht. Hierbei sieht der/die AugenärztIn die Netzhaut mit Hilfe der Spaltlampe um ein Vielfaches vergrößert. Falls sich bei dieser Untersuchung der Verdacht auf eine AMD ergibt, werden weiterführende Untersuchungen notwendig. OCT Die optische Koheränztomographie (OCT) ist eine Schnittbilduntersuchung der Netzhaut. Anhand der OCT Bilder können Veränderungen der Netzhaut wie z.B. Flüssigkeitsansammlungen, Gewebsveränderungen und Atrophien dargestellt werden. Abb. Links: Normales OCT Bild der Netzhautmitte Rechts: OCT Bild bei feuchter AMD 9 Fluoreszenzangiographie Bei dieser Farbstoffuntersuchung wird zunächst ein spezieller Farbstoff in die Armvene injiziert. Damit werden evt. bestehende Gefäßwucherungen oder – veränderungen bildlich dargestellt und fotodokumentiert. Diese Untersuchung hilft bei der Unterscheidung der Art der AMD. Abb. Fluoreszenzangiographie Bild, das die feuchte Form der AMD zeigt Amsler Gitter Das Amsler Gitter oder Amsler Netz ist ein quadratisches Rastergitter, welches auch zur 10 Selbstüberprüfung zu Hause sehr hilfreich ist. Tritt eine Netzhautschwellung auf, sieht man die eigentlich geraden Linien dieses Gitters an bestimmten Stellen plötzlich verzerrt. In diesem Fall sollten Sie so bald als möglich Ihren/Ihre AugenärztIn aufsuchen. Abb. Amsler Gitter. Durchführung des Selbsttests: Das Gitter in Leseabstand halten (30-40cm). Mit einer Hand wird ein Auge verdeckt. Das andere Auge fixiert den Punkt in der Mitte des Gitters, wodurch festgestellt wird, ob die Linien an diesem Auge gerade oder wellig erscheinen. Engmaschige Kontrolluntersuchungen in regelmäßigen Abständen sind erforderlich, damit der/die AugenärztIn ein mögliches Fortschreiten der Erkrankung rechtzeitig erkennen und die notwendige Therapie frühest möglich einleiten kann. 11 Wie kann man vorbeugen? Wissenschaftliche Daten belegen einen vorbeugenden Effekt auf die Entwicklung bzw. das Fortschreiten der Netzhauterkrankung durch eine Kombination aus wichtigen Vitaminen und Spurenelementen. Die Aufnahme dieser Vitamine und Spurenelemente (Vit C, E und Betacarotin bzw. Lutein, Zink) wird durch Omega 3 Fettsäuren begünstigt. Eine Studie (AREDS-Studie) zeigt, dass die Einnahme von antioxidativen Vitaminen in hoher Dosierung bei bestimmten Formen der AMD sinnvoll ist. Ihr/e Augenärztin / Augenarzt kann Ihnen sagen, ob die Einnahme in Ihrem Fall von Vorteil ist. RaucherInnen und ehemalige RaucherInnen sollen bedenken, dass Beta-Carotin ihr Risiko, Lungenkrebs zu entwickeln, vermutlich erhöht. 12 reich an Vitamin E: kaltgepresste Pflanzenöle, Mandeln, Nüsse, Vollkornprodukte, Avocado mehrfach ungesättigte Fettsäuren: Spurenelemente Olivenöl Fetter Fisch wie Hering, Lachs, Makrele, Aal, Thunfisch Kartoffeln und Vitamine: Absenkung des Presssäfte von Preiselbeeren, schädlichen LDL Heidelbeeren, Grüner Tee, Cholesterins: Rotwein und roter Traubensaft Lutein und Brokkoli, Spinat, Petersilie, Zeaxanthin: Mangold Vitamin C: Orangen, Zitronen, Kiwi, Erdbeeren, Sanddorn, Johannisbeeren, Fenchel, Sauerkraut 13 Einfluss von Ernährung und Lebensweise Schädlich für den Stoffwechsel der Makula: Rauchen, Bluthochdruck, starke Sonneneinstrahlung, Bewegungsarmut, Übergewicht Günstig für den Stoffwechsel: Sport, Obst und Gemüse, Fisch Wie können Sie beitragen - Änderung der Lebensweise • Raucherentwöhnung • regelmäßige Blutdruckkontrollen • bei besonders hellem Licht (Berge, Meer) Sonnenbrillen tragen • ausgewogene Ernährung (reichlich Obst und Gemüse) • Bewegung 14 Therapie der AMD Ohne augenärztliche Betreuung wird Ihr Sehvermögen durch die AMD immer weiter eingeschränkt. Sie werden nicht ganz blind werden, weil Gesichtsfeld und Orientierungsfähigkeit fast immer erhalten bleiben. Besonders wichtig ist eine regelmäßige Kontrolle des Partnerauges, da häufig beide Augen von der Erkrankung betroffen sind. Die Behandlung der trockenen AMD Ein Medikament zur Behandlung der trockenen Form gibt es derzeit nicht. Aber eine ausgewogene Ernährung mit regelmäßiger Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln kann einen positiven Einfluß auf die Erkrankung haben. Dadurch kann das Fortschreiten Ihrer Erkrankung verzögert werden. 15 Die Behandlung der feuchten AMD Es gibt 3 unterschiedliche gesicherte Therapiemöglichkeiten: Anti-VEGF-Therapie Wesentlicher Faktor bei der Entstehung der feuchten AMD ist der Botenstoff VEGF(vascular endothelial growth factor = Wachstumsfaktor). Dessen überschießende Bildung führt zu einem krankhaften Gefäßwachstum und einer Schwellung der Netzhautmitte. Genau gegen diesen Botenstoff gibt es verschiedene Medikamente wie z.B. Lucentis und Avastin, worüber Sie vor der Behandlung genauer informiert werden. Diese Medikamente werden unter sterilen Bedingungen mit einer feinen Nadel direkt in das Augeninnere in den Glaskörper injiziert. Die Injektion erfolgt unter örtlicher Betäubung und ist in der Regel nicht schmerzhaft. 16 Da diese Medikamente nur eine bestimmte Zeit wirken, sind unter regelmäßigen Kontrollen wiederholte Injektionen erforderlich. In den meisten Fällen werden 3 Injektionen alle 4 Wochen verabreicht, dann erfolgt eine Kontrolle. Laserkoagulation Bei dieser Therapieform werden mit einem Laserstrahl krankhafte, brüchige, undichte Gefäße verödet. Dabei wird jedoch immer auch gesundes Netzhaut-Gewebe geschädigt. Aus diesem Grund wird die Laserkoagulation nicht direkt im Zentrum der Makula angewendet, sie bleibt speziellen Fällen vorbehalten. 17 PDT-Photodynamische Therapie Ziel bei dieser Methode ist, die durch die Krankheit beeinträchtigten Gefäße zu verschließen. Es wird zunächst eine Substanz in die Armvene gespritzt, die dann bis zu den krankhaften Blutgefäßen im Auge gelangt. Dann wird durch ein spezielles Laserlicht die verabreichte Substanz aktiviert und kranke Gefäße verschlossen. Die PDT schont die gesunden Anteile Ihrer Netzhaut und kann so die Abnahme der Sehkraft verlangsamen. Es kann jedoch im behandelten Areal trotzdem zu einer Narbenbildung kommen. Die PDT wird üblicherweise gemeinsam mit der AntiVEGF-Therapie angewendet, wenn durch die Injektionen alleine keine ausreichende Stabilisierung möglich ist. Andere Behandlungsansätze: Vergrößernde Sehhilfen: z.B Leselupen, Lupenbrillen, Bildschirmgeräte 18 Diesbezüglich erfolgt eine ausführliche, individuelle Beratung in den dafür spezialisierten Instituten wie z. B der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs 19 Auch bei fortgeschrittener Erkrankung ist dadurch die Naharbeit und das Lesen in vielen Fällen möglich. Mit den optischen Hilfsmitteln wird auch durch Vergrößerung das intakte äußere Gesichtsfeld besser ausgenutzt. Wir empfehlen eine regelmäßige Selbstkontrolle Ihrer Makula mit dem sog. „Amsler Netz“. Kantenfiltergläser: Durch gelb gefärbte Gläser kann man die Augen vor dem schädlichen Anteil des UV-Lichts schützen und das Kontrastsehen verbessern. 20 Quellen: Wikipedia , Was ist AMD?, Das ABC der AMD (Novartis®) Vielen Dank an die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs für die zur Verfügung gestellten Bilder! Für den Inhalt verantwortlich: Dr. in Cakmak, Dr. Version: 01/2013 Impressum: Wiener Krankenanstaltenverbund Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel Augenabteilung Wolkersbergenstrasse 1 A-1130 Wien 21 in Chen, Dr in in Fabjani, Dr. Marcek