Maxima del 11.03 Turin, 1/2 Tage Die Fiat Stadt überrascht mit beschwingtem Barock, moderner Kunst light, edlen Cafés, sehenswerten Restaurants. Erster Tag. „Na, wenn du dich da nicht gründlich irrst“, sagte meine italienische Freundin leicht entrüstet, „Turin ist nie und nimmer eine öde Industriestadt, in der allen nur ‚Fiat’ auf dem Hirn steht. Fahr ihn – und lass dich überraschen!” Zu Befehl! Nun bin ich also da, und die Überraschung ist gelungen. Sportliche Ausdauer ist angesagt, denn die Altstadt ist groß. Na ja, so alt ist die Altstadt auch wieder nicht. Alles begann relativ spät mit dem Haus Savoyen, das aus dem Dorf Turin eine veritable Hauptstadt des Herzogtums machte. Nach einigen politischen Grabenkämpfen wurde Turin 1861 sogar für viel vier Jahre Hauptstadt des vereinten Italien. Bis Giovanni Agnelli 1899 die Fiatfabrik gründete, galt Turin als elegantes Zentrum für Lebens- und Kulturgenießer. Und ist es trotz Agnelli bis heute geblieben. Zuerst einmal will ich die berühmten Cafés testen, von denen Nietzsche schwärmte: „Nein, was für ernste und feierliche Plätze, die schönsten Cafés, die ich je sah!“ Okay, die Cafés oder besser Caffè, wie die Italiener sagen, auf der Piazza San Carlo sind selbst für eine kaffeehausverwöhnte Wienerin eine Überraschung! Gleich vier auf einmal. Das Caffè Torino besticht durch seinen eleganten Jugenstil und die grantigen Ober, das Caffè San Carlo durch seine Putti und das viele Gold, das Mokito durch sein junges Managerpublikum, das Stratta durch seine Zuckerln und Schokokugerln. Dass die schönste Piazza Turins als Parkplatz missbraucht wird, ist ein Jammer, aber derzeit nicht zu ändern. Anders ist’s auf der Piazza Castello. Die gehört den Turiner Alten, Kindern und den Hunden, die sich unter dem Springbrunnen begeistert duschen. Die Kinder und Hunde meine ich. Die Alten sitzen auf den Bankerln mit Blick auf den Palazzo Madama. Und der ist auch wirklich vom feinsten Barock. Schließlich hat ihn ja auch der berühmte Architekt Filippo Juvarra entworfen. Dieser Palast scheint im Licht und in der Luft zu schweben, zu tanzen. Zweiter Tag. Ein Spaziergang zum Viertel „Borgo Dora“ steht auf dem Programm. In den Häusern mit offenen Pawlatschen lebt das alte, gemütliche Turin. Am Trödelmarkt „Il Balon“ hätte ich am liebsten eine rote Telefonkabine gekauft. Im Laufschritt geht’s zurück ins Zentrum. Um die Mittagszeit bin ich mit Signora Teresa Costa verabredet, der Besitzerin von „Al Bicerin“. Das ist nicht irgendeine Konditorei, sondern die Konditorei Turins. Hier schlürfte unter anderem Camillo Conte di Cavour, jener gefinkelte Staatsmann, der an der Einigung Italiens maßgeblich beteiligt war, jeden Sonntag seine Schokolade. Gut gestärkt mit einer Cavourschokolade marschiere ich zum GAM, dem wirklich großartigen Museum für Gegenwartskunst. Wie spannend, unterhaltsam und sozusagen „light“ moderne Kunst sein kann, erfahre ich in diesem Museum. Danach ist ein bisserl Entspannung angesagt, und zwar im Filmmuseum „Mole Antonelliana“. In dem 167 Meter hohen Turm einer ehemaligen Synagoge werden alte Filme gezeigt und Filmkulissen aus berühmten Filmen ausgestellt. Schon sehr überwältigend! 1 Dritter Tag. Heute ist Juvarratag! Als Turin zur glanzvollen Barockstadt stilisiert wurde, wurden rund um das Zentrum Jagd- und Lustschlösser errichtet. Juvarra baute Schloss Stupinigi als einen großartigen Hymnus auf die Jagd und die Festfreude. Der große Ballsaal ist von einer beflügelnden Leichtigkeit, alles scheint zu tanzen und sich zu drehen. Licht strömt von allen Seiten herein. Für Unterhaltung sorgen nackte, freche Putti und witzige Tierfresken: Affen, die wie Löwen aussehen, und Enten, die aggressiv durch eine Fantasielandschaft fliegen. Nach dem heiteren Stupinigi das strenge Castello Rivoli, von Juvarra halbfertig seinem Schicksal überlassen und von dem bekannten italienischen Architekten Andrea Bruno geschickt mit Glas und modernen Baumaterialien komplettiert. Ein reizvoller Mix, dem auch die Ausstellungen moderner Künstler gerecht werden. Toll, wie in Turin moderne Kunst spannend präsentiert wird! Zum Abschluss gönne ich mir das „Ristorante del Cambio“. Hier wird das Essen in einem wunderbaren Barockrahmen zelebriert. Essen ist eine Sache des Herzens, sagt der Besitzer Daniele Sacco. Ganz Turin ist eine Sache des Herzens, sage ich. [Didascalie immagini:] Das Castello Rivoli ist bekannt für extravagante und amüsante Ausstellungen Aus der Piazza Castello vor dem Palazzo Madama ist es gut sitzen und die Stimmung genießen Beeindruckend: die monumentale Halle des Filmmuseums. Rund um Turin wächst der berühmte Barolo. Im alten Viertel „Il Balon“. Im Caffè Torino trifft man sich am Spätnachmittag zum Tratsch Gut zu Fuß durch Turin 1. Piazza San Carlo 2. Piazza Castello 3. Borgo Dora 4. Al Bicerin 5. GAM 6. Filmmuseum 7. Schloss Stupinigi 8. Castello Rivoli 9. Ristorante del Cambio INFOS UND TIPPS Infos: E.N.I.T. Italienische Fremdenverkehrsamt, Kärntner Ring 4, 1010 Wien, www.enit.it HOTELS • Hotel Victoria Zentral gelegenes Hotel. Angenehme Mischung aus Jugendstil & Orient Via Nino Costa 4 Tel. 0039/011/561 19 09 www.hotelvictoria-torino.com 2 • Villa Sassi Villa aus dem 17. Jahrhundert inmitten eines großen Gartens Strada del Traforo di Pino 47 Tel. 0039/011/898 05 56, www.villasassi.com ESSEN UND TRINKEN • Ristorante del Cambio Das Nobelrestaurant schlechthin Piazza Carignano 2, Tel. 0039/011/ 54 66 90 • Al Bicerin Die berühmte Konditorei mit der besten Schokolade Turins – auf der Piazza della Consolata 5, Tel. 0039/011/43 69 325 MAXIMA REISETIPP IM NOVEMBER 1 Wochenende in Turin im ****Starhotel Majestic. 2 Nächte im DZ/Frühst. Bahnfahrt Wien-Turin (über Bologna), mind. 2 Personen, Preis p. P. € 377,- Buchung: Österreichisches Verkehrsbüro, Tel. 01/588 00-255, www.verkehrsbuero.at Weitere Reiseangebote finden Sie auch unter www.itsbilla.at, www.jahnreisen.at sowie Atlasreisen unter Tel. 01/786 73 70. 3