Interview mit Mojca Erdmann - Stiftung Mozarteum Salzburg

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Mozart Reporter
Mojca Erdmann
© Lienbacher
MOZARTWOCHE 2017
Schmale Meisterin der gewaltigen Töne
Ihre Karriere begann schon in jungen Jahren: Mojca Erdmann musste als professionelle
Opernsängerin viel in Kauf nehmen und auf vieles verzichten. Heute ist sie dankbar für ihren
hart erkämpften Erfolg - und stolz darauf, dass sie von ihrem Gesang leben kann.
Eine zierliche Frau betritt den Wiener Saal des Mozarteums Salzburg. Für ihre 41 Jahre wirkt sie sehr
jung. Sie hat gewelltes, blondes Haar und steht aufrecht auf der Büühne. Ihre schwarze, elegante
Abendkleidung ziert eine glitzernde Brosche an der Taille: Mojca Erdmann zeigte bei der Uraufführung
„spazio immergente – für Sopran und Posaune“ am 31. Februar während der Salzburger Mozartwoche
ihr Können.
Sie nimmt ihren Platz hinter dem Notenständer ein und richtet sich vollständig auf. Während der
Posaunist mit einem langen, stockenden Ton zu spielen beginnt, fängt Erdmann an mitzudirigieren. Mit
feinen Handbewegungen begleitet sie das ganze Stück. Nach wenigen Takten setzt sie zu einem leisen
Sprechgesang an.
Gemeinsam mit dem Posaunenspieler Mike Svoboda, bringt Mojca Erdmann bei der Mozartwoche ein
sehr anspruchsvolles Stück auf die Bühne. Trotz ihres zierlichen Aussehens macht sie enorm große
Tonsprünge. Ihre Stimme klang einerseits sehr sanft und andererseits, bei Höhepunkten des Stückes,
sehr gewaltig.
Mozart Reporter
Mojca Erdmann
MOZARTWOCHE 2017
Erdmanns Karriere begann schon mit sechs Jahren bei der Hamburger Staatsoper. Mit 14 Jahren nahm
Mojca Erdmann zum ersten Mal privaten Gesangsunterricht. Sie studierte Geige und Gesang in Köln und
kam mit 21 Jahren als Solistin ins Ensemble der Komischen Oper Berlin.
Ursprünglich wollte Mojca Erdmann Geigenspielerin werden, und zwar im Orchester. Da sie sich aber
mit Gesang musikalisch besser ausdrücken konnte, schloss sie das anspruchsvolle Gesangsstudium ab,
das Geigenstudium jedoch nicht. „Ich hab ein ganz schlechtes Gewissen, wenn ich die Geige da stehen
sehe. Dann denk ich, ach, ich muss mal wieder was machen“, sagt sie.
Es ist jedoch nicht überraschend, dass damals fürs Geigenüben wenig Zeit blieb. „Ich war zweimal die
Woche beim Chor, hab im Orchester gespielt und Klavierunterricht gehabt“, erinnert sich Erdmann.
Da sie aus einer Musikerfamilie stammt, war klar, dass Erdmann einen musikalischen Weg einschlagen
würde. „Mein Vater ist Musiker und ich wusste, das kann auch mal schwierig sein, er ist Komponist.“ Es
sei aber stets ihre eigene Entscheidung gewesen, den anstrengenden Weg weiterzugehe, sagt sie.
Mojca Erdmann habe noch nie ans Aufgeben gedacht und sei sehr stolz, es bis hierhin geschafft zu
haben, sagt Erdmann. „Wenn ich überlege, wie viele mit mir zusammen angefangen haben zu studieren
und wer es dann schließlich in den Beruf geschafft hat, bin ich wirklich dankbar dafür.“ Ihr sei aber
auch sehr wichtig, die Freude zu behalten an dem, was sie tue - und sie sei froh, ihren Lebensunterhalt
mit solch einem Job verdienen zu können.
„Ich bin relativ kritisch mit mir. Ich glaube, Perfektion gibt es nicht“, sagt Mojca Erdmann. Ob ein
Auftritt gelinge, sei auch vom Publikum, von der Atmosphäre und anderen Faktoren abhängig. Bei
einem Fehler sei es wichtig, vorauszuschauen, und nicht darüber nachzudenken, was passiert sei.
Mojca Erdmann ist so viel auf Reisen, dass es schwierig ist, Freundschaften aufrechtzuerhalten. Für
Opernproduktionen ist sie manchmal zwei bis drei Monate unterwegs. Trotzdem - oder gerade deswegen
– legt sie viel Wert darauf, alte Kontakte nicht abreißen zu lassen. „Mir persönlich ist es wichtig, sich
einfach zu sehen.“
Neben dem Singen macht sie zum Ausgleich gern Sport. Da sie nah an einem See in Zürich wohnt, geht
sie jeden Sommer schwimmen oder überquert mit ihrem Stand-up-Paddelboard den See. „Das macht
mir total Spaß!“ Neben dem Schwimmen spielt sie, wenn es nicht allzu kalt ist, gerne Tennis und geht
des Öfteren eine Runde laufen. Erdmann beschreibt sich selbst als neugierig, offen und
harmoniebedürftig, was im Interview deutlich zur Geltung kam, indem sie sehr offen über sich redete.
Nach dem anspruchsvollen Konzert im Wiener Saal wirkt das Publikum überwältigt, es herrscht kurze
Stille im Raum. Erdmann und Svoboda verbeugen sich gemeinsam und das Publikum fängt begeistert an
zu applaudieren. Den Künstlern wird ein Blumenstrauß überreicht - während dem lauten Applaus der
begeisterten Zuschauer, der ganze fünf Minuten dauert.
Jasmin Sommerauer und Hannah Erlbacher
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