e d . e e d i r Prof. Dr. Christian Willems h e l . Gelsenkirchen Fachhochschule w Abteilung Recklinghausen ww Gehirn und Lernen Gehirn und Lernen – Christian Willems - 25.03.2003 – Seite 1 Gehirn und Lernen I Aufgaben des menschlichen Gehirns Das Gehirn nimmt Reize (das sind kodierte elektro-chemische Signale im zentralen Nervensystem, dessen wichtigste Schaltstelle das Gehirn ist) e d . e e d i r h e l . w ww von den Rezeptoren (z.B. den Sinnesorganen) auf, bearbeitet die Signale nach bestimmten Mustern und sendet, falls erforderlich, entsprechende Reaktionsreize an die Effektoren (Muskeln, Drüsen, Organe...) Gehirn und Lernen – Christian Willems - 25.03.2003 – Seite 2 1 Gehirn und Lernen II Aufgaben des menschlichen Gehirns e d . e e d i r h e l . w ww Die wesentliche Informationsverarbeitung erfolgt in der Hirnrinde (Neokortex), wo wesentliche zusammengehörende Fähigkeiten zusammenhängend gespeichert sind. Die elementaren Verarbeitungseinheiten sind die Neuronen, die bei der Geburt bereits vollständig vorhanden (1010 Neuronen), jedoch noch nicht vernetzt sind. Gehirn und Lernen – Christian Willems - 25.03.2003 – Seite 3 Gehirn und Lernen III Die Vernetzung erfolgt erst mit dem Lernen. e d . e e d i r h e l . w ww Es entstehen Verbindungsmuster zwischen den Neuronen (10.000 bis 100.000 Verbindungen zu benachbarten Neuronen, sogenannte Dendriten), die dort gespeichert werden. Jedes Training (Wiederholung) festigt, ohne Training zerfallen diese Verbindungsmuster, der Mensch vergisst, was er gelernt hat. Gehirn und Lernen – Christian Willems - 25.03.2003 – Seite 4 2 Gehirn und Lernen IV Die Entwicklung des menschlichen Gehirns e d . e e d i r h e l . w ww Gehirn und Lernen – Christian Willems - 25.03.2003 – Seite 5 Gehirn und Lernen V Die Entwicklung des menschlichen Gehirns e d . e e d i r h e l . w ww Den Neuronen vorgelagert sind die Synapsen, die die ankommenden elektrochemischen Signale verstärken oder abschwächen. Erreicht die Summe aller eingehenden Signale einen bestimmten Schwellenwert, wird das Neuron aktiv und sendet über seine Ausgabeleitung, das Axon, ein Signal. Das Axon ist verzweigt und stellt die Dendriten der nachgelagerten Neuronen dar. Gehirn und Lernen – Christian Willems - 25.03.2003 – Seite 6 3 Gehirn und Lernen VI e d . e e d i r h e l . w ww Die Entwicklung der Vernetzung ist nach ca. 18 Monaten zu ca. 90% abgeschlossen, immer abhängig von der erlebten Umgebung, für die diese Vernetzung ein Überlebenskonzept zur Selbsterhaltung bedeutet. Es entsteht eine lebensnotwendige Wahrnehmungspräferenz. Gehirn und Lernen – Christian Willems - 25.03.2003 – Seite 7 Gehirn und Lernen VII Die Entwicklung des menschlichen Gehirns e d . e e d i r h e l . w ww Die Informationsspeicherung erfolgt nicht nur über diese Vernetzung, sondern auch über bestimmte Kombinationen von Aminosäuren im Körper. Zum Abrufen dieser Informationen (sich erinnern) müssen bestimmte Randbedingungen eingestellt werden, die der Lernsituation ähnlich sind. Gehirn und Lernen – Christian Willems - 25.03.2003 – Seite 8 4 Gehirn und Lernen VIII Wahrnehmung über unsere Sinnesorgane e d . e e d i r h e l . w ww Reize Die Ausbildung unserer Wahrnehmungskanäle beeinflußt unser Lern-Verhalten Gehirn und Lernen – Christian Willems - 25.03.2003 – Seite 9 Gehirn und Lernen IX Lerntypen entstehen aufgrund der Wahrnehmungspräferenz e d . e e d i visuell r h e l . haptisch w wwintellektbetont auditiv Gehirn und Lernen – Christian Willems - 25.03.2003 – Seite 10 5 Gehirn und Lernen X Aufnahmefähigkeit & bewusste Verarbeitung wahr-genommene Informationen über die Sinnesorgane 7.000.000 bit/s e d . e e d i r h e l . w ww Wahrnehmungsfilter 5.000 bit/s Maximal bewusst verarbeitete Informationen, wenn nicht abgelenkt durch inneren Dialog (Gedankenkarussell) anerzogene Muster 7 bit/s Gehirn und Lernen – Christian Willems - 25.03.2003 – Seite 11 Gehirn und Lernen XI 10% Aufnahme des dargebotenen Stoffs und Wahrnehmungspräferenz bzw. -filter e d . e e 40-50% + d i r h e 70% l . + + w ww80-90% + + 20% Gehirn und Lernen – Christian Willems - 25.03.2003 – Seite 12 6 Gehirn und Lernen XII Linke Gehirnhälfte Rechte Gehirnhälfte e d . e e d i r h e l . w ww Körpersprache Bildersprache Sprache – Lesen –Rechnen Intuition-Gefühl Ratio-Logik Kreativität-Spontaneität Regeln, Gesetze Sprunghaftigkeit Konzentration auf den Punkt Neugier-Spielen-Risiko Analyse-Detail Synthese-Überblick Wissenschaft Kunst-Tanz-Musik Schritt für Schritt Ganzheitlichkeit Einzelheiten Zusammenhänge Zeitempfinden Raumempfinden Gehirn und Lernen – Christian Willems - 25.03.2003 – Seite 13 Lernen I Thesen zum Konstruktivismus und Lernen, Frank Thissen, Stuttgart 6. März 1998 e d . e e d i r h e l . w ww 1. Es gibt eine objektive Realität. 2. Diese Realität nehmen wir als Wirklichkeit wahr. 3. Unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit ist kein Erkennen der Realität, sondern unsere individuelle Interpretation von Reizen, die wir über unsere Sinnesorgane aus der Realität empfangen. Gehirn und Lernen – Christian Willems - 25.03.2003 – Seite 14 7 Lernen II 4. Unsere Sinnesorgane geben uns keine qualitativen Informationen über die Realität, sondern lediglich quantitative Reize. e d . e e d i r h e l . w ww 5. Das menschliche Gehirn baut aufgrund dieser Reize und aufgrund seiner eigenen Beschaffenheit eine dynamische Konstruktion der Wirklichkeit. 6. Individuelle Konstruktionen der Wirklichkeit haben kulturelle und soziale Ähnlichkeiten. Gehirn und Lernen – Christian Willems - 25.03.2003 – Seite 15 Lernen III 7. Wissen ist nicht das Anhäufen von Informationen, sondern ein netzwerkartiges dynamisches Verknüpfen von Informationen zu Konstrukten der Wirklichkeit. e d . e e d i r h e l . w ww 8. Lernen, das Wissen erzeugt, ist eine Veränderung des netzwerkartigen Konstruktes im menschlichen Gehirn. 9. Es gibt so viele Lernwege wie es Konstrukte von Wirklichkeit gibt. Gehirn und Lernen – Christian Willems - 25.03.2003 – Seite 16 8 Konsequenz für das Lehren 10. Lernen ist nicht von außen festlegbar und planbar – aber Lernen lässt sich von außen beeinflussen und in gewissen Grenzen steuern (Tätigkeit des Lehrers / Lernsystems). e d . e e d i r h e l . w ww 11. Lehren sollte in diesem Verständnis nicht fertige Wege und Antworten geben, sondern ein Lernumfeld schaffen, in denen Lerner eigene Wege beschreiten können und Antworten finden und verstehen. Gehirn und Lernen – Christian Willems - 25.03.2003 – Seite 17 9