58 FÜHREN + ENTSCHEIDEN ec.austria Eine Firma, ein Netz. Der mobile Zugriff auf Unternehmensdaten war noch nie so einfach. Was das „Borderless Network“ kann und wie Firmen davon profitieren. Ein Gerät, viele Netze und Anwendungen: Unified Communications ist das bekannteste Schlagwort der neuen Arbeitswelt. „Die Verbindung von Kommunikation mit Collaboration bringt einen Produktivitätsschub.“ Christian Bauer, A1 Telekom Austria Industriemagazin 11/10 Die Trendforscher predigen diese Geschichte schon seit Jahren. Wir befinden uns mitten in einem Kulturwandel, der die gesamte Arbeitswelt verändert. Wissensarbeiter werken in weltweiten Teams und an jedem Ort – vom Büro, von zuhause oder von der Parkbank. Eine sattsam bekannte Geschichte. Nur mit einem Unterschied – aus der Vision wurde Realität. Im sogenannten Borderless Network sind mobile Mitarbeiter permanent mit dem Firmennetzwerk verbunden. Und sie haben denselben Zugang zu Informationen und Anwendungen wie an ihrem Schreibtisch im Büro. „Auch bei Komfort und Sicherheit gibt es keine Abstriche“, verspricht Thomas Blaschka, Leiter des Produktmanagements für Netzwerke und Security bei Kapsch Businesscom. Im grenzenlosen Netz prüfen Notebook und Smartphone permanent vorhandene Netze. Der Benutzer bekommt gar nicht mehr mit, wenn sein Endgerät vom Mobilfunk in eine LAN-Wolke wechselt. Die mobilen Geräte sind exklusiv mit dem Firmennetzwerk verbunden und damit genauso gut abgesichert wie der Desktop in der Firmenzentrale. Ein Netz.Das Zusammenwachsen von Mobilfunk, Festnetz und dem Datennetz bildet die technische Grundlage. In diesem einheitlichen Netz werden alle Informationen, egal ob E-Mails oder Telefonate, als Datenpakete ausgetauscht. „Die beiden Welten haben unter dem gemeinsamen Dach der IKT, der Informations- und Kommunikati- onstechnologie, zusammengefunden“, sagt Christian Bauer von A1 Telekom Austria. „Und die Kunden dürfen mit handfesten Vorteilen rechnen“, sagt der Leiter des Bereichs Business Marketing. Zur höheren Produktivität der Mitarbeiter gesellen sich niedrigere Betriebskosten, da statt zwei parallelen Infrastrukturen nur mehr eine betrieben werden muss. Anbieter wie A1 Telekom Austria offerieren daher das Outsourcing kompletter IKT-Lösungen und begleiten ihre Kunden auch bei der Neugestaltung ihrer Prozesse. Zusammenspiel. Unified Communications ist das heute wohl bekannteste Schlagwort der neuen Arbeitswelt. Die einzelnen Komponenten wie Videokonferenz oder Chat sind keine Neuigkeiten – ihr Potenzial spielen sie erst im Zusammenwirken in einer Unified-Communications- und -Collaborations-Lösung wie Lotus Sametime aus. Im Zentrum steht dabei der Präsenzstatus. Er zeigt, ob ein Mitarbeiter gerade erreichbar ist – und wie. Fragen finden im Chat eine schnelle Antwort. Ist der Kommunikationsbedarf höher, reicht ein Mausklick, um vom Chat in einen Video-Call zu wechseln. Und die Integration von Desk­ topanwendungen wie Microsoft Office ermöglicht die standortübergreifende Arbeit an einem Dokument. „Die erhöhte Flexibilität steigert die Effizienz der Unternehmen“, sagt Robert Ambrosch, IBM Software Group Österreich, „Meetings können ad hoc stattfinden, auch wenn sich die Teilnehmer nicht am selben Ort befinden; 59 und selbst dann, wenn sie nur über ihr Smartphone erreichbar sind.“ Direkter Draht. Großunternehmen konnten das Zusammenwachsen der Netze rasch zu ihrem Vorteil nutzen. Für kleinere Betriebe dagegen ist eine reine IP-Lösung in Relation zum Nutzen eine hohe Investition. Kostengünstige Hybridlösungen, bei denen die Telefongespräche über das Festnetz zum Provider gelangen und dort ins Datennetzwerk transferiert werden, reduzieren zwar die Telefongebühren. Aber nicht immer sind diese Behelfslösungen den Anforderungen gewachsen. Grundlegende Merkmale der ISDN-Telefonie wie Durchwahl oder Rufnummernerkennung sind oft nicht vorhanden. Und das Potenzial von Unified Communications können die Hybridanlagen auch nicht ausspielen. Alcatel-Lucent bietet eine auf dem Session Initiation Protocol (SIP) basierende Lösung für KMU an, die auch ohne Festnetzanbindung über alle Leistungsmerkmale eines ISDN-Anschlusses verfügt. Mit dem sogenannten SIPTrunking verfügt die IP-Telefonanlage des Unternehmens über eine direkte Verbindung – vergleichbar mit einer Amtsleitung – zum Netzwerk des Providers. „Neben den niedrigeren Kosten für IP-Telefonie macht SIP-Trunking Dienste wie Präsenzinformation, intelligente Anrufweiterleitung oder die Verschmelzung von Festnetz und Mobilfunknetz möglich“, erklärt Astrid Krupicka, Marketingdirektor bei Alcatel-Lucent Enterprise für Österreich und Osteuropa. Zugriff auf die Netzwerkressourcen nur gewähren oder verweigern. Kommt heute ein Wirtschaftsprüfer oder ein Techniker ins Haus, kann man ihn mit einem individuell konfigurierten Zugang ausstatten. Sicherheit und einfache Administration stehen dabei im Vordergrund. Der Zugang wird an der Rezeption eingerichtet – das erfolgt ganz ohne Zutun der IT-Abteilung über ein Webportal. Meldet sich der Gast an, wird zunächst automatisch überprüft, ob sein Gerät den Sicherheitsbestimmungen entspricht. Ist etwa der Virenscanner nicht am letzten Stand, wird ihm zunächst nur ein Zugang zum Internet gewährt, damit er seine Software updaten kann. Eine gute Nachricht hat Blaschka für die Freunde von iPhone und Co. – und ihre IT-Administratoren. Die einen werden in Zukunft das mobile Endgerät ihrer Wahl nutzen können. Und die anderen werden sich nicht mehr mit den verschiedenen mobilen Plattformen herumschlagen müssen. Die Mitarbeiter greifen auf geschäftsrelevante Applikationen zunehmend über Webportale zu, damit gehört die Frage der Plattform der Vergangenheit an. Christian Stemberger nehmen.“ „Voice over IP rechnet sich jetzt auch für mittelständische Unter- Astrid Krupicka, Alcatel-Lucent „Teamarbeit ist heute nicht mehr vom Standort der einzelnen Mitarbeiter abhängig – sie findet global statt.“ Robert Ambrosch, IBM Österreich „Mobile Endgeräte sind im Borderless Network genauso komfortabel und sicher wie der Desktop im Büro.“ Thomas Blaschka, Kapsch Businesscom Diese Artikelserie entsteht in Kooperation mit der Plattform ecaustria.at. Die inhaltliche Verantwortung obliegt dem INDUSTRIEMAGAZIN. Individuelle Zugänge. Ein weiterer Baustein der benutzerfreundlichen Netzwerke ist Network Access Control (NAC). Bisher konnte man Gästen den Unabhängiges Themenmagazin für Wirtschaft und Bildung Industriemagazin 11/10 60 FÜHREN + ENTSCHEIDEN ec.austria Professionelle Helfer. Von der Software-Miete bis zur kompletten Auslagerung der IT: Anbieter offerieren ihren Kunden immer öfter All-inclusive-Dienstleistungen. Irgendwie ist es wie beim Druckerkauf. Wie viel für die Anschaffung zu berappen ist, interessiert schon längst nicht mehr – entscheidend sind die Kosten für die Betriebsmittel. Warum also überhaupt noch einen Drucker erwerben, anstatt für die Ausdrucke zu bezahlen? Denkt man dieses Modell weiter, kommt am Ende „Software as a Service“ (SaaS) dabei heraus. Nicht einmal mehr das virtuelle Gut Computerprogramm muss mehr in den Besitz seines Benutzers übergehen. „Mieten statt kaufen“ lautet die Idee, die dahintersteckt. Besonders kleinere Unternehmen können davon profitieren, sich ihre IT aus dem Internet zu holen, und: Was Mietsoftware für kleine Firmen leistet, erledigt für größere Unternehmen die komplette Auslagerung der IT. Win-win-Situation. Wilfried Pruschak, Geschäftsführer von Raiffeisen Informatik: „Outsourcing richtig eingesetzt kann den Kostendruck schnell reduzieren und Liquidität schaffen.“ Bei der Auslagerung von ITServices gibt es viele kostensenkende Aspekte. Das wesentliche Einsparungspotenzial liegt in der Nutzung von Shared Equipment. „Die eigene Infrastruktur wird oft nur zu 30 Prozent ausgelastet, während bei Shared Equipment bis zu 80 Prozent Auslastung erzielbar sind. Das rechnet sich 100-prozentig“, sagt Pruschak. Je mehr Kunden das Service auf der modernen, virtualisierten Hardwareplattform annehmen, desto kosteneffizienter wird das Modell für alle Beteiligten. „Outsourcing sollte immer eine Win-win-Situation zwischen den Partnern herstellen. Bei Managed Services ist das in idealer Weise erfüllt“, so Pruschak. Industriemagazin 11/10 besser.“ „Je weniger Kundendaten ein Online-Händler speichert, desto Thomas Von der Gathen, PayLife „Eine immer wiederkehrende Frage lautet: Bekomme ich auch sicher mein Geld?“ Roland Toch, Wirecard CEE IT-Services zielen darauf ab, dass sich Unternehmen nicht über Strapaz mit Hardund Softwareproblemen auseinandersetzen müssen, sondern mehr Zeit fürs Kerngeschäft haben. Ein wesentlicher Aspekt dabei sind intakte Kundenbeziehungen. Genesys, Anbieter von Callcenter-Software, der von Alcatel-Lucent übernommen wurde, hat es sich zur Aufgabe gemacht, mittels iWD (intelligent Workload Distribution) die Kommunikation zwischen Unternehmen und ihrer Klientel zu verbessern. Astrid Krupicka, Marketing Director bei Alcatel-Lucent: „Unsere Lösung nutzt Regeln und Geschäftsprozesse zur Weiterleitung von Aufgaben und Vorgängen an die bestgeeignete Ressource im Unternehmen. Die Arbeitsverteilung wird automatisiert nach der Priorität des Kunden und dem Geschäftswert der Aufgabe vorgenommen.“ Durch diese Form der gezielten Vernetzung ist nicht nur ein friktionsfreierer zwischenmenschlicher Umgang gewährleistet, sondern es wird auch kostbare Arbeitszeit gespart, was sich wiederum positiv auf die Firmenfinanzen auswirkt. Vernetzte Mobilität. Apropos Vernetzung: Vernetztes Leben und Arbeiten hat mittlerweile auch das Auto erreicht. „Namhafte Autoproduzenten statten bereits heute jeden Neuwagen mit einem SIM-KartenSlot aus. In weiterer Folge können auch während der Fahrt unterschiedliche Services über breitbandige Netze genutzt werden“, erklärt Georg Obermeier, Vorsitzender der Geschäftsführung von T-Systems Austria. Die Großkundensparte der Deutschen Telekom entwickelt in ihren Zukunftswerkstätten Plattformen, die dafür notwendig sind – und setzte bereits erste Projekte rund um das vernetzte Auto, etwa gemeinsam mit Continental, um. „Kunden können sich über diese Plattformen zum Beispiel E-Mails vorlesen lassen oder mittels Sprachsteuerung Nachrichten verfassen, Termine fixieren und diese direkt in den Kalender übertragen“, so Obermeier. Das ist allerdings bei weitem nicht alles. Die Plattformen können auch Geodaten intelligent verknüpfen und Angebote in der Nähe anzeigen. Für die Auslieferung von Produkten per LKW können IT-gestützt Statusabfragen und Routenänderungen zur Abwicklung von zusätzlichen Aufträgen durchgeführt werden. „Daraus ergibt sich ein riesiges Potenzial, die Wert- 61 „Aus wirtschaftlicher Sicht gibt es heute keinen vernünftigen Grund mehr, die IT im Haus selbst zu betreiben.“ Wilfried Pruschak, Raiffeisen Informatik „Wir entwickeln Plattformen, um das vernetzte Auto auch ans Firmennetz zu bringen.“ Georg Obermeier, T-Systems Portfolio-Erweiterung: Viele IT-Dienstleister bieten immer breitere Dienstleistungen an – nur Autoreinigung übernehmen sie nicht. schöpfung zu optimieren und zu erhöhen“, so Obermeier. Sichere Geschäfte. Die Optimierung der Wertschöpfung ihrer Kunden steht auch im Zentrum der Bemühungen des österreichischen Marktführers für Internet-Zahlungsabwicklungen, Wirecard CEE. Sicherheit ist in diesem Zusammenhang ein großes Thema. Wirecard-CEE-Geschäftsführer Roland Toch: „Viele Online-Händler verkaufen grenzüberschreitend ihre Waren und Dienstleistungen. Eine immer wiederkehrende Frage lautet: Bekomme ich auch sicher mein Geld? Und auch auf Kundenseite herrscht noch Misstrauen, wenn es darum geht, Geldgeschäfte über das WWW abzuwickeln.“ Dabei sei es, so Toch, wesentlich riskanter, dem Kellner im Restaurant die Kreditkarte zur Begleichung der Rechnung auszuhändigen. Kein Mensch käme auf die Idee, diese Transaktion in Echtzeit mitzuverfolgen. Anders im Internet: Da genügt die kleinste Unsicherheit im Zahlungsablauf, um ein Geschäft zum Platzen zu bringen. Dabei haben Online-Händler strenge Auflagen zu erfüllen. Payment Card Industry Data Security Standard (PCI) bezeichnet einen Katalog an Sicherheitsanforderungen, an die man sich für Bezahllösungen mit Kreditkarten zu halten hat. Datensicherheit spielt auch bei PayLife, dem Pionier des bargeldlosen Zahlungsverkehrs in Österreich, eine entscheidende Rolle. Thomas Von der Gathen, bei PayLife für Sicherheit & Risikomanagement verantwortlich: „Je weniger Kundendaten ein Online-Händler speichert, desto besser.“ Beim 3-D-Secure-Verfahren (MasterCard SecureCode und Verified by Visa) authentifiziert sich der Karteninhaber mit seinem persönlichen Passwort. Damit steigt die Sicherheit des Kunden als auch die des Händlers, der eine Zahlungsgarantie erhält. Schwieriger wird es, wenn ein Händler seine Geschäfte im Alleingang abwickelt: Er bekommt keine Zahlungsgarantie und er muss den internationalen Datensicherheitsstandard selbst erfüllen. Das ist mit erheblichem Mehraufwand und -kosten verbunden. „Der Karteninhaber wird bei Betrugsfällen nach einem Datendiebstahl von seinem Kartenausgeber schadlos gehalten, etwaige Schäden bleiben beim Händler hängen“, so Van der Gathen. Ein weiterer Grund, sich für den Bezahlservice vertrauensvoll an die Experten zu wenden. Unabhängiges Themenmagazin für Wirtschaft und Bildung Industriemagazin 11/10