Entwicklung, Untersuchung und Vergleich von - E

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Entwicklung, Untersuchung und Vergleich von
Selbsttestverfahren für integrierte Sensoren in der
Betriebsphase
Michael Fischell
Universität Bremen
2003
Entwicklung, Untersuchung und Vergleich von
Selbsttestverfahren für integrierte Sensoren in der
Betriebsphase
Vom Fachbereich für Physik und Elektrotechnik
der Universität Bremen
zur Erlangung des akademischen Grades eines
DOKTOR-INGENIEURS (Dr.-Ing.)
genehmigte Dissertation
von
Dipl.-Ing. Michael Fischell
aus Stuhr
Referent:
Korreferent:
Professor Dr.-Ing. W. Anheier
Professor Dr.-Ing. R. Laur
Eingereicht am:
Tag des Promotionskolloquiums:
06. Mai.2003
07. Juli.2003
VORWORT
Vorwort
Diese Arbeit entstand im Rahmen meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Institut für Theoretische Elektrotechnik und Mikroelektronik (ITEM) der Universität Bremen.
Mein Dank gilt Herrn Prof. Dr.-Ing. W. Anheier, der es mir ermöglichte diese Arbeit zu
erstellen und das Referat übernommen hat. Für die Übernahme des Korreferates danke ich
Herrn Prof. Dr.-Ing. R. Laur.
Meinen ehemaligen Kollegen möchte ich an dieser Stelle für die wertvollen Diskussionen und
Hinweise in Bezug auf meine Forschungstätigkeit danken. Mein besonderer Dank gilt hier
den Herren Dipl.-Ing. S. Latzel, Dipl.-Ing. V. Meyer und Dipl.-Ing. D. Westphal.
Ich möchte an dieser Stelle auch meinen ehemaligen Studenten danken. Mit ihren Projekt-,
Studien- und Diplomarbeiten haben Sie einen gewichtigen Beitrag zu dieser Dissertation geleistet.
Danken möchte ich aber besonders meiner Frau, meiner Tochter und meinem Bruder, die mir
dabei halfen diese Arbeit zu erstellen, indem sie mir Glück und Zufriedenheit schenkten und
mich mit Rat und Tat unterstützten.
1
INHALTSVERZEICHNIS
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT...................................................................................................................................... 1
1
EINLEITUNG.......................................................................................................................... 7
2
DEFEKTE UND DEFEKTMECHANISMEN ...................................................................... 9
2.1
PHYSIKALISCHE UND LITHOGRAPHISCHE DEFEKTE UND IHRE AUSWIRKUNGEN ................ 10
2.1.1
Punktförmige Defekte................................................................................................................ 10
2.1.2
Defekte an MOS-Transistorstrukturen....................................................................................... 13
2.1.2.1
Kontaktausfälle ................................................................................................................................13
2.1.2.2
Metall-, Polysilizium- und Diffusionsrisse ......................................................................................14
2.1.2.3
Oxiddefekte .....................................................................................................................................15
2.1.3
2.1.3.1
Widerstandsstrukturen .....................................................................................................................15
2.1.3.2
Kondensatorstrukturen.....................................................................................................................17
2.2
2.3
2.4
3
Physikalische Defekte an passiven Bauelementen..................................................................... 15
LOKAL NICHT BEGRENZTE DEFEKTE ................................................................................. 18
AUSWIRKUNGEN VON DEFEKTMECHANISMEN AUF BAUELEMENTE .................................. 18
ZUSAMMENFASSUNG DER FEHLERMECHANISMEN............................................................. 19
2.4.1
Fehlerklassifizierung für analoge Schaltungen .......................................................................... 21
2.4.2
Fehlermodellierung für integrierte Schaltungen ........................................................................ 23
TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN ......... 25
3.1
3.2
3.3
EINSATZGEBIETE VON SENSORSYSTEMEN ......................................................................... 26
QUALITÄT UND ZUVERLÄSSIGKEIT EINES SENSORSYSTEMS.............................................. 27
AUFBAU EINES INTELLIGENTEN SENSORSYSTEMS ............................................................. 28
3.3.1
Anforderungen an intelligente Sensorsysteme........................................................................... 29
3.3.2
Selbsttest und Diagnose Strategien in Mikrosystemen .............................................................. 30
3.4
SELBSTTESTVERFAHREN FÜR INTEGRIERTE SENSORSYSTEME ........................................... 34
3.4.1
Offline Selbsttestverfahren ........................................................................................................ 35
3.4.2
Online Testverfahren ................................................................................................................. 36
3.4.3
Testverfahren für integrierte Sensorsysteme in der Betriebsphase ............................................ 38
3.4.3.1
Meßverfahren für den Versorgungsstrom........................................................................................38
3.4.3.2
Klassifizierung der BICS .................................................................................................................40
3.4.3.3
Ausgangsspannungsanalyse.............................................................................................................41
4
AUTOMATISIERTE TESTMUSTERGENERATION FÜR DAS BIST-VERFAHREN
NACH K. DAMM .......................................................................................................................... 45
4.1
ANWENDUNG DES BIST-VERFAHRENS FÜR NÄHERUNGSWEISE LINEARE UND NICHTLINEARE
SENSOREN..................................................................................................................................... 45
4.1.1
Einlesen der Eingabedaten......................................................................................................... 46
4.1.2
Monotonie-Prüfung.................................................................................................................... 47
4.1.3
Interpolation............................................................................................................................... 48
2
INHALTSVERZEICHNIS
4.1.4
5
Suchen nach näherungsweise linearen Bereichen ......................................................................48
4.1.4.1
Suche in linear interpolierten Pointern ............................................................................................48
4.1.4.2
Suche in Spline interpolierten Pointern ...........................................................................................48
4.1.5
Ausgabe der Teststimulierungen ................................................................................................51
4.1.6
Zusammenfassung ......................................................................................................................52
NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN .......................... 53
5.1
BETRACHTUNG DES HYBRIDEN SELBSTTESTVERFAHRENS ................................................. 53
5.1.1
Untersuchung von toleranzbehafteten Schaltungen....................................................................55
5.1.2
Einbindung von Sensoren in eine Wheatstone-Meßbrücke........................................................59
5.1.2.1
Die untersuchte Meßbrücke .............................................................................................................60
5.1.2.2
Verstärkung der Brückenspannung..................................................................................................60
5.1.2.3
Subtraktion und Offset-Anpassung..................................................................................................61
5.1.2.4
Toleranzbetrachtungen der entwickelten Schaltung ........................................................................61
5.1.2.5
Festlegung einer optimalen Stimulierung ........................................................................................64
5.1.2.6
Auswertung der Simulationsergebnisse...........................................................................................65
5.1.3
Komparator basierte Testverfahren ............................................................................................70
5.1.3.1
Verwendung eines Fensterkomparators...........................................................................................70
5.1.3.2
Die Fenstermethode .........................................................................................................................73
5.1.3.3
Weiterentwicklung der Fenstermethode ..........................................................................................75
5.1.3.4
Ablauf eines Tests mit der Fenstermethode.....................................................................................76
5.1.3.5
Anwendbarkeit und Grenzen der Fenstermethode...........................................................................76
5.1.4
Unterschiede zwischen den fensterbasierten Testverfahren .......................................................77
SIGNALVERARBEITUNG FÜR MEßBRÜCKEN ....................................................................... 78
KOMPARATORBASIERTES ONLINE-TESTVERFAHREN ......................................................... 81
5.2
5.3
5.3.1
Offset-Korrektur .........................................................................................................................83
5.3.2
Realisierungsaufwand im Vergleich zu anderen Verfahren .......................................................86
5.3.3
Schaltungseigenschaften des integrierbaren Meßverstärker.......................................................88
5.3.3.1
Einfluß von Prozeßschwankungen ..................................................................................................88
5.3.3.2
Abhängigkeit der Messung von der Versorgungsspannung ............................................................89
5.3.4
Anpassung an Logikpegel ..........................................................................................................90
5.3.5
Fehlersimulation .........................................................................................................................90
5.3.6
Fehlermodelle Widerstandsfehler ...............................................................................................92
5.3.6.1
Fehlermodelle für Operationsverstärker (Transistorfehler) .............................................................93
5.3.6.2
Auswertung der Fehlersimulationen ................................................................................................94
5.3.6.3
Widerstandsfehler ............................................................................................................................97
5.3.7
Transistorfehler...........................................................................................................................98
5.3.8
Vergleich mit spannungsmessungsbasierten Testverfahren .....................................................101
5.4
5.4.1
STROMMESSUNGSBASIERTE TESTVERFAHREN ................................................................. 101
Toleranzbetrachtung für strommessungsbasierte Testverfahren...............................................102
3
INHALTSVERZEICHNIS
5.4.2
Iddq Test mit Sensorelement...................................................................................................... 103
5.4.3
Iddq-Test mit einem Testwiderstand.......................................................................................... 105
5.4.4
Testablauf mit einem Testwiderstand ...................................................................................... 109
5.4.5
Zwischenspeicherung des letzten Meßwertes (Fenster-Methode) ........................................... 110
5.4.5.1
Analoge Multiplexer ......................................................................................................................111
5.4.5.2
Diskriminator.................................................................................................................................112
5.4.6
Verknüpfung von strom- mit spannungsmessungsbasierten Testverfahren............................. 113
5.4.7
Benchmark Operationsverstärker............................................................................................. 115
5.4.7.1
Fehleranalyse .................................................................................................................................116
5.4.7.2
Simulation bei Variation der Referenzspannung ...........................................................................118
5.4.8
Vergleich der strommessungsbasierten Testkonzepte ............................................................. 120
5.4.9
Zusammenfassung der strommessungsbasierten Testverfahren .............................................. 120
5.4.10
5.5
Vergleich von BICS ............................................................................................................ 121
ENTWURF EINES STROMSENSORS MIT INTEGRIERTER KOMPARATORFUNKTION .............. 122
5.5.1
Temperatureffekte und Kompensationsansätze ....................................................................... 124
5.5.2
Zusammenfassung der Eigenschaften des neu entwickelten Stromsensors ............................. 129
6
ZUSAMMENFASSUNG ..................................................................................................... 130
7
LITERATURANGABEN: .................................................................................................. 132
8
ANHANG.............................................................................................................................. 138
8.1
ERGÄNZUNGEN FÜR DAS IN ABSCHNITT 4 VORGESTELLTE PROGRAMM .......................... 138
8.1.1
Lineare Interpolation................................................................................................................ 138
8.1.2
Spline Interpolation.................................................................................................................. 138
8.1.3
Ergänzung zu Abschnitt 4.1.4.................................................................................................. 141
8.2
8.3
SCHALTBILD DES OPERATIONSVERSTÄRKERS NACH [AHR97] ........................................ 143
BESTANDTEILE DES SELBSTTESTVERFAHRENS VON ABSCHNITT 5.3 ............................... 144
4
ABKÜRZUNGEN
ABKÜRZUNGEN
ABM
Analogue Boundary Module
AD
Analogue Digital
ADC
Analogue Digital Converter
AGC
Automatic Gain Control
AMUX
Analogue Multiplexer
ASIC
Application Specific Integrated Circuit
ATE
Automatic Test Equipment
BICMOS
Bipolar Complement Metal On Silicon
BICS
Built-In Current Sensor
BILBO
Built-In-Logik-Block-Observer
BIST
Built-In Self-Test
CUT
Circuit Under Test
DA
Digital Analog
DFT
Design For Testability
DUT
Device Under Test
EDV
Elektronische Datenverarbeitung
EEPROM
Electrical Erasable Programmable Read Only Memory
FFT
Fast Fourier Transformation
FPGA
Field Programmable Gate Array
HBIST
Hybrid Built-In Self-Test
HTSG
Hybrid-Test-Stimulus-Generator
HSPICE
Hybrid Simulation Program with Integrated Circuit Emphasis (Meta)
IC
Integrated Circuit
IDD
Current Drain Direct
Iddd
Current Drain Direct Dynamic
Iddq
Current Drain Direct Quite
IEEE
International of Electro technical and Electronics Engineers
LTI
Linear Time-Invariant
µC
Microcontroller
MOS
Metal On Silicon
MTBF
Mean Time Between Failure
NTC
Negative Temperature Coefficient
5
ABKÜRZUNGEN
OP
Operationsverstärker (Operational Amplifier)
OR
Oder, hier als logische Verknüpfung verwendet
PLL
Phase Lock Loop
RAM
Read Access Memory
SPICE
Simulation Program with Integrated Circuit Emphasis
TAP
Test Access Port
6
1 EINLEITUNG
1 Einleitung
Bei aktuell anstehenden Problemlösungen, bereits heute und in der Zukunft noch verstärkt, gewinnt
die Integration von analogen Schaltungen in Form rein analoger oder als Mixed-Signal Schaltungen
zunehmend an Bedeutung. Durch Fortschritte in der Mikrosystemtechnik ist es nun möglich,
Sensoren bzw. Aktoren mit in den Fertigungsprozeß der Schaltung zu integrieren. Dies resultiert in
immer kleineren und intelligenteren Sensoren, die durch die in der Fertigung von integrierten
Schaltungen optimierten Herstellungsprozesse immer kostengünstiger werden. Sie führen dazu, daß
die Sensorik/Aktorik in neue Produkte und Marktsegmente eingeführt wird. So sind heute mikroelektronische Systeme realisier- und denkbar, die z.B. medizinische Eingriffe unterstützen können.
Diese neuen Aufgabenfelder für intelligente Sensoren stellen auch neue Anforderungen an die
Zuverlässigkeit dieser Systeme. Die Entwicklung von geeigneten Selbsttestmethoden wird notwendig, wenn diese Sensoren sicherheitsrelevante oder lebenserhaltende Systeme mit Informationen
über die physikalische oder chemische Umgebung versorgen sollen. Im Falle einer fehlerhaften Zuweisung oder Ermittlung eines Meßwertes könnte eine unkontrollierte und unerwünschte Reaktion
des Systems eintreten. Diese Fehlreaktion kann mit einer Überwachung des Sensorsystems in der
Betriebsphase weitestgehend vermieden werden, wenn eine Überwachung der Funktionalität dauerhaft gewährleistet wird.
Durch die Integration von Sensoren und deren Auswerteelektronik auf einen Baustein (monolithische Integration) ist mit einer erhöhten Defektrate zu rechnen, da diese Zusammenlegung dazu
führen kann, daß z.B. thermische Einflüsse die Alterungsrate des Gesamtsystems erhöhen.
Das verbreiterte Anwendungsgebiet für integrierte Sensorsysteme in Bereichen, wie der Medizin-,
Luft- und Weltraumtechnik und nicht zuletzt der Automobilbereich, führt zu der Forderung nach
selbsttestfähigen Sensoren. Nur durch den Test eines Sensorsystems ist die Funktionalität auch
unter widrigen Umständen überprüfbar, so daß geeignete Maßnahmen im Falle einer Störung
getroffen werden können.
In der Literatur sind aus dem Bereich des Mixed-Signal Testens zwei Testverfahren bekannt
[Dam98, Ohl89]. Beide Verfahren verwenden eine Stimulierung im Eingangszweig einer
Schaltung, um über eine Interpretation z.B. der Systemantwort eine Aussage über die Fehlerfreiheit
der untersuchten Schaltung treffen zu können. Diese Stimulierung eines Einganges ist innerhalb
einer Testphase realisierbar. Eine zeitgleiche Meßwerterfassung ist innerhalb dieser Tests nicht
ausführbar, so daß die Testverfahren nicht in der Betriebsphase ausgeführt werden können.
Ziel der dieser Dissertation zugrunde liegenden Arbeiten war es, Verbesserungen der
Anwendbarkeit von den bekannten Verfahren und neue Lösungsmethoden zu entwickeln, die es
erlauben, eine Aussage über die Funktionalität von Sensoren in der Betriebsphase zu machen. Die
neu entwickelten Lösungsansätze, die ausführlich dargestellt werden, bilden den thematischen
Schwerpunkt dieser Dissertation.
Diese Arbeit gliedert sich wie folgt:
In Abschnitt 2 werden Defekte vorgestellt, die in Bezug auf die hier betrachteten monolithisch
integrierten Systeme zu einem Fehlverhalten führen können. Um diese Defekte geeignet simulieren
zu können sind in der Vergangenheit Fehlermodelle entwickelt worden, von denen einige für diese
Arbeit wichtige Modellvorstellungen ausführlich behandelt werden sollen.
In Abschnitt 3 wird ein kurzer Überblick über analoge und digitale Testmethoden und deren
Zusammenwirken gegeben, um ein Verständnis für die Problematik beim Mixed-Signal-Test zu
7
1 EINLEITUNG
ermöglichen. Des Weiteren wird eine Übersicht über den Test von Mixed-Signal-Schaltungen dargestellt und ergänzend die Unterschiede zwischen dem Test von digitalen Schaltungen und dem
Test gemischter analog/digitaler Schaltungsformen erläutert.
In Abschnitt 4 wird basierend auf einem Testverfahren nach K. Damm [Dam98] ein Verfahren
vorgestellt, das den Einsatz dieses Selbsttestverfahrens vereinfacht. Ein neu entwickeltes C++
Programm vereinfacht den Einsatz des Testverfahrens, in dem es die Anzahl der notwendigen
Simulationen zur Ermittlung von Teststimulierungen auf ein Minimum reduziert. Dieses Werkzeug
automatisiert die Festlegung geeigneter Stimulierungen über einen Referenzspannungsknoten
weitestgehend. Die Anwendung dieses Programms zeigte aber sehr deutlich die Grenzen der
Eignung des Testverfahrens für toleranzbehaftete Schaltungen.
Im fünften Abschnitt wird die Problematik des Testens von Sensorsystemen beschrieben und es
werden neu entwickelte Lösungsmethoden vorgestellt, die einen verbesserten Test von nicht direkt
stimulierbaren Sensoren ermöglichen. Hierbei bilden toleranzbehaftete Schaltungen die Basis für
die in diesem Abschnitt dargestellten neu entwickelten Selbsttestverfahren. Die vorgestellten
Lösungsmethoden enthalten verschiedene Konzepte für schaltungstechnische Umsetzungen der neu
entwickelten Testmethodiken. Eine Testmethode (Fenstermethode) nutzt die endliche Dynamik
eines Systems aus, um eine Korrelation zwischen zeitlich benachbart gemessenen Werten
herzustellen. Das Ergebnis der Korrelation wird dann als Testkriterium ausgewertet. Eine andere
Testmethodik nutzt Schaltungseigenschaften eines untersuchten Meßverstärkersystems aus, dies
ermöglicht einen Test während der Betriebsphase. Im Weiteren wird die Eignung der Versorgungsstrommessung für ein exemplarisches Temperaturmeßsystem aufgezeigt. Für die Untersuchung der
Eignung des Wertes des Versorgungsstromes als Testkriterium ist ein neuartiger Stromsensor
entwickelt worden. Dieser zeichnet sich durch eine gute Temperaturkompensation aus.
Eingegangen wird ergänzend auf die Problematik der analogen Fehlersimulation und die Definition
von Fehlern und ihre Tolerierbarkeit. Im Rahmen von Fehlersimulationen ist deshalb eine neuartige
Klassifizierung von Fehlern eingeführt worden, die es ermöglicht Fehler differenzierter zu
betrachten. Bei allen untersuchten und neu entwickelten Methodiken zur Unterstützung eines Tests
während der Betriebsphase ist ein besonderer Schwerpunkt auf die Testbarkeit des
Sensorelementes, das in einer Brückenschaltung angeordnet wird, gelegt worden. Die Darstellung
der Ergebnisse der entwickelten Testverfahren, wie die Fenstermethode, dem auf einem "virtuellen"
Widerstand basierenden Konzept und die strommessungsbasierten Tests erfolgen exemplarisch am
Beispiel eines Temperaturmeßsystems.
In Abschnitt 6 wird abschließend der Inhalt dieser Dissertationsschrift zusammengefaßt und
Aufgabenstellungen für weiterführende Arbeiten vorgeschlagen.
8
2 DEFEKTE UND DEFEKTMECHANISMEN
2 Defekte und Defektmechanismen
Um zu erläutern, warum der Test von mikroelektronischen Schaltungen nicht nur nach der Fertigung als so genannter Produktionstest notwendig ist, werden in diesem Abschnitt einige wichtige
physikalische Defektmechanismen vorgestellt. Zuerst sollen diese grob klassifiziert werden, um
dann die hier aufgeführten Betrachtungen der relevanten Defektarten ausführlicher darstellen zu
können. Bei der Darstellung von real auftretenden Defekten und Defektmechanismen wird sich im
Rahmen dieser Dissertation auf monolithisch integrierte Schaltungen und Sensorsysteme beschränkt. Eine detailliertere Darstellung von Fehlerursachen, die in der Aufbau- und Verbindungstechnik begründet sind, wird hier nicht weiter behandelt. Führen diese Arten von Defekten z.B. zu
einer Unterbrechung der Verbindung vom Sensorelement zur Auswerteelektronik (nicht monolithisch integriert), so können diese Fehler mit den in Abschnitt 5 neu vorgestellten Testverfahren
zuverlässig erkannt werden.
Der Einfluß von Defekten auf die Eigenschaften einer Schaltung ist in der Literatur sehr ausführlich
beschrieben worden [Haw85, Mal84, Mal87b, Mal88].
Das Auftreten von fehlerhaftem funktionalem Verhalten eines ICs kann seine Ursache in lokalen
oder globalen Störungen eines Fertigungsprozesses haben. Globale Störungen entstehen primär
durch eine oder mehrere untolerierbare Prozessierungsabweichungen. Der Einfluß von globalen
Defekten stellt sich auf einer relativ großen Fläche auf dem Wafer dar. Sie werden daher üblicherweise vor dem funktionalen oder strukturellen Testen detektiert. Hierzu werden auf dem Wafer
kleine Teststrukturen aufgebracht, die z.B. optisch auf Fehlerfreiheit untersucht werden oder es
wird ein so genannter Versorgungsstrom-Test ("supply-current") an den Teststrukturen
durchgeführt. Eine große Anzahl von Defekten, die während funktionaler oder struktureller Tests
gefunden werden, ist lokal eng begrenzt.
Fehlermechanismen für Schaltungen in der Betriebsphase sind unter anderem in [Dic78, Wey79,
Edw80, Ame87] aufgeführt. Die in [Dic78] veröffentlichte und hier mit dem "Ort des Auftretens"
ergänzte Tabelle 2-1 stellt eine Übersicht von Ausfällen in der Betriebsphase einer Schaltung mit
den dazugehörigen Ausfallursachen dar. Da Mehrfachnennungen erlaubt waren, ergibt sich ein
prozentualer Anteil von mehr als 100%.
Ort des Auftretens
Ausfallursache
Prozentualer Anteil
Produktion
Schaltungsherstellung
66%
Produktion
Schaltungsentwurf
36%
Produktion
Materialfehler
22%
Applikation
Geräteaufbau
12%
Applikation
Schaltungsanwendung
11%
Tabelle 2-1: Ausfallursachen integrierter Schaltungen
Bei der Betrachtung der prozentualen Anteile ist zu erkennen, daß ein Großteil der Ausfälle ihre
Ursache in der Schaltungsherstellung und dem Schaltungsentwurf hat. Daß die Schaltungsanwendung einen stärkeren Einfluß auf die Anzahl der Ausfälle haben kann, zeigt die Veröffentlichung
[Wey79]. Eine darin beschriebene Untersuchung von 700 in der Betriebsphase ausgefallenen
9
2 DEFEKTE UND DEFEKTMECHANISMEN
Schaltungen ergab, daß der Anteil durch ein Mitverschulden des Anwenders (49%) größer ist, als
der Anteil, der durch Herstellungsfehler bedingten Ausfälle (47%). Bei dem restlichen Anteil von
4% war eine Bestimmung der Ursache nicht durchzuführen. Die Ergebnisse beider Untersuchungen
[Dic78, Wey79] spiegeln wider, daß die Anwendung eines fehlerfrei produzierten Schaltkreises zu
Ausfällen in der Betriebsphase führen kann.
2.1 Physikalische und lithographische Defekte und ihre Auswirkungen
In diesem Abschnitt werden physikalische Defekte an Bauelementen wie MOS-Transistoren,
Widerständen und Kondensatoren beschrieben. Die folgenden Unterabschnitte vermitteln einen
Überblick darüber, welche Defekte auftreten können und wie ihre Auswirkungen auf ein Bauelement sein können.
2.1.1
Punktförmige Defekte
Untersuchungen an gefertigten Wafern haben gezeigt, daß sich lokale Prozeßstörungen während der
Herstellung einer integrierten Schaltung oftmals als Gebiete mit fehlendem, verändertem oder
zusätzlichem Werkstoff darstellen. Diese werden in der Literatur als Punktdefekte (Spot Defects)
bezeichnet. [Mal84] Da globale Defekte relativ einfach detektiert werden können und mit anderen
Methoden bei der Fertigung untersucht werden, soll im Weiteren nur auf die lokalen Defekte
eingegangen werden. In einem üblichen CMOS Prozeß (z.B. [ALC99]), mit mindestens einer Polysilizium- und zwei Metallebenen können folgende Punktdefekte, die nachfolgend präzisiert werden,
zu Schaltungsfehlern führen:
•
Kurzschlüsse zwischen Leitungsbahnen
•
Offene Verbindungen (Unterbrechungen)
•
Löcher im Dick-, Gate-Oxid und bei p/n-Übergängen
•
zusätzliche Kontakte
•
fehlende Kontakte
Ergänzend können Punktdefekte in zwei Klassen eingeteilt werden:
1. Defekte die Leitungsverbindungen kurzschließen oder sie unterbrechen. Diese werden oft als
katastrophale Fehler ("hard faults") bezeichnet.
2. Defekte die Leitungsverbindungen nur teilweise kurzschließen oder unterbrechen. Diese wirken
sich nicht katastrophal aus, so daß sie als weiche Fehler ("soft faults") bezeichnet werden.
10
2 DEFEKTE UND DEFEKTMECHANISMEN
L1
w
D3
D2
a
a1
D1
Leiterbahn
L2
Zusätzliches leitfähiges Material (Defekt)
Abb. 2-1: Katastrophale und nicht katastrophale Defekte (Draufsicht)
Wie in Abb. 2-1 dargestellt können katastrophale und nicht katastrophale Defekte durch verschiedene Punktdefekte auftreten. Dargestellt sind verschiedene Defekte, wie sie zwischen zwei
Leiterbahnen L1 und L2 auftreten können. Nur Defekt D2 führt zu einem katastrophalen Fehler
(Kurzschluß), der sich wie eine niederohmige Brücke zwischen den Leitern auswirkt. Solche
Defekte haben einen starken Einfluß auf die Eigenschaften der Schaltung, da sie sich strukturverändernd auswirken können. Die Defekte D1 und D3 führen nicht zu einem direkten Kurzschluß
zwischen den Leiterbahnen, sie reduzieren deren Abstand aber beträchtlich. Dieser verringerte
Leiterbahnabstand kann sich in hochohmigen, brückenförmigen Defekten auswirken, er wird
üblicherweise als eine Parallelschaltung von einem Widerstand (R) und einer Kapazität (C)
modelliert. Die Werte von R und C lassen sich beispielhaft für Defekt D3 näherungsweise wie folgt
berechnen:
C =
R=
ε SiO × A
(2.1)
2
a1
ρ SiO × a1
(2.2)
2
A
In den angegebenen Gleichungen steht ρSiO2 für den Widerstand und εSiO2 für die Permeabilität
zwischen den beiden Leiterbahnen. In Abb. 2-1 kennzeichnet a1 den reduzierten Abstand zwischen
den Leiterbahnen L1 und L2.
Die Fläche zwischen dem Defekt und der Leiterbahn wird durch A repräsentiert. Der Widerstand
der Brücke zwischen den Leiterbahnen ist direkt proportional, wo hingegen die Kapazität antiproportional zum Abstand a1 ist. Gleichung (2.3) zeigt, wie sich die Impedanz aus den gemachten
Annahmen berechnen läßt:
Z Kurzschluß =
R
1 + j 2π f ⋅ RC
Z Kurzschluß = R
für f ≠ 0 Hz
(2.3)
für f = 0 Hz
(2.4)
11
2 DEFEKTE UND DEFEKTMECHANISMEN
Aus Gleichung (2.3) kann daher geschlossen werden, daß die Impedanz von Kurzschlüssen nicht
nur vom Abstand a1 abhängig ist, sondern auch von der Frequenz und der Phasenbeziehung
zwischen den beiden Leiterbahnen. Für niedrige Frequenzen (2.4) läßt sich ein solcher Defekt
näherungsweise durch einen Widerstand modellieren, bei hohen Frequenzen hingegen kann sich der
frequenzabhängige Anteil zunehmend störend auswirken. Daher muß ein Fehlermodell für derartige
Defekte den Übergang berücksichtigen, wobei die Übergangsfrequenz fT abhängig von der
Geometrie des Defektes, dem Abstand a1, dem Widerstand und der Permeabilität des Isolators
(SiO2) ist. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß derartige Defekte eine Schaltung auf
vielfältige Weise beeinflussen können.
Ausgehend von der Annahme, daß Fehler in der Lithographie Auslöser von Punktdefekten sind,
werden hier kurz Abweichungen von der Prozessierung und ihre Auswirkungen aufgezeigt.
Fehlerhafte Masken zur Belichtung oder Verunreinigungen auf der Waferoberfläche können direkt
die Entwicklereigenschaften des Fotolackes beeinflussen, so daß es zu Fehlern bei der nachfolgenden Ätzung des Fotolackes kommen kann. Partikel auf der Oberfläche des Wafers können die
einfallenden Strahlen während eines Belichtungsvorganges streuen, so daß daraus eine ungenaue
Maskenabbildung resultieren könnte. Diese Ätzfehler können wiederum bei nachfolgenden Prozeßschritten zu Effekten, wie in Abb. 2-1 dargestellt, führen. Fehlerhafte Lithographieschritte führen
somit zu Kurzschlüssen oder Unterbrechungen in einem Schaltkreis [Pol89].
Treten nun solche Verunreinigungen vor einem Oxidationsprozeß auf, so können Lücken ("pinholes") in den Isolationsschichten auftreten (Abb. 2-3), welche zu Kurzschlüssen beispielsweise
zwischen zwei Metallisierungsebenen führen. Verbleiben Verschmutzungen nach dem Oxidationsschritt und vor der Metallisierung auf der Oberfläche, so können auch Unterbrechungen auftreten
(Abb. 2-2).
Abb. 2-2: Fehlerhafte Aluminium-Leiterbahn [Pol89] Abb. 2-3: "Pin-hole" im Oxid [Ame87]
Die vorgestellten Defekte sind an dieser Stelle nur stellvertretend für andere Defekte dargestellt, die
auch andere durch Lithographieschritte erstellte Schichten betreffen können.
12
2 DEFEKTE UND DEFEKTMECHANISMEN
2.1.2
Defekte an MOS-Transistorstrukturen
In diesem Abschnitt werden einige verschiedene physikalische Defekte an einer üblichen MOSTransistorstruktur dargestellt. Folgende Ausfälle können aufgrund von physikalischen Defekten
vorkommen und werden in den nächsten Unterabschnitten ausführlicher beschrieben:
•
Kontaktausfälle
•
Metall-, Polysilizium- und Diffusionsrisse
•
Defekte im Oxid
2.1.2.1 Kontaktausfälle
Kontaktausfälle können dazu führen, daß Verbindungen zwischen den Schichten z.B. Metall/
Polysilizium oder Metall/Diffusion unterbrochen sind. Sollten Kontaktausfälle alle Kontakte einer
Verbindung betreffen, so führen sie zu Unterbrechungen. Bei einem MOS-Transistor können
Kontaktausfälle zu Unterbrechungen an Gate, Source, Drain und Verbindungen von Substrat oder
Wanne (Floating Substrat/Wanne) führen (siehe Abb. 2-3). In Tabelle 2-2 sind die Kontaktwiderstände mit ihren zulässigen Ober- und Untergrenzen innerhalb der erlaubten Streuungen zwischen
der ersten Metallebene (Metall 1) und anderen Materialebenen eines CMOS Prozesses aufgelistet.
ct: contact
Layer
Min
Norm
Max
Unit
N+
41
48
55
Ohm/ct
P+
75
95
115
Ohm/ct
Poly
13
19
25
Ohm/ct
High Ohmic
Poly
90
230
370
Ohm/ct
N+ Capa
14.8
17
19.2
Ohm/ct
Via
0.05
0.15
1
Ohm/ct
Tabelle 2-2: Kontakt Widerstände [Alc99]
Abb. 2-4: Kontakt(-reihen) NMOS-Tran.[Bak98]
Durch Kontaktausfälle sind aber nicht immer alle Kontakte betroffen, so daß der Ausfall eines
einzelnen Kontaktes bei Kontaktreihen (siehe Abb. 2-4) lediglich zu einer Parameterveränderung,
z.B. des betroffenen Transistors, führt. Im Allgemeinen werden Kontaktreihen, wo das
Schaltungsdesign es erlaubt, zur Verbindung von Schichten verwendet, da die Kontaktwiderstände
eines einzelnen Kontakts recht hoch sein können. Die Mehrfachkontaktierung reduziert den
Kontaktwiderstand, da sie zu einer Parallelschaltung der einzelnen Kontaktwiderstände führt. Der
Ausfall eines Kontaktes oder mehrerer Kontakte führt daher zu einem hyperbolischen Anstieg des
gesamten Kontaktwiderstandes. Die Werte in Tabelle 2-2 beziehen sich auf Verbindungen von der
ersten Metallebene zu dem angegebenen Material (Schicht). Eine Kontaktreihe zwischen Metall 1
und dem N+-Gebiet die aus sechs Kontakten besteht, hätte einen ungefähren Widerstand von 8Ω.
Wäre nun ein Kontakt der Kontaktreihe defekt, so würde dies zu einer Widerstandserhöhung auf
9.6Ω führen. Bei zwei fehlenden Kontakten steigt der Widerstand auf 12Ω, bei drei Kontakten auf
13
2 DEFEKTE UND DEFEKTMECHANISMEN
16Ω, bei vier Kontakten auf 24 Ω an. Dieses Zahlenbeispiel soll verdeutlichen, daß der Ausfall
eines Kontaktes oder weniger Kontakte in einer Kontaktreihe sich nur geringfügig auswirkt. Es
kann daher gefolgert werden, daß bei Verbindungen mit vielen Kontakten einzelne Kontaktausfälle
nur einen geringen Einfluß haben.
2.1.2.2 Metall-, Polysilizium- und Diffusionsrisse
Die Ursache für Risse in einzelnen Schichten kann z.B. durch Verunreinigungen der betroffenen
Schicht während der Fertigung des ICs bedingt sein. Auch Defekte und Schmutz auf der
Belichtungsmaske innerhalb des Belichtungsfensters können bei der Prozessierung mit positivem
Fotolack zu einer Unterbrechung führen. Eine weitere Ursache für Risse ist durch den Effekt der
Elektromigration bedingt. Elektromigration entsteht durch die Eigenschaft, daß Atome eines
Materials fließen können. Diese Fließeigenschaft hängt unter anderem von der angelegten Feldstärke, der Umgebungstemperatur und dem Diffusionsgradienten ab [Ros01]. In Abb. 2-5 wird die
Auswirkung der Elektromigration an dem Beispiel einer Aluminium-Leiterbahn gezeigt.
Abb. 2-5: Unterbrechung einer Aluminiumverbindung durch Elektromigration [Pol89]
Risse in Metallleitungen können ihre Ursache neben der Elektromigration und Verunreinigungen in
der Prozessierung auch in scharfkantigen Stufen auf dem Wafer haben, z.B. bei sich kreuzenden
Leiterbahnen. Die Metallisierungsebenen werden in der Fertigung erst nach einigen Prozeßschritten
gefertigt, so daß sie auf einer unebenen von vorher angelegten Strukturen geprägten Ebene liegen.
Bei einer ungenügenden Stufenüberdeckung kann es zu Unterbrechungen kommen, wie sie in Abb.
2-2 dargestellt sind. Diese Unterbrechungen können z.B. zu einem offenen Gate, Drain und Source
bei MOS-Transistoren führen.
Untersuchungen haben gezeigt, daß Unterbrechungen des Polysiliziums sich unterschiedlich auswirken können, je nachdem ob der Riß über dem Gate-Oxid oder dem Dickoxid auftritt. In Herstellungsprozessen wird oftmals die Polysiliziumstruktur, die ein Gate-Gebiet darstellt, als Maske für
die zu dotierenden Source- und Drain-Gebiete genutzt. Ein Riß über dem Gate-Oxid würde daher
zu einem leitenden Kanal führen. Dieser würde die Eigenschaften des Transistors negativ beein14
2 DEFEKTE UND DEFEKTMECHANISMEN
flussen, so daß z.B. der Kanalwiderstand, im Gegensatz zum fehlerfreien Gate-Oxid signifikant
verringert wird. Er würde somit deutlich vom Widerstandswert der anderen Transistoren abweichen
oder sogar zum Kurzschluß zwischen Drain und Source führen. Ein Riß in der Polysiliziumstruktur
außerhalb des Gate-Oxids, also über dem Feldoxid kann zu einem offenen Gate-Anschluß des
Transistors führen. Die Funktionalität des Transistors wäre somit nicht mehr gegeben. [Kal95]
2.1.2.3 Oxiddefekte
Löcher im Oxid, wie z.B. so genannte "pin-holes", führen mitunter zu Gate-Oxiddurchbrüchen und
somit zur Zerstörung eines Transistors. Diese entstehen verstärkt bei Prozessen mit sehr dünnen
Gate-Oxidstärken durch fehlerhafte Oxidbildung. In lokal begrenzten Gebieten ist dann die
Oxidstärke reduziert. Die verringerte Oxidstärke ermöglicht ein Durchwandern von Ladungsträgern
vom Gate zum Substrat, durch ein von außen angelegtes elektrisches Feld über dem Oxid. Dies
kann zu einer langsamen Zunahme des Leckstromes vom Gate zum Substrat führen. Der Defekt
wird irgendwann als Spätfolge zum Durchbruch des Oxides und somit zum Ausfall des Transistors
führen. Die Zeitdauer, in der Defekt zum Ausfall des Transistors führt, kann in der Betriebsphase
Stunden, Tage aber auch Monate dauern, so daß es notwendig ist diese Defekte so früh wie möglich
aufzuspüren. Die Untersuchung des Versorgungsstroms ist geeignet, Defekte im Gate-Oxid zu
erkennen, da sie sich oftmals als erhöhte Leckströme bemerkbar machen [Ven98].
2.1.3
Physikalische Defekte an passiven Bauelementen
Mit passiven Bauelementen sind im Folgenden nicht verstärkende Strukturen, wie Widerstandsund Kondensatorstrukturen zu verstehen, die an dieser Stelle auf physikalische Defekte hin
untersucht werden sollen. Übliche Bauformen und die dabei auftretenden Auswirkungen der
physikalischen Defekte bei CMOS-Technologien können wie folgt zusammengefaßt werden.
2.1.3.1 Widerstandsstrukturen
In der Prozeßtechnologie gibt es vier grundlegend verschiedene Arten von Widerständen:
•
Diffusionswiderstände
•
Polysiliziumwiderstände
•
Wannenwiderstände
•
Filmwiderstände
Zur Erzeugung eines Diffusionswiderstandes werden spezielle Strukturen geformt, wie sie auch für
die Prozessierung von Transistor-Diffusionsgebieten genutzt werden. Es entsteht ein so genannter
Volumenwiderstand der sich durch die Länge, Breite und Tiefe der Dotierschicht ergibt. Polysiliziumwiderstände nutzen den ohmschen Widerstand der Polysiliziumschicht aus, sie können durch
Maskenformen auch mäanderförmig strukturiert werden. Durch diese Strukturierung sind Widerstandswerte von bis zu mehreren 100 kΩ realisierbar [Alc99].
15
2 DEFEKTE UND DEFEKTMECHANISMEN
Beim vergrabenen Widerstand bildet eine relativ leicht dotierte Wanne im Substrat den
Widerstandskörper (Abb. 2-6).
Abb. 2-6: Wannenwiderstandsstruktur [Gra93]
Die Herstellung von Dünnfilm-Widerständen (Abb. 2-7) setzt zusätzliche Prozessierungsschritte
voraus. Diese Schritte bedingen eine Sondertechnologie, so daß sie üblicherweise nicht für CMOSProzessierungen (z.B. [Alc99]) zur Verfügung stehen. Bei dieser Art von Widerständen werden
dünne Schichten von Tantal oder Nickel-Chrom-Verbindungen auf dem Wafer aufgebracht
[Gra93].
Abb. 2-7: Widerstandsstruktur in Dünnfilm-Technik [Gra93]
Defekte wie Kontaktausfälle oder Risse in Materialschichten, insbesondere bei Polysilizium- und
den Dünnfilm-Widerständen, führen zu einem Kurzschluß an der Widerstandsstruktur oder zu einer
deutlichen Erhöhung des erwarteten Widerstandswertes.
16
2 DEFEKTE UND DEFEKTMECHANISMEN
2.1.3.2 Kondensatorstrukturen
Abhängig von der Prozeßtechnologie lassen sich grundsätzlich verschiedene Kondensatorstrukturen
beschreiben. Kondensatorstrukturen sind für analoge und Mixed-Signal Schaltungen oft
unerläßlich, auch wenn nur sehr kleine Kapazitätswerte im Pikofarad-Bereich realisiert werden
können. Die erste Kondensatorstruktur bildet sich durch die Isolation (SiO2) zwischen einer
Polysilizium- und einer Metallebene. Sind mehrere Polysiliziumebenen im Prozeß realisierbar, so
kann auch durch eine Isolationsschicht zwischen zwei Polysiliziumebenen eine
Kondensatorstruktur realisiert werden [All87]. Eine dritte Möglichkeit ist die Verwendung einer
Epitaxieschicht als Gegenelektrode zu einer Polysilizium- oder Metallbahn (Abb. 2-8). Ebenfalls ist
eine Struktur realisierbar, die zwischen den Metallisierungsebenen angeordnet ist. Abschließend ist
es ebenfalls sinnvoll alle Leiterbahnebenen miteinander zu verknüpfen, so daß bei gleicher Fläche
nahezu eine Verdopplung des Kapazitätswertes erzielt werden kann.
Abb. 2-8: Metall-/Substratebenen-Kapazität [Gra93]
Defekte in Form von Kontaktausfällen können zu einer Unterbrechung und damit dem völligen
Ausfall der Kondensatorstruktur führen. Fehler im Aufbau der sehr dünnen Oxidschicht (Isolator)
führen zu einer Veränderung des erwarteten Kapazitätswerts der Struktur. Durchbrüche im Oxid
wirken sich durch erhöhte Verluste der Kapazität aus, da sich aufgrund erhöhter Leckströme
Ladungen auf beiden Seiten der Struktur (Plattenkondensator) ausgleichen.
17
2 DEFEKTE UND DEFEKTMECHANISMEN
2.2 Lokal nicht begrenzte Defekte
Punktförmige Defekte stellen nur eine Kategorie von physikalischen Mechanismen dar, die zu
defekten integrierten Strukturen führen können. Zwei weitere Kategorien kennzeichnen Defekte,
die durch unsachgemäßen Gebrauch des Wafers entstehen oder durch die Struktur des Waferrohlings an sich bedingt sind:
1) Kratzer oder Oberflächenbeschädigungen auf dem Wafer
2) Defekte im Substrat, die zu einer Veränderung der Gitterstruktur des Wafers führen
Die erste Kategorie läßt sich durch vorsichtiges Hantieren und geeignetes Werkzeug vermeiden.
Auch führen solche Defekte oftmals zu größeren Fehlergebieten, die also nicht nur lokal begrenzt
sind, so daß sie sich relativ einfach detektieren lassen.
Die zweite Kategorie hingegen, die ihre Ursache in veränderten Gitterstrukturen hat, wie z.B.
Gitterleerplätze, Zwischengitterdefekte u.a. wirkt sich häufig wie eine Parameterveränderung von
Bauelementen aus. Diese Defekte wirken oftmals als Rekombinationszentren und verändern so die
Ladungsträgerlebensdauer [Pol89]. Sie beeinflussen ebenfalls die parasitären und auch gewünschten Effekte von Bauelementen, so daß sich die Bauteileigenschaften verändern. Die
Erkennung solcher Defekte ("soft faults") ist schwieriger, da sie sich häufig nicht strukturverändernd, wie die zuvor beschriebenen Defekte (Abschnitt 2.1.1), auswirken.
2.3 Auswirkungen von Defektmechanismen auf Bauelemente
Die zuvor beschriebenen Defekte können sich sehr unterschiedlich auswirken, auch ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens unter anderem abhängig von der Prozessierung und dem herzustellendem Bauelement. Um dies beschreiben zu können, ist es notwendig die Auswirkungen von
Defekten in Fehlerarten zu klassifizieren. Diese Fehlerarten können offene Verbindungen,
Kurzschlüsse, verringerte Leistungsfähigkeit (Spezifikationsabweichung) oder funktionale Fehler
sein. Eine relative Häufigkeit von Fehlern in unterschiedlichen Bauelementen ist von A. Birolini
[Bir91] zusammengefaßt worden und in Tabelle 2-3 dargestellt.
18
2 DEFEKTE UND DEFEKTMECHANISMEN
Art des Bauelements
Digital, bipolar ICs
Digital MOS ICs
Lineare ICs
Bipolar Transistor
Feldeffekt Transistor
Dioden (allgemein)
Zehner
Hochfrequenz
Optoelektronisch
Widerstände fester
Wert
Widerstände variabel
Kapazitäten (Folie)
Metallfolie
Keramik
Tantal, trocken
Aluminium, nass
Spulen
Relais
Quarze
Kurzschlüsse in
%
Offene Verbindungen in
%
Abweichung in
%
Funktionale
30
20
30
70
80
70
60
80
10
--
30
10
10
20
10
30
30
20
50
90
10
30
10
10
10
-10
-40
10
30
40
50
--------
-80
40
50
60
20
10
15
--
60
10
60
40
20
10
30
15
80
20
10
-10
20
70
--20
20
-----60
70
--
Fehler in %
Tabelle 2-3: Relatives Auftreten von Fehlerarten in ausgewählten elektronischen Bauelementen
Wie in Tabelle 2-3 zu erkennen ist, sind die offenen Verbindungen und Kurzschlußfehler die
Fehler, die am häufigsten vorkommen. Hervorzuheben ist, daß die Angaben in Tabelle 2-3 dazu
geeignet sind, eine Bewertung der Fehlerabdeckung vorzunehmen. Wenn beispielsweise alle
Kurzschlußverbindungen eines Transistors mit einem Test zu finden sind, so kann dies mit einer
Fehlererkennungsrate von 80% gleichgesetzt werden. Die Erkenntnisse sind auch dazu geeignet, die
Qualität eines Tests zu bewerten, da sie es erlauben, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines
Fehlers mit zu berücksichtigen.
2.4 Zusammenfassung der Fehlermechanismen
Zusammenfassend können die Defekte, die zu Fehlern in der Betriebsphase einer Schaltung führen,
tabellarisch dargestellt werden. Hierbei sind nur diejenigen Fehler aufgeführt, die zu einer elektrischen Fehlerauswirkung führen.
19
2 DEFEKTE UND DEFEKTMECHANISMEN
Fehlerort
Substrat
Dünnoxid
Fehlerursache
Fehlermechanismus
Kristallgitterdefekt im
Bereich von
Dotierungsübergängen
Zweiter Durchbruch,
Elektron-Lochpaarbildung
Kurzschluß, Unterbrechung
α-Teilchen
Oxidladungen
Elektron-Loch-Paarbildung
Injektion und Einfang
hochenergetischer Elektronen
("hot electrons")
Ladungsverlust
Verschlechterung der MOSSchwellwertspannung und Steilheit
Oxiddurchbruch infolge zu
hoher elektr. Feldstärken (z.B.
elektrostatische Entladung)
zeitabhängige Durchbrüche
Verarmungsbereiche an der
Oberfläche, Inversion
Leckstrom, Kurzschluß
Dünn- und
Dickoxid
Verunreinigungen
Alkaliionen
Kontaktlöcher
Kristallgitterdefekte, un- Legierungsbildung zwischen
gesättigtes Aluminium, Metallisierung und Silizium
Oberflächenoxidation
Elektromigration
Leitbahnen
Si-"Klumpen", hohe
Kanten, Kratzer
Elektromigration
Überlastung
Verunreinigung
Korrosion
Al-Metallspitzen
(Hillocks)
"schwacher" Bonddraht
Mechanische Entspannung,
Elektromigration
thermische Ermüdung,
mechanischer Stress
Au-Al Interdiffusion
geringe Wärmeleitfähigkeit,
thermisches Weglaufen
Mehrlagenleiterbahnen
ChipGehäuseVerbindung
elektr. Fehlerauswirkung
"starker" Bonddraht
defekte
Gehäuseverbindung
Leckstrom, Kurzschluß
Leckstrom, Instabilitäten und
Degradationen, parasitäre MOSTransistoren
Leckstrom, Kurzschluß
Unterbrechung, isolierter Leiter
Leckströme und Kurzschlüsse an
Sperrschichten, Unterbrechung von
Leitern (Metall)
Unterbrechung
Kurzschluß (Bridging),
Unterbrechung
Unterbrechung (Al), Kurzschluß
(Au)
Unterbrechung
Unterbrechung
Unterbrechung
thermische Degradation,
Kurzschluß, Unterbrechung
Tabelle 2-4: Fehlerursachen, -mechanismen und -wirkungen in der Betriebsphase
mikroelektronischer Schaltungen [Dam98]
20
2 DEFEKTE UND DEFEKTMECHANISMEN
2.4.1
Fehlerklassifizierung für analoge Schaltungen
Wie beschrieben lassen sich Fehler bei der Produktion einer integrierten Schaltung in globale und
lokale Fehler untergliedern. Eine präzisere Klassifizierung von Fehlern ist nach [Che98] wie folgt
möglich:
Material Instabilität
Maskenfehlplatzierung
Prozeßstörungen
unkontrolliertes Ätzen
Prozeß Instabilität
(zufällig)
Lithographieverfahren
abhängig
punktförmige
Defekte
Global
Zusätzliches oder
fehlendes Material
Lokal
"Pin-holes" im
Oxid
offen sichtbare
parametrische
katastrophale
nicht katastrophale
Fehler
Fehler
Fehler
Fehler
•
nicht strukturell
•
•
strukturell
•
strukturell
•
fehlende
Materialschichten
•
Kurzschlüsse mit
niedrigem
Widerstand
•
hochohmige
Kurzschlüsse
•
unvollständige offene
Verbindungen
•
Parameterabweichung
eines Bauelements
•
Nichtübereinstimmung von
Bauelementen
(Missmatch)
•
sichtbare
Beschädigungen
•
•
nicht
strukturell
mehrfache
Komponenten
•
Abweichung
vollständig offene
Verbindungen
Abb. 2-9: Klassifizierung von Fehlern
Die Auswirkung eines sich global auswirkenden Fehlers kann offen sichtbar, so daß er mittels
optischer Überprüfung zu identifizieren ist, oder parametrisch sein. Parametrische Fehler verändert
nicht die Struktur der Schaltung, sie führen aber zu Parameterabweichungen an mehreren Bauelementen. Punktförmige Defekte, fehlendes oder zusätzliches Material und Defekte im Oxid
führen zu lokalen Fehlern. Diese Fehler wirken sich oftmals strukturverändernd aus und können in
katastrophale und nicht katastrophale Fehler unterschieden werden. Kurzschlüsse mit niedrigem
Widerstand und offene Verbindungen (vollständige Unterbrechung) führen zu katastrophalen
Fehlern. Die nicht katastrophalen Fehler stellen sich durch Abweichung von Parametern einzelner
21
2 DEFEKTE UND DEFEKTMECHANISMEN
Bauelemente oder durch unvollständige Unterbrechungen bzw. durch Kurzschlüsse mit einer im
Vergleich zum katastrophalen Kurzschluß hohem Widerstand dar.
Da bei der Herstellung von integrierten Schaltungen davon auszugehen ist, daß diese vor ihrer
Auslieferung umfangreichen Fertigungstests unterzogen werden und somit alle globalen Fehler
erkannt werden, muß dieser Fehlertyp für den Selbsttest in der Betriebsphase nicht weiter berücksichtigt werden. Die Erkennung von lokalen Defekten ist mit Hilfe eines Selbsttests realisierbar,
hierbei kann einerseits der Produktionstest unterstützt werden, andererseits ist eine Überprüfung im
Gesamtsystem, in dem das Sensorsystem eingesetzt wird, möglich.
Die in Abschnitt 2.4 beschriebenen Fehlermechanismen, welche sich in der Betriebsphase von
mikroelektronischen Schaltungen auswirken, stellen sich als lokale Fehler dar und führen vorwiegend zu Kurzschlüssen und Unterbrechungen ( Tabelle 2-4).
In [Ohl89, Dam98, Che98] wird gezeigt, daß sich generell katastrophale ("hard faults") und nicht
katastrophale Fehler ("soft faults") oder Abweichungsfehler unterscheiden lassen. Wenn ein Bauelement fehlerhaft von seinem regulären Wert abweicht, ohne daß extreme Zustände eingenommen
werden, so ergeben sich nicht katastrophale Fehler. Dieser Unterschied zwischen katastrophalen
Fehlern und Abweichungsfehlern wird in Abb. 2-10 dargestellt. Aufgrund fertigungsbedingter
Schwankungen entsteht ein zu akzeptierender Toleranzbereich um den regulären Wert des
Bauelementes herum. Überschreitet ein Wert diesen Bereich, so entsteht zunächst ein
Abweichungsfehler. Nimmt die Abweichung sehr große Ausmaße an, so handelt es sich um einen
Extremwertfehler (katastrophaler Fehler).
Toleranz- /Gut-Bereich
Abweichungsfehler
Katastrophaler Fehler
Nominalwert
Abb. 2-10: Toleranzband-Darstellung von Fehlern
Bevor auf Modelle für analoge Schaltungen eingegangen wird, die in Abschnitt 5 dargestellten
Untersuchungsergebnisse basieren auf einem CMOS-Prozeß, soll kurz die Historie der Modellierung dargestellt werden. Einige Ansätze zur Fehlermodellierung für die CMOS-Halbleiterherstellung werden in [Mal85, She85, Wal87, Mei91] vorgeschlagen. Ausgehend von der Beobachtung, daß für digitale Schaltungen Ausbeuteverluste in CMOS-Prozessen hauptsächlich durch
lokale Defekte [Sta83, She85] bedingt und daß mehrfache Fehler unwahrscheinlich sind, generieren
die vorgeschlagenen Ansätze einfach vorkommende katastrophale Fehler unter Verwendung von
statistischen Informationen aus dem Herstellungsprozeß. Die statistischen Daten müssen die
Defektgröße und den Ort des lokalen Defektes enthalten [Mal87a] (siehe Abschnitt 2.1.1). Ein
weiteres mögliches Fehlermodell für CMOS Schaltungen wird in [Gal80] vorgeschlagen. Es
behandelt offene Verbindungen in den Metall- und Diffusionsschichten und Kurzschlüsse zwischen
benachbarten Diffusions- und Metallschichten. Ein komplexeres Modell wird in [Ban82] vorgestellt, aus dem Tabelle 2-5 entnommen wurde.
22
2 DEFEKTE UND DEFEKTMECHANISMEN
Klasse
Bauteilfehler
Verbindungsfehler
1. Sehr wahrscheinlich
Gate zu Drain Kurzschluß
Kurzschluß zwischen
Diffusionsleitungen
2. Weniger wahrscheinlich
Drain-Kontakt offen
Aluminium-Polysilizium
Kreuzung gebrochen
Source-Kontakt offen
3. Unwahrscheinlich
Gate zu Substrat Kurzschluß Kurzschluß zwischen
Aluminium-Leiterbahnen
"Floating" Gate
Tabelle 2-5: Wahrscheinlichkeit von CMOS-Fehlern [Ban82]
An dieser Stelle soll angemerkt werden, daß alle bisher vorgestellten Arbeiten Fehlerlisten auf
katastrophale Fehler reduziert haben. Der Grund hierfür ist in [Sta83] angegeben. Bei digitalen und
analogen Schaltungen dominieren lokale Defekte. In [Wil78] wird beschrieben, daß etwa 80% bis
90% von Fehlern in analogen Schaltungen als kurzgeschlossene oder offene Widerstände, Kapazitäten, Dioden oder Transistoren zu finden sind.
2.4.2
Fehlermodellierung für integrierte Schaltungen
Für die Fehlermodellierung kommen daher bei analogen, integrierten Schaltungen vor allem
Transistoren, Widerstände und Kondensatoren in Frage. Die Modellierung katastrophaler Fehler
von Transistoren kann durch ein Widerstandsmodell vorgenommen werden [Tuc76, Ohl89].
D
Rsh_D_G
Rop_D
G
Rop_G
Rsh_D_S
Rop_S
Rsh_G_S
S
Abb. 2-11: Modell zur Simulation katastrophaler Fehler für MOS-Transitoren [Dam98]
Bei diesem Modell werden die Kurzschlüsse zwischen zwei Anschlüssen eines Transistors durch
einen entsprechend kleinen Parallelwiderstand und Unterbrechungen eines Anschlusses mit einem
entsprechend großen Serienwiderstand modelliert.
23
2 DEFEKTE UND DEFEKTMECHANISMEN
Die in Abb. 2-11 dargestellte Transistorschaltung stellt das Simulationsmodell eines fehlerfreien
Transistors dar, hierbei modellieren die Widerstände Rsh_D_G, Rsh_G_S und Rsh_D_S Kurzschlüsse
zwischen den jeweiligen Anschlüssen und die Widerstände Rop_G, Rop_D, Rop_S Unterbrechungen der
bezeichneten Transistoranschlüsse. Unter Berücksichtigung der Annahme von Einzelfehlern ist bei
der Fehlersimulation immer nur einer der Widerstände aktiviert. Die übrigen Widerstände werden
hierbei durch die Annahme entsprechender Größen deaktiviert (Rsh_... => ∞Ω, Rop_... => 0Ω). Zur
Modellierung der Kurzschlüsse können die Widerstände Rsh_D_G = Rsh_G_S = Rsh_D_S = 1 Ω und für
die Unterbrechungen Rop_G = Rop_D = Rop_S = 10 MΩ gewählt werden. Es ist hierbei zu beachten,
daß diese Werte an die zugrundeliegende Technologie (Fertigungsprozeß) angepaßt werden müssen. Nach [Por95] sind für Fehlersimulationen im Frequenzbereich den Widerständen Rop_G, Rop_D,
Rop_S Kapazitäten parallel zu schalten. Die Modellierung von Kurzschlüssen und Unterbrechungen
bei Widerständen, Kapazitäten und Dioden kann analog zum dargestellten Transistorfehlermodell
mit entsprechenden Widerständen vorgenommen werden [Aug95]. Für die Simulationen in
Abschnitt 5 wird dieses Fehlermodell zugrunde gelegt, wobei für einige Fehlersimulationen das
Modell vereinfacht werden konnte. Diese Abweichung wird in dem Abschnitt 5.3.6.1 explizit
aufgeführt.
Das bisher vorgestellte Modell berücksichtigt nicht die Struktur der Schaltung, so daß umfangreiche
und zeitintensive Simulationen zur Durchführung von Fehlersimulationen die Folge sind. Ein
Ansatz zur Berücksichtigung des Schaltungslayouts ist die L2RFM-Methode ("Local-LayoutRealistic-Fault-Mapping") [Ohl96a, Ohl96b], sie stellt einen realistischen Modellierungsansatz von
Fehlern, vor der Erstellung des Layouts, dar. Diese Methode nutzt die Eigenschaft analoger Schaltungen, daß Layouts oftmals typische, sich wiederholende Layoutstrukturen aufweisen, welche auf
der Layoutebene einfach identifiziert werden können. Transistorpaare in der Eingangsstufe eines
Operationsverstärkers oder Stromspiegel stellen typische Layout- und Schaltplanstrukturen dar. Die
hauptsächlichen Funktionsmerkmale dieser Strukturen wie z.B. die symmetrische Stromaufteilung
in der Eingangsstufe des Operationsverstärkers lassen sich, unter Variation von Fertigungsparametern, nur durch das Beachten von "Matching"-Regeln beim Layout erzielen. Es ist daher
üblich, entsprechende Elemente (z.B. Transistoren) in einem z.B. Stromspiegel benachbart zu
platzieren. Mit der L2RFM-Methode lassen sich für diese Layoutstrukturen beispielhafte Untersuchungen über realistische Fehlerannahmen auf der Layoutebene machen. Diese sind durch
Fehlermodelle auf der Transistorebene modellierbar. Ein weiterer Vorteil der Methodik ist, daß
unrealistische Fehler, wie z.B. Brücken zwischen räumlich nicht direkt benachbarten Leiterbahnen,
welche sich aus der pauschalen Annahme von katastrophalen Fehlern ergeben können, ermittelt
werden können. Diese unrealistischen Fehler können somit aus der Anzahl aller möglichen Fehler
entfernt werden, so daß sich eine Verringerung der notwendigen Fehlersimulationen oder z.B.
Testvektoren bei einem Produktionstest einstellt. Eine vorher festgelegte Fehlerabdeckung
(Testqualität) läßt sich somit erzielen.
Da die L2RFM-Methode die Kenntnis des Layouts der Schaltung voraus setzt, aber ein Layout für
die untersuchten Schaltungsstrukturen in Abschnitt 5 nicht existiert, konnte dieser Ansatz zur
Fehlersimulation nicht angewendet werden.
24
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
3 Testkonzepte für analoge und Mixed-Signal-Schaltungen
In diesem Abschnitt werden einige Testmethoden und -verfahren für analoge und Mixed-SignalSchaltungen beschrieben. Im Weiteren werden Verfahren vorgestellt, die sich besonders für den
Test/Selbsttest von integrierten Sensoren eignen. Ergänzt werden sie durch einige wichtige Entwicklungstrends für die Mikrosensorik. Es wird hier nicht auf die Vielzahl von Methodiken zum
Test von digitalen Komponenten eingegangen, da sie nicht im Vordergrund der Untersuchungen
standen.
Da im weiteren Verlauf mikroelektronische sensorische Systeme betrachtet werden, sollen diese
Begriffe zuerst definiert werden. Die Bauelemente und Schaltungen in der Mikroelektronik werden
heute üblicherweise auf einer Siliziumscheibe (Wafer) gefertigt [Sch91] und weisen Bauelemente in
der Größenordnung von 100 nm bis zu wenigen µm auf. Dieser Weg der Integrationstechnik wurde
von Noyce und Kilby (USA) 1959 das erste Mal umgesetzt [Gos90].
Der Begriff des Sensors kann wie folgt definiert werden: Ein Sensor ist ein Bauelement, welches
eine chemische, elektrische, magnetische, mechanische, optische oder thermische Größe in ein
elektrisches Signal umwandelt [Mid85, Eig00]. Wird das sensorische Element zusammen mit den
Signalverarbeitungssystemen integriert, so wird dieses System als ein integriertes Sensorsystem
[Naj88, Gar94] bezeichnet. Ist dem Sensor eine analoge Signalverarbeitung, ein Analog/DigitalWandler, eine digitale Signalverarbeitung und ein Kommunikationsinterface hinzugefügt, so wird
das System auch als "intelligenter" Sensor ("Smart Sensor") bezeichnet (siehe Abb. 3-1). In [Alb88]
wird ein "Smart Sensor" als ein Sensor definiert, der für die Weiterverarbeitung, des aus dem
Meßwert resultierenden analogen Signals eine digitale Schnittstelle zur Verfügung stellt. Diese
ermöglicht eine Kommunikation, die auch bidirektional gerichtet sein kann, mit anderen
Systemkomponenten.
Das Hauptziel bei der Entwicklung von kommunikationsfähigen Sensoren ist es, den Anpassungsaufwand an ein Schnittstellennetzwerk oder ein übergeordnetes Steuerungssystem so gering wie
möglich zu halten. Auf der Basis genormter Schnittstellen und von Kommunikationsprotokollen ist
es möglich, intelligente Sensoren problemlos mit Netzwerken zu verknüpfen. Mit ihnen läßt sich
der Installationsaufwand bei Meß- und Automatisierungssystemen deutlich verringern, da sie ein
aus der EDV bekanntes Vorgehen des "Plug and Play" ermöglichen. Zusätzlich läßt sich die
Intelligenz des Gesamtsystems dezentralisieren und Sensoren mehrfach für verschiedene
Steuerungsaufgaben nutzen [Sen99]. Ein Beispiel hierfür ist der Regensensor, wie er z. Z. in
einigen Automodellen eingesetzt wird. Die Information über die Regenmenge ist nicht nur für die
Steuerung der Scheibenwischintervalle notwendig, sondern kann auch für die Steuerung der Beleuchtung, des ABS (Anti-Blockier-System) usw. genutzt werden.
Für die Betrachtungen von Sensoren in der Betriebsphase wird in dieser Arbeit der Begriff des
Sensorsystems eingeschränkt. Die Einschränkung betrifft die digitale Signalverarbeitung und die
Kommunikationsschnittstelle. Beide wesentlichen Bestandteile eines "intelligenten" Sensorsystems
sind in Bezug auf die Testbarkeit ausführlich in der Arbeit von K. Damm [Dam98] behandelt
worden, so daß hier auf eine weitere Betrachtung verzichtet werden soll. In dieser Arbeit wird der
Begriff des Sensors als physikalischer Wandler ohne Auswerteelektronik definiert.
Bevor auf die Testkonzepte für intelligente Sensorsysteme eingegangen wird, erfolgt zuvor die
Beschreibung der Zuverlässigkeit und Qualitätssicherung und anschließend die Erläuterung der
Haupteinsatzgebiete und der grundlegenden Schaltungsstrukturen.
25
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
3.1 Einsatzgebiete von Sensorsystemen
Intelligente integrierte Sensorsysteme werden in der Kraftfahrzeugtechnik (45-50%), Haushaltstechnik (25-30%), dem Anlagen- und Maschinenbau (15-18%), der Nachrichten- und Datenelektronik (5-7%) und bei diversen Konsumgütern wie Foto- und Videoanwendungen (3-5%)
eingesetzt [Eig00]. Die Gründe hierfür liegen in gestiegenen Anforderungen an die Produkte und in
wirtschaftlichen und technischen Interessen. Aus technischer Sicht ist es möglich durch die verringerte Baugröße von Sensoren und den Einsatz von intelligenten Systemen, die eine Kommunikationsschnittstelle enthalten, Produkte durch den vermehrten Einsatz von Sensoren komfortabler,
sicherer und funktioneller zu gestalten. Die Zuverlässigkeit eines Sensors zu steigern, sowie die
Nutzungsdauer zu erhöhen sind Hauptziele bei der Entwicklung von intelligenten Sensoren.
Zusätzlich zu der Fähigkeit der Selbstdiagnose können intelligente Sensoren auch Funktionen der
Selbstkalibrierung und -adaption enthalten. Eine Selbstkalibrierung kann beispielsweise darin
bestehen, daß der Schaltpunkt bei binären Sensoren automatisch abgeglichen wird. Der Begriff der
Selbstadaption beschreibt die Fähigkeit der automatischen Anpassung an die gestellte Aufgabenstellung, dies führt bei der Inbetriebnahme von prozeßtechnischen Anlagen zu einer erhöhten
Flexibilität [Sen99]. Die Integration der beschriebenen Funktionalität wird aus wirtschaftlicher
Sicht möglich, weil die Anzahl der Transistoren, die auf einen Wafer prozessiert werden können,
kontinuierlich ansteigt, während die Kosten für einen Transistor abnehmen. Der Ansatz eines
integrierten, intelligenten Sensorsystems wird daher in Zukunft zunehmend bisherige Konzepte von
Sensorsystemen ersetzen [Tan95].
Die Auswirkung eines vermehrten Sensoreinsatzes ist im Kfz-Bereich in den letzten Jahren deutlich
zu erkennen [Mar95]. So verfügen moderne Fahrzeuge nicht nur über ein vielfältiges Sicherheitskonzept wie ein Antiblockiersystem (ABS), ein Fahrdynamikstabilisierungsprogramm, Abstandswarner usw. sondern auch über ein ressourcenschonendes Motorenmanagement [Hei98]. In Tabelle
3-1 sind die wichtigsten physikalischen Größen, für die Sensorik im Kfz benötigt wird, zusammengefaßt.
Abstand
Geschwindigkeitsregelung, Einparkhilfe
Beschleunigung
Airbag, automatisch ausfahrender Überrollbügel, Klopfregelung,
Rückhaltesysteme
Druck
Einspritzanlage, Fahrwerk, Motorsteuerung, Reifenkontrolle
Geschwindigkeit
Einspritzung, Motorsteuerung, Fahrdynamikregelung, Lenkung,
Lautstärkeregelung
Luftmasse
Einspritzanlage, Motorsteuerung
Position und
Drehzahl
ABS, Fahrdynamikregelung, Einspritzung, Motorsteuerung,
Fahrwerk, Sitz-, Fensterheber-, Schiebedach-Steuerung,
Klimaanlage
Sauerstoff
Geregelter Dreiwege-Katalysator
Sonstige:
Regenmenge, Kraftstoffqualität, Sonnensensor
Temperatur
Einspritzung, Motorsteuerung, Klimakontrolle
Tabelle 3-1: Physikalische Größen und Notwendigkeiten im Kfz
26
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
So liegt die Wertschöpfung der gesamten Elektronik in einem PKW heute bei 15% bis 20 %, wobei
die Tendenz weiter steigend ist (bis zu 30% in den nächsten Jahren). Dies zeigt sich u. a. daran, daß
heutige Diesel- und Ottomotoren schon bis zu 100 elektrische Kontakte besitzen, von denen 2/3 mit
Sensoren und 1/3 mit Aktoren verbunden sind. Hierbei ist zu erkennen, daß die Anzahl der
Sensoren im PKW oftmals von der Klassenzuordnung (Unter-, Mittel-, Oberklasse) abhängig ist.
Nur der Wert der Sensorik wurde im Durchschnitt auf etwa 250 € bis 400 € je Pkw für das Jahr
2000 beziffert [Bra97, Ill00].
In der Vergangenheit standen die Kosten und die Funktion im Vordergrund, heute wird hingegen
ergänzend Wert auf die Zuverlässigkeit und Ausfallsicherheit von Systemen gelegt. Um den
gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden, können die Systeme mit der Fähigkeit der Eigendiagnose erweitert oder redundant installiert werden [Bra97]. Verbindungen zwischen einzelnen
elektronischen Baugruppen erwiesen sich in der Vergangenheit oftmals als störungsanfällig. Die
Integration von sensorischen mit mikroelektronischen Komponenten hingegen erhöht die Zuverlässigkeit des Gesamtsystems, da die Anzahl der Schnitt- und Verbindungsstellen deutlich reduziert
wird [Mar95]. Sensoren werden oftmals, damit ihre Funktion die Erfassung einer chemischen oder
physikalischen Größe erfüllen kann, widrigen Umwelteinflüssen ausgesetzt. Diese Einflüsse wie
z.B. Erschütterungen, Temperatur und Feuchtigkeit stellen hohe Anforderungen an das Gehäuse des
Sensorsystems, da die empfindliche Mikroelektronik geschützt werden muß. Verkompliziert wird
der Verpackungsprozeß ("Packaging"), wenn das Gehäuse des Sensorsystems die eigentliche
sensorische Funktionalität nicht beeinflussen darf.
3.2 Qualität und Zuverlässigkeit eines Sensorsystems
In [Möl95, Bra97] werden für das Anwendungsgebiet von Mikrosensoren die folgenden
Anforderungen an Qualität und Zuverlässigkeit für ein Sensorsystem formuliert:
•
Erreichung eines sicheren Betriebszustandes bei Ausfall des Systems
•
Funktionsfähigkeit in einem Temperaturbereich von –40°C bis max. +150°C
•
Korrosionsbeständigkeit gegen Feuchte, Salznebel und Wasser
•
Unempfindlichkeit gegen Stöße, Vibrationen und Temperaturwechsel
•
Resistenz gegen Benzin, Öle und Ozon
•
Unempfindlichkeit gegenüber elektromagnetischen Störfeldern
Die formulierten anspruchsvollen Anforderungen haben die Einführung von Sensorsystemen im
Kfz-Bereich um mehrere Jahre im Gegensatz zum Einsatz in industriellen Anlagen verzögert
[Mar95]. Da Sensoren direkt einer "unwirtlichen" Umgebung ausgesetzt sind, ist ihre Zuverlässigkeit besonders kritisch zu sehen. In [Dam98] werden Störungen von Sensoren mit 45% aller
Unterbrechungen im Produktionsablauf einer Automatisierungsanlage in Zusammenhang gebracht.
Erst als zweites folgen Aktoren mit 35% aller Stillstände. Sowohl Sensoren als auch Aktoren z.B.
einer Automatisierungsanlage bilden die Verbindungen von der elektrischen Steuerung zu der
chemischen oder physikalischen Umgebung, daher ist es wahrscheinlicher das beide öfter zu einem
Ausfall führen als die übrigen Systeme wie die zugehörigen Rechner, Kabel und SchnittstellenKarten [Dam98]. Die erhöhte Ausfallwahrscheinlichkeit von Sensoren in einem Gesamtsystem
führt zu der Forderung nach einer zuverlässigen Methodik, Ausfälle sicher detektieren zu können.
Eine andere Möglichkeit ist, Sensorsysteme so zu entwickeln, daß sie eine geringere Ausfallwahrscheinlichkeit haben.
27
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
3.3 Aufbau eines intelligenten Sensorsystems
In diesem Abschnitt wird der Aufbau eines intelligenten integrierten Sensorsystems beschrieben
und auf die Probleme und Eigenarten bei der Diagnose und dem Selbsttest eingegangen. In Abb.
3-1 ist ein beispielhafter Aufbau eines solchen Sensorsystems dargestellt [Göp93].
Spannungsversorgung
Spannungsversorgung
biologische,
chemische und
physikalische
Größen
Meßfenster
Signalumformer
Signalverarbeitung
intelligente
Spezialelektronik
Abb. 3-1: Schematischer Aufbau eines intelligenten Sensorsystems
Ein Sensorsystem besteht aus einem Meßfenster und einem Signalumformer, beides stellt das
eigentliche Sensorelement dar. Das Meßfenster schränkt den Bereich, in dem die biologische,
chemische oder physikalische Größe variieren darf, ein. Größen innerhalb dieser Wertebereichsgrenzen können von dem Sensorelement erfaßt werden. Bei integrierten Sensoren ist oftmals die
Auswerteelektronik mit dem Sensorelement in ein Bauelement zusammengefaßt.
Welche Vorteile von einem solchen Sensorsystem zu erwarten sind, kann wie folgt zusammengefaßt werden [Olb94]:
•
Einfache Konfiguration des Systems mittels einer digitalen Schnittstelle
•
Reduzierter Installationsaufwand durch verteilte Prozessorsysteme
•
Erhöhte Leistungsfähigkeit durch integrierte Rechenleistung
•
Höhere Verfügbarkeit und Testbarkeit mittels internem Selbsttest
•
Erhöhte Diagnosefähigkeit durch zusätzliche Ausgabeinformationen
Die aufgeführten Vorteile der intelligenten Sensorsysteme sind nur implementierbar, wenn auch die
Komplexität des Systems zunehmen darf. Die Komplexität eines Systems beeinflußt die Anforderungen an die Testbarkeit eines Systems erheblich. Aus der Konzeption eines intelligenten Sensors
nach Abb. 3-1 ist ersichtlich, daß der Test für analoge und auch digitale Schaltungsteile ausgelegt
werden muß, da das System analoge (Signalverarbeitung) und digitale Komponenten (intelligente
Spezialelektronik) besitzt. Dieser Test muß ausführlich, schnell und kosteneffektiv die Funktion des
Sensorsystems überprüfen können.
Das zweite Problem ist die Zugänglichkeit eines komplexen Systems, da oftmals nur sehr wenige
Anschlüsse ("pins") die Kommunikationsschnittstelle des Systems bilden. Die spätere Testbarkeit
sollte daher schon beim Entwurf des Systems mit berücksichtigt werden (DFT).
28
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
3.3.1
Anforderungen an intelligente Sensorsysteme
Neue Anwendungen und Produkte aus den unter Abschnitt 3.1 angegebenen Bereichen stellen vielfältige Anforderungen an intelligente Sensorsysteme. Von diesen Anforderungen sollen hier einige
weitere kurz vorgestellt werden und dienen zur Ergänzung der generellen Anforderungen des Abschnitts 3.2.
Eine wesentliche Forderung an Anwendungen in sicherheitskritischen Bereichen ist eine erhöhte
Zuverlässigkeit des Sensorsystems. Dieser kann Rechnung getragen werden, indem geeignete integrierte Selbsttestfunktionen (BIST) und Diagnosefunktionen eingesetzt werden. Einhergehend mit
einer signifikant erhöhten Anzahl von Transistorfunktionen in einem intelligenten Sensorsystem
würde die Zuverlässigkeit ohne integrierte Selbsttestfunktionen abnehmen [Tan95]. Eine weitere
Forderung ist eine Toleranz gegenüber Abweichungsfehlern. Diese führt zu einer verlängerten
Zeitdauer zwischen dem Auftreten von Fehlern (MTBF). Die Integration von Zuverlässigkeitsindikatoren in dem Sensorsystem ist notwendig zur Diagnose und zur Fehlererkennung. Da Tests nach
der Produktion etwa den Faktor 10 teurer als die Produktionskosten sein können, entsteht auch aus
diesem Gesichtspunkt die Forderung nach einem Selbsttest, der einen schnellen, umfassenden und
kosteneffizienten Test nach der Produktion unterstützt oder ermöglicht. Eine weitere Forderung ist
die Erkennung von Alterungsprozessen, so daß die Austauschintervalle optimal (bestmögliche
Nutzungsdauer) gewählt werden können. Daher sind Indikatoren für die Zuverlässigkeit zu
entwickeln und in das System zu integrieren, so daß Alterungseffekte erkannt werden können. Eine
abschließende Forderung betrifft die Ausgabeinformationen des intelligenten Sensorsystems. Durch
die Implementierung von standardisierten Protokollen und Schnittstellen für Feldbussysteme in das
Sensorsystem ist es möglich, nicht nur die Sensorinformationen an ein übergeordnetes System zu
übertragen, sondern auch ergänzende Informationen mit zu übermitteln. Diese Informationen
können mit dem Zustand des Sensorsystems zusammenhängen oder in Form von Setup-/Kalibrierungs-Informationen das Sensorsystem an eine Meßsituation besser anpassen. Durch die Auswahl
einer standardisierten Kommunikationsschnittstelle wäre es ebenfalls denkbar, daß das Sensorsystems eines Herstellers durch ein System eines anderen Herstellers im Bedarfsfall ausgetauscht
werden könnte. [Rob93]
Damit alle Anforderungen erfüllt werden können und trotzdem eine flexible Anpassung des
Designs eines intelligenten Sensorsystems an die jeweilige Meßaufgabe gewährleistet werden kann,
ist z.B. eine Multichip-Lösung zu wählen [Olb94]. Diese Lösung ist besonders vorteilhaft, da so
jeder Fertigungsprozeß, ob für analoge, digitale oder mikromechanische Bausteine, optimal genutzt
werden kann. Der Aufbau einer Multichip-Lösung ist in Abb. 3-2 dargestellt, hierbei ist in Bezug
auf Abb. 3-1 speziell der Bereich der Spezialelektronik verfeinert unterteilt abgebildet.
29
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
Intelligentes Sensorsystem
Sensorelement
Controller (State Machine)
Digitale Signalverarbeitung
Analoge Signalverarbeitung
Selbsttest und
Diagnose
Setup Vorrichtung
Mikrocontroller
DiagnoseInterface
KontrollInterface
Steuer-Interface
von außen
KommunikationsInterface
Meßwert Auswertung
Abb. 3-2: Schema eines Multichip Sensorsystems [Olb94]
Vorgeschlagen wird ein Sensorsystem das aus einem Sensorelement, einem Auswerte-ASIC und
einem Mikrocontroller (µC) besteht. Das System ist durch die vorhandene Rechenleistung befähigt,
Selbsttest-, Diagnose-, Kalibrierungs- und Offset-Kompensationsfunktionen (Setup Vorrichtung) zu
übernehmen. Durch das Vorhandensein eines µC können ohne größeren Aufwand Feldbusfunktionen umgesetzt und RAMs bzw. EEPROMs angeschlossen werden. Diese Funktionalität ist nicht
ohne weiteres in einem ASIC zu realisieren [Alb88]. Sie ist aber notwendig, damit die geforderte
Flexibilität des Produktes gewährleistet ist und ermöglicht eine schnellere Umsetzung ("Rapid
Prototyping"). Zusätzlich kann sie, im Vergleich mit einer Einzelchip-Lösung, zu geringeren
Kosten führen [Olb94]. Ein Grund dafür, daß die Umsetzung in einen ASIC auch heute nicht immer
realisierbar ist, ist die oftmals gegebene Einschränkung des Fertigungsprozesses. Oftmals können in
einem Fertigungsprozeß nicht alle notwendigen Technologien anboten werden. Dies ist darin
begründet, daß aus Kosten- und Effektivitätsgründen Fertigungsprozesse für spezielle Baugruppen
optimiert werden, so daß sich andere Funktionalitäten nur eingeschränkt umsetzen lassen.
3.3.2
Selbsttest und Diagnose Strategien in Mikrosystemen
In diesem Abschnitt werden Verfahren zur Überprüfung der Funktion eines Sensorsystems kurz
dargestellt, hierbei liegt der Schwerpunkt auf den Selbstteststrategien. Strukturiert werden die verschiedenen Strategien wie in Abb. 3-3 dargestellt. Im Folgenden wird auf die einzelnen Blöcke
ausführlicher eingegangen, um einen umfassenden Überblick über die Möglichkeiten des Selbsttestes und der Diagnose geben zu können.
30
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
Selbsttest und Diagnose in Mikrosystemen
Zuverlässigkeitsindikatoren
Redundanz
Hardware
BIST
System
Test
Funktioneller
Test
Abb. 3-3: Ansätze für Selbsttest und Diagnose
Folgende Zuverlässigkeitsindikatoren werden in der Literatur [Olb94a] genannt:
•
•
•
•
•
Rauschmessung
Temperaturmessung
Versorgungsstrom (Iddq,d,t)
Stromdetektion zum Erkennen von open/short-Defekten
Frequenzverlauf, Oszillation
Als Zuverlässigkeitsindikatoren können die Temperatur auf dem Chip, zufällige Stromschwankungen (Rauschen), der Versorgungsstrom, sowohl in der Ruhephase (Iddq) als auch in der
Betriebsphase oder der Offset-Drift des Sensors gemessen werden. Unter Verwendung von
Zuverlässigkeitsindikatoren können Alterungseffekte des Systems festgestellt werden. Hierbei sind
aber nicht alle Zuverlässigkeitsindikatoren für eine "on-chip" Diagnose geeignet sind, da sie
signifikant Chipfläche benötigen oder die Komplexität der Prozeßfolgen bei der Herstellung
erhöhen.
Ein Ansatz für die Rauschmessung an PN-Übergängen wird in [Hur98] beschrieben. Es wird davon
ausgegangen, daß es neben dem Eigenrauschen (thermisches Rauschen) auch andere Rauschquellen
gibt. Diese zusätzlichen Quellen enthalten Prozeßinformationen und können Strukturdefekte
kennzeichnen, allerdings ist eine Rauschanalyse nicht trivial und bedarf einer Vielzahl an Untersuchungen bezüglich des Herstellungsprozesses.
Durch die Zunahme an Transistoren pro Chip und die steigenden Taktraten ist die Temperaturmessung auf dem Chip als Zuverlässigkeitsindikator immer wichtiger geworden. Durch die gestiegene Integration kann es zu lokalen Überhitzungen auf dem IC kommen, ein Lösungsansatz zur
Temperaturüberwachung wird in [Chi00] für einen PowerPC™-Prozessor1 vorgestellt. Bei diesem
Ansatz wird ein gemessener Temperaturwert mit einem einstellbaren Wert verglichen, überschreitet
der Temperaturwert den maximal zulässigen Wert, so wird dies dem Prozessor über ein InterruptSignal mitgeteilt.
Die Messung des Versorgungsstromes (dynamisch oder statisch) ist ein bewährtes Verfahren, die
Zuverlässigkeit einer Schaltung festzustellen. Durch die Aufzeichnung des dynamischen
Versorgungsstromes (IDDD) ist es möglich, Signaturen zu erstellen, die für eine Zuverlässigkeitsanalyse genutzt werden können. In [Bra93] wird vorgeschlagen, daß der maximal zulässige
Ruhestrom bei etwa 5% des Versorgungsstromes in der Betriebsphase liegen sollte. Untersucht
1
PowerPC ist ein eingetragenes Warenzeichen der Firma Apple Computer Inc.
31
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
wurde die Stromaufnahme eines CMOS Operationsverstärkers. Eine Untersuchung der Testeigenschaften des momentanen Stromflusses (transient supply current) [Bin94] und des Testverfahrens
wird am Beispiel eines Audio-Signal-Prozessors in [Bin96] dargestellt.
Eine spezielle Art der Frequenzganguntersuchung wird in [Ara97] vorgestellt. Als Testverfahren
wird vorgeschlagen eine analoge oder Mixed-Signal Schaltung während der Testphase in eine
Oszillatorstruktur umzuwandeln. Fehler in der zu untersuchenden Schaltung, so hat sich gezeigt,
verändern die Oszillationsfrequenz, so daß eine einfache Detektion möglich ist. Anwendbar ist die
Methodik auf Verstärkerschaltungen, Operationsverstärker, Komparatoren, Schmitt-Trigger, Filter,
Spannungsreferenzquellen, PLL-Schleifen und Oszillatoren.
Verschiedenste Formen von Redundanzen werden in sicherheitskritischen Anwendungen wie in der
Nuklear-, Luftfahrt- oder Raumfahrttechnik verwendet. Folgende Redundanzen können eingesetzt
werden:
•
•
•
•
Zeitredundanz
Mehrfache Hardware-Auslegung
Analytische Redundanz
Informelle Redundanz
– Paritätsüberprüfung
– Fehlererkennende Kodes
– Fehlerkorrigierende Kodes
Eine zeitliche Redundanz ist dann gegeben, wenn zuerst ein Meßwert aufgenommen, dann der
Sensor durch ein Referenzelement ersetzt, die Systemausgangsgröße mit einem Erwartungswert
verglichen und nachfolgend wieder ein Meßwert aufgenommen und mit dem ersten Meßwert
verglichen wird.
Eine mehrfache Hardwareauslegung wird in Bereichen eingesetzt, wo Kostenaspekte gegenüber der
Sicherheit oder Zuverlässigkeit eine untergeordnete Rolle spielen, wie in der Luft- und Raumfahrttechnik oder industriellen Nukleartechnik [Olb94].
Nach [Qin00] können Diagnosemethoden zur Fehlererkennung in Steuerungssystemen auf zwei
Arten realisiert werden, als physikalische Redundanz (Hardware) oder als analytische Redundanz.
Der Vorteil der analytischen Redundanz ist, daß keine zusätzliche Hardware benötigt wird. Vorausgesetzt wird hierbei, daß die vorhandenen Systeme über ausreichende Rechenleistung und Speichervermögen verfügen. Da diese Form der Redundanz auf Diagnosealgorithmen basiert, kann sie als
Software-Lösung verstanden werden.
Informelle Redundanz wird in vielfältigen Formen in digitalen datentechnischen Systemen
verwendet. Zur Darstellung einer Information bedarf es einer bestimmten Anzahl von Datenbits.
Wird nun diese Anzahl erweitert (Redundanz), so ist es möglich Fehler zu erkennen oder sogar zu
korrigieren. Ein Maß hierfür ist die Hamming-Distanz, die angibt um wie viele Stellen sich
benachbarte Codewörter unterscheiden. Beträgt diese Distanz mehr als 1 so ist eine Fehlererkennung für Einzelfehler möglich, bei mehr als zwei können diese Fehler korrigiert werden. Die
einfachste Form einer Redundanz ist das Anhängen eines Paritätsbits, hierbei wird die Quersumme
des Datenwortes gebildet. Die Parität kann sowohl gerade als auch ungerade gewählt werden
[Per92].
32
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
Einige Formen des schaltungstechnischen BIST (Hardware BIST) die aus dem Bereich der VLSISchaltungen kommen, sind auch für Bereiche der Sensorsysteme geeignet. Ein Hardware BIST ist
auf verschiedene Arten möglich, mit:
•
•
•
•
•
Zufallszahlengeneratoren für binäre Sequenzen (pseudozufällig)
Generierung definierter Testmuster (z.B. Rampenfunktionsverläufe)
Wobbelgenerator zur Frequenzgangprüfung
Selbstüberprüfungsschaltungen ("self checker")
Testgerechter Entwurf (DFT)
– Scan Path IEEE 1149.1 (digital)
– Scan Path IEEE 1149.4 (Mixed-Signal)
Zum Test von analogen Bestandteilen in Mixed-Signal Schaltungen wird in [Str97] ein Testmustergenerator vorgeschlagen, der sowohl pseudozufällige Testmuster, wie auch feste Testmusterstrukturen (Rampenfunktionen) generieren kann und eine Frequenzgangprüfung (Wobbelgenerator)
ermöglicht. Eine Untersuchung über die Qualität von Zufallstestmustern für Mixed-Signal-Schaltungen ist in [Pan97] beschrieben, dort beziehen sich die Untersuchungen auf lineare zeitinvariante
Systeme (LTI). Für die Generierung von Signaturen wird eine Kreuz-Korrelations-Funktion verwendet, die die Systemeingangsgröße mit der Systemausgangsantwort verknüpft.
Durch die Integration von "Scan Path"-Strukturen ist eine Überprüfung einer Schaltung in der
Betriebsphase möglich. In [Mar97] wird eine Temperaturüberwachung vorgestellt, die einen
Temperatursensor mit einer variablen Ausgangsfrequenz nutzt. Die Ausgangsgröße, ein variabler
Bitstrom, wird in eine bestehende "Boundary Scan" Kette (IEEE 1149.1) eingefügt. Mit der
Verabschiedung des Standard mit der Bezeichnung "IEEE1149.4" gibt es nun die Möglichkeit das
"Boundary Scan"-Verfahren auch direkt für analoge und Mixed-Signal Schaltungen zu verwenden.
Das bisherige "Boundary Scan" Verfahren wurde mit zwei analogen Leitungen und analogen
"Boundary" Modulen (ABM) erweitert. Die bisherige Schnittstelle (TAP Test Access Port) blieb
ebenso, wie die Grundfunktionen ("bypass", "sample/preload", "extest" und "probe") erhalten
[Oss00].
Ebenso existieren Lösungsansätze für eine funktionale Überprüfung des Sensorsystems, die das
System in Sensortest-Modi schalten oder Referenzelemente verwenden.
•
•
Referenzelemente
Testmodus für die Sensorüberprüfung
Lösungsansätze die Referenzelemente oder einen Testmodus zur Überprüfung von Sensoren verwenden werden in Abschnitt 5 ausführlich dargestellt.
Ein Systemtest kann hierarchisch strukturiert sein. Hierbei wird zuerst die zentrale Steuereinheit
überprüft und im Anschluß daran alle untergeordneten Sensor- und Aktorsysteme. Für einen
Systemtest existieren z.B. die nachfolgend aufgeführten Überprüfungsmöglichkeiten.
•
•
•
•
•
•
Statistische Auswertung
Überprüfung der Umgebung
Selbsttest durch wiederholte Konfiguration
Autokorrelationsfunktionen
FFT (Fast Fourier Transformation)
Speicherung vorheriger Werte
33
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
Die untergeordneten Systeme müssen befähigt sein, sich selbstständig zu testen und die Meß- oder
Analysewerte mit erwarteten Werten zu vergleichen. Dies ermöglicht eine Diagnose mit einem
Informationsaustausch durch die Systemhierarchie. Vorteilhaft bei diesem Ansatz ist, daß er eine
Konfiguration ("setup") und Programmierung einfach möglicht.
In [Man99] wird ein Diagnosesystem zur Überprüfung eines Kühlsystems für einen Automotor
beschrieben. Aus den Meßwerten des Kühlmitteldrucks und der -temperatur kann die Ursache für
eine Betriebsstörung ermittelt werden. Hierfür wird der Verlauf beider Kennwerte statistisch
bewertet, so daß abrupte Fehler im Kühlsystem erkannt werden können. Diese Vorgehensweise
setzt voraus, daß zur Schaffung der statistischen Grundlage eine große Anzahl an möglichen
Fehlerwirkungen untersucht werden muß, damit eine aktuelle Veränderung der Meßwerte einem
Datensatz zugeordnet werden kann. Der Vorteil der Methodik liegt in der exakten Vorhersagbarkeit
des Fehlerortes, so daß eine Instandsetzung kostengünstig realisiert werden kann.
Ein Vorschlag eines Selbsttests für Mixed-Signal-Schaltungen durch sich wiederholende Konfiguration wird in [Lec99] beschrieben. Ausgehend vom Ansatz, daß zur Überprüfung der Linearität
eines Analog-Digital-Konverters und einer automatischen Verstärkungsanpassung (AGC) ähnliche
Funktionen benötigt werden, wird gezeigt, wie durch eine veränderte Konfiguration von
Schaltungskomponenten beide Elemente getestet werden können. Die Vorteile der Anwendung
einer wiederholten Konfiguration sind ein einfacher Testerzugriff von außen, Kompatibilität zur
Testschnittstelle nach IEEE 1149.1, minimaler zusätzlicher Flächenbedarf und ein einfaches
Testresultat ("pass/fail") bei gleich bleibender Testqualität. In [Lee97] wird das Konzept eines
wieder konfigurierbaren Datenkonverters vorgestellt, der als AD/DA-Wandler und Rauschgenerator
(rosa Rauschen). Diese Signale sind allerdings nur für digitale Schaltungsteile verfügbar. Die
Schaltung wird von außen mittels eines FPGAs über Steuersignale konfiguriert.
Die Verwendung der FFT auf das Ausgangssignal einer Schaltung hat den Vorteil, daß ein um den
Faktor 10–20 beschleunigter Test möglich ist, da nur Signalstärken und Phasenbeziehungen des
analogen Ausgangssignals des Systems in Bezug auf das Eingangssignal untersucht werden.
[Hur98].
Eine Ausnutzung der Kenntnis der zeitlich vorher gemessenen Werte wird in [Fis00] verwendet.
Die Eigenschaft eines Systems, daß zeitlich folgende Werte wertmäßig entsprechend benachbart
sein müssen, bedingt durch die Dynamik eines Sensors der Änderung z.B. einer physikalischen
Umgebung folgen zu können, eignet sich zur Erkennung eines Fehlverhaltens.
3.4 Selbsttestverfahren für integrierte Sensorsysteme
Verschiedene Arten für einen Selbsttest und zur Diagnose sind in intelligenten Sensorsystemen
möglich. Die verschiedenen Möglichkeiten sind in Abb. 3-4 dargestellt. Bei dieser Einteilung
bezieht sich Online auf Betriebsarten, bei denen die Schaltungsstruktur erhalten bleibt und der
Meßvorgang nicht unterbrochen wird. Das Gesamtsystem wird nicht zu Testzwecken verändert. Für
Offline Tests wird hingegen eine Umstrukturierung des Systems oder ein Verlassen der
Betriebsphase zur Durchführung eines Tests vorgenommen.
34
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
Kontinuierlich
Online
Periodisch
Möglichkeiten eines
Selbsttests für
intelligente
Sensorsysteme
Während des
Einschaltvorgangs
Offline
Periodisch
Abb. 3-4: Anwendungsarten von Selbsttests für Sensorsysteme
Die bisher beschriebenen Diagnose- und Testverfahren können als integrierte oder externe Lösungen verwendet werden. Für die Testverfahren sind die Vor- und Nachteile wie in Tabelle 3-2
dargestellt in [Ric95] zusammengefaßt worden.
Integrierter (Selbst-) Test
Externer Test
+ schnellere Testausführung
- höhere Testzeitdauer
+ Online-Test ist möglich
- nur für Fertigungstests
- hoher Flächenbedarf
- Zugriff auf interne Schaltungsknoten schwierig
- beschränkt auf einfache Messungen
+ Komplexe Messungen und Auswertungen
möglich
- höhere Kosten für die Designfertigstellung
- ansteigende Testkosten
+ nur "einfaches" ATE erforderlich
- spezialisiertes ATE notwendig
+ robuste Messungen durch die direkte Nähe
möglich
- parasitäre Kapazitäten
- Probleme mit Rauschpegeln
Tabelle 3-2: Vor- und Nachteile des internen und externen Tests
Um diese Testverfahren klassifizieren zu können, werden sie in Online- und Offline-Testverfahren
unterteilt.
3.4.1
Offline Selbsttestverfahren
Ein integriertes intelligentes Sensorsystem besteht aus verschiedensten Teilkomponenten (siehe
Abb. 3-1, Abb. 3-2), die zum Teil für einen Selbsttest genutzt werden können. In [Tan95] wird eine
Methodik vorgestellt, wie ein Sensorsystem mit einer Vielzahl von Schaltern (z.B. Transmission
Gates) ergänzt werden sollte, damit Schaltungsteile so umkonfiguriert werden können, daß die
Fähigkeit zum Selbsttest oder zur Selbstkalibrierung entsteht. So wird die Funktionalität eines inte35
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
grierten Digital-/Analogkonverters genutzt, eine Testspannung (Überprüfung der Verstärkung und
Linearität der AD/DA-Wandler) oder Offset-Spannung (Kalibrier-Modus) zu generieren. Diese
wiederholte Konfiguration einiger Schaltungskomponenten kann sowohl während des Einschaltvorganges, als auch periodisch erfolgen.
Die Untersuchung des Versorgungsstromes in der Betriebs- oder Ruhephase ist ein vielfach
angewendetes Testverfahren für integrierte Schaltungen [Aai94, Kil99, Lin98, Man99]. Angewendet wird es hauptsächlich für digitale Schaltungsteile, wobei in neuerer Zeit die Eignung auch für
analoge Schaltungsteile untersucht wird. Bei der digitalen Schaltungstechnik (CMOS) fließt in der
Ruhephase (kein Takt) nur ein sehr kleiner Sperrstrom, da durch den komplementären Aufbau der
Logiken immer ein Transistor sperrt. Eine Fehlererkennung ist möglich, wenn sich Defekte so
auswirken, daß ein signifikanter Querstrom entsteht, der deutlich größer als der Sperrstrom ist. Für
analoge Schaltungsteile ist die Definition einer Ruhephase nicht möglich, da abhängig vom
Arbeitspunkt der Schaltung immer ein signifikanter Strom fließt. Die Methodiken der Strommessungen (Iddq, Iddd) können nur dann angewendet werden, wenn die Transistoren aus dem
Kennlinienbereich, der durch den Arbeitspunkt festgelegt wird, verschoben werden können, da sich
bei analogen CMOS-Schaltungen die meisten Transistoren, in der Betriebsphase, im Sättigungsbereich befinden. Möglich ist dies durch eine Variation der Versorgungsspannung [Kil99].
Abhängig von der Höhe der Versorgungsspannung befindet sich, bei der Betrachtung eines MOSTransistors, dieser im Anlauf- (Widerstandsbereich), Sättigungs- oder Abschnürbereich. Abhängig
von der Versorgungsspannung steigt so die Empfindlichkeit der Schaltung, so daß sich Defekte
deutlicher in einer Veränderung des Versorgungsstromes bemerkbar machen. Die Variation der
Versorgungsspannung führt so zu einer erhöhten Fehlererkennungsrate, im Vergleich zu der Rate
bei konstanter Versorgungsspannung in der Betriebsphase. Bei dem in [Kil99] dargestellten
Beispiel einer PLL-Regelungsschleife erhöhte sich die Fehlererkennung signifikant von 73% auf
80%.
3.4.2
Online Testverfahren
Ein einfaches aber auch flächenintensives Selbsttestverfahren ist die redundante Auslegung einer
Schaltung mit nachfolgendem Komparator. Hierbei können das gesamte System wie auch nur Teile
davon mehrfach ausgelegt werden. Für digitale Schaltungen wird dieser Ansatz in [Gös93]
vorgestellt, hierbei wird die eigentliche Schaltung (DUT) doppelt ausgelegt. Beide Schaltungsteile
werden durch parallel geschaltete Eingänge gespeist und die Ausgangswerte Y1 und Y2 über eine
XOR-Verknüpfung bewertet.
36
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
Sind die Ausgangswerte beider Schaltungsteile identisch, so ist das Resultat der Komparators Null.
Der schematische Aufbau des Testverfahrens ist nachfolgend dargestellt (Abb. 3-5).
Y1
DUT
digital
X
Y2
DUT
digital
KOMPARATOR
Fehler
(XOR)
Abb. 3-5: Selbsttest von digitalen Schaltungen
Um dieses Prinzip auch für analoge Schaltungen nutzen zu können, bedarf es eines anderen
Komparators, da die Ausgangssignale mehr als nur zwei diskrete Signalpegel enthalten können
(Abb. 3-6). Problematisch ist bei analogen Schaltungen außerdem, daß auch zwei identische
Schaltungen (CUT) geringfügig unterschiedliche Ausgangssignale liefern, so daß eine Überprüfung
auf Identität zu einer unwahren Fehleraussage kommen würde. Um dies zu verhindern wird ein
Gültigkeitsbereich (Tol) definiert, der angibt in wieweit beide Ausgangssignale Y1 und Y2
differieren dürfen. Der Vergleich wird dann mit einem Subtrahierer durchgeführt, wo bei die
Differenz den definierten Gültigkeitsbereich nicht überschreiten darf. Ein Überschreiten wird als
Fehlerdetektion gewertet.
Y1
CUT
analog
X
+
CUT
analog
Y2
| Y1 - Y2 | > Tol
-
Abb. 3-6: Selbsttest von analogen Schaltungen
Durch die eingesetzte Redundanz ist der Flächenverbrauch sehr groß, so daß neuere Ansätze entwickelt worden sind den Schaltungsaufwand zu reduzieren. In [Lub95] wird ein Ansatz für vollständig
differentielle analoge Schaltungen vorgestellt, der ohne die vorherige Redundanz auskommt. Ausgehend von dem Ansatz, daß ein Defekt zu einer Störung der differentiellen Signale führt und so die
Balance zwischen den Signalen stört, wurde ein sehr kompakter analoger Komparator entwickelt. In
[Kol95] wird dieser Ansatz unter Verwendung eines Fensterkomparators verfolgt, da auch bei
vollständig differentiellen analogen Schaltungen wie bei der redundanten Auslegung gilt, daß
geringe Abweichungen zwischen den Ausgangssignalen (Absolutwerte) schaltungstechnisch
bedingt sind. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die Redundanz einer zu testenden
Schaltung nur durch einen differentiellen Ansatz der Schaltungsauslegung vermieden werden kann.
37
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
3.4.3
Testverfahren für integrierte Sensorsysteme in der Betriebsphase
Nach der Beschreibung allgemeiner Test- und Diagnoseverfahren und der Unterscheidung der
Testverfahren in Online- oder Offline-Betriebsarten werden in diesem Abschnitt Testverfahren
vorgestellt, die einen Test in der Betriebsphase für integrierte Sensorsysteme ermöglichen. Hierbei
werden nur Testverfahren dargestellt, die eine interne Umsetzung bedingen. Externe Testverfahren,
benötigen entweder zusätzliche Zugänge (Kontakte) zu dem integrierten Sensorsystem oder bei
Vorhandensein einer Kommunikationsschnittstelle eine aufwendigere integrierte Steuerung (Testund Kommunikationskontroller).
Unter der Annahme, daß sich viele Defekte dauerhaft auf eine Schaltung auswirken, im Gegensatz
zu Fehlern auf dem Übertragungskanal zwischen Sensorsystem und übergeordnete Systemen, ist es
oftmals ausreichend einen Test des Systems periodisch auszuführen. Auf den Test des Übertragungskanals und der digitalen Schaltungsteile soll hier nicht weiter eingegangen werden, da diese
Problematik ausführlich in der Dissertation von K. Damm [Dam98] beschrieben wurde. Die dauerhafte Auswirkung von Defekten und der daraus resultierenden Fehler erlaubt es, eine Meßwerterfassung und einen Test des Sensorsystems in kurzen Zyklen durchzuführen. Die Zykluslänge, die
Mikrosekunden oder Sekunden betragen kann, wird hierbei von der Dynamik des Sensors, der
Auswerteelektronik und des Testverfahrens bestimmt.
Die Methodiken für einen Selbsttest lassen sich grob in zwei Kategorien aufteilen, der
Versorgungsstrom- und der Ausgangsspannungsanalyse. Die Verfahren der Versorgungsstromuntersuchung lassen sich feiner, wie in Abschnitt 3.4.3.1 dargestellt, unterteilen. Die
Ausgangsspannungsanalyse basiert auf der Erzeugung von bestimmten Teststimulierungen und
deren Auswertung in Form einer Signaturanalyse und wird im Abschnitt 3.4.3.3 detaillierter
beschrieben. Unabhängig von der gewählten Methodik sollte das Ziel sein, den Schaltungsaufwand
für den Selbsttest möglichst gering zu halten. Dies kann durch eine redundante Verwendung der
Testmittel für beide Domänen (analog/digital) erreicht werden. Aus diesem Ziel kann eine DFTRichtlinie abgeleitet werden, da durch eine geeignete Auswahl der Bestandteile eines Systems ein
Selbsttest z.B. durch wiederholte Konfiguration (Abschnitt 3.4.1) ermöglicht werden kann.
Für Anwendungsbereiche, bei denen ein periodischer Selbsttest ausreichend ist, hat sich gezeigt,
daß Testverfahren, die eine Stimulierung und Signaturanalyse beinhalten bessere Fehlererkennungseigenschaften zeigten, als Verfahren, die passiv arbeiten (z.B. Iddq). Die bisher bekannten Testverfahren für die analoge Signalverarbeitung und das Sensorelement sollen in den folgenden
Abschnitten ausführlicher beschrieben werden.
3.4.3.1 Meßverfahren für den Versorgungsstrom
Die Versorgungsstrommessung, die heute ein fester Bestandteil beim Test digitaler Schaltungen ist,
wurde auch für analoge Schaltungen untersucht. Prinzipiell kann eine Versorgungsstrommessung,
wie nachfolgend dargestellt, vorgenommen werden.
38
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
Teststimululierung
U/V
VDD
IDDq-Test
Differenz-
R
verstärker
t/s
U/V
Testantwort
IDDq,d,t
IDDd-Test
DUT
Teststimulus
t/s
U/V
Last
IDDt-Test
t/s
Abb. 3-7: Stimulierung bei der Versorgungsstrommessung [Dam98]
Im Gegensatz zu digitalen Schaltungen ist ein Ruhestromtest (Iddq) für viele analoge Schaltungen
nicht geeignet. Ursächlich hierfür sind Bauelemente (Kapazitäten und Induktivitäten) die bei einem
statischen Betriebszustand keine oder nur eine geringe funktionale Auswirkung haben. Eine
Kapazität wirkt bei statischer Ansteuerung wie eine Unterbrechung, eine Induktivität wie ein
geringer Widerstand, beide können die Struktur der Schaltung somit beeinflussen. Um diese
Elemente testen zu können, bedarf es einer dynamischen Ansteuerung. Für den Test analoger
Schaltungen sind daher dynamische Stromtestverfahren entwickelt worden (Iddd und Iddt) [AlQ95,
Ric95a].
Während bei der Iddd -Methode die zu untersuchende Schaltung (DUT oder CUT) dynamisch
angeregt wird, erfolgt bei der Iddt -Methode eine transiente Anregung (Abb. 3-7). Entscheidend ist
hierbei, daß die transiente Erregung mit z.B. einer konstanten Spannung erfolgt, dies erlaubt die
Analyse der resultierenden Sprungantwort an dem Ausgang bzw. den Ausgängen des Systems.
Gemeinsam ist beiden Verfahren, daß dynamische Stromsensoren zur Messung des Versorgungsstromes verwendet werden müssen.
VDD
VDD
VDD
R: Widerstand
C: Kapazität
r
T: Transistor
CUT
VSS
R-Sensor
CUT
CUT
VSS
VSS
C-Sensor
T-Sensor
Abb. 3-8: Generelle Prinzipien von Built-In-Current-Sensoren (BICS) [Mai98]
39
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
Einige Vorschläge zur Realisierung von integrierten Stromsensoren sind in [Mai98, Hat98, Seg94,
Lee98] dargestellt worden. Das eigentliche Strommeßverfahren kann in drei Kategorien unterteilt
werden (abhängig von dem gewählten Sensorelement). Als Sensorelemente werden oftmals
Widerstände, Kapazitäten und Transistoren eingesetzt. In Abb. 3-8 werden drei generelle Prinzipien
von BICS gegenübergestellt.
Hierbei wurde der Sensor beispielhaft in einen positiven Versorgungspfad eingesetzt. Jeder der
Stromsensoren kann aber gegebenenfalls, je nach Strommeßmethode, in jeden beliebigen Pfad einer
Schaltung eingesetzt werden. Jedoch sind hierbei Beeinflussungen durch den BICS möglich, da sie
eine kapazitive und/oder ohmsche Last an dem zu untersuchenden Pfad oder Schaltungsknoten
darstellen können.
Der linke Stromsensor (Abb. 3-8) verwendet als Sensorelement einen Widerstand (R), der z.B. aus
einem parasitären Widerstand einer Verbindungsleitung besteht. Diese Widerstände haben oftmals
einen Widerstandswert von 1 bis 10 Ohm, damit der Spannungsabfall durch das Sensorelement
minimal bleibt (max. 1% der Versorgungsspannung). Der Vorteil dieses Sensors ist, daß für das
Sensorelement keine oder nur eine geringe zusätzliche Chipfläche bei einer integrierten Lösung
benötigt wird.
3.4.3.2 Klassifizierung der BICS
Die Meßmethodik der BICS kann je nach Strommessung als direkt oder indirekt klassifiziert
werden. Die direkte Methode basiert auf dem Vergleich des gemessenen Stromes mit einem
Referenzwert. Bei den indirekt arbeitenden Verfahren erfolgt eine Konvertierung des gemessenen
Stroms in eine andere Größe.
Üblicherweise werden zur Bestimmung des Stroms ohmsche Widerstände eingesetzt, deren
Spannungsabfall proportional zum Strom ist. Transistoren können ebenfalls zur Strommessung
eingesetzt werden, wenn sie im linearen Bereich betrieben werden. Ihre starke Temperaturabhängigkeit ist jedoch zu berücksichtigen (siehe Abschnitt 5.5.1). Nichtlineare Sensorelemente wie
z.B. Dioden finden Verwendung, wenn ein größerer Meßbereich notwendig ist. Der nichtlineare
Kennlinienverlauf (U/I) bewirkt, daß eine große Stromänderung nur zu einer kleinen
Spannungsänderung führt. Diese Eigenschaft, die als Kompression bezeichnet werden kann, führt
aber auch zu einer Verschlechterung des Auflösungsvermögens des Stromsensors.
In der folgenden Tabelle 3-3 sind die vorgestellten Stromsensoren (BICS) abhängig vom
Meßverfahren aufgeführt:
Klassifizierung
Beschreibung
Direkt
I-I direkt Vergleich
Indirekt
I → V oder I → t Konvertierung
Linear
lineares Sensorelement
Nichtlinear
nichtlineares Sensorelement
Kombination
alle angegeben Möglichkeiten
Tabelle 3-3: BICS Klassifizierung[Mai98]
40
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
3.4.3.3 Ausgangsspannungsanalyse
Das erste Verfahren zum Test eines analogen Schaltungsteils unter Verwendung von Funktionselementen einer digitalen BIST-Struktur ist in [Ohl89] vorgestellt worden. Angewendet wird eine
Signaturanalyse, unter Verwendung eines rückgekoppelten Schieberegisters (LFSR), wie sie bei
digitalen Schaltungsteilen üblich ist. Das Prinzip dieses Selbsttestverfahrens ist in Abb. 3-9
veranschaulicht. Zur Durchführung des Testverfahrens werden als zusätzliche Schaltungselemente
ein analoger Multiplexer und ein HTSG benötigt. Der HTSG dient zur analogen Teststimulationserzeugung und setzt sich aus einem DA-Wandler zusammen, der z.B. mit einem LFSR oder einem
Zähler digital angesteuert wird. Die generierten Teststimulierungen werden über analoge Multiplexer (AMUX) an die zu testende Schaltung angelegt, hierbei werden die Eingänge des CUT
während der Testphase von den Pins getrennt. Für die Testauswertung werden die Ausgangssignalfolgen der zu testenden Schaltung mit Hilfe eines AD-Wandlers in digitale Werte transformiert und
können dann z.B. über ein BILBO-Register in eine aus dem Bereich des BIST digitaler Schaltungen
bekannte Signatur umgewandelt werden.
Analog
Pin
AMUX
CUT (analog)
Digital
Signatur-
ADWandler
analyse
Teststeuerung
/-auswertung
DAWandler
LFSR
HTSG
Abb. 3-9: Hybrider Selbsttest (HBIST)
Vorteilhaft ist bei dieser Methode, daß die digitalen Komponenten wie linear rückgekoppelte
Schieberegister und BILBOs gleichzeitig auch zum Test der digitalen Komponenten verwendet
werden können. Durch die Möglichkeit der wiederholten Konfiguration der BIST-Strukturen läßt
sich dieses Verfahren Domänen übergreifend einsetzen, bei gleichzeitig geringer Redundanz. Der
Einfluß des Testverfahrens beschränkt sich auf die Verzögerung des Signalpfades, die durch das
Hinzufügen des AMUX in den Signalpfad bedingt ist.
Da der analogen Signalverarbeitung oftmals ein A/D-Wandler nachgeschaltet ist, womit Teile der
erforderlichen Schaltungsstruktur schon vorhanden sind, ist eine Anwendung des Testverfahrens
bei integrierten Sensoren effektiv implementierbar. Dieser Ansatz war Ausgangspunkt für eine
Weiterentwicklung des Testverfahrens für integrierte Sensorsysteme. Dieses Testverfahren, welches
das Sensorelement in den Test mit einschließt wird in [Dam98] vorgestellt. Basierend auf diesem
Testverfahren wurden im Rahmen dieser Dissertation Untersuchungen durchgeführt, die Grenzen
des Verfahrens aufzeigen und Ansätze zur Erweiterung zeigen (siehe Abschnitt 5). Das an-
41
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
schließend näher beschriebene Testverfahren berücksichtigt die besonderen Randbedingungen von
integrierten Sensoren, die erheblich von analogen Schaltungsteilen ohne Sensorik abweichen.
Folgende Randbedingungen bestimmen die Testmethodik für integrierte Sensoren:
•
Eine festgelegte Stimulierung mit einer genau bekannten Meßgröße während des Selbsttests ist
nicht realisierbar, da der dauerhafte Einfluß der Meßgröße auf das Sensorelement nicht
eliminiert werden kann.
•
Die Generierung von Stimulierungen für das Sensorelement in der entsprechenden physikalischen oder chemischen Größe auf dem Sensorchip ist nur mit großen Einschränkungen
möglich. Um ein definiertes Umfeld zu schaffen, wäre eine Aktorik notwendig, die eine
Beeinflussung der physikalischen oder chemischen Umgebung gewährleisten kann.
•
Verwendet der Sensor als Grundlage für das Meßprinzip eine elektrische Stimulierung, so ist
eine Teststimulierung durch die Variation dieser Größe oftmals realisierbar. Es werden dann
Schaltungsteile vorgesehen, die eine definierte Manipulation der elektrischen Stimulierung
ermöglichen. Da der Einfluß der physikalischen oder chemischen Umgebung nicht zu
eliminieren ist, sind Einschränkungen bei der Qualität des Testes zu erwarten. Es wird hierbei
angenommen, daß während der Testphase die Meßgröße näherungsweise konstant ist.
Die Untersuchung verschiedenster Konzepte von integrierten Sensoren und die Untersuchung zur
Stimulierungserzeugung und der Auswirkung der Stimuli auf das Ausgangssignal von integrierten
Sensoren ergab die folgenden verallgemeinerten Voraussetzungen bezüglich der Stimulierbarkeit
[Dam98]. Eine Stimulierung des integrierten Sensors ist demnach nur möglich, wenn folgende
Rahmenbedingungen erfüllt sind:
•
Vorhandensein eines Hauptsignalpfades, der über das Sensorelement und die analoge Signalverarbeitung zum AD-Wandler führt
•
Schaltungsknoten die Bestandteil des Hauptsignalpfades sind und an denen Referenzsignale
angelegt werden können, z.B. Brückenspannung bei Sensorbrücken
•
Die Übertragungsfunktion (Ausgangssignal in Abhängigkeit der Meßgröße) des Sensors ist
näherungsweise linear
•
Eine Stimulierung des Referenzsignals hat einen näherungsweise linearen Einfluß auf das
Ausgangssignal des Sensors
Sind diese Rahmenbedingungen nicht vom integrierten Sensor gegeben, so ist ein Test mittels
elektrischer Stimulierungen nach den in [Dam98] vorgestellten Verfahren nicht möglich. Die
Verwendung einer Referenzgröße, die erst nach dem Sensorelement hinzugefügt wird, erlaubt
jedoch zumindest den Test der analogen Signalverarbeitung und des nachfolgenden AD-Wandlers.
Die Rahmenbedingungen für die Testbarkeit eines integrierten Sensors erfordern den wie folgt
dargestellten prinzipiellen Aufbau eines integrierten Sensorsystems. Bei dieser Darstellung ist als
Referenzgröße eine Spannung uref gewählt worden.
42
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
Referenzgröße
x
phys.
Meßgröße
y = M (x )⋅ R (u
ref
)+ K
Sensor + analoge
Signalverarbeitung
y
A/DWandler
N(y)
Abb. 3-10: Aufbau eines selbsttestfähigen integrierten Sensors
Die Ausgangsgröße N(y) ist die Antwort des A/D-Wandlers auf den Ausgabewert (y) der analogen
Signalverarbeitung, die sich aus der physikalischen Meßgröße x und dem Referenzsignal uref ergibt.
Der Zusammenhang zwischen den Größen läßt sich wie folgt formulieren:
y = M ( x ) ⋅ R( uref ) + K
(3.01)
Hierbei sind die Funktionen M(x) und R(uref) näherungsweise linear und K eine additive Konstante
(z.B. Offsetspannung). Bei der Formulierung wurde die Annahme zugrunde gelegt, daß in der
Meßphase die Referenzgröße und während der Testphase die Meßgröße konstant ist. Dies bedingt
die Forderung nach einer sehr kurzen Testphase, so daß eine geringe zeitlich bedingte Änderung der
Meßgröße vernachlässigt werden kann.
Das in [Dam98] vorgestellte Testverfahren der Stimulierung des integrierten Sensorsystems über
einen Referenzknoten im Sensor basiert auf der zuvor beschriebenen BIST-Methode (Abb. 3-9).
Die im digitalen Schaltungsteil erzeugten Stimulierungen z.B. über einen DA-Wandler werden dem
Referenzknoten des Sensors zugeführt. Das Ausgangssignal des CUT wird mittels eines A/DWandlers in die digitale Domäne überführt und dort mit einer nachfolgenden Signaturanalyse
bewertet.
Die Ausgangsantwort des A/D-Wandlers ergibt als binäre Größe.
 y −u l

N ( y ) = round 
⋅ 2 −1 
o −u

(
)
(3.02)
Hierbei sind N(y) das binäre Ausgangswort des AD-Wandlers, l die Auflösung des AD-Wandlers, y
das Sensorausgangssignal, o die obere Bereichsgrenze und u die untere Bereichsgrenze des
Sensorausgangssignals.
Gleichen die Signaturen, die den N(y) Werten entsprechen, innerhalb eines maximal erlaubten
Toleranzintervalls den Referenzwerten für diese Signaturen, so wird die Schaltung als fehlerfrei
klassifiziert. Die notwendigen Referenzwerte sind zuvor, z.B. mittels Simulation zu ermitteln.
In [Dam98] wird abweichend von dem in [Ohl89] präsentierten Vorschlag die Signaturbildung
nicht mit LFSR- sondern mit Akkumulator-Strukturen durchgeführt. Diese Strukturen basieren auf
Verknüpfungen von Addierern und Speicherelementen. Der Vorteil der Akkumulator-Strukturen
gegenüber den LFSR-Strukturen ist, daß die Auswirkung von Drifts und Parameterabweichungen
auf N(y) von der Auswirkung von Fehlern unterscheidbar ist. Aufgrund der Pseudozufälligkeit von
LFSR Anordnungen führen geringe Unterschiede der Eingangswerte, hier N(y) zu zufälligen
Ausgangswerten. Eine Korrelation ist, im Vergleich zu den Ausgabewerten der AkkumulatorStrukturen, nicht erkennbar. Zusammenfassend kann nach [Dam98] ausgesagt werden, daß die
43
3 TESTKONZEPTE FÜR ANALOGE UND MIXED-SIGNAL-SCHALTUNGEN
Testmethode [Ohl89] unter Verwendung von LFSR-Strukturen nicht für den Selbsttest von
integrierten Sensoren geeignet ist.
Der Einfluß der Meßgröße auf den Sensor kann, wie zuvor beschrieben, nicht eliminiert werden,
daher müssen die Stimulierungen zusammen mit den Signaturbildungen so bestimmt werden, daß
der Einfluß der Meßgröße weitestgehend kompensiert wird. Nur so ist ein Testergebnis unabhängig
von der Meßgröße zu erreichen.
Wie in Abb. 3-10 dargestellt, beeinflussen die physikalische Meßgröße und das Referenzsignal den
Sensor. Eine Stimulierung des Sensors ist daher möglich, indem die Teststimulierungen (ui) dem
Referenzsignal (uref) überlagert werden [Dam98].
Hierbei sind die folgenden Bedingungen für die Stimulierung ui = uref + ∆u j zu berücksichtigen.
k
∑ ∆u
j =1
j
=0
(3.03)
∆u j ≠ 0 für alle j∈N
(3.04)
k ist Vielfaches von 4
(3.05)
für jedes j ∈N existiert genau ein w∈N mit
∆u w = − ∆u j
(3.06)
Die Signale ∆uj existieren paarweise, wobei sich die Summe eines solchen Paares zu Null ergibt.
Der Effekt eines Stimulierungspaares ± ∆uj auf die Summe der Sensorausgangssignale Y(X), ergibt
sich nach Gl. 3.01 zu:
M ( X ) ⋅  R(uref +∆u j ) + R( uref −∆u j )  + 2 K ≅ 2 ⋅ Y( X )
(3.07)
Wird die Signaturbildung folgendermaßen verändert, daß zwei Paare von Teststimulierungen abwechselnd addiert und subtrahiert werden, so ergibt sich eine Signatur (Sen_Sign), die unabhängig
von der anliegenden Meßgröße ist. Hierbei sind die Stimulierungen so auszuwählen, daß
unterschiedliche Stimulierungen in der fehlerfreien Schaltung auch zu unterschiedlichen Ausgangssignalen führen, da sonst die Signatur auch im Fehlerfall zum Wert "0" führen könnte.
k
2
Sen _ Sign = ∑ ( −1)
j +1
i =1
k
2
Sen _ Sign = ∑ ( −1)
i =1
j +1
⋅  N ( y ( x ,u +∆u ) ) + N ( y ( x ,u −∆u ) )  mod 2 n
ref
j
ref
j


)
(

M ⋅ R

( u ref +∆u j ) + R( u ref -∆u j ) + 2 ⋅ K − 2u

 ( x)

l
⋅  round 
⋅ ( 2 − 1)  ⋅ mod 2n
−
o
u






(3.08)
(3.09)
(3.10)
Sen _ Sign ≅ 0
Durch die Unabhängigkeit des Testergebnisses von der Meßgröße X ist dieses Verfahren zum Test
von integrierten Sensorsystemen unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen geeignet. Weitere Informationen bezüglich dieses Testverfahrens sind in [Dam98] dargestellt.
44
4 AUTOMATISIERTE TESTMUSTERGENERATION FÜR DAS BIST-VERFAHREN NACH K. DAMM
4 Automatisierte Testmustergeneration für das BIST-Verfahren nach K. Damm
Die Ermittlung von geeigneten Testmustern auf der Basis von Simulationsergebnissen stellt
einen mehrfach durchzuführenden Iterationsprozeß dar. Um diesen Simulationsaufwand zu
reduzieren ist ein Verfahren zur Vereinfachung entwickelt worden. Dieses Verfahren benötigt
nur drei Simulationen. Die drei Simulationsläufe stellen ein Minimum dar, da sie den
typischen, minimalen und maximalen Kennlinienverläufe entsprechen. Diese Vorgehensweise
ist analog zu den typischerweise in Datenblättern beschriebenen Kennwerten von
elektronischen Bauelementen.
4.1 Anwendung des BIST-Verfahrens für näherungsweise lineare
und nichtlineare Sensoren
Eine wesentliche Forderung für die Anwendung des BIST (Schema siehe Abb. 4-1) nach
[Dam98] ist, daß die Übertragungsfunktion des Sensors linear oder zumindest näherungsweise linear sein muß. Bei der Bildung der Signatur kann somit die Meßgröße aus dieser
heraus gerechnet werden (siehe Abschnitt 3.4.3.3, Gl. 3.01). Um einen geeigneten
Stimulierungsbereich (Teststimuli) innerhalb der Übertragungskennlinie des Sensors zu finden, bedarf es eines hohen Simulationsaufwandes. Dieser ist abhängig von dem Verlauf der
Kennlinie. Für Schaltungen mit Kennlinien die eine oder verschiedene Nichtlinearitäten
aufweisen ist es schwierig geeignete Testmuster zu generieren. Der Grund hierfür ist, daß
Stimulierungen die symmetrisch um einen Stimulierungswert variiert werden zu nichtlinear
abhängigen Testantworten führen. Die Signaturbildung nach K. Damm ergibt somit nicht den
erwarteten Wert von Null (Gl. 3.10). Geeignete Stimulierungen lassen sich daher nur durch
ein iteratives variieren von Stimulierungen, um einen ebenfalls zu ermittelnden Mittelwert,
herum finden.
Um diesen Simulationsaufwand zu verringern ist ein Programm in der Sprache C++ neu
entwickelt worden. Ausgehend von der Simulationsausgabe (SPICE) in eine Datei kann es
lineare Bereiche innerhalb einer Übertragungskennlinie kennzeichnen. Es dient dazu, die
Auslegung eines hybriden Selbsttests zu vereinfachen, indem es gültige Stimulierungswerte
für einen derartigen Test liefert.
Die über die Referenzspannung dem Sensorsystem zugeführten Werte können, über eine
ergänzende Signaturanalyse in der integrierten Auswertelektronik, eine Fehlererkennung vereinfachen. Hierzu werden die simulierten Signaturen der Schwankungsgrenzen herangezogen.
Die Schwankungsgrenzen ergeben sich aus den Randbedingungen, wie Fertigungstoleranzen,
Versorgungsspannungswert, usw., die zuvor in die Simulation mit einfließen müssen. Führt
eine Stimulierung zu einer Über-, bzw. Unterschreitung der Schwankungsgrenzen, so liegt ein
Fehler vor. Um eine möglichst geringe Mittelpunktverschiebung, d.h. eine möglichst hohe
Kompensation des eigentlichen Meßwertes, zu erhalten, ist es sinnvoll, die Stimulierungen in
einem Bereich zu generieren, in dem die Signaturintervalle der Schwankungsgrenzen gemeinsam ein näherungsweise lineares Verhalten aufweisen.
45
4 AUTOMATISIERTE TESTMUSTERGENERATION FÜR DAS BIST-VERFAHREN NACH K. DAMM
Referenzspannung
+
D/A-Wandler
Stimulusgenerator
A/D-Wandler
Signaturanalyse
Physikalische
Meßgröße
Sensor & analoge
Signalverarbeitung
T
e
s
t
s
t
e
u
e
r
u
n
g
Abb. 4-1: Schema des BIST-Verfahrens nach [Dam98]
Die Vorgehensweise zum Kennzeichnen linearer Bereiche gliedert sich in folgende Punkte,
die nachfolgend kurz dargestellt werden sollen:
•
Einlesen der Eingabedaten
•
Monotonie-Prüfung (X-Werte)
•
Interpolation der Zwischenwerte
•
Suchen der linearen und näherungsweise linearen Bereiche
•
Ausgabe der Teststimulierungen
4.1.1
Einlesen der Eingabedaten
Ausgehend von den Informationen, die während einer SPICE-Simulation in eine
Ausgabedatei geschrieben werden, erfolgt zuerst eine Extraktion der Simulationsdaten. Diese
Vorgehensweise ist für den regulären Arbeitspunkt und die maxi- oder minimal erlaubten
Arbeitspunkte durchzuführen. Da auch die Schwankungsgrenzen (z.B. ± 20%) mit berücksichtigt werden, sind hierzu zwei zusätzliche SPICE-Simuationen durchzuführen. Die
Schwankungsgrenzen sind vergleichbar mit den in Datenblättern üblichen Angaben für die
Streuungen der Bauelemente (min/typ/max). Der Inhalt einer beispielhaften Ausgabedatei
wird im Folgenden aus Übersichtlichkeitsgründen ohne Schwankungsgrenzen dargestellt:
Die Funktion
4
1

 sin( x ) + sin(3x )  + 1,3 enthält mehrere Bereiche, die als näherungsweise
3
π

linear angesehen werden können. Sie hat keinen monotonen Kurvenverlauf. Zur Erstellung
der Eingabedatei werden aus dieser Funktion 17 Signaturpunkte in teilweise unregelmäßigen
Abständen ausgewählt. Hierbei repräsentieren die Vdd-Werte die x-Werte und die VoutWerte die y-Werte der Funktion. Die unregelmäßigen Abstände resultieren bei einer SPICESimulation aus dem Kennlinienverlauf, hierbei sind die Punkte dichter benachbart, wenn sich
die Krümmung signifikant verändert.
46
4 AUTOMATISIERTE TESTMUSTERGENERATION FÜR DAS BIST-VERFAHREN NACH K. DAMM
Es ergibt sich beispielhaft folgender Dateiinhalt:
Vout (Vdd)
Vdd
0
0.25
0.5
1
1.5
2
2.25
2.75
3
3.25
3.5
4
4.25
4.5
5
5.5
6
Vout
Vout
1.3
1.90430098
2.33377358
2.43128733
2.155173395
2.3391658
2.4816782
2.17751126
1.6545881
1.02663352
0.48
0.108681
0.237962
0.3965067
0.35505
0.0995871
0.62550825
4
1
Abb. 4-2: Beispielfunktion  sin( x ) + sin(3x )  + 1,3
3
π

Vdd
Zum Einlesen der Eingabedateien wird ein Zeiger "n" benötigt, der die Anzahl der in einer
Eingabedatei enthaltenen Signaturpunkte "x-Wert" und "y-Wert" referenziert, um im Folgenden auf die Wertepaare zugreifen zu können.
Die Wertepaare der Übertragungskennlinien für den regulären Fall (DC-Arbeitspunkt) und
die Grenzbereiche entstehen durch die Diskretisierung der analogen Ausgangswerte nach der
A/D-Wandlung (siehe Abb. 4-1). Die Generierung der Stimuli, die ebenfalls aus diskreten
Werten bestehen, kann einen anderen Diskretisierungsabstand verwenden, da die
Auflösungen der A/D- bzw. D/A-Wandlung beim hier betrachteten BIST nicht identisch sein
brauchen.
4.1.2
Monotonie-Prüfung
Die zwischengespeicherten Wertepaare werden auf Monotonie überprüft, um die nichtlinearen Übertragungskennlinien herauszufiltern, die eine Schleifenstruktur (Hysterese) enthalten. Diese Kurvenverläufe erlauben keine eindeutige Zuordnung eines x-Wertes zu einem
y-Wert, wenn der Weg zu der beschriebenen Koordinate nicht festgelegt ist.
Zuerst erfolgt eine Überprüfung, ob die x-Werte eines Signaturintervalls streng monoton
steigend sind. Im Anschluß wird überprüft, ob die y-Werte eines Signaturintervalls monoton
steigend, monoton fallend, monoton oder nicht monoton sind. Monoton bedeutet hier, daß in
der Signatur konstante y-Werte vorliegen. Innerhalb einer nichtmonotonen Kennlinie (Funktion) kann es dennoch monotone Bereiche geben. Die Kenntnis über die Monotonie der yWerte wird im weiteren Verlauf der Datenverarbeitung und bei einer Abschätzung eines
sinnvollen Linearitätskriteriums verwendet, wenn es gilt, näherungsweise lineare Bereiche zu
finden.
47
4 AUTOMATISIERTE TESTMUSTERGENERATION FÜR DAS BIST-VERFAHREN NACH K. DAMM
4.1.3
Interpolation
Um näherungsweise lineare Bereiche in den Signaturintervallen finden zu können, müssen die
durch die automatisierte Schrittweitensteuerung in SPICE reduzierten diskreten Werte der
Kennlinien durch eine Interpolation der Zwischenwerte möglichst präzise rekonstruiert werden. Die Untersuchung geeigneter Interpolationsverfahren führte zu dem Ergebnis, daß für die
meisten Kennlinien eine lineare oder "Spline" Interpolation zu hinreichend genauen
Ergebnissen führt. Beide Verfahren werden deshalb im Weiteren vorgestellt. Die
Herleitungen sind im Anhang (Abschnitt 8.1) ausführlich aufgeführt.
Im Rahmen dieser Arbeit durchgeführte Untersuchungen haben gezeigt, daß die Spline
Interpolation, im Vergleich mit einer linearen Interpolation, eine exaktere Approximation der
Ursprungsfunktion erreicht. Da die Qualität der Spline Interpolation stark von der Distanz der
Signaturpunkte voneinander und von der Anzahl der für die Interpolation zur Verfügung
stehenden Signaturpunkte abhängt, ist eine Abschätzung der Abweichung der approximierten
Kurve von der Ursprungsfunktion nicht möglich.
4.1.4
Suchen nach näherungsweise linearen Bereichen
Die rekonstruierten Kennlinien dienen zur Ermittlung der linearen oder näherungsweise
linearen Bereiche. Die weiteren Berechnungen müssen jeweils an die zuvor gewählte Interpolationsmethode angepaßt werden, weil die Schrittweite und somit der Aufbau der Interpolationspointer unterschiedlich ist (siehe Abschnitt 8.1.1 und 8.1.2). Da eine Verarbeitung
von beliebigen, die Monotonie-Bedingungen erfüllenden, Kennlinien möglich ist, muß das
Vorhandensein von mehreren sich zum Teil überlappenden näherungsweise linearen Bereichen mit berücksichtigt werden.
4.1.4.1 Suche in linear interpolierten Pointern
Um einen näherungsweise linearen Bereich zu ermitteln, muß ein Kriterium gefunden
werden, das nur auf einen solchen Bereich zutrifft. Bei der hier besprochenen Interpolationsmethode zeichnet sich ein linearer Bereich dadurch aus, daß sich die Interpolationsgeraden
über mehrere Signaturpunkte hinweg ähneln. D.h. die Steigungen der Interpolationsgeraden
sollten möglichst identisch sein. Da die Steigungen
dy
= mi in den Interpolationspointern
dx
vorliegen, müssen lediglich Bereiche gefunden werden, in dem die Werte der Steigungen
innerhalb eines festgelegten Toleranzbereiches befinden. Dieser Toleranzbereich wird vom
Programmanwender über eine Eingabemaske vorgegeben.
4.1.4.2 Suche in Spline interpolierten Pointern
Im Gegensatz zur linearen Interpolation liegen hier keine Geraden, sondern kubische Polynome vor. Es gestaltet sich daher die Suche nach näherungsweise linearen Bereichen komplizierter.
Eine Betrachtung der zweiten Ableitung der Spline interpolierten Ursprungsfunktion (Abb. 43) zeigt, daß die Krümmung in diesen Bereichen relativ konstant, also ebenfalls
näherungsweise linear, ist. Wird an dieser Stelle wie in 4.1.4.1 dargestellt vorgegangen, so
48
4 AUTOMATISIERTE TESTMUSTERGENERATION FÜR DAS BIST-VERFAHREN NACH K. DAMM
führt dies zu einer Betrachtung der Steigung der zweiten Ableitung, also zur dritten Ableitung
des jeweiligen Splines si(x):
si′′(′ x ) = 6 ⋅ ai
(4.01)
Analog zu 4.1.4.1 kann ein Bereich im Signaturintervall als näherungsweise linear angesehen
werden, wenn mehrere ai innerhalb einer festzulegenden Toleranz liegen.
Zweite Ableitung s``i(x)
Ursprungsfunktion f(x)
Interpolierte Funktion si(x)
Wert ai der Spline Funktion i=1/6 s’’i(x)
(dritte Ableitung)
Abb. 4-3: Ableitungen einer "Spline"-Interpolation
In Abb. 4-3 ist die Approximation der Funktion aus Abb. 4-2 abgebildet, die u. a. zur Verifikation des vorgestellten Algorithmus verwendet wurde.
Die gepunktete Linie stellt die interpolierte Ursprungsfunktion dar. Hierbei entsprechen die
Punkte den verwendeten Signaturwerten. Die sägezahnartige Linie entspricht der zweiten
Ableitung der kubischen Polynome zwischen den Signaturpunkten. Die balkenartige Linie
kennzeichnet die Koeffizienten ai, die zur Ermittlung der relativ linearen Bereiche herangezogen werden.
Die Koeffizienten zwischen den Signaturpunkten x7 und x10 (x7 = 2,75 und x10 = 3,5) liegen
sichtbar dichter zusammen, als die übrigen Koeffizienten. Die approximierte Funktion weist
hier einen näherungsweise linearen Bereich auf. Je nach Größe des Toleranzbereiches
(erlaubte Nichtlinearität) lassen sich aber auch andere näherungsweise lineare Bereiche
finden.
Die Vorgehensweise zur Ermittlung der näherungsweise linearen Bereiche beginnt mit der
Durchsuchung und Aufteilung des Signaturintervalls in monotone Bereiche. Eine definierte
Funktion "split( )" wird hierbei auf eine linke Monotoniebereichsgrenze angewendet und gibt
die dazugehörige rechte Bereichsgrenze zurück. Im nächsten Aufruf der Funktion wird diese
auf die im vorhergehenden Durchlauf gefundene neue Bereichsgrenze als nun linke Bereichs49
4 AUTOMATISIERTE TESTMUSTERGENERATION FÜR DAS BIST-VERFAHREN NACH K. DAMM
grenze angewendet, für die der neue Bereich festgelegt wird. Um das gesamte Signaturintervall zu prüfen, wird eine Variable ("limit_alt"), welche die linke Grenze an die Funktion
übergibt, mit Null initialisiert. Im Anschluß muß in der Funktion "definelin( )" ein Toleranzbereich angegeben werden, in dem die zu bewertenden Koeffizienten liegen dürfen, um einen
Bereich als näherungsweise linear zu qualifizieren. Dieser Toleranzbereich wird für jeden der
drei Interpolationspointer im Pointer "linkrit[ ]" festgehalten. Wurde der Toleranzbereich
festgelegt, so wird mit "outoffkrit( )" in den monotonen Bereichen geprüft, ob die Koeffizienten ai, bzw. mi weiter voneinander abweichen als es der Toleranzbereich zuläßt. Der
jeweilige Grenzwertpointer wird entsprechend mit den neuen Grenzen in der oben
dargestellten Form beschrieben. Die Funktion "inkrit( )" liefert schließlich alle Bereiche
maximaler Breite, bei denen alle benachbarten Koeffizienten innerhalb des Toleranzbereiches
liegen. Diese Funktion sucht in jedem der im Grenzwertpointer eingetragenen Bereiche den
Bereich mit einer maximalen Breite heraus.
Bezugswert
y
zulässiger
Toleranzbereich
interpolierte Kurve
und Signaturpunkte
x
ai Werte
linke
näherungsBereichsgrenze weise
monotonie()
linearer
Bereich
outoffkrit(),
inkrit()
rechte
Bereichsgrenze
monotonie()
Abb. 4-4: Interpolation, Bezugswerte und Toleranzbereiche
Da alle Werte im Bereich zwischen den vorgegebenen Grenzen des Grenzwertpointers
bearbeitet werden, kann ein resultierender Bereich gefunden werden, der den gestellten
Anforderungen entspricht. Abb. 4-4 zeigt einen Ausschnitt aus Abb. 4-3 mit Angabe der auszuführenden Funktionen für die Berechnungen.
In Abb. 4-4 liegen drei benachbarte Werte innerhalb des gültigen Toleranzbereiches. Dieser
ist durch eine obere und untere durchgängige Linie dargestellt. Der in "outoffkrit( )"
gefundene näherungsweise lineare Bereich wird durch den maximalen ai Wert (Bezugswert),
in dem hier dargestellten Bereich, begrenzt. Bei der Suche nach einem linken Grenzwert
"monotonie( )" konnten noch zwei benachbarte Werte im Toleranzbereich ermittelt werden.
Das Ergebnis der Funktion "inkrit( )" liefert die näherungsweise linearen Bereiche, aus denen
dann die Stimulierungen ermittelt werden können. Er wird hierbei geprüft, ob der gesamte
Bereich aus "outoffkrit( )" das Kriterium erfüllt. Wie in Abb. 4-4 dargestellt, sollte der
Toleranzbereich nicht zu groß gewählt werden, da sonst gegebenenfalls alle ai -Werte
innerhalb des Kriteriums liegen.
50
4 AUTOMATISIERTE TESTMUSTERGENERATION FÜR DAS BIST-VERFAHREN NACH K. DAMM
4.1.5
Ausgabe der Teststimulierungen
Die Ausgabe der Teststimulierungen bedingt mehrere Arbeitsschritte, die nachfolgend
beschrieben werden.
Wie in Abb. 4-1 dargestellt, kann auf die zu testende Schaltung nur mit diskreten Signalen
zugegriffen werden. Die resultierenden Stimulierungen werden über einen D/A-Wandler auf
das System gegeben. Bedingt durch die begrenzte Auflösung des D/A-Wandlers folgt hieraus,
daß nur eine beschränkte Anzahl von unterschiedlichen Stimulierungswerten generiert werden
können. Um die Stimulierungswerte zu ermitteln, muß zuerst der D/A-Wandler parametrisiert
werden. In der programmtechnischen Umsetzung ist hierzu der Arbeitsbereich in Form der
minimal und maximal möglichen Spannungen und die Auflösung des D/A-Wandlers
(Bitbreite) einzulesen.
Um die Schrittweite zwischen den einzelnen Spannungswerten am Ausgang des D/AWandlers zu ermitteln, wird die Anzahl der Spannungswerte 2Bitbreite berechnet. Um einen bestimmten Spannungswert des D/A-Wandlers innerhalb des näherungsweise linearen Bereiches
aus allen möglichen Spannungswerten zu bestimmen, wird eine weitere Größe benötigt. Diese
wird im weiteren Multiplikator genannt. Dieser Multiplikator ist eine ganze Zahl, die angibt,
wie oft die Schrittweite zum Startwert (minimale Spannung) hinzu addiert werden muß, um
den gewünschten Spannungswert zu erhalten.
Um die Spannungswerte am Ausgang des D/A-Wandlers zu bestimmen, werden zwei Größen
benötigt. Zum einen der Startwert, als der bei der Parametrisierung eingegebene minimale
Spannungswert und zum anderen die Schrittweite zwischen den resultierenden Spannungswerten. Die Generierung geeigneter Stimulierungen beginnt damit, daß der erste D/ASpannungswert im linearen Bereich gesucht wird. Hierzu wird der D/A-Startwert von der
linken Grenze des näherungsweise linearen Bereiches subtrahiert und durch die Schrittweite
dividiert und auf eine ganze Zahl abgerundet. Ist der erste D/A-Spannungswert nicht mit der
linken Bereichsgrenze identisch, so muß der Multiplikator um eins erhöht werden, um den
ersten Wert im näherungsweise linearen Bereich zu erhalten.
Liegt der Startwert des D/A-Wandlers bereits im linearen Bereich, so wird dem Multiplikator
für die untere Bereichsgrenze eine Null zugewiesen. Für den oberen Grenzwert wird analog
zu den vorherigen Schritten verfahren. Hierbei wird der Multiplikator für den oberen
Spannungswert des D/A-Wandlers bestimmt. Da die Bereichsgrenzen als Multiplikatoren
vorliegen, kann geprüft werden, ob eine Auswertung überhaupt zu geeigneten Stimulierungen
führen kann. Hierfür gelten folgende Anforderungen, die sich aus dem Selbsttestverfahren
nach [Dam98] ableiten:
•
Es sollten mindestens vier Stimulierungswerte bestimmbar sein, die (symmetrisch) um
einen Arbeitspunkt angeordnet sind, hierfür werden mindestens fünf Spannungswerte im
näherungsweise linearen Bereich benötigt.
•
Der Arbeitspunkt der Schaltung muß in die Auswertung mit einbezogen werden. Sollte
kein definierter Arbeitspunkt für das untersuchte System vorgesehen sein, so empfiehlt es
sich, den Arbeitspunkt mittig in dem näherungsweise linearen Bereich zu wählen. Das
Programm berechnet diese Mitte und gibt sie bei der entsprechenden Ausgabe zur Wahl
des Arbeitspunktes als Empfehlung an.
Die Ermittlung der Stimulierungen erfolgt nun ausgehend von einem symmetrischen Stimulierungsbereich. Dieser umgibt den Arbeitspunkt. Es ist notwendig, den Stimulierungsbereich
an die Anzahl der gesuchten Stimulierungswerte anzupassen. Da die Stimulierungswerte
ebenfalls symmetrisch und in gleichmäßigem Abstand um den Arbeitspunkt liegen müssen
51
4 AUTOMATISIERTE TESTMUSTERGENERATION FÜR DAS BIST-VERFAHREN NACH K. DAMM
und hierbei nur diskrete D/A-Werte zulässig sind, muß die Anzahl der vorhandenen D/AWerte ohne Rest durch die Anzahl der gesuchten Stimuli teilbar sein. Ist dies nicht der Fall,
so wird der näherungsweise lineare Bereich so lange an beiden Grenzen um die Wertigkeit
einer D/A-Stelle verkürzt, bis diese Bedingung eingehalten wird. Der mögliche Stimulierungsbereich umfaßt nun die Anzahl von möglichen D/A-Werten, die einer Vielzahl der
vier Stimulierungswerte entspricht.
Entspricht der Bereich den gestellten Anforderungen, so können die gesuchten Stimulierungen gleichmäßig verteilt werden. Hierzu wird die Anzahl der bis zum nächsten
Stimulierungswert zu überspringenden D/A-Werte ermittelt und die Stimulierungswerte vom
Arbeitspunkt beginnend in beide Richtungen aus den vorhandenen D/A-Werten selektiert. Die
Werte der Stimulierungen und die erwarteten Antworten werden dann über die Bedienerschnittstelle ausgegeben.
4.1.6
Zusammenfassung
Das entwickelte Programm bietet die Möglichkeit, die Stimulierungswerte für eine Anwendung des BIST-Verfahrens nach [Dam98] aus einer simulierten Übertragungskennlinie zu
berechnen. Die Qualität der Teststimulierungen ist hierbei von der Anzahl und Dichte der
abgetasteten Übertragungskennlinie und den gewählten Rahmenparametern (Toleranzbereich,
Interpolationsverfahren) abhängig. Die Grenze der Bestimmung von linearen Bereichen ist
allerdings immer dann gegeben, wenn sich die Eingangsdaten nur mit einer "Spline"Interpolation hinreichend interpolieren lassen. Für die Bestimmung der linearen Bereiche
liegt dann nur ein ai-Wert vor. Dieses kann jedoch vom Anwender erkannt werden, wenn die
minimale, typische und maximale Krümmung sehr ähnliche Werte liefern. Eine Plausibilitätsprüfung der ermittelten Werte wird von dem Programm nicht vorgenommen.
Exemplarische Untersuchungen an Kennlinien haben eine genauere Approximation der
Originalfunktion unter Verwendung der "Spline"-Interpolation gegenüber der linearen
Interpolation ergeben. Da die "Originalfunktion" nicht bekannt ist, kann im erstellten
Programm keine Angabe über die Abweichungen (Fehler) gemacht werden. Diese würden
zudem noch von "Spline" zu "Spline" unterschiedlich sein. Ebenfalls kann die Linearität eines
Abschnitts auch nur relativ zum restlichen Kurvenverlauf ermittelt werden, indem die
minimale, maximale und mittlere Krümmung als Anhaltspunkte für ein Linearitätskriterium
berechnet werden.
Das Programm bietet dem Anwender den Nutzen, daß Stimulierungen für das BISTVerfahren mit nur drei Simulationen ermittelt werden können. Ohne dieses Werkzeug wurden
in der Vergangenheit eine Vielzahl von Simulationen notwendig, um die geeigneten
näherungsweise linearen Bereiche zu ermitteln. Untersuchungen haben ergeben, dass reale
Kennlinien oftmals einen nicht so ausgeprägt nichtlinearen Verlauf, wie in Abb. 4-2 dargestellt, besitzen. Das erstellte Programm begünstigt daher die Anwendbarkeit des BISTVerfahrens, indem es die Suchzeit nach geeigneten Stimulierungen signifikant reduziert.
52
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5 Neuartige Verfahren zum Selbsttest von Sensoren
In diesem Abschnitt werden neu entwickelte Methoden zum Selbsttest von Sensoren, auch für
die Betriebsphase, vorgestellt.
Es werden u.a. Methoden zum Selbsttest von meßbrückenbasierten Sensorsystemen
behandelt. Diese basieren auf einer geeigneten Verstärkerstruktur. Die zugrunde gelegte
Verstärkerstruktur wird in der Meßtechnik vielfach eingesetzt. Die Testmethoden nutzen für
die Entscheidung ob das Meßsystem fehlerfrei oder defekt ist den Verlauf bzw. Wert der
Ausgangsspannung und/oder die Größe des Versorgungsstromes. Hierbei werden entweder
Spannungs- und/oder Strombereiche als gültig oder ungültig klassifiziert oder auch eine
zeitliche Korrelation von nachfolgenden Meßwerten für die Fehlererkennung eingesetzt.
Abhängig von den Eigenschaften des Sensorelementes können diese Testverfahren auch in
der Betriebsphase eingesetzt werden.
Daß ein Selbsttest von Sensoren auch unter Verwendung von analogen Schaltungstechniken
realisierbar ist, wird an einem auf Operationsverstärkern basierendem Testverfahren für einen
Meßverstärker gezeigt.
Abschließen wird der Abschnitt mit der Vorstellung eines neu entwickelten temperaturunempfindlichen Stromsensors für integrierte Sensorsysteme. Dieser kann sowohl das Überund auch Unterschreiten eines regulären Stromes detektieren.
5.1 Betrachtung des hybriden Selbsttestverfahrens
Das hybride Selbsttestverfahren verwendet zur Stimulierung der zu testenden Schaltung die
Variation einer Referenzspannung. Mit Hilfe dieser elektrischen Anregung des Systems
lassen sich Defekte innerhalb der Schaltung finden, welche die elektrischen Eigenschaften der
Schaltung signifikant beeinflussen. Der Aufbau des Testverfahrens ist in Abb. 4-1 in
Abschnitt 4.1 skizziert und die relevanten Rahmenbedingungen für dieses Testverfahren sind
in Abschnitt 3.4.3.3 zusammengefaßt dargestellt.
Kennzeichnend für dieses Testverfahren ist, daß das analoge System über den Referenzspannungsknoten mit einer Spannung stimuliert werden kann. Hierbei simuliert die
Spannungsänderung eine Änderung der physikalischen oder chemischen Umgebungsgröße.
Diese Änderung wirkt sich aber wiederum über das Sensorelement auf den analogen Ausgang
des Systems aus.
Da die Fehlerfreiheit des Systems während der Testphase nicht gewährleistet ist, darf das aus
der Meßgröße resultierende Sensorausgangssignal nicht als zuverlässig betrachtet werden.
Aus diesem Grund ist die Meßgröße als unbekannt anzusehen. Dies bedingt eine Testbarkeit
der Schaltung in einem Bereich, der den gesamten meßbaren Bereich umfaßt. Die während
der Testphase als konstant angenommene Meßgröße überlagert die Auswirkung der Referenzspannungsänderung während der Stimulierung, so daß diese Überlagerung heraus gerechnet
werden muß. In wieweit eine Kompensation der Meßgröße möglich ist, ist aufgrund der
Referenzspannungsänderung abhängig von der Variation der Übertragungskennlinie. Eine
Kompensation ist nach Gl. 3.08, Gl. 3.09 nur möglich, wenn die Übertragungskennlinie des
Systems linear von der Referenzspannungsvariation abhängig ist. Wie in Abb. 5-1 exemplarisch dargestellt, ist der Einfluß der Referenzspannung auf die Ausgangsspannung des
Systems nicht immer linear. In diesem Fall kann nicht von einer festen Signatur, sondern von
einem Signaturbereich für die Kennzeichnung einer fehlerfreien Arbeitsweise des Systems
ausgegangen werden [Dam98].
53
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Referenzspannung
"Arbeitspunkt"
min.
Spannungshub für die
Messung
max.
Ausgangsspannung [V]
möglicher Spannungshub
Das dargestellte Kennlinienfeld der Ausgangsspannung ergibt sich aus der variierenden
physikalischen Meßgröße (Temperatur) bei jeweils konstanter Referenzspannung.
Temperatur [°C]
Abb. 5-1: Kennlinienfeld: Einfluß der Meßgröße T ≥ 0°C
Ausgangsspannung [V]
Der Einfluß der Referenzspannungsvariation auf die Übertragungsfunktion wird am Beispiel
einer Meßbrücke mit NTC-Widerstand gezeigt, wie sie nachfolgend in Abschnitt 5.1.1
vorgestellt wird. In Abb. 5-1 sind Ausgangsspannungsverläufe für die minimale (min.) und
maximale (max.) mögliche Referenzspannung, sowie der Referenzspannung zur Festlegung
des Arbeitspunktes (Arbeitspunkt) der Schaltung dargestellt. Das Kennlinienfeld begrenzt den
Bereich der für die Stimulierung erlaubten Ausgangsspannungen. Wird dieses Kennlinienfeld
während der Testphase über- oder unterschritten, so kann das untersuchte System als
fehlerbehaftet angenommen werden. Dieser Sachverhalt verhält sich analog zu den
beschriebenen Schwankungsgrenzen aus Abschnitt 4.1.1.
max.
Temperatur [°C]
“Arbeitspunkt“
min.
"Arbeitspunkt"
UStimuli max
Referenzspannung [V]
Abb. 5-2: Kennlinienfeld: Einfluß der Referenzspannung U ≥ 0V
Aufgrund der als unbekannt anzunehmenden Temperatur ist zusätzlich ein weiteres Kennlinienfeld zu berücksichtigen (Abb. 5-2). Hierbei wird bei einer Variation der Meßgröße die
Abhängigkeit der Ausgangsspannung des Systems von der Referenzspannung dargestellt.
54
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Das in Abb. 5-2 dargestellte Kennlinienfeld markiert den Bereich für die zulässigen Ausgangsspannungswerte des Systems. Bezug nehmend auf das hybride Selbsttestverfahren kann
bei Sensorsystemen, die eine ähnliche Charakteristik und somit ein zumindest näherungsweise lineares Kennlinienfeld besitzen, der Einfluß der Referenzspannung nach [Dam98]
heraus gerechnet werden. Hierzu ist der Arbeitspunkt der Referenzspannung in die Mitte des
"linearen" Bereiches zu legen. Die Stimulierungswerte für den Test werden paarweise symmetrisch um den Arbeitspunkt anordnet. Nach der A/D-Wandlung der Systemantworten, auf
die paarweise Stimulierung mittels Referenzspannungsvariation, kann eine Signatur gebildet
werden, indem die Stimulierungsantworten addiert und die Systemantworten des zweiten
Stimulierungspaares davon subtrahiert werden (siehe Abschnitt 3.4.3.3 Gl. 3.19).
Nachteilig bei diesem Testansatz ist jedoch, daß die A/D-Wandlung der Systemantwort (Ausgangsspannung) zu einer Maskierung einer Defektauswirkung führen kann [Dam98].
5.1.1
Untersuchung von toleranzbehafteten Schaltungen
Basierend auf zwei Arbeiten [Win96, Win97] ist ein Temperaturmeßsystem (siehe Abb. 5-3)
als Grundlage einer Reihe von Untersuchungen zur Verbesserung der Testbarkeit von
Sensoren in der Betriebsphase verwendet worden. Hierbei wird ein variables Element (RTemp)
zur Temperaturerfassung eingesetzt.
DATA 8
INPUT
AD557
Uref
R3
+
RTemp
RPot
R7
R8
OP
-
R1
R2
R4
R5
RR6
6
- OP
+
R9
∆
RUa
U2
y(Temp, Uref)
- OP
+
Uin (+)
ADC0803
+ Uin(-)
+
8
DATA
OUTPUT
Uin (-)
Uref/2
Abb. 5-3: Temperatursensor nach [Dam98]
Die in Abb. 5-3 dargestellte Schaltung enthält, neben dem D/A-Wandler (AD557) vor dem
Referenzknoten und dem A/D-Wandler (ADC0803) nach dem analogen Ausgang, die Sensorschaltung. Diese kann unter der Annahme das R3 = R4 = R5 = R6 = R0, Pot1=RPot1 und ∆R =
RTemp + ∆ RTemp sind nach [Win96] mit folgender Gleichung zusammengefaßt werden.
Hierbei entspricht die Ausgangsspannung Uaus den in Abb. 5-3 angegebenen Wert y(Temp,
Uref).


R8
R   ∆R  
 ⋅ u ref − U 2
 ⋅ −
U aus = 1 + 1  ⋅  −


R
R
R
R
+
2  
0  
Pot1
7 

55
(5.01)
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Die formelmäßige Beschreibung der Ausgangsspannung nach Gl. 5.01 vereinfacht zwar die
Berechnung der von der Referenzspannung, der Brückenspannung und den Widerständen
abhängigen Ausgangsgröße der Schaltung, ist aber hinsichtlich der Betrachtung von
realistischen Fertigungstoleranzen ungenügend. Eine vereinfachte Zusammenfassung der
Ausgangsspannungsgleichung ist deshalb nicht ausreichend, so daß Gl. 5.01 wie folgt zu ergänzen ist.


R8
R   R5
R R + ∆R  
 ⋅ u ref − R8 U 2
 ⋅ −
U aus = 1 + 1  ⋅ 
− 4⋅ 6

R9
 R2   R4 + R5 R3 R4 + R5   RPot1 + R7 
(5.02)
Aus dem in Gl. 5.02 dargestellten Zusammenhang ist zu erkennen, daß eine toleranzbedingte
Variation der Widerstände zu einer veränderten Ausgangsspannung führt. Eine Untersuchung
ergab, daß die Toleranzabhängigkeit aufgrund der Struktur der Schaltung deutlich ausgeprägt
ist, so daß bereits geringe Toleranzen der Widerstände, circa ±1% der regulären Werte, zu
einer nicht akzeptablen Schwankung der Ausgangsspannung führen. Eine Kompensation der
Toleranzen über den Widerstandswert von Pot1 ist bei der vorgeschlagenen Dimensionierung
der Bauelemente nicht ausreichend möglich. Bedingt durch die unzureichende
Toleranzfestigkeit der Schaltung, konnte festgestellt werden, daß sie nicht für eine Integration
nicht ist. Für die weiteren Betrachtungen der Testmöglichkeiten von integrierten Sensoren ist
nach einem alternativen Schaltungsentwurf gesucht worden. Dieser bietet neben einer
besseren Toleranzfestigkeit auch die Möglichkeit des Betriebes mit einer
Versorgungsspannungsquelle (+5V). Dieser Spannungspegel entspricht der üblichen
Versorgungsspannung eines 0.7µ CMOS-Prozesses der Firma Alcatel, auf den im Rahmen
des EuroChip-Verbundes kostengünstig zugegriffen werden kann.
Die Auswahl einer geeigneten Verstärkerschaltung führte zu der als Instrumentenverstärker
[Sch94] bekannten Schaltungsstruktur, die folgende Vorteile aufweist:
-
Verstärkung ist durch nur einen variablen Widerstand für beide Eingänge einstellbar
-
Symmetrischer Aufbau der Schaltung führt zu erhöhter Toleranzfestigkeit
-
Offset-Einstellung zur Anpassung nachfolgender Schaltungen
56
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Eine Schaltungsstruktur für eine Meßbrückensignalverarbeitung ist in Abb. 5-4 abgebildet.
Für die weiteren Untersuchungen in Bezug auf die Testbarkeit eines auf diesen Schaltungstypus basierenden Meßsystems, wird nachfolgend diese Schaltung detaillierter betrachtet.
Stufe 1
Stufe2
Stufe3
Abb. 5-4: Meßsystem mit Instrumentenverstärker [Sch94]
Realisiert wurde die Schaltung mit Operationsverstärkern der Firma National Semiconductor
und Metallschichtwiderständen mit einer Toleranz von ±1%. Als Temperatursensor wurde ein
NTC-Widerstand vom Typ K45 der Firma Siemens mit einer Toleranz von ±10% ausgewählt.
Für diese Komponenten sind SPICE Simulationsmodelle erhältlich, die für die Untersuchung
der Testbarkeit des Systems verwendet wurden.
Der Leitungsmechanismus des NTC-Widerstandes ist von einer Ladungsträgerminorität
abhängig, die sich bei steigender Temperatur vervielfacht, was zu einem nichtlinearen Verlauf
der Widerstandskennlinie des Sensors führt.
57
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Zur Erstellung der Kennlinie wurde ein SPICE-Sensormodell mit einer 10V Quelle und einem
seriellen 10kΩ Widerstand simuliert.
Uout/V
3.0
Toleranz = -10%
reguläre Kennlinie
2.5
Toleranz = +10%
2.0
1.5
1.0
0.5
0.0
-5
0
20
40
60
80
100 105 T/°C
Abb. 5-5: Kennlinienfeld K45 / 1kΩ
Die Variation der Temperatur erfolgte innerhalb eines Temperaturbereichs von -5°C bis
105°C und führte zu dem in Abb. 5-5 dargestellten Kennlinienfeld unter zusätzlicher
Berücksichtigung der laut Datenblatt maximalen Toleranzen von -10% und +10%.
Der Effekt der Eigenerwärmung durch den Brückenstrom wird hier nicht näher erläutert. Bei
dem Entwurf der in Abb. 5-4 dargestellten Schaltung ist diese Störgröße jedoch berücksichtigt
worden. Um den Einfluß der Eigenerwärmung zu minimieren, sind die Widerstände der
Brückenschaltung, in der sich der Sensor befindet, ausreichend hoch dimensioniert worden.
Diese Dimensionierung bestimmt die Ausgangsspannung der Brückenschaltung und die
Linearisierung der nichtlinearen Übertragungskennlinie des Temperatursensors.
Um die Übertragungsfunktion des Systems herleiten zu können wird die Schaltung nach Abb.
5-4 in drei funktionale Gruppen (Stufen) unterteilt.
Die Stufen werden wie folgt unterteilt:
1. Meßbrücke (Abschnitt 5.1.2.1)
2. Verstärkung der Brückenspannung (Abschnitt 5.1.2.2)
3. Subtraktion und Offset-Anpassung (Abschnitt 5.1.2.3)
Die in Abschnitt 5.1.2.1 vorgestellte Meßbrücke ist eine Möglichkeit einen Sensor an einen
Meßverstärker anzukoppeln. Im folgenden Abschnitt werden kurz die prinzipiellen Möglichkeiten am Beispiel einer Wheatstone-Meßbrücke aufgezeigt.
58
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5.1.2
Einbindung von Sensoren in eine Wheatstone-Meßbrücke
Für eine Realisierung ergeben sich folgende vier Möglichkeiten, eine Wheatstone-Meßbrücke
zusammenzustellen:
R+∆R
R
Ud
R
R
UE
1 variables Element
Ud = UE
∆R
2 R + ∆R
(5.03)
R+∆R
R
2 variable Elemente (gleichsinnig)
Ud
R+∆R
R
Ud = UE
∆R
2 R + ∆R
(5.04)
UE
R-∆R
R+∆R
2 variable Elemente (gegensinnig)
Ud
R
R
∆R
1
für jedes ∆R
Ud = UE
2
R
(5.05)
UE
R+∆R
R-∆R
4 variable Elemente
R+∆R
Ud
R-∆R
Ud = UE
∆R
für jedes ∆R
R
(5.06)
UE
Abb. 5-6: Mögliche Anordnung von Sensoren in einer Meßbrücke
Die Realisierung einer Meßbrücke ist mit nur einem Sensorelement möglich, nachteilig ist
hierbei jedoch, daß die bei der mikroelektronischen Integration auftretenden Fertigungs- und
Materialtoleranzen nicht kompensiert werden. Zur Kompensation der Sensortoleranzen
können jedoch externe Potentiometer oder interne einstellbare Widerstände (Lasertrimmung)
verwendet werden. Eine Linearisierung der Sensorkennlinie ist möglich, indem z.B. ein
Serienwiderstand in den Pfad des Sensorelementes eingefügt wird. Hierbei ist der Widerstand
so zu dimensionieren, daß er dem mittleren Widerstandswert des Sensorelementes entspricht
59
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
[Sch95]. Auf diese Weise erhält die Ausgangskennlinie der Brückenschaltung einen Wendepunkt. Dieser bewirkt eine Linearisierung der Sensorausgangskennlinie. Die Verwendung von
zwei oder vier Sensorelementen ist jedoch zu bevorzugen, da sich Fertigungstoleranzen durch
den symmetrischen Aufbau gegenseitig kompensieren.
5.1.2.1 Die untersuchte Meßbrücke
Zur Messung einer Temperatur wird der NTC-Sensor in eine Wheatstone-Brücke [Coo89]
integriert. Hierbei dient das Potentiometer (RPot1) zum Abgleich der Brückenspannung (Toleranzen). Diese wird mit 0V bei dem unteren festgelegten Temperaturwert von –5°C
festgelegt. Die Widerstände R1 und R2 linearisieren die Kennlinie des NTC-Widerstands und
begrenzen den Strom durch die Brückenschaltung.
 R2

R1
U Stufe1 = 
−
⋅U
 R2 + ∆R RPot + R1  analog_in


1
(5.07)
Hierbei kürzt ∆R die Schreibweise für die variable Widerstandsgröße (R + ∆R) des NTCWiderstands ab (siehe Gl. 4.33). Bei der Dimensionierung wurde gefordert, daß Pot1 so
variabel einstellbar ist, daß die Toleranzen der Widerstände mit kompensiert werden können.
5.1.2.2 Verstärkung der Brückenspannung
Die zweite Stufe besteht aus zwei zusammengeschalteten nicht invertierenden Operationsverstärkern. Die beiden Operationsverstärker wirken als Impedanzwandler, so daß die
nachfolgenden Schaltungsteile die Meßbrücke nicht belasten.
Wird nun die Ein- und Ausgangsspannung nicht gegenüber Masse betrachtet, so ergibt sich
bereits hier eine Differenzbildung, wobei die Eingangsspannungsdifferenz über den Widerständen (RPot2 + Rlimit) abfällt. Mittels des Potentiometers wird die Verstärkung der Differenzspannung eingestellt. Die Ausgangsspannung UStufe2 ergibt sich zu:

R3 + R4
U Stufe2 = 1 +
 Rlimit + R Pot

2

 ⋅ U Stufe1

(5.08)
Auch hier sind die Toleranzen der Widerstände, wie im ersten Schaltungsteil, nur bei der
Dimensionierung des Potentiometers zu berücksichtigen. Der Einfluß der Toleranzen auf das
Widerstandsverhältnis läßt sich durch ein Verstellen von RPot2 kompensieren. Aus Symmetriegründen wird hier im allgemeinen R3 = R4 gewählt. Die Differenzausgangsspannung dieser
Stufe ist als negativ zu betrachten.
60
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5.1.2.3 Subtraktion und Offset-Anpassung
Die dritte Schaltungsstufe besteht aus einem Differenzverstärker mit der Verstärkung (v = 1)
und einem Impedanzwandler zur Offset-Steuerung. Die Gleichung für das Ausgangspotential
dieses Differenzverstärkers unterscheidet sich von der in der Literatur üblichen Darstellung.
Hier können erstens aufgrund der Toleranzen die Widerstände nicht als identisch
angenommen werden und zweitens sind nicht zwei Differenzeingangsspannungen gegenüber
Masse gegeben. Die beiden Ausgangsspannung aus Stufe 2 bildet hier die Differenzspannung.
Bei der in der Literatur dargestellten Schaltung liegt der gegengekoppelte Zweig an Masse, so
daß die auf Masse bezogene Ausgangsspannung nur von R6 und R8 beeinflußt wird. Um die
Einstellung des Offsetpotentials von dem Rest der Schaltung zu entkoppeln, ist ein
Impedanzwandler eingesetzt worden. Als Ausgangspotential ergibt sich somit:
 R + R8 
VAnalog_out = −1⋅  6
 ⋅ U Stufe2 + VOffset
 R5 + R7 
(5.09)
Über den Spannungsteiler aus R9 und RPot3 ergibt sich das Offsetpotential zu:


R9
VOffset = 
 ⋅ 5V
 R9 + Pot3 
(5.10)
Werden R5 bis R8 identisch eingesetzt, so invertiert dieser Schaltungsteil lediglich das Vorzeichen der Differenzeingangsspannung. Dies führt bei der betrachteten Schaltung zu einem
positiven Ausgangsspannungsverlauf in Abhängigkeit von der Temperatur. Hierbei wird
wieder die Schaltungsmasse als Bezugspotential verwendet.
Zur Einstellung der Offsetspannung wird ein Spannungsteiler mit einem Potentiometer verwendet, der eine ausreichende Auflösung bei der Spannungseinstellung erlaubt.
Zusammengefaßt ergibt sich die Ausgangsspannungsfunktion des Systems durch das Einsetzen der Gleichungen 5.07, 5.08, 5.09 und 5.10 zu:
(5.11)

 R2
  R3 + R4   R6 + R8 
R9
R1
−
⋅ 1 +
⋅
⋅ U Analog_in + 
VAnalog_out = −1⋅ 



 R2 + ∆R RPot + R1  
 R9 + RPot
RPot2   R5 + R7 
1
3

 


 ⋅ 5V

5.1.2.4 Toleranzbetrachtungen der entwickelten Schaltung
Das Ziel der Entwicklung einer Auswerteelektronik war eine im Vergleich zu der Schaltung
aus Abschnitt 5.1.1 verbesserte Toleranzfestigkeit. Die folgende Abbildung zeigt die Ausgangsspannung des meßbrückenbasierenden Systems mit Berücksichtigung der maximalen
Toleranzen des NTC-Widerstandes.
61
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
U/V
4.0
Uref = 2,55V
3.6
min. Toleranz
0% Toleranz
3.2
2.8
max. Toleranz
Uref = 1,27V
2.4
2.0
Uref = 0V
1.6
-5 0
20
40
60
80
100 105 T/°C
Abb. 5-7: Ausgangskennlinienfeld mit Toleranzbetrachtung (Offset = 1,75V)
Die relativ stark nichtlineare NTC-Kennlinie (Abb. 5-5) ist in der Mitte des Temperaturmeßbereiches von 0°C bis 100°C gut linearisiert worden. Ein Abgleich außerhalb des
gewünschten Meßbereiches ist notwendig (Zusammenlaufen der Kennlinien bei 105°C),
damit sich der Ausgangsspannungshub für den Meßbereich nicht über den maximal verfügbaren Spannungsbereich erstreckt (siehe Abb. 5-1). Der Meßwert bei 100°C liegt somit etwas
oberhalb der minimalen Ausgangsspannung. Würde dies nicht so sein, so wäre die Detektion
eines Fehlers in der Schaltung über eine Beobachtung der Ausgangsspannung in der
Leistungsfähigkeit eingeschränkt (Maskierung). Diese Einschränkung betrifft z.B. Fehler in
der Meßbrücke, die dazu führen, dass die Ausgangsspannung gleich der minimalen Ausgangsspannung ist.
Die in Abb. 5-7 dargestellten Kennlinien ergeben sich aus der Variation der Referenzspannung (BIST-Verfahren) und der Variation der Widerstandstoleranzen. Hierbei sind die
Toleranzen der Widerstände so gewählt worden, daß sich ein maximaler Einfluß auf die
Übertragungskennlinie ergibt. Die Wahl der Referenzspannungen ist zunächst willkürlich
gewählt worden. Sie stellen aber den gesamten Bereich des Spannungshubes dar, der unter
Annahme eines 8-bit D/A-Wandlers mit einer Spannung von 0,01V pro Digit generiert
werden kann.
Für den Selbsttest ist allerdings nicht das Temperatur/Ausgangsspannungskennlinienfeld
bestimmend, sondern das Kennlinienfeld der Ausgangsspannung in Abhängigkeit von der
Stimulierung "VAnalog_in" (bzw. Uref) bei festen Temperaturen.
62
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
U/V
4.0
Temp = 105°C
3.6
3.2
2.8
Temp = 27°C
2.4
2.0
Temp = -5°C
1.6
0.0
0.4
0.8
1.2
1.6
2.0
2.4 2.6 U/V
V_Analog_In
Abb. 5-8: Referenzspannungs- und toleranzabhängiges Kennlinienfeld
In Abb. 5-8 sind die Simulationsergebnisse der Ausgangsspannung in Abhängigkeit von den
Widerstandstoleranzen und der Referenzspannung dargestellt. Die angegebenen Temperaturen sind bei den Simulationen gewählt worden. Aufgrund der näherungsweise linearen
Abhängigkeit des Meßwertes von der Referenzspannung und den relativ geringen Toleranzschwankungen des Meßwertes, ist die entwickelte Schaltung für eine Temperaturmessung
geeignet. Sie ist prinzipiell mit dem hybriden Selbsttestverfahren testbar.
Die Qualität des Testverfahrens für diese Schaltung und der Einfluß der Referenzspannung
auf die Testgüte werden in Abschnitt 5.1.2.6 genauer analysiert.
Für eine Bewertung der Testqualität wurden zuerst so genannte "Stuck-at"-Fehler der Widerstände R1 bis R8 simuliert. Hierfür wurde der reguläre Wert der Widerstände derart variiert
das sie entweder als kurzgeschlossene oder offene Verbindung angenommen wurden. Um die
simulierten Ergebnisse für Exremwertfehler mit den Meßergebnissen von einem realisierten
Prototypenaufbau vergleichen zu können sind Widerstandswerte von 3Ω für die kurzgeschlossenen und 10 MΩ für die offenen Verbindungen verwendet worden. Bevor auf die
Fehlererkennungseigenschaften von Einzelfehlern innerhalb der Schaltung des hybriden
Selbsttestverfahrens eingegangen wird, erfolgt zuerst die Erläuterung zur Bestimmung eines
geeigneten Arbeitspunktes für den Selbsttest.
63
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5.1.2.5 Festlegung einer optimalen Stimulierung
Um einen Testarbeitspunkt der Schaltung und geeignete Stimulierungspaare symmetrisch um
den Arbeitspunkt zu finden, gilt es festzustellen, welche Fehler mit welcher Stimulierung
detektiert werden können. Hierzu wird das Referenz-/Ausgangsspannungskennlinienfeld nach
Abb. 5-2 unter Annahme eines Fehlers mit dem im fehlerfreien Fall verglichen.
Das Kennlinienfeld im fehlerfreien Fall beinhaltet hierbei alle erlaubten Ausgangsspannungen, die bei der jeweiligen Referenzspannung aufgrund der unbekannten Meßgröße
auftreten können. Liegt das Übertragungskennlinienfeld (Variation der Referenzspannung und
Meßgröße) außerhalb des fehlerfreien Kennlinienfeldes, so können der fehlerbehaftete wie
auch der fehlerfreie Fall eindeutig voneinander unterschieden werden.
Abb. 5-9: Wirksame Stimulierung des Meßsystems
Einige Fehler führen allerdings zu einer Überlappung der Kennlinien, so daß die Fehler nur
abhängig von der Meßgröße erkannt werden können. Zwei simulierte Fehler (R3 und R4 =
3Ω) können nicht erkannt werden, da das fehlerhafte Kennlinienfeld vollständig innerhalb des
erlaubten Kennlinienfeldes liegt. Die Bereiche der Referenzspannung, die bei den Fehlersimulationen zu einer Über- oder Unterschreitung des idealen Kennlinienfeldes geführt haben,
oder dies zumindest ab einer bestimmten Meßgröße taten, können wie in Abb. 5-9 zusammengefaßt gegenübergestellt werden.
Dargestellt wird für jeden "Stuck-at"-Fehler derjenige Bereich der Referenzspannung mit dem
eine wirksame Erkennung des Fehlers möglich ist. Hierzu wurde die Schaltung mit einer
Spannung aus diesem Bereich stimuliert. Bei den Fehlern R1 = 10MΩ, R2 = 3Ω, und R3 =
10MΩ gilt dies allerdings erst ab einer bestimmten Meßgröße, da sich die Kennlinienfelder an
einigen Stellen im Referenzspannungsbereich überlagern. Diese Nichterkennung der Fehler
64
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
R3 = 3Ω und R4 = 3Ω ist durch die niedrige Verstärkung (A ≈1) bedingt. In Abschnitt 5.3
(und folgende) ist dargestellt, daß diese Fehler bei einer anders gewählten Verstärkung (A ≈2)
detektiert werden können.
Die Ergebnisse dieser Simulationen bestätigten die Ausgabewerte für die Referenzspannungsvariation, die sich unter Anwendung des Programms aus Abschnitt 4.1 ergaben. Sie führten
dazu, daß der Arbeitspunkt der Sensorschaltung auf 1,27V festgelegt wurde. Mit dieser Wahl
lassen sich alle zu erkennenden Fehler testen, wenn die Stimulierungen symmetrisch mit
±0,57V und ±0,87V um den Arbeitspunkt auswählt werden [Wes00]. Mit den gefundenen
Stimulierungspaaren von 0,7V und 1,84V, entsprechend ±0,57V um den Arbeitspunkt, sowie
0,4V und 2,14V, entsprechend ±0,87V, kann der Selbsttest der Schaltung nach [Dam98]
durchgeführt werden.
5.1.2.6 Auswertung der Simulationsergebnisse
Um eine qualitative Beurteilung des BIST-Verfahrens in Bezug auf die in Abb. 5-4 dargestellte Meßanordnung darstellen zu können, werden an dieser Stelle die Voraussetzungen,
unter denen ein Sensorsystem selbsttestfähig ist, noch einmal zusammengefaßt [Dam98,
Wes00]:
1. Integrierte Sensoren verfügen über einen Hauptsignalpfad, der über das Sensorelement
und die analogen Schaltungsteile zum A/D-Wandler führt.
2. Die Sensoren besitzen einen Referenzspannungsknoten.
3. Bei einer Variation der Referenzspannung sind die Signale längs des Hauptsignalpfades
stimulierbar.
4. Eine Variation des Referenzsignals hat einen zumindest näherungsweise linearen Einfluß
auf das Ausgangssignal des Sensors.
5. Die Teststimuli für den Sensor werden über das Referenzsignal in die Schaltung eingespeist.
6. Ein Sensorsystem muß so ausgelegt sein, daß unter Berücksichtigung der Stimulierungsamplituden keine nichtlinearen Effekte, beispielsweise Begrenzungseffekte, auftreten.
7. Die Sensorübertragungsfunktion ist zumindest näherungsweise linear.
8. Die Meßgröße ist während der Testphase näherungsweise konstant.
Die Selbsttestfähigkeit bezieht sich hierbei auf Sensorsysteme, die wie in u.a. Abschnitt 4.1
aufgefaßt werden können. Für das hier betrachtete Temperaturmeßsystem gilt, daß sich für
jede physikalische Größe (Tx) im Meßbereich (Tmin bis Tmax), abhängig von der Übertragungsfunktion des Sensor- und Verstärkersystems, eine andere fest definierte Ausgangsspannung
(Ux) ergibt. Eine Änderung der physikalischen Meßgröße (∆T) bedingt aufgrund der
Abhängigkeit vom Übertragungsverhalten auch eine entsprechende Änderung der Ausgangsspannung (∆U).
In [Dam98] wird ein Sensorsystem, mit folgender Gleichung
y x ,uref = M ( x ) ⋅ R( uref ) + K
(5.12)
65
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
beschrieben. Hierbei werden die Meßgröße x und das Referenzsignal uref über den Sensor und
die analoge Signalverarbeitung des Sensors in das Sensorausgangssignal y umgewandelt. Anschließend wird y über den A/D-Wandler in das binäre Ausgangswort N(y) konvertiert.
Wird nun für Gl. 5.12 R(uref±∆u) und K = uOffset eingesetzt, so gilt die Gleichung auch für das
hier betrachtete System.
Bei der Stimulierung des Systems mit einem Stimulierungspaar ±∆u ergibt sich daraus der
folgende Zusammenhang (Siehe auch Abschnitt 3.4.3.3):
M ( X ) ⋅  R(uref +∆u ) + R(uref −∆u )  + 2U Offset ≅ 2 ⋅ y( X )
(5.13)
Unter Verwendung von zwei Stimulierungspaaren (±∆u1,2) läßt sich nach [Dam98] eine "AddSignatur" (Gl. 3.19) erzeugen, die sich unabhängig von der am Sensor anliegenden Meßgröße
zu Null ergibt:
(5.14)
(
)

M ⋅ R

( x)
( u ref +∆u1 ) + R( u ref -∆u1 ) − R( u ref +∆u 2 ) − R( u ref -∆u 2 )
l


Sign = round
⋅ ( 2 − 1)  ⋅ mod 2n



o−u

 

Hierbei ist die Ausgangsgröße (Sign) das dezimale Äquivalent des bereits A/D-konvertierten
Signals. Aufgrund der geforderten linearen Übertragungskennlinie des Systems, der im
Meßzeitpunkt als konstant anzusehenden Meßgröße und der Annahme, daß die Variation
eines defekten Widerstandes unabhängig von der Referenzspannung konstant bleibt, ergibt
die obige Gleichung immer Null, wenn
1. im fehlerfreien Fall mit zwei Stimulierungspaaren symmetrisch um die Arbeitspunktreferenzspannung stimuliert wird.
2. im Fehlerfall mit zwei Stimulierungspaaren um die Arbeitspunktreferenzspannung stimuliert wird. Aufgrund der Linearität des Systems verschieben sich zwar alle Kennlinien
abhängig vom Fehler, bleiben aber symmetrisch um die Kennlinie der Arbeitspunktreferenzspannung im Fehlerfall: Y(X, Uref) fault .
3. im Falle, daß alle Stimulierungen zu identischen Ausgangssignalen z.B. aufgrund von Begrenzungseffekten führen.
Es ist hervorzuheben, daß in einem System, welches sich durch eine lineare Gleichung
beschreiben läßt, ein konstanter Fehler mit der in [Dam98] vorgeschlagenen Testmethodik
nicht detektiert werden kann. Die Ursache hierfür liegt in der Signaturbildung, die bei
linearen Abhängigkeiten immer zu einer Signatur von "0" führt.
In [Dam98] wird diese Problematik nicht näher erläutert. Es ist daher anzunehmen, daß die
dort beschriebene Zunahme der Nichtlinearitäten ihre Ursache in Begrenzungseffekten hat.
Begrenzende Einflüsse haben die Betriebsspannung, da sie die maximale Ausgangsspannung
einer Schaltung vorgibt. Begrenzend wirkt ebenfalls ein unzureichend angepaßter A/DWandler, so daß es in der Testphase zu einem Über- oder Unterschreiten des Eingangsspannungsbereiches des Wandlers kommen kann.
Abb. 5-9 zeigt in welchem Bereich geeignete Stimulierungsspannungen zu finden sind. Ob
jedes beliebige Stimulierungspaar aus den ermittelten Bereichen gewählt werden sollte,
bedarf einer detaillierten Betrachtung.
Wie in Abschnitt 5.1.2.4 erläutert, müssen die schaltungstoleranzabhängigen Kennlinien auf
einen gemeinsamen Start- und Endpunkt abgeglichen werden, um den Einfluß von
66
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Fertigungstoleranzen zu kompensieren. So kann eine qualitativ gute Meßgrößenerfassung
gewährleistet werden. Ausgehend von der hier betrachteten Schaltungsstruktur, ergeben sich
für das Testverfahren mit erzwungener Nichtlinearität folgende Überlegungen:
Um als Fehler wirksam zu werden, führt die Auswirkung eines Defektes entweder zu einer
Vergrößerung oder Verringerung der Verstärkung des dargestellten Meßverstärkers oder zu
einer Verschiebung der Übertragungskennlinie (z.B. Offset-Stufe). Hierbei ist das von der
Meßbrücke kommende Eingangssignal von der Meßgröße abhängig. Aufgrund des zuvor
durchgeführten Nullpunktabgleichs zur Widerstandstoleranzkompensation hat das Eingangssignal bei einer festgelegten Meßgröße ebenfalls einen Nulldurchgang. Dieser wird am
Ausgang des Verstärkers durch die nachfolgende Offset-Stufe maskiert. Vor der Offset-Stufe
haben somit auch fehlerbehaftete Signale einen Nulldurchgang, der unabhängig von der
fehlerhaften Verstärkung ist.
Abb. 5-10: Meßgrößenabhängigkeit von Begrenzungseffekten
Dies führt zu einer Abhängigkeit zwischen der Meßgröße und den Begrenzungseffekten
derart, daß dieser nichtlineare Effekt erst ab einer bestimmten Meßgröße detektiert werden
kann. Abb. 5-10 stellt diesen Zusammenhang beispielhaft für eine fehlerbehaftete
Übertragungskennlinie dar. Die durch die Versorgungsspannung bedingte maximale Ausgangsspannung der Verstärkerstufe wird erst ab einer bestimmten Meßgröße erreicht. Diese
Wahl der Stimulierungen führt daher zu einem ungeeigneten Test. Ziel ist es eine
Stimulierung so zu wählen, daß ein von der Meßgröße weitestgehend unabhängiger Test
ausgeführt werden kann.
67
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Eine Möglichkeit ist eine weitergehende Variation der Referenzspannung, wie in Abb. 5-11
dargestellt ist.
Abb. 5-11: Vergrößerte Variation der Referenzspannung
Wird die Variation der Referenzspannung ∆u vergrößert, so vergrößert sich auch der Bereich
in dem ein Fehler detektiert werden kann. Eine Anhebung der oberen Stimulierungsspannung
führt entsprechend zu einem Absenken der unteren Spannung (Symmetrie). Es zeigt sich, daß
das nichtlineare Verhalten schon bei einer geringeren Meßgröße einsetzt. Die Stimulierung
mit einer höheren Spannung führt über einen weiten Meßgrößenbereich zu einer konstanten
Ausgangsspannung. Das Ausgangssignal wird hierbei entweder begrenzt oder liegt nahe 0V.
Wird das zweite Stimulierungspaar so gewählt, daß es nicht eng benachbart zum ersten Paar
liegt, so ist die Schaltung mit dieser Stimulierung umfassend testbar.
Abb. 5-12: Einfluß der Fehlergröße
Die Fehlererkennung ist zusätzlich noch von der Größe der Auswirkung eines Defektes abhängig. Führt ein Fehler zu einer wesentlich größeren Verstärkung des Meßverstärkers, so
68
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
kann es eine Meßgröße geben, bei der jede Stimulierung zu einer Begrenzung der
Ausgangsspannung führt. Das Ergebnis der Add-Signatur wird in diesem Fall zu null und
verhindert somit eine Detektion der Fehlerauswirkung.
Der Einfluß eines Defektes und seine fehlerhafte Auswirkung verändern die Steigung der
Übertragungskennlinie des Systems und somit auch die Steigungen der Kennlinien, wie ein
Vergleich der Abb. 5-11 und Abb. 5-12 zeigt. Wie zuvor erläutert, ist die Fehlererkennung
nicht nur von der Stimulierung sondern auch von der Fehlergröße abhängig. Bei gleicher
Stimulierung wie in Abb. 5-11 wird das nichtlineare Verhalten in Abb. 5-12 aufgrund einer
veränderten Fehlergröße früher erreicht.
Das Ziel bei der Auswahl einer geeigneten Stimulierung zeigt hingegen Abb. 5-13. Dargestellt ist eine nahezu ideale Stimulierung, mit der Defektauswirkungen im beinahe gesamten
Meßbereich detektiert werden können.
URef - ∆u1
Abb. 5-13: Ideale Stimulierung abhängig von Meßgröße und Fehlerauswirkung
Dies ist nur möglich, weil die Ausgangsspannung bei minimaler Stimulierung noch linear
verläuft und nicht begrenzt wird. Alle anderen Kennlinien werden hingegen schon durch den
nichtlinearen Einfluß begrenzt. Problematisch bei der Ermittlung geeigneter Stimulierungen
und dem Einsatz dieses Testverfahrens ist, daß eine optimale Ausnutzung der beschriebenen
Abhängigkeiten eine genaue Kenntnis der Auswirkungen von möglichen Defekten voraussetzt. Da die Fehlerauswirkung mindestens so groß sein muß, daß eine erhöhte Referenzspannung (+∆u1) zu einer Begrenzung des Systems führt, aber die verringerte Referenzspannung (-∆u1) nicht dazu führt.
Eine Versuchsreihe (Simulation und realer Aufbau) mit 24 Variationen der Schaltungswiderstände (siehe Abschnitt 5.1.2.4) der in Abb. 5-4 dargestellten Schaltung ergab, daß insgesamt
sechs Fehler abhängig von der Meßgröße (Temperatur) und der Fehlergröße detektiert werden
konnten.
Unter Verwendung der Add-Signatur ist das hybride Selbsttestverfahren für den hier
dargestellten Schaltungstyp, aufgrund der unzureichenden Fehlererkennung und den
beschriebenen Abhängigkeiten, nicht für einen Selbsttest geeignet. Mit welchen Methoden
69
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Verbesserungen des Tests des betrachteten Schaltungstyps erzielt werden können, wird in den
nachfolgenden Abschnitten dargestellt.
5.1.3
Komparator basierte Testverfahren
Eine Verbesserung der Fehlererkennung bedingt neue Testmethodiken, die im Rahmen dieser
Dissertation entwickelt wurden und in den folgenden Abschnitten vorgestellt werden. Hierbei
werden Anforderungen an das System gestellt, die zum Teil von den bisherigen Rahmenbedingungen abweichen (siehe 5.1.2.6). Auf die Abweichungen wird bei den nachfolgenden
Testmethodiken genauer eingegangen. Alle Testmethodiken basieren auf der Annahme, daß
die meßgrößenabhängige Eingangsgröße als unbekannt anzunehmen ist!
Im Folgenden werden zwei unterschiedliche Testverfahren vorgestellt. Das in Abschnitt
5.1.3.1 vorgestellte Verfahren untersucht die Ausgangsgröße eines Sensorsystems mittels
eines Komparators auf Plausibilität. Das Verfahren nach Abschnitt 5.1.3.2 prüft die
Plausibilität eines Meßwertes zusätzlich durch die Bewertung der zeitlichen Abhängigkeit
zwischen zwei Meßzeitpunkten. Dieses Verfahren legt nicht nur die Grenzwerte der minibzw. maximalen Ausgangsgröße eines Sensorsystems fest, sondern überprüft auch die
zeitlichen Randbedingungen. Da somit ein zweidimensionaler Bereich um jeden Meßwert
beschrieben wird, in dem er gültig sein kann wird das Verfahren als "Fenstermethode"
bezeichnet.
5.1.3.1 Verwendung eines Fensterkomparators
Die bisher dargestellten Erkenntnisse zeigen, daß eine geeignete Wahl der Stimulierungen die
Fehlererkennung begünstigt, siehe hierzu Abb. 5-9. Schon die Auswahl einer geeigneten
Brückenspannung würde zu einer verbesserten Fehlererkennung führen, wenn die AddSignatur durch einen Komparator ersetzt wird. Die simulierten Kennlinienverläufe, unter der
Annahme von Einzelfehlern, zeigten, daß die fehlerhaften Kennlinien oftmals parallel zu der
fehlerfreien Kennlinie verschoben sind (siehe Abb. 5-15). Eine Detektion mittels eines
Fensterkomparators bietet sich daher immer an, wenn sich ein Fehlverhalten, wie in Abb. 514 dargestellt, einstellt.
Uout
Umax
Umin
Abb. 5-14: Verschiebung der fehlerhaften Übertragungskennlinie
70
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Im fehlerfreien Fall markieren Umax und Umin den Ausgangsspannungsbereich, in dem sich der
Ausgangswert des Sensorsystems befindet. Umax und Umin bilden hierbei die obere und die
untere Schwelle des Fensterkomparators, mit dem eine fehlerhafte Funktion des Systems
erfaßt werden kann. Die Verwendung eines Fensterkomparators bedingt keine wechselhafte
Stimulierung wie bei der Add-Signatur. Dieses erlaubt einen Online-Test auch für Sensoren,
die nicht die Bedingung erfüllen, daß eine Variation der Stimulierungsspannungen innerhalb
eines Zeitrahmens zu einem näherungsweise linearen Verhalten führen muß. Die Dynamik
des Tests ist nur noch von der Dynamik des Komparators abhängig. Um eine aussagekräftige
Signatur mit dem Test zu erhalten, kann der Aufwand für eine A/D-Wandlung entfallen, da
keine Werte addiert werden müssen.
Wie in Abb. 5-15 dargestellt ist, verschieben einige simulierte Fehlerannahmen die Übertragungskennlinie derart, daß die Definition zweier Komparatorschwellen Umax und Umin eine
Fehlerdetektion ermöglicht. Ein Fehler wird also immer dann erkannt, wenn Uout < Umin oder
Uout > Umax ist. Um eine qualitative Aussage über die Eignung eines Fensterkomparators zu
machen, wurde das untersuchte Temperaturmeßsystem mit einer Brückenspannung von 1,27V
und einer symmetrischen Stimulierung von ∆u = ±0,57V, bzw. ∆u = ±0,87V angeregt, mit
denen die erkennbaren Fehler abgedeckt werden können (siehe Abb. 5-9). Für die
Auswertung der Testantworten wird hierzu auf Grundlage der einfachen "Add-Signatur" aus
[Dam98], sie verwendet nur ein Stimulierungspaar, der Mittelwert aus den Testantworten
betrachtet. In Abb. 5-15 sind die sich aus der vereinfachten Add-Signatur ergebenden
Mittelwerte (Stimulierung mit ∆u = ±0,57V) dargestellt.
U/V
T/°C
Abb. 5-15: Simulationsergebnisse der Fehlerauswirkungen
71
Fehlerfreie und
überlagerte
fehlerbedingte
Kennlinien
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Unter der Vorraussetzung des linearen Einflusses der Referenzspannung auf das Sensorausgangssignal ist der Mittelwert der Simulationsergebnisse identisch mit dem durch einen
Meßwert bedingten Wert im eingestellten Arbeitspunkt (feste Referenzspannung).
Mit der vorgestellten neuen Testmethodik lassen sich, wie Abb. 5-15 zeigt, von sechzehn
simulierten Fehlern (ohne Meßbrücke!) die beiden schon aus Abschnitt 5.1.2.5 bekannten
Fehler (R3 und R4 niederohmig) nicht, 7 Fehler temperaturabhängig und 7 Fehler
temperaturunabhängig detektieren. Hierzu wurden die Komparatorschwellen auf 1,7V (Umin)
und 2,8V (Umax) gesetzt. Diese Werte markieren gleichzeitig in Abhängigkeit von dem
betrachteten Temperaturbereich die minimale untere und maximale obere Ausgangsspannung
des fehlerfreien Systems.
Dieses Ergebnis zeigt, daß die Anwendung eines Fensterkomparators bereits zu einer deutlich
verbesserten Fehlererkennung gegenüber der Add-Signatur führt.
Erfüllt das zu testende System eine weitere Forderung, nach der sich die Systemantwort im
fehlerfreien Fall nicht sprungartig ändern kann, so kann eine weitere neue Testmethodik
angewendet werden, die in Abschnitt 5.1.3.2 vorgestellt wird. Dieses Testverfahren nutzt zur
Optimierung der Fehlererkennung die dynamischen Eigenschaften des Sensors aus, im
Gegensatz zu den zuvor dargestellten Testmethodiken.
72
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5.1.3.2 Die Fenstermethode
Die Annahme, daß sich die zu Meßgröße in der Zeit zwischen zwei Testzyklen nicht mehr als
um einen bestimmten maximalen Wert ändert, erlaubt eine Verkleinerung des Abstandes
zwischen den Schwellen Umin und Umax des Fensterkomparators.
Abb. 5-16: Einschränkung der Komparatorschwellen mit der Fenstermethode
Zu Beginn des Tests wird ein Meßwert zwischengespeichert, wenn der Test das Ergebnis
"fehlerfrei" liefert. Aufgrund der geforderten Systemeigenschaft, kann sich das Sensorausgangssignal nur um einen bestimmten Wert (z.B. ± ∆U) innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens ändern. Somit läßt sich der als fehlerfrei anzunehmende Bereich im nächsten Testzyklus
einschränken, indem nur ein Testfenster um den gespeicherten vorherigen Meßwert betrachtet
wird. Die Festlegung einer Fenstergröße zwischen UTestmin und UTestmax führt zu enger
benachbarten Komparatorschwellen. Sie führt somit zu einer Verringerung des Bereiches, in
dem ein Fehler nicht erkannt werden kann. Die Werte für einen einfachen Komparator (Umin
73
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
und Umax) liegen außerhalb des Bereiches für die Fenstermethode (UTestmin und UTestmax), so
daß eine Verkleinerung des nichttestbaren Bereiches vorliegt. Ergänzend ist anzumerken, daß
eine Stimulierung der Schaltung bei den beiden zuletzt vorgestellten Testverfahren nicht
unbedingt notwendig ist. Diese Notwendigkeit entfällt, wenn das System schon durch die
Auswahl der Brückenspannung (Spannungsbereich siehe Abb. 5-9) sensitiv genug ist. Eine
optimierte Fehlerabdeckung kann so gewährleistet werden (Abschnitt 5.1.2.5). Dies führt
dazu, daß beide Testmethodiken sowohl periodisch Online wie auch Offline genutzt werden
können, wobei hingegen das BIST-Testverfahren nach [Dam98] keine Online-Auswertung
erlaubt, sondern nur einen periodischen Offline-Test darstellt.
Bei näherungsweise linearen Ausgangskennlinien reicht ggf. schon die Angabe eines einheitlichen Toleranzbereiches, wie in Abb. 5-16 unten grau dargestellt, ohne den Meßwert
zwischenspeichern zu müssen, da sich die Fenstergröße nicht verändert. Im Falle, daß der
Meßwert nicht zwischengespeichert wird, ergibt sich der als fehlerfrei zu betrachtende
Bereich aus der Verschiebung des Testfensters entlang der Idealkennlinie. In diesem Fall
kann dem Fenster kein fester Bezugswert auf der Ausgangskennlinie zugeordnet werden. Aus
diesem Grund ist im Testzyklus ein Bereich als fehlerfrei anzunehmen, der alle möglichen
Positionen des Fensters an der Stelle des aktuellen Meßwerts umfaßt. Somit wird der grau
dargestellte Bereich doppelt so groß und symmetrisch um die Ausgangskennlinie angeordnet,
im Vergleich zur Variante des gespeicherten Wertes.
U/V
T/°C
Abb. 5-17: nichtlineare Übertragungskennlinie
Verläuft die Übertragungskennlinie nichtlinear (Abb. 5-17), so gibt der gespeicherte Meßwert
Auskunft darüber, welcher Position auf der Kennlinie der aktuelle Meßwert zugeordnet werden kann. Verlaufen die Ausgangswerte der fehlerfreien Kennlinie (wie bei der betrachteten
Schaltung) näherungsweise horizontal, so läßt sich der als fehlerfrei zu tolerierende Bereich
an diesen Stellen weiter verkleinern. Die Fenstergröße kann dem Kennlinienverlauf angepaßt
werden. Im fehlerfreien Fall muß hierzu der Verlauf der Testantworten durch Messung
und/oder Simulation in einer der A/D-Wandlung entsprechenden Meßwertauflösung ermittelt
werden.
74
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Bleiben die Bedingungen 1 - 8 aus Abschnitt 5.1.2.6 gültig, so daß gilt
n
ySignatur =
∑ M ( x ) ⋅ R(u
i =1
ref
2n
± ∆u ) + 2 K
≅ y( x, uref )
(5.15)
mit n = Anzahl der Stimulierungspaare, so kann schon im Meßmodus der Fenstermethode
kontrolliert werden, ob der ermittelte Meßwert bei der Arbeitspunktreferenzspannung, unter
Berücksichtigung eines zu bestimmenden Toleranzbereiches, noch im erlaubten Spannungsbereich (siehe Abb. 5-14) liegt. Wird hierbei Umax über- oder Umin unterschritten, so liegt ein
Fehler vor. Ist die Arbeitspunktreferenzspannung so gewählt worden, daß möglichst viele
Fehler abgedeckt werden können, so kann schon während der Messung eine gute Fehlererkennung erzielt werden. Gegebenenfalls ist noch ergänzend eine Prüfung durch Aktivierung
eines zusätzlichen Testmodus durchzuführen (Abschnitt 5.1.3.3).
In diesen Fällen reicht zur Referenzzierung der Fehlerfreiheit die normale Meßgröße =>
Ausgangsspannungskennlinie y(x, uref) an den Stützstellen des A/D-Wandlers aus. Diese wird
auch zur Meßwertausgabe benötigt, um den digitalen Ausgangswerten die entsprechenden
Meßgrößenwerte zuzuordnen. Im Testmodus (Offline-Modus) gibt dann der zwischengespeicherte vorherige Meßgrößenwert den Erkennungsbereich vor.
y max = M ( xalt − ∆x ) ⋅ R(uref ) + K ≥ y( xneu , uref ) = M ( xneu ) ⋅ R(uref ) + K
(5.16)
y min = M ( xalt + ∆x ) ⋅ R(uref ) + K ≤ y( xneu , uref ) = M ( xneu ) ⋅ R(uref ) + K
(5.17)
Sind beide Gleichungen erfüllt, so ist die Schaltung fehlerfrei.
5.1.3.3 Weiterentwicklung der Fenstermethode
Eine Weiterentwicklung der Fenstermethode ist mit der Einführung einer Überprüfung des
Systems nach der Einschaltphase ("power on") umgesetzt worden. Diese Erweiterung stellt
sicher, daß das System zwischen den Betriebsphasen keinen Schaden genommen hat. Der
erste Meßwert kann somit als zuverlässig gespeichert werden. Vorgeschlagen wird hierzu die
Verwendung eines Referenzelementes, das die Meßbrücke oder den Sensor ersetzt. Hierfür
wurde im Rahmen dieser Arbeit ein Testcontroller neu entwickelt, der die oben beschriebene
Funktionalität umsetzt [Ren01]. Mittels der Ansteuerung eines analogen Multiplexers wird
das Referenzelement oder das eigentliche Sensorelement an die Eingänge des Verstärkers
anlegt. Als Referenzelement wird in [Fuh00] ein Widerstand vorgeschlagen. Während der
Testphase wird über einen analogen Multiplexer der Sensorwiderstand durch einen
konstanten Widerstand mit bekanntem Widerstandswert ersetzt. Es wird während des Tests
kontrolliert, ob die Ausgangsspannung der Schaltung mit dem zu erwartenden Spannungswert
bei Verwendung der Referenzgröße übereinstimmt. Geeignet sind Referenzgrößenwerte, die
Meßgrößen simulieren, bei denen eine Fehlererkennung möglich ist. Auch bei diesem
Testverfahren gilt, daß es einen Einfluß der Meßgröße auf die Testqualität gibt. Die
Testqualität beschreibt, wie viele der simulierten Fehler mit dem Test gefunden werden
können. Weiterhin gilt auch hier, daß wie in Abschnitt 5.1.2.5 angegeben Fehler existieren,
die sich auf die Übertragungskennlinie nicht auswirken und somit nicht detektiert werden
können.
75
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5.1.3.4 Ablauf eines Tests mit der Fenstermethode
Anhand des zuvor vorgestellten Meßsystems wird im Folgenden die Vorgehensweise des
Tests mit der Fenstermethode dargestellt.
1. Testauslegung
Ausgehend von der Übertragungskennlinie, die der in Abb. 5-15 dargestellten gemittelten
Fehlersimulationskennlinien entspricht, ist zu erkennen, daß ein Fehler (R1 = 10 MΩ) zu
einer Kennlinie führt die sehr nahe an der von anderen Fehlersimulationen überlagerten
fehlerfreien Kennlinie verläuft. Der Test ist so auszulegen, daß auch dieser Fehler mit
detektiert werden kann. Hierzu wird die Fensterbreite auf eine Meßgrößendifferenz von
7°C und die Meßperiode, abhängig von der Trägheit des Sensors (NTC-Widerstand), auf
1 Sekunde festgelegt. Die Referenzspannung von 1,27V ist um ±0,57V zu variieren.
2. Testdurchführung:
1. "power on"-Test der Schaltung: Hier wird der NTC Widerstand durch einen
Referenzwiderstand ersetzt
2. Messung und Speichern des ersten Meßwertes und Vergleich der Systemausgangsspannung mit der minimal und maximal tolerierten Ausgangspannung (Grenzspannungswert)
3. Messung des zweiten Meßwertes, erneute Prüfung des Grenzspannungswertes, bei Fehlerfreiheit Ausgabe des Meßwertes, im Fehlerfall Signalisierung der Erkennung durch
das Setzen eines Fehlerflags
4. Umschaltung von Referenzwiderstand auf NTC-Widerstand mittels Ansteuerung des
des analogen Multiplexers
5. Stimulierung der Schaltung mit Teststimuli (paarweise), Mittelwertbildung der Systemantworten, Vergleich des Mittelwertes mit dem zuvor gespeicherten Meßwert, Ausgabe
des letzten Meßwertes vor dem Testmodus. (Dies ist notwendig, damit im Testmodus
ein sinnvolles Signal an das übergeordnete System übergeben wird und nicht die
Stimulierungsantworten)
6. Erneute Messung, Ausgabe und Speicherung des Meßwertes beginnend bei Punkt 4.
5.1.3.5 Anwendbarkeit und Grenzen der Fenstermethode
Das in Abschnitt 5.1.3.2 vorgestellte Testverfahren mittels eines Testfensters zeigt, daß bei
einer ausreichenden Verstärkung des Meßverstärkers alle Stuck-at-Fehler der Schaltungswiderstände, der Widerstände in einer geeigneten Meßbrücke und in der Offset-Stufe erkannt
werden können. Vorgestellt wird im Folgenden, wie ein Test des Meßverstärkers (siehe Abb.
5-4) auch ohne Stimulierung "Online" möglich ist. Im Vergleich dazu ist die vorgestellte
Fenstermethode mit einigen Nachteilen behaftet, wenn das Testverfahren integriert werden
soll:
•
Bei der Fenstermethode müssen abhängig von dem realisierten Sensorsystem die gesamte
Systemkennlinie oder zumindest ein festes Intervall der gültigen Ausgangsspannungswerte in einem Festspeicher abgespeichert werden. Das Verfahren bedingt die Verwendung z.B. eines EEPROM’s zur Aufnahme der "Sollkennlinie" des Sensorsystems. Dieses
ist aber nicht bei allen Fertigungsprozessen verfügbar, so daß keine Allgemeingültigkeit
besteht. Ein Beispiel für einen Fertigungsprozeß, der keine EEPROM-Strukturen zur
Verfügung stellt, ist der 0,7µ Prozeß der Firma ALCATEL [Alc99].
76
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
•
Es ist nach jedem Einschalten ein als fehlerfrei anzunehmender Meßwert zwischenzuspeichern, damit der Test initialisiert werden kann. Dieses bedingt einen Offline-Test zum
Einschaltzeitpunkt, der den ersten nachfolgenden Meßwert als fehlerfrei klassifiziert.
•
Die notwendige A/D-Wandlung und Speicherung der Meßwerte, sowie der Vergleich zur
Ermittlung, ob ein Fehler vorliegt, erfordern einen erhöhten Hardwareaufwand. Zudem
schränkt eine festgelegte A/D-Wandlung, wie in Abschnitt 5.2 beschrieben, die Verwendungsmöglichkeiten des Meßverstärkers ein.
•
Der gesamte Ausgangsspannungshub des Systems kann nicht genutzt werden, da sonst
keine Fehler im Bereich des mini- oder maximalen Meßwertes zu erkennen sind.
Im Abschnitt 5.3 wird diesbezüglich ein neuartiges Testverfahren vorgestellt, das eine Integration des Testverfahrens ohne die genannten Abhängigkeiten ermöglicht.
5.1.4
Unterschiede zwischen den fensterbasierten Testverfahren
Im Abschnitt 5.1 sind bereits Lösungsansätze für einen Offline-Test und einen Online-Test
mit der Randbedingung, daß die Meßgröße zeitweise konstant sein muß, vorgestellt worden.
Im Weiteren soll ein Lösungsansatz dargestellt werden, der die Randbedingung der zeitweisen Konstanz nicht mehr bedingt und zusätzlich folgende Vorteile bietet:
1. Es entfällt die Realisierung einer Teststeuerung, die zwischen Messung und Test umschaltet. Diese ist bei den bisherigen Verfahren notwendig, da die Referenzspannung als
Stimulierungsquelle dient.
2. Während eines Offline-Tests ist der letzte Meßwert vor der Umschaltung in den Testmodus zwischenzuspeichern, so daß der zuletzt gemessene Wert am Sensor während des
Tests weiter ausgegeben werden kann. Dies ist notwendig, da der während des Tests
ermittelte Ausgangswert keinen realen Meßwert darstellt, sondern als Testantwort mit
einem fest vorgegebenen Wert verglichen werden muß, der mit der Testantwort im fehlerfreien Fall identisch ist. Wird der Meßwert nicht zwischengespeichert, so würde die Testantwort ausgegeben werden. Beim Online-Test entfällt der Aufwand zur Digitalisierung
des Meßwertes mittels eines A/D-Wandlers und zur Speicherung des Sensormeßwertes
während des Tests.
3. Es entfällt der Aufwand für eine geeignete Stimulierung der Schaltung über einen
integrierten Stimulierungsgenerator, der eine definierte Testspannung an die Schaltungseingänge anlegt.
77
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5.2 Signalverarbeitung für Meßbrücken
Für die Auswertung einer Meßbrücke sind in der Literatur [Sch94, Sch95] verschiedene
Verstärkerschaltungen vorgeschlagen worden. Aufgrund der Vorteile der Instrumentenverstärkerschaltung, soll auf diese ausführlicher eingegangen werden. Sie bildet die gewählte
Basis für ein noch vorzustellendes Temperaturmeßsystem [Fis00, Fis01, Wes00]. Der prinzipielle Aufbau der Schaltung ist in Abschnitt 5.1.1 dargestellt, diese Darstellung wird im
Folgenden detailliert. Ziel ist es, darzulegen, daß ein Online-Selbsttestverfahren unter der
Ausnutzung der schaltungstechnischen Eigenschaften möglich ist. Hierbei wird im Vergleich
zu den vorher beschriebenen Testverfahren (Abschnitte 5.1.3.1 und 5.1.3.2) kein Testcontroller benötigt. Dies ermöglicht die Realisierung eines selbsttestfähigen Meßverstärkers.
Die Anwendung wird hierbei nicht durch eine festgelegte Konvertierungsbreite eines
integrierten A/D-Wandlers eingeschränkt.
Im Allgemeinen eignet sich der Instrumentenverstärker zur Verstärkung aller differentiellen
Eingangssignale. Bei derartigen Eingangssignalen aus einer Brückenschaltung können, wie in
[Wes00] und [Fis01] beschrieben, auch Sensorfehler in der Brücke nachgewiesen werden,
wenn die internen Strom- uns Spannungsbeziehungen geeignet ausgewertet werden.
Die Gleichung 5.11 für das Ausgangspotential, wie sie in den vorherigen Abschnitten
verwendet wurde, kann unter Beachtung der in Abb. 5-18 angegebenen Bezeichnungen wie
folgt dargestellt werden:
 R + R2   R4 + R6 
⋅
 +V
V Analog_out = (V pos _ in − Vneg _ in ) ⋅ 1 + 1

  R + R  Offset
R
Adjust
3
5




(5.18)
Diese Beschreibung formuliert jedoch nur die Berechnung des Ausgangspotentials in
Abhängigkeit von den Schaltungswiderständen und der Eingangsdifferenz.
Die oben angegebene Gleichung 5-18 ist für die Herleitung der internen Strom- und
Spannungsbeziehungen nicht geeignet, da eine genaue mathematische Beschreibung der
Spannungs- und Stromverhältnisse im Meßverstärker komplexer ist, als es die angegebene Gl.
5.18 ausdrückt.
Die nachfolgend durch Gl. 5.19 bis Gl. 5.36 beschriebenen Abhängigkeiten bilden die
Grundlage für ein in Abschnitt 5.3 vorgestelltes komparatorbasiertes Selbsttestverfahren.
Es wird gezeigt, daß die Schaltung Schaltungsknoten enthält, deren Spannungen und Ströme
im fehlerfreien Schaltungszustand ein konstant proportionales Verhalten zu einander
aufweisen.
78
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Für eine genauere Betrachtung wird im Folgenden von der Schaltung in Abb. 5-18 ausgegangen. Diese Schaltung wird in zwei Stufen unterteilt.
UR4
UR3
V1
Ud = Vpos_in -Vneg_in
IR3 IR4
UR1
IR1
IAdjust
UAdjust
IR2
V2
UR2
IR5 IR6
VOffset
UR5
Stufe 1
UR6
Stufe 2
Abb. 5-18: Instrumentenverstärker
Das Ziel der Berechnungen für die erste Stufe ist die Herleitung der Potentiale V1 und V2.
Diese Potentiale bilden die Ausgabewerte der ersten Stufe. Unter der Annahme das kein
Spannungsabfall zwischen den beiden Eingängen (Vpos_in > Vneg_in) eines Operationsverstärkers existiert, ergibt sich eingangsseitig für die erste Stufe:
(V pos _ in − Vneg _ in ) = U Adjust = U d
(5.19)
Mit der weiteren Annahme, daß in die Eingänge eines idealen OPs kein Strom fließt, müssen
die Ströme durch die Widerstände der ersten Stufe identisch sein. Unter Berücksichtigung der
zugehörigen Spannungen und Widerstände ergeben sich für die entsprechenden Knotengleichungen der ersten Stufe die angegebenen Beziehungen:
I Adjust = I R1 = I R 2 und I Adjust =
Ud
U
U
= R1 = R 2
R Adjust RR1 RR 2
(5.20)
Die Spannungen über den Widerständen R1 und R2 lassen sich wie folgt berechnen:
U R 2 = R2 ⋅ I Adjust =
U R1 = R1 ⋅ I Adjust =
R2
R Adjust
R1
R Adjust
⋅U d
(5.21)
⋅U d
(5.22)
79
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Zur Berechnung von V2 wird unter Berücksichtigung eines Kurzschlusses an den Eingängen
des Operationsverstärkers U1B eine geeignete Masche gebildet:
0 = V pos _ in − V2 + U R 2
V2 = V pos _ in +
R2
(5.23)
⋅U d
R Adjust
(5.24)
Analog wird zur Berechnung von V1, unter Berücksichtigung eines Kurzschlusses an den
Eingängen des Operationsverstärkers U1A, ebenfalls eine Masche gebildet:
0 = Vneg _ in − V1 − U R1
V1 = Vneg _ in −
R1
R Adjust
(5.25)
⋅U d
(5.26)
Das Ziel der Berechnungen für die zweite Stufe ist die Ermittlung des Ausgangspotentials
Vanalog_out. Es wird hierbei VOffset als Bezugspotential verwendet. Für die weiteren Berechnungen werden die Hilfsgrößen U1 und U2 wie folgt eingeführt:
U1 = V1 − VOffset und U 2 = V2 − VOffset
(5.27)
Die Spannung über R6 wird über den unteren Widerstandszweig berechnet, da hier durch R5
und R6 der gleiche Strom fließt und so mit Hilfe einer Masche das Widerstandsverhältnis
gebildet werden kann:
U R6 =
R6
⋅U 2
R5 + R6
(5.28)
Über eine weitere Gleichung läßt sich auch eine Aussage über den oberen Widerstandszweig
machen:
U1 = U R 6 − U R 3 =
R6
⋅ U 2 − U R3
R5 + R6
(5.29)
Hiermit läßt sich der Strom im oberen Widerstandszweig berechnen:
R6
⋅U 2 − U1
R5 + R6
I3 =
R3
(5.30)
Unter der nochmaligen Annahme eines idealen Operationsverstärkers gilt:
I3 = I 4
(5.31)
Somit folgt aus den Gleichungen 5.30 und 5.31 für die Spannung über R4:
U R 4 = R4 ⋅ I 4 =
R4
R3
 R6

⋅ 
⋅ U 2 − U 1 
 R5 + R6

(5.32)
Unter Anwendung der Gleichungen 5.29 und 5.32 läßt sich die Ausgangsspannung
U analog_out = U R 4 + U R 6
(5.33)
wie folgt formulieren:
80
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
U analog_out =
R4
R3
 R6

R6
⋅ 
⋅ U 2 − U 1  +
⋅U 2
 R5 + R6
 R5 + R6
 R 
R6
R
⋅U 2 − 4 ⋅U1
U analog_out = 1 + 4  ⋅
R3
 R3  R5 + R6
(5.34)
(5.35)
Abschließend ergibt sich das Ausgangspotential zu:
 R 
R6
R
Vanalog_out = U analog_out + VOffset = 1 + 4  ⋅
⋅ U 2 − 4 ⋅ U 1 + VOffset
R3
 R3  R5 + R6
(5.36)
5.3 Komparatorbasiertes Online-Testverfahren
Die neu entwickelte Testmethodik nutzt schaltungsspezifische Eigenschaften des Verstärkersystems aus. Hierbei werden Schaltungsknoten gesucht, deren Spannungen und Ströme im
fehlerfreien Schaltungszustand ein proportionales Verhalten zu einander aufweisen. Ein
Ansatz hierfür ist die Ermittlung eines schaltungsspezifischen Gesamtwiderstandes, der sich
durch eine fehlerbedingte Widerstandsvariation verändert [Fis02]. Vorteilhaft an dieser Betrachtungsweise ist, daß eine Fehlerdetektion mit einem einfach zu realisierenden Komparator
möglich ist. Die schaltungstechnische Umsetzung des im Weiteren beschriebenen Testverfahrens wird im Anhang (Abschnitt 8.3) detailliert dargestellt. Für das Verständnis des
Testverfahrens sind die dort aufgeführten Schaltungsbestandteile nicht zwingend notwendig.
Sie dienen vielmehr dazu, die in diesem Abschnitt beschriebene Testmethodik und die daraus
resultierende Testschaltung anwenden zu können.
In der dargestellten Schaltung (Abb. 5-18) ist eine geeignete Widerstandsmessung nicht ohne
schaltungstechnische Umwege realisierbar, da einzelne Schaltungsteile durch die Verwendung von Operationsverstärkern voneinander entkoppelt sind. Es ist daher notwendig
einen Ansatz zur Erzeugung einer fehlerabhängigen "Konstante" aus dem Ausgangspotential
des Meßverstärkers zu entwickeln. Der Begriff der Konstanten wird im Weiteren in
Anführungszeichen gesetzt, da der Verlauf der Ausgangsspannung der Testschaltung nur über
fast den gesamten Ausgangsspannungsbereich konstant ist. Durch eine geringe Einschränkung des Meßbereichs des Sensorsystems ist es möglich nur den konstanten Ausgangskennlinienverlauf für eine Testauswertung zu betrachten, so daß der Begriff der Konstanten
hier verwendet werden soll (siehe Gl. 5.46 und 5.47).
Um nicht den Lastwiderstand am Schaltungsausgang zu messen, ist ein Strom in der
Schaltung zu ermitteln, der vom Lastwiderstand in geeigneter Weise entkoppelt ist. Dieser
Strom und das Ausgangspotential müssen so verknüpft sein, daß ein geeigneter "virtueller
Widerstandswert" aus Ausgangspotential und Strom gebildet werden kann. Nach dem
linearen Zusammenhang zwischen Strom und Spannung, eignet sich hierfür anstelle eines
Stromes durch einen Widerstand auch die entsprechende Spannung über diesen Widerstand.
Wie zuvor angegeben (siehe Gleichung 5.33) wird die Ausgangsspannung des Meßverstärkers
durch die Spannungen über R4 und R6 bestimmt. Unter Vernachlässigung der Offsetspannung
bilden sie das Ausgangspotential des Meßverstärkers.
Beide Spannungen sind von der in Stufe 1 verstärkten Eingangsdifferenzspannung abhängig.
Sie sind aber auch voneinander entkoppelt, da ihre Ströme voneinander unabhängig sind.
81
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Wird der Stromfluß durch R4 zur Erzeugung eines "virtuellen Widerstandes" ausgewählt, so
ergibt sich eine fehlerabhängige "Konstante", da die hier zu korrelierenden Signale über R4
eine geeignete Proportionalität aufweisen. Im Fehlerfall hat dies folgende Auswirkungen: Das
Ausgangspotential ist von beiden Spannungen über R4 und R6 abhängig. Da die erste
Schaltungsstufe, wie in Abschnitt 5.2 beschrieben, die Ströme durch die beiden Widerstände
voneinander entkoppelt, wirkt sich ein Fehler nur auf einen der beiden Ströme aus.
Es ergibt sich somit:
U ana log_ out
UR 4
=
(5.37)
UR 4 + UR 6
U
R
UR 6
R
= 1+ R6 = 1+ 3 ⋅
= 1+ 3 ⋅
UR 4
UR 4
R 4 U R 6 − U1
R4
1
 R  U
1 − 1 + 5  ⋅ 1
 R 6  U2
Ud = Vpos_in - Vneg_in
Das zu untersuchende Spannungsverhältnis ist vom Verhältnis der Ausgangspotentiale
V1 (⇒ U1) und V2 (⇒ U2) der ersten Schaltungsstufe abhängig. Um zu einer Lösung zu
gelangen, ist folgende Betrachtungsweise gewählt worden. Hierbei bildet VOffset das
Referenzpotential für die verwendeten Spannungen ⇒ z.B. Upos_in = Vpos_in - Voffset:
UR1
U‘1
U Adjust
Vd
2
2
U Adjust
2
U1
U‘2
UR2
Ud
2
U2
VOffset
Abb. 5-19: Erste Meßverstärkerstufe
Da nach Abschnitt 5.2 durch alle Widerstände dieser Stufe der gleiche Strom fließt, ergeben
sich mit der obigen Abbildung folgende Gleichungen:
I=
Ud
RAdjust
U1 =
(5.38)
Ud
+ U1'
2
(5.39)
82
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
U1' = −
U2 =
U '2 =
RAdjust
2
 RAdjust

⋅ I − I ⋅ R1 = − I 
+ R1 
 2

(5.40)
Ud
+ U '2
2
R Adjust
2
(5.41)
 R Adjust

⋅ I + I⋅ R2 = I
+ R2 
 2

(5.42)
⇓
U1 = −U d ⋅
R1
(5.43)
RAdjust

R2 
U 2 = U d ⋅ 1 +
 R

Adjust 

(5.44)
U1
R1
=−
U2
RAdjust + R2
(5.45)
Somit ergibt sich insgesamt eine konstante Testspannung:
U ana log_ out
U R4
= 1+
R3
⋅
R4
1
= const.
 R5 
R1
1 + 1 +  ⋅
 R6  RAdjust + R2
(5.46)
Als Bezugspotential zur Berechnung der Spannungen ist jeweils VOffset verwendet worden,
daher sind die obigen Gleichungen ebenfalls vom Offset-Potential abhängig. Dieser Einfluß
wird bei den weiteren Betrachtungen berücksichtigt. Da sich eine Division, wie in der obigen
Gleichung 5.46 zwischen Uanalog_out und UR4 verwendet, schaltungstechnisch nicht direkt
umsetzen läßt, kann die Division ersatzweise mit Hilfe der Funktion loge (= ln) durchgeführt
werden:
const. = log e (U analog_out ) − log e (U R 4 )
(5.47)
Eine Delogarithmierung kann entfallen, da die Größe der sich ergebenden "Konstanten" nicht
relevant ist. Im Fehlerfall muß sich nach den obigen Gleichungen (5.46 und 5.47) eine andere
"Konstante" als im fehlerfreien Fall ergeben. Wird nun ein Testfenster mit festen Grenzen um
die "Konstante" im fehlerfreien Fall gelegt, so ergibt sich ein geeignetes Online-Testverfahren
für den zuvor betrachteten Meßverstärker.
5.3.1
Offset-Korrektur
Eine Betrachtung der zuvor dargestellten Gleichungen (5.23, 5.24) zeigt, daß sich trotz
positiver Eingangspotentiale ein negatives Ausgangspotential V2 an der ersten Stufe des Verstärkers einstellen kann. Das Meßverfahren impliziert eine mit der Meßgröße ansteigende
Systemkennlinie. Daher muß das Ausgangspotential auch eine sich mit dem Meßwert
83
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
ändernde Charakteristik haben. Dies wiederum führt dazu, daß die vom Potentialverlauf
abhängige Spannung UR4 innerhalb des Meßbereiches einen Nulldurchgang (V2 = 0V)
aufweisen kann.
Weiterhin ist Uanalog_out = UR6 + UR4, wie in Abschnitt 5.2 gezeigt wurde, definitionsgemäß
nicht vom Offsetpotential abhängig (Vanalog_out = Uanalog_out + VOffset). Der Nulldurchgang von
Uanalog_out ist nur vom Nulldurchgang der Eingangsdifferenzspannung (Ud = 0V) aus der
Brückenschaltung abhängig. Der Nulldurchgang stellt sich bei der Meßbrücke ein, wenn an
beiden Eingängen das Abgleichpotential anliegt. Damit jedoch der "virtuelle Widerstand"
durch die Division nach Gl. 5.46 berechnet werden kann, müssen Uanalog_out und UR4 einen
gemeinsamen Nullpunkt haben. UR4 ist vom Offsetpotential abhängig und wird somit durch
dessen Einfluß gegenüber Uanalog_out verschoben. Wird der Einfluß des Offsetpotentials auf
UR4 jedoch kompensiert, so daß der Nulldurchgang dieser Spannung wieder auf den
Nulldurchgang von Uanalog_out verschoben wird, so hat diese Abhängigkeit einen positiven
Effekt. Ein Fehler in der Brückenschaltung läßt sich detektieren, wenn dieser zu einer
Verschiebung der Abgleichspannung führt. In Abb. 5-20 wird diese Offset-Kompensation
dargestellt.
[V]
Uanalog_out
UR4, kompensiert
UR4
0
Ud [V]
Division durch Null (ohne Offsetkompensation)
Abb. 5-20: Nullpunktverschiebung zwischen den Testspannungen
Bei der eingestellten Abgleichspannung liegen die Nulldurchgänge von Uanalog_out und der von
der Offsetspannung kompensierten Spannung UR4 in einem Punkt. Verschiebt sich nun das
Abgleichpotential, so verschieben sich die Nulldurchgänge von Uanalog_out und UR4
unsymmetrisch. Dies ist darin begründet, daß sich die Offsetkompensation von UR4 auf das
ursprünglich vorgesehene Abgleichpotential bezieht, das den Nulldurchgang für den Test im
fehlerfreien Zustand vorgibt.
Im Folgenden sollen die dargestellten Aussagen mathematisch hergeleitet werden. Zusätzlich
wird gezeigt, wie das Offsetpotential in die Spannungsgleichungen eingeht, um diesen
Einfluß kompensieren zu können.
Für die Herleitung wird vorausgesetzt, daß
U R 4 (U analog_out =0) = 0 ist.
(5.48)
Zur Berechnung des anzulegenden Offsetpotentials folgt aus Abschnitt 5.2:
0=
R4
R3
 R6
 R  R6

⋅
⋅ U 2 − U1  = 4 ⋅ 
⋅ ( V2 − VOffset ) − ( V1 − VOffset ) 
 R5 + R6
 R3  R5 + R6

84
(5.49)
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Hieraus ergibt sich das für den Test anzulegende Offsetpotential zu:
VOffset ,Test
R6
⋅ V2 (U analog_out =0 ) − V1(U analog_out =0 )
R5 + R6
=
R6
−1
R5 + R6
(5.50)
Da bei Uanalog_out = 0V der Nulldurchgang der zu messenden Differenzspannung vorliegt, ist:
V1(U analog_out =0 ) = V2 (U ana log_ out =0 ) = V0
(5.51)
Somit ergibt sich in diesem Fall das für den Test anzulegende Offsetpotential zu:
VOffset ,Test
R6
⋅ V0 − V0
R5 + R6
=
= V0
R6
−1
R5 + R6
(5.52)
Das Offsetpotential entspricht dem Abgleichpotential der Sensorbrücke. Hieraus folgt, daß für
eine korrekte Fehlererkennung entweder am Offset-Eingang das erforderliche Offsetpotential
VOffset,Test angelegt werden muß oder ein beliebiges Offsetpotential zugelassen wird. Es ist
dann im Fehlererkennungsnetzwerk eine Offsetkorrektur vorzunehmen.
Für den Fall, daß die angelegte Offsetspannung nicht der geforderten Offsetspannung entspricht, gilt:
VOffset ,Test ≠ VOffset
Vconst =
(5.53)
U analog _ out ,korrigiert
(5.54)
U R 4,korrigiert
Analog zu Gleichung 4.64 ist:
U R 4,korrigiert =

R4  R6
⋅
⋅ U 2,korrigiert − U1, korrigiert 
R3  R5 + R6


R  R6
= 4 ⋅
⋅ (V2 − VOffset ,Test ) − (V1 − VOffset ,Test ) 
R3  R5 + R6

Hieraus ergibt sich nach Auflösung der Gleichung 5.55:
U R 4,korrigiert =
(5.55)
(5.56)
 R 
R6 
R6 
R4  R6
R4 
⋅
⋅ 1 −
V2 − V1  + 4 ⋅ 1 −
 ⋅ VOffset +
 ⋅ VKorrektur
R3  R5 + R6
R3  R5 + R6 
R3  R5 + R6 

1444444444
424444444444
3 14444
4244444
3
UR 4
Korrekturnetzwerk U R4
Die korrigierte Ausgangsspannung setzt sich wie folgt zusammen:
U analog_out,korrigiert = U R 6,korrigiert + U R 4,korrigiert
(5.57)
U R 6,korrigiert =
R6
R6
⋅ U 2,korrigiert =
⋅ ( V2 − ( VOffset + VKorrektur ) )
R5 + R6
R5 + R6
(5.58)
U R 6,korrigiert =
R6
R6
⋅ U2 −
⋅ VKorrektur
R5 + R6
R5 + R6
14
4244
3
(5.59)
UR 6
85
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Es ergibt sich nach Auflösen der Funktion 5.56 unter Einsetzen von 5.59 die korrigierte
Ausgangsspannung.
U R 6,korrigiert =
R6
R6
⋅ U2 −
⋅ VKorrektur
R5 + R6
R5 + R6
14
4244
3
(5.60)
UR 6
U
analog_out, korrigiert
R  R 
R6 
= U R 4 + U R 6 +  4 − 1 + 4  ⋅
 ⋅ VKorrektur
1424
3
R3  R3  R5 + R6 

U ana log_ out
144444
42444444
3
(5.61)
Korrekturnetzwerk U analog_out
VKorrektur = VOffset ,Test − VOffset
(5.62)
Die Gleichungen beschreiben, wie die Korrekturspannung vom Wert her in das Testnetzwerk
eingefügt werden muß, um dem Anwender einer integrierten Lösung eine freie Wahl des
Offsetpotentials für das Sensorsignal zu ermöglichen.
Unter der Annahme, daß für R3 bis R6 im Meßverstärker identische Widerstandswerte
verwendet werden, ergibt sich vereinfacht:
Korrekturnetzwerk U R4 :
R6 
R4 
1
⋅ 1 −
 ⋅ VKorrektur = ⋅ VKorrektur
R3  R5 + R6 
2
R  R 
R6 
Korrekturnetzwerk U analog_out :  4 − 1 + 4  ⋅
 ⋅ VKorrektur = 0
 R3  R3  R5 + R6 
(5.63)
(5.64)
Es ist daher im dargestellten Beispiel nur die Spannung UR4 zu korrigieren.
Eine schaltungstechnische Reduktion ergibt sich, wenn die Korrekturspannung wie folgt
festgelegt wird:
V Korrektur
5.3.2
VOffset ,Test − VOffset

2

=

0


für VOffset ≠ VOffset ,Test
(5.65)
für VOffset = VOffset ,Test
Realisierungsaufwand im Vergleich zu anderen Verfahren
In diesem Abschnitt wird der Aufwand zur Realisierung des auf der Messung eines
"virtuellen Widerstandes" basierenden Selbsttests abgeschätzt und mit dem Aufwand für ein
anderes integrierbares Selbsttestverfahren verglichen.
Eine Alternative zu dem komparatorbasierten Online-Testverfahren stellt die Redundanzprüfung [Gös93] dar, hierbei werden zwei Meßverstärker an eine Sensorbrücke
angeschlossen. Mittels einer Differenzstufe wird aus den Systemantworten der beiden
identisch aufgebauten Meßverstärkern die Differenz zwischen den voneinander unabhängigen
Systemantworten gebildet (Abb. 3-6 in Abschnitt 3.4.2). Liegt die Differenz in einem, durch
einen Komparator zu bestimmenden Bereich nahe Null, so kann die Schaltung als fehlerfrei
betrachtet werden.
86
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Für die Realisierung des Redundanztests ergibt sich ein schaltungstechnischer Mehraufwand
von einem zusätzlichen Meßverstärker und einer Differenzstufe. Somit ergibt sich ein zusätzlicher Bedarf von beispielsweise fünf Operationsverstärkern. Diesem steht ein höherer
Aufwand von insgesamt neun Operationsverstärkern für das zuvor vorgestellte Testverfahren
gegenüber. Dieser ergibt sich aus den Differenzstufen, den Logarithmierern, der Impedanzwandler-OPs und der Offsetkorrektur. Diesem schaltungstechnischen Nachteil des neu vorgestellten Testverfahrens steht entgegen, daß sich aus anwendungstechnischer Sicht folgende
Vorteile bei einer Verwendung des vorgeschlagenen Testverfahrens gegenüber dem
Redundanzverfahren ergeben:
In Schaltungsapplikationen wird die selbsttestfähige integrierte Schaltung an eine Brückenschaltung angeschlossen. Deren Ausgangssignal ist zu verstärken. Da diese Brücke beim
Redundanztest an beide Meßverstärker angeschlossen wird, kann ein Fehler in der
eigentlichen Brücke nicht detektiert werden, da beide Meßverstärker das gleiche fehlerbehaftete Signal verarbeiten. Sie bilden aus dem Ausgangssignal eine identische Systemantwort
und können somit nach der anschließenden Differenzbildung keinen Fehler detektieren. Im
Gegensatz hierzu führt ein Fehler in der Sensorbrücke bei der Bildung des "virtuellen
Widerstandes" zu einer detektierbaren Verstimmung der Abgleichspannung.
Zur besseren Anwendbarkeit ist gefordert, daß der Meßverstärker eine variable Verstärkung
aufweisen soll, so daß die Schaltung ein Einstellen einer Verstärkung ermöglicht. Dieses
bedingt bei Anwendung des Redundanzverfahrens nahezu identische Abgleichwiderstände.
Aufgrund von bauteilbedingten Toleranzen müssen hierzu, um beide Verstärker abzugleichen,
entweder ein Widerstand und ein Potentiometer verwendet werden oder beide Meßverstärker
könnten alternativ über einen elektronischen Schalter abwechselnd an einem Abgleichwiderstand betrieben werden. Dies führt mit Schalter, Teststeuerung, Speicher und
Takterzeugung nicht nur zu einem erheblich höheren Schaltungsaufwand und Flächenbedarf,
sondern würde einen Onlinetest nur noch unter den in Abschnitt 5.1.3.2 dargestellten
Randbedingungen ermöglichen. Zusätzlich müßten durch die getaktete Umschaltung wesentlich mehr Randbedingungen beim Schaltungsentwurf wie z.B. Einschwingzeiten und
Flankensteilheiten berücksichtigt werden.
Mit dem zuvor vorgestellten komparatorbasierten Selbsttestverfahren können die im
Folgenden exemplarisch dargestellten Fehler detektiert werden:
1. Fehler in der Meßverstärkerschaltung, die dazu führen, daß der ähnliche Verlauf zwischen
Uanalog_out und UR4 signifikant abweicht.
[V]
[V]
Uanalog_out
UR4
Uanalog_out
UR4
⇒
Fehler
0
0
Ud [V]
Abb. 5-21: Fehlertyp 1
87
Ud [V]
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
2. Fehler im Meßverstärker oder in der Brückenschaltung, die dazu führen, daß der Schnittpunkt der beiden Spannungen Uanalog_out und UR4 aus dem Nullpunkt verschoben wird.
[V]
Uanalog_out
[V]
UR4
⇒
UR4
Uanalog_out
Fehler
0
Ud [V]
0
Ud [V]
Abb. 5-22: Fehlertyp 2
3. Fehler im Test- und Korrekturnetzwerk, die dazu führen, daß die in Abschnitt 5.3.1
aufgeführten Berechnungen nicht mehr korrekt umgesetzt werden (Selbsttest des Tests).
4. Fehler die dazu führen, daß das Testsignal außerhalb eines zu tolerierenden Testfensters
liegt (Änderungen des "virtuellen Widerstandes").
5.3.3
Schaltungseigenschaften des integrierbaren Meßverstärker
In den folgenden Abschnitten werden die Schaltungseigenschaften des selbsttestfähigen
Meßverstärkers vorgestellt. Eine Darstellung der schaltungstechnischen Realisierung wird im
Anhang (Abschnitt 8.3) aufgeführt, da sie für eine qualitative Analyse an dieser Stelle von
untergeordneter Bedeutung ist. Wichtig, im Hinblick auf eine Toleranzbetrachtung, sind die
folgenden Variationen und Abhängigkeiten.
5.3.3.1 Einfluß von Prozeßschwankungen
Wie in Abschnitt 5.1.2.4 berücksichtigt, unterliegt die Herstellung von integrierten Schaltungen Prozeßvariationen, so daß die Schaltungen geringfügig unterschiedliche Funktionalitäten nach der Herstellung des ICs aufweisen. Bei dem zugrunde gelegten Prozeß kann dies
zu Toleranzen von bis zu ±20% gegenüber den regulären Werten führen. Diese
Schwankungen wirken sich jedoch größtenteils auf alle Schaltungsteile gleichmäßig aus und
sind lokal betrachtet nur minimal unterschiedlich. Da der Meßverstärker und die
Testschaltung (bis zur Komparator-Stufe) differentiell und bezüglich der verstärkungsbestimmenden Widerstände symmetrisch aufgebaut sind, kompensieren sich diese Toleranzen
in der Schaltung weitestgehend. Dies gilt ebenfalls für Änderungen die durch Temperaturschwankungen bedingt sind. Die Schaltungswiderstände wurden so dimensioniert, daß sich
die Schaltungseigenschaften der verwendeten Operationsverstärker bei Änderungen der
Widerstandswerte von ±20% nicht signifikant ändern.
88
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5.3.3.2 Abhängigkeit der Messung von der Versorgungsspannung
Die Versorgungsspannung ist aufgrund der Prozeßeigenschaften des verwendeten Prozesses
auf max. ±2,5V beschränkt. Hieraus folgt, daß ohne zusätzlichen Schaltungsaufwand jeder
Operationsverstärker in der Schaltung eine maximale Ausgangsspannung von weniger als
±2,5V zur Verfügung stellen kann. Dies ist insbesondere für die erste Schaltungsstufe des
Meßverstärkers von Bedeutung, da sich hierdurch Einschränkungen für die Auswahl einer
verwendbaren Sensorbrücke ergeben. Die Sensorbrücke wird hierbei jeweils mit einer festgelegten Spannung betrieben. In Abhängigkeit von dieser Spannung ergibt sich im Fall einer
abgeglichenen Brücke ein identisches Potential (Abgleichpotential) an den beiden
Meßpunkten der Brücke. Wie bereits in Anschnitt 5.3.1 dargestellt wird, bestimmt, unter
Vernachlässigung des Offsetpotentials, dieses Abgleichpotential beim Meßverstärker den
Nullpunkt der Systemkennlinie am Ausgang. Der weitere Verlauf der Systemkennlinie ist
durch den Spannungshub der Brückenschaltung, festgelegt. Es ist hierbei zu beachten, daß,
differentiell gemessen am Ausgang der ersten Schaltungsstufe, sich bei anliegender Abgleichspannung ein Nullpunkt ergibt. Die beiden Operationsverstärker weisen jedoch ein von Null
verschiedenes Ausgangspotential auf. Um dieses Verhalten zu verdeutlichen, sei angenommen, daß jeder der Operationsverstärker (siehe Anhang, Abschnitt 8.2) nach [Ahr97] in
der ersten Stufe des Meßverstärkers wie ein einzelner nicht invertierender Verstärker in Abhängigkeit vom Abgleichwiderstand arbeitet. Er wird weiter angenommen, daß jeder
Verstärker bereits durch die Verstärkung der Abgleichspannung an der Meßbrücke in
Sättigung geraten kann. Die Meßbrücke und die dazugehörige Versorgungsspannung müssen
daher so dimensioniert werden, daß die maximale Ausgangsspannung der Operationsverstärker der ersten Meßverstärkerstufe erst erreicht wird, wenn am Eingang des jeweiligen
Operationsverstärker die Abgleichspannung plus den an diesem Knoten möglichen
Spannungshub anliegt. Je höher die erlaubte Versorgungsspannung der Operationsverstärker
gewählt werden kann, desto flexibler kann daher das System an einen Sensor angepaßt
werden.
Detailliert dargestellt werden können die beschriebenen Zusammenhänge, indem an dieser
Stelle noch einmal auf die Ausgangspotentiale der ersten Meßverstärkerstufe zurückgegriffen
wird:

 ⋅ Vneg _ in − R1 ⋅ V pos _ in

RAdjust

(5.66)

R2 
R2
V2 = 1 +
⋅ V pos _ in −
⋅ Vneg _ in

 R
R
Adjust
Adjust


(5.67)

R1
V1 = 1 +
 R
Adjust

Die Eingangsspannungen setzen sich aus der Abgleichspannung und dem Spannungshub an
der Meßbrücke zusammen:
V pos _ in = VAbgleich + VHub _ pos
(5.68)
Vneg _ in = VAbgleich + VHub _ neg
(5.69)
Des Weiteren gilt beispielhaft für die Widerstände und Verstärkung:
R1 = R 2 = R
(5.70)
89
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
A = const = 1 +
2R
R Adjust
(5.71)
Hiermit ergeben sich somit bei der Dimensionierung der Meßbrücke und der zu wählenden
Schaltungsverstärkung folgende, einzuhaltende Bedingungen:
U max > V1 = A ⋅ ( VAbgleich + VHub _ neg ) + (1 − A ) ⋅ ( VAbgleich + VHub _ pos )
(5.72)
U max > V2 = A ⋅ ( VAbgleich + VHub _ pos ) + (1 − A ) ⋅ ( VAbgleich + VHub _ neg )
(5.73)
5.3.4
Anpassung an Logikpegel
Das System, welches zu Demonstrationszwecken der Testmethodik entwickelt worden ist,
benötigt zusätzlich einen separaten +5V Eingang zur Erzeugung eines logikkompatiblen Ausgangssignals (Errorflag). Eine Alternative zu der externen Lösung wäre die Integration eines
Spannungswandlers, so daß der Meßverstärker in Spannungsbereichen ab 5V eingesetzt
werden kann. Realisierungsvorschläge für DC/DC-Wandler sind unter anderen in [Tit93] zu
finden und werden hier nicht weiter aufgeführt.
5.3.5
Fehlersimulation
Die bisher in den Abschnitten 5.1.3.1, 5.1.3.2 und 5.1.3.3 vorgestellten Testverfahren setzten
die Bedingung voraus, daß sich die Meßgröße innerhalb eines bestimmten Zeitfensters nur
minimal ändert. Aufgrund der analogen Auswertung und der Kompensation des Einflusses
der Meßgröße hat bei diesem Testverfahren das langsame Meßgrößenverhalten keinen
relevanten Einfluß mehr auf das Testverhalten. Da in diesem Abschnitt der gleiche Typ von
Sensoranwendungen untersucht wird, kann auch weiterhin angenommen werden, daß sich die
Signaländerungen quasistatisch verhalten. Aus diesem Grund wurde bei den Simulationen zur
Überprüfung der Testmethode auf AC-Analysen verzichtet. Die Verwendung von DCSimulationen verkürzte die Simulationszeiten signifikant gegenüber den zu erwartenden
Zeiten bei einer frequenzmäßigen Betrachtung des Übertragungsverhaltens.
Die Schaltung ist bezüglich ihrer Ansteuerung sehr flexibel, daher konnten nicht für alle
möglichen Konstellationen der Parameter Fehlersimulationen durchgeführt werden, sondern
es erfolgte eine Beschränkung der Untersuchungen auf zwei beispielhaft festgelegte Arbeitspunkte.
Verstärkung A = 100
Verstärkung A = 2
RAdjust
4kΩ
RAdjust
400kΩ
Vpos_in
20mV ... 40mV
Vpos_in
0,25V ... 1,5V
Vneg_in
20mV
Vneg_in
0,25V
Offsetspannung
0,5V
Offsetspannung
0V
Korrekturspannung
-240mV
Korrekturspannung
125mV
simulierte Testkonstante
(fehlerfrei)
753,86mV
simulierte Testkonstante
(fehlerfrei)
1,214V
Tabelle 5-1: Rahmenbedingung für die Fehlersimulationen
90
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Die einzelnen für die Simulationen verwendeten Fehlermodelle werden in den folgenden
Unterabschnitten näher beschrieben, wobei jeweils exemplarisch folgende zwei Ansteuerungsvarianten simuliert wurden:
Die in Tabelle 5-1 dargestellten Ansteuerungsvarianten sind in ihren Eigenschaften sehr
unterschiedlich gewählt worden. Bei einer Versorgungsspannung von ±2,5V stellt eine
Verstärkung von A = 100 einen relativ hohen Faktor dar, während A = 2, bei der Verwendung
eines handelsüblichen Widerstandes zur Einstellung des Verstärkungsfaktors (externe
Beschaltung), die untere Grenze darstellt.
Die Wahl des Offsetpotential von 0,5V bei einer Verstärkung von A = 100 und der Verzicht
auf eine Offsetspannung bei A = 2 sollten zeigen, daß sich durch die Wahl der Offsetspannung keine Beeinflussung der Fehlererkennung ergibt.
Die Mittelpunkte der Testfenster zur Fehlererkennung wurden nicht auf die exakten Werte der
simulierten, fehlerfreien Testkonstanten eingestellt, sondern wie bei einer realen Ansteuerung
auf "gerundete" Werte. Die Simulationsergebnisse und somit die ermittelten Fehlererkennungsraten sind daher nur für die hier angegebenen Bedingungen gültig.
Zum einen lassen sich alle Fehlerauswirkungen in einer Schaltung gleichwertig zusammenfassen und in eine allgemeine Fehlererkennungsrate der simulierten Fehler zusammenrechnen.
Zum anderen läßt sich über eine Fehlerklassifizierung zeigen, daß in einer Schaltung nicht
alle Fehler gleich bewertet werden müssen. Hierzu werden für die weiteren Betrachtungen
vier Fehlerklassen eingeführt:
1. kritische Fehler: Die Verstärkung des Sensorsignals wird beeinflußt und kann somit zu
falschen Meßergebnissen am Ausgang des Meßverstärkers führen, wobei dann die
Kennlinie im Fehlerfall von der Kennlinie im fehlerfreien Fall unterscheidbar ist. Diese
Fehlerart ist hauptsächlich im Hauptsignalpfad des zu testenden Schaltungsteil (CUT) zu
finden. Fehler die sich derart auswirken, sollten detektiert werden können.
2. nicht kritische Fehler: Dieses sind Fehler, welche die Hauptfunktionalität der Schaltung
nicht beeinflussen, aber berücksichtigt werden müssen. Diese Fehler sind primär in der
Testschaltung zu finden. In der hier vorgestellten Schaltungsstruktur handelt es sich um
die Schaltungsteile zur Offsetkorrektur und zur Erzeugung der Testkonstanten. Führt ein
nicht kritischer Fehler in der Testschaltung dazu, daß sich die Eigenschaften der Testschaltung nur unwesentlich ändern, so kann dieser Fehler am Ausgang der Testschaltung
unter Umständen nicht detektiert werden. Er beeinflußt allerdings nicht die Erkennung
von kritischen Fehlern im Meßverstärker. Vergrößert sich der Fehler oder tritt ein weiterer (detektierbarer) Fehler auf, so daß dies zu einer kritischen Fehlfunktion führt, so wird
dies am Testausgang des Systems erkennbar. Der Fehler wird somit kritisch. Im
Meßverstärker führt ein solcher Fehler zu einer Ausgangskennlinie, die von der
fehlerfreien nicht unterschieden werden kann und somit die Hauptfunktionalität der
Schaltung nicht beeinflußt.
3. tolerierbare Fehler: Es handelt sich hierbei um Fehler an Schaltungselementen, die
keinen Einfluß auf die betrachteten Signale haben und deshalb nicht erkannt werden
können. Sie beeinflussen die Funktion der Schaltung nicht. Dies sind beispielsweise Fehler in den Widerständen KOR10, KOR13, TR2, TR3 und KR15 (siehe Gesamtschaltung im
Anhang, Abschnitt 8.3). Diese dienen zur Kompensation des Ruhestroms der Operationsverstärker und optimieren den Energieverbrauch der OPs. Ein Defekt dieser Widerstände
hat in der Regel keinen Einfluß auf die Detektierbarkeit anderer Fehler oder auf die
91
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Funktion des Meßverstärkers und kann deshalb bei der Berechnung der Fehlererkennungsrate unberücksichtigt bleiben.
4. maskierende Fehler: Diese Fehler sind im Wesentlichen in der Ausgabestufe des Testnetzwerkes zu finden. Sie beeinflussen den Komparator derart, das entweder eine
Ausgabe einer Fehlermeldung blockiert wird oder die Komparatorschwellen so verschoben werden, daß jede beliebe "Konstante" gültig ist. Diese Fehler können daher andere
Fehler in der Schaltung maskieren. Aus diesem Grund wurde die Ausgabestufe der Testschaltung, in Form eines Komparators, redundant ausgelegt. Trotz eines nicht
detektierbaren Fehlers in einem der Komparatoren kann so ein anderer auftretender
Fehler z.B. im Meßverstärker angezeigt werden. Mit dieser Schaltungsauslegung können
Fehler, die zu einer Maskierung von anderen Fehlern führen, auf die vier Transistoren des
nachgeschalteten NOR-Gatters beschränkt werden. Durch die Verwendung mehrerer
Operationsverstärker im Komparator, die im wesentlichen zur einfachen äußeren
Ansteuerung durch den Anwender dienen, ergeben sich hier im Vergleich zu weniger
aufwendigeren Komparatoren viele (Transistor-) Fehler. Diese könen nicht erkannt
werden. Die redundante Auslegung verhindert aber die Maskierung von anderen Fehlern.
Diese maskierenden Fehler, die nicht detektiert werden können, da sie sich selbst
maskieren, lassen sich also nicht umgehen. Sie verschlechtern die Fehlererkennungsrate
mit steigender Komplexität der Fehlerausgabestufe erheblich. In der entworfenen
Schaltung können zwar viele Fehler in den Komparatoren nicht detektiert werden,
allerdings verhindern nur Fehler in den vier Transistoren des NOR-Gatters eine korrekte
Funktion der Testschaltung.
Die obigen Betrachtungen zeigen, daß eine Zusammenfassung von nicht detektierbaren
Fehlern zu einer Fehlererkennungsrate nicht unbedingt die Qualität einer den Test durchführenden Schaltung beschreibt. Bei gleicher Fehlererkennungsrate zweier zu vergleichender
Teststrukturen sollte z.B. diejenige als qualitativ höherwertig betrachtet werden, die z.B.
aufgrund einer komplexeren Fehlerausgabestufe mehr kritische Fehler detektiert. Unterschiedliche Realisierungen von ein und derselben Testmethode können diesbezüglich
Differenzen aufweisen. Dieser Sachverhalt wird in Abschnitt 5.3.7 am Beispiel der Simulation von Transistorfehlern dargestellt.
5.3.6
Fehlermodelle Widerstandsfehler
Zur Simulation von Widerstandsfehlern wurden zwei Fehlermodelle verwendet: Zum einen
wurden katastrophale Fehler (Abschnitt 2.4.1) simuliert, indem die einzelnen Schaltungswiderstände nacheinander durch 10MΩ und 1Ω Widerstände ersetzt wurden. Zum anderen
wurden Abweichungsfehler beschrieben, indem die Schaltungswiderstände um ±20% variiert
worden sind.
Zur Untersuchung der Eignung des vorgestellten analogen Selbsttestverfahrens sind die Fehlersimulationen bei zwei verschiedenen Schaltungsansteuerungen durchgeführt worden (siehe
Tabelle 5-1).
92
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5.3.6.1 Fehlermodelle für Operationsverstärker (Transistorfehler)
Dieses Fehlermodell weicht von dem Fehlermodell aus Abschnitt 2.4.1 ab. Es stellte sich für
DC-Simulationen heraus, daß ein identisches Fehlverhalten simuliert werden kann, wenn
entweder ein 10MΩ Widerstand in den Zweig zwischen dem Drain-Anschluß und Drain oder
dem Source-Anschluß und Source geschaltet wird. Damit reduziert sich die Anzahl der
simulierten Fehler je Transistor auf fünf.
Zur Simulation von Transistorfehlern in den Operationsverstärkern, werden folgende fünf
mögliche Fehler an einem Transistor angenommen:
Drain
1Ω
Gate
1Ω
10M
1Ω
10M
Source
Abb. 5-23: Transistor - Fehlermodelle
1. Kurzschluß zwischen Drain und Source (1Ω Widerstand)
2. Kurzschluß zwischen Drain und Gate (1Ω Widerstand)
3. Kurzschluß zwischen Gate und Source (1Ω Widerstand)
4. Offener Transistorkanal (10MΩ Widerstand an Drain oder Source)
5. Offene Gate-Verbindung (10MΩ Widerstand am Transistorgate)
Die Funktionalität jedes Operationsverstärkers wird mit 30 Transistoren realisiert (siehe
Anhang (Abschnitt 8.2)). Bei der Annahme von jeweils fünf möglichen Fehlern je Transistor
ergibt dies 150 mögliche Fehler je OP. In den Fällen M18, M19, M20, M21, M24 und M25
entfallen aufgrund der Verbindung zwischen dem Kanalgebiet und dem Gate-Anschluß je
zwei Kurzschlußfehler. Aus dem gleichen Grund sind vier Drain-Source Fehler mit GateSource Fehlern benachbarter Transistoren identisch. Bei den parallelen Transistorpaaren M9
& M11 und M10 & M12 entfällt jeweils einer der Kurzschlußfehler zwischen Drain und
Source, da dieser mit dem des anderen Transistors redundant ist bzw. im Schaltungsdesign ein
Kurzschluß vorgesehen ist. Auf diese Weise reduziert sich die Anzahl der zu berücksichtigenden Fehler um 18 auf 132 je Operationsverstärker. Abzüglich der Treiberoperationsverstärker
an den Schaltungsausgängen zur äußeren Entkopplung, die nicht in die realisierte Meß- und
Testschaltung einbezogen werden, enthält die hier eingeführte Schaltung 18 Operations93
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
verstärker. Hieraus ergaben sich insgesamt 2376 zu simulierende Transistorfehler je
Ansteuerungsvariante.
Ein Ansatz um die Anzahl der in der entwickelten Schaltung zu simulierenden Fehler zu
minimieren, ist in [Zwo96] beschrieben. Zuerst sind Fehlersimulationen mit einem
Operationsverstärker durchzuführen, um weitere redundante Fehlerauswirkungen zu suchen.
Die Fehler werden hierbei jeweils in den Grundschaltungen eines OPs simuliert, die in der
Gesamtschaltung eingesetzt werden. Bei den hier vorgestellten Untersuchungen sind dies
nichtinvertierende Verstärker, (logarithmisch-) invertierende Verstärker, Impedanzwandler
und Differenzverstärker. Eine signifikante Reduktion der Simulationen war bei dem hier
untersuchten Meßsystem jedoch nicht festzustellen, so daß dieser Ansatz nicht weiter verfolgt
wurde.
Die erste Stufe des Meßverstärkers ist hierbei jedoch hervorzuheben, da die Verstärkung über
den Abgleichwiderstand flexibel einstellbar ist. Eine erste Reduktion der zu simulierenden
Fehler ergibt sich aus den Transistoreigenschaften:
Bei Fehlern in Form eines offenen Gates,
Drain
Gate
10MΩ
Source
Abb. 5-24: Gate - Unterbrechungsfehler
soll eine Unterbrechung am Gate-Anschluß angenommen werden, so daß ein Strom nur über
das hochohmige Substrat zwischen Drain und Source fließen kann. Da ein MOS-Transistorgate eine kapazitive Last darstellt, ist unter der Annahme quasistatischer Signaländerungen
kein Fehler aufgrund eines Stromflusses an diesen Kapazitäten bemerkbar. Es ist daher
festzustellen, daß alle hochohmigen Gate-Fehler bei einer DC–Simulation der fehlerfreien
Kennlinie entsprechen und somit nicht detektierbar sind.
5.3.6.2 Auswertung der Fehlersimulationen
Zur Auswertung der Fehlersimulationen wurden um den Mittelpunkt des Testfensters (1,2V
bei einer Verstärkung von A = 2 und 750mV bei A = 100) im Abstand von ±25mV Komparatorgrenzen gelegt, die das Testfenster bilden. Um die zu erreichende Fehlererkennungsrate der simulierten Fehler berechnen zu können, werden im Wesentlichen zwei Werte
benötigt:
•
Die Bereiche der simulierten Fehler, die innerhalb des Testfensters liegen und somit nicht
erkannt werden können.
•
Die Bereiche der nicht kritischen Fehler, die anhand des analysierten Signals nicht
erkannt werden können, da sie mit dem des fehlerfreien Signals übereinstimmen.
94
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Im Folgenden werden jeweils zwei Ergebnisse angegeben:
•
Die gesamte Erkennungsrate unter Berücksichtigung aller Fehler.
•
Die Erkennungsrate ohne die aus der Simulation ermittelten nicht kritischen Fehler, also
die Erkennungsrate der kritischen Fehler.
Nach den Abbildungen (Abb. 5-25 und Abb. 5-26) ergibt der Wert ∆Ud die Länge des
Bereiches an, in dem ein Testsignal im Fehlerfall innerhalb des Testfensters liegt und somit
nicht erkannt werden kann. Zur Ermittlung der nicht kritischen Fehler wird der Abstand
∆Vanalog_out des fehlerhaften Ausgangssignals Vanalog_out zum fehlerfreien Ausgangssignal
betrachtet. Bei der dargestellten Auswertung gilt eine Fehlerauswirkung als nicht kritisch,
wenn ∆Vanalog_out kleiner als ±2% vom Gesamtspannungshub des Ausgangssignals Vanalog_out
ist. Im Fall von A = 2 entspricht dies ±40mV, sowie ±50mV im Fall von A = 100. Die Länge
des Bereiches in dem diese Bedingung erfüllt ist, wird in den entsprechenden Abbildungen
ebenfalls über ein ∆Ud in mV angegeben. Die jeweiligen Fehlererkennungsraten ergeben sich
dann wie folgt:
1. Fehlererkennung gesamt: Der insgesamt zu erkennende Fehlerbereich ergibt sich aus
der Multiplikation der Anzahl der jeweils betrachteten Fehler mit dem Eingangsspannungshub (A=2: 1,25V und A=100: 20mV). Dieser Bereich entspricht einer
Fehlererkennungsrate von 100%. Der nicht zu erkennende Bereich ergibt sich aus der
Summe der einzelnen Fehlerbereiche ∆Ud, die innerhalb des Testfensters liegen. Bezogen
auf den insgesamt zu erkennenden Fehlerbereich ergibt sich hieraus der Prozentsatz der
nicht zu erkennenden Fehler und somit die Fehlererkennungsrate. Hierbei werden auch
die redundanten und daher nicht simulierten Transistorfehler mit einbezogenen.
2. Erkennung kritischer Fehler: Unter der Annahme, daß Fehler, die sich nicht auf das
Ausgangssignal des Meßverstärkers in der Betriebsphase auswirken nicht erkannt werden
müssen, reduziert sich hier die Größe des Bereiches der zu erkennenden Fehler. Hierzu
wird vom zu erkennenden Bereich, der für die Fehlererkennung insgesamt verwendet
wird, die Summe der ∆Ud der nicht kritischen Fehler subtrahiert. Der reduzierte Bereich
umfaßt daher die Summe der Bereiche aller kritischen Fehler und entspricht einer
Erkennung kritischer Fehler von 100%. Bei der Auswertung sind nur noch alle Bereiche
innerhalb des Testfensters zu summieren, deren Fehler im Bereich ihres ∆Ud kritisch sind.
Hierzu müssen alle Bereiche ∆Ud der über Vanalog_out ermittelten nicht kritischen Fehler
mit den Bereichen ∆Ud der über Vkonst nicht erkennbaren Fehler im Testfenster verglichen
und ausgewertet werden. Hierbei werden wieder die redundanten und daher nicht
simulierten Transistorfehler mit einbezogen.
95
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Die ermittelten Werte, die zur Angabe einer Fehlererkennungsrate führten, ergaben sich wie
folgt aus den Simulationen (V_TK_1 entspricht Vanalog_out siehe Anhang (Abschnitt 8.3):
Vanalog_out
1.225V
1.220V
Fehlersignal
1.210V
fehlerfreies
Signal
1.200V
1.190V
1.180V
1.175V
0.25V
0.40V
0.5V
0.80V
1.00V
1.20V
1.40V 1.50V Ud
∆Ud
Abb. 5-25: Testfenster (1,2V ± 25mV) mit nicht erkennbarem Fehlerbereich
Vanalog_out
2.5V
2.0V
1.5V
1.0V
0.5V
0.0V
∆Vanalog_out
-0.5V
0.25V
0.40V
0.60V V_TK_1
Abb. 5-26: Ermittlung nicht kritischer Fehler
96
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5.3.6.3 Widerstandsfehler
Bei der Ansteuerungsvariante A = 100 ergibt sich ein zu erkennender Fehlerbereich von 16 ‚
20mV = 320 mV und bei A = 2 von 14 ‚ 1,25V = 17,5V (Offset auf GND und Bedingungen
siehe Abschnitt 5.3.6). Die aus den ausgewerteten Simulationen resultierenden Fehlererkennungsraten sind für alle Widerstandsfehler, die kritischen Fehler können alle detektiert
werden, jeweils im Anschluß als Kreisdiagramme dargestellt.
Abb. 5-27: Fehlererkennung: Widerstandsfehler, A = 2
Abb. 5-28: Fehlererkennung: Widerstandsfehler, A = 100
Die Abweichungsfehler (Softfaults) in Abb. 5-27 und Abb. 5-28 beziehen sich auf die Variation der Widerstandswerte um 20% bezüglich ihrer nominellen Werte.
97
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5.3.7
Transistorfehler
Nach den Ausführungen in Abschnitt 5.3.6.1 ergeben sich 114 mögliche Transistorfehler je
OP (30 Drain-, 24 Drain-Gate-, 30 Drain-Source- und 30 Gate-Source-Fehler). Bei einem
Eingangsspannungshub von 1,25V bei A=2 und 20mV bei A=100 ergibt sich also je OP ein
zu erkennender Fehlerbereich von 114 ‚ 1,25V = 142,50V bzw. 114 ‚ 20mV = 2280mV. Für
den gesamten Meßverstärker ergibt sich hieraus jeweils ein Fehlerbereich der viermal größer
ist im Vergleich zum einzelnen Operationsverstärker.
Abb. 5-29: Fehlererkennung für Transistorfehler bei A = 2 und A = 100
Die Fehlersimulationen zeigten, daß einige Fehler am Ende der Kennlinie nicht detektiert
werden konnten, da die fehlerfreie und fehlerbehaftete Kennlinie innerhalb der durch das
Testfenster festgelegten Toleranzschwelle zusammenliefen. Dieses ist gegeben, wenn die
fehlerbehaftete Kennlinie durch Begrenzungseffekte nahe der +2,5V Versorgungsspannung
verlief und die fehlerfreie Kennlinie so ausgelegt wurde, daß sie in diesem Wertebereich
endete. Dieses Verhalten läßt sich vermeiden, wenn für die fehlerfreie Sensorsignalkennlinie
nicht der insgesamt mögliche Spannungshub ausgenutzt wird. Wird bei der hier verwendeten
Versorgungsspannung z.B. nur bis +2,25V genutzt, so schränkt dies allerdings den
Nutzbereich des Verstärkers ein. Es liegen dann aber die fehlerhafte Kennlinie und der obere
Randbereich der fehlerfreien Sensorkennlinie weit genug auseinander, um die gewählte
Komparatorschwelle überschreiten zu können.
Um mit den durchgeführten Simulationen das Verhalten der Gesamtschaltung mit der
gewählten Dimensionierung abschätzen zu können, wurde eine Simulation über den insgesamt möglichen Spannungshub durchgeführt.
Die Auswertung zeigt, daß nicht alle kritischen Fehler detektiert werden können. Ein Teil
dieser nicht erkannten Fehler resultiert aus Schnittpunkten der fehlerbehafteten Kennlinie mit
der fehlerfreien Kennlinie. Ein kleiner Anteil der Fehlerkennlinie verläuft somit innerhalb des
Testfensters. Andere kritische Fehler sind nicht zu erkennen, da sie die Schaltung nicht derart
beeinflussen, wie es in Abschnitt 5.3.2 gefordert wird.
Nach Abb. 5-22 können Fehler nur dann sicher erkannt werden, wenn sich die Kennlinien der
beiden zu analysierenden Spannungen Uanalog_out und UR4 im betrachteten Eingangsspannungs98
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
bereich (Veingang) schneiden. Kreuzen sich die Kennlinien außerhalb dieses Eingangsspannungsbereiches, so kann dies dazu führen, daß der Fehler nicht erkannt wird. Fehler in
den Operationsverstärkern der ersten Verstärkerstufe, insbesondere im Punkt U2 (siehe
Anhang (Abschnitt 8.3)) können dazu führen, daß sich beide zu analysierenden Spannungen
proportional verschieben. Obwohl Vanalog_out in diesem Fall von der fehlerfreien Kennlinie
unterschieden werden kann, bleibt das Verhältnis zwischen Uanalog_out und UR4 weitestgehend
konstant.
Die hohe Fehlererkennungsrate bei den Widerstandsfehlern belegt, daß der gebildete "virtuelle Widerstand" mit dem Schaltungswiderstand verknüpft ist. Die nicht zu erkennenden
Anteile entstehen hierbei ebenfalls durch die Schnittpunkte der Fehlerkennlinien mit der
fehlerfreien Kennlinie. Wie in der folgenden Abbildung zu erkennen ist, stimmen die
Schnittpunkte der fehlerbehafteten Testsignale mit der fehlerfreien Testkonstante (oben) und
die Schnittpunkte der Fehlerkennlinie mit der fehlerfreien Kennlinie an Vanalog_out (unten)
überein (siehe ritischen Fehler stark ändert.
Abb. 5-30).
Die Auswertungen der Fehlersimulationen zeigten, daß sich die Fehlererkennungsrate in
Abhängigkeit von der Anzahl der nicht kritischen Fehler stark ändert.
VKonst
Vanalog_out
Schnittpunkt
Ueingang
Abb. 5-30: Schnittpunkte fehlerbehaftete und fehlerfreie Kennlinie
Dies stellt die Forderung nach der Minimierung dieser nicht kritischen Fehler auf. Diese kann
z.B. erfüllt werden, indem statt des zugrunde gelegten Konzeptes für einen Operationsverstärker, ein anderes Schaltungsdesign gewählt wird. Bei diesem sollten möglichst alle
Transistoren, unabhängig von der Ansteuerung des OPs, das Ausgangssignal mit beeinflussen. Dies würde begünstigen, daß sich am Operationsverstärkerausgang viele Fehler
auswirken können. Der zugrunde gelegte OP bedingt durch seine symmetrische interne
99
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Struktur viele nicht kritische Fehler, da er aus zwei symmetrischen Operationsverstärkerteilen
besteht. Hierbei ist einer für positive Differenzsignale und einer für negative Differenzsignale
am Eingang des Operationsverstärkers ausgelegt. Abhängig von der Ansteuerung werden
daher Schaltungsteile teilweise nicht verwendet, so daß sie nicht kritische Fehler bedingen.
Zusammenfassend ergeben sich aus den Ergebnissen der Transistor- und der Widerstandsfehler-Simulationen folgende Fehlererkennungsraten:
Abb. 5-31: Fehlererkennung bei einer Verstärkung von A = 2
Abb. 5-32: Fehlererkennung bei einer Verstärkung von A = 100
100
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5.3.8
Vergleich mit spannungsmessungsbasierten Testverfahren
Zum Vergleich mit den Ergebnissen der zuvor vorgestellten Selbsttestmethode stehen die in
[Wes00] ermittelten Fehlererkennungsraten für die vorgestellte Fenstermethode und die
spezielle Add-Signatur aus [Dam98] zur Verfügung. Allerdings wurden dort nur Stuck-atWiderstandsfehler berücksichtigt. Weiterhin ist im Fall der Add-Signatur (siehe Abschnitt
3.4.3.3) nur eine Abschätzung vorgenommen worden [Wes00]. Die Stimulierung führte zu resultierenden Systemantworten am Schaltungsausgang, die über die Add-Signatur ausgewertet
werden. Im fehlerfreien Fall liefert die Add-Signatur den Wert "0". Dieser Wert resultiert
nach [Wes00] sehr oft, wenn Fehler dazu führen, daß die Systemantworten auf beide Stimulierungen identisch sind oder die stimulierten Fehlerkennlinien symmetrisch zur fehlerfreien
Kennlinie liegen. Die Fehlererkennung funktioniert daher nur, wenn Fehler nicht zu dem
dargestellten Schaltungsverhalten führen. Die ermittelte Fehlererkennungsrate (nur Widerstandsfehler) ergab sich zu 37,5% aller simulierten Fehler. Die Fehlererkennungsrate
bezüglich der Widerstandsfehler bei Verwendung der Fenstermethode wurde in [Wes00] mit
87,22% ermittelt. Bei höheren Verstärkungen (A ≥ 2) können mit der Fenstermethode
Fehlererkennungsraten von fast 100% erreicht werden. Die betrachtete Schaltung wurde auf
eine Verstärkung von A ≈ 1 eingestellt. Die Verstärkung des Meßverstärkers berechnet sich
unter der Verwendung der Namensgebung aus Abschnitt 5.3.5 nach Gl. 5.74 wie folgt:
A =1+
R1 + R2
RAdjust
(5.74)
Hierbei wurden in [Wes00] R1 = R2 = 1kΩ und RAdjust = 28,29kΩ ... 202,00kΩ (simuliert mit
49,5kΩ) für den Meßverstärker festgelegt. Die Stuck-at Fehler R1 (oder R2) = 1Ω oder RAdjust
= 1MΩ ändern die Verstärkung im Vergleich zum fehlerfreien Fall nur geringfügig. Diese
Fehler sind nach der in Abschnitt 5.3.5 eingeführten Fehlerklassifikation als nicht kritische
Fehler zu betrachten. Für den in [Wes00] betrachteten Fall liegt die Erkennung von kritischen
Fehlern daher bei nahezu 100% (Einschränkungen analog zu ritischen Fehler stark ändert.
Abb. 5-30). Die durch Simulationen ermittelte vergleichbare Fehlererkennungsrate von
Widerstandsfehlern bei A = 2 betrug 99,22% und entspricht ungefähr der Fehlererkennungsrate bei Verwendung der Fenstermethode. Allerdings treten die in Abschnitt 5.3
beschriebenen Einschränkungen in der Fehlererkennung bei Verwendung der Fenstermethode
nicht auf, da hier das Ausgangssignal Vanalog_out direkt abgegriffen und digital ausgewertet
wird. Während von der Add-Signatur eine geringere Fehlererkennungsrate zu erwarten ist,
kann die Fenstermethode (abhängig vom erwarteten ∆T ⇒ Fenstergröße) eine höhere
Fehlererkennungsrate der kritischen Fehler erreichen. Diese ist größer, als die von der
Methode, die eine Generierung eines virtuellen Widerstandes verwendet. Allerdings bietet die
entwickelte Testmethode des virtuellen Widerstandes, im dargestellten Anwendungsfall, die
bereits in Abschnitt 5.3 dargelegten Vorteile gegenüber der Fenstermethode.
Alle bisher betrachteten Testmethoden werten eine Veränderung von Spannungspegeln zur
Fehlererkennung aus. Alternativ hierzu werden nachfolgend auf Strommessungen basierende
Testmethoden und ihre Eignung zum Test des vorgestellten Meßsystems dargestellt.
5.4 Strommessungsbasierte Testverfahren
Die Strommessung (Idd-Messung) kann sowohl auf dem Chip mit BICS oder extern erfolgen.
Ein Einsatz von BICS ermöglicht oftmals schnellere Strommessungen und die Meßergebnisse
können genauer sein als bei der Verwendung eines externen Stromsensors. Bei der An101
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
wendung externer Stromsensoren können sich transiente Ströme und parasitäre Effekte
stärker bemerkbar machen [Zim92].
Die Idd-Messung dient schwerpunktmäßig zum Detektieren von physikalischen Fehlern wie
Gate-Oxid-Defekten bei Transistoren und Kurzschlüssen zwischen zwei Leitungsknoten bzw.
offenen Gate-, Drain- und Source-Verbindungen bei MOS-Transistoren. Bedingt z.B. durch
Elektronenmigration (siehe Abschnitt 2.1.2.2), sind diese bei den immer kleiner werdenden
Strukturgrößen ein verbreitetes Problem. Wird in den nächsten Abschnitten der Begriff der
Idd-Messung, bzw. den der Messung des Versorgungsstroms verwendet, so bezieht sich dieser
nur auf den Versorgungsstrom des zuvor betrachteten Meßverstärkers ohne Berücksichtigung
der Meßbrücke, es sei denn, es wird ausdrücklich angemerkt. Der Versorgungsstrom der
Meßbrücke wurde nicht in die Idd-Messungen einbezogen, da er aufgrund der Dimensionierung der Meßbrücke wesentlich größer als der Versorgungsstrom der betrachteten
Operationsverstärkers ist. Eventuelle Fehler im Meßverstärker werden durch den Meßbrückenstrom überlagert, so daß sie nur unzureichend detektiert werden können. Der
Meßbrückenstrom kann nur in die Idd-Messung mit einbezogen werden, wenn die Meßbrücke
hochohmig dimensioniert wird. Hochohmigere Meßbrückenwiderstände verringern den Strom
durch die Brücke. Sie verändern aber auch die Linearisierung und die Ausgangsspannung der
Meßbrücke. Um einen Vergleich zu den auf eine Spannungsmessung basierten Testverfahren
gewährleisten zu können, ist die Schaltungsdimensionierung nicht verändert worden.
Schaltungsfehler in der Meßbrücke beeinflussen über die beiden Potentiale Vneg_in und Vpos_in
den Arbeitsbereich des Meßverstärkers und können daher über den Versorgungsstrom mit
detektiert werden. Die dargestellten Ergebnisse basieren auf Simulationen mit dem
Schaltungssimulator HSPICE. Hierbei erfolgte die Fehlersimulation unter Annahme von
Einzelfehlern durch eine Modellierung, die wie folgt zusammengefaßt werden kann:
•
Kurzschlüsse zwischen zwei Knoten wurden mit einem Widerstand von 1Ω und offene
Verbindungen mit einem Widerstand von 10MΩ modelliert.
•
Bei der Simulation der Fehler im Temperatursensor werden nacheinander alle Schaltungswiderstände (inkl. Meßbrücke) jeweils auf 1Ω und auf 10MΩ gesetzt.
Das zugrunde gelegte SPICE-Makromodell für den Operationsverstärker LM324/NS von
National Semiconductors modelliert das Spannungsverhalten ausreichend genau, dies gilt
allerdings nicht für das Stromverhalten (DC Simulation). Dieses ergab eine Vergleichsmessung an einem Versuchsaufbau, der als Referenz diente. Der Vergleich ergab, daß das
Modell tendenziell identische Werte ergibt, jedoch die Absolutwerte erheblich voneinander
abweichen. Zur Verbesserung der Qualität der Fehlersimulationen zur Untersuchung von
strommessungsbasierten Testverfahren wurden diese, basierend auf einem BenchmarkOperationsverstärker [Kam97], doppelt ausgeführt. Es zeigte sich, daß die simulierten Messungen des Versorgungsstromes für beide Operationsverstärker, dem LM324-NS und dem
Benchmark-Operationsverstärker eine vergleichsweise identische Fehlererkennung ermöglichte.
5.4.1
Toleranzbetrachtung für strommessungsbasierte Testverfahren
Wie bei den spannungsmessungsbasierten Testverfahren sind auch bei der Untersuchung der
Eignung der Versorgungsstromuntersuchung Toleranzen der Bauelemente bei den Simulationen zu berücksichtigen. In mehreren Simulationsreihen wurden die Schaltungstoleranzen
der Widerstände im Bereich von 1% bis 20% variiert. Die Untersuchung der Ströme in der
Schaltung, wie zum Beispiel des Versorgungsstroms, des Offset-Stroms und des Stroms der
102
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
ersten Verstärkerstufe ergab eine Stromabweichung, die sehr viel kleiner als ein Prozent des
Nennstroms war. Die Konzeption des hier betrachteten Meßverstärkers kann daher als
tolerant gegenüber den betrachteten Parameterabweichungen angesehen werden.
5.4.2
Iddq Test mit Sensorelement
Ein generelles Problem beim Messen des Gesamtstromes Idd ist die relative Stromänderung
beim Auftreten eines Fehlers. D.h. tritt ein Fehler in einer Schaltung auf, so muß er eine
Stromabweichung im Prozentbereich bewirken, um mit relativ geringem Aufwand detektiert
werden zu können. Dies kann bei größeren Schaltungen dazu führen, daß nur eine begrenzte
Anzahl der Fehler detektiert werden kann. Es sei denn, die Schaltung wird in Funktionsblöcke
separiert und jedem Funktionsblock ein Stromsensor zugefügt. Die Auflösungsschwelle von
einem Prozent wurde aufgrund der in den Artikeln [She93], [Lee98] und [Hat98]
vorgestellten Stromsensoren angesetzt.
In [Wes00] wird gezeigt, daß durch eine geeignete Wahl der Stimulierungsspannung an der
Meßbrücke, die Fehlererkennungsrate, wie zuvor in Abschnitt 5.1.1 beschrieben, verbessert
werden kann. Diese Methodik, der Ermittlung einer geeigneten Arbeitspunkteinstellung, kann
auch auf den Idd-Test übertragen werden. Zur Ermittlung einer geeigneten Stimulierung wurde
der Temperatursensor (siehe Abschnitt 5.1.1) jeweils bei -5°C, 22°C, 75°C und bei 105°C mit
einer Spannung von 0V bis 2,55V (Brückenspannung) und mit allen untersuchten Schaltungsfehlern simuliert.
I/A
Nennstrom bei 105°C
ohne Schaltungsfehler
Nennstrom bei -5°C
ohne
Schaltungsfehler
Möglicher
Stimulierungsbereich
U/V
Abb. 5-33: Idd Fehlersimulation bei Variation der Brückenspannung und bei –5°C und 105°C
Anschließend wurden die simulierten Stromverläufe für die unterschiedlichen Temperaturen
und Schaltungsfehler überlagert. In Abb. 5-33 sind die Stromverläufe bei unterschiedlichen
Umgebungstemperaturen für die fehlerfreien Simulationen separat gekennzeichnet sind.
103
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Es ergibt sich hieraus ein möglicher Stimulierungsbereich, in dem die meisten simulierten
Fehler detektierbar sind. Die Stimulierungsspannung wird so aus dem möglichen Stimulierungsbereich ausgewählt, daß die meisten Schaltungsfehler im betrachteten Meßintervall
von 0°C bis 100°C außerhalb des "Gut-Bereichs" liegen. Dieser Bereich befindet sich
zwischen den beiden eingezeichneten Geraden, welche die Stromverläufe im fehlerfreien Fall
für den betrachteten Temperaturbereich markieren. Mit Hilfe eines Diskriminators konnte bei
der Fehlerdetektion der Schaltungsfehler eine maximale Fehlererkennungsrate von 75% bei
einer Stimulierungsspannung von VAnalog_in = 0,7V ermittelt werden.
Die Ergebnisse einer beispielhaften Fehlersimulation stellt Abb. 5-34 dar, bei der bei einer
Brückenspannung von 0,9V 17 Fehler von 24 möglichen Widerstandsfehlern detektiert werden können. Dies entspricht einer Fehlererkennungsrate von 70,8%.
I/A
Detektierbare
Schaltungsfehler
Nicht
detektierbare
Schaltungsfehler
Detektierbare
Schaltungsfehler
T/°C
Abb. 5-34: Idd der Fehlersimulation bei einer Brückenspannung von 0,9V
Die Variation der Stimulierungsspannung an der Meßbrücke und die Verwendung eines
Stromsensors im positiven Spannungsversorgungspfad der Schaltung ermöglicht eine Fehlererkennungsrate von 75% (18 von 24 simulierten Fehler erkannt), bei einer Stimulierungsspannung von V_Analog_in = 0,7V (siehe Abb. 5-4). Hierbei liegen die nicht zu erkennenden
Fehler zum einen in der Meßbrücke (R1 = 1Ω, R1 = 10MΩ, R2 = 10MΩ, RPot1 = 1Ω) und zum
anderen im Zweig der ersten Verstärkerstufe (R3 = 1Ω, R3 = 10MΩ, RPot2 = 10MΩ). Diese
Fehlererkennungsrate liegt deutlich unterhalb der Fehlererkennungsrate der Fenstermethode
von 87.2% [Fis00]. Eine Erhöhung der Fehlererkennungsrate ist u.a. durch die Verwendung
eines zweiten Stromsensors (IBrücke) in der Meßbrücke möglich, der die vier Schaltungsfehler
(offene Verbindungen) detektiert. Dies würde die Fehlererkennungsrate auf 87,5% (21 von 24
simulierte Fehler) erhöhen.
Zum verbesserten Messen des Gesamtstroms Idd wird in der Schaltung ein Stromknoten
gesucht, bei dem Fehler eine relativ große Stromabweichung bewirken. In Abb. 5-34 ist zu
erkennen, daß einige Fehler erkannt werden könnten, wenn das Stimulierungssignal nicht
durch das Sensorsignal überlagert wäre. Es stellt sich aus dieser Abhängigkeit die Frage,
wieso das Sensorelement während des Tests nicht durch einen Testwiderstand ersetzbar ist.
Bei der Betrachtung des Versorgungsstromes kann es, so haben Simulationsreihen ergeben,
nur sehr eingeschränkt mit getestet werden. Der Test bezieht sich hauptsächlich auf die
104
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
übrigen Schaltungsteile (siehe [Wes00], [Dam98]). Problematisch bei der direkten Überprüfung des Sensorelementes ist, daß der NTC-Widerstand nicht über eine elektrischphysikalische Stimulierung angeregt werden kann. Treten beim NTC-Widerstand
Fehlfunktionen auf, die den Widerstandswert im vorgesehenen Widerstandsbereich des NTCWiderstandes halten, so kann der Fehler nicht detektiert werden. Im dargestellten Anwendungsbereich würde der Widerstandswert als entsprechender Temperaturwert interpretiert
werden. Die Fehlfunktion ist erst zu erkennen, wenn der vorgesehene Widerstandsbereich
über- oder unterschritten wird.
Die vorgestellte Fenstermethode kann diese Fehlfunktion erkennen, wenn sie dazu führt, daß
die Ausgangsspannung des Meßsystems den vorgesehenen Wert über- oder unterschritten hat.
Die Testmethode der Verwendung eines virtuellen Widerstandes kann diese Fehlfunktion
ebenfalls erkennen, wenn sich die Abgleichspannung verschiebt (siehe Abschnitt 5.3.1).
Bei anderen Sensorarten tritt das Problem der fehlenden Stimulierungsmöglichkeit gegebenenfalls nicht auf, da bei ihnen, wie zum Beispiel bei einigen kapazitiven Druck- oder
Beschleunigungssensoren die Sensorstruktur auch als Aktor eingesetzt werden kann.
Im Folgenden wird ein Iddq-Testverfahren mit einem Testwiderstand und ohne Sensorelement
vorgestellt, das der ungenügenden Testbarkeit des eigentlichen Sensorelementes Rechnung
trägt.
5.4.3
Iddq-Test mit einem Testwiderstand
Mit den Ausführungen, aus dem vorherigen Abschnitt 5.4.2, kann belegt werden, daß über
einen geeigneten Referenzwert und somit eine geeignete Wahl der Arbeitspunkteinstellung an
der Meßbrücke die Fehlererkennung signifikant verbessert werden kann. Für die Untersuchungen der Verstärkerschaltung ohne Meßbrücke wurde die Fragestellung untersucht, ob
die Wahl des Widerstandswertes die Fehlererkennungsrate ähnlich beeinflußt, wie die Wahl
der Referenzspannung bei den zuvor dargestellten Testverfahren. Um diese Frage zu klären,
wurden Simulationen und Messungen an der realen Schaltung durchgeführt.
Um den Meßaufwand zu minimieren, ist der Sensorwiderstand bei einer Meßbrückenspannung von 0,9V mit 10°C Schrittweite von 20°C bis 100°C erwärmt worden. Hierbei wird
der Testwiderstand in dem realen Aufbau durch den NTC-Widerstandswert bei verschiedenen
Temperaturen (diskrete Schritte) nachgebildet. Das Ergebnis verdeutlicht die Temperaturabhängigkeit der Fehlererkennungsrate, wenn die Meßbrücke angeschlossen (Betriebsphase)
bleibt. Die Resultate der Messung an der realen Schaltung sind in Tabelle 5-2 dargestellt.
Durch die Meßergebnisse in Tabelle 5-2 wird deutlich, daß die Wahl des Widerstandswertes
die Fehlererkennungsrate signifikant beeinflußt. Schaltungsfehler werden als erkannt interpretiert, wenn ihr Fehlerstrom um mehr als ein Prozent vom Nennstrom Idd abweicht. Die
nicht zu erkennenden Fehler sind jeweils grau in der Tabelle unterlegt. Drei Schaltungsfehler
(R3 = R4 = R6 = 3Ω) wurden unabhängig von der Temperatur nicht erkannt. Sie sind daher
auch mit einer geeigneten Wahl eines Testwiderstandes nicht zu detektieren. Bei den
Temperaturen 22°C, 30°C und 50°C wurden 13 von 16 mögliche Fehler erkannt, wohingegen
im restlichen Temperaturbereich die Fehlererkennung abnahm. Die Verwendung
unterschiedlicher Widerstände von 3Ω oder 1Ω ist dadurch bedingt, daß für die in [Wes00]
durchgeführten Untersuchungen zum Teil auf einen realisierten Schaltungsentwurf basieren.
Die Ursache für die Nichterkennung der angegebenen Fehler liegt in der sehr hohen
Verstärkung des betrachteten Operationsverstärker. Bei der gewählten Schaltungsdimensionierung ist die Verstärkung ausreichend, um den Ausgangspegel nachregeln zu
105
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
können, so daß die Fehler die Stromaufnahme der Schaltung nur unwesentlich beeinflußten.
Die vorgegebene Schwelle von 1% wurde somit mehrfach nicht überschritten, obwohl Fehler
in der Schaltung simuliert wurden.
Schaltungs- 22°C
30°C
40°C
50°C
60°C
70°C
80°C
90°C
100°C
widerstände
I in µA I in µA I in µA I in µA I in µA I in µA I in µA I in µA I in µA
R1 = 3 Ω
1077
1077
1078
1078
979
1078
1080
1079
1079
R1 = 10MΩ
974
974
974
974
975
976
976
976
975
R2 = 3 Ω
1010
1013
1019
1024
1029
1031
1035
1038
1041
R2 = 10MΩ
1058
1048
1035
1022
1011
1008
1000
994
980
R3 = 3 Ω
1035
1026
1014
1002
992
986
981
977
976
R3 = 10MΩ
1277
1277
1277
1278
1279
1279
1279
1279
1278
R4 = 3 Ω
1037
1027
1015
1003
992
987
982
977
976
R4 = 10MΩ
1074
1071
1068
1065
1062
1061
1059
1057
1052
R5 = 3 Ω
1224
1215
1203
1192
1182
1177
1172
1163
1155
R5 = 10MΩ
974
974
974
975
975
976
976
976
975
R6 = 3 Ω
1039
1029
1016
1004
993
989
983
977
976
R6 = 10MΩ
961
961
962
962
962
963
963
964
963
R7 = 3 Ω
1003
993
981
1081
986
988
992
996
999
R7 = 10MΩ
1073
1063
1051
1040
929
1026
1017
1010
998
R8 = 3 Ω
1074
1064
1052
1045
1039
1036
1033
1026
1020
R8 = 10MΩ
INenn in µA
1002
992
979
975
976
976
976
976
976
1037
1028
1015
1003
990
987
980
976
975
Tabelle 5-2: Ermittlung des Testwiderstandes
Die im Weiteren dargestellten Ergebnisse basieren auf einem Testwiderstand von 1050Ω ≅
22°C, der den NTC-Widerstand ersetzt. Dieser läßt nach Tabelle 5-2 eine maximale Fehlererkennungsrate erwarten. Eine Zusammenfassung der Simulationsergebnisse ist in Abb. 5-35
dargestellt.
I/A
Detektierbare
Schaltungsfehler
Nicht detektierbare
Schaltungsfehler
Detektierbare
Schaltungsfehler
T/°C
Abb. 5-35: Iddq-Test mit einem Testwiderstand bei VAnalog_in = 0,9V
106
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
In Tabelle 5-3 ist eine Übersicht der simulierten Schaltungsfehler dargestellt. Es werden die
Iddq-Testergebnisse (Iddq-Strom ohne die Meßbrücke) bei der Simulation mit und ohne Sensor,
sowie eine Vergleichssimulation mit einem Benchmark-Operationsverstärker (siehe Abb.
5-43) und den Meßergebnissen der realen Schaltung gegenübergestellt. Wie zuvor beschrieben, können die simulierten Strommessungen des Spice-Modells für den OP LM324/NS
nur als relative Werte für eine Tendenzbeurteilung berücksichtigt werden. Daher werden die
Ergebnisse in Tabelle 5-3 mit denen des Benchmark-Operationsverstärkers verglichen.
Bei der Fehlerdetektion wird ein fehlerfreier Bereich festgelegt, in dem der Nennstrom liegt.
Dieser legt die erlaubten Ober- und Untergrenzen fest. In diesem Bereich können keine Fehler
detektiert werden, da sie, wie in dem vorherigen Abschnitt 5.3 beschrieben, maskiert werden.
Die Auflösung des Stromsensors wurde hierbei auf 1% festgelegt, so daß bei einem
Nennstrom von 2mA ein variabler Bereich (Detektionsbereich) von 2mA ± 20µA zugrunde
gelegt wurde. Die Angabe "ohne Sensor" in Tabelle 5-3 bezieht sich auf den fehlenden Sensor
in der Meßbrücke, da dieser mit einem Referenzwiderstand ersetzt wurde.
Bei dem Iddq-Test mit einem Sensorelement konnten 17 von 24 simulierten Fehlern, bei einer
Meßbrückenspannung von 0,9V erkannt werden, so daß eine Fehlererkennungsrate von
70,8% erreicht wurde (reale Messung). Hierbei mußte der Detektionsbereich dreifach so groß
gewählt werden, da das Sensorsignal das Stimulierungssignal überlagerte. Nachdem das
Sensorelement durch einen Testwiderstand ersetzt wurde, konnte der Detektionsbereich auf
den obigen Wert reduziert werden. Die obere und untere Begrenzung des Detektionsbereiches
wird nur noch von dem Auflösungsvermögen des Stromsensors sowie von Toleranzschwankungen der Bauelemente in der Sensorschaltung festgelegt. Hiermit konnte die
Fehlererkennungsrate auf 91,7% erhöht werden, d.h. es konnten nur zwei von den 24
möglichen simulierten Fehlern nicht erkannt werden. Die beiden nicht erkannten Fehler sind
zum einen der Widerstand R2 im hochohmigen Zustand und das Potentiometer Rpot1 im
niederohmigen Zustand.
Zur Optimierung der Fehlererkennungsrate auf 100%, kann ein zusätzlicher BICS in dem
Pfad eingebaut werden, der noch nicht sensitiv genug ist. Wie in der Tabelle 5-3 (grau
markierte Felder) zu erkennen ist, ist z.B. der Strom der ersten Verstärkerstufe bzw., da die
nicht detektierten Fehler in der Meßbrücke liegen, der Strom der Meßbrücke ergänzend zu
messen.
107
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Im Vergleich zu dem verwendeten Benchmark-Operationsverstärker führte das ungenau
modellierte Stromverhalten des LM324/NS nur zu einer sehr unbefriedigenden
Fehlererkennungsrate von nur 37,5% (9 von 24 Fehlern).
Schaltungswiderstände
(Brücke)
R1 = 1 Ω
R1 = 10MΩ
R2 = 1 Ω
R2 = 10MΩ
RPot1 = 1 Ω
RPot1 = 10MΩ
Schaltungswiderstände
(Verstärker)
R3 = 1 Ω
R3 = 10MΩ
R4 = 1 Ω
R4 = 10MΩ
R Pot2 = 1 Ω
R Pot2 = 10MΩ
R5 = 1 Ω
R5 = 10MΩ
R6 = 1 Ω
R6 = 10MΩ
R7 = 1 Ω
R7 = 10MΩ
R8 = 1 Ω
R8 = 10MΩ
R9 = 1 Ω
R9 = 10MΩ
RPot3 = 1Ω
RPot3 = 10MΩ
Iddq mit Iddq
Sensor ohne
Sensor
0
X
X
0
0
0
X
X
X
0
0
X
Iddq mit Iddq
Sensor ohne
Sensor
0
0
0
X
X
0
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
Idd der ersten Verstärkerstufe ohne
Sensor
X
X
X
X
X
X
Tabelle 5-3 : Iddq-Test Gegenüberstellung
Idd der realen Sensorschaltung bei
22°C
X
X
X
X
X
X
I der ersten Verstärkerstufe ohne
Sensor
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
Idd mit Benchmark Opamp
ohne Sensor
0
X
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
X
0
0
X
Idd mit Benchmark Opamp
ohne Sensor
X
X
X
X
X
-Idd der realen Sensorschaltung bei
22°C
X
X
X
X
0
0
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
0
X
0
X
X
-X
X
0
X
X
X
X
X
X
-X
--
0: nichterkannte Fehler; X: erkannte Fehler;
-- keine Messung durchgeführt
108
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5.4.4
Testablauf mit einem Testwiderstand
Der Testablauf unter Verwendung eines Testwiderstandes kann schematisch wie folgt dargestellt werden:
Meßgröße
Sensor
Testwiderstand
analog
digital
Test-Modus ein/aus + Vref
Analoger Multiplexer
Analoge Signalaufbereitung
(z.B. Meßverstärker)
DUT
Stromsensor
I/U-Wandlung
Vout
A/D-Wandler
Signaturanalyse
Vout
OK
Test-Modus ein/aus
Diskriminator
T
e
s
t
s
t
e
u
e
r
u
n
g
Abb. 5-36: Funktionaler Aufbau des Offline-Tests mit Testwiderstand
In Abb. 5-36 ist das Testkonzept des Temperatursensors mit einem Testwiderstand schematisch dargestellt. Das Testverfahren ist nach Abschnitt 3.4 den Offline-Testverfahren zugeordnet.
In der Betriebsphase des untersuchten Systems wird die Meßbrücke mit der maximalen Versorgungsspannung von 2,55V angesteuert, so daß sich das Ausgangssignal im Temperaturbereich von -5°C bis 105°C sich von 3,75V bis 1,75V ändert und nahezu die ganze
Eingangsbitbreite des nachgeschalteten A/D-Wandlers [Wes00] ausgenutzt wird. Ein Totalausfall des NTC-Sensorelementes führt dazu, daß die gewünschte Widerstandskennlinie des
NTC-Widerstandes unter- oder überschritten wird. Der Fehler würde somit dazu führen, daß
das Ausgangssignal der Sensorschaltung entweder größer als 3,75V bzw. kleiner als 1,75V
wäre. Dieses führt zu markanten Ausgangswerten am Ausgang des A/D-Wandlers und
ermöglicht so eine einfache Detektion des Fehlers in der Betriebsphase. Andere Schaltungsfehler welche die Widerstände R2 bis R9 in der Temperatursensorschaltung betreffen werden
bei dieser Wahl der Brückenspannung nur unzureichend erkannt (Tabelle 5-3). Zur
Verbesserung der Fehlererkennungseigenschaften wird daher in periodischen Abständen die
Sensorschaltung in den Test-Modus geschaltet.
Im Test-Modus wird für das Sensorelement mit Hilfe eines analogen Multiplexers ein Testwiderstand eingesetzt, so daß keine Überlagerung der physikalischen oder chemischen
Meßgröße mit dem Stimulierungssignal auftritt. Gleichzeitig wird der Stromsensor und der
Diskriminator aktiviert. Die Meßbrücke wird jetzt mit einer Stimulierungsspannung von 0,9V
betrieben. In diesem Modus wird der Versorgungsstrom des Meßverstärkers gemessen und
mit Hilfe eines Diskriminators (Abb. 5-40) ausgewertet. Wird ein Schaltungsfehler detektiert,
109
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
so schaltet der Diskriminator das Ausgangssignal der Sensorschaltung über einen Transistor
auf 0 Volt bzw. auf Vdd, so daß die Auswertelogik den Fehler anhand der Signatur erkennen
kann. In der Betriebsphase werden der Stromsensor und der Diskriminator wieder deaktiviert.
Mit dieser Testmethode ist eine Fehlererkennungsrate, bei dem vorgestellten Meßverstärker,
von bis zu 91,7% erreichbar.
5.4.5
Zwischenspeicherung des letzten Meßwertes (Fenster-Methode)
Das Testverfahren der Zwischenspeicherung des letzten Meßwertes kann in zwei Phasen
eingeteilt werden, zum einen in die Initialisierungsphase und zum anderen in die Online-TestPhase (Fis01). Nach dem Einschalten des Sensorsystems erfolgt die Initialisierung, d.h. die
Sensorschaltung wird auf Schaltungsfehler hin getestet. Zuerst wird wieder das Sensorelement mit Hilfe eines analogen Multiplexers durch einen Test-Widerstand ersetzt, um keine
Überlagerung des Sensorsignals mit dem Stimulierungswert zu erhalten. Hierbei stellt sich ein
konstantes Ausgangssignal ein, daß unabhängig vom Sensorsignal ist. Die Meßbrücke wird
dabei, wie in Abschnitt 5.4.3 beschrieben mit einer Stimulierungsspannung von 0,9V
betrieben. Es ist so eine Fehlererkennungsrate von 91,7% zu erreichen. Die Fehlerdetektion
erfolgt in der Initialisierungsphase mit Hilfe der Idd-Messung. Sie ermöglicht eine bessere
Fehlererkennungsrate im Vergleich zum fensterbasierten Test (siehe Abschnitt 5.1). Die IddMessung (ohne die Meßbrücke) wird durch einen Diskriminator (Abschnitt 5.4.5.2) mit
vorher eingestellten Schwellwerten ausgewertet. Entspricht der Idd-Strom dem Erwartungswert, so wird die Sensorschaltung als betriebsbereit eingestuft und der analoge Multiplexer
ersetzt den Test-Widerstand durch das Sensorelement. Detektiert der Diskriminator einen
Schaltungsfehler, so wird das Ausgangssignal der Sensorschaltung auf Vdd oder Null-Volt
geschaltet. Ist die Initialisierung als fehlerfrei bewertet abgeschlossen worden, so wird der
aktuelle Ausgangswert gespeichert und mit dem nächsten Ausgangswert verglichen. Liegen
beide Werte in einem bestimmten Bereich, hier zwischen Umin und Umax, so wird die
Sensorschaltung als funktionstüchtig eingestuft. Im Speicher-Modus wird die Meßbrücke mit
einer maximalen Spannung von 2,55V betrieben, so daß das Ausgangssignal der Sensorschaltung die volle Eingangsbitbreite des nachgeschalteten A/D-Wandler ausnutzt (8Bit-A/DWandler aus [Win97]). Nach der Initialisierungsphase reduzierte sich die Fehlererkennungsrate auf 87,5%, da drei simulierte Schaltungsfehler nicht mehr detektierbar sind
(Abschnitt 5.4.3). Im Folgenden werden die Schaltungsteile (bipolar/CMOS) kurz vorgestellt,
die für die Umsetzung dieses Testverfahrens notwendig sind.
110
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5.4.5.1 Analoge Multiplexer
A
Out
S
B
Abb. 5-37: Bipolarer Multiplexer
Abb. 5-38: CMOS Multiplexer
In Abb. 5-37 ist ein einfacher analoger Multiplexer in Bipolartechnik dargestellt. Im Test-Modus wird an dem Eingang "Test + und Test -" ein Signal mit der Wertigkeit "High" angelegt,
so daß der Transistor Q1 sperrt und der Transistor Q2 leitend wird. Sobald Q2 leitend ist, wird
der Testwiderstand aktiv. Während der Betriebsphase wird das Steuersignal auf "Low"
gesetzt, dies aktiviert den NTC-Widerstand und deaktiviert den Testwiderstand. Im leitenden
Zustand der Transistoren müssen die Bahnwiderstände mit berücksichtigt werden, was bei der
hier betrachteten Brückenschaltung unproblematisch ist, da sie sich entsprechend abgleichen
läßt.
Der in Abb. 5-38 dargestellte CMOS Multiplexer setzt sich aus zwei Transmission-Gatter
(analoge Schalter) zusammen, die über Inverter angesteuert werden. Wird das Steuersignal S
auf "High" gesetzt, so wird der Eingang A zu dem Ausgang Out durchgeschaltet. Ist S "Low"
gesetzt, so wird der Eingang B an den Ausgang Out durchgeleitet. Einer von beiden Eingängen wird hierbei immer gesperrt, so daß die Multiplexerfunktion entsteht.
Ein Transmissionsgatter besteht aus zwei komplementären MOS-Transistoren (PMOS und
NMOS) wie in
Abb. 5-39 dargestellt ist. Zur Ansteuerung wird Steuersignal S auch in negierter Form
benötigt.
S
In
+
Out
S
Abb. 5-39: Aufbau eines Transmissionsgatters
111
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5.4.5.2 Diskriminator
Der Diskriminator (Abb. 5-40) kann mit zwei Komparatoren und einem NAND-Gatter
schaltungstechnisch realisiert werden.
X0
X1
X0
Vok
low low high
low high high
high low high
X1
high high low
Abb. 5-40 : Schaltbild eines Diskriminators
Tabelle 5-4: Zustandstabelle Diskriminator
Die Komparatoren werden verwendet, um zwei unterschiedliche Schwellwerte detektieren zu
können. Liegt der zu untersuchende Wert Vmes innerhalb des "fehlerfreien Bereichs" so ist der
Ausgang des Diskriminators "low", ansonsten wird ein Fehler detektiert. Das Auflösungsvermögen des Diskriminators ist dabei von der "slew rate" (Abb. 5-41) des Operationsverstärkers
sowie vom NAND-Gatter abhängig. Dieses sind allgemeine Eigenschaften, die nicht vernachlässigt sollten, auch wenn sich, wie in dem zuvor betrachten Einsatzgebiet, die Eingangsgröße
nur langsam verändert.
Auslösebedingung:
Fehlererkennung:
Vref-Range/2 < Vmes < Vref-Range/2
⇒ V_ok = "low" (0V)
⇒ V_ok = "high" (5V)
sonst
112
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
U/V
Vdd
Vref-Range/2 < Vmes ⇒ X0 = "high"
X1
Vref-Range/2 > Vmes ⇒ X0 = "low"
X0
Vref+Range/2 < Vmes ⇒ X1 = "low"
Vref+Range/2 > Vmes ⇒ X1 = "high"
X0 (untere Schwelle)
X1 (obere Schwelle)
V_ok
t
V_ok (Ausgangsspannung)
U/V
Vmes
Vref + Range/2
Vref - Range/2
t
Abb. 5-41 : Schaltverhalten des Diskriminators ("slew rate")
Die minimale Breite des "fehlerfreien Bereichs" ist von den jeweiligen Schaltflanken der
verwendeten Komponenten abhängig. Steilere Schaltflanken führen zu einer verbesserten
Einhaltung der Schaltschwellen des Diskriminators.
5.4.6 Verknüpfung von strom- mit spannungsmessungsbasierten Testverfahren
In Abschnitt 5.1 und 5.3 wurde die Spannung des Ausgangssignals genutzt, um das Sensorsystem auf eventuelle funktionale Fehler hin zu überprüfen. Problematisch bei dieser Art von
Untersuchung ist, daß nicht alle Fehler anhand des Ausgangssignals erkannt werden können.
Die verbleibenden Fehler können dazu führen, daß das System einen zu großen Strom
aufnimmt und so einen thermischen Defekt in den betroffenen Schaltungsteilen erleidet. Ist
der Strom geringer als der Nennstrom und die Funktionalität der Schaltung weiterhin
gegeben, so kann der Schaltungsfehler gegebenenfalls toleriert werden.
Zur besseren Analyse von Schaltungsfehlern, dem Erkennen von geduldeten Schaltungsfehlern und zur Erhöhung der Fehlererkennungsrate wird/werden zusätzlich zum Ausgangsspannungssignal der Gesamtstrom (Idd (Drain) und/oder Icc (Source)) bzw. Teilströme gemessen.
Die Nutzung einer Kreuz-Korrelations-Funktion zur Verknüpfung des Versorgungsstroms mit
der Ausgangsspannung des Systems zu Testzwecken ist eine in [Sil95, Sil96] vorgestellte
Methode zur Verbesserung und Vereinfachung des Testens von analogen Schaltungen. Sie
kombiniert die Spannungswert- mit der Stromstärkenanalyse. In dynamischen Tests von
113
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
linearen Schaltungen und Systemen ist die Korrelationsfunktion in vielfältigen Bereichen
erforscht worden. In der Nachrichtentechnik wird die Kreuz-Korrelation von Ein- und
Ausgangsgröße genutzt, um z.B. die Impulsantwort einer Schaltung zu bestimmen. Das
Ergebnis der Kreuz-Korrelation, angewendet auf das betrachtete Temperaturmeßsystem, von
idd und vout reduziert die Weiterverarbeitung beider Größen auf nur eine Ausgabegröße. Durch
den gleichzeitigen Strom- und Spannungstest minimiert sich zusätzlich die Testzeit im
Vergleich zur Einzelmessung der beiden Größen.
Werden vout(t) und idd(t) als "fehlerfreie Antworten" und vFout(t) = vout(t) + d/dt(vout(t)) sowie
iFdd(t) = idd(t) + d idd(t) als fehlerbehaftete Antworten betrachtet, so ergibt sich die KreuzKorrelation aus vFout(t) und iFdd(t):
F
F
v out × i dd (τ ) =
T
1
F
F
(t ) ⋅i dd (t + τ )dt
v
∫
out
T 0
(5.75)
T
=
1
(
(t ) + ∂v out (t )) ⋅(i dd (t + τ ) + ∂i dd (t + τ ))dt
T ∫0 v out
= v out × i dd (τ ) + v out × ∂i dd (τ ) + ∂v out xi dd (τ ) + ∂v out × ∂i dd (τ )
(5.76)
(5.77)
Die Auflösung der Gleichung zeigt, daß die Kreuz-Korrelation drei Komponenten der Abweichungen von vout(t) and idd(t) enthält. Zusätzlich enthält die Funktion die fehlerfreie
Antwort vout(t) ×idd(t).
Für eine Hardware Realisierung der Kreuz-Korrelation ist ein Multiplizierer anzuwenden, der
eine gute Linearität und eine große Bandbreite besitzt, sowie in weiten Bereichen temperaturstabil ist.
Abb. 5-42: Stromverhältnis Multiplizierer
114
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Die Untersuchung verschiedener Konzepte für Multiplizierer zeigte, daß der in Abb. 5-42
dargestellte Multiplizier geeignete Eigenschaften zur Umsetzung eines Selbsttestverfahren auf
Basis der Kreuzkorrelation besitzt. D.h. diese bipolare Schaltungskonzeption ist in weiten
Bereichen temperaturstabil, linear und läßt Eingangsspannungen bis zu 5V zu.
5.4.7
Benchmark Operationsverstärker
Wie in Abschnitt 5.4 beschrieben, existierte für den Operationsverstärker LM324/NS kein
SPICE-Modell auf der Transistorebene, sondern nur ein Macro-Modell. Da dieses Modell den
Verlauf des Versorgungsstromes nur unzureichend beschreibt, ist auch bei diesen Untersuchungen der Benchmark-OP als Referenzelement verwendet worden.
Mit Hilfe des Benchmark-Operationsverstärkers wurde das Verfahren der Kreuz-Korrelation,
wie zuvor beschrieben, getestet. Hierbei wurde der Versorgungsstrom im positiven und im
negativen Pfad der Versorgungsspannungen gemessen. Ausgehend von der Einzelfehlerannahme sind "Stuck-at-Fehler" in der Schaltung implementiert worden Zusätzlich zur
Versorgungsstrommessung erfolgte eine gleichzeitige Ausgangsspannungsüberwachung. Aus
dem sich ergebenden Gesamtstrom Icc und der Ausgangsspannung wurde anschließend die
Kreuz-Korrelation gebildet. Abb. 5-43 stellt den Aufbau des verwendeten BenchmarkOperationsverstärkers dar.
4
Abb. 5-43: Benchmark Operationsverstärker [Kam97]
115
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5.4.7.1 Fehleranalyse
Bei der Untersuchung des invertierend geschalteten Benchmark-Operationsverstärkers wurden Einzelfehler in Form von Kurzschlüssen (Rsh...=1Ω) und offenen Verbindungen
(Rop...=10MΩ) simuliert, wie in den nächsten beiden Tabellen (Tabelle 5-5 und Tabelle 5-6)
dargestellt ist. Die Spannungsverstärkung wurde mit av = 10 gewählt und die Eingangsspannung wurde linear von 1µV bis 1mV erhöht.
Die Verbindungen zwischen den Transistoren, die das Modell aus Abschnitt 2.4.2 nicht
erfaßte, wurden ebenfalls auf Open- und Short-Fehler getestet.
In der folgenden Tabelle werden alle Kurzschlüsse zwischen den einzelnen Knoten des
Benchmark-OPs und ihre Detektierbarkeit dargestellt. Die Angaben in der Spalte Kurzschluß
kennzeichneten die simulierten fehlerhaften Verbindungen. Die Knotenbezeichnungen sind in
Abb. 5-43 dargestellt.
X: Fehler erkannt
0: Fehler nicht erkannt
Kurzschluß Uout
Idd
Icc
UXI
Correlation
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
0
X
X
X
X
X
X
X
X
X
0
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
0
X
Idd
Icc
UXI
Correlation
0
00
0
0
0
0
0
0
0
0
X
X
X
X
X
4 - Vdd
4 - Vcc
4 -5
4 - Vout
4 - V+
4 - V4 -1
4-2
4-3
6 - Vdd
V- - Vcc
0
0
X
0
0
X
X
X
0
0
0
Kurzschluß Uout
V- - Vout
V- - V+
V- - 1
V- - 2
V- - 3
0
0
X
X
0
Kurzschluß Uout
5 - Vdd
5 - Vcc
5 - Vout
5 - V+
5 - V5-1
5-2
5-3
3 - Vdd
3 - Vcc
3 - Vout
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
0
Kurzschluß Uout
3-1
3-2
2 - Vdd
2 - Vcc
2 - Vout
2-1
X
X
X
X
X
X
Idd
Icc
UXI
Correlation
X
X
X
X
X
X
X
X
X
0
0
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
Idd
Icc
UXI
Correlation
0
0
X
X
0
0
X
X
X
X
X
X
0
X
X
X
X
X
Tabelle 5-5: Kurzschlußfehler beim Benchmark-Operationsverstärker
Maximale Fehler: 34
Fehler erkannt:
Fehlererkennung in % =
1. Uout: 22 2. Idd: 21 3. Icc:27 4. UxICorrelation: 32
erkannte Fehler
: 1. 64,7% 2. 61,8% 3. 79,4% 4. 94,1%
maximale Fehler
116
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
In der folgenden Tabelle werden alle simulierten offenen Verbindungen zwischen den
einzelnen Knoten des Benchmark-Operationsverstärkers und ihre Detektierbarkeit dargestellt.
X: Fehler erkannt
Offene Verbindung
M1Drain
M1Gate
M1Source
M2Drain
M2Gate
M2Source
M3Drain
M3Gate
M3Source
M5Drain
M5Gate
M5Source
M6Drain
M6Gate
M6Source
M7Drain
M7Gate
M7Source
M8Drain
M8Gate
M8Source
M9Drain
M9Gate
M9Source
o: Fehler nicht erkannt
UxICorrelation Uout
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
0
X
X
X
X
X
X
0
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
0
0
Idd
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
0
X
X
X
X
X
X
X
Tabelle 5-6: offene Verbindungen beim Benchmark-Operationsverstärker
Maximale Fehler: 24
Fehler erkannt:
Fehlererkennung in % =
1. Uout: 22 2. Idd: 23 3. Icc:18 4. UxICorrelation: 22
erkannte Fehler
: 1. 91,7% 2. 95,8% 3. 75% 4. 91,7%
maximale Fehler
Wird hierzu vergleichend die fensterbasierte Methode aus Abschnitt 5.1 und 5.3, d.h. nur die
Kontrolle des Verhaltens der Ausgangsspannung betrachtet, so ist eine Fehlererkennungsrate
von 64,7% bei Kurzschlüssen und 91,7% bei offenen Verbindungen realisierbar. Im
Vergleich dazu führt der Gesamtstrom-Test zu keinen wesentlich besseren Ergebnissen, d.h.
bei den Kurzschlüssen wird eine Fehlererkennungsrate bei Idd von 61,8% und bei Icc von
79,4% erzielt. Bei offenen Verbindungen ist eine Fehlererkennungsrate durch die Messung
des Stromes Idd von 95,8% und des Stromes Icc von 75% möglich.
Zur Erhöhung der Fehlererkennungsrate wurde die Fehlerdetektion von der fensterbasierten
Testmethode und dem Idd-Test mit Hilfe der Kreuz-Korrelation, wie in Abschnitt 5.4.6
117
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
beschrieben, kombiniert. Als Resultat ergab sich für die Fehlerdetektion der Kurzschlüsse
eine Fehlererkennungsrate von 94,1% und für die offenen Verbindungen von 91,7%.
Eine Zusammenfassung der beiden Tabellen (Tabelle 5-5 und Tabelle 5-6) ergibt, daß eine
Fehlererkennungsrate beim fensterbasierten Test von 75,9%, beim Idd-Test von 75,9%, beim
Icc-Test von 77,6% und bei der Kreuz-Korrelation von 96,6% erreicht werden kann.
5.4.7.2 Simulation bei Variation der Referenzspannung
Die gewonnenen Erkenntnisse, bei der Simulation des Benchmark-Operationsverstärkers,
werden nachfolgend auf die Temperaturmeßschaltung übertragen. Problematisch bei der
untersuchten Schaltung ist wieder, daß das Sensorsignal das Referenzsignal überlagert. Als
Referenzspannung wurde Uref = 0,7V aus dem möglichen Stimulierungsbereich in Abschnitt
5.1.2.5 ausgewählt. Der Online-Test, erfolgte mit Hilfe des zuvor beschriebenen Diskriminators. Der Diskriminator detektiert einen eingestellten Bereich, in dem die Kennlinie der
fehlerfreien Schaltung liegt.
Für die dargestellten Simulationsergebnisse wurde eine weitere Referenzspannung aus dem
möglichen Stimulierungsbereich ausgewählt, um den Einfluß einer anderen Referenzspannung (Uref = 0.9V) auf die Fehlererkennungsrate der Kreuz-Korrelation zu untersuchen.
X: Fehler erkannt
Test-Widerstände
0: Fehler nicht erkannt
Uref = 0,7V
Idd
Uout
Uref = 0.9V
Correlation:
Idd x Uout
Idd
Uout
Korrelation:
Idd x Uout
R1 = 1Ω
0
0
0
0
0
0
R1 = 10MΩ
X
0
X
X
X
X
R2 = 1Ω
X
X
X
X
X
X
R2 = 10MΩ
0
0
0
0
0
0
RPot1= 1Ω
0
0
0
0
0
0
RPot1 = 10MΩ
X
X
X
0
X
X
R3 = 1Ω
0
0
0
0
0
0
R3 = 10MΩ
0
0
X
0
0
X
R4 = 1Ω
X
0
0
0
0
0
R4 = 10MΩ
X
X
X
X
X
X
RPot2 = 1Ω
X
X
X
X
X
X
RPot2 = 10MΩ
0
0
0
0
0
0
R5 = 1Ω
X
X
X
X
X
X
R5 = 10MΩ
X
X
X
X
X
X
R6 = 1Ω
X
X
X
X
X
X
R6 = 10MΩ
X
X
X
X
X
X
R7 = 1Ω
X
X
X
X
X
X
R7 = 10MΩ
X
X
X
X
X
X
R8 = 1Ω
X
X
X
X
X
X
R8 = 10MΩ
X
X
X
X
X
X
R9 = 1Ω
X
X
X
X
X
X
R9 = 10MΩ
X
X
X
X
X
X
118
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Uref = 0,7V
Test-Widerstände
Uref = 0.9V
Idd
Uout
Correlation:
Idd x Uout
Idd
Uout
Korrelation:
Idd x Uout
RPot 3= 1Ω
X
X
X
X
X
X
RPot 3 = 10MΩ
X
X
X
X
X
X
Tabelle 5-7: Kreuz-Korrelation mit Uref = 0,7V und Uref = 0,9V
Für Uref = 0,7V ergibt sich:
Maximale Fehler: 24
Fehler erkannt:
Fehlererkennung in % =
1. Uout: 16
erkannte _ Fehler
: 1. 66%
maximale _ Fehler
2. Idd: 18
3. UxICorrelation: 18
2. 75%
3. 75%
2. Idd: 16
3. UxICorrelation: 18
2. 66%
3. 75%
Für Uref = 0,9V ergibt sich:
Maximale Fehler: 24
Fehler erkannt:
Fehlererkennung in % =
1. Uout: 17
erkannte _ Fehler
: 1. 70,8%
maximale_Fehler
Durch die Erhöhung der Referenzspannung verschlechterte sich die Fehlererkennungsrate
mittels der Stromdetektion und verbesserte sich bei der Ausgangsspannungsdetektion. Die
Wahl der Referenzspannung an der Meßbrücke des Sensors bewirkte somit nur eine Verlagerung der Fehlerdetektion von der Strom- zur Ausgangsspannungserkennung. Bei beiden
Referenzspannungswerten läßt sich eine identische Fehlererkennungsrate von 75% ermitteln.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß der Einsatz der Kreuz-Korrelation als
Testkonzept zur Verbesserung der Fehlererkennungsrate für die vorgestellte Temperaturmeßschaltung ist nicht zu empfehlen ist. Der zusätzliche Schaltungsaufwand für die KreuzKorrelation führt zu keiner verbesserten Fehlererkennung. Bereits mit einem Stromtest (z.B.
Iddq-Test mit einem Testwiderstand) kann eine bessere Fehlererkennungsrate erreicht werden.
119
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5.4.8
Vergleich der strommessungsbasierten Testkonzepte
(I-Sensor: Stromsensor)
Verfahren /
TestbeSchaltungstyp
triebsart
Gesamtstrommessung
mit aktiven
Sensorelement
Online
Gesamtstrommessung
mit einem
Testwiderstand
Offline
Fehlerabdeckung
Strompfad /
Spannungknoten
Testwiderstand
75% bei 1 ISensor
87,5% bei 2 ISensoren
91,7%
Idd
N
Schaltungsaufwand
I-Sensor +
Diskriminator
Idd + IBrücke
Idd
J
I-Sensor +
analoger
Multiplexer +
Testwiderstand
+Diskriminator
Zwischenspeicherung
Online Initialisierung
Idd + Uout
J
I-Sensor +
des letzten Meßwertes
91,7%
analoger
SpeicherMultiplexer +
betrieb 87,5%
Testwiderstand +
Diskriminator
75%
Idd + Uout
Kreuz-Korrelation von Offline
N
I-Sensor +
Idd und Uout
analoger
Multiplizierer +
Diskriminator
Tabelle 5-8: Übersicht der auf einer Strommessung basierenden Testkonzepte
Die Zusammenfassung der Ergebnisse der Messung des Versorgungsstromes und der Verknüpfung mit der Ausgangsspannung des Meßsystems zeigt, daß sowohl ein Online- oder
Offline-Test realisierbar ist. Beide Testverfahren unterscheiden sich hinsichtlich der Fehlererkennungsrate nicht, so daß eine Auswahl des Testverfahrens von den Rahmenbedingungen
abhängig gemacht werden sollte. Die Rahmenbedingungen betreffen die verfügbare Fläche,
die Dynamik des Sensors und die Forderung nach einem Test in der Betriebsphase. Die
Qualität des Testergebnisses wird hierbei von der Meßauflösung des Stromsensors mit
beeinflußt.
5.4.9
Zusammenfassung der strommessungsbasierten Testverfahren
Für die Abschätzung, ob eine Versorgungsstrommessung bessere Fehlererkennungseigenschaften in Hinblick auf einen Test von Sensorsystemen in der Betriebsphase besitzt, wurden
vier Testkonzepte erstellt und überprüft. Das Ziel der durchgeführten Fehlersimulationen war
es, eine verbesserte Fehlererkennung, im Vergleich zu den komparator- und spannungsmessungsbasierten Testverfahren, mit Hilfe der Strommessung zu erreichen. Die Tests
wurden am Beispiel eines Temperatursensors (Abschnitt 5.1.1) durchgeführt.
Die entwickelten Testkonzepte erreichen, wie in der Tabelle 5-8 dargestellt, bei der
aufwendigeren Idd-Strommessung mit zwei Stromsensoren eine Fehlererkennungsrate von
120
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
87.5% in der Betriebsphase. Eine bessere Eignung zum Test des untersuchten Sensorsystems
im Vergleich zu den spannungsbasierten Testmethoden kann daher nicht festgestellt werden.
Die Methode der Kreuz-Korrelation (Abschnitt 5.4.6) zeigte keine verbesserten Testeigenschaften. Es konnte bei aktivem Sensorelement eine Fehlererkennungsrate von nur 75%
ermittelt werden. Die Ursache für dieses unbefriedigende Ergebnis liegt in der oftmals identischen Fehlererkennung für Schaltungsfehler beim fensterbasierten Ausgangsspannungstest
und Versorgungsstromtest. Die Fähigkeit unterschiedliche Fehler detektieren zu können, stellt
jedoch die wesentliche Voraussetzung einer verbesserten Fehlererkennung beim Einsatz der
Kreuz-Korrelation als Testkonzept dar.
Eine Steigerung der Fehlererkennungsrate auf bis zu 91,7% läßt sich erzielen (Abschnitt
5.4.3), indem das Sensorelement in der Testphase durch einen Testwiderstand ersetzt wird.
Dieses Verfahren hat den Vorteil, daß es den Einfluß des Sensors eliminiert, nachteilig ist
jedoch, daß es kein Online-Testverfahren darstellt.
Bei dem Produktionstest und auch bei den Online- oder Offlinetests in der Betriebsphase kann
durch einen Stromtest eine Schaltung als fehlerhaft bzw. als nicht funktionstüchtig eingestuft
werden, sobald der detektierte Strom vom Nennstrom bzw. von einem vorgegebenen
Toleranzbereich abweicht. Dies kann zu einer Fehlbewertung der Schaltung führen, da die
Funktionalität der Schaltung trotz eines Schaltungsfehlers gegeben ist, wenn der Fehler zu
keiner thermischen Überlastung der Schaltung führt. Als Maßnahme, die Anzahl der
Fehlinterpretationen der Funktionstüchtigkeit einer Schaltung zu minimieren, bietet sich
daher als Testkonzept die Methode der Kreuz-Korrelation an. Für das hier untersuchte
Meßsystem ist sie aber, wie zuvor dargestellt, nicht geeignet.
5.4.10 Vergleich von BICS
In Tabelle 5-9 sind verschiedene BICS vergleichend gegenübergestellt worden. Hierbei soll
besonders der Lösungsansatz, der in [Lee98] beschrieben ist, hervorgehoben werden. Dieser
Stromsensor zeichnet sich durch seine geringe Anzahl an Transistoren, seine Möglichkeit
Fehlerströme bis minimal 18µA zu messen und seine geringe Detektionszeit aus.
Eine Reduzierung der Chipfläche der Stromsensoren ist besonders wichtig, da je nach zu
testender Schaltung teilweise mehr als nur ein Stromsensor integriert werden muß, um eine
ausreichende Fehlererkennungsrate zu gewährleisten. Basierend auf den in [Lee98] dargestellten Ansatz ist im Rahmen dieser Dissertation ein neuartiger Stromsensor entwickelt
worden, der ein verbessertes Temperaturverhalten besitzt. Zusätzlich bietet er durch die
Definition einer zweiten Schaltschwelle eine erweiterte Komparatorfunktion (siehe 5.5). Das
Schaltungskonzept wird im nachfolgenden Abschnitt vorgestellt und schließt die im Rahmen
dieser Dissertation durchgeführten Arbeiten ab.
121
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
(Trs.: Transistoren; D: Diode; INV: Inverter; R: Widerstand; C: Kapazität; CM: CurrentModus; VM: Voltage-Modus; --: nicht verfügbar; ∆: 200µm x 200µm für jede Diode)
Stromsensor
[Lee98]
[Tan93]
[Bro93]
[She93]
[Hsu93]
[Mal92]
Technologie
Design
VersorgungsSpannung
Prozeß
Elemente
CMOS
CM
5V
CMOS
CM
12V/5V
CMOS
CM
5V
BiCMOS
VM
5V
BiCMOS
VM
5V/-5V
CMOS
VM
5V
1.2µm
25Trs.+2D
2µm
13Trs.+1D
19Trs.+2D
0.8µm
0.8µm
7Trs.+1INV 29Trs.+1R
+ 1C
Flächenbedarf
3600µm2
≈10000µm2
--
8294µm2
>80000µm2
3µm
10Trs.+
2INV +
2NAND
--
Max IDD
Min. Fehler Iddq
Detektionszeit
Kontroll-Pin
Ausgangs-Pin
Klasse
>3.5mA
18µA
1.65ns
2
1
Direkt
1mA
100µA
16ns
1
1
Direkt
-40µA
≈20ns
1
1
Direkt
>3mA
23µA
2ns
3
2
Indirekt
-25µA
100ns
2
1
Indirekt
---5
1
Indirekt
mit ∆
Tabelle 5-9: Vergleich von verschiedenen BICS
5.5 Entwurf eines Stromsensors mit integrierter Komparatorfunktion
Basierend auf den in [Lee98] veröffentlichten Stromsensor ist ein Sensor entwickelt worden,
der sich durch die Integration einer Komparatorfunktion und eine deutlich verbessertes Temperaturverhalten auszeichnet.
VDD
Vref
Imess
Test
Test
CUT
Abb. 5-44: Prinzipschaltbild des Iddq – Sensors
122
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Weiterhin ist dieser Stromsensor durch die Wahl eines Testmodus für Offline-Tests konzipiert
worden. Prinzipiell ist dieser Iddq-Sensor aber auch für eine permanente Überwachung des
Stromverbrauchs geeignet. Es ist bei der Verwendung von MOS-Transistoren als Sensorelement zu beachten, daß sie nur bedingt für die Messung von größeren Stromstärken
geeignet sind. Um den Spannungsabfall am Sensorelement zu reduzieren sind sehr große
W/L-Verhältnisse zu wählen, damit der Bahnwiderstand des Sensorelementes niedrig bleibt.
Der in Abb. 5-44 dargestellte Stromsensor gibt keine absoluten Meßwerte aus, sondern er gibt
nur zu erkennen, ob ein festgelegter Stromwert überschritten wird. Die Überschreitung eines
festgelegten Stromwertes kann signalisiert werden, indem der Ausgang (N) der Schaltung auf
einen Spannungswert nahe 0V gelegt wird. Bei einer Unterschreitung des festgelegten
Stromwertes liegt am Ausgang (N) eine Spannungan, die in etwa der Versorgungsspannung
entspricht. Dieser Stromsensor ist somit hinsichtlich der Realisierung eines Stromsensors mit
komparatorbasierter Testauswertung geeignet.
Für die Verwendbarkeit eines Stromsensors in einem Sensorsystem wurde folgende Spezifikation als Eckdaten zu Grunde gelegt:
•
Maximaler zu messender Strom 50 mA
•
Auflösungsvermögen von wenigen µA
•
Integrierte Testauswertung
•
Linearer Meßbereich
•
Hohe Temperaturunempfindlichkeit
Diese Forderungen sind weitestgehend erfüllbar, wenn daß in [Lee98] dargestellte
Schaltungskonzept wie folgt modifiziert wird.
Anstelle eines Transistors wird ein Widerstand als Sensorelement verwendet. Um zwei
Schwellen detektieren zu können ist eine Modifikation des Stromspiegels notwendig. Die
Entscheidung, ob der gemessene Strom innerhalb eines festgelegten Sollbereiches liegt,
bedingt die Verknüpfung der Ausgabewerte beider Stromspiegel mittels einer (Not a OR b)Verknüpfung [Pol01]. Der umrahmte Bereich kennzeichnet die logische Verknüpfung der
einzelnen Schwellen.
M8
MbreakP
L = 1.5u
W = 20u
M18
M3
MbreakP
L = 1.5u
W = 20u
M10
MbreakP
L = 167u
W = 4u
MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
M5
MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
M6
MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
M14
MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
M21
MbreakP
L = 1.5u
W = 20u
M15
MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
R6
1
I1 = 0madc
T1 = 0
I2 = 100madc
T2 = 1us
I1
V1
5v dc
0v ac
TRAN =
M1
M13
M9
MbreakN
L = 1.5u
W = 4u
MbreakN
L = 1.5u
W = 40u
M2
MbreakN
L = 1.5u
W = 48u
NOT
a OR
b
MbreakN
L = 1.5u
W = 4u
M11
M12
MbreakN
L = 1.5u
W = 4u
MbreakN
L = 1.5u
W = 4u
M17
M20
MbreakN
L = 7u
W = 4u
MbreakN
L = 1.5u
W = 4u
M19
312.5mvdc
MbreakN
L = 152u
W = 4u
0
Abb. 5-45: Sensorschaltung mit Meß- und Auswerteeinheit
123
M16
MbreakN
L = 1.5u
W = 4u
R7
1
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Der dargestellte Stromsensor erfüllt alle Bedingungen bis auf die Unempfindlichkeit gegenüber einem gegebenen Temperatureinfluß. Dieser Einfluß ist bedingt durch die Verwendung
von Referenzgrößen, die selbst sehr stark temperaturabhängig sind. Diese Abhängigkeit und
Kompensationsansätze zur Minimierung der Temperaturabhängigkeit des Stromsensors werden im folgenden Abschnitt beschrieben.
5.5.1
Temperatureffekte und Kompensationsansätze
Das Verhalten von MOS-Transistoren wird grundsätzlich auch von der Umgebungstemperatur beeinflußt. Ursache hierfür ist die Temperaturabhängigkeit der effektiven
Beweglichkeit µeff. Es wird zur Beschreibung die folgende Vereinfachung verwendet
[Lau01]:
T
µ (T ) = µ (T0 ) ⋅ 
 T0



−α
(5.78)
mit T0: Raumtemperatur (300 K), T: Temperatur in Kelvin, α ≈ 1,5..2 .
Hieraus folgt, daß eine beispielhafte Temperaturerhöhung um 100 °C eine Verringerung der
Beweglichkeit und damit auch des Drain-Stroms um etwa 40% bedingt.
Die temperaturabhängige Schwellenspannung kann wie folgt beschrieben werden:
VT 0 (T ) = VT 0 (T0 ) + (T − T0 ) ⋅α T ,
(5.79)
α Tn ≈ −1... − 3mV / K für NMOS Si-Gate-Transistoren,
α Tp ≈ +1... + 3mV / K für PMOS Si-Gate-Transistoren.
Der Drain-Strom ergibt sich wie folgt [Lau01]:
ID =
2

w
V 
⋅µ n ⋅ C′ox ( VGS − VTO ) ⋅ VDS − DS 
l
2 

(5.80)
Die in Gl. 5.80 angegebenen Abhängigkeiten des Drain-Stromes beeinflussen den Wert von
ID maßgebend.
In der in Abb. 5-45 dargestellten Stromsensorschaltung dient der Drain-Strom durch z.B.
Transistor M9 als Referenzgröße. Der zuvor betrachtete Temperatureinfluß bestimmt daher
erheblich die Meßgenauigkeit des zuvor beschriebenen Stromsensors.
Das Ergebnis einer Simulationsreihe (Abb. 5-46) bei variierender Temperatur (Schrittweite
10°C) in einem Bereich von -50°C (Symbol: []) bis +130 °C (Symbol: Y) zeigt den zuvor
beschriebenen signifikanten Einfluß der Temperatur. Für die Simulationen sind hier
abweichend zeitliche Anregungen gewählt worden, sie repräsentieren eine 1 Sekunde
währende Rampenfunktion von 0mA bis 50 mA für den Versorgungsstrom (Imess).
124
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Dargestellt wird die Stromquelle durch eine Referenzstromquelle, die zur Festlegung der
Meßschwelle dient.
Idd
t
Abb. 5-46: Einfluß der Temperatur auf den Referenzstromverlauf
Der Einfluß der Temperatur auf den Drain-Strom beeinträchtigt die Genauigkeit des
Meßfensters erheblich. Dies führt dazu, daß sich beide Schwellen, die den Rahmen des
Fensters bilden, sehr stark verschieben (Abb. 5-47).
Abb. 5-47: Simulation des Sensors mit Imess: 0-50 mA
Diese Abhängigkeit erfordert eine geeignete Kompensation des Temperatureinflusses auf das
Testfenster. Da eine Kompensation für alle Schaltungsteile ohne erheblichen Mehraufwand
nicht möglich ist und die Verwendung von externen Referenzquellen nicht vorgesehen war,
wurde ein Lösungsansatz gewählt, der den Temperatureinfluß nicht kompensiert, sondern alle
für die Meß- und Auswertefunktion notwendigen Ströme weitestgehend einheitlich
beeinflußt. Diese Modifikationen führen zu einer verbesserten Konstanz bei der Einhaltung
der Lage des Testfensters. Diese Konstanz kann realisiert werden, indem alle Schaltungsteile,
die für die Erzeugung der Referenzgrößen (Schwellen) notwendig sind, einen identischen
Aufbau wie die eigentliche Meßanordnung besitzen.
125
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
MbreakN
L = 1.5u
W = 10u
M3
V1
5v dc
M5
MbreakP
L = 1.5u
W = 10u
M1
W = 10u
L = 1.5u
MbreakP
M7
MbreakN
L = 1.5u
W = 4u
M8
M2
M4
M6
MbreakN
MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
L = 1.5u
W = 10u
MbreakP
L = 1.5u
W = 10u
M9
MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
MbreakN
L = 1.5u
W = 4u
M12
MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
M13
R1
R2
1
1
M16
MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
M15
M10
MbreakN
L = 1.5u
W = 4u
M11
NOT
a OR
b
W = 4u
L = 1.5u
MbreakN
M14
M18
I3
M19
I1 = 0madc
T1 = 0
I2 = 50madc
T2 = 1ms
M17
MbreakN
L = 1.5u
W = 4u
MbreakN
L = 1.5u
W = 4u
MbreakN
L = 1.5u
W = 4u
W = 4u
L = 1.5u
MbreakN
0
R10
1 M20
MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
R11
M25
MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
R15
1
M23
W = 4u
L = 1.5u
MbreakP
W = 4u
L = 1.5u
MbreakP
1
M21
M27
M24
M26
R11
M28
W = 4u
L = 1.5u
MbreakP
W = 4u
L = 1.5u
MbreakP
1
M31
M35
MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
R15
11
M22
MbreakN
L = 1.5u
W = 4u
R10
M30
1 MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
M37
M33
M34
M36
M38
W = 4u
L = 1.5u
MbreakN
W = 4u
L = 1.5u
MbreakN
W = 4u
L = 1.5u
MbreakN
W = 4u
L = 1.5u
MbreakN
M32
W = 4u
L = 1.5u
MbreakN
W = 4u
L = 1.5u
MbreakN
W = 4u
L = 1.5u
MbreakN
W = 4u
L = 1.5u
MbreakN
MbreakN
L = 1.5u
W = 4u
Abb. 5-48: Sensor mit identischen Baugruppen in Meß- und Auswerteschaltung
In Abb. 5-48 ist ein temperaturkompensierter Stromsensor abgebildet. Hierbei befindet sich
rechts von der Auswertelogik die eigentliche Sensoreinheit, die aus einem Stromspiegel
besteht. Die von ihr erzeugte Meßreferenz wird in den Stromkomparator links von der Auswertelogik (gestrichelter Rahmen) gespiegelt. Eine dem Meßteil entsprechende Schaltungsanordnung ist in doppelter Ausführung unterhalb der Auswertelogik angeordnet. Analog wie
beim Sensorelement, werden hier Referenzströme erzeugt. Diese sind jedoch nicht durch
Messung des Versorgungsstromes, sondern durch fest eingestellte Widerstände bedingt. Diese
beiden Referenzströme werden durch ergänzte Stromspiegelschaltungen in den Stromkomparator links neben der Auswertelogik geleitet. Sie bilden dort die beiden Stromschwellen, die
zur Fensterbildung benötigt werden.
Die Simulationsergebnisse in Abb. 5-49 zeigen eine sehr gute Kompensation des Temperatureinflusses.
Imess
Vout
t/s
t
Abb. 5-49: Kompensierter Sensor, Imess: 0-50 mA
126
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Der Schaltungsmehraufwand kann verringert werden, wenn anstelle eines Referenzstromes
zur Festlegung einer Detektionsschwelle eine Spannung verwendet wird. Die erzeugten
Ströme, aus den von den Meßwert- und Schwellwertreferenzen gebildeten Schaltungsteilen,
werden nicht mehr über Stromspiegelstufen einem Stromkomparator zugeführt. Der
Stromkomparator kann so entfallen. Anstelle dessen wird ein Spannungskomparator mit zwei
Schwelleneingängen und zwei Ausgängen eingesetzt. Dieser bildet zusammen mit der
Auswertelogik einen Fensterdiskriminator.
Der Spannungskomparator, der bei diesem Konzept zum Einsatz kommt, besteht aus einem
leicht modifizierten Differenzverstärker. Hierbei wird der vergleichende bzw. differenzbildende Zweig doppelt ausgeführt. Für die neu entwickelte Schaltung eines Stromsensors mit
integrierter Testauswertung ergibt sich somit folgende schematische Darstellung:
M4 MbreakP
L = 64u
W = 4u
R6
1
M15
MbreakP
L = 3u
W = 200u
M29
R3
M18
1
MbreakP
L = 3u
W = 200u
V1
I1 = 49madc
T1 = 0
I2 = 51madc
T2 = 1s
5v dc
R14
1
I Mess
M1
MbreakN
L = 1.5u
W = 48u
M16
M2
MbreakN MbreakN
L = 3u
L = 3u
W = 200u W = 200u
M20
1 MbreakP
L = 3u
W = 200u
M29
MbreakP
L = 3u
W = 200u
MbreakP
L = 3u
W = 200u
W = 200u
L = 3u
MbreakN
M8
M30
M22
MbreakP
L = 150u
W = 4u
M23
MbreakP
L = 150u
W = 4u
MbreakP
L = 3u
W = 200u
M24
MbreakP
L = 150u
W = 4u
R15
1
M9
M25
M19
M17
MbreakN
L = 3u
W = 200u
M21
MbreakP
L = 150u
W = 4u
R4
MbreakN
L = 3u
W = 200u
W = 200u
L = 3u
MbreakN
M26
M27
MbreakN
L = 150u
W = 4u
MbreakN
L = 150u
W = 4u
MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
M5
MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
MbreakN
L = 150u
W = 4u
0
M10
M13
MbreakN
L = 1.5u
W = 4u
NOT
a OR
b
Abb. 5-50: Stromsensor mit Spannungsreferenzen
127
M11
M12
MbreakN
L = 1.5u
W = 4u
M6
MbreakP
L = 1.5u
W = 4u
MbreakN
L = 1.5u
W = 4u
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
Die Simulationsergebnisse, unter identischen Randbedingungen, zeigen, daß sich eine Kompensation des Temperatureinflusses auch bei reduziertem Schaltungsaufwand durchführen
läßt.
Imess
Vout
t/s
t
Abb. 5-51: Kompensierter spannungsgesteuerter Sensor, Imess: 0-50 mA
Eine Ausschnittsvergrößerung zeigt, daß der Temperatureinfluß zu einer Variation der
Schwellen um 3,3 µA führt. Zur Darstellung der Auflösungsschwelle ist das Ausgabefenster
des PSPICE-Simulators mit in die Graphik aufgenommen worden. Die dargestellte Variation
der Schwellen markiert gleichzeitig auch die Meßauflösung des entwickelten Stromsensors.
.
U/V
t/s
I/A
t
Abb. 5-52: Ausschnittsvergrößerung zur Ermittlung der Detektionsschwellen
128
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
5.5.2 Zusammenfassung der Eigenschaften des neu entwickelten Stromsensors
Im Rahmen der Untersuchung, ob die Beobachtung des Versorgungsstromes ein geeignetes
Mittel zur Durchführung eines Tests in der Betriebsphase ist, wurde der hier vorgestellte
Stromsensor entwickelt. Das in Abb. 5-50 vorgestellte Design ermöglicht die Messung eines
maximalen Stromes von 50mA, bei einer minimalen Meßauflösung von etwa 3µA und einer
ausgezeichneten Temperaturkonstanz im Bereich von -50°C bis +130°C.
Alle Aussagen, bezüglich der Leistungsfähigkeit, beziehen sich auf Simulationsergebnisse die
mit dem Schaltungssimulator PSPICE durchgeführt wurden. Zugrunde gelegt wurde, wie
zuvor genannt, ein CMOS 0,7µ-Prozeß und für die Simulation auf Transistorebene ein BSIM3 Modell für diesen Prozeß. Leider konnte das Konzept des Stromsensors bisher nicht mit
dieser Fertigungstechnologie verwirklicht werden, so daß keine real gemessenen Ergebnisse
bezüglich der Temperaturkompensation und der Meßauflösung existieren.
129
6 ZUSAMMENFASSUNG
6 Zusammenfassung
Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist es, einen Überblick über bestehende Testmethodiken zu
geben und neuartige Lösungsvorschläge für den Test von Sensorsystemen in der Betriebsphase
aufzuzeigen. Die Entwicklung und Verbesserung in Bezug auf die Testeigenschaften und Anwendbarkeit war notwendig, da die bestehenden Konzepte teilweise unzureichende Fehlererkennungen
gewährleisten. Hierbei ist es notwendig auf Spannungsmessungen basierende Methoden mit denjenigen Testmethoden zu vergleichen die eine Strommessung als Testgrundlage verwenden.
Um die Zielsetzung dieser Arbeit, eine verbesserte Fehlererkennung zu ermöglichen, eingrenzen zu
können, sind verschiedene Defekte dargestellt. Diese können in Bezug auf die hier betrachteten
Systeme zu einem Fehlverhalten führen. Die Auswirkungen der vorgestellten Defekte und die Modellierung dieser Auswirkungen schließt daran an.
Im Weiteren wird auf die Zuverlässigkeit und Ausfallmechanismen von integrierten Schaltungen
eingegangen, wobei gängige Untersuchungsmethoden aufgezeigt werden. Es folgt eine Übersicht
über die generelle Struktur eines intelligenten, integrierten Sensorsystems und welche Arten von
Selbsttest- und Diagnoseverfahren für derartige Mikrosysteme eingesetzt werden können. Diese
Methodiken können in Online- oder Offline-Testverfahren klassifiziert werden, wobei oftmals eine
Trennung zwischen einer spannungs- oder strommäßigen Betrachtung vorgenommen wird. Eine
Übersicht faßt aktuelle Lösungskonzepte zur Strommessung und Spannungsüberwachung zusammen.
Basierend auf einem Testverfahren nach K. Damm [Dam98] wird ein Verfahren vorgestellt,
welches den Einsatz dieses Selbsttestverfahrens vereinfacht. Hierfür wurde ein C++ Programm
entwickelt, das die Anzahl der notwendigen Simulationen zur Ermittlung von Teststimulierungen
auf ein Minimum reduziert. Dieses Werkzeug automatisiert die Festlegung geeigneter Stimulierungen über einen Referenzspannungsknoten weitestgehend. Die Anwendung dieses Programms
zeigte aber sehr deutlich die Grenzen der Eignung des Testverfahrens für toleranzbehaftete
Schaltungen. Toleranzbehaftete Schaltungen bilden die Basis für die neu entwickelten Selbsttestverfahren.
Den Schwerpunkt dieser Dissertation bilden die beiden Fragestellungen, ob strommessungs- oder
spannungsmessungsbasierte Testverfahren für einen Selbsttest eines integrierten Sensorsystems in
der Betriebsphase geeignet sind. Und ob Online-Testverfahren generell zum Selbsttest von
integrierten Sensorsystemen geeignet sind oder Offline-Testverfahren im Vergleich immer bessere
Fehlererkennungsraten liefern.
Um diese Fragestellungen zu beantworten sind verschiedene komparatorbasierte Methodiken für
Selbsttestverfahren entwickelt worden. Sie zeigen, daß ein Test in der Betriebsphase eines, in dieser
Dissertation betrachteten, Temperaturmeßsystems generell möglich ist, auch wenn eine direkte
Stimulierung des Sensorelementes nicht unterstützt wird. Für einen dieser Ansätze ist ein neuartiges
Testkriterium (Fenstermethode) definiert worden, das einen zeitlichen Bezug zwischen
nachfolgenden Meßwerten ausnutzt, um die Gültigkeit des aktuellen Meßwertes feststellen zu
können. Ein weiteres neu entwickeltes Testverfahren benötigt zur Feststellung eines Fehlers nicht
den Umweg über einen A/D-Wandler, da es keinen Testcontroller verwendet, der den Test steuert
oder überwacht. Es handelt sich hierbei um ein analoges Online-Testverfahren, welches keine
Taktsteuerung verwendet. Die Fehlererkennung basiert auf der Messung eines "virtuellen
Widerstandes“.
Im Vergleich zu den auf Spannungsmessungen basierenden Testverfahren ist die Eignung der
Überwachung des Versorgungsstromes eines Systems und zusätzlicher interner Ströme untersucht
130
5 NEUARTIGE VERFAHREN ZUM SELBSTTEST VON SENSOREN
worden. Es wurde festgestellt, daß die Stromuntersuchung gut geeignet ist, die Funktionsweise des
Temperaturmeßsystems zu überwachen. Für beide Kategorien eines Tests (Online/Offline) sind
Testmethodiken neu entwickelt worden, die einen Einsatz auch für andere Sensorsysteme
ermöglichen. Hierbei ist ein besonderer Schwerpunkt auf die Testbarkeit des Sensorelementes, das
in einer Meßbrückenschaltung angeordnet ist, gelegt worden. Die Testbarkeit des eigentlichen
Sensors ist bei bisher bekannten Verfahren nicht gegeben.
Im Rahmen von Fehlersimulationen ist eine neuartige Klassifizierung von Fehlern eingeführt
worden, die es ermöglicht Fehler differenzierter zu betrachten.
Ergänzend zu der Untersuchung der Eignung einer Versorgungsstromüberwachung als Testmethode
ist ein temperaturkompensierter, hochauflösender Stromsensor entwickelt worden. Dieser bietet im
Vergleich zu bisher veröffentlichten Konzepten eine integrierte Testauswertung an. Diese basiert
auf einer komparatorbasierten Schwellenerkennung. Die Schwellenerkennung ermöglicht nicht nur
das Überschreiten einer maximalen Stromschwelle zu überwachen, sondern auch die Erkennung
einer signifikanten Unterschreitung des regulären Stromwertes. Beide Formen der Abweichung sind
Auswirkungen von Schaltungsfehlern, wie umfangreiche durchgeführte Fehlersimulationen belegen.
Die Ergebnisse zeigen, daß für das in dieser Dissertation betrachtete Temperaturmeßsystem ein
Selbsttest in der Betriebsphase realisierbar ist. Hierbei zeigt sich, daß Offline-Testverfahren nicht
prinzipiell zu einer besseren Fehlererkennung führen, obwohl sie den Einfluß des Sensorelementes
auf den Meßverstärker eliminieren können. Mittels einer geeigneten Testauslegung sind gleich gute
Testqualitäten auch bei Tests in der Betriebsphase zu erreichen. Eine bessere Eignung von
strommessungsbasierten Testverfahren im Vergleich zu den spannungsmessungsbasierten Verfahren konnte nicht belegt werden. Beide Gruppen von Testverfahren sind daher für einen Selbsttest
geeignet.
Auch die Verknüpfung der Versorgungsstrommessung mit der Ausgangsspannungsmessung mittels
einer Kreuzkorrelationsfunktion zeigte keine Verbessung der Fehlererkennung. Um den Aufwand
für einen integrierten Selbsttest minimal zu halten, ist die Implementierung eines spannungsmessungs- oder strommessungsbasierten Testverfahrens für die hier untersuchte Schaltung
ausreichend.
In zukünftigen Arbeiten wäre zu untersuchen, ob sich die vorgestellten Testmethodiken auch für
andere Sensorsysteme bzw. Schaltungskonzepte, der hier betrachteten Verstärkerstufe, eignen. Eine
schaltungstechnische Optimierung in Hinblick auf den Schaltungsaufwand des selbsttestfähigen
Meßverstärkers und der davon abhängigen Testgüte wäre ebenfalls zu betrachten. Auch ist es
denkbar die Umsetzung der Testmethodik zu optimieren, indem die aufwendigen Operationsverstärkerstrukturen durch vereinfachte Verstärkerstrukturen ersetzt werden. Im Vordergrund der
untersuchten Fragestellungen stand im Rahmen dieser Dissertation der Nachweis der Lösbarkeit der
betrachteten Fragestellungen und nicht die Entwicklung von schaltungstechnisch optimierten
Lösungskonzepten.
131
7 LITERATURANGABEN
7 Literaturangaben:
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137
8 ANHANG
8 Anhang
Der Anhang enthält Herleitungen und Detailbeschreibungen des in Abschnitt 4 vorgestellten
Programms und stellt die Abbildungen des zugrunde gelegten Operationsverstärkers nach [Ahr97],
sowie die Schaltungskomponenten der Arbeiten [Wes01, Fis02] dar. Die Arbeit, bzw.
Veröffentlichung ist im Rahmen dieser Dissertation entstanden und stellt die Grundlagen der in
Abschnitt 5 dargestellten Ergebnisse dar.
8.1 Ergänzungen für das in Abschnitt 4 vorgestellte Programm
In Abschnitt 4 wird ein Programm zur Vereinfachung der Anwendung des hybriden Selbsttestverfahrens nach K. Damm vorgestellt. Formulierungen über die verwendeten Interpolationsmethoden und wie näherungsweise lineare Bereiche innerhalb von Kurven detektiert werden
können, wenn diese aus mehreren interpolierten Abschnitten bestehen, sollen hier ergänzend
aufgeführt werden.
8.1.1
Lineare Interpolation
Die lineare Interpolation rekonstruiert die Ursprungsfunktion, indem aufeinander folgende
Signaturpunkte (xi, yi und xi+1, yi+1) mit einer Geraden verbunden werden:
y = mi ⋅ x + bi
i = 0,1,..., n − 2
b i = const.
(8.1)
(Die obige Gradengleichung ist somit zwischen den Signaturpunkten mit xi und xi+1 gültig.)
Die in Gl. 8.1 verwendeten Parameter können hierbei relativ einfach über
mi =
y i +1 − y i
und
xi +1 − xi
(8.2)
bi = yi − mi ⋅ xi
(8.3)
ermittelt werden.
8.1.2
Spline Interpolation
Die Spline Interpolation verbindet die benachbarten Signaturpunkte mit einem Polynom dritten
Grades. Für die Approximation bedeutet dies nach [Sed92], daß sich eine Kurve mit n gegebenen
Punkten, aus n-1 verschiedenen kubischen Polynomen
3
2
s i ( x ) = a i xi + bi xi + ci xi + d i
i = 1, 2, ..., n - 1
(8.4)
zusammensetzt. Hierbei liegt das Polynom si ( x ) im Intervall zwischen xi und xi+1.
Für die Berechnung eines Splines sind die erforderlichen Koeffizienten ai, bi, ci und di aus den
gegebenen Punkten xi und den Werten yi zu ermitteln. Zur Berechnung der Koeffizienten werden
die Signaturpunkte paarweise betrachtet. Es gilt,
si ( xi ) = yi
(8.5)
si ( xi+1 ) = yi +1
138
8 ANHANG
(8.6)
für i=1, 2, ..., n-1
denn die Approximation muß die Signaturpunkte berühren und sich glatt an diese anschmiegen.
Mathematisch bedeutet dies, daß die ersten Ableitungen der Spline-Polynome in den Knoten übereinstimmen müssen
si′−1( xi ) = si′( xi ) = 3ai xi + 2bi xi + ci
2
(8.7)
Für eine maximale Approximation müssen zusätzlich auch die zweiten Ableitungen der Polynome
in den Knoten ebenfalls übereinstimmen. Diese Bedingungen ergeben eine Gesamtzahl von 4n-1
Gleichungen mit 4(n-1) unbekannten Koeffizienten. Zur Lösung des Gleichungssystems ist es
notwendig, noch zwei weitere Bedingungen anzugeben. Sie beschreiben das Verhalten in den
Endpunkten der Signaturintervalle. Zur Lösung dieses Problems bietet sich der "Spline" an, der sich
aus
s1(′′ x1 ) = si′′( x ) = 6ai xi + 2bi = 0
(8.8)
sn′′−1( xn ) = si′′( xi ) = 6ai xi + 2bi = 0
(8.9)
ableiten läßt. Hieraus folgen 4n-4 Gleichungen mit ebenso vielen Unbekannten. Unter Ausnutzung
der Redundanzen, die sich aus den benachbarten Spline-Werten (xi-Werten) ergeben verringert sich
die Anzahl der Unbekannten auf n-2.
pi = si′′−1( xi−1 ) = si′′( xi ) für i > 1
(8.10)
p1 = pn = 0
(8.11)
Sind alle Werte pi bekannt, so können alle Koeffizienten ai, bi, ci und di berechnet werden, da für
jeden Abschnitt eines Splines vier Gleichungen mit vier Unbekannten vorliegen:
si ( xi ) = yi
(8.12)
si ( xi+1 ) = yi +1
(8.13)
si′′( xi ) = pi
(8.14)
si′′( xi+1 ) = pi +1
(8.15)
Aus der Vorgabe der xi und yi Werte werden die pi Werte berechnet. Hierzu wird die Bedingung
genutzt, daß die erste Ableitung für benachbarte Paare identisch sein muß. Diese n-2 Bedingungen
liefern n-2 Gleichungen, die nach n-2 pi Werten aufgelöst werden.
Werden pi und pi+1 mit der zweiten Ableitung gleichgesetzt, indem für x die Werte xi und xi+1
verwendet werden und subtrahiert anschließend die Gleichungen voneinander, so läßt sich das
Ergebnis zur Berechnung von ai wie folgt umstellen:
ai =
p i − p i +1
6 ( x i − x i +1 )
(8.16)
Wird dieses Ergebnis z.B. in die zweite Ableitung an der Stelle pi(xi) eingesetzt, so läßt sich bi
bestimmen:
bi =
pi pi − pi +1 xi
−
⋅
xi − xi +1 2
2
(8.17)
139
8 ANHANG
Analog hierzu lassen sich die Parameter ci und di berechnen, indem die bisherigen Ergebnisse in die
folgenden Gleichungen einbezogen werden. Es gilt:
si ( xi ) = yi
(8.18)
si ( xi+1 ) = yi +1
(8.19)
Werden die xi- und yi-Werte, sowie die bekannten Parameter eingesetzt, anschließend die
Gleichungen voneinander subtrahiert und nach ci umgestellt, dann läßt sich ci und nachfolgend auch
di berechnen.
ci =
( yi − yi +1 ) − ai ( xi3 − xi3+1 ) − bi ( xi2 − xi2+1 )
( xi − xi +1 )
(8.20)
di = yi − ai ⋅ xi3 − bi ⋅ xi2 − ci ⋅ xi
(8.21)
Für die Datenverarbeitung ist es zweckmäßig, die Gleichungen für die Abschnitte des Splines in
einer kanonischen Form darzustellen, die weniger Unbekannte enthält. Substituiert man die
Variablen mit Hilfe von
t=
( x − xi )
,
( xi +1 − xi )
(8.22)
so kann der Spline wie folgt formuliert werden:
si ( t ) = tyi +1 + (1 − t ) y i + ( xi +1 − xi ) 2
(t 3 − t ) pi +1 − ((1 − t ) 3 − (1 − t )) pi
6
(8.23)
Auf diese Weise ist jeder Spline auf dem Intervall [0, 1] definiert. Da nur die Endpunkte 0 und 1
interessant sind, haben entweder t oder (1-t) den Wert 0. Durch diese Darstellung läßt sich nachweisen, daß der Spline durch die gegebenen Punkte verläuft und stetig ist, denn es gilt
si −1(1) = si ( 0) = y i
(8.24)
für i= 2, ..., n-1
Die geforderten Randbedingungen sind somit erfüllt und jeder Spline läßt sich in jedem beliebigen
Punkt des Intervalls berechnen, indem t berechnet und die obige Gleichung (bei bekanntem pi)
verwendet wird. Um nach pi aufzulösen, muß die erste Ableitung der Abschnitte des Splines in den
Endpunkten gleichgesetzt werden. Die erste Ableitung (nach xi) lautet
si′( t ) = zi + ( xi +1 − xi )
wobei zi =
(3t 2 − 1) pi +1 + (3(1 − t ) 2 − 1) pi
6
(8.25)
( y i +1 − y i )
( xi +1 − xi )
(8.26)
gilt.
Wird si′−1(1) = si′( 0) für i= 2, ..., n-1 eingesetzt, ergibt sich ein System von n-2 Gleichungen:
( xi − xi −1 ) pi −1 + 2( xi +1 − xi −1 ) pi + ( xi +1 − xi ) pi +1 = 6( zi − zi −1 )
(8.27)
Mit den Beziehungen
ui = xi +1 − xi ,
(8.28)
140
8 ANHANG
d i = 2( xi +1 − xi −1 ) und
(8.29)
wi = 6( zi − zi −1 )
(8.30)
erhält man z.B. für n=7 das folgende Gleichungssystem:
d2

 u2
0

0
0

u2
d3
u3
0
0
0
u3
d4
u4
0
0
0
u4
d5
u5
0  p2   w2 
   
0  p3   w3 
0  p4  =  w4 
   
u5  p5   w5 
d 6  p6   w6 
(8.31)
Nach Ausführung der Interpolationen stehen drei Interpolationspointer "funcptr[ ]" zur Verfügung,
jeweils einer für das eingelesene und verarbeitete SPICE-Listing.
Diese enthalten an 0-ter Stelle eine Interpolationsidentifikation, über die die Datenverarbeitung
automatisch erkennt, um welche Art von Interpolationspointer es sich handelt. Dies ist notwendig,
da die Pointer, abhängig von der Interpolationsmethode, unterschiedliche Länge (n) und
Eigenschaften aufweisen.
linear interpoliert:
funcptr[i] := 1 n x0 y0 m0 b0 x1 y1 m1 b1 x2 y2 .... mn-2 bn-2
Spline interpoliert:
funcptr[i] := 2 n a0b0c0d0 x1 y1 a1 b1 c1 d1 x2 y2 .... an-2 bn-2 cn-2 dn-2 xn-1 yn-1
8.1.3
Ergänzung zu Abschnitt 4.1.4
Für die Suche nach näherungsweise linearen Bereichen wurde ein Grenzwertpointer "limiter[ ]"
eingeführt. Dieser enthält genau so viele Stellen, wie Wertepaare im Interpolationspointer enthalten
sind. Zu Beginn wird jede Stelle des Pointers mit ‘0‘ initialisiert. Befindet sich bei einem
bestimmten xi die untere Grenze eines linearen Bereiches, so wird der Grenzwertpointer an der
Stelle dieses xi mit der Breite dieses Bereiches beschrieben. Die Vorgehensweise der Bearbeitung
von "limiter[ ]" kann wie folgt zusammengefaßt werden:
1. Monotonieüberprüfung der y-Werte
2. Monotoniebereiche der y-Werte dem Pointer übertragen
3. Alle Bereiche die dem Linearitätskriterium nicht genügen werden entfernt
141
8 ANHANG
Beispiel für die Definition von näherungsweise linearen Bereichen:
Es liegen n=8 Signaturpunkte vor. Somit wird der folgende Pointer erzeugt:
limiter[i] := 0 0 0 0 0 0 0 0
Liegt nun ein näherungsweise linearer Bereich zwischen x0 und x3 vor, wird die Stelle von x0 mit 3
– 0 = 3 beschrieben:
limiter[i] := 3 0 0 0 0 0 0 0
Existiert nun von x3 bis x7 ein weiterer linearer Bereich, wird der vierten Stelle im Pointer 7 – 3 = 4
zugewiesen:
limiter[i] := 3 0 0 4 0 0 0 0
Auf diese Weise lassen sich Bereiche darstellen, die sich gegenseitig überlappen. Außerdem können
während des Suchvorgangs diejenigen Bereiche herausgefiltert werden, die sich nur zwischen zwei
benachbarten Signaturpunkten (xi bis xi+1) befinden.
142
8 ANHANG
8.2 Schaltbild des Operationsverstärkers nach [Ahr97]
Das nachfolgend dargestellte Operationsverstärkerkonzept wurde für die Entwicklung des analogen
Selbsttestverfahrens, wie in Abschnitt 5.3 beschrieben, eingesetzt.
Abb. 8-1: Schematic des am ITEM entwickelten .OPs
143
8 ANHANG
8.3 Bestandteile des Selbsttestverfahrens von Abschnitt 5.3
1. Darstellung des Meßverstärkers mit Abgriffsignalen für den Selbsttest.
Abb. 8-2: Meßverstärker
Die Verbindungspfeile "Adjust_1" und "Adjust_2" bilden die Anschlüsse des verstärkungsbestimmenden Adjust-Widerstandes. An den Verbindungen Tk_1 ... Tk_3 (Testknoten) werden die
Potentiale zur späteren Erzeugung von Uanalog_out und UR4 abgegriffen. Der Impedanzwandler UB1
dient als Ausgangstreiber für das Meßverstärkersignal.
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8 ANHANG
2. Korrektur der Offsetspannung
Wie in 5.3.1 beschrieben ist eine Korrektur der Offsetspannung notwendig, falls die angelegte
Offsetspannung nicht der Abgleichspannung der Brückenschaltung entspricht. Hierzu sind die in
5.3.1 dargestellten Gleichungen schaltungstechnisch umgesetzt worden:
Abb. 8-3: Offsetkorrektur
Zuerst werden die am Meßverstärker abgegriffenen Potentiale durch Impedanzwandler an das
Testsystem übertragen. Hierdurch werden das eigentliche Meßsystem und das Testsystem
voneinander entkoppelt (links).
Durch die Differenzverstärker mit dem Verstärkungsfaktor A=1 werden aus den abgegriffenen
Potentialen (Tk_1 ... Tk_3) die Spannungen UR4 (über KOU4 (Korrektur Offset U4)) und Uanalog_out
(über KOU5) generiert. Über den Addierer (KOU6) wird die Korrekturspannung nach Abschnitt
5.3.1 zu UR4 hinzu addiert (Mitte).
Da der Addierer über eine invertierende Operationsverstärker-Grundschaltung realisiert wird
(Addition der Eingangsströme), ist das offsetkorrigierte Signal in den positiven Spannungsbereich
zu invertieren. Dies wird über die invertierende Schaltung (KOU7) (A=1) realisiert.
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8 ANHANG
3. Generierung der Testkonstanten
Nach Abschnitt 5.3 wird die Division der Spannungen UR4 und U_analog_out, durch eine
Logarithmierung der einzelnen Spannungen und anschließende Differenzbildung ersetzt. Da die
Größe der entstehenden "Konstanten" nicht von Bedeutung ist, muß keine Delogarithmierung
nachfolgend umgesetzt werden (TRx ⇒ Testkonstante Rx).
Abb. 8-4: Erzeugung Testkonstante
Aufgrund des Einflusses der Dioden ergibt sich keine genaue Umsetzung einer Logarithmierung,
sondern nur eine gedämpfter Verlauf der ln-Funktion. Da der zu Grunde gelegte Herstellungsprozeß
nach [Alc99] bezüglich der Beschreibung der Diodeneigenschaften lückenhaft dokumentiert ist,
fehlen die Parameter zur genauen Berechnung der Dioden und somit zur Berechnung der zu
erwartenden Testkonstanten.
Da der Spannungsabfall über einer Diode im Logarithmierer und somit die Ausgangsspannung im
Vergleich zum möglichen Ausgangsspannungshub gering ist, wird hier der Spannungsabfall zur
Erzeugung des Logarithmus erhöht, indem eine Serie von fünf Dioden verwendet wird.
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8 ANHANG
4. Komparator zur Auswertung der Testkonstanten
Der Komparator entscheidet, ob das in der letzten Testschaltungsstufe erzeugte Testsignal als
fehlerfrei zu klassifizieren ist oder nicht. Hierbei müssen dem Komparator zwei Grenzen (Span und
Center) vorgegeben werden. Ein Testsignal innerhalb dieser Grenzen gilt als fehlerfrei.
Abb. 8-5:Komparator
Um die Festlegung der Komparatorgrenzen für den Einsatz des Systems so einfach wie möglich zu
gestalten, wird hierfür ein höherer Schaltungsaufwand gewählt. Für den Einsatz des Meßverstärkers
sind von außen nur eine Spannung für den Fenstermittelpunkt ("Center") dem konstanten Testsignal
im fehlerfreien Fall entsprechend und eine Spannung entsprechend der gewünschten Fensterbreite
"Span") anzulegen. Die erste Komparatorstufe generiert aus diesen Vorgaben die Fenstergrenzen
("Upper Limit" und "Lower Limit" (KRx ⇒ Komparator Rx))
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8 ANHANG
5. NOR-Gatter zur Auswertung der Komparatoren
Die Ausgangsstufe der Testschaltung impliziert, daß keine Fehlererkennung von 100% erreicht
werden kann. In der entwickelten Schaltungsrealisierung liegt die Ursache hierfür in der Komparator-Stufe. Führt ein Fehler dazu, daß das Testfenster auf den gesamten möglichen Spannungsbereich ausgedehnt wird oder daß das Ausgangssignal ständig auf Versorgungsspannung gesetzt
wird, so kann kein Fehler mehr detektiert werden. Um die Anzahl dieser Maskierungsmöglichkeiten
zu verringern, wird hier ein zweiter, identischer Komparator parallel geschaltet. Die beiden
Ausgänge werden dann über eine invertierte ODER-Verknüpfung (NOR) zusammengeschaltet. Da
das NOR-Gatter nur aus vier Transistoren besteht, werden Fehler, die zu einer Maskierung führen
können, auf diese vier Bauteile beschränkt.
Abb. 8-6: CMOS NOR-Gatter
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