28!|!Kultur !|! DONNERSTAG 18. FEBRUAR 2016 Schwerpunkt Festival Next Generation in Bad Ragaz Das Ensemble Esperanza besteht aus Stipendiaten der Internationalen Musikakademie im Fürstentum Liechtenstein – rechts im Bild: Timothy Ridout. (Fotos: DH) Hochbegabte Ensemblemitglieder stellten ihr Können unter Beweis Musiktalente Das Ensem- ble Esperenza der Internationalen Musikakademie im Fürstentum Liechtenstein begeisterte beim Festival Next Generation in Bad Ragaz. D VON DIETMAR HOFER as mondäne Umfeld im Grand Resort Bad Ragaz bietet hochbegabten Klassiktalenten bereits zum 6. Mal die Möglichkeit, sich beim Festival Next Generation einem fachkundigen Publikum zu präsentieren. Am Dienstagabend standen mit dem Ensemble Esperanza über 20 Stipendiaten der Internationalen Mu- sikakademie Liechtenstein auf der Bühne des Kursaals, der bis auf wenige Plätze ausverkauft war. Unter der Leitung von Konzertmeisterin Chouchane Siranossian gelang dem Ensemble ein temperamentvoller Auftritt, bei dem die Leidenschaft voll auf die Zuhörer übersprang. Nach dem fast zweistündigen Bühnenauftritt – unterbrochen von einer Pause – gab es Standing Ovations für das junge Ensemble, die als Zugabe den letzten Satz der Haydn-Sinfonie «La Passione» als Draufgabe ein zweites Mal spielte. Aussergewöhnliche Begabung Begonnen wurde mit der Sinfonie eMoll, H. 653 von Carl Philipp Emanuel Bach, mit dem sich das Ensemble praktisch warmspielte und gleich mit sehr schnellem Tempo (allegro assai) in den Abend einstieg, ehe es mit einem Andante moderato gespielten Teil die erste Entspannung gab. Mit dem gekonnt beherrschten Wechselspiel unterstrich das internationale Ensemble, dem Stipendiaten aus mehreren Kontinenten angehören, zum einen ihre hohe Professionalität als auch ihre aussergewöhnliche Begabung. Von Anfang an spürbar war dabei die starke Präsenz von Konzertmeisterin Chouchane Siranossian. Die temperamentvolle französisch-armenische Geigerin zählt zu den interessantesten Talenten ihrer Generation, die gleichhin in hohem Mass der Gegenwart aufgeschlossen, wie auch in historisch informierter Aufführungspraxis bewandert ist. Sie führte das Ensemble spielerisch durch den gelungenen Konzertabend und bei den zehnminütigen Armenischen Miniaturen von Komitas Vardapet konnte sie auch ein Stück ihrer musikalischen Wurzeln auf der Violine verkörpern. Ausnahmekönner Ridout Der Höhepunkt der orchestralen Inszenierung war jedoch Mozarts Klarinettenkonzert in A-Dur (Köchelverzeichnis 622). Ein 28 Minuten dauerndes Stück, das in einem Rondo Allegro endet und das das Ensemble von Anfang bis zum Schluss voll fordert. Der dem Ensemble als Solo-Bratscher angehörende Ausnahmekönner Timothy Ridout zeigte dabei auf der Viola sein herausragendes Talent und sorgte für Begeisterungsstürme auf den Rängen. Sein virtuoses Spiel mit zumeist geschlossenen Augen verzückte das Publikum und liess selbst das Orchester nach Beendigung des Werkes applaudieren. Es war spürbar, wie der 20-jährige Londoner mit seiner Viola verschmolz und die Warmherzigkeit, aber auch Ausdrucksstärke, den Funken bis in die letzten Poren überspringen liess. Der minutenlangen Beifall hatten sich die Stipendiaten der Internationalen Musikakademie Liechtenstein redlich verdient. Und auch die Organisatoren des Festivals dürfen sich über die Entwicklung des «Next-Generation-Events» freuen. «Wir haben bereits jetzt über 2000 Besucher gehabt», so Präsident Kesselring. Dabei sei man einst mit 300 gestartet. Holländische Musiker brachten Klänge wahrlich zum «Fliegen» Reprise Das Kammermusikkonzert im Rahmen des Festivals Next Generation unter dem Titel «Malereien» mit holländischen Gastmusikern liess am Mittwochvormittag im Grand Resort Bad Ragaz Musik zu Gemälden werden. glieder des Streicherensembles «Fancy Fiddlers», das aus den besten Schülern von Coosje Wijzenbeek besteht. VON MONIKA KÜHNE Im altehrwürdigen Musiksalon begrüsste Doris Peter, Next-Generation Festivalbüroleiterin, «liebe Freunde aus Holland». Dazu zählten Blockflötistin Lucie Horsch sowie ein Streichsextett mit Ruña`t Hart, Charlotte Spruit, Mayu Konoe, Takehiro Konoe, Anton Spronk und Theodoor Heyning, sie alle sind beim Festival längst keine Unbekannten mehr. Die 16-jährige Lucie Horsch – die unter anderem beim Abschiedskonzert zu Ehren der ehemaligen Königin Beatrix auftrat – zeigte die Vielfalt ihres Instruments in einem sehr anspruchsvollen Programm, das sie mit der «Sonata terza in g-Moll» des niederländischen Komponisten Unico Wilhelm van Wassenaer auf der Altblockflöte begann. Die in einem zarten Spitzenkleid fast zerbrechlich wirkende Musikerin überraschte durch ihr energisches, sehr ambitioniertes Spiel. Begleitet wurde sie von der in Moskau geborenen und mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Cembalistin Alexandra Nepomnyashchaya. Mit vollem Körpereinsatz Nach dem auf einer Renaissancesopranf löte gespielten, ungewohnt Musik, wie aus einem Guss Die musikalischen Gäste aus Holland bezauberten ihr Publikum. (Foto: ZVG) klingenden Stück von Jacob van Eyck kam in Johann Sebastian Bachs «Sonate in E-Dur, BWV 1035» erneut die Altblockf löte zum Einsatz. Antonio Vivaldis «Sonate Nr. 6 in g-Moll, RV 58», auf der Sopranf löte interpretiert, forderte von Horsch das Beherrschen langer Koloraturpassagen. Nicht zuletzt beim kniffligen Stück «Le Tic-Toc-Choc ou Les Maillotins» von François Couperin – interpretiert auf der Sopraninof löte – liess sich bei Lucy Horsch die Bedeutung der entsprechenden Kör- perhaltung für ein perfektes Spiel erkennen. Die im Jänner 2016 mit dem «Concertgebouw Young Talent Award» ausgezeichnete Flötistin wurde für ihre Darbietung von den Zuhörern mit Bravorufen bedacht. Einander inspirierende Streicher Peter Iljitsch Tschaikowsk is Streichsextett «Souvenir de Florence in d-Moll, op. 70» bildete einen reizvollen Kontrast zum Flötenkonzert. Bereits vom ersten Ton des «Allegro con spirito» an war der po- sitive Geist, der unter den sechs Musikern herrschte, spür- und vor allem hörbar. Ihre Interpreten Ruña’t Hart und Charlotte Spruit (Violine I und II), Mayu Konoe und Takehiro Konoe (Viola I und II) und Anton Spronk und Theodoor Heyning (Violoncello I und II) stammen alle aus den Niederlanden. Ruña’t Hart, Charlotte Spruit, Takehiro Konoe und Anton Spronk sind Stipendiaten der Internationalen Musikakademie am Fürstentum Liechtenstein. Alle sechs Musiker sind Mit- Festivalintendant Drazen Domjanic bedankte sich bei der anwesenden Professorin für ihr Engagement: «Frau Wijzenbeek lebt für die Kammermusik. Sie war unter anderem die erste Lehrerin von Noa Wildschut oder auch David Garrett». Die Interpretation von Tschaikowskis Werk durch das Streicherensemble wirkte wie aus einem Guss. Die Bögen f logen nur so über ihre Instrumente, das Zusammenspiel voller Dynamik und Intensität begeisterte das Publikum zu Recht. «Es macht mir sehr viel Spass mit diesem Ensemble zu arbeiten. Alle passen sehr gut zusammen, sie inspirieren einander und dann passiert etwas Besonderes wie heute, das macht mich glücklich», freute sich Coosje Wijzenbeek. Kommende Konzerte und weitere Informationen Informationen zu allen weiteren Konzerten finden Sie unter www.festivalnextgeneration.com TicketBestellungen bei: Doris Peter, Festivalbüroleiterin, + 41 (0) 81 303 2004.