5. Stromrichtergespeiste Drehstromantriebe mit Asynchronmaschinen Über Stromrichterstellglieder gesteuerte und geregelte asynchrone Drehstromantriebe werden im zunehmenden Umfang eingesetzt. Die Stellgrößen für den Ständerkreis sind Spannung und Frequenz. Bei Schleifringläufermaschinen kann beispielsweise zusätzlich der Läuferzusatzwiderstand als Stellgröße genutzt werden. Die Auswahl der Antriebsvariante richtet sich im Wesentlichen nach dem Aufwand für das Stellglied, dem Stell- und Leistungsbereich und der Betriebsweise in den vier Quadranten des Kennlinienfeldes. Durch eine Regelung kann in vielen Betriebsfällen ein dynamisches Verhalten erzielt werden, das dem eines Antriebs mit einer Gleichstrom-Nebenschlussmaschine nahe kommt. 5.1 Dynamisches Verhalten Bei schnellen Änderungen der Spannung U1, der Frequenz f1 oder des Widerstandsdrehmoments MW treten Übergangsvorgänge auf, für die im Allgemeinen die elektromagnetischen Ausgleichsvorgänge mit zu berücksichtigen sind. Die Zusammenhänge lassen sich hierbei durch Einführung der Betrachtungsweise mit Raumzeigern anschaulich darstellen. Bei der Rechnung mit Raumzeigern wird von einer Drehstromwicklung ausgegangen, die in den drei Strängen mit den Strömen ia, ib und ic (ia + ib + ic = 0) eingespeist wird. Es bildet sich eine Gesamtdurchflutung 1; sie ist das 3/2fache der Durchflutung eines Stranges. Für den Zeitpunkt t1 ist diese Überlagerung dargestellt. Die Durchflutungen sind durch die ihnen zugeordneten Ströme ausgedrückt. Der Zeiger ires entspricht damit 1. a î ires = 3/2·î ia ib ic i ia(t1) ia(t1) ib(t1) 0 ic(t1) t1 ib(t1) c b t ic(t1) Momentanwerte der Ströme ia, ib und ic und ihre zeitliche und räumliche Überlagerung a i ic(t1) Der von ires abgeleitete Raumzeiger ist nur 2/3 so groß. Die Momentanwerte der Ströme in den drei Strängen lassen sich von diesem umlaufenden Raumzeiger bestimmen, wenn man die Projektionen des Raumzeigers auf die 3 Winkelachsen bildet. |i| = î ia(t1) ib(t1) Raumzeiger und Projektionen b G. Schenke, 2.2015 c Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 57 Die Raumzeigerdarstellung erhält ihre besondere Bedeutung dadurch, dass ein allgemeines Koordinatensystem k eingeführt wird, das mit der allgemeinen Winkelgeschwindigkeit d k/dt = k umläuft. Beim Übergang von einem Ständerkoordinatensystem (S) mit den feststehenden Winkelachsen ( S = 0) in ein allgemeines Koordinatensystem k müssen die Größen transformiert werden. Der Raumzeiger 1S hat die Lage k = 1 - k zu dem mit k sich bewegenden Koordinatensystem k. a S k k k k 1 i1S b k =0 c Raumzeiger im S- und k-System Dabei ist k der Lagewinkel zwischen dem ruhenden Koordinatensystem S des Ständers und dem System k. Der Raumzeiger S muss deshalb im Koordinatensystem k mit k = S·e-j k bezeichnet werden. Damit ist die Transformationsbeziehung vom ruhenden Koordinatensystem S in das kSystem bestimmt. Ein weiteres wichtiges Koordinatensystem ist das des a Läufers der Asynchronmaschine mit der elektrischen WinS kelgeschwindigkeit d /dt = ·p. Der im Ständer auftretende L ·p Raumzeiger S tritt im Läuferkoordinatensystem (L) in der Form L = S·e-j in Erscheinung. Hieraus kann die Transk formationsbeziehung vom Läuferkoordinatensystem in das k k-System hergeleitet werden; sie lautet: k = 1L·e-j 'k- . 2 1 k k k = Lagewinkel des Koordinatensystems k zum Ständerkoordinatensystem (S) i1S = Lagewinkel des Läuferkoordinatensystems (L) zum =0 Ständerkoordinatensystem (S) b c k = 0 Lage des Raumzeigers 1S k= 2-( k- ) Raumzeiger im S-, L- und k-Koordinatensystem Bezogen auf das Ständerkoordinatensystem ( k = 0) lautet die Ständerspannungsgleichung der Asynchronmaschine: d 1S u 1S = i1S R 1 + (5.1) dt Für die Transformation der Raumzeiger 1S, 1S und ¯ 1S in das k-System gilt: j k u1k = u1S e j k i1k = i1S e j k (5.2) 1k = 1S e Für die zeitliche Ableitung der Ständerflussverkettung gilt: d 1S d 1k d (5.3) = +j k ej k 1k dt dt dt Die Ständerspannungsgleichung kann mit den Transformationen (Gl. 5.2 und 5.3) im k-Koordinatensystem (Gl. 5.7) angegeben werden. Bezogen auf das Läuferkoordinatensystem ( k = ·p) lautet die Läuferspannungsgleichung der Asynchronmaschine: d 2L u 2 L = i 2L R 2 + (5.4) dt Für die Transformation der Raumzeiger 2L, u 2 k = u 2L e j( k ) i 2 k = i 2 L e j( G. Schenke, 2.2015 2L k und ¯ 2L in das k-System gilt: ) j( k ) 2k = 2L e Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I (5.5) 58 Für die zeitliche Ableitung der Läuferflussverkettung gilt: d 2L dt = d 2k dt +j d k d dt dt 2k e j( k ) (5.6) Die Läuferspannungsgleichung kann ebenfalls im k-Koordinatensystem (Gl. 5.8) angegeben werden. Die Spannungsgleichungen der Asynchronmaschine im allgemeingültigen k-Koordinatensystem in Raumzeigerdarstellung nehmen damit die Form an: d (5.7) u1k = i1k R 1 + 1k + j k 1k dt d 2k u 2 k = i 2k R /2 + (5.8) + j ( k - p) 2 k dt Für die Flussverkettungen gilt: i1k L h i1k i2 k 1k = L1 (5.9) i2 k L h i1k i2k 2k = L 2 Induktivitäten und Kopplungsfaktoren L1 = Lh + L Induktivität des Ständers L2 = Lh + L Induktivität des Läufers k1 = Lh/L1 Kopplungsfaktor des Ständers k2 = Lh/L2 Kopplungsfaktor des Läufers = 1 - k1·k2 Gesamtstreuziffer Das Drehmoment m lässt sich damit berechnen: (5.10) m = 3 2 p Im { 2 k i2*k } = 3 2 p k 1 Im { 1k i2*k } Aus den Flussverkettungen (Gl. 5.9) können die Raumzeiger des Ständer- und Läuferstromes berechnet werden. - k 2 2k - k1 1k (5.11) i1k = 1k i2 k = 2 k L1 L2 i1k u1k R1 j k· ~ 1k j( L´2 L1 d 1k dt Lh k - ·p)· ~ d 2k dt 2k R´2 i2k u2k Transiente Ersatzschaltung der Asynchronmaschine im k-Koordinatensystem (ü = 1) Der Vorteil des allgemeinen Gleichungssystems besteht darin, dass sich durch geeignete Wahl von k die interessierenden Größen (u, i, m, ) bei dynamischen Vorgängen rationell berechnen lassen. Zweckmäßig gewählte Betrachtungssysteme: das Betrachtungssystem läuft synchron mit dem Drehfeld (stationärer Betrieb); k= 1 = 0 das Betrachtungssystem S steht im Raum still (Anlauf); k ·p das Betrachtungssystem L rotiert mit dem Läufer (dynamisches Verhalten im k= Betrieb mit konstanter Netzspannung und Frequenz bei auftretenden Belastungsänderungen). G. Schenke, 2.2015 Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 59 n n m m MW 0 t Drehmoment m und Drehzahl n der Asynchronmaschine beim Anlauf (J = JM) Das Verhalten der Asynchronmaschine im Betrieb mit konstanter Netzspannung und Frequenz bei auftretenden Belastungsänderungen entspricht dem Störverhalten der Gleichstrom-Nebenschlussmaschine. Die Übertragungsfunktionen für das Störverhalten enthalten die transiente elektrische Zeitkonstante des Läufers 'L und die elektromechanische Zeitkonstante M. / L 1 = = J 1 sN (5.12) sK p MN Wenn der Ständerwiderstand R1 vernachlässigt wird, erhält man für das Störverhalten die Übertragungsfunktionen: M 1 f s n(s) = - 1 N m W (s) p MN m(s) = m W (s) 1+ s M 1 + s /L 1+ s M + s2 1 + s2 / L (5.13) / L M (5.14) M n0 n nW n m m MW 0 t 0 Verlauf der Drehzahl n und des Drehmomentes m der Asynchronmaschine bei Stoßbelastung mit MW, ausgehend vom Leerlauf ( 'L M 6) G. Schenke, 2.2015 Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 60 Das Massenträgheitsmoment JM von Asynchronmaschinen mit Kurzschlussläufer steigt überproportional zur Nennleistung PN. Daraus erklärt sich, dass sich die Anlaufzeiten mit der Nennleistung vergrößern und die Abführung der Verlustwärme beim Anlauf großer Maschinen schwieriger wird. 10 JM / kgm2 8 polig 6 polig 1 0,1 0,01 Massenträgheitsmomente JM von 2, 4, 6 und 8poligen Asynchronmaschinen mit Kurzschlussläufer in Abhängigkeit der Nennleistung PN (Orientierungswerte) 2 polig 4 polig 1 10 P / kW N 100 100 M / ms Die Angaben für die elektromechanische Zeitkonstante M gelten nur dann, wenn keine weiteren Massenträgheitsmomente zu berücksichtigen sind. 2 polig 10 Elektromechanische Zeitkonstante M von 2, 4, 6 und 8poligen Asynchronmaschinen mit Kurzschlussläufer in Abhängigkeit der Nennleistung PN (Orientierungswerte) 4, 6, 8 polig 1 1 10 PN / kW 100 L ´ / ms 100 10 Transiente elektrische Zeitkonstante L´ von Asynchronmaschinen mit Kurzschlussläufer in Abhängigkeit der Nennleistung PN (Orientierungswerte) 1 1 G. Schenke, 2.2015 10 PN / kW 100 Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 61 5.2 Antriebe mit Drehstromsteller Durch die Änderung der Ständerspannung von Asynchronmaschinen lässt sich die Drehzahl stufenlos verstellen. Für diesen Zweck eignen sich Drehstromsteller, die durch Phasenanschnittsteuerung die Ausgangsspannung steuern. Bei Ständerspannungssteuerung der Asynchronmaschine gilt: 2 U1 M 2 = s s K U1 N M KN + sK s Nach Umstellung erhält man die Schlupf-Drehmomenten-Kennlinie des Antriebs. M KN sK = s M U1 U1 N 2 M KN M 2 U1 U 1N (5.15) 4 (5.16) -1 Der Stellbereich von Asynchronantrieben mit Drehstromsteller ist ohne Läuferzusatzwiderstände gering. Die Verluste liegen hoch. Beim Einsatz des Antriebs ist auf den Verlauf des Widerstandsmoments wegen des stark zurückgehenden Kippmoments MK zu achten. Bei der Steuerung der Asynchronmaschine über Drehstromsteller muss berücksichtigt werden, dass der Kurzschlussstrom der ASYM das 5- bis 8fache des Motornennstromes beträgt. Um den Drehstromsteller nicht zu stark überzudimensionieren, wird der Strom durch eine unterlagerte Stromregelung begrenzt. Bei der Auswahl der ASYM ist zu beachten, dass durch Oberschwingungen des Stromes etwas höhere Stromwärmeverluste in der Maschine entstehen und bei niedrigen Drehzahlen können Pendelmomente auftreten. Der Blindleistungsbedarf des Antriebs erhöht sich um die Steuerblindleistung des Stromrichters. Drehstromsteller werden häufig zum „sanften“ Anlauf von Drehstrom-Kurzschlussläufern auf Nenndrehzahl verwendet. Der Anlaufstrom IA wird während der Anlaufphase konstant gehalten (IA = 2...4·IN). Die Höhe des Anlaufstromes bestimmt die Anlaufzeit des Antriebs, wobei die Belastung und ihre Drehmomentenkennlinie maßgebend für die Einstellung des Anlaufstromes I A sind. D S RI D S RI Rn T Drehstromsteller Steuergerät Stromregler Drehzahlregler Tachogenerator Iist M 3~ Spannungssteuerung der Asynchronmaschine durch einen Drehstromsteller Rn T nist nsoll Wird der Drehstromsteller zum Sanftanlauf einer Asynchronmaschine verwendet, so kann im Betrieb ein Überbrückungsschütz parallel zum Sanftanlasser geschaltet werden. Die Drehzahlsteuerung ist im Dauerbetrieb nur bei Arbeitsmaschinen mit stark von der Drehzahl abhängigem Widerstandsmoment möglich (Pumpen, Lüfter). Vorteile gegenüber der "normalen" Kurzschlussläufermaschine haben kleine Maschinen mit Widerstandsläufer oder Schleifringläufermaschinen, bei denen Widerstände im Läuferkreis zugeschaltet werden können. G. Schenke, 2.2015 Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 62 3 3 U = UN 2 2 M / MN M / MN U = UN U = 0,7·UN 1 U = 0,7·UN 1 U = 0,5·UN U = 0,5·UN U = 0,4·UN U = 0,4·UN 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 0 n / nN 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 n / nN "normaler" Kurzschlussläufer Widerstandsläufer Drehmoment-Drehzahl-Kennlinien einer Asynchronmaschine mit bei Ständerspannungssteuerung Bei der Ständerspannungssteuerung mit dem Drehstromstromsteller entstehen im Läuferkreis hohe Stromwärmeverluste, da die Drehzahlverstellung ausschließlich über den Schlupf (PCu2 = s·PL) erfolgt. Bei einem quadratischen Lastmomentenverlauf MW = MN·(n/nN)2 treten die maximalen Stromwärmeverluste im Läuferkreis bei n = 2/3·n1 auf. Dieser Lastmomentenverlauf ist in den Drehmoment-Drehzahl-Kennlinienfeldern mit der Ständerspannung als Parameter jeweils dargestellt. 5.3 Antriebe mit Pulssteller Die Drehzahl der Asynchronmaschine mit Schleifringläufer lässt sich durch einen zusätzlichen Widerstand im Läuferkreis R2V steuern. Es gilt: R2 s = (5.17) * s R 2 + R 2V Da die Schaltkontakte des herkömmlichen Läuferanlassers einem hohen Verschleiß ausgesetzt sind, verwendet man heute vorwiegend zum Anlassen von Dreiphasen-Asynchronmaschinen mit Schleifringen die kontaktlose Pulssteuerung. Über einen ungesteuerten Gleichrichter in 6-Puls-Brückenschaltung mit Glättungsdrossel L wird der Widerstand R2P im Läuferkreis wirksam. Dieser Widerstand wird periodisch mit dem elektronischen Schalter kurzgeschlossen. Um Pendelmomente zu vermeiden, muss die Schaltfrequenz möglichst hoch gewählt werden (1...10 kHz). Die Induktivität der Glättungsdrossel ist umgekehrt proportional zur Schaltfrequenz. Der im Läuferkreis wirksame zusätzliche Widerstand R2V kann abhängig vom Einschaltverhältnis TE/T kontinuierlich verändert werden. Der Widerstand R2P 2 T R T 1 Id R 2V = (5.18) R 2P 1 - E = 2P 1 - E 3 I2 T 2 T muss bei der B6-Schaltung doppelt so groß wie der maximale Anlasswiderstand R2V sein. Die Beanspruchung der Ventile kann durch die Leistungsbilanz des Läuferkreises und des Gleichstromkreises ermittelt werden. Mi 2 f1 (5.19) s = U di I d p Bei gegebenem Drehmoment M = Mi - MR errechnet sich der Gleichstrom Id mit der Läuferstillstandsspannung Uq20 (Stranggröße): 2 f1 (5.20) Id = Mi 3 6 p U q 20 G. Schenke, 2.2015 Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 63 L Id I2 M 3~ R2P Für einen drehzahlgeregelten Hochlauf kann der Drehzahl-Istwert einer Tachomaschine oder der schlupfproportionalen gleichgerichteten Läuferspannung entnommen werden. Auf Grund des Schalterprinzips des Läuferstellgliedes kann der Stromregler durch einen einfachen Zweipunktregler realisiert werden. Drehstrom-Schleifringläufermaschine mit Pulssteller 5.4 Antriebe mit Umrichtern Für Asynchronmaschinenantriebe können sowohl direkte als auch indirekte Umrichter, d.h. Zwischenkreisumrichter, eingesetzt werden. Nach folgenden Gesichtspunkten werden Umrichter ausgewählt: • Einzel oder Gruppenantrieb • Stellbereich • Netzrückspeisung • Netzrückwirkungen • Dynamik des Antriebs Bedingt durch geeignete abschaltbare Ventile werden heute vorzugsweise Asynchronmaschinenantriebe mit Spannungszwischenkreisumrichter und Pulswechselrichter eingesetzt; diese werden im folgenden Frequenzumrichter (P-Umrichter) genannt. Beim Frequenzumrichter besteht der netzseitige Stromrichter aus einer ungesteuerten Schaltung. Damit entsteht für das Netz keine Steuerblindleistung, eine Netzrückspeisung ist jedoch ohne Zusatzaufwand nicht möglich. Im Gleichspannungszwischenkreis werden zur Glättung der nahezu konstanten Spannung Ud Glättungsdrosseln und Kondensatoren eingesetzt. Der maschinenseitige Pulswechselrichter schaltet die Zwischenkreisspannung nach einem vorgegebenem Pulsmuster auf die Maschine, so dass sich eine nahezu konstante Ständerflussverkettung einstellt. Bei den Pulsmustern ist das Sinus-PWM-Verfahren (Pulsweiten-Modulation) am weitesten verbreitet. Ein weiteres Steuerverfahren ist die VVC-Vektorsteuerung (Voltage Vector Control), das von der Raumzeigerdarstellung ausgeht und in der Mitte der Halbschwingung einen Spannungsblock einfügt. Die Außenleiterspannung ist auch hier nahezu sinusförmig und bei Frequenzen über ca. 42 Hz höher als beim Sinus-PWM-Verfahren. hohe Frequenz kleine Frequenz Sinus-PWM-Modulation bei verschiedenen Frequenzen G. Schenke, 2.2015 Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 64 1,0 0,866 u-v v-w v u 0,5 w-u 180° 0 60° w 300° 240° PWM-Verfahren mit sinusförmigen Phasenspannungen 360° 120° -0,5 -1,0 u-v 1,0 v-w u 0,5 w-u v 180° 0 60° w 240° 300° 120° -0,5 VVC-Verfahren mit höherer Ausgangsspannung 360° und geringeren Schaltverlusten bei gleicher Pulsfrequenz -1,0 Verkettete Spannungen durch vektorielle Addition der einzelnen Phasenspannungen Ein anderes Pulsverfahren mit voller Spannung im Bemessungspunkt bei 50 Hz und guten Rundlaufeigenschaften der Maschine ist die Raumzeigermodulation (RZM), die auch als Spannungszeigermodulation (SZM) oder Vektormodulation (VM) bezeichnet wird. Prinzipiell wird auch hier eine Pulsmodulation benutzt, um das gewünschte Kreisdrehfeld zu erzeugen. UY UY ¯2 U ¯3 U W ¯ 2 (110) U Grenze des Spannungsbereichs ¯ 2·t2/TP U U ¯7 U ¯4 U ¯1 U ¯8 U V S1 S2 S3 (111) ¯7 U + _ Sektor 1 ¯ ist U UX UX ¯ 1(100) U ¯ 1·t1/TP ¯8 U U ¯5 U ¯6 U (000) Vorgabe der Bahnkurve ¯usoll Schaltung Spannungsraumzeiger Raumzeiger im Sektor 1 Raumzeigermodulation mit 8 Elementarspannungsraumzeigern Die 6 Ventile des Wechselrichters können 8 Schaltzustände annehmen; gleiches gilt für die Ausgangsspannungen, denen sich 8 Elementarspannungsraumzeiger zuordnen lassen. Sie spannen in Verbindung mit 120° versetzten Spulen ein regelmäßiges 6-Eck ( 1 ... 6) mit 6 Sektoren in der komplexen Ebene auf. Der 7. und 8. Zeiger (Nullzeiger) werden dann gebildet, wenn die Ausgangsklemmen entweder am Pluspol oder am Minuspol der Zwischenkreisspannung Ud liegen, da die Maschinenklemmen dann kurzgeschlossen sind. Ein kreisrundes Drehfeld erfordert einen mit konstanter Winkelgeschwindigkeit umlaufenden Spannungsraumzeiger . Bei der Raumzeigermodulation wird der gewünschte Soll-Spannungszeiger soll durch Pulsen der Wechselrichterventile durch den Ist-Zeiger ist möglichst gut angenähert. Das soll am Beispiel eines Raumzeigers im 1. Sektors mit den beiden Zeigern 1 (Schalterstellung 100, S1 nach +, S2 nach – und S3 nach –) und 2 (Schalterstellung 110) sowie den Nullzeigern 7 (Schalterstellung 111) und 8 (Schalterstellung 000) näher erläutert werden. G. Schenke, 2.2015 Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 65 Der Sollzeiger soll befindet sich auf der gewünschten Bahn im Sektor I zwischen den Zeigern Ul und U2. Über geeignetes Pulsen der Zeiger l, 2, 7 und 8 kann jeder Punkt im Sektor 1 - also auch der Sollzeiger - eingestellt werden. Durch unterschiedliche Einschaltzeiten der einzelnen Zeiger (t 0, t1, t2) in einer Pulsperiode T P, kann der so gebildete Ist-Spannungsraumzeiger dem Soll-Raumzeiger nachgeführt werden. Der so erzeugte Ist-Spannungszeiger läuft quasikontinuierlich um und folgt so dem Sollzeiger. Über eine optimale Schaltfolge in einer Pulsperiode wird erreicht, dass jeder Schaltzustand nur einmal eingeschaltet ist. So werden die Schaltverluste der Ventile minimiert. Guter Rundlauf ergibt sich, wenn die mittlere Winkelgeschwindigkeit des so erzeugten resultierenden Flusszeigers konstant ist. Durch die Raumzeigermodulation lassen sich bei hoher Pulsfrequenz sinusförmige Ströme mit sehr geringen Oberschwingungen und runde Drehfelder erzielen. Die Verluste sind gering und Geräusche minimiert. Das Verfahren eignet sich besonders gut für digitale Steuerungen, da die Schaltsequenz in Sektor 1 auf die anderen 5 Sektoren - nur mit anderer Indizierung der Schaltbefehle - übertragen werden kann. Auch wegen der höheren nutzbaren Spannung bei voller Aussteuerung -im Gegensatz zur einfachen sinusbewerteten Pulsweitenmodulation - arbeiten viele digitale Umrichter heute nach diesem Verfahren. Es führt auch zu einem guten Rundlauf der Maschine. Bei modernen Umrichtern wird eine hohe Rechnerleistung für die Regelung benötigt. Dann muss u. U. die Pulsfrequenz herabgesetzt werden, um den Rechner von der Berechnung der Pulsmuster zu entlasten. Durch die Raumzeigermodulation lassen sich in die Ständerwicklung der Drehfeldmaschine Ströme einprägen, wie sie u. a. bei den feldorientierten Regelverfahren benötigt werden. Möglichst sinusförmige Wicklungsströme lassen sich auch direkt über das Pulsen der Ströme nach der Hysterese-Strom-Modulation (HSM) erzeugen. Dabei werden die Maschinenströme von der Steuerung direkt gemessen und einem vorgegebenen Soll-Sinusstrom mit möglichst geringer Abweichung ( i)in einem Toleranzband nachgeführt. Der Ist-Wicklungsstrom folgt dem Vorgabestrom um so besser, je kleiner die Abweichungen i des Hysterese-Strom-Schwellwertschalters sind. Die Wicklung liegt entweder an +Ud, und der Strom steigt an, oder sie liegt an –Ud, und der Strom fällt ab. Der Hysterese-Stromregler bestimmt die Pulsung der Spannungen. Die Pulsfrequenz ist prinzipiell variabel, da sie vom Hystereseband ( i) und von der Art der Last (R, L) bestimmt wird. Dies führt zu reduzierten Maschinengeräuschen, da sich keine Resonanzen ausbilden können. Die sehr sinusähnlichen Wicklungsströme führen zu einem guten Kreisdrehfeld. Für alle Pulsverfahren gilt: Je höher die Pulsfrequenz gewählt wird, um so besser gleicht sich der Maschinenstrom der Grundschwingung an und die Oberschwingungsverluste in der Maschine gehen zurück. Gegenläufig dazu steigen bei höheren Pulsfrequenzen die Verluste im Pulswechselrichter an. Deswegen ist es günstig, nach Frequenz und Stellbereich optimierte Pulsmuster für den Pulswechselrichter zu verwenden. Dafür eignen sich mikrorechnergesteuerte Ansteuereinheiten. Im Festwertspeicher des Mikrorechners werden solche Zündmuster eingeschrieben, die je nach Arbeitsbereich mit Veränderung der Pulszahl optimale Bedingungen zur Verringerung zusätzlicher Verluste und Pendelmomente schaffen. Feldorientierte Regelung Die feldorientierte Regelung bietet für die Einhaltung einer konstanten Ständerflussverkettung im dynamischen Betrieb die günstigsten Bedingungen. Das Grundprinzip der feldorientierten Regelung beruht darauf, dass die Flussverkettung durch eine Flussregelung konstant gehalten wird. G. Schenke, 2.2015 Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 66 Die für eine Flussregelung erforderliche Flussmessung kann direkt durch Feldsensoren im Luftspalt der Asynchronmaschine. Weitverbreitet ist die indirekte Methode über die Ständerströme und Ständerspannungen mit Hilfe eines Flussmodells. Sowohl die Ständerspannungen als auch die Ständerströme lassen sich aus der Zwischenkreisspannung und dem Zwischenkreisstrom berechnen. Das Verhalten eines Antriebes aus Asynchronmaschine mit P-Umrichter und feldorientierter Regelung entspricht dann dem Antrieb einer Gleichstrommaschine im Ankerspannungs- und Feldstellbereich. Das Regelverfahren erfordert jedoch eine aufwendige Informationsverarbeitung besonders für die Koordinatentransformationen der Spannungen und Ströme, die nur mit modernen Mikrorechnerbaugruppen ökonomisch realisierbar ist. Das Prinzip der feldorientierten Regelung lässt sich bei der Asynchronmaschine aus der Verknüpfung der Flussverkettungen ¯ 1,2 mit den Strömen 1,2 zum Drehmoment erläutern (Gl. 5.10). Zweckmäßig hierfür ist die Raumzeigerdarstellung von der Flussverkettung ¯ 2 mit dem Strom 1 im Koordinatensystem mit synchroner Winkelgeschwindigkeit (Feldkoordinatensystem k = 1). Das Drehmoment ergibt sich zu: 3 3 p k 2 2 i1m p k 2 Im { 2 i1* } = (5.21) 2 2 Die Stromkomponente 1m erzeugt mit der Flussverkettung k2·¯ 2 das Drehmoment. Die Stromkomponente beeinflusst die Flussverkettung. Mit diesen beiden Stromkomponenten kann voneinander unabhängig sowohl auf das Drehmoment als auch auf die Flussverkettung eingewirkt werden. Die verschiedenen feldorientierten Regelschaltungen unterscheiden sich darin, welche Raumzeiger für die Regelung ausgewählt und mit welchen Methoden sie erfasst bzw. aufbereitet werden. m = - i1 1 i1m i1 k 2· i1 2 ,ß Ständerkoordinatensystem ,m Feldkoordinatensystem = · t F 1 Winkel zwischen Ständer- und Feldkoordinatensystem i1 i1 = i1 e-j ( F i1 = j i1 e-j ( F + ) F+ cos( ) s in( F F + ) i1 = i1 e-j cos + ) i1m = j i1 e-j s in Raumzeiger des Ständerstroms der Asynchronmaschine Umrichter mit feldorientierter Regelung Das Blockschaltbild der umrichtergespeisten Asynchronmaschine enthält zwei Regelkreise für die Stromkomponenten 1m und . Die Istwerte dieser Stromkomponenten im Feldkoordinatensystem werden über zwei Koordinatenwandler KW1 und KW2 aus den Ständerströmen der Asynchronmaschine gewonnen. Die Stromregler Rim und R mit PI- Verhalten ermitteln die Steuerspannungen. Die Steuerspannungen, die am Ausgang der Stromregler im Feldkoordinatensystem vorliegen, berechnen in den Koordinatenwandlern KW3 und KW4 die Steuerspannungen uSt11, uSt12 und uSt13 des Pulswechselrichters für die drei Ständerstränge. G. Schenke, 2.2015 Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 67 GR R s Rim ¯i1ms R F 2max ¯2 ¯i1 ¯i1m ¯i1 PWR F ¯i1 F ¯i1 sin cos F F uSt 2 uSt KW2 ej KW4 uSt e-j Ri s KW3 FM 3 KW1 i11 i12 i13 2 3 u11 u12 u13 T M 3~ R Drehzahlregler; R Flussregler; Rim, R Stromregler; KW1 - KW4 Koordinatenwandler; F Flusssollwertgeber; FM Flussmodell; GR Gleichrichter; PWR Pulswechselrichter Blockschaltbild der umrichtergespeisten Asynchronmaschine mit feldorientierter Regelung Die Läuferflussverkettung ¯ 2 wird indirekt über das Flussmodell FM aus den drei Ständerspannungen mit den Ständerströmen ermittelt. Der Betrag der Läuferflussverkettung ¯ 2 wird als Istwert dem Feldregler R zugeführt. Der mit der Ständerfrequenz 1 umlaufende Raumzeiger ¯ 2 steuert entsprechend seiner aktuellen Lage über die Winkelkoordinaten cos F und sin F die Koordinatenwandler KW2 und KW3. Der Koordinatenwandler KW3 enthält außerdem eine Rechenschaltung zur Entkopplung der beiden Stromregelkreise. Dazu werden zusätzlich die Istwerte der Flussverkettung ¯ 2 und der Maschinendrehzahl benötigt. Der Drehzahlregelkreis mit dem Regler R bestimmt analog zum geregelten Gleichstromantrieb den Sollwert 1ms der drehmomentsteuernden Stromkomponente. Der Sollwert ¯ 2s für die Läuferflussverkettung wird durch den Funktionsgeber F abhängig vom Drehzahl-Istwert gebildet. Er ermöglicht wie beim Gleichstromantrieb eine Feldschwächung im oberen Drehzahlbereich. Wegen des relativ großen Umfangs der Informationsverarbeitung bei der feldorientierten Regelung sowie wegen der hohen Echtzeitanforderungen enthalten Frequenzumrichter leistungsfähige Mikrorechner mit 16-bit-Verarbeitung für die Regeleinrichtungen. Heutige Frequenzumrichter sind volldigitalisierte ( P-gesteuerte) Umrichter mit nahezu konstanter Zwischenkreisspannung. Die Bildung der Ausgangsspannung erfolgt meistens noch nach dem Prinzip der sinusbewerteten Pulsbreitenmodulation. Die Weiterentwicklung der Umrichtertechnik findet heute verstärkt im Steuerteil bei der Umrichtersoftware für den Betrieb, bei den Kommunikationsschnittstellen und dem Datentransfer (Bussysteme für die Antriebsvernetzung) statt. Die Software moderner Frequenzumrichter stellt eine 3-Schichten-Struktur dar. G. Schenke, 2.2015 Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 68 Schicht 1: Betriebssystem / Parameter und Kommunikation Jeder Frequenzumrichter benötigt zum Betrieb eine Grundsoftware für die Steuerung, Regelung, Überwachung (Schutzkonzept) und Kommunikation. Diese Grundsoftware stellt praktisch das Betriebssystem des Umrichters dar. Neben den Kommunikations- und Motordaten können weitere Parameter für den Betrieb des Antriebs eingegeben werden. Einstellbare Parameter sind: • Minimalfrequenz, Maximalfrequenz, • Eckfrequenz für den Feldschwächbereich, • Beschleunigungs-, Bremszeit, • Maximalstrom, Dauerstrom, • "Boost" zur Erhöhung des Anlaufdrehmomentes, • Schlupfkompensation, • Wirkung der Gleichstrombremse, • ggf. Schnittstellenadressierung, Benutzercode. Für den Betrieb des Antriebes können verschiedene Funktionen vorgegeben werden: • Automatische Wiedereinschaltung, • Frequenz- oder Momentenvorgabe, • Fangen einer frei drehenden Maschine (während des Suchlaufes beträgt der Maschinenfluss rd. 5 % vom Nennfluss), • mehrere parametrierbare Frequenzsollwerte mit parametrierbaren Brems- und Beschleunigungsrampen zwischen diesen Frequenzsollwerten, • parametrierbare Jog-Frequenzen, • mehrere ausblendbare Resonanzfrequenzbereiche, • lastabhängige U/f-Kennlinie (Lüfter-Charakteristik), • Betrieb mit Drehzahlrückführung bei verschiedenen Drehzahlsollwertvorgaben, • "dynamischer Boost" (IR-Kompensation lastabhängig) oder "statischer Boost" (IRKompensation lastunabhängig), • Verhalten beim Stillsetzen (Austrudeln, Gleichstrombremsung, Bremsrampe abfahren), • Auswahl des Frequenzbereiches, • Auswahl der Taktfrequenz und Modulationsverfahren (Sinus-PWM, VVC, RZM). Das Schutzkonzept soll den Umrichter vor Zerstörung schützen. Bei einer Störung • wird das Gerät intern gesperrt (Impulssperre Wechselrichterbrücke), • erfolgt über das Summenstörrelais eine Fehlermeldung, • zeigt das Display der digitalen Bedieneinheit die Abschaltursache an, • wird die Abschaltursache netzausfallsicher gespeichert. Eine Störabschaltung mit Stillsetzvorgang des Antriebes an einer eingestellten Bremsrampe erfolgt bei: • Ausfall einer oder mehrerer Netzphasen, • Unterspannung im Gleichspannungszwischenkreis. Eine sofortige Störabschaltung (Antrieb trudelt aus) erfolgt bei: • Überspannung im Zwischenkreis, • Kurzschluss oder Erdschluss am Ausgang, • Überlast des Antriebes, • Umgebungstemperatur zu hoch, • Überhitzung des Kühlkörpers, • Überhitzung der Maschine (nur mit Kaltleiter), • Fehler einer externen Störkette, • Drahtbruch oder Fehler bei der Sollwertvorgabe, • Fehler des geräteinternen Netzteils, • Hardwarefehler im P-Umrichter. G. Schenke, 2.2015 Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 69 IGBT - Spitzenstrombereich In / InNenn in % Überstromgrenze "OI" 215 Stoßlaststrombereich 185 ABSCHALTBEREICH Maximalstromgrenze 150 Überlaststrom Dauerstrom 105 0 3·10-6 3·10-5 3·10-3 10 60 tab in s Überstromschutz eines IGBT-Frequenzumrichters Schicht 2: Technologiefunktionen Dieser Softwareteil enthält besondere, bereits vorbereitete Antriebs- und Anlagenlösungen, die der Anwender modular nutzen kann. Diese sind bei hochwertigen Frequenzumrichtern verfügbar (manchmal optional): • Gleichlaufregelungen oder elektronisches Getriebe, • „Elektrische Welle“ als Ersatz für die mechanische Königswelle, • Positionierung, Kurvenscheibe und Registerregelung. Diese modularen Bausteine stehen zur Nutzung allgemein bereit und müssen nur noch softwaremäßig angewählt und parametrisiert werden. Teilweise sind auch nur Steckplätze vorgesehen, um Hardwarekomponenten für die Sonderfunktionalitäten nachrüsten zu können. Tänzer Aufwickler vLinie R-Lauf + M L-Lauf Durchmessersensor M Durchmesser Tänzerlage FU Liniengeschwindigkeit FU Anwendung einer Technologiefunktion beim Wickelantrieb mit Tänzerlageregelung G. Schenke, 2.2015 Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 70 Schicht 3: Funktionsblock Diese Schicht - nur bei hochwertigen Frequenzumrichtern und Servo-Frequenzumrichtern vorhanden - ist dem aufgabenspezifischem Bereich des Anwenders vorbehalten. Der Softwarebereich ist vom Hersteller strukturiert und vorbereitet, aber von ihm nicht belegt. Er enthält bereits aufrufbare Bausteine für logische Verknüpfungen, Rechenoperationen und komplexe Funktionen (Funktionsbibliothek) oder eine komplette SPS-Funktionalität. Seine freiprogrammierbare Anwendersoftware (quasi eine integrierte Kleinsteuerung) stellt anwender- und anwendungsspezifische Programme zur prozessnahen intelligenten Lösung der Antriebsaufgabe bereit. Die Funktionalitäten sind in einer der 5 Programmiersprachen nach IEC/EN 61 131-3 programmierbar. Alle Steuerungsaufgaben werden so in steigendem Umfang dezentralisiert und in den immer intelligenter werdenden Umrichter verlegt. Diese Funktionssoftware kann über Schnittstellen (im Rahmen der Antriebsvernetzung) beliebig erweitert werden. Sie wird einmalig oder für jede Aufgabenvariante der Anlage, z.B. über die Vernetzungsschnittstelle, neu geladen. Bibliothek mit Bausteinen der Automatisierungstechnik: • Boolesche Operationen wie UND, ODER, NICHT, • algebraische Rechenoperationen, • Komparatoren, Flipflops, Zähler, • PID-Regler usw. Die 5 Programmiersprachen nach IEC/EN 61131-3: • Ablaufsprache (AS), • Anweisungsliste (AWL), • FunktionsbausteinSprache (FBS), • Kontaktplan (KOP), • Strukturierter Text (ST). Quasistationäres Betriebsverhalten der Asynchronmaschine am Frequenzumrichter Im Folgenden werden Frequenzumrichter mit ungesteuerten netzseitigen Brückenschaltungen (B2, B6) betrachtet (motorischer Betrieb der Asynchronmaschine). Da der Zwischenkreisstrom nicht konstant ist, kann Gl. 3.6 zur Berechnung der Zwischenkreisspannung Ud nicht verwendet werden. Spannungsfälle an der Zwischenkreisinduktivität Ld und den Stromrichtern werden näherungsweise mit der relativen Gleichspannungsänderung d berücksichtigt. Für die Nennwerte erhält man die Zwischenkreisspannung: U dN = 2 U N (1 - d N ) (5.22) UdN = Gleichspannung des Zwischenkreises bei Nennspannung (UL = UN) und Nennleistung (P = PN) dN = relative Gleichspannungsänderung bei Nennleistung ohne Kommutierungsinduktivitäten Lk UN = Nennspannung der Asynchronmaschine Bei beliebiger Netzspannung UL und beliebigem Netzstrom I1 gilt näherungsweise für die Zwischenkreisspannung: Ud = 2 UL - UN dN I1 -2 I1 N L k I1 (5.23) Ud = Gleichspannung des Zwischenkreises UL = Netzspannung I1 = Netzstrom I1N = Netzstrom bei Nennleistung der ASYM Die Gleichungen (5.22 u. 5.23) dürfen nicht für den generatorischen Betrieb der Asynchronmaschine verwendet werden. G. Schenke, 2.2015 Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 71 Die bei Umrichterbetrieb auftretenden Zusatzverluste in der Maschine führen zu einer Reduzierung des Wirkstromes, um die Asynchronmaschine vor thermischer Überlastung im Dauerbetrieb zu schützen. Für den Wirkstrom IW gilt: Mi N 0,9 I WN mit I WN = I N cos M iN IWN = Nennwirkstrom bei Netzbetrieb Mi = inneres Drehmoment MiN = inneres Nenndrehmoment = Maschinennennfluss bei Netzbetrieb N Häufig kann das Reibdrehmoment MR vernachlässigt werden. Es gilt dann: Mi = M und MiN = MN. I W = I WN (5.24) N Näherungen für f2 20 Hz Bei Maschinenfrequenzen f2 0,4 · fN kann der Ständerwirkwiderstand R1 vernachlässigt werden. Für den Maschinenfluss gilt dann näherungsweise: U 21 f N (5.25) = N U N f2 U21 = Effektivwert der Grundschwingung der Maschinenspannung fN = Netzfrequenz (Nennwert) Für den Maschinenschlupf s gilt: Mi U N s = sN (5.26) M iN U 21 sN = Nennschlupf der Asynchronmaschine bei Netzbetrieb im Nennbetriebspunkt Im Stellbereich mit konstantem Fluss = N gilt unter Vernachlässigung der Durchlassspannung der Stromrichterventile für den Effektivwert der Grundschwingung der Maschinenspannung U21: f2 (5.27) fN Für den Effektivwert der Maschinenspannung U2 gilt bei Sinus-PWM- und VVC- Modulation: U 21 = U N U 21 2 8 (5.28) = U d U 21 Ud Im Feldschwächbereich - die Maschinenspannung ist konstant - gilt unter Vernachlässigung der Durchlassspannung der Stromrichterventile für den Effektivwert der Grundschwingung der Maschinenspannung U21 bei sinusbewerteter Pulsbreitenmodulation: U2 = Ud 2 Strangspannungen mit dem VVC-Verfahren: U 21 = Strangspannungen mit dem sinusbewerteten PWM-Verfahren: U 21 = Ud (5.29) 2 Ud 3 (5.30) 2 2 Der Effektivwert der Maschinenspannung U2 wird nach Gl. (5.28) berechnet. Für U2 gilt: U2 = Ud 2 (nach Gl. 5.29) G. Schenke, 2.2015 oder U2 = Ud 3 (5.31) (nach Gl. 5.30) Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 72 Näherungen für 2,5 Hz f2 20 Hz: Bei Maschinenfrequenzen 0,05 · fN f2 0,4 · fN kann der Ständerwirkwiderstand R1 nicht mehr vernachlässigt werden - mit dieser Näherung darf selbstverständlich auch bei Maschinenfrequenzen über 20 Hz gerechnet werden -. Im unteren Frequenzbereich muss der Längsspannungsfall an R1 berücksichtigt werden. Für den Maschinenfluss gilt dann näherungsweise: f N U 21 - 3 I W R1 f 2 U N - 3 I WN R1 R1 = Ständerwirkwiderstand in Sternersatzschaltung Für konstanten Fluss = N gilt: = (5.32) N Mi (5.33) und I WN = I N cos N M iN Unter Vernachlässigung der Durchlassspannung der Stromrichterventile gilt für den Effektivwert der Grundschwingung der Maschinenspannung U21: I W = I N cos U 21 = U N N f2 + 3 I N cos fN N R1 Mi f2 M iN f N (5.34) Der Effektivwert der Maschinenspannung U2 kann dann nach Gl. (5.28) näherungsweise berechnet werden. Die Gleichung (5.34) mit Berücksichtigung des Längsspannungsfalls am Widerstand R1 ist grundsätzlich genauer als Gl. (5.27). Bei Frequenzen f2 < 2,5 Hz sind die zuvor genannten Näherungen zu ungenau. Es muss hier mit der genauen Ersatzschaltung gerechnet werden. Gute Rundlaufeigenschaften der Asynchronmaschine lassen sich bei Frequenzen f2 < 2,5 Hz nur mit der Raumzeigermodulation (RZM) oder mit der Hysterese-Strom-Modulation (HSM) erzielen. 5.5 Doppelt gespeiste Asynchronmaschine Die doppelt gespeiste Asynchronmaschine bezeichnet ein System aus SchleifringläuferAsynchronmaschine mit läuferseitigem Frequenzumrichter zur Regelung der Drehzahl und der Blindleistung. Der Ständer der Asynchronmaschine ist direkt mit dem Drehspannungsnetz verbunden. Der Läuferkreis wird heute meist über einen Frequenzumrichter, der einen eingangsund ausgangsseitigen Pulswechselrichter besitzt, mit dem Drehspannungsnetz verbunden. Mit dem maschinenseitigen Pulswechselrichter werden aus dem Spannungszwischenkreis nach dem Sinus-PWM-Verfahren pulsartige Spannungen auf den Läuferkreis geschaltet, so dass sinusförmige Ströme variabler Frequenz und Amplitude in den Läuferkreis eingeprägt werden. L1 L2 L3 ASYM Ud Schaltung der doppelt gespeisten Asynchronmaschine mit selbstgeführtem Stromrichter G. Schenke, 2.2015 Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 73 Der netzseitige Pulswechselrichter ist ein selbstgeführter, aktiv geregelter Netzwechselrichter (siehe Kap. 3.3, S. 40). Zur du/dt-Begrenzung werden Sinus-Filter eingesetzt. Somit kann sowohl Energie aus dem Netz in den Läuferkreis eingespeist als auch aus dem Läuferkreis Energie ins Netz zurückgespeist werden. In der Vergangenheit wurde maschinenseitig auch eine ungesteuerte B6-Brückenschaltung mit Dioden zur Gleichrichtung und netzseitig eine vollgesteuerte B6-Brückenschaltung mit Thyristoren im Wechselrichterbetrieb eingesetzt. Diese Anordnung wird als untersynchrone Stromrichterkaskade (USK) bezeichnet. Eine USK kann jedoch nur unterhalb der synchronen Drehzahl motorisch betrieben werden. Eine USK ist nur für den Antrieb mechanischer Lasten mit einer Lastkennlinie M = f{n2} – Pumpen und Lüfter – geeignet. Aufgrund der additiven Überlagerung von Ständer- und Läuferfeld wird bei der Asynchronmaschine die Drehzahl n direkt durch die Frequenz der Läuferströme beeinflusst. f -f f n = 1 2 = = 1 1- s (5.35) p p Dabei bezeichnet f1 die Netz- bzw. Ständerfrequenz, f2 die Frequenz der Läuferströme und p die Polpaarzahl. Eine negative Frequenz kann als Umkehrung des Drehfeldes verstanden werden, dies tritt bei übersynchronen Drehzahlen auf. Die relative Differenz aus mechanischer und synchroner Winkelgeschwindigkeit, der Schlupf s, wirkt sich auch auf den Wirkleistungsfluss aus. Dieser wird durch das Gesetz über die Aufteilung der Luftspaltleistung PL = P (Drehfeldleistung) bei einer verlustlosen Übertragung beschrieben: P1 = P = Pmech P2 = Pmech s P1 (5.36) P Pmech ASYM P2 P1 s · P1 Bei einer verlustlosen Übertragung ist die Leistung im Läufer P2 proportional zum Schlupf s und der Ständerwirkleistung P1. Bei der synchronen Drehzahl n1 dreht sich also auch je nach Betriebsart der Wirkleistungsfluss im Läufer um. Hauptwirkleistungsfluss generatorisch untersynchron bei der doppelt gespeisten Asynchronmaschine Durch das Einprägen einer gewünschten Läuferstromfrequenz f2 kann die Drehzahl eingestellt werden. Benötigt man nur einen begrenzten Drehzahlstellbereich, kann der Stromrichter wesentlich kleiner dimensioniert werden, weil nur die s-fache Ständerwirkleistung über den Stromrichter geführt werden muss. Über die Vergrößerung der Amplitude des Läuferstroms können die Ständerblindströme verringert werden, da die Magnetisierungsblindleistung nicht mehr, wie beim Käfigläufer, ausschließlich vom Ständer her gedeckt werden muss. Die doppelt gespeiste Asynchronmaschine kann von daher sogar induktive Blindleistung abgeben, also als Kondensator wirken (zum Beispiel als dynamischer Phasenschieber im Pumpspeicherwerk Goldisthal). Bei einer Stromregelung im Läuferkreis, wie es meist der Fall ist, verhält sich die doppelt gespeiste Asynchronmaschine stationär genau wie eine drehzahlvariable Synchronmaschine. In der Praxis wird für die dynamische Wirk- und Blindleistungsregelung das Prinzip der Feldorientierung angewendet. Hauptanwendung der doppelt gespeisten Asynchronmaschine sind Windenergieanlagen. Sie werden bei höheren Leistungen getriebelos mit einer hochpoligen Synchronmaschine ( 1/3) oder mit Getriebe und einer doppelt gespeisten Asynchronmaschine ( 2/3) betrieben. G. Schenke, 2.2015 Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 74 Die Wirkleistungsbilanz der realen, doppelt gespeisten Asynchronmaschine im untersynchronen Motorbetrieb, wenn im Läufer elektrische Wirkleistung P 2el entnommen wird, lautet: P1 = PL PFe PCu1 und PL = Pmech PR PCu2 P2el mit s PL = PCu2 P2el (5.37) Die Wirkleistungsbilanz im übersynchronen Generatorbetrieb, wenn im Läufer elektrische Wirkleistung P2el entnommen wird, lautet: P1 = PL PFe PCu1 und PL = Pmech PR PCu2 P2el mit s PL = Betriebsverhalten der doppeltgespeisten Asynchronmaschine: P1 PCu2 (5.38) P2 el P1 PFe PFe Ständer Ständer PCu1 PCu1 PL PL P2el P2el Läufer Läufer PCu2 PCu2 PR PR Pmech Pmech untersynchroner Motorbetrieb übersynchroner Motorbetrieb (P2el > PCu2) P1 P1 PFe Ständer PCu1 PL PFe Ständer PCu1 PL P2el P2el Läufer Läufer PCu2 PCu2 PR PR Pmech Pmech untersynchroner Generatorbetrieb (P2el > PCu2) G. Schenke, 2.2015 übersynchroner Generatorbetrieb Elektrische Antriebe FB Technik, Abt. E+I 75