Oberseminar: Skolems Nonstandardmodelle der natürlichen Zahlen Vortrag am 6.5.2004 über den Artikel Über die Unmöglichkeit einer Charakterisierung der Zahlenreihe mittels eines endlichen Axiomensystems von Thoralf Skolem aus dem Jahr 1933 1 Überblick Eine grobe Gliederung des Artikels könnte so aussehen: Ordnung der Funktionen Seien f, g Funktionen ganzzahliger positiver Variablen“, die ganze positive Werte haben“. Also ” ” mit anderen Worten: f, g : → . Dann ist eine der Mengen 1. N < := {n ∈ : f (n) < g(n)} 2. N = := {n ∈ : f (n) = g(n)} 3. N > := {n ∈ : f (n) > g(n)} unendlich. Dies ist unter Voraussetzung des tertium non datur auch beweisbar. Satz 1.1 Sei hfr : r ∈ g: → i eine Folge von Funktionen wie oben beschrieben. Dann gibt es ein monoton wachsendes mit: Zu allen (i, j) ∈ 2 mit i < j existiert ein xij ∈ ij derart, dass für alle x ≥ xij die Beziehung ij fi (g(x)) R fj (g(x)) gilt mit R ∈ {<, =, >}. Axiome für eine Arithmetik erfüllt folgende Bedingungen: 1. h , ≤i ist lineare Ordnung. 2. Es gilt 1 ∈ 3. ∀n, m ∈ und ∀n ∈ (1 ≤ n). [1 ist kleinstes Element in (n < m → n + 1 ≤ m). .] [n + 1 ist Nachfolger von n.] 4. n + (m + 1) = (n + m) + 1. [Rekursive Definition der Add. über Nachfolger.] 5. n · (m + 1) = n · m + n. [Rekursive Definition der Mult. über Nachfolger.] 6. A(1) ∧ ∀m (A(m) → A(m + 1)) → ∀n A(n). 7. (n = m) → (A(n) ↔ A(m)). [Induktion für Aussagen A.] [Für Aussagen A.] Funktionen als Aussagen Gilt für die Aussagenfunktion A(x, y) folgende Aussage ∀x∃y A(x, y) und ist dieses y zu jedem x eindeutig, so kann man y = f (x) definieren und es gilt ∀x A(x, f (x)). Gilt zwar ∀x∃y A(x, y), ist dieses y aber nicht eindeutig, so gibt es ein kleinstes, das wiederum eindeutig ist und man definiert f (x) = y mit diesem kleinsten y. Analog kann man derart Funktionen in mehreren Variablen ausdrücken. Die Gesamtheit der derart definierten Funktionen ist abgeschlossen bezüglich Einsetzen von Funktionen statt Variablen. 1 Gesamtheit dieser Funktionen erfüllt 1) - 5) N ∗ sei diese Gesamtheit der über diese Aussagen definierten Funktionen. 1. N ∗ ist abzählbar und erfüllt das tnd, weshalb man N ∗ nach Satz 1.1 linear ordnen kann. 2. Wir betten wie folgt in N ∗ ein: ι : → N ∗ , n 7→ gn , wobei gn : → , x 7→ n. In Zukunft identifizieren wir n mit ι(n). Dann ist 1 ∈ N ∗ und es gilt: Ist f ∈ N ∗ und g wie in Satz 1.1, so ist f (g(x)) ≥ 1 für alle x ∈ 3. Ist f ∈ N ∗ , so definiere f + : , also f ≥ 1. → , x 7→ f (x) + 1. Dann ist auch f + in N ∗ und mit Satz 1.1 erfüllt f + die Nachfolgereigenschaft. 4. Mit diesem Nachfolger definiert man eine Addition auf N ∗ ganz analog zu der auf . Diese Addition ist auch mit der Einbettung verträglich. 5. Eine Multiplikation entsteht ebenso einfach. Wichtiger Satz liefert 6) und 7) Die Punkte 6) und 7) aus Abschnitt 1 gelten wegen folgendem Satz 1.2 Jede auf Grund der aufgestellten Axiome herstellbare Aussage, die in wahr ist, ist auch in N ∗ wahr. Denn ein Axiom selbst ist natürlich eine auf Grund der Axiome herstellbare, wahre Aussage. Obiger Satz liefert viel mehr Mit Satz 1.2 sind aber nicht nur alle Bedingungen aus 1 erfüllt, sondern es gilt folgendes Zitat: Ein endliches Axiomensystem kann nie die Zahlenreihe charakterisieren, d.h. von allen anderen Reihen unterscheiden, jedenfalls dann nicht wenn das tertium non datur auch darin vorkommt. Thoralf Skolem (1933) Unterschied der beiden Systeme Wir ordnen den Aussagen eine Höhe“ zu und betrachten die Menge aller f (x), wobei f die Funk” tionen durchläuft, die mittels Aussagen der Höhe“ ≤ x definiert sind. Dann ist in diese Menge ” ∗ für jedes x beschränkt, aber in N muss das nicht der Fall sein. 2 2 Hauptteil In diesem Artikel zeigt Skolem, dass die natürlichen Zahlen aus axiomatischer Sicht keine Sonderstellung als einzigartige Menge haben. Dies beweist er, indem er eine (per Einbettung) echte Obermenge der natürlichen Zahlen konstruiert, die alle Eigenschaft erfüllt, die auch 2.1 erfüllt. Satz 1 satz1.tex verschollen 2.2 Einfaches Axiomensystem der Arithmetik ax.tex verschollen 2.3 Funktionen als Aussagen Um eine dieser weitläufigeren Mengen“ zu konstruieren, in der all diese Aussagen gelten, betrachten ” wir uns eine ganz bestimmte Sorte von Funktionen, nämlich die, welche man mittels Aussagen definieren kann. 2.3.1 Verallgemeinerung der Induktion Dazu müssen wir aber zunächst die Induktion, also Punkt 6) aus Abschnitt 1, verallgemeinern. Wir wollen zeigen, dass auch U (1) ∧ ∀y (∀x ((x ≤ y) → U (x)) → U (y + 1)) → U (z) gilt. Dazu setzen wir V (y) := ∀x ((x ≤ y) → U (x)). Damit ist V (1) = U (1) und weiter V (y + 1) = ∀x ((x ≤ y + 1) → U (x)) (1) = ∀x (((x = y + 1) → U (x)) ∧ ((x ≤ y) → U (x))) (2) = U (y + 1) ∧ ∀x ((x ≤ y) → U (x)) (3) = U (y + 1) ∧ V (y). (4) Damit schließen wir weiter U (1) ∧ ∀y (∀x ((x ≤ y) → U (x)) → U (y + 1)) = U (1) ∧ ∀y (V (y) → U (y + 1)) (5) ⇔ U (1) ∧ ∀y (V (y) → V (y) ∧ U (y + 1)) (6) = U (1) ∧ ∀y (V (y) → V (y + 1)) (7) ⇒ V (z) nach 6)(8) = ∀x ((x ≤ z) → U (x)) (9) ⇒ U (z). (10) Dabei bedeutet ⇒ logische Implikation und ⇔ logische Äquivalenz. 3 2.3.2 Jede Menge“ besitzt kleinstes Element ” Mit Hilfe dieser erweiterten Induktion zeigen wir, dass jede Aussage, die überhaupt gültig ist, auch für eine kleinste Zahl gültig ist. Wir zeigen also folgende Formel U (z) → ∃x (U (x) ∧ ∀y (U (y) → (x ≤ y))). Nun also die Induktion: Induktionsanfang: Nach 2) gilt ∀y (1 ≤ y), also ∀y (U (y) → (1 ≤ y)), also auch U (1) → U (1) ∧ ∀y (U (y) → (1 ≤ y)) und damit U (1) → ∃x (U (x) ∧ ∀y (U (y) → (x ≤ y))). Induktionsschluss: Gelte die Formel für alle x ≤ z. Dann ist auch U (z + 1) → ∃u ((u ≤ z) ∧ U (u)) ∨ ∀u ((u > z) ∨ ¬U (u)) (11) und weiter nach Annahme U (u) ∧ (u ≤ z) → ∃x (U (x) ∧ ∀y (U (y) → (x ≤ y))). Daraus folgt ∃u (U (u) ∧ (u ≤ z)) → ∃x (U (x) ∧ ∀y (U (y) → (x ≤ y))). (12) Andererseits ist U (z + 1) ∧ ∀u ((u > z) ∨ ¬U (u)) → U (z + 1) ∧ ∀u (U (u) → (z + 1 ≤ u)) → ∃x (U (x) ∧ ∀u (U (u) → (x ≤ u))). (13) In Worten fassen wir zusammen: Gilt U (z + 1), so ist nach 1) ∃u (U (u) ∧ (u ≤ z)) und damit nach 2) ∃x (U (x) ∧ ∀y (U (y) → (x ≤ y))) oder es ist ∀u ((u > z) ∨ ¬U (u)) und damit nach 3) ∃x (U (x) ∧ ∀u (U (u) → (x ≤ u))). Insgesamt gilt also immer U (z + 1) → ∃x (U (x) ∧ ∀y (U (y) → (x ≤ y))). Nach Induktion gilt also jede Aussage, die überhaupt gültig ist, auch für eine kleinste Zahl. Daraus folgt sofort, dass jede Teilmenge der natürlichen Zahlen ein minimales Element besitzt. 2.3.3 Funktionen durch Aussagen darstellen Es gibt Aussagenfunktionen A, sodass ∀x∃y A(x, y) eine wahre Aussage ist. Ist in diesem Fall zu jedem x nur ein y vorhanden mit A(x, y), so kann man dies als Funktion auffassen: f (x) = y ist somit die Umschreibung von A(x, y) und statt ∀x∃y A(x, y) schreibt man ∀x A(x, f (x)). Existieren zu einem der x mehrere y mit A(x, y), so kann man unter diesen das kleinste auswählen und x eindeutig zuordnen. In diesem Fall ist f (x) = y gleichbedeutend mit A(x, y) ∧ ∀z (A(x, z) → (y ≤ z)) 4 und wieder gilt ∀x A(x, f (x)). Hat man die Aussagenfunktion A(x, y, z), so kann man A(x, y, z) ∧ ∀u∀v (A(x, u, v) → (y < u) ∨ (y = u) ∧ (z ≤ v)) bilden, wodurch y und z als Funktionen von x gegeben sind. Ist obige Aussage wahr, so ist y = f (x) und z = g(x) derart, dass y die kleinste Zahl ist mit A(x, y, z 0 ) für irgendein z 0 und z ist die kleinste Zahl, für die A(x, f (x), z) gilt. Ist die Aussage ∀x∃y∃z A(x, y, z) wahr, so existieren f und g für alle x und man hat ∀x A(x, f (x), g(x)). Gilt andererseits ∀x∀y∃z A(x, y, z), so kann man die Aussagenfunktion A(x, y, z) ∧ ∀u (A(x, y, u) → (z ≤ u)) bilden, womit z als eine Funktion f (x, y) gegeben wird. Ist die entsprechende Aussage wahr, so kann man ∀x∀y A(x, y, f (x, y)) schreiben. Ähnliches kann gemacht werden, wenn die Quantoren abwechselnd vorkommen. Betrachte die Aussage ∀x∃y∀z∃u A(x, y, z, u). Setze zunächst B(x, y) := ∀z∃u A(x, y, z, u) und bilde ∀x∃y B(x, y) ∧ ∀v (B(x, v) → (y ≤ v)), was wahr ist und y = f (x) als Funktion von x bestimmt. Also gilt ∀x B(x, f (x)), d.h. ∀x∀z∃u A(x.f (x), z, u). Dann gilt auch ∀x∀z∃u A(x, f (x), z, u) ∧ ∀w (A(x, f (x), z, w) → (u ≤ w)), wodurch u = g(x, z) bestimmt wird. Somit gilt insgesamt ∀x∀z A(x, f (x), z, g(x, z)) statt ∀x∃y∀z∃u A(x, y, z, u). Beginnt andererseits die Aussage mit einem ∃-Zeichen, so betrachte etwa ∃x∀y∃z A(x, y, z). Dann kann man sagen, dass man ∀y A(a, y, f (y)) für ein gewisses a und eine Funktion f hat. 2.3.4 Gesamtheit dieser Funktionen ist abgeschlossen bzgl. Einsetzen Die durch diese Methode entstehenden Funktionen bilden eine Gesamtheit, die abgeschlossen ist bezüglich Einsetzen von ebensolchen Funktionen anstelle von Variablen. Betrachte dazu etwa z = f (x, y) und y = g(u). Also sind etwa A(x, y, z) und B(u, y) Aussagenfunktionen, sodass ∀x∀y A(x, y, f (x, y)) und ∀u B(u, g(u)) wahr sind. 5 Bilde nun die Aussage C(x, u, z) := ∃y (A(x, y, z) ∧ B(u, y)), womit ∀x∀u∃z C(x, u, z) wahr und z eindeutig durch eine Funktion in x und u bestimmt ist. Diese Funktion ist gerade die Einsetzung z = f (x, g(u)). Ebenso kann man die Aussagenfunktion D(x, y, u) := ∃z (A(x, y, z) ∧ B(z, u)) bilden und erkennt, dass ∀x∀y∃u D(x, y, u) wahr und u eindeutig durch eine Funktion in x und y bestimmt ist. Diese Funktion ist u = g(f (x, y)). An diesen beispielhaften Ausführungen erkennt man aber, dass diese Reproduktion ganz allgemein gilt. 2.4 N ∗ als Gesamtheit dieser Funktionen Wir definieren nun N ∗ als die Gesamtheit dieser Funktionen. In diesem Abschnitt zeigen wir, dass damit N ∗ die ersten fünf Bedingungen an ein System für Arithmetik erfüllt und im nächsten Abschnitt erkennen wir, dass auch die Punkte 6) und 7) gelten. 2.4.1 Lineare Ordnung Sind f1 und f2 zwei beliebige Element von N ∗ , so gibt es Aussagefunktionen A1 und A2 , sodass z = f1 (y) mit A1 (y, z) und u = f2 (y) mit A2 (y, u) gleichbedeutend ist. Damit ist die Aussage ∀x∃y ((x < y) ∧ ∀z∀u (A1 (y, z) ∧ A2 (y, u) → (z < u))) entweder wahr oder falsch. Ersetzt man das zweite <“ durch =“ oder >“, so muss eine dieser ” ” ” drei Aussagen wahr sein, da hier das tertium non datur gilt. Damit folgt aber sofort, dass unendlich viele x vorhanden sein müssen mit f1 (x) R f2 (x) wobei R eine der Relationen <, =, > ist. Infolgedessen können die Elemente von N ∗ nach Satz 1.1 linear geordnet werden nach ihrem Wachstum im Unendlichen. Anmerkung 2.1: Hier kann für zwei verschiedene Funktionen f1 6= f2 durchaus f1 (g(x)) = f2 (g(x)) für alle x gelten, womit diese beiden Funktionen in N ∗ miteinander identifiziert werden. Eigentlich müsste man also richtiger N ∗ als die Menge der Äquivalenzklassen dieser oben definierten Funktionen bezüglich der Gleichheit im Unendlichen ansehen. Nun gehören auch sämtliche konstanten Funktionen zu N ∗ und indem man eine natürliche Zahl n mit der konstanten Funktion gn : → , x 7→ n identifiziert, bettet man 6 in N ∗ ein. 2.4.2 Alle Elemente sind größer als 1 Damit gehört auch insbesondere 1 zu N ∗ und für ein beliebiges f aus N ∗ gilt f (g(x)) ≥ 1, weshalb in N ∗ auch f ≥ 1 gilt. Damit ist 1 das kleinste Element von N ∗ . 2.4.3 Es gibt Nachfolger und Vorgänger Zu jedem f aus N ∗ kann man die Funktion f + : → , x 7→ f (x) + 1 definieren, die sicherlich zu N gehört. Gilt nun f1 (g(x)) < f2 (g(x)) für alle x, so ist f1+ (g(x)) = f1 (g(x)) + 1 ≤ f2 (g(x)) für ∗ alle x, womit nach 3) f + der Nachfolger von f ist. Dank der Einbettung von definition verträglich mit der auf , weshalb die natürlichen Zahlen ein Anfangstück von N ∗ bilden. Die Ordnung von N ∗ ist allerdings viel weitläufiger als die von Ordnungstypus als .) Betrachte dazu das Element fid : Konstante, da es zu jedem n ∈ ist diese Nachfolger- unendlich viele x ∈ → . (N ∗ ist von einem höheren , x 7→ x. Es ist größer als jede gibt mit fid (x) = x > n = gn (x). Weiter + ist fid > fid etc. und für f2id mit f2id (x) = 2x gilt f2id > fid + n für jede natürliche Zahl n. Andererseits gibt es zu jedem Element aus N ∗ , das größer ist als 1, eines, das unmittelbar kleiner ist: Sei y = δ(x) gegeben durch (y + 1 ≥ x) ∧ ∀z (z + 1 ≥ x → (y ≤ z)). In ist offenbar ∀x∃y (y + 1 ≥ x) wahr, also existiert δ(x) für alle x und somit ist δ Element von ∗ N . Sei nun f > 1 beliebiges Element von N ∗ . δf sei die durch Einsetzen entstandene Funktion mit δf (x) = δ(f (x)), die somit in N ∗ liegt. Da f > 1 gewählt war, gilt also f (g(x)) > 1 für alle x und mit δ(x) + 1 = x für x > 1 folgt δf (g(x)) + 1 = f (g(x)) für alle x, also ist δf der Vorgänger“ ” von f . 2.4.4 Funktion auf auch Funktion auf N ∗ Ist F (x1 , x2 , . . . ) eine Funktion in , so ist F (ϕ1 , ϕ2 , . . . ) eine Funktion in N ∗ , wenn die ϕi varia- ble Elemente aus N ∗ darstellen. Skolem schließt in [1]: [ . . . ] jede Funktion in N stellt in dieser ” Weise auch in N ∗ eine solche Funktion dar.“ Auf die Erweiterung dieser Funktionen geht er in [2] näher ein. 2.4.5 Addition und Multiplikation Ebenso knapp fertigt Skolem die Punkte 4) und 5) ab und schließt aus dem bisher gezeigten, dass N ∗ die Eigenschaften 1) - 5) besitzt, denn offenbar bleiben die Rekursjonsformeln der Addition ” und der Multiplikation noch gültig in N ∗ .“ Ich möchte allerdings noch etwas auf diese Rekursionen eingehen und die Definitionen für N ∗ formulieren. Addition: Sei f aus N ∗ . Dann sei f + 1 := f + der oben beschriebene Nachfolger. Ist g aus N ∗ mit g > 1, so existiert in N ∗ der Vorgänger δg mit g = (δg)+ . Damit sei f + g :=(f + δg)+ . 7 Multiplikation: Mit Hilfe der Addition definieren wir für f aus N ∗ weiter: f · g := f · δg + δg für g > 1 und f · 1 := f . 2.5 Satz 2 Wie erwähnt, garantiert uns ein wichtiger Satz, dass auch die Punkte 6) und 7) in N ∗ erfüllt sind. Um den Beweis zu vereinfachen, beschäftigen wir uns noch mit Aussagefunktionen. 2.5.1 Vorbereitungen Zunächst behalten Aussagefunktionen über eine Bedeutung über N ∗ . Eine beliebige Aussage- funktion hat nämlich die Gestalt Q1 x1 Q2 x2 · · · U (x1 , x2 , . . . , y1 , y2 , . . . ) wobei die Qi Quantoren ∀ oder ∃ sind und U durch Konjunktion, Disjunktion und Negation aus Beziehungen < oder = zwischen Polynomen mit ganzzahligen Koeffizienten gebildet ist. Setzt man nun statt der Variablen beliebige Funktionen einer Variablen x (also Elemente aus N ∗ ), so behalten diese Beziehungen ja ihre Bedeutung. Diese Darstellung kann man allerdings etwas vereinfachen. Sowohl in als auch in N ∗ hat man (x > y) ↔ ∃z (x = y + z) und (x = y) ∨ (z = u) ↔ (xz + yu = xu + yz). Damit kann man also Disjunktionen und <-Beziehungen ersetzen, wodurch in U nur noch Gleichungen und Konjunktionen vorkommen. 2.5.2 Formulierung und Beweis Satz 2.2 Jede auf Grund der aufgestellten Axiome herstellbare Aussage, die in Beweis. Die Gültigkeit einer Aussage in wahr ist, ist auch in N ∗ wahr. lässt sich durch Ersatz einiger Variablen durch gewisse Funktionen anderer Variablen und eventuelle Einsetzungen gewisser Zahlen für andere Variablen so ausdrücken, dass diese Konjunktion für beliebige Werte in für die restlichen Variablen gültig ist. Kommen ∀x∃y vor, so ist y Funktion von x. Kommt ∃y einzeln vor, so ersetze y durch eine spezielle Zahl. Es bleiben also eventuell ∀x übrig, weshalb die Aussage für beliebige Werte gelten muss. Wenn diese Konjunktion in gültig ist, müssen alle Gleichungen wahr sein. Es genügt also zu zeigen: Gegeben sei die Gleichung F (a1 , . . . , x1 , . . . , f1 (x1 , . . . ), f2 (x1 , . . . ), . . . ) = G(a1 , . . . , x1 , . . . , f (x1 , . . . ), f2 (x1 , . . . ), . . . ) wobei a1 , a2 , . . . spezielle Elemente von sind und f1 , f2 , . . . gewisse Funktionen, d.h. Elemente ∗ aus N . F und G seien Polynome. Ist diese Gleichung in 8 wahr für beliebige xi , so ist sie auch in N ∗ für beliebige ϕi statt der xi wahr. Ersetzt man nun aber die xi durch Elemente ϕi aus N ∗ , so werden F und G zu Funktionen einer für jedes x ∈ Variablen x, die in den selben Wert haben. Sie sind also auch dann gleich, wenn man für x das zu Beginn definierte g(x) einsetzt, womit sie also in N ∗ gleiche Funktionen bezeichnen. Mit anderen Worten: Für jede Wahl von ϕ1 , ϕ2 , . . . in N ∗ stellen sie das selbe Element in N ∗ dar. Damit ist die Gleichung also für alle ϕi gültig in N ∗ . 2.6 Folgerung aus Satz 2 Um die Kraft dieses Satzes zu erkennen, zitieren wir erneut aus dem Originalartikel: Ein endliches Axiomensystem kann nie die Zahlenreihe charakterisieren, d.h. von allen anderen Reihen unterscheiden, jedenfalls dann nicht wenn das tertium non datur auch darin vorkommt. Thoralf Skolem (1933) Dies ist leicht einzusehen. Setzt man das tertium non datur voraus, so ist jeder Versuch einer Charakterisierung der Zahlenreihe eine Sammlung von Aussagen, die in wahr sind. Diese Aussagen sind nach Satz 2.2 aber auch in N ∗ gültig, unterscheiden diese beiden Systeme also nicht. Und tatsächlich sind 2.7 und N ∗ verschieden, wie wir oben beim Ordnungstyp bereits erkannt haben. Beispiel einer Aussage, die in N ∗ , aber nicht in N gilt Um diesen Unterschied noch stärker zu verdeutlichen, betrachten wir eine Aussage, die in N ∗ , aber nicht in wahr ist. Dazu ordnen wir jeder auf Grund der Axiome konstruierbaren Aussage eine Höhe“ zu: Eine ” beliebige Aussage A hat ja folgende Form A = Q1 x1 Q2 x2 · · · Qn xn (( P1 (x1 , . . . , xn , y1 , . . . , ym ) = P2 (x1 , . . . , xn , y1 , . . . , ym )) ∧ (14) ( P3 (x1 , . . . , xn , y1 , . . . , ym ) = P4 (x1 , . . . , xn , y1 , . . . , ym )) ∧ . . . ) (15) Dabei sind die Pi Polynome mit nur positiven Koeffizienten, da sie aus Addition und Multiplikation entstanden sind, und die Qi Quantoren. Ist K die Summe aller Koeffizienten und gr der Grad des Polynoms Pr , so heiße (A) := K + n + m + max {y1 , . . . , ym } + max {g1 , g2 , . . .} die Höhe der Aussage A. Dabei ist A zunächst eine Aussagenfunktion und wird durch die Belegung der yi mit bestimmten Werten zu einer Aussage. Damit gibt es zu einer gegeben Höhe nur endlich viele Aussagen in Nun gilt in . : Es gibt eine grösste Zahl unter allen, die als Funktionswerte auftreten für Funktionen eines einzelnen Argumentes mit dem Werte x des Argumentes, die mittels Aussagen der Höhen 5 x definiert werden. 9 Mit anderen Worten: Ist M die Menge der Funktionen aus N ∗ in einer Variablen, so bezeichnen wir zu f ∈ M mit Af diejenige Aussage, über die f bestimmt ist. Dann besitzt die Menge {f (x) : f ∈ M ∧ (Af ) ≤ x} ein größtes Element in . Dies gilt allerdings nicht in N ∗ . Nehmen wir als Höhe t, wobei die Elemente von N ∗ als Funktionen der Variablen t aufgefasst werden. Dann sind unter den Aussagen der Höhe ≤ t alle, deren Höhe eine Zahl in ist, d.h. alle Aussagen dieser Art aus . Damit werden aber alle Elemente f von ∗ N als Funktionen berücksichtigt und es kann unter den f (t) kein größtes geben. Damit gilt also in N ∗ die Aussage, dass für gewisse Elemente diese Menge unbeschränkt ist, was in nicht wahr ist. Zudem kann man für N ∗ folgendes Axiom“ fordern: ” Es gibt eine Aussagenfunktion A(x) derart, dass ∃x A(x) ∧ ∀x∃y (A(x) → A(y) ∧ (x > y)) wahr ist. Literatur [1] Thoralf Skolem, Über die Unmöglichkeit einer Charakterisierung der Zahlenreihe mittels eines endlichen Axiomensystems, Norsk Matematisk Forening, Skrifter, 1933, S. 73 - 82 [2] Thoralf Skolem, Über die Nichtcharakterisierbarkeit der Zahlenreihe mittels endlich oder abzählbar unendlich vieler Aussagen mit ausschliesslich Zahlenvariablen, Fundamenta mathematicae 23, 1934, S. 150 - 161 [3] Thoralf Skolem Peano’s axioms and models of arithmetic, Selected works in Logic, Jens E. Fenstad Herausgeber, Universitetsforlaget, Oslo, S. 587 - 600 10