Grundpraktikum Versuchsreihe: Materialwissenschaft Elektrischer Widerstand B303 Stand: 29.07.2014 Ziel des Versuchs: Nachweis der Temperaturabhängigkeit des elektrischen Widerstandes und Verständnis der zugrundeliegenden Theorien − eines Metalls (spezifische Leitfähigkeit und Temperaturkoeffizienten) − eines undotierten Halbleiters (Bandlückenenergie) Inhalt 1 Einleitung 2 Theoretische Grundlagen 2.1 2.2 Metalle Halbleiter 3 Versuchsdurchführung 3.1 Geräte und Proben 3.2 Ablauf 3.2.1 Metallische Leitfähigkeit (Kupfer) 3.2.2 Halbleiter (Germanium) 4 Versuchsauswertung 4.1 4.2 Kupfer Germanium 5 Anhang 6 Literatur Stand 02.09.2014 B303: Elektrischer Widerstand 1 Einleitung Die elektrische Leitfähigkeit ist ein umfangreiches Forschungsgebiet, das die Erscheinungen und die Theorie der Leitung unter der Wirkung von Temperatur, Druck, stofflicher Zusammensetzung, Kristallstruktur und Magnetfeld sowie die Halbleiter, Supraleiter, Photoleiter, die Elektrolyse und die Elektrizitätsleitung in Gasen einschließt. Unter der spezifischen Leitfähigkeit oder kurz Leitfähigkeit σ eines Stoffes versteht man den reziproken −1 Wert des spezifischen elektrischen Widerstandes ρ: σ = ρ −1 . Ihre Einheit ist ( Ω ⋅ m) . Aus dem spezifischen Widerstand lässt sich der elektrische Widerstand R für homogene Leiter mit konstantem Leiterquerschnitt A und der Länge l berechnen: R=ρ l A (1) Für alle Leitungsarten gilt, das die Stromstärke I durch die Formel I = Ae∑ N i n i ν i (2) i gegeben ist; dabei bedeuten A die Leiterquerschnittsfläche, N i die Anzahl der i-ten zum Ladungstransport beitragenden Ladungsträger pro m3, die den mittleren Geschwindigkeitsbetrag νi und n i Elementarladungen e haben. Ist die in einem Volumen enthaltene Trägerzahl konstant und ist ν i proportional zur elektrischen Feldstärke, d.h., haben die Ladungsträger konstante Beweglichkeit, so gilt das Ohmsche Gesetz (U: Spannung, I: Strom): U = RI (3) Praktisch bedeutet die Gültigkeit des Ohmschen Gesetzes, dass der Wert des Widerstandes unabhängig von Prüfstrom und Prüfspannung ist. Zwischen Leitern und Isolatoren gibt es Übergänge über 27 Zehnerpotenzen des spezifischen Widerstandes, beispielsweise von Bernstein bis zu Silber. Die elektrische Leitfähigkeit wird beeinflusst durch − die Bandstruktur: Sie ist verantwortlich für die Anzahl der Landungsträger, die zur elektrischen Leitung beitragen. − Stoßprozesse der Elektronen an • Störstellen, Defekten, Verunreinigungen • Phononen: Diese kann man sich als quantisierte Gitterschwingungen in Analogie zu den Photonen vorstellen. − die Ausbildung von Cooper-Paaren unterhalb der Sprungtemperatur bei Supraleitern 1 B303: Elektrischer Widerstand 2 Theoretische Grundlagen 2.1 Metalle Im einfachsten Modell lässt sich das Verhalten der Metalle durch das Bild des freien Elektronengases erklären (siehe z.B. [1]). Als interessantes einführendes Experiment zur Leitfähigkeit von Metallen sei der Tolmann-Versuch geschildert: Bewegt man ein Metallstück so lange mit konstanter Geschwindigkeit, bis die Ladungsträger infolge der Reibung mit den Metallionen deren Geschwindigkeit angenommen haben und bremst es dann plötzlich ab, dann bewegen sich die Ladungsträger wegen ihrer Trägheit noch etwas weiter, bis sie durch die Reibung und ihr eigenes elektrisches Feld abgebremst werden. Diese vorübergehende Relativbewegung der Elektronen kann man mit einem ballistischen Galvanometer nachweisen. Daraus kann die spezifische Ladung e/m bestimmt werden. Ferner zeigt dieser Versuch, dass die Ladungsträger eine Masse besitzen. Die elektrische Leitfähigkeit wird nicht nur durch die Anzahl der verfügbaren Ladungsträger, sondern auch durch die Häufigkeit von Streuprozessen, die diese erfahren, bestimmt. Streuprozesse können sowohl an Gitterfehlern aller Art als auch an Phononen (siehe [1]) stattfinden. Bis auf Leerstellen, die nur einen kleinen Beitrag liefern, ist die Konzentration von Gitterfehlern nahezu temperaturunabhängig. Allerdings ist die Konzentration der Phononen temperaturabhängig. Folglich steigt der elektrische Widerstand in Metallen mit der Temperatur an. Zusätzlich erhöhen Verunreinigungen den Widerstand von Metallen. Eine Erhöhung des Widerstandes kann somit auch dann auftreten, wenn man ein Grundmetall mit einem anderen Metall legiert, das selbst einen geringeren spezifischen Widerstand hat. Auch durch Kaltverformung (Ziehen, Walzen, Hämmern) entsteht ein Zusatzwiderstand durch die eingebrachten Gitterfehler. Nach der Mathiessenschen Regel sind die Streuprozesse an allen Gitterfehlern unabhängig voneinander und die Relaxaktionszeiten nach einer Störung können einfach summiert werden: 1 τ gesamt =∑ i 1 τi (4) Damit ergibt sich der spezifische Widerstand im Modell freier Elektronen als ρ= m n ⋅ e ⋅ τ gesamt 2 (5) (m: Masse des Elektrons) Für die Praxis bedeutet dies, dass sich der spezifische Widerstand ρgesamt aus einem temperaturunabhängigen Teil ρGitterfehler und einem temperaturabhängigen Teil ρPhonon zusammensetzt: ρgesamt = ρGitterfehler + ρPhonon (T) (6) Für die Temperaturabhängigkeit des spezifischen Widerstandes aufgrund von Streuprozessen an Phononen gilt für tiefe Temperaturen, d.h. bei Temperaturen, die kleiner als die sogenannte DEBYE-Temperatur θ sind: ρ Phonon ∝ T 3 , T << θ Debye 2 (7) B303: Elektrischer Widerstand Bei hohen Temperaturen gilt entsprechend: ρ Phonon ∝ T , T > θ Debye (8) Zahlenbeispiele für θ : Au: 162 K, Al: 428 K, C: 2200 K Zur Beschreibung der linearen Temperaturabhängigkeit von ρ , d.h. für T > θ, wird der sogenannte Temperaturkoeffizient α definiert: ρ = ρ RT (1 + α (T − TRT )) ρ ρ0 T α := := := := RT := (9) spezifischer Widerstand spezifischer Widerstand bei T = 0 K Temperatur Temperaturkoeffizient des spezifischen elektrischen Widerstandes Raumtemperatur Bei Annäherung an den absoluten Nullpunkt kann der spezifische Widerstand, wie man bisher bei 21 Metallen festgestellt hat, bei einer bestimmten Temperatur fast unstetig auf einen unmessbar kleinen Bruchteil abfallen. Das Modell der freien Elektronen ist allerdings nicht in der Lage, das Entstehen einer Bandstruktur zu erklären. Innerhalb der Bandstruktur liegt die Fermi-Energie bei Metallen im nicht vollständig besetzten Valenzband. In diesem Fall gibt es für die Elektronen in der Nähe der Fermi-Energie unbesetzte Zustände, die alle zum Ladungstransport beitragen können, womit auch das freie Elektronengas als Näherung verständlich wird. Allerdings wird die genaue Bandstruktur wichtig, wenn man die Leitfähigkeit von Halbleitern genau verstehen will. 3 B303: Elektrischer Widerstand 2.2 Halbleiter Ein Halbleiter ist aufgrund seiner großen Bandlücke ( E g ≈ 1eV ) (siehe Abbildung 1 und Anhang) und der Lage der Fermi-Energie in der Bandlücke ein relativ schlechter Leiter. Sein spezifischer elektrischer Widerstand bewegt sich im Bereich ρ ≈ 10 −5 bis 10 7 Ωm und besitzt einen negativen Temperaturkoeffizienten. Abbildung 1: Modell der Bandstruktur eines Halbleiters: Valenzband (obere Bandkantenenergie E v ,), Leitungsband (untere Bandkantenergie E c ) und Bandlücke Eg Mit ρ ist auch die spezifische Leitfähigkeit σ eine Funktion der Temperatur, da mit Hilfe der thermischen Energie des Kristallgitters Valenzen aufgebrochen werden. Mit steigender Temperatur kann eine zunehmende Anzahl von Elektron-Loch-Paaren erzeugt werden, so dass die Konzentration der Elektronen n im Leitungsband und die der Löcher p im Valenzband zunehmen und sich die spezifische Leitfähigkeit vergrößert: 2 πm e k B T n = 2 h2 3/ 2 2 πm e k B T p = 2 h2 Ec − EF exp − k BT (10) Ev − EF exp k BT (11) 3/ 2 Dabei ist die Fermi-Energie die höchste Energie, die beim Auffüllen der Bänder mit den vorhandenen Elektronen auftritt. Sowohl die Elektronen als auch die Löcher, deren Beweglichkeiten µ − bzw. µ + i.a. verschieden sind, tragen zur Leitfähigkeit des Halbleiters bei (e: Elementarladung, j: Stromdichte, E: elektrisches Feld): j = σ = e ( nµ − + pµ + ) E 4 (12) B303: Elektrischer Widerstand Betrachtet wird in diesem Versuch die intrinsische Leitfähigkeit eines reinen (d.h. nicht dotierten) Halbleiters; daher gilt für n und p: n = p = ni (13) n i wird Eigenleitungskonzentration genannt. Diese ist eine Funktion der Temperatur und der zur Erzeugung von Elektron-Loch-Paaren notwendigen Energie E g , der Breite der verbotenen Zone zwischen Valenz- und Leitungsband. Aus der letzten Formel ergibt sich das sogenannte Massenwirkungsgesetz, das in der folgenden Form auch für dotierte Halbleiter gilt: n 2i = n p (14) Mit den oben dargestellten Ausdrücken für n und p und dem Zusammenhang E g = E c − E v ergibt sich für die Eigenleitungskonzentration: Eg n i = N eff exp − 2k B T (15) mit N eff 2 πm e k B T = 2 h2 3/ 2 Die Formel 15 kann so interpretiert werden, als ob das Leitungsband durch ein einziges Energieniveau E c mit der Zustandsdichte N eff ersetzt wurde (Abbildung 2). Abbildung 2: Leitungsband als ein Energieniveau mit der Zustandsdichte N eff 5 (16) B303: Elektrischer Widerstand Für die spezifische Leitfähigkeit erhält man schließlich: Eg σ = e(µ − + µ + ) N eff exp − 2k B T Man findet also den folgenden Zusammenhang zwischen spezifischer Leitfähigkeit und Temperatur: 1 ln σ ∝ T (17) (18) Dieser Zusammenhang ist in Abbildung 3 graphisch wiedergegeben. Abbildung 3: Zusammenhang zwischen spezifischer Leitfähigkeit und Temperatur bei einem (realen = verunreinigten, aber nicht dotierten) intrinsischen Halbleiter (Arrhenius-Auftragung) Dies bedeutet: Trägt man den Logarithmus der spezifischen Leitfähigkeit gegen die reziproke Temperatur auf, so erhält man eine Gerade, deren Steigung von der Bandlückenenergie Eg abhängig ist. 6 B303: Elektrischer Widerstand 3 Versuchsdurchführung 3.1 Geräte und Proben Für die Messung der Temperaturabhängigkeit der Leitfähigkeit von Metallen (hier: Kupfer) und Halbleitern (hier: Germanium) stehen zur Verfügung: − − − − − − − Platine (Phywe) mit Germaniumprobe (Maße: 1mm × 20mm × 10mm ) Platine (Phywe) mit meanderförmiger Kupferprobe (Maße: 35µm × 96 cm × 0.5mm ), 2 Labornetzgeräte 2 LCD-Digital-Handmultimeter Thermoelement Widerstand 180Ω im Gehäuse Messleitungen 3.2 Ablauf Wie aus den Schaltplänen ersichtlich ist, ist die Messtechnik für beide Proben fast gleich. Trotzdem sei hier noch einmal eine detaillierte Anweisung aufgeschrieben. Die Platinen sind gemäß den Abbildungen 5 und 6 mit den Labornetzgeräten und Messinstrumenten zu verschalten. Da die Zeigerinstrumente an den Netzgeräten zu ungenau arbeiten, sollen die Digital-Multimeter benutzt werden. Um die Übersicht zu erleichtern, sollte sich ein geeignetes Farbsystem für die Verschaltung überlegt werden. Die Anordnung besteht aus den folgenden Komponenten. − Leitfähigkeits-Messkreis − Leitfähigkeits-Messkreis Strom/Spannung − Heizstromkreis 7 B303: Elektrischer Widerstand Vor dem Einschalten der Labornetzgeräte ist der jeweilige Aufbau vom Betreuer überprüfen zu lassen. Abbildung 5: Platine zur Leitfähigkeitsmessung von Kupfer Abbildung 6: Verschaltung der Germanium-Probe 8 B303: Elektrischer Widerstand 3.2.1 Metallische Leitfähigkeit (Kupfer) Um die Übergangs- und Kontaktwiderstände zu minimieren, sollte die Spannungsmessung für die Leitfähigkeit möglichst dicht an der Probe erfolgen. Ansonsten sind diese Widerstände entsprechend zu berücksichtigen. Zunächst wird am Netzgerät des Heizkreises 5A als Wert für die Strombegrenzung eingestellt. Die Heizspannung wird während des Versuchs von 0V (entsprechend Raumtemperatur) in mehreren Schritten bis zum Maximum von 6V hochgeregelt, da sich die Erwärmung sonst zu schnell vollziehen würde. Wichtig: Während des gesamten Versuchs dürfen Heizspannung und -strom 6 Volt und 5 Ampere keinesfalls überschreiten! Zur eigentlichen Messung werden Strom und Spannung des Leitfähigkeitskreises für Raumtemperatur abgelesen. Dazu wird der Strom des Netzgerätes zur Leitfähigkeitsmessung auf 0.25 A eingestellt. Die Temperatur ist durch vorsichtige Erhöhung der Heizspannung beginnend bei Raumtemperatur bis 110°C zu erhöhen; bei dem vorgegebenen Messstrom von 0.25 A sollen während der gesamten Aufheizung ca. 10 bis 15 Messwerttripel (T, ILeit , ULeit) aufgenommen werden. Die Temperaturregelung erfordert hierbei einiges Fingerspitzengefühl, und deshalb ist es wichtiger, dass die Werte von Temperatur und der zugehörigen Spannung zeitlich korrelieren, als dass die Messungen bei 'runden' Temperaturwerten aufgenommen werden. Es empfiehlt sich, dass ein Praktikumspartner die Heizung reguliert und die Messgeräte abliest und der andere Protokoll führt. Für jede Platine ist eine Aufheizkurve und eine Abkühlkurve aufzunehmen, so dass eine Mittelung und eine Fehlerabschätzung möglich ist. 3.2.2 Halbleiter (Germanium) Zur eigentlichen Messung werden wieder Strom und Spannung des Leitfähigkeitskreises bei Raumtemperatur abgelesen. Dazu wird der Strom des Netzgerätes zur Leitfähigkeitsmessung auf 0.30 mA eingestellt. Die Einstellungen für die Strombegrenzung des Heizkreises werden wie in Teil 3.2.1. eingestellt. Die Heizspannung wird während des Versuchs von 0V (entsprechend Raumtemperatur) in mehreren Schritten bis zum Maximum von 6V hochgeregelt, da sich die Erwärmung sonst zu schnell vollziehen würde. Wichtig: Während des gesamten Versuchs dürfen die Heizspannung und -strom 6 Volt und 5 Ampere keinesfalls überschreiten! Die maximale Stromstärke in der Probe beträgt 30mA, die maximale Temperatur 110°C. Es sollen während der gesamten Aufheizung ca. 10 bis 15 Messwerttrippel (T, ILeit , ULeit) aufgenommen werden. Dabei kann wie in Teil 3.2.1. vorgegangen werden, d.h. für einen konstanten Strom werden die Spannungswerte aufgenommen. Danach wird wie in 3.2.1. die Abkühlkurve aufgenommen. 9 B303: Elektrischer Widerstand 4 Versuchsauswertung 4.1 Kupfer Aus den aufgenommenen Strom- und Spannungswerten sind die Widerstände der Messanordnung und die spezifischen Widerstände der Kupferleiterbahn bei den jeweiligen Temperaturwerten zu berechnen. Die Widerstandswerte sind hierbei gegebenenfalls mit Hilfe der gemessenen Zuleitungswiderstände zu korrigieren.. Die Werte für Temperatur, Strom, Spannung, Widerstand, spezifischen Widerstand und gemittelter spezifischer Widerstand sind in eine Tabelle einzutragen. Anschließend ist der gemittelte spezifische Widerstand des Kupfers als Funktion der Temperatur in einem Diagramm darzustellen. Für die gemittelten Messpunkte einer Temperaturstufe sind Balken der Messwertabweichung einzuzeichnen, wobei sich die Messwertabweichungen auf den Fehler der Messgeräte beziehen. 1 Aus dem Diagramm sind die Werte für die spezifische Leitfähigkeit von Kupfer bei Raumtemperatur und für den Temperaturkoeffizienten α zu bestimmen. Die Messwerte sind zusätzlich durch jeweils eine Gerade mit maximaler und minimaler Steigung zu verbinden. Diese sollen noch innerhalb der Messwertabweichung liegen, die eine aber die größt- und die andere die kleinstmögliche Steigung annehmen. Die Steigungen dieser Geraden, die damit verbundenen Werte für den Temperaturkoeffizienten und die Abweichungen vom Ergebnis der Auswertung des "mittleren" Temperaturkoeffizienten sind zu bestimmen. 4.2 Germanium Erstellen Sie eine Tabelle, welche die Spalten Temperatur T , reziproke Temperatur T −1 , Spannung U Leit , Strom I Leit , spezifische Leitfähigkeit σ = I Leit l / ( U Leit A ) und die gemittelte spezifische Leitfähigkeit enthält. Die Werte für die gemittelte Leitfähigkeit und für die reziproke Temperatur sind in halblogarithmischer Darstellung gegeneinander aufzutragen. Für alle gemittelten Messpunkte sind die Messwertabweichungen einzutragen. Aus der Graphik ist die Bandlückenenergie von Germanium zu ermitteln. Beim Einzeichnen einer Geraden ist zu beachten, dass nach Möglichkeit dieselbe Anzahl von Messpunkten ober- und unterhalb der Geraden liegen sollte. Sollte bei niedrigen Temperaturen eine Abweichung vom erwarteten linearen Zusammenhang beobachtet werden, so sind die entsprechenden Messpunkte beim Einzeichnen der Gerade weniger oder gar nicht zu gewichten, da diese Abweichung physikalischer Natur sein kann und nicht von Messfehlern herrühren muss. Man beachte: Aus der Graphik erhält man eine Steigung, die um einen Faktor korrigiert werden muss, der sich aus dem Zusammenhang zwischen dem natürlichen ( log e bzw. ln ) und dem 10er-Logarithmus ( log10 ) ergibt: log 10 x = log 10 e log e x = 0,4343 ln x (19) Der Wert, den man für die Steigung aus der Graphik gewinnt, muss also durch den Korrekturfaktor 0,4343 dividiert werden, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten. Betrachtung der Messwertabweichung: Da während des Ablesens der Messwerte die Temperatur weiter steigt, sind die Messwerte mit Fehlern behaftet. Diese Fehler sind zu berechnen und in Form von Balken der Messwertabweichung in die Graphik einzuzeichnen. 1 Zur Berechnung siehe [ ] 10 B303: Elektrischer Widerstand Danach werden zwei weitere Geraden so durch die Messpunkte gelegt, dass diese noch innerhalb der Messwertabweichungen liegen, die eine aber die größt- und die andere die kleinstmögliche Steigung annimmt. Die Steigungen dieser Geraden, die damit verbundenen Werte für die Bandlückenenergie und die Abweichungen vom Ergebnis der Auswertung der "mittleren" Bandlückenenergie sind zu bestimmen. Die größere der beiden Differenzen kann als absolute Messwertabweichung des Ergebnisses für die Bandlückenenergiebestimmung angenommen werden. Aus ihm ist die relative Messwertabweichung zu bestimmen. Das Endergebnis ist mit einem Literaturwert zu vergleichen und zu werten. 5 Anhang Halbleiter Lücke E g / eV Diamant Ge Si αSn InSb InAs InP GaAs GaSb GaP Te i i i d d d d d d i d 5,4 0.78 1.16 ≈0 0.18 0.35 1.35 1.43 0.87 2.26 0.33 cm2 µ / Vs 1800 3600 1350 cm2 µ / Vs 1200 1800 480 800 30000 4500 8000 5000 450 450 100 300 1000 − + Tabelle 1: Verschiedene Halbleiter: direkte (d) oder indirekte (i) Bandlücke, Bandlückenenergie und Beweglichkeiten ( µ − : Elektronen, µ + : Löcher) bei 300K 6 Literatur [1] [2] [3] [4] [5] Ch. Kittel: Einführung in die Festkörperphysik, 9.Auflage, München, Wien, 1991 Ibach / H. Lüth: Festkörperphysik, Einführung in die Grundlagen, 3.Auflage, Berlin, 1990 W.Schatt: Einführung in die Werkstoffwissenschaft, 7. überarb. Auflage, Leipzig, 1991 H. Hellwege: Einführung in die Festkörperphysik, 3.Auflage, Berlin, 1988 Leybold Didactic GmbH, Gebrauchsanweisung 667552, 8/93 11