A Fachbereich Mathematik Prof. Dr. J. Lehn B. Niese A. Rößler B. Walther TECHNISCHE UNIVERSITÄT DARMSTADT SS 2004 9. Juli 2004 Einführung in die Statistik Semestralklausur Bitte in Druckschrift deutlich lesbar ausfüllen. Name: Vorname: Matr.-Nr.: Fachrichtung: Klausurleistung Aufgabe 1 2 3 4 5 6 Gesamt mögl. Punkte 15 20 16 13 18 18 100 err. Punkte Gesamtleistung Hausaufgabenpunkte Punkte aus der Semestralklausur Gesamtpunktzahl Leistungsnachweis Hinweis: Es wird nicht nur das Endergebnis, sondern vor allem der Rechenweg bewertet. Die Angabe von Zwischenergebnissen und kurzen Begründungen für den Lösungsweg ist daher erforderlich. Täuschungsversuche jeglicher Art“ führen zu einer Bewertung der ” Klausur mit 0 Punkten. Bitte nicht mit Bleistift schreiben. Aufgabe 1 (15 Punkte) Eine Fußballmannschaft nimmt an der Europameisterschaft teil. In einem Spiel kann sie dabei gewinnen, verlieren oder unentschieden spielen. Falls der Mannschaftskapitän in guter Form ist, verlässt sie mit 60% das Feld als Sieger und mit 30% als Verlierer. Falls dies nicht der Fall ist, reduziert sich die Gewinnwahrscheinlichkeit der Mannschaft auf 40%, während die Wahrscheinlichkeit für eine Niederlage auf 40% ansteigt. Wir nehmen an, dass der Kapitän in 70% der Spiele in guter Form ist. a) Zeichnen Sie ein Baumdiagramm mit allen relevanten Ereignissen für ein solches Spiel. b) Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Mannschaft das Spiel gewinnt. c) Berechnen Sie die (bedingte) Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Kapitän nicht in Form ist, wenn die Mannschaft das Spiel gewinnt. d) Die Vorrunde besteht aus drei Spielen. Für einen Sieg gibt es 3 Punkte, während man im Falle eines Unentschiedens einen Punkt gutgeschrieben bekommt. Bei einer Niederlage erhält die Mannschaft keinen Punkt. Die Zufallsvariable G beschreibe die Gesamtpunktzahl nach den drei Vorrundenspielen. Gehen Sie davon aus, dass der Ausgang eines Spiels jeweils nicht vom Ausgang der anderen abhängt. Bestimmen Sie P (G ≤ 3) und E(G). Hinweis: Berechnen Sie den Erwartungswert E(G) als Summe von Erwartungswerten geeigneter Zufallsvariablen. Aufgabe 2 (20 Punkte) Es sei (X1 , X2 ) eine zweidimensionale, diskret verteilte Zufallsvariable mit der Verteilungstabelle: P (X1 = x1 , X2 = x2 ) x2 = −1 x2 = 0 x2 = 1 x1 = −1 1 8 1 8 1 8 x1 = 0 1 8 0 1 8 x1 = 1 1 8 1 8 1 8 a) Bestimmen Sie die Randverteilungen von X1 und X2 . b) Sind die Zufallsvariablen X1 und X2 unabhängig? Begründen Sie Ihre Antwort. Wir betrachten die zweidimensionale Zufallsvariable (Y, Z) mit Y = min(X1 , X2 ) und Z = max(X1 , X2 ). c) Geben Sie die Verteilungstabelle von (Y, Z) an. d) Sei F (y, z) die Verteilungsfunktion von (Y, Z). Bestimmen Sie den Wert F (0, 1). e) Bestimmen Sie E(Y ), E(Z), V ar(Y ) und V ar(Z). f) Geben Sie die Kovarianz Cov(Y, Z) und den Korrelationskoeffizienten ρY,Z an. g) Sind die Zufallsvariablen Y und Z unabhängig? Begründen Sie Ihre Antwort. Aufgabe 3 (16 Punkte) Gegeben sei eine Zufallsvariable X mit einer Wahrscheinlichkeitsdichte fX der Form c(x + 1) für x ∈ [−1, 0], c( x + 1) für x ∈ (0, 2], 2 fX (x) = c(6 − 2x) für x ∈ (2, 3], 0 sonst, mit einer Konstanten c ∈ R. a) Bestimmen Sie c und skizzieren Sie anschließend fX (x). b) Wie lautet die zugehörige Verteilungsfunktion FX (x)? c) Bestimmen Sie die Verteilungsfunktion FY der Zufallsvariablen Y = 2X + 1 und deren Dichte fY . Aufgabe 4 (13 Punkte) Ein Hersteller von Schrauben verpackt diese in Kartons. Er wirbt mit der Aussage, dass sich ca. 100 Schrauben in einem Karton befinden. Um Zeit und Kosten bei der Verpackung in die Kartons zu sparen, werden die Schrauben nicht abgezählt, sondern abgewogen. Daher füllt der Hersteller solange Schrauben in jeden Karton, bis mind. 500.4 Gramm erreicht sind. Aus der Produktion der Schrauben ist bekannt, dass das Gewicht einer Schraube den Erwartungswert von 5 Gramm bei einer Varianz von 0.0025 besitzt. Es kann davon ausgegangen werden, dass das Gewicht der Schrauben unabhängig und identisch verteilt ist. a) Modellieren Sie den dargestellten Sachverhalt durch Einführung geeigneter Zufallsvariablen und berechnen Sie näherungsweise die Wahrscheinlichkeit dafür, dass 100 Schrauben weniger als 500.4 Gramm wiegen. b) Berechnen Sie näherungsweise das Gewicht, welches von 100 Schrauben mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% nicht überschritten wird. c) Auf einer Heimwerkermesse wirbt der Hersteller mit einem Glücksspiel an seinem Stand: Aus einer Menge von 400 Kartons darf jeder Besucher seines Standes einen Karton auswählen. Befinden sich in diesem Karton weniger als 100 Schrauben, so bekommt der Besucher ein Werbegeschenk. Nach dem Auszählen der Schrauben in dem ausgewählten Karton wird dieser stets wieder zurückgelegt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Karton weniger als 100 Schrauben enthält, sei 20%. Wie groß ist näherungsweise die Wahrscheinlichkeit dafür, dass bei 200 Besuchern an seinem Stand die bereitgehaltenen 50 Werbegeschenke nicht ausreichen? Aufgabe 5 (18 Punkte) Die Zufallsvariablen X1 , X2 , . . . , Xn seien unabhängig und identisch verteilt wie X. Für ein θ > 0 sei die Dichte der Zufallsvariablen X gegeben durch 2 ( 2x exp − xθ für x > 0 fθ (x) = θ 0 für x ≤ 0 a) Bestimmen Sie einen Maximum-Likelihood-Schätzer Tn für τ (θ) = θ. b) Berechnen Sie den mittleren quadratischen Fehler des Schätzers Tn . c) Ist die Schätzerfolge T1 , T2 , . . . konsistent? d) Geben Sie einen erwartungstreuen Schätzer für τ (θ) = θ2 an. Aufgabe 6 (18 Punkte) Zwei Diätpläne zur Gewichtsabnahme sollen hinsichtlich ihres Erfolgs miteinander verglichen werden. Dazu stellten je 13 Personen für zwei Jahre ihre Ernährung gemäß Diätplan 1 bzw. 2 um. Man geht davon aus, dass die dabei beobachteten Gewichtsabnahmen als Realisierung von unabhängigen, normalverteilten Zufallsvariablen X1 , . . . , X13 (für Diätplan 1) und Y1 , . . . , Y13 (für Diätplan 2) angesehen werden können. Ferner nimmt man an, dass Xi ∼ N (µ1 , 4) und Yi ∼ N (µ2 , 9) für i = 1, . . . , 13 gilt. Die Messungen ergaben x̄ = 12.64, ȳ = 13.17 . a) Berechnen Sie mit einem geeigneten Konfidenzschätzverfahren zum Niveau 1−α = 0.99 ein konkretes Schätzintervall für den Parameter µ1 . b) Wie viele Personen müsste man für Diätplan 1 gewinnen, damit die Länge des konkreten Schätzintervalls für µ1 zum Niveau 1 − α = 0.99 höchstens 1 beträgt? c) Überprüfen Sie anhand eines geeigneten Testverfahrens zum Niveau α = 0.05 die Nullhypothese, dass die mittlere Gewichtsabnahme bei beiden Diätplänen übereinstimmt. d) Bestimmen Sie für das in c) verwendete Testverfahren die Wahrscheinlichkeit für einen Fehler 2. Art, falls µ2 − µ1 = 1.5 gilt.