Der Schmetterling - Fördergemeinschaft Kinderkrebs

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Der
Schmetterling
Ausgabe 118 | Juni 2016
10 Jahre
Forschungsinstitut
KINDERKREBS-ZENTRUM
Hamburg
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Seit ihrem Bestehen ist es das Ziel
der „Tour der
Hoffnung“, Gelder zu sammeln, um
den Kampf gegen
Leukämien und Krebserkrankungen
im Kindesalter zu
unterstützen. Die enge Zusammenar
beit zwischen den
Ärzten der Kinderkrebsstation und
den Wissenschaftlern
im Forschungsinstitut in Hamburg
ist ein gutes
Beispiel für den erfolgreichen Weg
zur Heilung der
Patienten. Deshalb ist es den Organi
satoren und
Mitradlern der „Tour der Hoffnung“
eine große Freude,
die Fördergemeinschaft KinderkrebsZentrum auch in
diesem Jahr wieder zu unterstützen
. Wir gratulieren
zum 10-jährigen Jubiläum des Forsch
ungsinstituts und
wünschen allen Aktiven weiterhin
viel Freude und Erfolg
bei ihrer so wichtigen Tätigkeit. __t
our-der-hoffnung.de
2 | SCHMETTERLING 118
E DI TORIA L
Blick über den Tellerrand
Emma war 5 Jahre jung, als die Diagnose akute
lymphatische Leukämie (ALL) sie ereilte. Knapp 2 Jahre
später - nach zwei Rückfällen – war sie todgeweiht.
Ihre Ärzte hatten keine etablierten Behandlungsoptionen mehr anzubieten.
In dieser ausweglosen Situation entschieden Emmas Eltern, ihre Tochter einer experimentellen Therapie
zuzuführen. Emmas Immunzellen (T-Zellen) sollten mit
Hilfe eines gezähmten AIDS-Virus genetisch umprogrammiert werden, um ihre Leukämiezellen zu töten.
Seit langem hatten Forscher an dem Ziel gearbeitet,
körpereigene Immunzellen im Kampf gegen Krebszellen
einzusetzen – und viele hatten bereits aufgegeben.
Krebszellen entgingen immer wieder der Überwachung
durch das Immunsystem, oder die geimpften Immunzellen waren zu instabil.
Emmas reprogrammierte Immunzellen brachten
sie kurz nach der Infusion fast um. Sie lösten einen
gewaltigen Zytokinsturm aus, der sich überraschend
durch einen gegen das Interleukin-6 gerichteten Antikörper namens Tocilizumab wieder legte. Wenige Tage
nachdem sich die T-Zellen in ihrem Körper ausgebreitet
hatten, geschah das Unfassbare: Emmas Leukämiezellen waren nicht mehr nachweisbar. Heute, mehr als
3 Jahre später, befindet sich Emma in Vollremission
- nach einer einzigen Gabe ihrer umprogrammierten
T-Zellen.
Nicht alle Patienten profitieren von dieser Art
der Immuntherapie. Manche verlieren ihre genetisch
programmierten T-Zellen zu rasch, um eine nachhaltige
Immunreaktion gegen die Leukämiezellen auszulösen.
Nicht immer gibt es eine Erklärung für Erfolg oder
Misserfolg dieser Behandlung. Gleichwohl – für die
meisten der behandelten Patienten brachte sie den
Durchbruch.
Prof. Dr. Martin Horstmann
Seiter 5
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Der
Schmetterling
Ausgabe 118 | Juni 2016
Titelseite:
Dr. Marcos Seoane Souto
10 Jahre
Forschungsinstitut
KINDERKREBS-ZENTRUM
Hamburg
HERAUSGEBER
Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg e.V.
Wendenstraße 195 | 20537 Hamburg
Telefon 040 25 60 70 | Fax 040 25 60 72
[email protected] | www.kinderkrebs-hamburg.de
SPENDENKONTEN
EDEKABANK
IBAN DE20 2009 0700 4567 8970 01 | BIC EDEKDEHHXXX
Hamburger Volksbank
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Sparda-Bank Hamburg
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REDAKTION
Maren Blohm, Klaus Bublitz, Angela Gehrke, Christiane Spies,
Sandra Stratmann, Dorothee Wallner
SPENDENBESCHEINIGUNGEN
erteilt die Fördergemeinschaft ohne besondere Aufforderung.
Geben Sie bitte auf dem Überweisungsträger Ihre Adresse an,
damit Spendenbescheinigungen zugeschickt werden können.
GESTALTUNG Seite 6-9, 32 und 40 Tina Gothe, Hamburg
DRUCK Giro-Druck + Verlag GmbH, Schenefeld
ERSCHEINUNGSDATUM Juni 2016
AUFLAGE 4.200
REDAKTIONSSCHLUSS AUSGABE 119 30. August 2016
4 | SCHMETTERLING 118
Inhalt
02 | VIELE GUTE GRÜNDE
03 | EDITORIAL
DAS FORSCHUNGSINSTITUT
05 | EDITORIAL
06 | 10 Jahre Forschungsinstitut
08 | Fakten zu Krebs bei Kindern
ERFAHRUNGSBERICHTE
10 | Auch Pinguine können fliegen
Es war eine harte Zeit
11 | Endlich Sport machen
12 | Interview Prof. Dr. Ulrich Müller
14 | Immuntherapie in der Pädiatrischen Onkologie
16 | Personalisierte Medizin
KINDERSEITEN
19 | Rätsel für schlaue Köpfe
20 | Experimentieren macht Spaß!
BAUFLYER
KINDERSEITEN
21 | Forscherauftrag „Magnete“
22 | Rätselhafte Mixtur | Punsch oder Eistee?
DAS FORSCHUNGSINSTITUT
23 | Schnellere und präzisere Diagnostik
24 | Hallo, Julia Strauss
25 | Bienvenido, Dr. Marcos Seoane Souto
26 | Hallo, Dr. Tu-Lan Vu-Han
27 | Tschüss, Jürgen Müller!
AUS DER KLINIK
28 | Die Therapiestudie EURO-HIT-HLH
SPENDEN
30 | Würth, Shell, ergo,
Gate for Travel/Karosseriebau Fehrmann
31 | BUDNI, HSV
DAS FORSCHUNGSINSTITUT
32 | Danke
IN EIGENER SACHE
33 | Bericht aus Vorstand und Geschäftsstelle
34 | Protokoll der Mitgliederversammlung 2016
35 | Die Mitgliederversammlung 2016
36 | Projekte
38 | Kontakte
39 | Termine
E DI TORIA L
Vor wenigen Monaten erregte Laylas Fall auf der Jahrestagung
der Amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie Aufsehen. Dieses
nicht einmal einjährige Mädchen war ebenfalls an einer ALL erkrankt.
Keine der Standardbehandlungen schlug an; nicht einmal eine Knochenmarktransplantation vermochte die Leukämie zu kontrollieren. Das
kleine Mädchen hatte nach der Transplantation nicht genügend eigene
T-Zellen, um Emmas Weg zu versuchen. Durch einen glücklichen Umstand
wurden in dem Behandlungszentrum in London T-Zellen von gesunden
Spendern für eine genetische Re-Programmierung zur Abwehr von ALLZellen gesammelt. Diese Zellen hätten Laylas gesunde Körperzellen
als fremd erkannt und angegriffen. Aus diesem Grunde veränderten
Forscher das Genom der T-Zellen nicht nur mit dem AIDS-Virus, sondern
zusätzlich mit molekularen Scheren (sogenannte Zinkfinger-Nukleasen
wie TALENs und Crispr-Cas9), die Gene in präziser Weise ausschalten
oder reparieren können. Die T-Zellen wurden in einer Weise verändert,
die die Fremderkennung ausschaltet und das Überleben im Patienten
erleichtert. Mit Hilfe dieser universell anwendbaren T-Zell-Therapie
konnte noch vor Erreichen des ersten Lebensjahres eine anhaltende Vollremission hergestellt werden. Dieser bahnbrechende, bislang
experimentelle Therapieansatz wäre ohne die zunächst entlegene
Entdeckung der Zinkfinger-Nukleasen durch Mikrobiologen und Virologen nicht denkbar. Aus einer Nischenforschung an Bakterien hat sich
das revolutionäre ‚Genome Editing’ entwickelt, das nicht nur für die
Medizin, sondern für viele Lebensbereiche enorme Chancen eröffnet,
aber auch Risiken in sich birgt.
Welche Lehren ziehen wir aus den spektakulären Therapieerfolgen?
Sie sind weder empirisch noch zufällig. Sie beruhen auf Forschung.
Forschungserfolge sind nur bedingt planbar und vorhersehbar. Sie folgen keiner Programmatik. Sie setzen eine kluge Hypothesenbildung,
Frustrationstoleranz und Hartnäckigkeit als wissenschaftliche Qualitätsmerkmale voraus. Offene Forschung, die weit über den Tellerrand hinaus
schaut und die Nischen exploriert, ist essentiell für unseren Erfolg.
Nach 10 Jahren Forschungsinstitut möchte ich mich bei allen
herzlich bedanken, die den anstrengenden, aber spannenden Weg mit
uns gehen.
_Prof. Dr. med. Martin Horstmann
Wissenschaftlicher Leiter
Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg
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