Rund, gesund und munter!? - DAK

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Diese Broschüre spricht parallel Eltern, sowie Kinder und Jugendliche
in ihren jeweiligen Sicht- und Denkweisen an, um die Ursachen und
Zusammenhänge von Übergewicht und Adipositas zu erläutern. Da das
Projekt „Abnehmen“ nur gemeinsam geschafft werden kann, müssen
Eltern und Kinder gemeinsam oder abwechselnd in dieser Broschüre
lesen. Sie bekommen Gesprächsstoff, um herauszufinden wie und
wann der richtige Startzeitpunkt für Veränderungen ist. Die Familien
können in 10 Schritten und mit Anregungen zum Essen, Bewegen und
Streitvermeiden ausprobieren, wie sie allein vorankommen. Weiterführende Information-, Beratungs- und Unterstützungsangebote
sind aufgelistet.
Sie haben Fragen. Wir die Antworten.
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Herausgeber:
DAK-Gesundheit
Gesetzliche Krankenversicherung
Nagelsweg 27-31, 20097 Hamburg
Internet: www.dak.de
W406-4084 / Unsere Broschüre wurde 04/13 gedruckt. Nachträglich kann es z. B. durch Gesetzesänderungen zu abweichenden Regelungen kommen.
Aktuelle Auskünfte erhalten Sie in Ihrem Servicezentrum der DAK-Gesundheit.
Rund, gesund und munter!?
Ratgeber für Familien mit übergewichtigen Kindern und Jugendlichen.
VORWORT
Zusammenhänge verstehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Das Ziel: Gesundheit, Wohlfühlen
und Anerkennung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ziele, Aufgaben, Risiken –
Familien-Teamwork zählt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Aller Anfang ist schwer... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Wohin soll es denn gehen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Rollenverteilung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kinder und Teenies, aufgepasst:
die Rolle der Eltern! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Eltern, aufpassen: die Rolle der Kinder! . . . . . . . . . . . .
Negative Therapieeffekte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Oft unterschätzt: die „negativen Therapieeffekte“. . . .
Was genau ist Übergewicht? . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Übergewicht oder Adipositas? . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Bewertung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Warum Menschen zunehmen. . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Folgen von Übergewicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Was Übergewicht bewirken kann. . . . . . . . . . . . . . . . .
Warum ist gerade mein Kind zu dick? . . . . . . . . . .
Wir sind in der Familie alle so! . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Liegt es wirklich nur am Essen? . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ich mag keinen Sport! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Von euch lass ich mir nichts sagen! . . . . . . . . . . . . . . .
Die „differenzierte Indikation“. . . . . . . . . . . . . . . . .
Was hilft mir denn nun? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
In kleinen Schritten zum Erfolg. . . . . . . . . . . . . . . . .
Was können Eltern tun? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Richtig essen – aber wie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Drei Regeln sind ausreichend. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ernährungspyramide der DAK- Gesundheit . . . . . .
Essen und Trinken nach der Pyramide. . . . . . . . . .
Abnehmen ohne Druck. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Motivation und Einstellung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bewegung tut gut. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Nichts ist unmöglich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Verhalten ist veränderbar. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Alltagsstreit geschickt umgehen. . . . . . . . . . . . . . .
Der DAK-10-Schritte-Plan. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literaturempfehlungen/Internetllinks . . . . . . . . . . .
Auflösungen der Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Text:
Ute Hantelmann, Zentrale für Ernährungsberatung e. V. an
der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg
Co-Autoren:
Jette Lüsdersen und Mats Woltersdorf
Überarbeitung: Dr. Michael Prang, Medienärzte, Pressebüro für Medizin und Gesundheit, Hamburg
Gestaltung, Satz und Litho:
Litho-Service-Lübeck – www.lsl-hl.de
Zusammenhänge
verstehen.
„Moppelige Kinder mampfen zu viel und bewegen sich
zu wenig – das weiß doch jeder!“ Vor allem sind davon
meist jene Eltern, Kinder und Jugendlichen überzeugt,
die den Kampf gegen die Kilos nicht kennen, die niemals
ein Gewichtsproblem hatten. Betroffene wissen, dass es
ganz selten so einfach ist.
Liebe Eltern,
vielleicht haben Sie bis heute fast nichts unversucht
gelassen, um die überzähligen Pfunde Ihres Kindes zum
Purzeln zu bringen. Wahrscheinlich haben Sie langfristig
einerseits die Gesundheit und andererseits die persönliche
Entwicklung Ihres Kindes vor Augen und machen sich
Sorgen. Die Themen in diesem Ratgeber sollen die
möglichen Ursachen und Zusammenhänge beleuchten
und Ihnen helfen, den richtigen Ansatz und die beste
Unterstützung für Ihr Kind zu finden.
Warum ist es schwer, den richtigen Weg im Umgang
mit Essen, Trinken und Bewegung zu finden? Weil das
Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen ebenso viele
Ursachen haben kann, wie es Möglichkeiten gibt, dem
entgegenzuwirken. Viele Hilfsangebote unterstützen wir
als Krankenkasse übrigens ganz aktiv – auch darüber
informieren wir in dieser Broschüre.
Sicher ist: Geduld ist gefragt – und Kraft!
Beides wünscht Ihre/Deine
Liebe Kinder, liebe Jugendliche,
vielleicht liest Du in diesem Heft, weil Du merkst, dass das
Übergewicht Dich im Sportunterricht langsamer macht
oder dass Du beim Klamottenkaufen nicht das Richtige
findest. Manche von Euch erleben eventuell, dass sie in
der Klasse Außenseiter sind und über sie dumme Sprüche
gemacht werden. Dann kann der Wunsch groß werden,
etwas ändern zu wollen. Nur wie? Diese Antwort ist
ganz schwierig zu finden. Allein ist das kaum zu meistern.
Deine Eltern sind bereit, zusammen mit Dir zu suchen und
auszuprobieren.
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ZUSAMMENHÄNGE VERSTEHEN
Das Ziel: Gesundheit, Wohlfühlen und Anerkennung.
Dicke Kinder haben doppelt schwer zu tragen: an ihrem
Gewicht und an ihrem Image. Dennoch hat die Anzahl
übergewichtiger Mädchen und Jungen in den vergangenen 20 Jahren deutlich zugenommen. Die bundesweite
Kinder- und Jugend-Gesundheits-Studie (KIGGS) hat
2006 ergeben, dass hierzulande 15 von 100 der Kinder
und Jugendlichen übergewichtig sind, davon sechs sogar
stark. Von Übergewicht spricht man, wenn ein Kind über
20 Prozent mehr wiegt als ein durchschnittliches Kind
seines Alters und seiner Größe.
Nicht jedes kräftige Kind hat also schon Übergewicht.
Auch kann ein Kind schon mal vor einem Wachstumsschub pummelig werden und danach wieder schlank
sein. Weicht das Gewicht aber dauerhaft ab, ist das
ein Grund zum Handeln.
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Nicht ohne Grund sprechen Ärzte der verschiedenen Fachrichtungen, insbesondere die Kinderärzte, von einer neuen
Volkskrankheit, der Adipositas. Das ist der Fachbegriff für
behandlungsbedürftiges Übergewicht – oder auf Deutsch:
Fettsucht. Auch wenn das Übergewicht die Beweglichkeit
im Moment noch nicht so stark einschränkt, können die
gesundheitlichen Probleme langfristig gravierend sein.
Die Ärzte beobachten, dass die Gelenke strapaziert
werden, die Cholesterin- oder Blutdruckwerte steigen
und Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen
entstehen können.
Sie können immer öfter auf vertrauensvolle und geschulte
Hilfe zählen, wenn Sie das „Figurproblem“ allein nicht
mehr in den Griff bekommen. Dieses Thema gilt bei
Ärzten, Ernährungsberatern und Krankenkassen gleichermaßen als sehr dringend. Gleichwohl wissen auch die
Experten, wie schwierig es ist, die richtige Therapie zu
finden und diese durchzuhalten. Das grundlegende
Konzept der Angebote – speziell für Kinder und Jugendliche – hat eine Arbeitsgruppe der Deutschen
Adipositas-Gesellschaft erarbeitet.
Und was meinst Du?
Das mit der Gesundheit ist so eine Sache. Übergewichtig
heißt ja nicht krank – wie gut! Wahrscheinlich weißt Du
genau, dass man auch wieder schlanker und sportlicher
werden kann. Zum Knobeln findest du in diesem Heft
immer wieder kleine „Was-passiert-dann“-Aufgaben, die
Dir helfen, Deine Ideen für die nächste Zeit zu finden. Mal
sehen, welche Themen so dabei sind, die Dich stark und
munter machen!
Neben Ihren Kindern und Jugendlichen sind immer auch
Sie als Eltern mit einbezogen. Denn für das Gewicht Ihres
Kindes sind weder Sie noch Ihr Kind allein verantwortlich.
Also kann das Gewichtsproblem auch nur gemeinsam bewältigt werden. Dieser Ratgeber fasst die Empfehlungen
nach dem jetzigen Stand der Wissenschaft zusammen
und liefert vielfältige nützliche und fachliche Informationen. Sie und Ihr Kind erhalten Tipps für Ihre
persönliche Situation und Perspektive.
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ZUSAMMENHÄNGE VERSTEHEN
Ziele, Aufgaben, Risiken –
Familien-Teamwork zählt!
Wiegt mein Kind wirklich zu viel?
Haben Sie sich diese Frage schon einmal gestellt – und
wieder verworfen? Manchmal denkt und hofft man: „Das
wächst sich wieder aus. So viel isst mein Kind doch gar
nicht.“ Oft spricht erst der Kinderarzt das Gewichtsproblem
deutlich an, weil inzwischen bekannt ist, dass sich starkes
Übergewicht in den wenigsten Fällen wieder „verwächst“.
Aus den meisten dicken Kindern werden auch dicke
Erwachsene. Entweder ist die Ursache nicht erkannt und
verändert worden oder Jugendliche steigen schon viel zu
früh in eine gefährliche Karriere aus Diät und Gewichtszunahme ein. Ist Ihr Kind im Vergleich zu Freunden und
Klassenkameraden tatsächlich erkennbar schwerer? Dann
kann es sein, dass die überflüssigen Pfunde auch auf
die Seele drücken. Wissen Sie, ob Ihr Kind geärgert und
gemobbt wird? Versuchen Sie das Problem gemeinsam
anzugehen. Am besten gleich!
Kennst Du Sprüche wie: „Guck mal, da kommt die Kugel!“?
Oder Ausdrücke wie „Fettwanst“ und „dickes Schwein“
oder noch schlimmer? Merkst Du, dass Du von anderen
nicht beachtet wirst? Oder hast du trotz Übergewicht
eine gute Position in Deiner Klasse und wirst von Deinen
Klassenkameraden akzeptiert? Wenn Du geärgert wirst,
schwer Freunde findest und dich nicht wohl fühlst, dann
lass Dir helfen und überlege mit Deinen Eltern, was zu
tun sein könnte.
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Spätestens jetzt ist Geduld und Kraft gefragt. Womit soll
es losgehen? Wie kann man die Familie überzeugen, das
Essen zu verbessern? Müssen alle in der Familie auf die
beliebten Schokoriegel und die knusprigen Pommes
verzichten? Es gibt doch auch die Menschen – vielleicht
sogar die Geschwister, die wie die Weltmeister essen
können, ohne je ein Kilo zu viel auf die Waage zu bringen?
Am Essen allein kann es also nicht immer liegen. Ist der
Ansatz vielleicht eher bei der Bewegung?
Liebe Eltern, Sie kennen sich aus, mit dem Energieverbrauch durch Bewegung. Wissen und Erfahrungen sagen
Ihnen: Ohne Muskelaktivität ist das Abnehmen kaum
möglich! Sitzen tut nicht gut.
Hast Du auch schon gelernt, dass Muskeln Energie verbrauchen und man durch Bewegung abnehmen kann? Du
hast aber wahrscheinlich auch schon mal gemerkt, dass
Bewegen eigentlich nur dann OK ist, wenn es richtig Spaß
macht. Eine tolle Fußballmannschaft im Verein oder vor
der Haustür oder eine Hipphopp-Projekt-Woche spornen
zu großen Leistungen an. Da macht dann jeder mit und
kommt ins Schwitzen.
Das Ziel aller Bemühungen kann nur sein, im Alltag ein
bewusstes und angepasstes Ess-, Trink- und Bewegungsverhalten möglichst locker und selbstverständlich aufzubauen. Teamwork in der Familie ist wichtig, um auch dann
erfolgreich zu sein, wenn beide Eltern berufstätig sind und
die Schule bis zum Nachmittag geht.
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ZUSAMMENHÄNGE VERSTEHEN
Aller Anfang ist schwer…
Beim ersten Gespräch zum Thema Übergewicht ist die
Reaktion Ihres Kindes möglicherweise ablehnend. Es will
scheinbar nicht! Und je älter die Kinder sind, desto eher
könnten Körper und Übergewicht Tabuthemen sein. Es ist
normal, dass Ihr Kind selbst bestimmen will, was es isst
und trinkt oder für welchen Sport es sich engagiert – oder
eben auch nicht. Diese Situation ist oft mit Ärger und
Enttäuschung verknüpft, dabei meinen Sie als Eltern
es ja nur gut
Tipp:
Versuchen Sie zunächst gemeinsam mit Ihrem Kind
Ihre jeweiligen persönlichen „Standorte“ zu beschreiben. Ist das Übergewicht ein dringendes Thema für
Sie und Ihr Kind? Möchte Ihr Kind im Moment überhaupt etwas ändern? Wenn nein, wird das tendenziell
so bleiben oder erscheint ein späterer Zeitpunkt für
Veränderungen passender?
So könnte ein Gespräch zwischen Mutter/Vater und Kind
verlaufen:
1. Die Eltern überlegen vorab, was das Kind wahrschein lich auf die Fragen Antworten wird.
2.Fragen an das Kind, bei welcher Freizeitbeschäftigung
es am meisten und bei welcher es am wenigsten
Freude hat.
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3.Vertiefende Fragen, warum die eine Sache so viel Spaß
macht und die andere Beschäftigung so wenig.
Beide Ergebnisse von Eltern und Kind im Vergleich können
andeuten, ob ähnliche oder unterschiedliche Meinungen
bestehen. Um das große Thema „Gewicht“ mit den Bereichen Essen und Bewegen gemeinsam angehen zu können,
ist es hilfreich, wenn Eltern ihre Kinder gut einschätzen
und bei Bedarf ins Gespräch kommen können.
Wohin soll es denn gehen?
Früher waren 3- bis 4-wöchige „Kinderkuren“ an der
Tagesordnung, um dem Übergewicht zu Leibe zu rücken.
Doch nach einem kurzen Anfangserfolg waren die Kilos
meist schnell wieder auf den Rippen, nachdem der Alltag
die Fastenkünstler wieder eingeholt hatte.
Mittlerweile setzen Ernährungswissenschaftler und
Kinderärzte auf ausgeklügelte Therapieprogramme. Die
Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) hat sehr konkrete, aber auch sehr unterschiedliche Ziele festgelegt, die deutlich machen, an wie vielen
Punkten eine Therapie ansetzen kann. Deutlich wird auch,
dass es dabei nicht allein auf die Anzeige der Waage
ankommt.
Sinngemäß empfiehlt die AGA Eltern und Kindern
folgende Sichtweise und Zielsetzung:
JJ Die Gewichtsnormalisierung ist eine langfristige
Aufgabe für die Betroffenen und ihre Familien
JJ
JJ
JJ
JJ
JJ
JJ
JJ
Als Eltern können Sie die folgenden zwei wichtigen
Voraussetzungen für einen Erfolg am besten beurteilen:
1. Hat Ihr Kind im Moment die Bereitschaft zu einer
Verhaltensänderung?
Veränderungen können nur in kleinen Schritten erfolgen, die auch im Alltag umsetzbar sind
2.Hat Ihr Kind zurzeit eine Bereitschaft Selbstkontrolle
zu trainieren und zu praktizieren?
Angestrebt wird langfristig eine Verminderung der
Körperfettmenge, Muskeln sollen erhalten und eher
aufgebaut werden
Kann auch nur eine dieser Voraussetzungen nicht oder
noch nicht erfüllt werden, so stellt dies den Erfolg einer
Behandlung oder eines Programms in Frage (s. auch
die Richtlinien der AGA). Versuchen Sie Misserfolge
zu vermeiden und wählen Sie einen späteren Zeitpunkt,
in dem beide Voraussetzungen gegeben sind.
Als Erfolg zählt auch schon die Gewichtsstabilisierung,
denn sie wirkt sich durch das Wachstum positiv aus
Im Mittelpunkt steht die Verbesserung des aktuellen
Ess- und Bewegungsverhaltens
Vorhandene Begleiterkrankungen des Übergewichts
wie Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen
sollen gelindert werden
Bist Du bereit für das Projekt „Abnehmen“? Deine Eltern
und andere Menschen, die Dich unterstützen wollen,
sind an Deinen ganz ehrlichen Antworten interessiert. Du
kannst sicher sein, dass der beste Moment für einen Start
noch kommen wird, wenn Du jetzt keine positive Antwort
hast. Am besten stellst Du Dir die Frage selbst immer mal
wieder: Bin ich jetzt bereit für das Projekt „Abnehmen“?
Negative Auswirkungen des Abnehmwunsches wie der
so genannte „Jojo-Effekt“ müssen Eltern und Kindern
bekannt sein und vermieden werden
Jede Initiative zur Gewichtsnormalisierung muss für die
gesamte Entwicklung des Kindes oder Jugendlichen
förderlich sein
9
ZUSAMMENHÄNGE VERSTEHEN
Die Rollenverteilung.
Kinder und Teenies, aufgepasst.
Die Rolle der Eltern!
Sind Deine Eltern zuversichtlich?
Diese Eigenschaft ist sehr, sehr hilfreich und beim Thema
Übergewicht richtig wichtig. Denn das Abnehmen geht
nicht im schnellen Hauruck-Verfahren. Deine Mutter
oder Dein Vater machen sich sicher viele Gedanken.
10
Vielleicht erahnen sie die Gründe für Dein Übergewicht,
aber genau wissen können sie es nicht. Nur wenn Ihr miteinander redet, kann es für sie und vielleicht auch für Dich
klarer werden. Deine Eltern sollten Dir keine „Aufgabe zum
Abnehmen“ aufzwingen, aber ihre Ideen, Vorschläge und
Angebote sind ehrlich und gut gemeint.
Die wichtige und schwierige Aufgabe von Mutter, Vater
und anderen erwachsenen Bezugspersonen besteht
darin, die Kinder und Jugendlichen verständnisvoll und
optimistisch zu begleiten und zu unterstützen. „Motivation
erhalten“ ist das entscheidende Schlüsselwort. Es ist eine
Mammutaufgabe, einer anderen Person beim Verändern
von angenehmen Gewohnheiten zu helfen! Eltern müssen
wissen und akzeptieren, dass beim Projekt „Abnehmen“
nicht nur die Vorlieben und Gewohnheiten des Kindes auf
dem Prüfstand stehen, sondern insgesamt die familiären
und eigenen persönlichen Verhaltensweisen.
So könnte ein Gespräch zwischen Mutter/Vater und
Kind über die Ziele und die Wahrnehmung der aktuellen
Situation verlaufen:
1. Die Eltern überlegen vorab, was ihr Kind wahrschein lich auf die Fragen Antworten wird.
Liebe Eltern, stimmen Sie sich darauf ein, dass auch Ihr
eigenes Verhalten mehr als zuvor auf die „Goldwaage“
gelegt wird. Die richtige Balance zu finden ist für alle eine
Herausforderung. Wenn Sie gleichzeitig mit Ihrem Kind
versuchen, eine Gewohnheit zu verändern, dann können
sie besser diskutieren, welche Strategie dabei am
erfolgreichsten ist.
Beide Antworten im Vergleich zeigen auf, ob das Wunschgewicht in etwa übereinstimmt oder ob ein Gespräch über
das erwünschte Gewicht nötig erscheint.
2.Welches Wunschgewicht hat das Kind?
3. Wie geht es dem Kind oder Teenager, wenn andere
Erwachsene das Körpergewicht beurteilen z.B. Arzt,
Großeltern, Verwandte?
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ZUSAMMENHÄNGE VERSTEHEN
1. Aufgabe
Was passiert dann?
Christopher, übergewichtig, hat heute von
der Tante zehn Euro zugesteckt bekommen.
„Kauf dir was Schönes!“, flüstert sie ihm ins Ohr.
Christopher weiß genau, was das für ihn bedeutet:
Fast Food satt. Er weiß, dass seine Eltern sein
Übergewicht im Cola- und Pommes-Konsum
begründet sehen. Sie haben abgemacht, dass
er nur zwei Mal im Monat Fast Food essen soll,
ansonsten gibt es Abzüge beim Taschengeld.
Damit war er einverstanden und die zwei Mal hat
er schon voll. Was wird er jetzt tun? Und warum?
Auflösung siehe Seite 50
12
Eltern, aufgepasst.
Die Rolle der Kinder!
Helfen Sie Ihrem übergewichtigen Kind, dass es folgenden
Zusammenhang versteht: Mein Körper hat überschüssige
Energie als Fett gespeichert und ich muss mir über Essen,
Trinken und Bewegen mehr Gedanken machen als meine
Freunde und Kumpel, die damit kein Problem haben.
Es ist für ein Kind oder Jugendlichen nicht einfach zu
akzeptieren, in dieser Hinsicht „ein bisschen Pech“ zu
haben – vergleichbar mit Kindern, die eine Brille tragen
und auf diese auch immer extra aufpassen müssen. Diese
Verantwortung zu übernehmen braucht natürlich etwas
Zeit und auch einen passenden Zeitpunkt. Von heute auf
Morgen alles richtig zu machen, würde die Möglichkeiten
übersteigen. Das Projekt „Abnehmen“ ist ein langfristiger
Prozess, der nur in kleinen Schritten umgesetzt
werden kann.
Hast Du schon eine Fremdsprache gelernt und weißt, wie
viel Spaß es macht, sich auf Englisch, Französisch oder
Spanisch unterhalten zu können? Zuerst kommen die einzelnen Wörter, dann ganze Sätze und schließlich kannst
Du ganze Geschichten in einer fremden Sprache lesen,
verstehen und sprechen. Eigentlich geht es mit dem
Projekt „Abnehmen“ ganz ähnlich: Man fängt ganz klein
und einfach an und lernt und übt über mehrere Jahre.
Übertragen auf die Ernährung bedeutet das: Nach einer
Weile wirst Du ganz automatisch ein Gespür zum Beispiel
dafür entwickeln, was für Dich OK oder zu viel ist oder
wann Du die bekannten Kalorien-Fallen im Alltag umgehen
kannst. Vergiss nicht, dass es auch schon ein Erfolg ist,
wenn Du Dein Gewicht hältst und nicht weiter zunimmst.
Kinder brauchen die Eltern als „Verbündeten“ im Kampf
gegen die Kilos. Es ist wichtig, dass sie sich, wenn sie
allein nicht weiterkommen oder mit einzelnen Punkten
Schwierigkeiten haben, an Mutter, Vater oder andere
Vertraute wenden. Dabei können sie die Ermutigung
und Unterstützung spüren.
2. Aufgabe
Was passiert dann?
Frühling, die ersten warmen Tage. Jannik (11 Jahre,
übergewichtig) ist mit seinen Freunden unterwegs.
Sie kommen an der Eisdiele vorbei, die gerade wieder geöffnet hat. Peter schlägt vor, Eis zu essen.
Wer eine Kugel kauft, bekommt heute sogar eine
gratis dazu. Jannik hat mit seiner Mutter abgesprochen, in der Eisdiele immer nur eine Kugel zu
nehmen. Aber nun können sich alle Kinder eine
zweite Gratis-Kugel aussuchen. Was macht Jannik?
Warum?
Auflösung siehe Seite 50
13
ZUSAMMENHÄNGE VERSTEHEN
Negative
Therapieeffekte.
Oft unterschätzt: die „negativen Therapieeffekte“.
Jede Behandlung, sei es unter fachkundiger Anleitung
oder in Eigenregie, hat erwünschte positive Auswirkungen. Es besteht aber auch ein Risiko für ungewollte
Nebenwirkungen. Bei Behandlungen ohne den Einsatz
von Medikamenten heißen diese Nebenwirkungen
„negative Therapieeffekte“.
Was beim Abnehmen schiefgehen könnte, hat die AGA
ebenfalls zusammengefasst und warnt vor …
… der Entwicklung von Essstörungen wie Magersucht,
Bulimie oder Esssucht.
… falscher körperlicher Bewegung, die die Gelenke und
den Bewegungsapparat schädigt.
… der psychischen Belastung durch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und dem Körpergewicht.
… vor zu schneller Gewichtsabnahme mit dem Risiko des
Jojo-Effektes, durch den das Gewicht nach kurzer Zeit
wieder steigt.
Wenn Sie das Projekt „Abnehmen“ mit Ihrem Kind angehen, seien Sie sensibel für seine Reaktionen. So weiß
man heute, dass unerwünschte Nebenwirkungen eher
auftreten, wenn die Erwartungen an ein Kind sehr hoch
sind oder die Kinder sich selbst zu hohe Ziele stecken,
die sie nicht erreichen. Warnhinweise können sein: ein
extremes Essverhalten, ein extremes Bewegungsverhalten, ein Rückzug aus dem altersentsprechenden Leben
(kein Interesse mehr für den Freundeskreis, die Clique)
oder auch starke Gewichtsschwankungen durch extreme
Diäten. Scheuen Sie sich nicht, für Ihr Kind eine fachkundige Beratung in Anspruch zu nehmen. Hinweise
dazu finden Sie am Ende des Ratgebers.
Sie und Ihr Kind müssen wissen und akzeptieren,
dass nicht allein die Gewichtsreduktion zählt. Von
einer einseitigen, kalorienreduzierten Diät wird im
Kindes- und Jugendalter eindeutig abgeraten.
3. Aufgabe
Was passiert dann?
Anna (13 Jahre, übergewichtig) muss eine schwierige Englischarbeit schreiben. Am Morgen konnte
sie nichts essen, weil sie zu aufgeregt war und bis
zur letzten Minute Vokabeln gelernt hat.
Die Arbeit wird in der dritten Stunde geschrieben.
In der Pause davor merkt sie, wie ihr Magen knurrt.
Sie hat kein Pausenbrot eingesteckt und läuft
schnell zum Kiosk, um sich einen Schokoriegel
zu kaufen.
Sie isst ihn schnell und fühlt sich satt und fit für
die Klassenarbeit. Natürlich weiß sie, dass Schokolade ein Dickmacher ist. In der Arbeit schreibt sie
eine Zwei. Wie bereitet sich Anna auf die nächste
Arbeit vor? Warum?
Auflösung siehe Seite 50
14
15
ZUSAMMENHÄNGE VERSTEHEN
Was genau
ist Übergewicht?
Der Anteil übergewichtiger Kinder und Jugendlicher steigt
in Deutschland seit 1985 kontinuierlich an. Dies bestätigen alle entsprechenden Untersuchungen und Studien,
die in Deutschland bis heute durchgeführt wurden. Es
ist alarmierend, wenn man eine Vorstellung davon hat,
welche großen Einschränkungen extrem übergewichtige
Erwachsene in ihrem Alltag haben.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht in diesem
Zusammenhang bereits von einer „besorgniserregenden
Adipositas-Epidemie“ in den Industrieländern. Die Adipositas, der Fachbegriff für behandlungsbedürftiges Übergewicht, gilt heute als das am schnellsten wachsende
Gesundheitsrisiko.
16
Wie beurteilen Sie diese Entwicklung? Sind Sie auch in
Sorge? Ab wann ist ein „Pummelchen“ überhaupt zu dick?
Und wie erleben Sie das Übergewicht ihres Kindes? Ist es
eher eine Frage des Aussehens? Oder ordnen Sie es als
Krankheit ein, die möglicherweise weitere Erkrankungen
wie Diabetes, Bluthochdruck, Minderwertigkeitsgefühle
oder Depression nach sich ziehen kann? Bitte versuchen
Sie auch herauszufinden, wie Ihr Kind seine Situation
empfindet.
Ab wann bei einem Kind eine Adipositas vorliegt, steht
im folgenden Kapitel. Zunächst geht es darum, sich selbst
ein Bild vom (Über-)Gewicht und von den Gewichtsveränderungen zu machen. Die Waage ist dafür das beste und
einfachste Kontrollinstrument und außerdem notwendig,
um den Body-Mass-Index (BMI) zu bestimmen. Die Bereitschaft zur Gewichtskontrolle ist erforderlich.
Deine Eltern haben sicher Verständnis, dass das Wiegen
für die meisten Kinder und Jugendlichen sehr unangenehm ist. Wenn Du es schaffst, dich regelmäßig zu wiegen, dann kannst Du auch selbst immer beurteilen, wie
alles so läuft. Versuche das Wiegen stressfrei aber konsequent in Deinen Alltag zu integrieren. Einmal die Woche
wäre ideal. Es darf Dir nicht wie eine Strafe vorkommen,
sondern wie eine sehr wichtige Meldung für dein Projekt.
Wenn man etwas verändern möchte, muss man ja auch
überprüfen, was sich getan hat. Wer sich durch eigene
Kontrollen auf dem Laufenden hält, kann übrigens auch
auf unerwartete Kommentare besser reagieren.
Ebenso wichtig ist, nicht nur den aktuellen Stand auf der
Waage zu betrachten, sondern die Entwicklung der letzten
Wochen, Monate und Jahre zu beobachten. Aufmerksamkeit und Handeln sind vor allem gefordert, wenn das Kind
von seiner bisherigen Entwicklung abweicht und plötzlich
extrem zu- oder abnimmt.
Bei starken Schwankungen des Gewichtes sollte
gemeinsam überlegt werden, ob die Entwicklung
in Ordnung ist oder ob ein ärztlicher Rat und Ernährungsberatung mehr Klarheit bringen würden.
17
ZUSAMMENHÄNGE VERSTEHEN
Beispiel:
Ein 10-jähriger Junge mit dem BMI-Wert 22 hat Übergewicht, ist aber noch nicht adipös.
34
P99,5
32
30
P97
BMI (kg/m2)
28
26
P90
24
P75
22
P50
20
P25
P10
18
P3
16
14
12
Die Bewertung.
Übergewicht wird dann zu einer behandlungsbedürftigen
Adipositas, wenn der Körperfettanteil am gesamten
Körpergewicht dauerhaft erhöht ist.
Bei der Bestimmung dieses Übergewichtes nützt für
Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr der
Body-Mass-Index (BMI) und die Betrachtung der Perzentilkurven. Die Bewertungsskala für Erwachsene ist
nicht anwendbar. Der BMI wird aus dem Verhältnis von
Körpergröße und Körpergewicht abgeleitet und hat sich
weltweit durchgesetzt.
Mit der Größe und dem Gewicht rechnen Sie den
BMI Ihres Kindes aus.
Beispiel: Ein 10-jähriger Junge ist 1,43 m groß und wiegt
45 kg. So ergibt 1,43 x 1,43 zunächst 2,0449. Dann folgt
die Rechnung 45 geteilt durch 2,0449 mit dem Ergebnis
BMI 22. Die Bewertung für Ihr Kind können Sie aus der
Grafik auf der nächsten Seite ablesen. Übergewicht
beginnt ab der Kurve P 90 („Perzentile“*), Adipositas ab
P 97. Der Junge aus dem Beispiel hat also Übergewicht,
ist aber noch nicht adipös.
Body-Mass-Index (BMI) =
18
Gewicht in Kilogramm
Körpergröße x Körpergröße in Metern
Fazit: Wenn der BMI des Kindes zwischen der 90. und 97.
Perzentile liegt, bedeutet das: „Aufmerksam werden und
alles dafür tun, um ein weiteres Zunehmen zu vermeiden!“
Genau in diesem Gewichtsbereich setzt die Vorbeugung
an. Am Ende des Ratgebers finden Sie nützliche Adressen
und Programme, wie zum Beispiel die SAFARI-KIDS für
Kinder von 8 – 12 Jahren.
Liegt das Gewicht über der 97. Perzentile, ist aus gesundheitlichen Gründen eine Gewichtsnormalisierung anzustreben. In erster Linie bedeutet das, nicht weiter zuzunehmen
und weiter wachsen, in zweiter Linie Gewichtsabnahme
durch eine gesundheitsbewusste, ausgewogene Ernährung und mehr Bewegung. Von extremen Diät-Programmen ist aber, wie schon erwähnt, ausdrücklich abzuraten.
Wichtiger Hinweis:
Ernstzunehmendes Übergewicht zeigt sich erst ab dem
dritten Lebensjahr. In den ersten zwei Lebensjahren
kann der BMI über die 97. Perzentile steigen und sich
dann wieder normalisieren. Erreicht das Kind die Kurve
P 99,5 ist ärztlicher Rat wichtig.
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
Alter (Jahre)
Abb. 1: Perzentile für den Body-Mass-Index von Jungen im Alter von 0 bis 18 Jahren
34
32
P99,5
30
28
P97
26
P90
24
P75
22
BMI (kg/m2)
Übergewicht oder Adipositas?
10
P50
20
P25
18
P10
P3
16
14
12
10
*Die Perzentilkurven geben die prozentuale Gewichtsverteilung von Mädchen oder
Jungen eines Jahrgangs wider. Sie werden durch große ärztliche Untersuchungen
ermittelt. Beispiel: Liegt der BMI eines Jungen auf der Kurve P 90, so haben 90 %
der Jungen im gleichen Alter einen niedrigeren BMI, 10 % wiegen im Verhältnis zur
Größe mehr.
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
Alter (Jahre)
Abb. 2: Perzentile für den Body-Mass-Index von Mädchen im Alter von 0 bis 18 Jahren
19
ZUSAMMENHÄNGE VERSTEHEN
Warum
Menschen zunehmen.
Verführerisch schnell, einfach und lecker: Der kleine Snack
zwischendurch hat Hochkonjunktur. Aber wer weiß schon
in dem Moment, dass es 150 g Pommes unterwegs auf
bis zu 22 g Fett bringen? Genauso viel Fett wie 450 g
Backofen-Pommes!
Wenn Menschen mehr essen, als sie tatsächlich brauchen, wird die nicht benötigte Energie im Körper als Fett
gespeichert. Das Fett wiederum verbrennt der Körper,
wenn er sich viel bewegt und die Muskeln aktiv sind.
Bitte überlegen Sie einmal für sich selbst, wie viele Stunden – oder Minuten – am Tag sind Sie in Bewegung? Wie
aktiv sind Sie im Beruf, im Haushalt und in Ihrer Freizeit?
Experten bemängeln: Viele Kinder bewegen sich im Alltag
einfach zu wenig. Studien besagen, dass dicke Kinder
deutlich mehr fernsehen oder am Computer sitzen als ihre
normalgewichtigen Altersgenossen.
Was trifft für Dich zu? Wie lange musst Du in der Schule
still sitzen? Was machst Du am liebsten in den Pausen?
Wie viel Zeit und Power hast Du am Nachmittag noch, um
Sport zu machen oder draußen zu spielen? Was machen
Du und Deine Familie normalerweise am Wochenende?
Meinst Du, es ist richtig, was in den Studien zur Bewegung und Fernsehen erforscht wurde?
20
Warum das Übergewicht in den vergangenen 20 Jahren
so rasant anstieg, hat aber meistens mehrere Ursachen.
Die wichtigsten Faktoren sind:
Bewegen:
JJ Weniger Aktivität wie Radfahren, Sport und Tobereien
JJ Mehr Fernsehen, auch durch das Fernsehen am PC zu
jeder Tages- und Nachtzeit
JJ Mehr Computerspiele, die auch kostenlos online
gespielt werden können
JJ Mehr Internet durch surfen und chatten z.B. bei
Facebook und SchülerVZ
JJ Mehr Wege im Auto, im Bus oder mit der Bahn.
JJ Mehr Angst vor Unfällen im Straßenverkehr, wenn
Kinder Fahrrad fahren
Essen und Trinken:
JJ Hoher Konsum kalorienreicher Lebensmittel, z.B. durch
große und riesige Portionen
JJ Kleine Preise bei Snacks und Softdrinks
JJ Häufigere Verwendung von Fertiggerichten mit geringer
Gemüsemenge
JJ Essen „to go“, unterwegs schnell etwas kaufen und
aus der Hand essen
JJ Ausgefeilte Werbung, die besonders Kinder und
Jugendliche anspricht
JJ Keine geregelten Familienmahlzeiten mehr
Psychologie:
JJ Abbau von Stress und Anspannung durch mehr Essen
JJ Essen aus Frust, Enttäuschung oder Langeweile
JJ Inaktivität aufgrund von Erschöpfung oder Zeitmangel
JJ Nicht um das Gewicht kümmern, weil
„das keiner macht“
JJ Spaß und Genuss sind wichtiger als Gesundheit
Vererbung:
JJ Bestehende Veranlagung zur Gewichtszunahme
JJ Erhöhtes Risiko durch übergewichtige Eltern oder
Großeltern
JJ Hineinwachsen in einen familiären Lebensstil, der
Übergewicht begünstigt (Eltern bewegen sich wenig,
viele kalorienreiche Lebensmittel werden gekauft…)
Grundlegende biologische Veränderungen im Erbgut sind
innerhalb von zwanzig Jahren nicht denkbar und scheiden
als mögliche Ursache aus.
Ihre Sorgen um die Gesundheit Ihres Kindes reichen leider
nicht aus, um alles zu verändern. Bitte besprechen Sie mit
Ihrem Kind, was das Fußballspielen vor dem Haus oder die
belegten Schulbrote mit Gemüse und Obst attraktiv machen kann. Diskutieren Sie, wie bedeutsam die aktuellen
Computerspiele und wie wichtig Süßigkeiten oder
Colagetränke in den Schulpausen sind. Behalten Sie im
Hinterkopf, dass Sie und andere vertraute Erwachsene
der wichtigste und zuverlässigste Motor für die
Motivation Ihrer Kinder sind.
Der Zeitgeist spielt eine große Rolle, auch für das
Gewicht! Sind Kinder und Jugendliche erst im Kreislauf
aus zu viel Essen und Trinken bei gleichzeitig fehlenden
Angeboten in puncto Freizeit, Sport und Spiel angekommen, fällt die Rückkehr zu einem gesundheitsbewussteren
Alltag sehr schwer. Nur „ein bisschen“ am Essverhalten
zu ändern oder sich „einfach“ mehr zu bewegen, wird zu
einer großen Hürde.
Willst Du das Projekt „Abnehmen“ anpacken? Erkennst
Du Lebensmittel, von denen man schnell mal zu viel isst?
Grillwürstchen? Chips? Gummibärchen? Wie wäre es,
wenn Du nebenbei selbst zum Fett- und Zucker-Detektiv
wirst? Dann kannst Du auch allein in Eurer Küche aufspüren, welche Speisen es „in sich haben“. Triff vielleicht mit
Deiner Mutter oder Deinem Vater Absprachen, wann oder
wo bei Euch zum Beispiel keine Schokolade gegessen
werden darf. Meinst Du, Deine Eltern schaffen es, Ihre
Gewohnheiten an Eure Absprachen anzupassen. Schau
bei ihnen und bei Dir selbst ganz genau hin!
21
ZUSAMMENHÄNGE VERSTEHEN
Die Folgen
von Übergewicht.
Ein zu hohes Gewicht ist mit zunehmendem Alter eine
Hypothek auf das spätere Leben. Eltern und Ärzte beobachten, dass aus schweren Kindern häufig auch schwere
Erwachsene werden. Schwere Jugendliche bleiben also
mit großer Wahrscheinlichkeit auch im Erwachsenenalter
übergewichtig – wenn man sich nicht darum kümmert!
Aber Hand aufs Herz: Welche gesundheitlichen Risiken
und Folgen, die aus dem Übergewicht resultieren können,
kennen Sie selbst? Und welche Zusammenhänge kennt Ihr
Kind? Machen Sie unabhängig voneinander einmal den
Test auf der nächsten Seite! Dieses Wissen bietet eine
Grundlage, um ermitteln und entscheiden zu können, wie
dringend und mit welcher Kraft das Projekt jetzt auf dem
Programm stehen soll.
Diesen Test können Eltern und ältere Kinder/Jugendliche
machen. Es geht darum, mit einem Kreuz zu entscheiden,
welche Aussagen stimmen und welche nicht.
Interessant ist besonders, wie viele Einschätzungen bei
Eltern und Kindern übereinstimmen. Gibt es Aussagen,
die überraschen oder vorher nicht bekannt waren? Ein
Gespräch darüber klärt sicher einige Fakten zum Thema
Gewicht und Gesundheit.
22
Übrigens: Alle Aussagen stimmen! Denn die Folgen von
Übergewicht können tatsächlich gravierend und mit viel
Leid und Schmerz verbunden sein.
Haben Sie beobachtet oder wissen, wie Ihr Kind auf die
möglichen Risiken reagiert? Erwachsene – egal ob Eltern,
Lehrer, Ärzte oder Ernährungsberater – wissen sehr wenig
darüber, wie Kinder und Jugendliche das Dicksein erleben.
Neuere Forschung sagt: Wenn übergewichtige Kinder
unter Gleichaltrigen anerkannt sind, spielt das Körpergewicht keine große Rolle und belastet sie im Alltag nicht.
Wenn sie aus anderen Gründen Außenseiter in der Schule,
im Freundeskreis oder in der Familie sind, dann werden Sie
zusätzlich mit ihrem Aussehen geärgert. Natürlich verursacht diese Konstellation eine große seelische Belastung.
Verständnisvolle Hilfe ist dann der einzige Weg.
Was Übergewicht bewirken kann.
Welche dieser Aussagen zum Thema
Übergewicht sind richtig?
Vater/Mutter
Das Herz hat mehr zu tun, weil der Blutdruck
steigen kann.
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
Weil die Blutfettwerte (Cholesterin) steigen, können schon Kinder Arterienverkalkung bekommen.
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
Dicke werden von anderen Kindern und Jugendlichen oft geärgert und gemobbt.
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
Dicke Kinder werden eher zum Außenseiter.
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
Dicke Kinder können sich oft selbst nicht leiden.
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
Übergewicht kann zu Essstörungen führen.
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
Übergewicht kann schon bei Kindern Rückenund Knieprobleme verursachen.
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
Übergewicht begünstigt Gelenkbeschwerden (Arthrose), die eigentlich nur ältere Menschen haben.
FF
stimmt
FF
Stimmt nicht
FF
stimmt
FF
Stimmt nicht
Übergewicht bringt schon bei Kindern den
Stoffwechsel durcheinander und kann sogar
die Entstehung von Gicht begünstigen.
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
Das ist zum Glück sehr selten – aber schon
Teenager können einen Herzinfarkt bekommen,
wenn sie Übergewicht haben.
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
Übergewicht kann schon im Kindesalter Zuckerkrankheit verursachen (Diabetes mellitus) – nicht
nur bei Großmüttern.
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
FF
Stimmt
FF
Stimmt nicht
Kind/Jugendlicher
23
ZUSAMMENHÄNGE VERSTEHEN
Warum ist gerade mein
Kind zu dick?
Wie oft haben Sie sich schon die Frage gestellt, ob sich
das Übergewicht später nicht doch von ganz allein reguliert? Kennen Sie das Gefühl der Gratwanderung zwischen
handeln und abwarten? Wenn man erst einmal anfängt,
dass zu hohe Körpergewicht seines Kindes zu thematisieren, dann ist es nicht selten mit der Unbeschwertheit
vorbei. Dann wollen alle helfen, ihr Kind zum Guten zu
verändern. Aber dabei entsteht das Risiko, dass Ihr
Sohn oder Ihre Tochter selbst nicht mehr das Gefühl hat:
„Ich bin OK, so wie ich bin!“
24
Im Kleinkindalter ist eine pummelige Statur noch kein
Grund zur Besorgnis – obgleich Kinderärzte die niedlichen
Babyspeck-Bilder auf Babygläschen und Kekspackungen
für völlig falsch halten, weil sie suggerieren, der Babyspeck gehöre zu einer gesunden Entwicklung dazu.
Dem ist nicht so.
Wir sind in der Familie alle so!
Oft ist das Zuviel verlockender Speisen nicht der Hauptgrund für die kräftige Statur: Die Neigung Übergewicht
zu entwickeln kann sich auch vererben. Die Gene spielen
eine wichtige Rolle, wenngleich nicht die einzige.
Aber weil Kinder in Schüben wachsen, ist Übergewicht
nur alarmierend, wenn es von Dauer ist. Im Vorschulalter
schießen die Kinder in die Länge und brauchen dafür
die Reserven auf – manches vermeintliche Kilo zu viel
verschwindet also von ganz alleine wieder.
So haben Studien ergeben, dass sich der Body-MassIndex bei eineiigen Zwillingen ähnelt, auch wenn diese
getrennt aufgewachsen sind. Zwar ist das elterliche und
adoptiv-elterliche Vorbild einer gesundheitsbewussten
Ernährung nicht zu unterschätzen. Das Gewicht von adoptierten Kindern weist aber eher Parallelen zum Gewicht
der leiblichen Eltern auf – nicht zu dem der Adoptiveltern.
Das Gleiche spielt sich später noch einmal ab: Im Grundschulalter nehmen die Kinder im Verhältnis zum Längenwachstum schneller an Gewicht zu, strecken sich dann
aber in der Pubertät. Die Perzentilkurven (S. 19) ­verhelfen
zu einer sachlichen Bewertung.
Denn jeder Mensch hat ein biologisches Fettspeicherprogramm geerbt, das für unsere Vorfahren das Überleben
in Zeiten der Not und nach Missernten ermöglichte.
Du kannst Dir wirklich sicher sein: Das Dicksein ist kein
unentrinnbares Schicksal! Wenn Du dieses „schnelle
Zunehmen“ nun mal von Deinen Eltern mitbekommen hast,
musst Du leider mehr auf Dein Essen und Bewegen achten
und dauerhaft gegensteuern. Diesen „Lebensauftrag“
muss man sich natürlich so einfach wie möglich machen
und ein bisschen herumprobieren. Überlege aber unbedingt gleich auch einmal, welche guten Eigenschaften
Du von Deinem Vater, Deiner Mutter und vielleicht auch
von Deinen Großeltern geerbt hast. So eine Liste ist
auch ganz, ganz wichtig.
25
ZUSAMMENHÄNGE VERSTEHEN
Liegt es wirklich nur am Essen?
In keiner Phase des Lebens ist eine gesunde Ernährung
so wichtig wie in der frühen Kindheit und Jugend, weil
der Nährstoffbedarf während des Wachstums
besonders hoch ist.
In diesen Lebensabschnitten werden aber auch
Grundlagen für spätere ernährungsbedingte Krankheiten wie das behandlungsbedürftige Übergewicht,
die Adipositas, gelegt.
Konnten Sie früher beobachten, dass Ihr Kind ohne viele
Worte das nachgemacht hat, was es bei Ihnen gesehen
hat? Dieses Modell-Lernen erleichtert die Erziehung ganz
erheblich und ermöglicht den Kindern diese rasante Entwicklung. Das Nachahmen hält aber nicht davon ab, auch
ungünstige Gewohnheiten der Großen zu übernehmen!
Segen und Fluch in einem und daran anschließend die
Auseinandersetzung mit der unausweichlichen Vorbildfunktion. Das kann schon mal Druck machen oder in der
Familie heftige Diskussionen auslösen.
Deshalb ist es im Grunde notwendig, mit der ganzen
Familie solche Essgewohnheiten einzuüben, die kein
Übergewicht provozieren. Je selbstverständlicher eine
bewusste und gesunde Kost als normales Essen auf den
Tisch kommt, desto leichter fällt es vor allem den jüngeren
Kindern, diesem Vorbild zu folgen. In der Regel erreicht
man mit dieser Klarheit auch weniger Stress ums Essen.
Mehr zu diesem Thema ab Seite 32.
Ich mag keinen Sport
Viele Kinder – aber längst nicht alle – empfinden Übergewicht beim Sport als unangenehm und hinderlich. Sie
halten sich für unsportlich, werden im Sportunterricht als
Letzte gewählt und verlieren dadurch weiter die Lust auf
mehr Bewegung.
Erinnern Sie sich, wie es bei Ihnen früher im Sportverein
zuging? Beim Fußball-Training herrschte ein kameradschaftlicher, aber rauer Ton und nur wer gut war, wurde
bei Punktspielen auf das Feld geschickt. Bei Tanz- und
Ballettgruppen werden auch heute noch enge Trikots
getragen, die jeden Blick auf die Figur zulassen. Beim
Judo müssen die schweren, jüngeren Judoka gegen die
erfahrenen Großen in einer Gewichtsklasse gegeneinander
antreten. Können Sie verstehen, dass Ihr Kind da mutlos
wird? Versuchen Sie Ihrem Kind zu vermitteln: Niemand
wird unsportlich geboren. Auch macht das Dicksein allein
nicht weniger sportlich. Wahr ist: Bewegung ist in jedem
Alter unbedingt wichtig für die Muskeln – und auch mit
jedem Gewicht. Was aber auch wahr ist: Weniger Bewegung und Aktivität bringt mehr Gewicht auf die Waage.
Von euch lass ich mir nichts sagen!
Je jünger die Kinder sind, desto stärker orientieren sie
sich noch an den Eltern und dem familiären Umfeld. Im
Kindergartenalter kommen Einflüsse der anderen Kinder
und der Erzieher hinzu.
Schulkinder treffen mit dem Taschengeld bereits eigene
Kaufentscheidungen. Es wird immer bedeutsamer, was
Freunde essen und welchen Sport sie betreiben. Hinzu
kommt die Werbung: Sie spricht Kinder und Jugendliche
ganz gezielt an und trägt so dazu bei, gezielte Bedürfnisse
zu wecken. Ab zirka zehn Jahren beginnen die Kinder,
ihren eigenen Weg zu suchen. Das ist gut so.
Hast Du schon mal überlegt, etwas ganz anders zu
machen als es bei Euch üblich ist? Zum Beispiel anstatt
sich vor dem Frühstück die Haare zu kämmen, es einfach
mal gar nicht zu machen – den ganzen Tag nicht? Wer
sagt schon, dass das, was Deine Eltern für richtig halten
auch tatsächlich richtig ist. Klar muss man da mal Sachen
ausprobieren! Sei überzeugt, Du wirst da auch gute Ideen
finden – auch in den Bereichen Essen und Bewegen.
Es besteht in dieser Zeit des Erwachsenwerdens ein
erhöhtes Risiko, dass Gewichtsprobleme in eine
Essstörung münden. Insbesondere bei Mädchen gilt die
Pubertät auch als ein kritisches Alter für die Entstehung
von Übergewicht und Magersucht. Trotzdem ist es ein
wichtiger Prozess, den Kindern und Teenagern Stück für
Stück die Eigenverantwortung deutlich zu machen, die
sie für sich und ihren Körper haben.
4. Aufgabe
Was passiert dann?
Neulich ist David (9 Jahre, übergewichtig) richtig
schlecht geworden, nachdem er auf der Geburtstagsfeier seines besten Freundes abends Fladenbrot, Gemüsesticks und Dip gegessen hatte.
Die ganze Nacht hat er sich im Bett gewälzt und
musste sich später noch übergeben. Seiner
Schwester Sophie (12 Jahre), die nicht auf
dem Geburtstag war, ging es genauso schlecht.
Beim nächsten Geburtstag können die Kinder
abends zwischen Kartoffelsalat, Gemüsesticks,
Würstchen, Fladenbrot und Ketchup wählen.
Was isst David? Warum?
Auflösung siehe Seite 50
26
27
VERÄNDERUNGEN ANGEHEN
Die „differenzierte
Indikation“.
Was hilft denn nun?
Nach vielen Gedanken über die Situation und die Entwicklung ihres Kindes, stellt sich natürlich die Frage: Was
hilft uns denn nun? Den überflüssigen Pfunden zu Leibe
zu rücken ist aus gesundheitlicher Sicht Vorbeugung und
Behandlung zugleich. Radikale Abspeckkuren haben sich
jedoch nicht bewährt. Heute setzen Experten auf mehrschichtige Therapieprogramme. Am Anfang steht deshalb
die schwierige Entscheidung: Welche Unterstützung
braucht mein Kind? Was brauchen wir als Eltern? Können
wir das in der Familie noch allein regeln oder ist fremde
Hilfe sinnvoll? Reicht vielleicht ein einzelnes Beratungsgespräch oder scheint eine fachkundige Begleitung
über ein Jahr oder länger die beste Lösung zu sein?
Folgende unterschiedlichen Angebote stehen dabei
gleichberechtigt nebeneinander.
I. Umsetzung eines Programms in Eigenregie.
Der Fachhandel bietet zahlreiche Ratgeber und Ernährungsfahrpläne speziell für Kinder und Jugendliche.
Achtung bei Versprechen über einen schnellen Erfolg!
Wer schnell an Gewicht verliert, nimmt es meist ebenso
schnell wieder zu. Worauf es bei der dauerhaften Umstellung der Ess- und Trinkgewohnheiten wirklich ankommt,
lesen Sie auch auf Seite 36.
Empfehlenswert ist zum Beispiel das Buch „Wie Ihr Kind
abnehmen kann“ von Sonja Mannhardt, herausgegeben
von den Verbraucherzentralen. Es enthält ausführliche
Tipps und Hilfestellung, um im Alltag ein Bewusstsein für
Essen, Lebensmittel, Trinken und Essmenge zu bekommen.
Außerdem bekommt man Anregungen für ein sinnvolles
Freizeitverhalten.
II. Individuelle Ernährungsberatung.
Viele Ernährungsberater bieten vor Ort einzelne oder gemeinsame Beratungen für Eltern, Kinder und Jugendliche
an. Teilweise arbeiten Kinderärzte auch mit Ernährungsberatern zusammen und können Kontakte vermitteln.
In der persönlichen Einzelberatung geht es um die Gestaltung des Alltags und die konkrete Unterstützung, die
Eltern ihren Kindern geben können. Insbesondere wenn
vor Ort alternative Angebote fehlen, ist die Ernährungsberatung ein guter Einstieg.
28
III. Erziehungsberatung.
In manchen Fällen bleibt eine Ernährungs- und/oder
Bewegungsumstellung erfolglos, wenn die Ursachen
für das Übergewicht im familiären Miteinander liegen –
gegen „Kummerspeck“ kann das Verhaltenstraining
„Essen und Bewegen“ nicht helfen.
Hier setzt die Erziehungsberatung an, die vor Ort in
vielen Mutter-Kind-Zentren oder in den Gesundheitsoder Jugendämtern der Stadtverwaltung angeboten
wird. Nähere Auskünfte erhalten Sie auch bei Ihrem
Kinder- oder Jugendarzt.
Im Kontakt mit der Erziehungsberatung kann sich heraus
kristallisieren, dass eine Psychotherapie für die Familie
oder das Kind eine Wendung bringen könnte. Auch
Angebote von Gruppen mit anderen Betroffenen sind
so zu finden.
IV. Ambulante Programme.
Bundesweit werden zahlreiche ambulante Therapieprogramme angeboten, die über mehrere Monate in kleinen
Gruppen die Verhaltensänderungen im Alltag trainieren
und festigen wollen. Gute Programme decken die Themen
Essen, Bewegen und psychosoziales Befinden ab. Die Einbeziehung der Eltern sollte unbedingt vorgesehen sein.
V. Stationäre Maßnahmen.
Auch Kur genannt: Um den Pfunden zu Leibe zu rücken,
verbringen Kinder und Jugendliche mindestens vier
Wochen in einer speziellen Einrichtung (Kurhaus, Kurheim, Klinik), die ihren Schwerpunkt in der Behandlung
von Übergewicht/Adipositas setzt. Die Kinder/Jugendlichen fahren meist ohne ihre Eltern. Es gibt ein intensives Schulungsangebot und attraktive Freizeitangebote.
Exklusiv für ihre Versicherten bietet die DAK-Gesundheit
eine nach den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft
entwickelte Maßnahme in ihrer Fachklinik „Haus Quickborn“ auf Sylt an. An den sechswöchigen Aufenthalt
der Kinder und Jugendlichen schließt sich ein Begleitprogramm für zu Hause an, das den langfristigen
Erfolg sichern hilft. Hier werden Kinder und Eltern
gemeinsam betreut.
Lassen Sie sich gern in Ihrem Service­zentrum der
DAK-Gesundheit beraten, welche Möglichkeiten es für
Sie und Ihr Kind gibt. Hier erhalten Sie auch Adressen von
anerkannten Ernährungsberatern/innen und erfahren, an
welchen Kosten sich die DAK-Gesundheit beteiligen kann.
29
VERÄNDERUNGEN ANGEHEN
In kleinen Schritten
zum Erfolg.
Mit „10 Kilo weniger in vier Wochen“ – und das auch noch
dauerhaft – darf eigentlich niemand rechnen. Zu gerne
würden die Experten dieses geheime Erfolgsrezept vorstellen. Aber es existiert nicht. Die Erfolgsperspektive bei
der Behandlung von Übergewicht heißt vielmehr: Kleine
Erfolge erkennen und schätzen! Wichtig: Der Erfolg lässt
sich dabei nicht allgemein ermitteln, sondern muss bei
jedem Kind individuell bewertet werden.
Was für den einen ein großer Erfolg ist, ist für den anderen schon lange selbstverständlich und nicht der Rede
wert. Deshalb ist ein erreichter Erfolg auch nicht nur die
Anzeige auf der Waage, sondern die Verbesserung der
Alltagsgewohnheiten in Bezug auf Bewegung und Essen.
30
Gute Angebote (Kuren, Schulungen, Programme) sind
teuer und aufwendig und müssen auch stets auf ihren
Erfolg hin geprüft werden. Nicht das Angebot allein kann
beweisen, dass es funktioniert. Nur die Erfahrungen und
Ergebnisse der beteiligten Familien können zeigen, ob das
Konzept stimmt.
Kannst Du verstehen, dass ein Angebot nicht FÜR Dich
und Deine Eltern gemacht wird, sondern am besten
gelingt, wenn sich Pläne und Ideen MIT Euch zusammen
entwickeln lassen. Die Ernährungsberater, Ärzte oder
Psychologen sind wichtige Helfer, um die kleinen Erfolge
sichtbar zu machen. Untersuchungen und Fragebögen,
auch noch nach offiziellem Abschluss, gehören aus
diesem Grund dazu.
Was können Eltern tun?
Auch ohne die Absprache mit Ihrem Kind, können Sie
unterstützen. Zum Beispiel:
JJ Beobachten Sie die Gewichtsentwicklung längerfristig
und notieren Sie das Gewicht in einer Tabelle
oder Kurve
JJ Leben Sie das vor, was Sie auch von Ihrem Kind
erwarten. So testen Sie gleichzeitig die Machbarkeit
all der gut gemeinten Vorschläge
JJ Hinterfragen Sie Werbung und Verkaufsstrategien
für Lebensmittel sehr kritisch
JJ Versuchen Sie beim Projekt „Abnehmen“ immer auf
Augenhöhe mit Ihrem Kind zu sprechen. Ins Gespräch
kommen und im Gespräch bleiben vermittelt Ihrem
Kind Unterstützung
JJ Üben Sie keinen Druck aus. Aber versuchen Sie
Verantwortung angemessen zu übertragen, ohne
zu überfordern
Richtig essen – aber wie?
Die gesunde Ernährung ist insbesondere im Kindes- und
Jugendalter wichtig, weil der Nährstoffbedarf im Verhältnis zum Körpergewicht relativ hoch ist. Es geht also nicht
darum, weniger – sondern das Richtige zu essen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat in der
Broschüre „Das beste Essen für Kinder“ die Ernährungsempfehlungen sehr anschaulich zusammengestellt. Sie berücksichtigen einerseits die Umsetzbarkeit im Alltag, den
Spaß am Essen und andererseits auch die Nährstoffzufuhr
im Hinblick auf die Vermeidung ernährungsbedingter
Krankheiten.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl empfehlenswerter
Bücher und Broschüren zum Thema Kinderernährung. Eine
Auswahl ist auf Seite 49 aufgeführt.
31
VERÄNDERUNGEN ANGEHEN
Drei Regeln sind ausreichend.
Die Grundlagen sind denkbar einfach. Maßgeblich sind
drei Regeln für die Lebensmittelauswahl. Diese lauten:
Sparsam genießen.
Fettreiche Lebensmittel, Snacks und Süßwaren.
Mäßig und regelmäßig.
Tierische Lebensmittel wie Milch, Milchprodukte, Fleisch,
Fisch und Ei.
Gerne zugreifen.
Pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Brot, Kartoffeln, Nudeln, Reis und Getränke.
Gute Unterstützung für Ihr Kind bedeutet zum Beispiel:
Die drei Regeln auch in der Zubereitung der Familienmahlzeiten aufzugreifen. Hätten Sie gewusst, dass ein
Croissant so viel Fett enthält wie 23 normale Brötchen?
Zum Brötchen zu greifen, wenn Croissants daneben
liegen ist auch für Erwachsene eine unheimlich
schwere Aufgabe.
Für alle ist es am einfachsten, wenn in der Familie alle das
gleiche Essen und im Kühlschrank nicht der Magerjoghurt
für Ihr übergewichtiges Kind neben dem Vollmilchjoghurt
für den Rest der Familie steht. Gemüse zum belegten Brot
sind kein Diät-Programm, sondern für alle gesund.
Was könnten Kinder und Jugendliche schaffen?
Nimm Dir Zeit, um mit Deinen Eltern gute Ideen auszutüfteln und probiere immer mal etwas Neues aus.
Hier kommen ein paar Ideen:
JJ
Iss das Gemüse und Obst, wenn Du es in Deiner Schulbrot-Dose findest
JJ
Hol Dir kühles Wasser aus der Leitung, wenn du großen Durst hast
JJ
Freu Dich, dass Du gute Zähne hast, um auch die Kanten vom Brot und grobes Brot zu kauen
JJ
Schau Dir verpackte Lebensmittel an und suche den Fett- und Zuckergehalt in der Tabelle
JJ
Probiere genau, welche nicht so fetten Wurstsorten Dir auch schmecken
JJ
Ganz wichtig ist auch: Das maßvolle Naschen muss
erst geübt werden. Nicht Verbote nützen, sondern
gut schmeckende Alternativen und das sichere
Einschätzen von passenden Portionen. Hilfreich ist
auch, wenn kalorienfreie oder -arme Getränke wie
Mineralwasser, Saftschorlen und Früchte- oder
Kräutertees standardmäßig bereit stehen!
32
JJ
JJ
JJ
Stell Dir möglichst oft die Frage: „Habe ich jetzt gerade wirklich Hunger? Oder nur Appetit?
Oder ist es nur Durst?
Versuche Essen und andere Beschäftigungen voneinander zu trennen,
damit Du Deine Portion besser wahrnehmen kannst
Erprobe, welche Kleinigkeiten Du Dir in der Küche auch schon mal selbst zum Essen fertig machen kannst
Wenn du doch einmal z.B. vor dem Fernseher isst, mache Dir vorher Portionen,
um nebenbei nicht einfach immer weiter zu essen
33
VERÄNDERUNGEN ANGEHEN
Ernährungspyramide
der DAK-Gesundheit
Zum Verfeinern
Zum maßvollen Genuss
Idee nach: aid-Ernährungspyramide, Idee: S. Mannhardt; www.aid.de
Zum Sattessen
34
Zum Genießen
Süßes, fette Snacks, Limonaden
Koch-, Brat- und Streichfette
Milch und Milchprodukte,
Fleisch, Fisch, Ei, Wurst
Brot und Beilagen
Obst und Gemüse
Zum Durstlöschen
Mineralwasser,
Saftschorlen, Früchtetee
35
VERÄNDERUNGEN ANGEHEN
Essen und Trinken
nach der Pyramide.
JJ
JJ
JJ
JJ
JJ
JJ
JJ
JJ
36
Die einzelnen Kästchen der Pyramide sind die Portionen
für den Tag
Der rote Rand bedeutet:
3 x genießen mit Süßigkeiten, Softdrinks oder
salzigen Snacks. Und Mahlzeiten zubereiten mit
einer Portion Öl und Streichfett
Der gelbe Rand bedeutet:
4 x essen für die Muskeln und den Körper mit Milch
und Milchprodukte, Fleisch, Wurst, Fisch und Ei
Der grüne Rand bedeutet:
9 x erfrischen und satt essen mit Brot, Kartoffeln,
Reis, Nudeln, Gemüse und Obst
6 x Durst löschen mit Mineral-, Trinkwasser,
Saftschorlen, Kräuter- und Früchtetee
5. Aufgabe
Was passiert dann?
Sarah (10 Jahre, übergewichtig) bekommt von
ihrer Mutter immer ein gesundes Pausenbrot mit.
Normalerweise isst sie es auf, denn sie weiß, dass
das gute Sattmacher und keine Dickmacher sind.
Neulich hat eine Klassenkameradin für alle Kinder
Salzstangen und Brezeln mitgebracht, so dass
Sarah ihr Pausenbrot nicht mehr essen mochte.
Zuhause bemerkt Sarahs Mutter die volle Brotdose
und schimpft, dass sie irgendetwas anderes
gegessen hat: „Du weißt doch, dass Süßigkeiten
dick machen. Wozu mache ich mir jeden Morgen
die Mühe!“ Wie fühlt sich Sarah? Was macht sie
beim nächsten Mal? Warum?
Auflösung siehe Seite 51
Abnehmen ohne Druck.
Freie Entscheidungen statt starre Regeln – das ist der
Grundstein für den Erfolg. Denn bereits für die Kleinen und
erst recht für Jugendliche gilt: Veränderungen sind nur
dann langfristig, wenn Spielräume zur freien Gestaltung
bleiben. Tagesform oder Stimmung sind mitentscheidend
für das Essverhalten.
Üben Sie für sich selbst – oder gleich zusammen mit Ihren
Kindern – vor dem Essen folgende Frage ein: „Wie groß
ist mein Hunger?“ oder auch „Spüre ich gerade richtigen
Hunger im Bauch oder ist es eher (nur) Appetit auf etwas
ganz Bestimmtes? Mit der Antwort erklärt sich dann
eigentlich die passende Portionsgröße. Am Ende passt
dann die Frage: „Wie satt fühle ich mich?“ Diese Wahrnehmung von Hunger und Sättigung ist eine langfristige
Trainingsaufgabe, die aber eine sehr positive
Wirkung verspricht.
Viele Menschen essen gar nicht, weil sie Hunger haben,
sondern aus Gewohnheit oder unter großer Anspannung.
Das kann passieren, wenn das spannende Computerspiel
oder die schwierige Arbeitsaufgabe sämtliche Nerven
kostet. Manchen hilft eine kurze Unterbrechung, um die
Entscheidung für oder gegen das Essen bewusster treffen
zu können. Gerade das unkonzentrierte „Nebenbei-Essen“
vor dem Fernseher, dem Computer oder bei der Arbeit ist
eine häufige Quelle für überzählige Kalorien.
Kennst Du diese beschriebenen Situationen? Hast Du
Deine Eltern schon e­ inmal beobachtet, ob sie in solche
„Zu-Viel-Futter-Fallen“ hineintappen? Kommt es vor, dass
sie ihr Essen in Ruhe und am Tisch genießen können?
Vielleicht müsst Ihr das alle zusammen mal eine Zeit
lang ausprobieren, wie das „Essen nach der Pyramide“
am leckersten hinzubekommen ist.
Essen ist etwas sehr Schönes und soll jedem Freude
und Genuss bereiten. Auch die Experten wissen heute:
„Gesund ist gut – lecker ist besser!“ Da lässt sich
aber etwas machen.
37
VERÄNDERUNGEN ANGEHEN
Motivation
und Einstellung.
Was können Eltern noch tun?
Zusammen arbeiten ist ganz anders als miteinander ein
Gespräch führen. Einen Versuch ist es wert, dass Sie Ihr
Kind in die Zubereitung des Essens einbeziehen. Seien Sie
neugierig und mutig, was so gemeinsam entsteht – eventuell auch ein unerwartetes Gesprächsthema.
Was halten Sie von einem Familienrat über Fleisch,
Gemüse und Getränke? Erfahrungsgemäß gehen die Meinungen, wovon man wie viel haben möchte oder braucht
weit auseinander. Das muss am besten mal gemeinsam
ausdiskutiert werden.
Ermutigung wirkt immer, ein Lob beflügelt, nach Anerkennung sucht auch – und besonders – Ihr übergewichtiges
Kind. Schauen Sie in Ruhe, auch zusammen mit anderen
vertrauten Erwachsenen, welche Wertschätzung Ihr
Kind verdient. Großzügigkeit hat hier einen ganz
hohen Stellenwert.
Bewegung tut gut.
6. Aufgabe
Was passiert dann?
Früher, vor drei bis vier Jahren, war es immer so,
dass Vater eine besonders lange Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen hat, wenn Frederik und Paul
ganz schnell Abendbrot gegessen und sich schnell
für die Nacht fertig gemacht hatten. Wie essen die
Kinder (­Frederik, 7 Jahre, dünn, und Paul, 9 Jahre,
pummelig) jetzt ihr Abendessen? Warum?
Auflösung siehe Seite 51
Viele Menschen stimmen dieser Aussage sofort zu.
Und für viele hat Sport einen festen Platz in ihrem
Alltag. Andere Menschen haben Bewegung noch
nie als wohltuend erlebt.
Wie schätzen Sie Ihr Kind ein? Kann es überall gut
mitspielen und mithalten? Bewegt es sich behäbiger
und kommt schneller aus der Puste? Was erzählt es
vom Sportunterricht in der Schule? Wie sind die
Lehrer und Trainer?
Bewegung ist nicht dasselbe wie Sport! Auch wer mit
Sportunterricht und Vereinssport keine guten Erfahrungen
macht, kann die Vorteile von Bewegung für sich nutzen.
Der Schlüssel: Ein bisschen mehr Aktivität im Alltag
fördert schon die Muskelarbeit und damit den Kalorienverbrauch. Natürlich muss man so lange suchen, bis
man etwas gefunden hat, wo die Bewegung Spaß
macht oder wenigstens nützlich ist.
Woran denkst Du bei dem Stichwort „Aktivität im Alltag“?
Alles was jetzt folgt, passt gut als Idee zu Deinem Projekt
„A“ (= A wie Abnehmen, Aktivität und Alltag): Treppe statt
Rolltreppe, Schulweg mit dem Fahrrad (bis zu 5 x pro
Woche!), Rasenmähen oder Gassi gehen (für mehr
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Taschengeld?), Fußball statt Computerraum in der
Schulpause, mit dem Fahrrad zu den Freunden und zum
Shoppen, tanzen statt chillen. Wusstest Du, dass sportliche, muskulöse Menschen auch faul auf dem Sofa mehr
Energie verbrauchen? Weil viele Muskeln viel Energie
verbrauchen, auch wenn sie ruhen.
Wichtige Denkrichtung: Muskeln brauchen
Bewegung, sonst verkümmern sie.
Was können Familien tun?
Um zu ermitteln, was in Ihrer Familie viel oder wenig
Bewegung ist, könnten Sie eine Bestandsaufnahme
machen: Jedes Familienmitglied ermittelt seine
tägliche Bewegungszeit – dann wird verglichen!
Weil unerreichbare sportliche Ziele extrem demotivieren,
suchen Sie gemeinsam vorsichtig nach realisierbaren
Aufgaben. Dann folgt das Ausprobieren und Variieren!
Die Sammlung von persönlichen Bewegungspunkten
an einer gemeinsamen Pinnwand, kann ein lockeres
Familien-Ranking ergeben und anspornen, in der
nächsten Woche einen Platz besser zu sein.
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Nichts ist unmöglich.
Alle Ratschläge sind nur so gut, wie sie im täglichen
Leben praktikabel sind. Spätestens, wenn das Essen
nicht schmeckt, hat der klügste Mahlzeitenplan sein Ziel
verfehlt. Spätestens, wenn ein Kind mit dem Fahrrad im
Straßenverkehr Ängste entwickelt und sich unsicher fühlt,
wird wieder der Bus genommen.
Weniger ist mehr! Nach diesem Motto können Eltern die
Ziele zur Gewichtsentwicklung ihres Kindes formulieren.
Lieber erst mal kleine Schritte über einen größeren
Zeitraum umsetzen, als vorschnell etwas Neues und
Schwieriges erfolglos zu probieren.
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Verhalten ist veränderbar.
Aber es dauert lange! Es hat zum Beispiel Jahre gebraucht, Kindern das Fahrradfahren nur mit dem Helm zu
erlauben, der vor schweren Unfallfolgen schützt! Früher
hatte kein Kind einen Helm auf dem Kopf. Heute nahezu
jedes, sogar unter den Erwachsenen steigt die Zahl der
Helmträger – langsam!
Sind Sie sich sicher, dass Ihr Kind alle Fähigkeiten erlernt
hat, die es für ein „gesundes“ Verhalten braucht? Wie
stark ist Ihr Kind zu Veränderungen motiviert? Wie lässt
sich die Motivation stärken, ohne für kleine Erfolge immer
gleich große Geschenke zu machen? Seien Sie sicher, dass
die Anzeige auf der Waage, die Motivation nicht erzwingen kann. Motivation wird durch das Gefühl gestärkt, auf
dem richtigen Weg zu sein, kleine Erfolge zu erkennen
und dafür Lob zu erhalten.
Es ist schwer zu entscheiden, welcher Zeitpunkt richtig ist, um das Projekt in der Familie zu starten. Sicher
sind die Kinder- und Jugendärzte oder die Schulärzte
die ersten, die die Grenze zum behandlungsbedürftigen
Übergewicht erkennen. Manchmal sind es auch die Eltern,
die die körperliche Entwicklung des Kindes mit Sorge
beobachten. Sehr sensibel ist der Punkt, an dem ein
Kind oder Jugendlicher zustimmt, dass Thema
„Abnehmen“ auf die Tagesordnung zu setzen.
Weißt Du eigentlich genau, was Du willst? Was stört und
bedrückt Dich am meisten? Hast Du selbst eine Idee, wer
oder was Dir am besten helfen kann? Wie bereit bist Du,
Veränderungen eine bestimmte Zeit lang auszuprobieren?
Kannst Du mithelfen, diese Veränderungen zu erforschen
und sie auf ihre Umsetzbarkeit zu prüfen? Lass Dich nicht
entmutigen: Schlägt eine Methode fehl, probiert Ihr
eine neue.
7. Aufgabe
Was passiert dann?
Heute kommen die Großeltern zu Besuch. Die
Schwestern Hanna (5 Jahre, dünn) und Julia (8 Jahre, pummelig) stehen schon am Fenster. Sie freuen
sich, weil Oma und Opa immer etwas mitbringen
– meistens etwas Süßes. Und tatsächlich, auch
heute gibt es wieder eine Tafel Schokolade für
jeden. „Aber esst nicht gleich alles auf, sonst
bekommt ihr Bauchschmerzen!“, mahnt der Vater.
Beide Mädchen gehen strahlend in ihr Zimmer.
Was machen sie dort? Warum?
Auflösung siehe Seite 51
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VERÄNDERUNGEN ANGEHEN
Alltagsstreit ums Essen
und Bewegen umgehen.
Klare Grundsätze, hilfreiche Orientierung.
Geduld, Toleranz und auf Einsicht und Harmonie setzen.
Das klingt wunderbar. Leider sieht die Realität öfter mal
anders aus. Es ist ganz normal, dass Teenager sich nicht
gern alles sagen lassen. Sie entwickeln auch die Fähigkeit, immer besser für ihre Anliegen zu argumentieren!
Lesen Sie hier einige typische Alltagssituationen, auf
die Sie sich einstellen sollten und für die Sie familiäre
Grundsätze oder Kompromisse finden müssen.
„Gemüse mag ich nicht!“
Wer kennt dafür den Grund? Es lohnt sich, nach einer
genauen Erklärung zu fragen. Vielleicht geht es nur um
eine andere Gemüsesorte oder die Zubereitungsart, zum
Beispiel in Kombination mit anderen Lebensmitteln, mit
leckeren Gewürzen oder einer leichten Soße.
Fragen Sie nicht nur nach Ja oder Nein, sondern auch
nach dem Warum und dem Wie!
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„Täglich nur eine Stunde Computer spielen ist
doch viel zu kurz!“
Ein Problem oder eine Aufgabe am Computer zu lösen
oder im Internet etwas zu finden kann schnell mehr als
eine Stunde dauern! Es scheint heutzutage mit der enorm
schnellen Entwicklung der Technik besonders schwierig zu
sein, die passende Computerzeit festzulegen. Eltern müssen dafür wissen, was die Kinder am Bildschirm machen:
Filme sehen? Online-Spielen? Recherchieren? Programmieren? Kommunizieren? Schularbeiten machen? Zeitung
lesen? 10-Finger-Schreiben-Lernen? Musik hören?
Lassen Sie sich zeigen, was Ihr Kind alles kann. Unterscheiden Sie Pflichtaufgaben von Freizeitbeschäftigungen
und vereinbaren Sie dann eine realistische „WochenComputer-Spiel-Zeit“, die sich Ihr Kind selbst einzuteilen
lernt. Für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem PC
müssen Eltern und Kinder erst einmal gemeinsame, aber
flexible „Spielregeln“ entwickeln, denn langfristig zählt
hier die Befähigung zur Selbstkontrolle.
„Kann ich noch etwas Süßes haben?“
Diese Frage ist die wohl strittigste überhaupt. Oft folgt:
„Du hast für heute schon genug!“ und „Ich will aber noch
mehr! Nur ein ganz kleines Stück“. Wer hat da eigentlich
den Überblick? Die Ernährungspyramide beschreibt die
Häufigkeit (= 1 x am Tag) und die Hand beschreibt die
Menge (= 1 Hand voll oder 1 Glas voll). Klare Grundsätze
ersparen endlose Diskussionen.
Helfen Sie Ihrem Kind, dieses Maß einzuhalten, indem
Sie es selbst so vorleben. Akzeptieren Sie in Ihrer Familie,
dass Sie es in diesem Punkt strenger nehmen müssen als
viele Familien in Ihrem Umfeld. Aber die eine Süßigkeit am
Tag könnte dadurch auch ein absoluter Genuss werden.
„Alle dürfen Cola und Limo, das will ich auch!“
Es spricht nichts dagegen nur einmal am Tag ein Glas Cola
zu trinken. Allerdings machen es die „to-go-Angebote“
(z.B. ½ l Liter-Flaschen, der Jumbo-1-l-Becher im Kino und
das 1,5-l-Sonderangebot) extrem schwer, es bei nur einem
Glas zu belassen. Untersuchungen weisen darauf hin, dass
auch gerade die getrunkenen Kalorien für das zunehmende
Übergewicht in der Bevölkerung verantwortlich sind. Das
darf man nicht außer Acht lassen und muss konsequent
gegensteuern.
Wasser ist der Durstlöscher Nr. 1! Das kann man in der
Familie besser vorleben, wenn kein Softdrink-Vorrat zu
Hause ist. Wann ist es Ihrem Kind besonders wichtig,
diese zuckerreichen Getränke zu wählen? Versuchen
Sie gemeinsam die Situationen zu unterscheiden: Ist
es das „Mithalten“ in der Clique oder Langeweile am
Nachmittag? Wie lässt sich daran etwas ändern?
Ein Liter Limonade hat die Kalorien von gut zwei
Tellern gekochter Nudeln.
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„Euer Essen schmeckt mir nicht. Dann esse ich
lieber gar nichts!“
Manche Kinder und Jugendlichen leben in zwei (Ess-)
Kulturen: Die Schule und der Freundeskreis mit deutschen
Gerichten und zuhause die Küche des Herkunftslandes
der Familie. Die Familienmahlzeiten zu meiden kann zur
Folge haben, unterwegs und unregelmäßig mit Süßigkeiten und Fast Food den Hunger zu stillen. Es fällt den
Jugendlichen schwer, sich zu entscheiden oder ihren
eigenen Ernährungsstil zu finden.
Welche konkreten Verbesserungsvorschläge können Sie
Ihrem Kind entlocken? Könnte die Ablehnung auch mit der
Essensatmosphäre oder der Tageszeit zu tun haben? Versuchen Sie, über die geäußerte Entscheidung ins Gespräch
zu kommen, auch wenn Sie betroffen sind, dass Ihr Essen
abgelehnt wird. Vielleicht findet Ihr Sohn oder Ihre Tochter
selbst eine Alternative, die ebenso gesund und sättigend
ist? Zur Entwicklung des eigenen Essstils hilft es zuzulassen, dass Ihr Kind sich eigenständig etwas anderes in der
Küche zubereitet. Dann aber trotzdem zeitgleich gemeinsam mit Ihnen am Familientisch isst.
„Ich brauche Geld, wir wollen nachher
Döner essen!“
Mit der Clique Döner essen ist „Kult“. Was die Freunde
machen ist angesagt, da muss ein Jugendlicher dazu
gehören. Die Atmosphäre im Fast Food-Restaurant
trifft den Geschmack der Jugendlichen, genauso
wie das angebotene Essen.
Kommt das oft vor oder ist dieser Wunsch eine Ausnahme? „Auf die Kombi kommt es an!“ Tüfteln Sie mit
Ihrem Kind einen Wegweiser durch den Fast-FoodDschungel, der vor dem Zunehmen schützt. Die FastFood-Ketten bieten inzwischen auch ein paar leichte
Alternativen. Setzen Sie darauf, dass Ihrem Kind das
Dabeisein wichtiger ist als die Auswahl spezieller
Produkte.
All diese Beispiele machen deutlich, dass Geduld,
Verständnis, Zuversicht, Fantasie und Zeit gefragt
sind. Genau das wird auch von den Angeboten
der Kurheime, Kliniken und ambulanten Anbieter
praktiziert und gefordert.
Die Vielfalt der Themen macht deutlich, wie mühevoll
Erfolge zu erzielen sind – sowohl in der Familie als auch
in den Gruppenangeboten. Klar ist: Adipositas lässt sich
nicht mit Medikamenten behandeln, sondern nur mit
einfühlsamer Zuwendung aller Erwachsenen im Umfeld
des übergewichtigen Kindes.
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VERÄNDERUNGEN ANGEHEN
Der 10-Schritte-Plan
der DAK-Gesundheit.
Kaum ein Thema ist so komplex wie das des Übergewichts: Das seelische und körperliche Befinden spielt
dabei eine Rolle und es reicht bis hin zu gesundheitlichen
Aspekten, die sich vielleicht erst im Erwachsenenalter
zeigen. Schnell könnte Ihr Kind überfordert sein. Gehen
Sie deshalb am besten langsam und schrittweise vor –
dabei soll Ihnen unser DAK-10-Schritte-Plan helfen.
Schritt 1
Messen und wiegen Sie Ihr Kind selbst in größeren
Abständen beziehungsweise lassen Sie es sein Gewicht
selbst kontrollieren. Der Mindestabstand zwischen
den Messungen beträgt eine Woche. Notieren Sie die
Ergebnisse.
Schritt 2
Berechnen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind den BodyMass-Index (BMI, Anleitung Seite 18 und 19) und bewerten Sie das Körpergewicht mit Hilfe der Perzentilkurven.
Schritt 3
Bei einem BMI im Bereich über der 90. „Perzentile“ ist
Aufmerksamkeit geboten. Beraten Sie sich mit dem
Kinder- und Jugendarzt, ob Handlungsbedarf besteht.
Schritt 4
Suchen Sie nach den möglichen Ursachen für das Übergewicht. Die folgende Liste liefert Ihnen dafür wichtige
Anhaltspunkte:
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Wie beurteilen Sie
ganz pauschal
die Situation?
Meinung
der Eltern
Meinung
des Kindes
Trifft
zu
Trifft
zu
Trifft
nicht zu
Trifft
nicht zu
Wenig Bewegung
Viel Fernsehen
Viel Computer und
Internet
Viel motorisiertes
Fahren
Viele süße Getränke
Häufig Fast Food
unterwegs
Einkauf von Lebensmitteln aus der
Werbung
Viele Fleisch- und
Wurstprodukte
Wenig Freunde
Gewichtszunahme
erfolgt stets schnell
Übergewicht bei
Vater und/oder
Mutter
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ANHANG
Schritt 5
Hinterfragen und beobachten Sie das Verhalten in der
Familie und das Ihres Kindes. Ermitteln Sie alle Faktoren,
die Übergewicht begünstigen. Entscheiden Sie alle zusammen, welche Verbesserungen Sie ausprobieren wollen.
Berücksichtigen Sie auch, welche Motivation Sie und Ihr
Kind überhaupt haben, um eine Gewichtsnormalisierung
zu erreichen.
Schritt 6
Vereinbaren Sie einen Test-Zeitraum, für den Sie eine neu
zu erprobende Gewohnheit konkret schriftlich formulieren.
Überlegen Sie auch, wie Sie das neue Test-Verhalten
überprüfen können (zum Beispiel Strichliste für die
Häufigkeit und Menge von Süßigkeiten).
Schritt 7
Training und etwas Durchhaltevermögen sind erforderlich,
um diesen Test-Zeitraum zu absolvieren. Bitte beachten
Sie: Nicht alle Neuerungen sind auf Anhieb ein Volltreffer.
Beraten Sie sich immer wieder vertrauensvoll mit Ihrem
Kind. Verlangen Sie von ihm nicht mehr, als Sie selbst
auch leisten könnten. Es kann sehr sinnvoll sein, die erste
Test-Phase sogar gemeinsam anzugehen. Die persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen lassen sich
umso leichter austauschen.
Schritt 8
Nach der Test-Phase kommt der Abschnitt der Prüfung für
die dauerhafte Alltagstauglichkeit der gewählten Methode. Wenn sich schon bald herausstellt, dass alte Gewohn-
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heiten zurückkehren, stecken Sie das Ziel etwas tiefer.
Brechen Sie die Test-Phase nicht ab, sondern lindern Sie
die erste Enttäuschung (die ja nicht von Dauer sein muss).
Schritt 9
Nehmen Sie sich mit Ihrem Kind den nächsten Bereich
vor, an dem Sie Spielraum für Veränderungen sehen, zum
Beispiel mehr Bewegung nach einer ersten Ernährungsoptimierung. Verfahren Sie wie unter Schritt fünf
und folgende.
Schritt 10
Stellen Sie fest, wie weit Sie und/oder Ihr Kind es bereits
geschafft haben. Loben Sie auch kleine Verbesserungen!
Bewahren Sie alle Notizen und Listen auf, damit Verbesserungen im Ess- und Bewegungsverhalten auch zu einem
späteren Zeitpunkt genau erkannt werden können.
Weitere Möglichkeiten und Hilfen.
Sollten Sie im Verlauf feststellen, dass Sie nicht die
notwendige entspannte und vertrauensvolle Atmosphäre
in der Familie haben, dann überlegen Sie gemeinsam,
ob Ihnen ein Kinder-Eltern-Programm wie SAFARIKIDS
oder eine kompetente Beratung weiterhelfen könnte. Ihr
Service-Zentrum der DAK-Gesundheit hilft Ihnen gerne
weiter. Ansprechpartner vor Ort sind aber auch:
JJ Kinder- und Jugendärzte
JJ Schulärzte
JJ Ernährungsberater
JJ Psychotherapeuten
JJ Sportvereine
Literatur
und Internetadressen.
Hintergrund/Ergänzende Informationen.
Streber, Agnes; Egger, Angelika: KinderLeicht – Wie
übergewichtige Kinder abnehmen und Lebensfreude gewinnen. Kösel-Verlag, München, 2010, ISBN
978-3-466-30840-8
Kochbücher/Rezepte.
Cramm, Dagmar von: Familie in Form: Schlank
werden, schlank bleiben. Das Kochbuch zum schlank
werden und schlank bleiben mit 170 Rezepten, Stiftung
Warentest, 2009, ISBN: 978-3-86851-008-9
Reinehr, Thomas; Dobe, Michael; Kersting Mathilde:
Abnehmen mit Obeldicks und OptimiX –
Der Ratgeber für Eltern übergewichtiger Kinder.
Hogrefe Verlag, Göttingen, 2010, ISBN 978-3-8017-2271-5
aid infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e.V.: Esspedition Kücher. 2006, ISBN 3-830806505-1 www.aid-medienshop.de
Verbraucherzentrale (Hrsg.): Wie Ihr Kind abnehmen
kann. Verlagsgemeinschaft Stiftung Warentest und Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, 2005,
ISBN 3-933705-92-4
Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund (Hrsg.):
Empfehlungen für die Ernährung von übergewichtigen Kindern – Gemeinsam abnehmen mit OptimX.
2010. Bezug: FKE-Broschürenvertrieb, Baumschulenweg 1,
59348 Lüdinghausen, www.fke-do.de
Ellrott, Thomas; Ellrott, Birgit: Fettfalle Supermarkt
– Finden Sie die fettarmen Alternativen. Neuer
Umschau Buchverlag, Neustadt/Weinstraße, 2006, ISBN:
978-3-86528-123-4
Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund (Hrsg.):
OptimiX – Kochbuch für Kinder. 2008. Bezug: FKEBroschürenvertrieb, Baumschulenweg 1, 59348 Lüdinghausen, www.fke-do.de
Internetlinks.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
www.bzga-kinderuebergewicht.de
Forschungsinstitut für Kinderernährung, Dortmund
www.fke-do.de
Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter AGA, www.a-g-a.de
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.,
www.fitkid-aktion.de
aid infodienst, Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e.V., www.was-wir-essen.de
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ANHANG
Auflösungen der Aufgaben.
Aufgabe 1, Seite 12:
Die Tante hat es doch gut gemeint, die hat extra geflüstert, damit die Eltern es nicht hören. Christopher geht
heimlich schlemmen, denn diese Regelungen hat er satt.
Er will das tun, was ihm in den Sinn kommt. Das machen
seine Freunde doch auch so. Prinzipiell haben die Eltern
vielleicht Recht, aber halten die sich an irgendwelche
Regeln, die zu ihrem Nachteil sind?
Fazit: Der vermiedene Taschengeldabzug ist kein
positiver Anreiz, um das vereinbarte Ziel zu
erreichen. Da ist es leichter, Wege zu finden,
das kritische Thema zu umgehen und sich
keiner Diskussion mehr stellen zu müssen.
Aufgabe 2, Seite 13:
Jannik bestellt sich eine Kugel und kann der zweiten geschenkten Kugel nicht widerstehen. Er hat doch eigentlich
nur eine Kugel gekauft! Und ohne eine Kugel zu bestellen,
hätte er gar nichts gehabt. Er denkt: „Ist denn eine einzige
Eiskugel verantwortlich für sein Übergewicht?“ Jannik
isst sein Eis mit einem schlechten Gewissen. Er weiß
nicht, ob er der Mutter davon erzählen soll.
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Fazit: Der langfristige Nutzen, nicht weiter zuzunehmen, wird von dem kurzfristig tollen Erlebnis
verdrängt. Jetzt zählt: Das erste Eis der Saison,
der Spaß mit den anderen und das Sonderangebot
„Zwei für einen Preis!“ Aufgabe 3, Seite 15:
Das Prinzip hat sich anscheinend bewährt. Sie wird es
beim nächsten Mal wieder so machen. Und wenn die Note
stimmt, dann ist Lernen bis zur letzten Minute statt eines
ausgewogenen Frühstücks ihr persönliches Erfolgsrezept.
Im Zeugnis geht es ja nicht darum, wie viel Übergewicht
sie hat, sondern wie gut ihre schulischen Leistungen
sind. Diese Methode wird sich später auch in anderen
Bereichen fortsetzen.
Fazit: Erfolge motivieren und bestätigen, dass das
Handeln richtig ist. Wenn Leistung mehr zählt als
Gesundheit, dann wird sich am Ess- und Lernverhalten nichts ändern lassen.
Aufgabe 5, Seite 36:
Sarah vermisst das Lob ihrer Mutter. Schließlich hat sie
ihr Brot doch liegen gelassen, weil sie satt war. Und die
Klassenkameradin hat doch gar keine Süßigkeiten verteilt.
Sarah ist enttäuscht, dass ihre Mutter so wenig Vertrauen
zu ihr hat. Beim nächsten Mal wird Sarah das Brot entweder noch zusätzlich essen oder heimlich wegwerfen. Dann
ist die Mutter zufrieden und wird keine Vorwürfe machen.
Aufgabe 7, Seite 41:
Hanna und Julia machen es sich gemütlich und verspeisen ein Stück nach dem anderen. Sie wollen doch einmal
ausprobieren, ob sie wirklich Bauchschmerzen bekommen, denn das können sie sich beide nicht vorstel­len.
Die Tafeln sind fast aufgegessen, kein Bauchweh, keine
Zahnschmerzen – also warum sollte das Schokoladeessen
ungesund sein?
Fazit: Fehlendes Lob und fehlendes Vertrauen zerstören die Motivation. Das schwierigere positive
Verhalten wird ganz schnell wieder eingestellt,
wenn die Anerkennung und das Verständnis fehlen.
Fazit: Die angekündigten Bauchschmerzen erscheinen den beiden Mädchen unwahrscheinlich. Es
reizt sie, das zu überprüfen. Als dann der angekündigte negative Effekt nicht eintritt, wissen
sie, dass das nur ein fadenscheiniges Argument
der Erwachsenen ist. Das wird sie zukünftig nicht
mehr beeindrucken! Vielleicht hätten die Eltern die
Großeltern einweihen sollen.
Aufgabe 4, Seite 27:
David isst Kartoffelsalat mit Würstchen und Ketchup.
Die schlechten Erfahrungen möchte er nicht noch einmal
erleben. Ihm ist nicht klar, dass Fladenbrot, Gemüsesticks
und Dip gar nicht der Auslöser für die Übelkeit gewesen
sein können, weil seine Schwester ja ebenfalls betroffen
war. Und sie war nicht beim Geburtstag.
Aufgabe 6, Seite 38:
Frederik und Paul essen noch heute beide schnell. Das
haben sie sich so angewöhnt, weil es sich immer gelohnt
hat, schnell fertig zu sein. Wenn einer von ihnen mal getrödelt hat, wurde immer nur ein kurzes Buch vorgelesen.
Jetzt essen sie schnell, damit sie noch möglichst lange im
Bett ihre eigenen Bücher lesen oder Geschichten hören
können. Dabei sagen die Eltern zu Paul immer, er solle
langsam essen, damit er merkt, wann er satt ist.
Fazit: Negative Erfahrungen prägen nachhaltig
und es wird versucht, diese Erlebnisse zukünftig
zu vermeiden. Dabei sind die Zusammenhänge
nicht immer logisch und korrekt. Die Empfindung
beeinflusst sehr stark das Verhalten.
Fazit: Was sich als positives Erlebnis immer wieder bewährt hat, ist sehr fest eingeprägt und nur
schwer wieder zu verändern.
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