Mama, ich hab´ Angst! Ängste bei Kindern homöopathisch behandeln Jedes fünfte Kind in Deutschland leidet unter Phobien, Panikattacken und anderen behandlungsbedürftigen Angststörungen, laut der Deutschen Gesellschaft für Kinderund Jugendpsychatrie (DGKJP) Kasuistik: „Ein Fall von Versagensangst“ Marco R., 9 neun Jahre, das zweite Kind, kommt mit seiner Mutter in die Praxis. Marco quält sich mit Versagensängsten. Er macht sich selbst viel Druck, kommt nach der Schule verspannt und erschöpft nach Hause, voller Gedanken an die Pflicht. Abends ist er völlig ausgelaugt. Marco beklagt sich oft: „Ich kann es nicht" - besonders bei neuen Lernschritten - und wagt sich nicht an die Hausaufgabe. Sie habe ein „negatives Selbstbild", sie stehe sich selbst im Weg. Man kann ihn kaum ermuntern und trösten: Das braucht viel Einfühlungsvermögen, Zeit und Geduld und erschöpft die Mutter ebenso. Der Junge ist immer schüchtern, sanft und zurückhaltend. Bei direkter Anfrage spricht er der Mutter während der Anamnese immer leise in Ihr Ohr. Die Mutter berichtet noch, dass er sich alles immer so zu Herzen nimmt. Jederzeit ist er sorgfältig und bemüht. Er kann sich vor lauter Sorge um alles kaum freuen. Die Lehrerin beschreibt Ihn als sehr genau, als fleißig und als guten Schüler. Für die Hausaufgaben braucht er oft lange, zu lange, da ihm nicht alles in den Schoß fällt, und da er meint, dass alles schön und perfekt sein muss. Seit Schuleintritt vor drei Jahren ist das Kind dazu oft auch körperlich krank, meist Infekte mit Husten. Vor einem Monat, im Oktober, entwickelte sich sogar eine „atypische Pneumonie". Gerade beginnt wieder ein Infekt. Das Kind ist jedes Mal danach sehr geschwächt. Jetzt will die Familie ein anderer Weg versucht werden. Meist ist der Junge müde. „Ohne Pfiff, sagt die Mutter, und betont den Zusammenhang mit dem Schulbeginn. Leitsymptome: Er schläft unruhig, ruft oft nachts nach den Eltern. Wenig Appetit; er ist heikel und lehnt Milch ab; Obstipation; sehr wärmebedürftig. Aussehen Er hat einen offenen, vertrauensvollen, kindlichen Blick, wirkt blass, zart, feingliedrig, müde. Er wirkt sehr brav. Repertorisation: -> Gemüt - Beschwerden durch - geistige Anstrengung -> Gemüt - Furcht - Versagen, Misserfolg, vor dem -> Gemüt - Furcht - unternehmen - Neues, etwas -> Gemüt - unternimmt - nichts, aus Furcht, es könne fehlschlagen -> Gemüt - Selbstvertrauen - Mangel an Selbstvertrauen ->Brust – Entzündung – Lunge -> Rektum – Obstipation ( bei Kindern) -> Allgemeines - Speisen und Getränke - Milch - Abneigung Summe der Grade (sort.nach Symptomen) - Summe der Grade (sort.nach Symptomen) - Intensität wurde berücksichtigt 1 2 3 4 5 6 7 1 2 3 4 5 6 7 1234 1234 1234 1234 1234 1234 1234 sil. 12/7 2 1 2 1 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 Gemüt - Beschwerden durch - geistige Anstrengung Gemüt - Furcht - Versagen, Mißerfolg; vor dem Gemüt - Furcht - neuen Projekten, Unternehmungen; vor Gemüt - Unternehmen; etwas - nichts, auf Furcht, es könne fehlschlagen; unternimmt Brust - Entzündung - Lungen Rektum - Obstipation - Kindern, bei Allgemeines - Speisen und Getränke - Milch - Abneigung nux-v. 11/6 4 1 1 1 3 1 lyc. 10/6 1 1 1 3 3 1 calc. 8/4 1 2 3 2 sep. 8/4 1 3 2 2 nat-m. 7/5 1 1 2 1 2 cupr. 7/4 3 1 1 2 - phos. 7/4 1 1 3 2 sulph. 7/4 1 3 1 2 Verordnung: Silicea Q 1, 1 x täglich 2 Tr. Verlauf: Nach einer Woche ist der Infekt völlig überstanden, Husten ist diesmal keiner aufgetreten. Nach sechs Wochen geht es dem Kind gut. Appetit, Schlaf, Verdauung haben sich normalisiert. Die Hausaufgaben gelingen meist mühelos. Monate später: den ganzen Winter war der Junge gesund, hat nie die Schule versäumt - das ist noch nie vorgekommen. Er ist belastbarer, lockerer, fröhlicher. Die Mutter genießt die errungene Selbstständigkeit ihres Sohnes und fühlt sich entspannt. „Ich muss nicht mehr in allem für sie sorgen und sie ständig schützen." Beurteilung: Hinter der ängstlich-depressive Stimmungslage des Kindes verbarg sich auch noch eine Infektanfälligkeit. Silicea hat auf der somatischen und psychischen Ebene gewirkt. Angststörungen gehören zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter; besonders geballt treten sie zwischen dem sechsten und zwölften Lebensjahr auf. „Etwa jedes fünfte Kind hat stark ausgeprägte Ängste, die die Schulleistungen, den Kontakt zu Gleichaltrigen oder das familiäre Zusammenleben beeinträchtigen“, sagt Prof. Bernhard Blanz von der DGKJP(http://www.dgkjp.de). 69 128 13 3 149 32 128 kali-i. 7/3 4 2 1 Besonders häufig haben Kinder und Jugendliche generalisierte Angststörungen (übertriebene Sorgen bezüglich alltäglicher Ereignisse), Trennungsängste (Verlust einer wichtigen Bezugsperson) und soziale Phobien (Angst, sich vor anderen zu blamieren). Oft treten auch depressive Verstimmungen auf. Kinder mit Angststörungen sollten sich frühzeitig einer Therapie unterziehen, damit Platzangst oder Panikattacken nicht zum ständigen Begleiter werden. „Ziel der Behandlung ist es, durch die Gabe des entsprechenden homöopathischen Medikamentes diese erworbene oder angeborene psychische Störung quasi umzuprogrammieren. Die Homöopathie ist dabei eine dem kindlichen Organismus sehr sanft, aber dennoch sehr effektiv gesundenlassende Therapie. Die Ursachen: Veranlagung, Umwelt wie auch Traumen Die Gene sind an der Entstehung von Angsterkrankungen maßgeblich beteiligt, wie Zwillings- und Familienstudien ergeben haben. Eineiige siebenjährige Zwillinge äußerten sich bezüglich ihrer Ängste beinahe identisch, während die Abweichungen bei zweieiigen Zwillingen erheblich größer waren. Leidet ein Elternteil an einer Angstoder depressiven Störung, erhöht sich das Erkrankungsrisiko für das Kind um das Vier- bis Achtfache. Hier sind oft die großen sogenannten Konstitutionsmittel nötig, die durch die große Anamnese bei einem erfahrenen homöopathisch arbeitenden Therapeuten herausgearbeitet werden müssen und in Hochpotenzen verabreicht werden. Neben der genetischen Veranlagung prägt auch das elterliche Verhalten die kindliche Psyche: „Mütter von scheuen und ängstlichen Kindern sind selbst wesentlich häufiger unsicher und angsterfüllt als Mütter verhaltensnormaler Kinder“. Auch der positive Einfluss familiärer Unterstützung ist belegt: „Wenn Mütter ihre scheuen Kinder liebevoll und stetig ermutigen, unbekannten Situationen nicht auszuweichen, erwerben sie soziale Kompetenzen, die sich von jenen Gleichaltriger ohne Angst nicht unterscheiden.“ Nicht zu unterschätzen sind kindliche traumatische Erlebnisse, die erworbene Ängste und vielfältige psychische Störungen auslösen können. Bei den Kindern sind beide Geschlechter gleich häufig betroffen, ab dem Jugendalter dominiert das weibliche Geschlecht. Angst äußert sich neben dem Gefühl der Angst auch in körperlichen vegetativen Symptomen wie Spannung, Schwitzen, Herzklopfen, Kälte- oder Hitzegefühlen etc. Sie beeinflusst das Verhalten und führt zu gestörter Aufmerksamkeit und besorgter Antizipation vor angstauslösenden Situationen. Trennungsangst bezeichnet eine panikartige Angstreaktion auf die Trennung von der Bezugsperson und extreme Verlustängste mit oft übertriebenen und eingebildeten Befürchtungen. Diese Ängste können primär auftreten oder auf einer Erfahrung mit Trennung oder mit einer andersartigen Form von Deprivation im bisherigen Leben fußen. Sie haben ein Maximum im Säuglings- und Kleinkindalter, können im Kindergarten, beim Schuleintritt oder Schulwechsel sowie in der Frühadoleszenz wieder auftreten und sich dann als typisches Bild der Schulphobie darstellen. Die generalisierte Angststörung betrifft Angstzustände in der späten Kindheit und in der Adoleszenz. Sie ist definiert durch: Sorgen und Befürchtungen mit Nervosität und Konzentrationsstörungen, motorische Spannungen wie Unruhe, Kopfschmerz, Zittern, vegetative Übererregbarkeit wie Schwitzen, Nabelkoliken, Schwindelgefühle etc. Die Panikstörung beschreibt episodische Angstattacken mit massiven vegetativen Symptomen. Die Störung mit sozialer Ängstlichkeit erfasst das zurückgezogene Kind, das keine altersgemäßen Sozialkontakte entwickeln kann oder das sprechscheue Kind. Furcht „ist in der Regel eine situationsangemessene Reaktion auf Bedrohung sie lässt sich erklären und kann unter Kontrolle gebracht werden. Phobien sind abnorm intensive, auf bestimmte Objekte oder Situationen bezogene Ängste - im Gegensatz zu den diffusen, frei flottierenden Ängsten - mit folgenden Charakteristika: Sie sind nicht situationsangemessen. Sie können von dem betroffenen Patienten nicht erklärt oder rationalisiert werden. Sie stehen nicht unter willentlicher Kontrolle. Sie führen zu einer Vermeidung des gefürchteten Objekts bzw. der gefürchteten Situation. Sie erstrecken sich über eine ausgedehnte Zeitperiode und sie sind nicht adaptiv. Es werden unterschieden: die Agoraphobie als Angst vor offenen Plätzen, vor Menschenmengen und vor dem Reisen, insgesamt die Angst, die Wohnung zu verlassen, die sozialen Phobien als Furcht, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich peinlich oder erniedrigend zu verhalten - im Bereich der Schule, in der Öffentlichkeit oder in kleinen Gruppen, die spezifischen, isolierten Phobien und die phobische Störung des Kindesalters. Diese umfasst die Angst vor körperlicher Verletzung (z. B. vor Bakterien, Operationen, Giften) und die Angst vor natürlichen Ereignissen bzw. Objekten wie Sturm, Tieren, Dunkelheit. Erkrankungsverlauf Grundsätzlich muss klar sein, dass Angst und Furcht zu den Grunderfahrungen des Menschen gehören. Angst entsteht, wenn der Mensch auf etwas Unbekanntes in seinem Leben stößt. Jedes Kind durchwandert im Laufe seiner normalen Entwicklung - meist mehrere - Phasen der Angst. Sie werden die normativen Ängste genannt. Ab wann ist die Angst pathologisch? „Die Frage ist vielmehr, ob sie behandlungswürdig ist oder nicht." Die kindlichen Ängste lassen sich den verschiedenen Altersstufen zuordnen. Im Alter von acht bis zwölf Monaten zeigt der Säugling die Fremdenangst - eine normale, entwicklungsbedingte Durchgangsphase. Er bindet sich immer näher an seine Hauptbezugsperson und reagiert auf fremde Personen mit Angst und Abwehr. Die entwicklungsbedingte normale Trennungsangst des Kindes, die bei Trennung von der Mutter auftritt, beginnt etwa mit dem zehnten Monat und endet mit dem dritten Lebensjahr. Eine auffallende Art der Bindungsqualität mit Angstsymptomen beim Säugling ab neun Monaten ist die unsicher-ambivalente Bindung als Anpassung an eine eher instabile Beziehung zur Mutter. Im Kleinkindalter handelt es sich um phantasierte Ängste aus seinem magischen Welterleben heraus. Im Schulalter werden diese von den Realängsten abgelöst. Da ist die soziale Einpassungsangst bezüglich der Rangordnung unter Gleichaltrigen, in der Pubertät die Reifungsängste: Werde ich mich meinem Geschlecht gemäß entwickeln? Ab dem 15. Lebensjahr folgen die Existenzängste: Was will ich werden und wie erreiche ich dies? Oft äußern sich kindliche Ängste indirekt, das heißt nonverbal. Sie verbergen sich hinter Symptomen wie Rückzug, Verstummen, vermehrte Aggression oder Verhaltensveränderung oder Enuresis. Ebenso können psychosomatische Beschwerden als Ventil der Angst auftreten: Asthma, Migräne, Diarrhö, nervöses Erbrechen etc. Solche Zusammenhänge sollten in der Anamnese und Diagnose herausgearbeitet werden. Angststörungen können sich in jedem Alter scheinbar aus voller emotionaler Stabilität heraus entwickeln. Bei näherer Bestandsaufnahme zeigen sich jedoch meist spezifische Belastungen in der Vorgeschichte eines Kindes, das daran erkrankt. Von Ängsten berichten in der Regel die Eltern. Oft sind die Kinder zudem in ihrem normalen Alltagsleben bezüglich ihrer emotionalen und sensorischen Verarbeitungskapazität überfordert. Beispiele: • die Fragmentierung des Tagesablaufs mit ständig wechselnder Betreuung durch Hort, Großmutter, Babysitter, • die Reizüberflutung durch die Medien, • die Überforderung des Kindes durch Unsicherheit von Seiten der Eltern, wodurch dem Kind zu viel Verantwortung und nicht altersgemäße Entscheidungen aufgebürdet werden. Prognose Emotionale Störungen im Kindesalter haben eine günstige Prognose, es gibt häufig Spontanremissionen. Nur selten erwächst daraus eine Neurose im Erwachsenenalter. Evt.??????: Das homöopathische Medikament kann bestimmte Erinnerungen im Angstgedächtnis wieder in ein gesundes Maß regulieren Das sogenannte Angstgedächtnis speichert Erinnerungen an vormalige traumatische Erlebnisse und an Angsterfahrungen. Es belastet Menschen, wenn diese Erinnerungen wieder abgerufen werden. Aus Erfahrung wissen klassisch homöopathisch arbeitende Heilpraktiker, dass sich das Angstgedächtnis durch das Simillimum wieder in Homöostase regulieren lässt. Durch die Mittelgabe lassen sich die Stoffwechselvorgänge während des Wiedererinnerns an Angstzustände harmonisieren und Angstgefühle auslöschen. Ebenso zeigt sich eine Wirkung auf die Gedächtnisformation in der für Angst zuständigen Gehirnregion namens Amygdala. Ob die Gedächtnisinhalte bei Einsatz des Homöopathikas komplett gelöscht werden oder die Behandlung nur den Abrufvorgang aus dem Angstgedächtnis verhindert, können Homöopathen bisher nicht sagen. Bei der posttraumatischen Angststörung funktioniere die Informationsverarbeitung zwischen emotionalem Gedächtnis mit Sitz im Limbischen System und expliziten Gedächtnis mit Sitz im Hippocampus nicht mehr. Ziel der homöopathischen Therapie ist es die Zusammenarbeit zwischen Hippocampus und Limbischen System, beziehungsweise der für Angst zuständigen Gehirnregion Amygdala wieder herzustellen und auf ein gesundetes Maß (Homöostase des Systems) „zurück-zuregeln“. Zudem geht es nicht darum einzelne Erinnerungen zu löschen, sondern die vielverzweigte Störung im System wieder einzuregulieren, so dass ich von dem Erlebnis noch weiß, die Erinnerung daran in meinem System keine pathologischen Prozesse, die der Patient als Symptome, Krankheit und Störung erlebt, ausbildet. Dies können die Hochinformationsmedikamente der Klassischen Homöopathie. Worauf ist bei der Anamnese im Kindesalter besonders zu achten, um Ängste zu erkennen, aber auch welche Themen im Leben der Kinder müssen abgefragt werden um mögliche erworbene Causae auszuschließen? Der Homöopath muss mit mindestens zwei Personen bei der Anamnese arbeiten, nämlich mit dem Kind und mit der Mutter in der Regel. Doch immer häufiger sind auch die Väter dabei, was zu begrüßen ist. Bei der Anamnese von jungen Kindern sprechen in erster Linie die Eltern, bzw. die jeweilige Bezugsperson über die Ängste und deren Ausformungen. Dieser Spontanbericht lässt in oft schon erkennen, welche Beschwerden anliegen. Die Ausführungen können natürlich in vielfältiger Weise subjektiv gefärbt sein, von eigenen Wünschen, Projektionen und Übertragungen. Ebenso können die Aussagen der Kinder selbst, solange sie in Gegenwart der Eltern befragt werden, wiederum von deren Erziehungseinflüssen geprägt sein. Hier ist, sofern das Alter und die sprachliche Kompetenz des Kindes ausreichend ist, mit Phasen von getrennten Gesprächen zu agieren. Bei Kindern mit Angststörungen braucht es besonderes Fingerspitzengefühl bei der Herstellung eines vertrauensvollen Gesprächsklimas. Bedacht will sein, dass bei dieser Beschwerdelage es für die Betroffenen schwierig ist, sich und ihre Angst selbst zu definieren, bzw. über die möglichen Hintergründe Auskunft geben zu können. Hier ist es Aufgabe des Therapeuten über ein vorsichtiges Sich-annähern, durch ein geschicktes schonendes Einkreisen sich dem Menschen und seinem Beschwerdebild zu nähern, ohne dass der kleine Patient das Gefühl bekommen muss, er werde ausgefragt, oder seine Beschwerden werden nicht ernst genommen. Evt.????: Später gilt dem psychischen Bereich bei der Beschwerdelage erhöhte Achtsamkeit mit den Fragen an die Eltern nach: Gemüt und Emotionen: wie, welches Verhalten ist ganz typisch für ihr Kind? Unterscheidet sich Ihr Kind in irgendeiner Weise von seinen Geschwistern oder anderen Kindern, die sie kennen? Haben Sie irgendwelche Probleme im Umgang mit ihm? Wie wird das Kind von anderen wahrgenommen? Wie haben die Kindergärtnerinnen, die Lehrer das Kind beurteilt? Fremdbeurteilungen sind, wie überhaupt alle objektiven Feststellungen, überaus wertvoll, da der Bericht der Eltern durch Voreingenommenheit gefärbt sein kann. Grundstimmung: ist er/sie unkompliziert, fröhlich, Lachen, unser Sonnenschein, das „nette Kind“, gesellig, schüchtern, Optimist, ruhelos, träge, Neigung zu Widerspruch, leicht beleidigt, eifersüchtig, launenhaft, traurig oder gleichgültig, jammernd, leicht weinend usw.. Selbstbewusstsein und Sozialverhalten: ist er/sie egoistisch, angeberisch, schwindelt das Kind, milde, nachgiebig, angepasst. Will es anführen oder läuft es eher mit. Empfindlichkeit, Verhalten bei Kritik, leibesbedürftig, zärtlich, mit Mitgefühl ausgestattet, Sorge um geliebte Menschen, wie ist das Verhältnis zu Tieren, besteht starkes Fremdeln, Einzelgängertum, kann es außerhalb übernachten, spielt es auch mal alleine, oder nur in Anwesenheit anderer. Kummer: gibt es einen großen Kummer? Was war bisher der größte Kummer? Wie lässt sich das Kind trösten? Ängste, Zwanghaftigkeiten, Wahnideen: gibt oder gab es über die bestehende Angst noch Schulphobie, Angst vor Alleinsein, Dunkelheit, Einschlafen, Krankheit, vor Gespenstern, vor Gewaltszenen, Zukunft, Prüfungsangst, Einbrechern, Gewitter, Wasser, spitzen Gegenständen, wann fühlt sich das Kind am unwohlsten. Erweiternd kann noch nach Vorlieben, Begabungen, Hobbys, Intellekt, Konzentration und Ausdauer gefragt werden. Für mögliche erworbene Causae muss während der Anamnese an folgende Punkte gedacht und nach evtl. Störungen dabei gefragt werden: - Familienanamnese besonders wichtig, erworbene Miasmen beim Kind eher weniger vorhanden, aber vielleicht bei der Mutter, nach Geschlechtskrankheiten fragen, akute Ansteckung im Geburtskanal möglich - Auch nach Zeugung fragen (künstliche Befruchtung, Hormonbehandlung, lange Zeit gedauert, bis Schwangerschaft eintrat, evtl. viele Fehlgeburten der Mutter, Totgeburten in der Vorgeschichte) - Schwangerschaft der Mutter und Entbindung (Frühgeburt, Übertragung, grünes Fruchtwasser, Nabelschnur um den Hals, Geburtsverletzungen, Zyanose, Krämpfe, überlange Geburt etc.) wichtige Bestandteile - Nach erster Erkrankung nach der Geburt fragen, sagt oft viel über das Miasma aus - Evtl. schon Eingriffe/Narkosen/Medikamente? Häufig im ersten Lebensjahr: Sectio, Leistenbruch-Operationen, angeborene Fehlbildungen, die in irgendeiner Form korrigiert wurden. Wurden Narkosen nicht vertragen, seit OP eine Veränderung zu erkennen? Medikamente oder Salben die über einen längeren Zeitraum angewandt wurden? - Entwicklungsschritte: Gab es da bisher irgendwelche Auffälligkeiten? - Wir verlief die Zahnung? Früh, spät, schwer, Beschwerden dabei (Fieber, Diarrhoe, Intertrigo etc.) - Impfung: gab es Reaktionen oder nachfolgend irgendwelche Veränderungen? - Kinderkrankheiten: traten irgendwelche Komplikationen auf? Die Frage nach Potenz, Dosierung und Einnahmezeitraum Hat man ein Mittel gewählt, dann ist als nächstes zu überlegen, in welcher Potenz man es dem jungen Patienten verschreiben soll. Hierfür gibt es keine festen Regeln, sondern es kommt in erster Linie darauf an, zu beobachten und aufgrund von Erfahrungen zu entscheiden. Einige allgemeine Hinweise sind zwar möglich, doch man verstehe sie nicht als unabdingbare Vorschriften. Genaue Richtlinien für die Wahl der Potenz lassen sich deshalb nur schwer aufstellen, weil man nie mit Sicherheit sagen kann, was in einem Fall passiert wäre, wenn der Patient eine andere Potenz erhalten hätte. Angenommen, der Patient leidet unter nächtlicher Angst. Diese Erscheinungen treten gerne nach Mitternacht auf und er hat Angst um die eigene Gesundheit. Er bekommt Arsenicum album C 30 und braucht sie mehrere Tage hintereinander, bis es ihm besser geht. Eine C 1 000 hätte ihn vielleicht schon mit einer Einmalgabe geheilt. Gibt man eine D 12, kann der Patient die Einnahme des Mittels eine Zeitlang regelmäßig wiederholen, vorausgesetzt, er weiß, dass er damit aufhören muss, sobald sich die Symptome auffallend verschlimmern oder bessern. Von den Patienten, die wegen ihrer Schwäche eine D 12 brauchen, können die vitaleren 30 Tage lang zweimal evtl. auch dreimal täglich eine Dosis einnehmen. Die sehr Schwachen sollten dagegen weniger, vielleicht 20 Tage lang täglich nur eine Dosis bekommen. All dies geschieht immer in Rücksprache und in Kontakt mit dem Homöopathen. Letztlich hängt die Höhe der Potenz davon ab, wie sicher man sich wähnt das richtige Mittel gewählt zu haben. Handelt es sich um ein Mittel, das genau auf die Gesamtsymptomatik passt, kann man dem Patienten dieser Kategorie eine höhere Potenz verabreichen. Ist das Mittel aber weniger deutlich erkennbar, beginnt man besser mit einer D12 oder C 30. Man zunächst zu nächst nur eine Dosis des Mittels und wartet dann die Wirkung ab. Eine Niedrigpotenz wirkt mitunter nur für ein paar Stunden und muss dann wiederholt werden. Dies soll aber nicht automatisch geschehen; vielmehr werden zuerst die Symptome neu aufgenommen, damit man sicher ist, dass kein anderes Mittel in Frage kommt. Es gibt Homöopathen, die bei Krankheiten grundsätzlich jedes Mal eine wiederholte Einnahme verordnen, z. B. sechs Stunden lang stündlich fünf Kügelchen oder Tropfen. Schaden wird das dem Patienten vermutlich nicht, aber notwendig ist es ebenso wenig. Wenn man ein eindeutig angezeigtes Mittel in hoher Potenz verordnet, genügt normalerweise eine einzelne Gabe; falls die Behandlung aber wiederholt werden muss, nehmen wir den Fall erst noch einmal auf, um festzustellen, ob nicht inzwischen das Bild eines anderen Mittels sichtbar geworden ist. Dies gilt alles nicht so für die LM-Potenzen. Da sie durch den anderen Herstellungsweg einen anderen Wirkcharakter haben. Hier kann aus Platzgründen nicht darauf eingegangen werden und sollte dem rein klassisch-homöopathisch arbeitenden Heilpraktiker vorbehalten sein. Homöopathische Behandlung Die homöopathische Arznei kann für das Kind mit Angststörung eine große Hilfe sein. Voraussetzung dafür ist die Anamnese mit Blick auf die leibliche und seelische Ge- samtsituation des Kindes. Hier nun einige häufige Ängste und ihre wichtigsten Homöopathika. Klein- und Schulkinder - Schulangst Das Kind ist hat Angst und leidet an mangelndem Selbstvertrauen. Es neigt dazu, andere zu idealisieren, was wiederum Angst vor ihnen hervorruft. Es hat Angst vor dem Alleinsein, wird jedoch zornig, wenn andere seine Aufmerksamkeit beanspruchen. Es verträgt keine Hitze und hat ein starkes Verlangen nach Süßigkeiten. Besser durch frische Luft, Kälte, Druck Schlechter durch Wärme in jeder Form, in der Nacht, Süßigkeiten, Emotionen Argentum nitricum Klein- und Schulkinder - Schulangst Kind ist überhat Angst, fast hysterisch, klammert sich an den Eltern fest. Es ist gereizt und fühlt sich müde und erschöpft. Es fürchtet sich vor dem Alleinsein. Es ist auch hitzeempfindlich, jedoch nicht so stark wie bei Argentum nitricum. Besser durch frische Luft, Bewegung Schlechter durch Wärme, Aufregung, schlechte Nachrichten Gelsemium sempervirens Klein- und Schulkinder - Schulangst Die Schulangst ist ein Teil der Furcht und der Erwartung einer Katastrophe, unter dem das Kind allgemein leidet. Es hat ein Schulwechsel stattgefunden oder das Problem wurde durch eine neue Situation verursacht. Das Kind ist fast immer künstlerisch und sensibel veranlagt und kann zu Hypochondrie neigen, was es oft von einem seiner Eltern gelernt hat. Besser durch Bewegung, kühle, frische Luft Schlechter durch Hitze, warme Räume, Bettwärme. Lycopodium Besteht Angst zum Beispiel beim Durchfahren eines Tunnels, kommt Aconitum oder Arnica in Frage. Gegen Angst, Lampenfieber, inneres Zittern, Schlafstörungen, besonders vor einer Herausforderung oder gegen Panik vor einem aufregenden Ereignis, vor einer Prüfung oder gegen Blackout, ist Gelsemium das passendste Mittel. Auch die Furcht vor dem Fliegen (Flugangst) oder allgemein vor einer Reise, sowie die ängstliche Sorge um die Zuhausegebliebenen werden durch Gelsemium gelindert. Tiefer sitzende Ängste, Mutlosigkeit, Sorgen verbunden mit Ängsten (die stärker werden, wenn man allein ist), werden meist mit Arsenicum album gebessert. Angst bei Dunkelheit, Gewitter, Alleinsein oder durch schreckliche Einbildungen und "lebhafte Sinneseindrücke" (besonders bei Kindern und sensiblen Personen), sind ein Hinweis auf Phosphorus. Angst und Erregung mit auffälliger Geschwätzigkeit, Angst morgens beim Erwachen, Eifersucht, Panik bei Berührung oder durch beengende Kleidung an Hals und Taille, ebenso Herzklopfen, Hitzewallungen sind ein Hinweis auf Lachesis. Ängste beim Autofahren oder die Angst krank zu werden sind ebenfalls ein Anzeichen für Lachesis. Wer Angst vor dem Schlafen oder vor der Narkose bei Operationen hat, sollte Calcium carbonicum nehmen Stramonium - das homöopathische Mittel bei Kindern Ein Kind, das in der homöopathischen Behandlung Stramonium benötigt, neigt dazu sich anzuklammern und zeigt mitunter sehr heftige Reaktionen. Es kann ungehorsam und stur sein. Es beleidigt andere und ist streitsüchtig. Es kann aber auch gut gelaunt sein. Dann will es ständig springen und tanzen, ist sehr aktiv und klettert gerne auf Bäume oder auch auf Regale. Mitunter zeigen Stramonium-Kinder auch unwillkürliche Bewegungen. Sie neigen zu Zuckungen und zu Tremor, vor allem wenn sie getadelt wurden oder sich erschreckt haben. Stramonium-Kinder haben viele Ängste Angst vor Dunkelheit, Angst vor Geistern, Angst vor Tieren - vor allem vor Hunden, Angst vor Spinnen, Angst allein zu sein und verschiedene andere Ängste können bei Kindern, die das homöopathische Mittel Stramonium brauchen so stark werden, dass sie gar nicht mehr allein sein können. Infolge der vielfältigen Ängste kann es auch zu neurologischen Beschwerden und Fieberkrämpfen kommen. Auch Lähmungen einer Körperhälfte oder Konvulsionen können auftreten. In der Behandlungssituation weigern sie sich häufig auf Fragen des Homöopathen zu antworten oder sie denken sich wilde Geschichten aus, die sie so erzählen, als wären sie wahr. Angst und Furcht im Repertorium: In der homöopathischen Tradition wird zwischen Angst und Furcht unterschieden: Als Angst wird das Gefühl der Angst als ungerichtetes Gefühl bezeichnet, als Furcht das gerichtete Gefühl der Angst als Furcht vor etwas. Es lässt sich davon ableiten, dass der Begriff der Phobie, wie er im modernen medizinischen Sprachgebrauch eingesetzt wird, in der homöopathischen Literatur unter Furcht wiederzufinden ist. Im Repertorium finden sich unter der Rubrik „Angst" mehr wie 380 Arzneien aufgelistet, unter „Furcht" immerhin an die 260 Arzneien. Daraus lässt sich erkennen, dass Angst und Furcht in der Homöopathie als unbestimmte Gemütssymptome gelten, die unbedingt einer genaueren Bestimmung bedürfen. Erst dadurch werden sie in der Reihung und Gewichtung der Symptome methodisch verwertbar. Eine genauere Bestimmung der Symptome Angst und Furcht geschieht durch folgende Daten, die durch die entsprechende Anamnese erhoben werden müssen: • die Art der Angst wie Angst - anfallsweise, • die Intensität der Angst wie z. B. Angst - außer sich vor Angst; ist, • die Inhalte der Angst bzw. Furcht wie z. B. Angst – Hunden, vor oder Furcht vor Räubern; manche Inhalte der Angst können unter den Rubriken von Gemüt - Wahnideen gefunden werden: z. B. Wahnideen – besessen zu sein, • die Modalitäten wie z. B. Angst - morgens, • die Begleitsymptome, die sich unter den Lokalrubriken befinden, wie z. B. Diarrhoe - Angst, bei • auslösende Momente der Angst, die sich alle unter Beschwerden durch Kummer... finden, • die Konstitution des Kindes etc. Der Begriff der Panik ist unter folgenden Rubriken des Repertoriums zu finden: qualvolle Angst; Furcht - plötzlich und Furcht - Entsetzen, panische Furcht. Jede große homöopathische Arznei genannt, enthält in ihrem Symptomenbild eine Facette von Angst, und zwar meist eine ganz charakteristische und unverwechselbare. Angesichts der vielen Symptome und Arzneien im homöopathischen Repertoire muss immer wieder neu um Ordnungen gerungen werden. Angeregt durch die psychiatrische Klassifikation der Ängste schließt sich nun die homöopathische Aufzählung häufiger Angstmittel an. Dabei versteht sich die gewählte Ordnung als Denkanstoß, den der Therapeuten bei jedem einzelnen Kind während der genauen und vorurteilslosen Anamnese auch wieder hinter sich lassen muss. Dasselbe ist zum gewählten Ausschnitt an Rubriken zu bemerken - ein Ausschnitt, der sich bewährt hat, aber keinesfalls vollständig sein kann. Zudem gibt es Überschneidungen der ausgearbeiteten Gruppen in jeder Richtung. Was für zusätzliche Maßnahmen gibt es? Ziel der ergänzenden Maßnahmen ist es, dass das Kind sich in der Angst auslösenden Situation behaupten kann, ohne sie vermeiden zu müssen. Es ist dabei multimodaler Ansatz empfohlen: Im Sinne der Psychoedukation kann mit dem Kind und den Eltern aufklärend gesprochen werden und die Erziehungseinstellung der Eltern beleuchtet werden: z.B. in dem Sinne, dass Angst beim Kind nichts Krankhaftes ist. Im Kindesalter wird die Verhaltenstherapie bevorzugt eingesetzt: Die Expositionsbehandlung, die das Kind mit den Angst auslösenden Situationen in schützender Begleitung konfrontiert. Operante Ansätze, Modelllernen und kognitive Ansätze - letztere mit systematischer Selbstbeobachtung und kognitiven Rekonstrukturierungsschritten - haben sich ebenfalls bewährt. Die Bindungstherapie baut auf der Kind-Therapeut-Eltern-Beziehung auf und verfolgt den Weg, die Kommunikation zwischen Eltern und Kind zu begleiten und zu schulen. Spieltherapie und Psychodrama haben sich als nonverbaler, entlastender Zugang zum Kind bewährt. Weitere unterstützende Maßnahmen: Ein überschaubarer, rhythmischer Tagesablauf mit Fürsorglichkeit und ein achtsamer Umgang mit den Eindrücken. Es gilt das Motto: Jeder Reiz muss auch verarbeitet werden. Eine „einhüllende", Schutz vermittelnde Gestaltung des Abends und eine sorgfältige Vorausschau auf den nächsten Tag kann dabei helfen. Erwartungen der Eltern bezüglich der intellektuellen und schulischen Leistungen ihres Kindes müssen reflektiert werden - überstarker Erwartungsdruck wirkt angstfördernd. Die Pflege des Tastsinns kann mit einer täglichen Ganzkörpereinreibung am Morgen beginnen. Hautfreundliche Kleidung, naturnahe Spielsachen, Spiele zum Tasterleben, Umgang mit Pflanzen und dem Garten sind weitere mögliche Hilfen. Literatur: Fliegel, Steffen (1998). Alpträume bei Kindern. WWW: http://www.wdr.de/ (02-11-15) Fliegel, Steffen (1998). Alpträume bei Kindern. WWW: http://www.wdr.de/ (02-11-15) Rogge, Jan-Uwe (2004). Ängste machen Kinder stark. Reinbek: Rowohlt Taschenbuch Verlag. Kahn, Andre (2003): Die Schlafschule. München: Deutscher Taschenbuch Verlag Pfeiffer, Herbert, Drescher Michael, Hirte Martin (Hrsg.) (2007) Homöopathie in der Kinder und Jugendmedizin: Urban & Fischer Verlag http://www.dgkjp.de/ ……………………………………………………………………………………………