Historische Entwicklung der Gesangspädagogik in China mit

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Institut 5 - Musikpädagogik
Historische Entwicklung der
Gesangspädagogik in China mit kritischer
Betrachtung der aktuellen IGP-Studienpläne
WISSENSCHAFTLICHE MAGISTERARBEIT
Abbildung 1: Auszug aus dem „Buch der Lieder“ (Shijing)
Leng Rui
Matrikel-Nr.: 0173031
Studium: Instrumental-Gesangspädagogik
IGP-Klassischer Gesang
Betreuerin: Univ.Prof. Mag.art. Dr.phil. Adina Mornell
Graz, Februar 2008
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
ABSTRACT
In der vorliegenden Arbeit wird der Entwicklung der Gesangspädagogik in
China unter den Aspekten der allgemeinen Musikentwicklung und der
speziellen Einflüssen aus dem Westen nachgespürt. Im ersten Teil wird diese
Untersuchung anhand der historischen Einteilung in die politische Epochen der
Dynastien geführt. Anschließend werden berühmte chinesische SängerInnen
und GesangspädagogInnen angeführt, die maßgeblich zu einer modernen
Gesangspädagogik in China beigetragen haben. Die methodischen und
didaktischen Konzepte werden anhand von ausgewählten Persönlichkeiten
präsentiert und diskutiert. Im dritten Teil werden verschiedene konkrete
Stundentafeln, nämlich jene der „Pädagogischen Universität Shandong“ und der
„KUG Graz“, miteinander verglichen und abschließend – im vierten Teil der
Arbeit – kritisch im Hinblick auf die historische Entwicklung betrachtet.
The present work reviews the development of vocal pedagogy in China,
primarily within the framework of music education, taking into account the
impact of the West on the “Chinese way” of teaching. In the first part of the
thesis, this investigation looks at the political circumstances and the specific
achievements of the various dynasties. Then, the biographies of several famous
Chinese singers and singing teachers are reviewed: those who promoted the
modernization of teaching styles. The methodological and didactical concepts of
these distinguished personalities are presented and discussed. In the third part,
various concrete degree course schemes of the “Pedagogical University of
Shandong” and of the “University of Music and Dramatic Arts Graz” are
compared. Finally, in the last part, the author gives a critical view of the course
schemes from China mainly from the presented historical perspective.
1
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
DANKSAGUNG
Ich möchte mich herzlich bei Frau Prof. Dr. Adina Mornell für Ihre ständige
Unterstützung und Motivation bedanken, die es mir ermöglicht hat, diese Arbeit
zu schreiben. Da es zu diesem Thema kaum Literatur (sowohl in englischer und
deutscher als auch chinesischer Sprache) gibt, bin ich ihr für zahlreiche
wertvolle Tipps für die Recherchearbeit dankbar.
Außerdem möchte ich mich bei meiner ehemaligen Studienkollegin Duan
Hongying ( 段 红 英 ) und bei meiner damaligen Lehrerin Yu Qian ( 于 倩 )
bedanken, die mir aus China einige wichtige Materialien zu dem Thema
„Gesangspädagogik in China“ geschickt haben. Ein großes Dankeschön auch
an meine Freundin Mag. Gudrun Frank, die mich in vielen Belangen unterstützt
hat.
Nicht zuletzt gilt mein herzlicher Dank auch meinem Mann Dr. Thomas Stoll für
die sprachliche Korrektur meiner Arbeit.
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Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG...................................................................................................... 6
1. HISTORISCHER ÜBERBLICK IN EPOCHEN ............................................... 8
1.1 Vorzeit (ca. 2000 v. Chr.) .................................................................................................................8
1.2 Xia- , Shang- und Zhou-Dynastien (21. Jh. – 256 v. Chr.) .....................................................11
1.3 Die Zeit der Streitenden Reiche (475-221 v. Chr.)...................................................................14
1.4 Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) ...................................................................................18
1.5 Südliche und Nördliche Dynastien (420-589 n. Chr.).............................................................20
1.6 Tang-Dynastie (618-907 n. Chr.)..................................................................................................22
1.7 Song- Dynastie (960-1279 n. Chr.) ..............................................................................................26
1.9 Ming-Dynastie (1368-1644 n. Chr.)..............................................................................................32
1.10 Qing-Dynastie (1616-1911 n. Chr.)............................................................................................33
1.11 Neuzeit – Die Zeit nach dem Opiumkrieg (1839-1842).........................................................39
1.11.1 Zhou Shu An (周淑安
周淑安,
周淑安 1894-1974) .....................................................................................42
1.11.2 Ying Shang Neng (应尚能
应尚能,
应尚能 1902-1973) .............................................................................43
2. EINE AUSWAHL WICHTIGER GESANGSPÄDAGOGINNEN IN CHINA... 45
2.1 Huang Youkui (黄友葵
黄友葵,
黄友葵 1908-1990)..............................................................................................47
2.2 Yu Yixuan (喻宜萱
喻宜萱,
喻宜萱 1909-) ..............................................................................................................48
2.3 Zhou Xiaoyan (周小燕
周小燕,
周小燕 1918-) .......................................................................................................56
2.4 Lang Yuxiu (郎毓秀
郎毓秀,
郎毓秀 1918-)............................................................................................................58
2.5 Zhang Quan (张权
张权,
张权 1919-1993) .....................................................................................................60
2.6 Jiang Ying (蒋英
蒋英,
蒋英 1920-) .................................................................................................................61
3
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Magisterarbeit
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2.8 Shen Xiang (沈湘
沈湘,
沈湘 1921-1993).......................................................................................................62
3. STUDIENPLÄNE FÜR IGP – ENTWICKLUNG UND VERGLEICH............. 66
3.1 Besonderheiten des Studiums in China ...................................................................................66
3.1.1 Semesterdauer und Stundentafeln ....................................................................................66
3.1.2 Zentrales künstlerisches Fach: Gesang ...........................................................................68
3.1.3 Zweites Instrument .................................................................................................................69
3.1.4 IGP – Konzertfach „Gesang“ ...............................................................................................70
3.2 Theorie der Musik ...........................................................................................................................70
3.3 Geschichte der Musik ....................................................................................................................71
3.4 Musikalische Fertigkeiten.............................................................................................................72
3.5 Pädagogik .........................................................................................................................................74
3.6 Tanz ....................................................................................................................................................75
3.7 Nebenfächer .....................................................................................................................................76
4. KRITISCHE BETRACHTUNG DES HEUTIGEN GESANGSPÄDAGOGIKSTUDIUMS IN HINBLICK AUF DIE HISTORISCHE ENTWICKLUNG ........... 79
4.1 Musiktheoretische Bildung ..........................................................................................................79
4.2 Künstlerischer Unterricht .............................................................................................................80
4.3 Erfahrungsschatz der Lehrer .......................................................................................................81
4.4 Verschulung versus Flexibilität im Studium............................................................................83
4.5 Ausblick.............................................................................................................................................84
ANHANG.......................................................................................................... 85
LITERATURVERZEICHNIS ............................................................................. 97
4
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2/2008
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Auszug aus dem „Buch der Lieder“ (Shijing).................................................... Deckblatt
Abbildung 2: Dayu aus „Dayu Zhishui“...................................................................................................9
Abbildung 3: Qu Yuan (屈原, ca. 340-278 v. Chr.). ............................................................................16
Abbildung 4: Beginn der Oper „Mulan“ (1935). ...................................................................................22
Abbildung 5: Kaiser Xuanzong. (玄宗, 685-762 n. Chr.)....................................................................25
Abbildung 6: Zhu Gongdiao (诸宫调)....................................................................................................26
Abbildung 7: „Dou E Yuan“ von Guan Han Qing. ...............................................................................29
Abbildung 8: Chao Ye Xin Sheng Tai Ping Yue Fu. ...........................................................................38
Abbildung 9: Cai Yuan Pei (蔡元培) und Xiao You Mei (肖友梅)......................................................40
Abbildung 10: Guoli Yinyue Zhuanke Xuexiao....................................................................................41
Abbildung 11: Zhou Shu An (周淑安). ..................................................................................................42
Abbildung 12: Ying Shang Neng (应尚能)............................................................................................43
Abbildung 13: Huang Youkui (黄友葵)..................................................................................................47
Abbildung 14: Yu Yixuan (喻宜萱).........................................................................................................49
Abbildung 15: Zhou Xiaoyan (周小燕). .................................................................................................56
Abbildung 16: Lang Yuxiu (郎毓秀).......................................................................................................58
Abbildung 17: Zhang Quan (张权).........................................................................................................60
Abbildung 18: Jiang Ying (蒋英). ...........................................................................................................61
Abbildung 19: Shen Xiang (沈湘). .........................................................................................................63
Nachweise: (abgerufen am 02.02.2008)
Abb. 1:
Abb. 2:
Abb. 3:
Abb. 4:
Abb. 5:
Abb. 6:
Abb. 7:
Abb. 8:
Abb. 9:
Abb. 10:
Abb. 11:
Abb. 12:
Abb. 13:
Abb. 14:
Abb. 15
Abb. 16
Abb. 17
Abb. 18
Abb. 19
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Magisterarbeit
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Die historische Entwicklung der
Gesangspädagogik in China
Einleitung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung des Gesanges und
der Gesangspädagogik in China aus einer primär historischen Perspektive. Der
„Gesang“ spielte in China immer schon eine ausgesprochen wichtige Rolle im
Kulturleben wie auch im Alltag. Heutige Zeichen dafür sind die vielen Konzerte
mit Gesangssolisten und Chören und – wohl auch – das beliebte „Karaoke“Singen, das sehr gut die „Volksnähe“ des Gesanges in China zeigt. Die
Entwicklung des Gesangs vollzog sich in mehreren Phasen und fand unter
verschiedensten politischen Prämissen statt. War in der Vorzeit noch die Musik
(und damit der Gesang) stark mit Tanz und Ritual gekoppelt, so löste sich –
nicht zuletzt auch unter dem Einfluss des Konfuzianismus – allmählich ein so
genannter „Kunstgesang“ heraus. Gleichzeitig entwickelte sich ein System der
Gesangspädagogik in China, das seine Impulse vorwiegend aus den
Musiksammelschriften der jeweilig herrschenden Dynastie bezog.
Im ersten Teil der Arbeit werden die Rolle des Gesangs, seine Loslösung vom
Ritual und das Quellenmaterial im politischen und kulturellen Rahmen der
verschiedenen Dynastien diskutiert. Gesang und Sprache bildeten dabei über
die Jahrhunderte hinweg immer eine unzertrennliche Einheit.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit einer Abhandlung der verschiedenen
bekannten Lehrerpersönlichkeiten im Fach „Gesang“, die nach ihrem Studium
im Westen in den neu errichteten Musikuniversitäten und -hochschulen in China
sich um einen „chinesischen Weg“ in der Gesangspädagogik bemühten. Im
besonderen Maße wird das Leben und Werk der Pädagogin Yu Yixuan (喻宜萱,
1909-) untersucht, die im Bereich der Musikpädagogik in China eine große
Vorbildfunktion innehat.
6
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Magisterarbeit
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Im dritten Teil werden konkrete Implementierungen der Studienpläne der
„Gesangspädagogik“ der letzten Jahre unter die Lupe genommen und
untereinander verglichen. Als Beispiele werden dabei die Stundentafeln der
„Pädagogischen Universität Shandong“ ( 《 山 东 师 范 大 学 》 , China) und der
„Kunstuniversität Graz“ (Österreich) untersucht: Beide Universitäten sind
Studienstätten der Autorin der vorliegenden Arbeit.
Im abschließenden vierten Teil werden einige Schlussfolgerungen aus den drei
vorangehenden Kapiteln gezogen und einige Verschiedenheiten in den
Studienplänen – vorwiegend von einer historischen Perspektive aus –
betrachtet und diskutiert.
Im Anhang der Magisterarbeit sind die relevanten IGP-Stundentafeln der beiden
berücksichtigten Universitäten wiedergegeben, auf die sich die Analyse im
dritten Teil stützt.
Die Verwendung der männlichen Form ist hier und in Folge als geschlechtsneutral aufzufassen.
7
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Magisterarbeit
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1. Historischer Überblick in Epochen
Die Wurzeln der chinesischen Musikgeschichte reichen bis in die mythenreiche
Vorzeit (2000 v. Chr.) zurück. Der Gesang war in dieser Zeit maßgeblich daran
beteiligt war, dass sich ein allgemeines musikalisches Verständnis heranbildete.
War der Gesang zunächst ein bedeutender kosmologischer Bestandteil von
feierlichen Ritualen (z.B. bei Erntefesten, Ahnenopfern oder bei der Erflehung
um Regen von höheren Mächten
1
), so entwickelte sich – unter den
verschiedenen institutionellen Voraussetzungen der jeweiligen herrschenden
Dynastie – nach und nach eine Art „Kunstgesang“ heraus.
In den nachfolgenden Kapiteln werden die markantesten Meilensteine der
Entwicklung des Gesangs und des Gesangunterrichts genannt und in den
jeweiligen historischen Kontext eingebettet. 2
1.1 Vorzeit (ca. 2000 v. Chr.)
Im Yuangu Shiqi (远古时期, ca. 2000 v. Chr.), dem Zeitalter der primitiven
Gesellschaft bzw. der grauen Vorzeit, stellten Musik, Dichtung, Gesang und
Tanz eine geschlossene Einheit dar. Aus dieser Vorzeit sind zahlreiche Sagen
überliefert, von denen auch einige den Gesang und dessen Entstehung als
zentrale Thematik enthalten. Mündlich überliefert ist zum Beispiel die
Geschichte aus „Dayu Zhishui“ 3 (《大禹治水》).
1
Böttger Walter, Kultur im alten China, Urania-Verlag Leipzig, 1977, S. 151.
Eine ähnliche historische Sichtweise des Gesanges und dessen Entwicklung gibt Tang Lin,
《声乐教学泛论》 („Abriss der Gesangspädagogik [in China]“), 上海音乐学院出版社, 2. Aufl.,
2006, S. 41-52.
3
In der Geschichte vermochte Dayu (wrtl. „großer Yu“) eine Überschwemmung dadurch zu
entschärfen, indem er wichtige Kanäle aushob, wo das Wasser abfließen konnte (vgl. Abb. 2
und 《中国大百科全书》 („Große chinesische Enzyklopädie“), 2004.).
2
8
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Magisterarbeit
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Dayu (ca. 2207-2198 v. Chr.4, siehe Abb. 2) hatte eine Geliebte, die Tochter
des Tu Shan (涂山). Während die Geliebte auf dem Berg Tu Shan 5 auf ihn
wartet, stimmt diese einen süßen Liebesgesang an. Das Lied bestand aus einer
langgezogenen Melodie, der Text des Liedes jedoch nur aus vier Zeichen,
nämlich „Hou Ren Yi Xi“ 6 (《侯人猗兮 》), das im Deutschen (in etwas freier
Übersetzung) heißt:
„Ach, ich muss so lange Zeit auf meinen Geliebten warten!“
In diesem Lied wird also der Gesang von der Geliebten als Ausdrucksmittel und
zugleich als Medium zur Betonung eines eigenen Gefühls verwendet. Das
Wissen um die Wirkung von Gesang in jener Zeit musste dieser Sage nach
schon einen hohen Stand erreicht haben.
Abbildung 2: Dayu aus „Dayu Zhishui“.
Einer anderen Sage zufolge wird berichtet, wie der Kaiser Shun (ca. 2255-2206
v. Chr.) die Kraft der Musik mit Tanz so zu seinem Vorteil zu nutzen verstand,
dass er dadurch seine Feinde manipulieren und in weiterer Folge unterwerfen
konnte.7 Unter der Herrschaft des Shun gab es einen Minister, der es durch
4
Zheng, Chantal, Mythen des alten China, Diederichs Gelbe Reihe, 1990, S. 24.
Der Berg Tu Shan befindet sich in der heutigen Provinz Anhui, im Osten Chinas.
6
wrtl. „Hou“ warten, „Ren“ Mensch, „Yi“ lang, „Xi“ Partikel der Betonung.
7
[Zitiert nach Yang, Yanyi, Musikerziehung in China: Zielsetzungen, Methoden und ästhetische
Grundlagen. Augsburg Wißner 1995, S. 28] Zhuang, Benli, 《中国音乐》 (Chinesische Musik),
Taiwan, 1968, S.7.
5
9
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Magisterarbeit
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bloßes Schlagen auf Steinen vermochte, die „hundert feindseligen“ Tiere zu
sich zu versammeln.8
Bis ans Ende des Zeitalters der primitiven Gesellschaft schloss der Begriff
„Musik“ grundsätzlich „Gesang mit Tanz“ ein. Zeugnisse dafür, dass diese
Musik auch reinen Kunstgenuss hervorrufen konnte, finden sich später in den
konfuzianischen Schriften, wo in einigen Episoden die Musik der Vorzeit
kommentiert wird.
In den „Frühlings- und Herbst-Annalen“ 9 (Chunqiu Zuozhuan, 《春秋左传》) ist
folgende Anekdote vermerkt: Als Ji Zha ( 季 扎 ) im Jahre 544 v. Chr. das
Notenbuch Zhouyue (《周乐》) zu Ende gelesen hatte, lobte er jedes der dort
notierten zwanzig Musikstücke.10 Allein die Lektüre dieser Stücke hatte ihn also
an die Wirkung der Musik denken und die Schönheit der Musik genießen
lassen.
Eine weitere recht aufschlussreiche Geschichte ist von Konfuzius (孔子, ca.
551-479 v. Chr.) in seinen „Analekten“ 11 (Lunyu, 《论语》) überliefert. Nachdem
Konfuzius das Stück „Shao“ ( 《 韶 》 ) gehört hatte, sei er so beeindruckt
gewesen, „dass er drei Monate lang den Geschmack des Fleisches vergaß.“ 12
Außerdem befand er:
8
Zheng, S.65.
Der Inhalt von Chunqiu ist auf steinernen Stelen im Stelenwald in Xi’an (Provinz Shanxi)
verewigt; es ist die offizielle Chronik des Staates Lu von 722 bis 481 v. Chr. Chunqiu ist eines
der so genannten Fünf Klassiker (《五经》), die Konfuzius zugeschrieben werden: Yijing (《易
经》, „Das Buch der Wandlungen“), Shijing (《诗经》, „Das Buch der Lieder“), Shujing (《书
经》, „Das Buch der Urkunden“), Liji (《礼记》, „Das Buch der Riten“; beinhaltet 《大学》, „Das
Große Lernen“ und 《中庸》, „Maß und Mitte“) und Chunqiu (《春秋》, „Die Frühlings- und
Herbstannalen“).
10
Tang Lin, S. 42.
11
Durch vier weitere Klassiker wurden die „Fünf Klassiker“ zu den „Neun Klassikern“ (《九经》)
erweitert; dazu gehören zusätzlich Zhouli (《周礼》, „Riten der Zhou“), Yili (《仪礼》, „Etikette
und Riten“), Xiaojing (《孝经》, „Klassiker der kindlichen Pietät“) und Lunyu (《论语》, „Die
Analekten des Konfuzius“).
12
Böttger, S. 209.
9
10
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„Das Stück ist perfekt und kann nicht mehr übertroffen werden.“ 13
Im Buch der Riten, das in die Zeit des Konfuzius datiert, gibt es ein Kapitel über
„Die Wirkung der Musik“. Der Beginn des Kapitels lautet: „Musik ist es, womit
man die Gesinnung der Menschen bessern kann. Sie beeinflusst die Menschen
tief, sie ändert die Bräuche und wandelt die Gewohnheiten.“ 14
Aus diesen Beispielen ist gut ersichtlich, dass sich die Musik in der Vorzeit auf
einem hohen Niveau befand, sodass sie die Menschen aus den späteren
Jahrhunderten noch emotional und zu einer besseren Gesinnung hin bewegen
konnte.
1.2 Xia- , Shang- und Zhou-Dynastien (21. Jh. – 256 v. Chr.)
Während
in
der Vorzeit
Chinas
kaum zwischen
Realität und Sage
unterschieden werden kann, demnach auch das Bild von Musik ein
gewissermaßen „verklärtes“ Bild ist, beginnt mit der Xia- und Shang-Dynastie
(ab dem 21. Jh. v. Chr.) die „konkrete“ chinesische Geschichtsschreibung mit
ausgegrabenen Artefakten und zeitgenössischen Schriftdokumenten.
Die Xia-Dynastie (ca. 2070-1600 v. Chr.) erstreckt sich über einen Zeitraum von
etwa vierhundert Jahren und umfasst die Regierungsperiode von etwa dreizehn
Generationen mit siebzehn Königen.15 Im Selbstverständnis Chinas handelte es
sich bei Xia um eine Sklavenhaltergesellschaft (奴隶社会), eine Zeit, in der
Musik und Tanz eine wichtige Rolle innehatten. Zum Beispiel ist überliefert,
13
Konfuzius, „Analekte“, 3-25: „子谓《韶》,尽美矣,又尽善也“. Aus: 孔子《论语》, 文汇出版
社, 2007. ISBN: 7807411449.
14
Zit. nach Böttger, S. 209. Konfuzius, „Buch der Riten“, 19. Kapitel: „凡音之起,由人心生也。
人心之动,物使之然也。感于物而动,故形于声。 声相应。故生变;变成方,谓之音。比音而乐
之,及干戚羽旄,谓之乐。“
15
《现代汉语词典》 („Wörterbuch des modernen Chinesisch“), 商务印书馆, 2002. S. 1738.
11
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Magisterarbeit
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dass der letzte König der Xia-Dynastie 16 über 30.000 Konkubinen nur für
Gesang und Tanz am Hofe angestellt hatte.17
In der darauf folgenden Shang-Dynastie (ca. 1600-1046 v. Chr.) wurde ein
Beamtenstaat errichtet, ohne jedoch dass die Macht der Könige geschwächt
worden wäre. Während aus dieser Zeit kaum etwas über die Musikkultur
bekannt ist, änderte sich dies in der darauf folgenden Zhou-Dynastie18 (1046256 v. Chr.) schlagartig, in der ein eigener Verwaltungsapparat für Musik
aufgebaut wurde, der enorme Ausmaße trug, „Da Si Yue“ ( 大 司 乐 , wrtl.
„Zentralbüro für Musik“) hieß, und als eine der ersten Musikschulen der Welt
angesehen werden kann.19
Im Da Si Yue gab es drei getrennte Bereiche, die die Aspekte des Musiklebens
möglichst vollständig erfassen sollten. Ein Bereich war für die Regelung
musikbürokratischer Angelegenheiten vorgesehen, ein weiterer für das
Musikschauspiel und ein dritter für die Musikpädagogik. Es ist dies die erste
Nennung und Errichtung einer chinesischen Institution, die sich ausschließlich
mit Musikpädagogik befasste. Innerhalb der Abteilung für Musikpädagogik hatte
der Gesang nachweislich einen besonders hohen Stellenwert. Um sich die
Größe dieser Institution vor Augen zu führen: Im Da Si Yue arbeiteten am
Höhepunkt des Kulturlebens bis zu 1.463 Beamte und Lehrer.20 Dabei ist jener
Verwaltungsapparat nicht mitgerechnet, der sich mit dem Volksgesang und dem
Tanz der verschiedenen ethnischen Gruppen befasste. Die Kinder der Adeligen
waren angehalten, an diesem „Musikamt“ Unterricht in den Fächern
„Musikästhetik“ ( 乐 德 ), „Gedichte“ ( 乐 语 ), „Gesang und Tanz zu rituellen
Zwecken“ (乐 舞 ) und „Musiktheorie bzw. –instrumente“ (乐 论 ) zu erhalten.
16
Jie (桀), er regierte etwa 52 Jahre; er wurde als besonders gewalttätig beschrieben.
[Zitiert nach Liang, Mingyue, Music of the billion – an introduction to Chinese musical culture.
Heinrichshofen Edition, New York 1985, S. 42] Von der Zahl erfährt man aus „Guanzi, Kapitel
Qianzhong“ (《管子轻重》, 7. Jh. v. Chr.), in dem berichtet wird, dass die Musik von 30.000
Hofdamen noch Meilen weit zu hören war.
18
Westliche Zhou (西周) ca. 1046-771 v. Chr., östliche Zhou (东周) ca. 770-256 v. Chr. In der
Zeit der östlichen Zhou unterscheidet man weiter die Frühling- und Herbstperiode (Chunqiu, 春
秋, 770-476 v. Chr.) und die Zeit der Streitenden Reiche (Zhanguo, 战国, 475-221 v. Chr.).
19
Yang, S. 49.
20
[Zitiert nach Tang Lin, S. 42] Soweit die Ausführungen im Buch „Zhou Li“ (Buch der Riten) im
Kapitel „Chun Gong“ (春宫).
17
12
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Trotzdem
war
der
Magisterarbeit
Unterricht
auch
für
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Schüler
aus
ärmlichen
Familienverhältnissen zugänglich. Der Ablauf des Unterrichts, insbesondere die
Bestrafung und Belohnung waren genau festgelegt.21 Auf dem Weg durch die
Dynastien begegnet man noch einige Male spezifischen pädagogischen
Einrichtungen.
Das Shijing ( 《 诗 经 》 , „Das Buch der Lieder“) stellt eines der wichtigsten
musikhistorischen Zeugnisse dar, das über die Musikpraxis der Shang- und
Zhou-Dynastie Aufschluss gibt.22 Es handelt sich dabei um eine Auswahl von
Liedern, die angeblich von Konfuzius selbst editiert worden ist. Von den
ursprünglich über 3.000 gesammelten Liedern wurden 305 bekannte, mündlich
überlieferte Lieder in die Sammlung aufgenommen. Wenn es auch unklar ist,
inwieweit Konfuzius bei der tatsächlichen Erstellung der Gedichtsammlung
beigetragen hat, so steht außer Zweifel, dass viele Grundsätze des
Konfuzianismus aus diesen Liedern stammen. Darüber hinaus stellt das Shijing
die früheste Sammlung chinesischer Gedichte und Lieder dar, die noch erhalten
ist. Einige Texte reichen bis zum 11. Jh. v. Chr. zurück; die neuesten Lieder
sind aus dem 6. Jh. v. Chr. Der Großteil der Stücke entstammt aus dem weiten
Gebiet um den Gelben Fluss und reicht im Westen von den Provinzen Gansu
und Shanxi, im Norden vom südwestlichen Teil der Provinz Hebei bis hin zur
Provinz Shandong im Osten und dem Jangtze-Fluss im Süden.23
Das Shijing enthält drei verschiedene Arten von Liedern, nämlich Feng (风), Ya
(雅) und Song (颂), auf die im Folgenden eingegangen wird.
Im Feng sind 160 Volkslieder zusammengefasst, die nach der Herkunft aus den
15 Vasallenstaaten des Königreichs geordnet sind. Auf dem Deckblatt der
vorliegenden Magisterarbeit ist das erste Lied „Guan Ju“ (《关雎》) abgebildet,
21
[Zitiert nach Yang, S. 29] Yang Yin Li, 《中国古代音乐历史》 („Musikgeschichte im Altertum
Chinas“), Beijing 1980, S. 34.
22
Shijing ist auch für die Sprachforschung, insbesondere in Bezug auf die Bildung der
altchinesischen Grammatik bedeutsam.
23
Shi Wang Xiang, „Einleitung zum Shijing“, 中华经典文学 (Eigenverlag), online abrufbar unter:
www.ccview.net, 2003. Die hier nun folgenden Angaben zum Shijing entstammen aus dieser
Quelle.
13
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Magisterarbeit
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das das Gebiet Zhounan (周南) betrifft. Es ist – in der Metapher zweier Vögel –
ein Liebeslied eines (nicht näher bestimmten) Mannes zu einer Frau, in dem
sich dieser wünscht, mit ihr das ganze Leben verbringen zu können.24
Der Begriff Ya umfasst die Sammlung von größeren (大雅, 31 Lieder) und
kleineren (小雅, 74 Lieder) Hofgesängen bzw. Festliedern, die vor allem bei
zeremoniellen Gelegenheiten, wie z.B. Opferungen, Verwendung fanden. Der
Zusatz „klein“ (小 ) bzw. „groß“ (大 ) beschreibt dabei – hierarchisch – den
Adressaten der Lieder, nämlich die Untertanen bzw. die Könige.25
Song beschreibt die 40 Hymnen, die im Shijing vorkommen. Sie machen den
ältesten Teil des Werkes aus und kamen beim Ahnenkult besonders in Bezug
auf Vorfahren aus der Zeit der Shang-Dynastie (商颂, 5 Lieder), der ZhouDynastie (周颂, 31 Lieder26) und des Landes Lu (鲁颂, 4 Lieder) zum Einsatz.
Diese Lieder wurden sehr getragen vorgetragen; trotzdem wurde dazu
durchwegs getanzt.
Wenngleich dem Tanz beim Musizieren und Singen weiterhin noch eine
bedeutende Rolle zukam, war durch die Editierung der Lieder zum Shijing ein
erster Schritt hin zu einem losgelösten „Kunstgesang“ vollzogen. Im Shijing sind
bereits 25 verschiedene Streich-, Zupf-, Blas- und Schlaginstrumente
aufgelistet, was auf eine Vervollkommnung der Technik des Instrumentalspiels
zur Zeit des Konfuzius hinweist.27
1.3 Die Zeit der Streitenden Reiche (475-221 v. Chr.)
Die Haupterrungenschaft der Frühlings- und Herbstperiode (770-476 v. Chr.) im
Hinblick auf die Gesangspädagogik bestand darin, dass die mündlich
24
Die Abbildung zeigt eine spätere Abschrift des Kaisers Qianlong (1711-99), einem
begnadeten Kalligraphen, der den gesamten Shijing abgeschrieben hat. Mit den begleitenden
Malereien hat die Fertigstellung des Werkes sechs Jahre gedauert.
25
Im „kleinen Ya“ sind zusätzlich auch Volkslieder enthalten.
26
Oftmals werden sie der westl. Zhou-Dynastie (1045-770 v. Chr.) zugeordnet.
27
Böttger, S. 151.
14
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überlieferten Lieder in einer schriftlichen Form fixiert worden waren. Nun
konnten diese Dokumente als Fundament für einen „Gesangsunterricht“ genutzt
werden. Die vorfeudale Struktur der Gesellschaft brachte sowohl ein
Berufssängertum als auch den Beruf des Gesangslehrers hervor. In der Zeit der
Streitenden Reiche (475-221 v. Chr.), einer Zeit mit unübersichtlichen
politischen Wirren, zogen Lehrer mit ihren Schülern durch das Land, um
Feudalherren zu finden, die ihre Tätigkeit unterstützten. Im Nachfolgenden
werden zwei aufschlussreiche Episoden wiedergegeben, die diese erste
Blütezeit im Gesangsunterricht ausgezeichnet beschreiben.
Im Buch Lie Zi (《列子》, „Buch über Meister Lie Zi“) des Daoisten Lie Yukou
(列圄寇) wird im Kapitel „Tang Wen“ (《湯问》, „Die Fragen von Tang“) folgende
Geschichte28 erzählt:
Der Schüler Xue Tan (薛潭) ist nach einer gewissen Zeit zur Überzeugung
gelangt, dass er nun alles von seinem Lehrer Qin Qing (秦青) gelernt habe. Er
bricht auf, sein Lehrer begleitet ihn noch ein Stück des Weges und stimmt
abschließend einen wunderschönen Abschiedsgesang für ihn an, der den Titel
„Sheng Zhen Lin Mu, Xiang E Xing Yun“ (《声振林木,响遏行云》) trägt und im
Deutschen ungefähr folgendermaßen übersetzt werden kann:
„Die Stimme erfüllt den ganzen Wald, die Wolken ziehen herzensbewegt dahin.“
Der Schüler, stark berührt durch das Lied, kehrt zum Lehrer zurück, mit der
Bitte, doch bei ihm weiter lernen zu dürfen.
Auch eine weitere Geschichte aus dem „Tang Wen“ spricht von der starken
Wirkung des Gesanges: Eine Frau namens Han E (韩娥) ist auf der Reise zum
Kleinstaat Qi, als sie auf dem Weg ihre gesamten Speisevorräte aufbraucht.
Sogleich singt sie vor dem Haupttor und bittet dadurch um etwas Essen. Von
ihrem Gesang wird erzählt, dass er die Menschen dermaßen berührt hat, dass
28
vgl. „Große chinesische Enzyklopädie“, Eintrag unter 《列子》.
15
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er drei Tage lang in den Behausungen noch zu hören war, auch als Han E
schon wieder weiter gezogen war.29
Im Werk Jiu Ge (《九歌》30, „neun Gesänge“) des großen chinesischen Dichters
Qu Yuan 31 ( 屈 原 , ca. 340-278 v. Chr.) wird Musik beschrieben, die im
Chinesischen den Namen Yuewu
32
( 乐 舞 ) trägt und vor allem bei
schamanischen Riten zum Einsatz gekommen ist. Der Begriff Yuewu umfasst
neben allgemeiner „Musik“ auch Tanz, Gesang und im Speziellen auch
Instrumentalmusik. Qu Yuan (siehe Abb. 3), der ursprünglich Minister für
auswärtige Angelegenheiten im Staate Chu33 (楚) war, wurde aufgrund seiner
direkten (aber korrekten) Art vom König ins Exil verbannt. Dort sammelte er
viele der nur mündlich überlieferten Volkslieder (besonders aus dem Süden des
Landes) und überarbeitete sie zum Gedichtband Jiu Ge.34
Abbildung 3: Qu Yuan (屈原
屈原,
屈原 ca. 340-278 v. Chr.).
Jiu Ge ist in elf zusammengehörende Teile gegliedert und stellt die erste
tatsächlich einheitliche Gedichtsammlung aus antiker Zeit dar. Außer den
29
Tang Lin, S. 43.
Li Zhenghua, 《楚辞》 (Chuci), 山西古籍出版社, 2. Kapitel. ISBN 7-80598-315-1.
31
Qu Yuan wurde im Jahre 1953 vom Weltfriedensrat (World Peace Council) als eine der vier
bedeutendsten Prominenten der Weltkultur anerkannt. („Große chinesische Enzyklopädie“,
Eintrag unter 《屈原》)
32
„Yue“ Musik, „Wu“ Tanz.
33
Der Staat Chu befand sich im heutigen Zentral- und Südchina.
34
„Große chinesische Enzyklopädie“, Eintrag unter 《屈原》.
30
16
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Gedichten „Dong Huang Tai Yi“ (《东皇太一》, „Der himmlische Gott im Osten“),
„Li Hun“ (《礼魂》, „Der Geist der Riten“) und „Guo Shang“35 (《国殇》, „Das
Weinen der Nation“) werden Liebesbeziehungen zwischen Himmelswesen und
zwischen Himmelswesen und Menschen beschrieben. Der Schamane kann
während der Anbetungszeremonien durch Tanz und Gesang eine Verbindung
zwischen
den
Menschen
und
den
Himmelswesen
herstellen.
Die
Grundstimmung der Gedichte ist positiv; inhaltlich werden Landschaften und
Menschen beschrieben, manchmal werden auch bekannte Sagen wieder
erzählt. Im Text kommen zahlreiche personifizierte irdisch-geistige Wesen vor.36
Zum Vortrag der Gedichte spielten zahlreiche Musikinstrumente als Begleitung;
Rezitativteile wechselten mit solistischen Arienteilen ab. Während im Shijing in
der Regel ein Vers aus vier Silben geformt wurde, sind im Jiuge die Verse aus
fünf bis neun Silben aufgebaut. Oftmals wird hier die zusätzliche Silbe 《兮》
(„xi“, ein Modalpartikel) eingefügt, die zur Betonung des Vortrages und zur
inneren Balance des Verses beträgt. In folgender Gegenüberstellung mit dem
Shijing ist dieser Aspekt gut ersichtlich:
Shijing: „Guan Ju“ 37 (《关雎》)
关关雎鸠,在河之洲。窈窕淑女,君子好逑。
Jiuge: „Guo Shang“ 38 (《国殇》)
操吴戈兮
兮被犀甲,车错毂兮
兮短兵接;
旌蔽日兮
兮敌若云,矢交坠兮
兮士争先;
参差荇菜,左右流之。窈窕淑女,寤寐求之。
凌余阵兮
兮躐余行,左骖殪兮
兮右刃伤;
霾两轮兮
兮絷四马,援玉包兮
兮击鸣鼓;
求之不得,寤寐思服。悠哉悠哉,辗转反侧。
天时怼兮
兮威灵怒,严杀尽兮
兮弃原野;
出不入兮
兮往不反,平原忽兮
兮路遥远;
参差荇菜,左右采之。窈窕淑女,琴瑟友之。
带长剑兮
兮挟秦弓,首身离兮
兮心不惩;
诚既勇兮
兮又以武,终刚强兮
兮不可凌;
参差荇菜,左右芼之。窈窕淑女,钟鼓乐之。
身既死兮
兮神以灵,子魂魄兮
兮为鬼雄。
35
Darin wird an die Soldaten erinnert, die für den Staat Chu in Kriegen gefallen sind.
z.B. Xiang Jun (湘君, „Der Herr von Xiang“), Shan Gui (山鬼), He Shen (河神) usw.
37
Das Gedicht ist – im traditionellen Chinesisch – am Deckblatt der Magisterarbeit abgebildet.
Die Leserichtung ist von oben rechts nach unten links. Die Silbe „之“, die in diesem Gedicht
oftmals vorkommt, hat dabei verschiedene Bedeutungen. (Aus: „Shijing“, editiert von 杜若明, 华
夏出版社, 1998, ISBN 750802535.)
38
Guo Shang ist das 10. Gedicht im Jiu Ge. (Aus: „Große chinesische Enzyklopädie“, Eintrag
unter 《九歌》)
36
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Mit diesem bewussten Einsatz von Modalpartikeln ist auch ein erhöhtes
Bewusstsein für den Zusammenhang von Text und Gesang verbunden.
1.4 Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.)
Die Han-Dynastie39 (206 v Chr. - 220 n. Chr.) ist eine der goldenen Perioden in
der Geschichte Chinas, in der Literatur und allgemein die Kultur einen großen
Aufschwung erlebten. In diese Zeit fällt auch der Beginn des Baus der
Seidenstraße, die fortan einen regen Austausch mit weiter entfernten Ländern
ermöglichte. In der Zeit der Han-Dynastie liegt die Gründung des Yuefu (乐府)
durch den Kaiser Han Wudi (汉武帝, Regierungszeit: 140-87 v. Chr.), 40 ein
Musikinstitut am kaiserlichen Hof, dessen Aufgaben vielschichtig waren. Neben
der
künstlerischen
Gestaltung
des
Zeremoniells
und
wiederum
als
Verwaltungsinstanz für die zeremonielle Musik oblag dem Yuefu auch das
„Sammeln von Volksmusik und ihren Texten, das Schreiben von Texten für
Volksmelodien, das Vertonen der Volksgeschichte und die Planung von
Musikaufführungen am Kaiserhof“.
41
Bei diesen Aufführungen wurden
verschiedenste Konstellationen ausprobiert; die Singtechniken und -arten der
früheren Zeit wurden aufgenommen und in die neue Musizierpraxis integriert.
Eine weitere Aufgabe des Yuefu bestand neben der Sammlung des bereits
vorhandenen Gedichtmaterials auch darin, neue Texte selbst zu dichten und die
Musik dazu zu komponieren. Zahlreiche Diskussionen über musiktheoretische
Fragestellungen und insbesondere über Tonarten und -geschlechter sind
belegt. Das Yuefu stellte somit den ersten großen eigenständigen Musikverein
in der chinesischen Geschichte dar, in dem Gesang, Tanz und die Musik
allgemein aus der Perspektive der Praxis untersucht wurde. Bei der
39
Auch hier unterscheidet man zwischen Westlicher Han (206 v Chr. - 25 n. Chr.) und Östlicher
Han (25-220 n. Chr.).
40
The Cambridge History of China, Vol. 1, Cambridge University Press, 1986, S. 196: Das Büro
wurde in den Jahren 114-113 v. Chr. gegründet und 7 v. Chr. aus ökonomischen Gründen
wieder abgeschafft.
41
[Zitiert nach Tang Lin, S. 43] Aus den Umständen dieser Gründung erfährt man aus Li Yue
Zhi (《李跃志》, „Annalen zu Musik und Ritus“). Die wichtigste Persönlichkeit des Yuefu war Li
Yan Nian (李延年); als Musikwissenschaftler hatte Si Ma Xiang Ru (司马相如) große Bedeutung.
18
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Abschaffung des Büros zur Zeit des Kaisers Han Ai (6 v. Chr.- 2 n. Chr.) waren
im Yuefu bis zu 829 Musiker beschäftigt. Die Hälfte der Musiker wurde sofort
entlassen, während die andere Hälfte der Beamten in anderen Ämtern Arbeit
fand. Trotzdem war es weiterhin noch möglich, für kaiserliche Audienzen ein
Orchester aus 128 Instrumentalisten zusammenzustellen.42
In der Han-Dynastie entwickelte sich eine neue Musikgattung, die unter dem
Namen „Xianghege“ 43 (相和歌, „Lieder der Konsonanz“) zusammengefasst ist
und auf den konfuzianischen Ideen der Harmonie und Konsonanz basiert.
Diese Musik wurde hauptsächlich im Kaiserpalast etwa beim feierlichen Bankett
oder bei religiösen Zeremonien gespielt. Typisches Merkmal des Xianghege ist
der Vortrag eines Sängers, der sich selbst auf Schlaginstrumenten rhythmisch
begleitet. Neben diesem Solosänger gab es drei Antwortsänger, die mit dem
Solosänger in einem Sprechgesang-Dialog standen. Während auch aus der
Han-Zeit kaum originales Notenmaterial für Gesang überliefert ist, so finden
sich die Lieder und die Anmerkungen zum Vortrag dieser Lieder nun in den
Eintragungen für Begleitinstrumente (üblicherweise waren dies die Zithern Qin
(琴), Se (瑟); die Blasinstrumente Sheng (笙), Di (笛); die Laute: Pipa (琵琶); die
Harfe: Konghou ( 箜 篌 ) 44 ). Die Texte dieser Lieder beschreiben oft recht
komplizierte Sachverhalte, die den weiten (aber volksnahen) Themenkomplexen der „Liebe“ und des „Krieges“ entnommen sind.
Ein Xianghege zeigt eine relativ genaue Zeichnung der Binnenstruktur. Ein Lied
gliederte sich in drei Teile, nämlich einem Einleitungsteil 45 (Yin, 引 ), einer
Durchführung (Qu, 曲) und einem Hohelied (Da Ge, 大歌). Der Gesangteil
erstreckt sich fast zur Gänze im Qu-Teil. Je nach Stimmung des Liedes
unterschied man zwischen Yin Tan Qu (吟叹曲, Seufzergesang) und Zhu Diao
Qu (诸调曲, heiterer Gesang). Die Primärquellen zum Xianghege sind spärlich
gesät, und die meisten Erkenntnisse beruhen auf dem genauen Studium der
42
The Cambridge History of China, Vol. 1, S. 203.
Der Name “Xianghege” für diese Art von Musik wurde in „Song Wei – Yue Zhi“ (《宋韦乐志》,
„Das Buch von Liu-Song“) des Autors Shen Yue (沈约, ca. 441-513 n. Chr.) entdeckt. (vgl.
„Große chinesische Enzyklopädie“, Eintrag unter 《相和歌》)
44
Liang, S. 80.
45
Im Yin-Teil spielen vor allem Flöte und Saiteninstrumente.
43
19
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archäologischen Funde aus der Han-Zeit, insbesondere auf jenen der
gefundenen Musikinstrumente, wie z.B. Yu ( 竽 , Blasinstrument), Se ( 瑟 ,
Saiteninstrument), Zheng (筝, Zither), Di (笛, Flöte), Sheng (笙, Mundorgel) und
Zhu ( 筑 , Schlaginstrument).
46
Aus diesem reichen Instrumentarium ist
ersichtlich, wie differenziert die Musik in der Han-Zeit schon gewesen sein
musste. Die Entwicklung des Xianghege erstreckte sich über die Wei JinDynastie (220-420 n. Chr.) hinaus und erreichte den Höhepunkt im Zeitalter der
kulturellen Blüte in der Sui- und Tang-Dynastie (581-907 n. Chr.). Erst nach
diesen beiden Dynastien flaute diese Entwicklung etwas ab.
1.5 Südliche und Nördliche Dynastien (420-589 n. Chr.)
Aus der Musizierpraxis des Xianghege wurde unter dem Einfluss von
volkstümlichem Musikgut in der Zeit der Südlichen und Nördlichen Dynastien47
(420-589 n. Chr.) eine neue Musikgattung geschaffen, die den Namen Qing
Shang Yue ( 清 商 乐 ) trägt. 48 Auch sie wurde wie Xianghege beinahe
ausschließlich bei festlichen Anlässen aufgeführt. Qing Shang Yue ist
bedeutend für das Verständnis der heutigen chinesischen Musik, da sie sich
aus den beiden Bestandteilen Wusheng (吴声) und Xiqu (西曲) zusammensetzt,
die später in anderen Musikgattungen weiterverarbeitet wurden. Wusheng ist im
Gebiet um die heutige Stadt Nanjing als Volksmusikgattung entstanden, in der
Gesang eine primäre Rolle zukommt. Xiqu entstammt aus der heutigen Provinz
Hubei und existiert heute in ca. 360 verschiedenen nationalen Varianten.49 Der
Unterschied in der Sprache der beiden Gattungen resultiert hauptsächlich aus
der örtlichen Verschiedenheit des Aufkommens.50
46
Tang Lin, S. 44.
Diese Zeit umfasst die Südlichen Dynastien (420-589 n. Chr.) und die Nördlichen Dynastien
(386-581 n. Chr.)
48
Sie umfasst in dieser Zeit noch Ji Yue (伎乐), die die Musikarten des einfachen Volkes
beschreibt.
49
Zhu, Shirui, „Entstehung und Entwicklung moderner professioneller chinesischer Musik und
ihr Verhältnis zum eigenen Erbe und zum westlichen Einfluss“, Berichte aus der
Musikwissenschaft, Shaker Verlag Aachen, 2000, S. 40.
50
Zhan Wan, “A Brief Account of Qing Shang Music” (chin.), Journal of Nantong University,
Education Sciences Edition, 03/2004.
47
20
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Wusheng und Xiqu sind von ähnlichem Charakter, nämlich beinhalten sie vor
allem lyrische und sanfte Musikelemente. Der Hauptunterschied zwischen den
beiden Musikgattungen besteht in der Wahl der Begleitinstrumente: Während
im Wusheng hauptsächlich Zitherinstrumente verwendet werden, kommen bei
Xiqu vor allem Streich-, Blas- und Schlaginstrumente zum Einsatz. Wusheng
und Xiqu können weiter eingeteilt werden in Gequ (歌曲, Singmusik) und Wuqu
(舞曲, Tanzmusik).
Der Singteil beruhte auf einem durchgehend fixen Schema, in dem der Sänger
in Einheiten zu vier Sätzen zu je fünf Silben (bei Erzählungen bis zu sieben
Silben) als Grundstruktur sang. Die berühmtesten längeren Werke aus jener
Zeit, die der Begriff Qian Sheng Yue umfasst, sind „Der Pfau fliegt gegen
Südosten“ 51 (《 孔雀东南飞》 ) aus der Zeit der Südlichen Dynastien und das
„Gedicht über das Mädchen Mulan“ (《木兰辞》) aus der Zeit der Nördlichen
Dynastien.
Im „Gedicht über das Mädchen Mulan“ verkleidet sich ein Mädchen als Mann,
um statt ihres Vaters beim Heer den Pflichtdienst zu verrichten. Unerkannt kehrt
sie erfolgreich wieder nach Hause und gibt sich erst dort ihren Militärkollegen zu
erkennen.52 Im folgenden Liedausschnitt53 (siehe Abb. 4) wird die Ausgangsszene dieser Geschichte beschrieben: Das monotone Reiben am Waschbrett
lässt den Hörer fragen, warum Mulan seufzt. Sie entgegnet, dass der Vater auf
der Liste der zum Heer Einberufenen steht, der Vater aber weder Sohn, Mulan
noch Bruder hat. Am Ende des Ausschnitts entscheidet sich Mulan für die
Verkleidung.
Eine Errungenschaft aus der Zeit der Südlichen und Nördlichen Dynastien war
die Herausbildung der Wissenschaft der Phonologie, Yinyun Xue (音韵学), auf
der in China die eigentliche Entwicklung des Kunstgesanges basiert.54 Während
51
Es handelt sich um eine traurige Liebesgeschichte aus der Östlichen Han-Zeit.
Mulan, 《天津杨柳青画社》, 2003. ISBN 780503759.
53
Aus einer Bearbeitung aus dem Jahre 1935 zu einer Oper von Huang You Li (黄友棣, geb.
1912).
54
Tang Lin, S. 44.
52
21
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der Tang-Dynastie war der Gesangsstil hauptsächlich an der Natürlichkeit der
Sprache ausgerichtet (die so genannte Yongchang-Art ( 咏 唱 )). Die
Interpretation
ergab
sich
primär
aus
der
Sprachmelodie.
Die
Gestaltungsmöglichkeiten lagen vor allem in der Änderung der Dynamik, dem
Einsatz von einzelnen ausdruckverstärkenden Silben und durch verschiedene
anderweitige Betonungen. Erst später, in der Tang-Dynastie, gab es durch den
Yinchang (吟唱) ein um ein Vielfaches reicheres Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten, auf das im nächsten Kapitel näher eingegangen wird.
Abbildung 4: Beginn der Oper „Mulan“ (1935).
1.6 Tang-Dynastie (618-907 n. Chr.)
Die soziale Struktur in der Tang-Dynastie (618-907 n. Chr.) kann als eine recht
ausgeglichene Variante der Feudalgesellschaft gesehen werden. In den
Dynastien der Tang und der darauf folgenden Song sind die Blütezeiten der
22
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chinesischen Kultur, insbesondere der Literatur und der Musik, angesiedelt. Die
Grundlagen des „klassischen chinesischen Gesangs“, wie der Terminus heute
lautet, finden sich in der Tang-Dynastie. Ausschlaggebend dafür war erneut
eine Musikinstitution, die alle Bereiche und Impulse zusammenführte, bündelte
und verarbeitete. Diese Abteilung trug den Namen Jiao Fang (教坊) bzw. Li
Yuan (梨园). Die Musiker, die in dieser Zentralabteilung arbeiteten, hatten ein
ausgesprochen hohes Niveau, sodass die Entwicklung des Gesanges
beschleunigt werden konnte. Wie auch in den früheren Dynastien spricht man
unter dem Aspekt des Aufführungsortes hier von Yanyue ( 燕 月 ), einer Art
Unterhaltungsmusik,
die
vorwiegend
im
Palast
aufgeführt
wurde;
die
Errungenschaften des früheren Yuefu sind spürbar. Wurde zuvor ausschließlich
das eigene Kulturgut in den bestehenden Kanon aufgenommen und
überarbeitet, so wurden für Yanyue auch fremdländische Musikstücke
verwendet und diskutiert.55
Ein Grund für die hohe Blüte der Musik in der Sui- (581-618 n. Chr.) und TangDynastie (618-907 n. Chr.) lag in der Aufgeschlossenheit der herrschenden
Kaiser
gegenüber
dem
Kulturwesen
und
insbesondere
der
Musik.
Beispielsweise ist bekannt, dass die Kaiser Yang (炀, 569-618 n. Chr.), Tai
Zong (太宗, 599-649 n. Chr.) und Xuanzong (玄宗, 685-762 n. Chr.) Musik
geliebt haben sollen, selbst ausübende Musiker waren und musiktheoretisches
Wissen vorweisen konnten. Der Kaiser Xuanzong konnte beispielsweise selbst
komponieren und die Trommel Jie (羯) spielen.56 Zudem soll er eigenhändig
hundert Musiker geprüft und ausgewählt haben, die teilweise bei ihm Unterricht
nahmen. Diese Schüler wurden im Da Jiao Fang unterrichtet, einer Parkanlage,
die
sich
in
der
Musikabteilung
Li
Yuan
(wrtl.
„Birnengarten“
bzw.
„Birnbaumgarten“ 57) befand. Aus diesem Grunde wurden die Schüler auch Li
Yuan Di Zi (《梨园弟子》, „Li Yuan-Schüler“) genannt, ein Titel, der heute noch
den besten Interpreten der alten traditionellen chinesischen Oper übertragen
55
Yang, S. 31; Liang, S. 104-105.
„Große chinesische Enzyklopädie“, Eintrag unter 《玄宗》.
57
Böttger, S. 209.
56
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wird. Der Kaiser selbst wirkte an der Li Yuan als Lehrer und ließ von ihm selbst
komponierte Musikstücke (sog. 《法曲》, „Faqu“) einstudieren.58
Die Musiker im Palast teilte man in zwei Kategorien ein, in jene der „sitzenden“
und jene der „stehenden“ Musiker. Das Prädikat „sitzend“ wurde jenen Musikern
zuteil, die eine entsprechend hohe Kunstfertigkeit auf ihrem Instrument
aufwiesen. Die „stehenden“ Musiker spielten vorwiegend auf dem Platz vor den
Räumlichkeiten des Kaisers. Durch Prüfungen und Aussiebungen war es
möglich, dass die Musiker zwischen den beiden Klassen wechselten,
entsprechend einer Degradierung oder einem Karrieresprung.59
Der Gedichtgesang bestand aus gesungenen Versen zu je fünf oder sieben
Silben. Die typischen Merkmale der früheren Epochen kamen nun wieder zum
Tragen, so z.B. Sprachfluss und Metrum. Als Neuheit wurde nun die
Geschwindigkeit der Melodie der Geschwindigkeit der Erzählung angepasst.
Dies stellte eine Unterstützung für den Inhalt dar, die Lieder klangen noch
schöner bzw. „harmonischer“. Ein weiteres Kennzeichen dieser Gedichte ist
eine möglichst kunstvolle Umsetzung des obligaten Reimes.
Die Sängerin Xuhezi60 (许和子; am besten bekannt unter ihrem Künstlernamen
Yongxin (永新)) war bekannt für ihren ausgesprochen innigen Gesang. Der
Kaiser Xuanzong (siehe Abb. 5) liebte ihren Gesang sehr, ihre Stimme sei
„tausend Goldstück“ 61 wert. Eines Tages organisierte der Kaiser Xuanzong
einen Jahrmarkt. Sehr viele Zuschauer kamen, und es war dermaßen laut, dass
die stattfindenden musikalischen Darbietungen nicht genossen werden konnten.
Xuanzong wurde wütend und wollte gehen. Ein Beamter jedoch, der in den
Diensten des Kaisers stand, sah dies und bat sogleich Yongxin auf die Bühne.
Als sie mit ihrem Gesang begann, wurde es sofort ganz still, die freudigen Leute
wurden durch ihren Gesang mutiger, die traurigen Leute befreiter im Herzen.
Diese Anekdote zeigt, dass die hohe Kunst des Gesangs von Yongxin
58
Yang, S.31.
Tang Lin, S. 45.
60
Geboren ca. 724 n. Chr.
61
Die Zahl 1.000 repräsentierte normalerweise die Töchter des Kaisers, während die Zahl
10.000 nur dem Kaiser vorbehalten war.
59
24
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hierarchieübergreifend war, also sowohl die Massen als auch den Kaiser
berühren konnte.
Abbildung 5: Kaiser Xuanzong. (玄宗
玄宗,
玄宗 685-762 n. Chr.)
Die Tang-Dynastie nahm zahlreiche musikalische Einflüsse aus dem Ausland
auf, wodurch eine neue Musikgattung geschaffen wurde, nämlich jene des
„Tang Daqu“ (唐大曲, ein „großes“ Musikschauspiel mit Gesang und Tanz).62
Ein typisches Tang Daqu besteht aus drei Teilen, denen wiederum eigene
Namen gegeben wurden: San Xu (散序), Ge (歌) und Po (破). Wieder ist der
Mittelteil der „Liedteil“ des Stückes. Hier soll hauptsächlich der lyrische
Melodieverlauf im Vordergrund stehen. Die starre Struktur im Ge-Teils wurde
manchmal durch Tanzdarbietungen aufgelockert.63 Das textliche Liedmaterial in
der Tang-Dynastie bestand zunächst aus mehreren fünf- oder siebensilbigen
Gedichten. Das Material ist aus jenem Gedichtkanon aus der Tang-Dynastie
entnommen, der heute weltberühmt ist. In der späteren Tang-Dynastie
entwickelte sich die neue Gattung des „Li Xiang Zhi Qu“ (《里巷之曲》): Die
Sänger halten sich nun nicht mehr an die fünfsilbige starre Struktur, und es gibt
reichhaltigere Melodien. Während die Musik früher den Text unterstützen
musste, geht nun der Hauptimpuls von der komponierten Melodie aus. Dieser
62
Liang, S. 100-101.
z.B. im Tang Daqu „Ni Shang Yu Yi Qu“ (《霓裳羽衣曲》, „Der Federschmuck der
Regenbogenfarben“).
63
25
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neue freiere Gesangsstil wurde unter dem Begriff „Ci“
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64
(《词》 ) zusammen-
gefasst.
1.7 Song- Dynastie (960-1279 n. Chr.)
Der Gesangsstil „Ci“ (词), der unter dem Terminus „Tian Ci Qu Pai“ 65 (填词曲牌)
noch besser beschrieben wird, wurde in der Song-Dynastie66 (960-1279 n. Chr.)
zum wichtigsten Stil. Er bedeutet „kurze und lange Verse“, deutet also auf ein
unregelmäßiges Versmaß hin. 67 Im weiteren Sinne beinhaltete „Ci“ zwar
Elemente des früheren Tang Daqu aus der Tang-Dynastie, enthielt jedoch in
verstärkter Weise Instrumental- und Tanzmusikpassagen, wodurch die
Komplexität der Stücke erhöht wurde. Eine wichtige Spielart und ein
fundamentaler Beleg für das „Ci“ war das Zhu Gongdiao (诸宫调), woraus
später in den Dynastien der Song, Jin und Yuan ein bedeutender
Sprechgesang entstand. Unter dem Begriff Zhu Gongdiao ist eine Sammlung
von verschiedenen Gesangsstücken zu verstehen, die allesamt in der Tonart
Gong 68 ( 宫 , vgl. Abb. 6), dem erstem Ton der späteren pentatonischen
Tonleiter, stehen. Neben einem überwiegenden Teil an Gesangspassagen
kommen nun als Neuerung auch Sprechteile vor.69
Abbildung 6: Zhu Gongdiao (诸宫调
诸宫调).
诸宫调
64
„Ci“ bedeutet im modernen Mandarin „Wort“.
Tian Ci bedeutet dabei das Einsetzen des Textes unter der schon vorgegebenen Melodie.
66
Man unterscheidet Nördliche Song (960-1127 n. Chr.) und Südliche Song (1127-1279 n. Chr.).
67
Liang, S. 116.
68
Grundton, Tonika.
69
„Große chinesische Enzyklopädie“, Eintrag unter 《诸宫调》.
65
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Aus Zhu Gongdiao entstand Song Zaju (宋杂剧), eine Vorform der Oper, aus
der sich später wiederum die chinesische Oper entwickelte, die unter dem
Namen Xiqu70 (戏曲) zusammengefasst ist. Hatten Gesang und Tanz im Song
Zaju immer noch eine wichtige Rolle inne, so rückte jetzt der Aspekt des
„Schauspiels“ immer weiter in den Vordergrund. Verschiedene Personen und
Persönlichkeiten traten in diesen Stücken auf. Eines der reichhaltigsten Werke
des Song Zaju war „Xi Xiang Ji Zhu Gongdiao“ 71 ( 《 西 厢记 诸 宫调 》 , „Die
Geschichte des westlichen Flügels“) von Dong Xie Yuan (董解元, Lebensdaten
unklar), das das einzige heute vollständig erhaltene Zhu Gongdiao darstellt. In
diesem Stück kommen 14 verschiedene Gong-Tonarten und über 150
verschiedene Melodiemuster vor, die bestimmten emotionalen Wirkungen wie
Trauer,
Strenge,
Nachgiebigkeit
usw.
zugeordnet
sind.
Die
traurige
Liebesgeschichte, wie auch viele spätere Bearbeitungen, basiert auf der
Geschichte Yingying Zhuan72 (《莺莺传》, „Die Biographie des Yingying“) von
Yuan Zhen (元稹, 779-831 n. Chr.) aus der Tang-Dynastie.
Die Anforderungen an die professionellen Sänger stiegen kontinuierlich. Einen
weiteren Meilenstein in der Entwicklung der chinesischen Musik war die
Einführung eines Notensystems. Gegen Ende der Song-Dynastie schrieb Jiang
Kui (姜夔, 1155-1221 n. Chr.) ein Werk, das den Titel „Bai Shi Dao Ren Ge Qu“
(《白石道人歌曲》)73 trägt. In diesem Werk gibt es insgesamt 17 verschiedene
Stücke, die vorwiegend aus der Feder von Bai Shi (白石) stammen. Neben den
chinesischen Zeichen als Vortragsanweisung gibt es parallel dazu eine Vorform
einer Notenschrift, die so genannten Gong Chi Pu (工尺谱). Der Einfluss dieses
Stückes und dessen Notation war groß: Text und Noten neuerer Werke wurden
ab „Bai Shi Dao Ren Ge Qu“ zusammen als ein Ganzes weiter gegeben. Die
Stücke waren ab nun keinem Änderungsprozess durch die Tradierung
ausgesetzt. Die immense Bedeutung für den Gesang ergab sich, dass nun zum
70
„xi“ bedeutet dabei wörtlich „Spiel, Drama, Unterhaltung.“
Wang Shi Fu (王實甫) hat im späten 13. Jahrhundert darauf gründend die berühmte,
gleichnamige Liebesgeschichte „Xi xiang ji“ (《西廂紀》) geschrieben. Das „Xi Xiang Ji Zhu
Gong Diao“ ist auch unter dem Namen „Dong Xi Xiang“ (董西厢) bekannt.
72
Dabei handelt sich um eine relativ kurze Geschichte mit knapp 3.000 Zeichen.
73
Der Name „Bai Shi Dao Ren“ ist ein Synonym für Jiang Kui.
71
27
Leng Rui (0173031)
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2/2008
ersten Mal die Möglichkeit bestand, auf konkretes Notenmaterial zurückgreifen
zu können, wo bisher mehr oder minder die Spekulation und die mündliche
Überlieferung regiert hatte.
1.8 Yuan-Dynastie (1271-1368 n. Chr.)
Die Hauptmerkmale des Gesangs in der Yuan-Dynastie (1271-1368 n. Chr.)
sind „Textverständlichkeit“ und „Formlebendigkeit“. Gesang findet hier sehr
nahe am Zuhörer statt. In dieser Dynastie spricht man von Yuanqu (元曲), einer
neuen Werkform. Bei Yuanqu unterscheidet man weiter in zwei Unterarten,
entsprechend der Verschiedenheit der Gesangsform: Sanqu (散曲) und Xiqu74
(戏曲).
Im Sanqu steht der Gesang im Ensemble im Vordergrund, im Xiqu hingegen
gibt es sowohl Teile im Sprechgesang als auch Passagen mit reinem
Kunstgesang. Inhaltlich werden durchwegs bekannte Persönlichkeiten und
wohlbekannte Erzählungen dargestellt. Im Vordergrund steht ein „Sing- und
Schauspiel“, das dem Publikum als Gesamtkunstwerk präsentiert wird.
Gleichzeitig und parallel zu Yuan Zaju entwickelte sich die eigene Form Nanxi
(南戏): Hier findet man Soloteile und Teile mit Solo und Antwortgesang. Das
Hauptmerkmal dieser Gattung ist, dass die Gesänge in einer Reihe
nacheinander gesungen wurden und weniger gleichzeitig im Ensemble.75
Der wichtigste Musikdramatiker und Autor von Yuan Zaqu in der Yuan-Dynastie
ist Guan Han Qing76 (关汉卿, ca. 1213-1297), der für die Stellung der Frau in
der chinesischen Gesellschaft eingetreten ist und etwa 67 Singspiele
komponierte (18 Stücke sind erhalten). In Dou E Yuan (窦娥冤, „Die Unge-
74
In dieser Periode spricht man genauer von „Yuan Zaju“ (《元杂剧》).
Tang Lin, S. 46.
76
vgl. „Große chinesische Enzyklopädie“, Einträge unter 《关汉卿》 und 《窦娥冤》.
75
28
Leng Rui (0173031)
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rechtigkeit, die Dou E widerfuhr“) 77 , ein Text der in 86 verschiedenen
Musikgattungen verarbeitet worden ist, kommt diese soziale Komponente
besonders klar zum Ausdruck.
Abbildung 7: „Dou E Yuan“ von Guan Han Qing.
Dou E, ein Mädchen aus ärmlichsten Verhältnissen, wird als Kind an
eine andere Familie verkauft und zur Heirat mit dem Sohn
versprochen. Der zukünftige Mann stirbt sehr jung, und nun lebt Dou
E allein mit ihrer Schwiegermutter. Zhang Lü, ein ausgesprochen
betuchter Mann, möchte beide zu sich nehmen, jedoch mehr zum
Zeitvertreib für sich und seinen Vater als aus ehrwerten Gründen.
Dou E widerstrebt der Gedanke, mit Zhang Lü zusammenzuwohnen
und lehnt ab. Der Mann, der die Widerstandskraft von Zhang Lü
brechen will, versucht die kranke Schwiegermutter zu vergiften, trifft
dabei aber den eigenen Vater. Um sein Gesicht zu wahren, gibt
Zhang Lü die Schuld Dou E und foltert beide, Dou E und die kranke
Schwiegermutter. Diese geben schließlich die Tat zu, die sie nie
begangen haben. Das Gericht verurteilt Dou E zum Tode. In ihren
77
Weitere Kompositionen von Guan Han Qing sind: „Jiu Feng Chen“ (《救风尘》, „Die Rettung
der Konkubine“), „Bai Yue Ting“ (《拜月亭》, „Der Pavillon des Mondes“), „Dan Dao Hui“ (《单
刀会》, „Allein gegen die Feinde“) u.a.
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Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
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letzten Lebensmomenten richtet sie ihr Flehen an den Himmel, der
ihre Unschuld beweisen soll. Dou E stirbt und an diesem warmen
Junitag beginnt es zu schneien (vgl. Abb. 7), der Beweis des
Himmels.
Weitere bekannte Dichter dieser Zeit sind Wang Shi Pu (王实普) (《西厢记》,
„Xi Xiang Ji“), Ma Zhi Yuan (马致远) (《汉宫秋》, „Han Gong Qiu“), Wei Jun
Xiang (魏君祥) (《赵氏孤儿》, „Zhao Shi Gu Er“).78
Das Zhu Gongdiao hat Yuan Zaju in vielen Aspekten beeinflusst, so gibt es
neben ausgewiesenen Hauptrollen, die sich durch einen reichhaltigen
Gesangspart auszeichnen, auch Nebenrollen, die normalerweise Sprechrollen
sind. Mit der Zeit entstand dabei eine immer größere Kluft zwischen den
wichtigen Rollen und den unwichtigeren. Der Impuls für die weitere Entwicklung
der Gesangskunst ging vorwiegend von den Hauptrollen aus.79
Im Buch Changlun (唱论, „Gesangstheorie“) von Yuan Yan Nan Zhi An (元燕南
芝庵) erfährt man vieles über die gängigen Regeln für die Interpretation und
bekommt Einblicke in die vorherrschende Gesangstechnik und in die
Behandlung von Stimmrhythmus und Sprachfluss des Yuan Zaju. Changlun
besteht aus nur etwa 1.800 Zeichen, ist also ein relativ kurzer Text, der in 27
kleinen Abschnitten formuliert ist. Durch die Kürze der Abhandlung ist vieles
recht schwer verständlich, der freien Interpretation ist oft viel Spielraum
gegeben. Die moderne chinesische Musikforschung stützt sich bei der
Erforschung des Changlun und der Frühzeit des Kunstgesangs vor allem auf
die Sekundärliteratur, die später in der Ming-Dynastie darüber verfasst wurde.80
Im Changlun werden im Vergleich zu den anderen Musikrichtungen besonders
die Schönheit und der Charme des Kunstgesangs betont. Der Auffassung
78
Die Liste der bekannten Dichter könnte man noch weiter fortsetzen: Zheng Zu Guang (郑祖
光), Bai Pu (白朴), Zheng Ting Yu (郑廷玉), Shang Zhong Xian (尚仲贤) usw.
79
Tang Lin, S. 47.
80
Ein wichtiger Höhepunkt dieser Forschung stellt die 1959 vollendete Sammlung
musiktheoretischer Schriften (auch für Xiqu) dar. vgl. „Große chinesische Enzyklopädie“,
Einträge unter 《唱论》.
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seines Autors nach ist der Gesang der direkteste Weg, um zum Ausdruck eines
Gefühls zu kommen. Eine gern zitierte chinesische Redensart lautet《丝不如
竹 , 竹 不 如 肉 》 81 , das frei übersetzt folgenden Sachverhalt zum Ausdruck
bringt:
„Saiteninstrumente sind nicht so hoch zu werten wie Blasinstrumente, Blasinstrumente nie so hoch wie der Gesang.“
Außerdem wird im Changlun über eine Feldstudie über bestehende
Gesangstechniken und -praktiken berichtet, und einige Anweisungen werden
gegeben, wie man die Stimmbänder richtig verwendet soll: Wenn man den
Resonanzraum, den Raum den die „Luft einnimmt“, richtig verwendet, dann ist
der Klang „rund“ und „reif“. Der Sänger muss sein ganzes Atemvolumen nutzen
und die eigenen Vorteile im Singen in den Vordergrund stellen. Die Nachteile
sollten jedoch in den Hintergrund. Darüber hinaus sollte man nie versuchen,
bewusst gegen die eigenen Nachteile zu kämpfen. Jede Stimme hat einen
eigenen Klang, in jeder steckt „das Gute“. Nur das Zustandekommen des
Changlun allein deutet schon auf den erfolgreichen Weg des Kunstgesangs hin,
und bis in die heutigen Tage ist die Wirkung des Buches vorhanden.82
Im Buch „Zhong Yuan Yin Yun“ 83 (《中原音韵》, „Linguistik“) von Zhou De Qing
( 周 德 清 ) werden nicht nur Anleitungen zum Komponieren von Singspielen
gegeben, sondern es wird von einem wissenschaftlichen Standpunkt her die
Sprachmelodie untersucht und auf ihre Einsetzbarkeit im Gesang geprüft. Im
Buch werden 5.866 Zeichen behandelt, die zu jener Zeit im musikalischen
Bereich am häufigsten Verwendung gefunden haben. Diese Zeichen wurden in
19 verschiedenen Reimschemata eingeordnet und nach der Theorie des „Ping
Fen Yin Yang - Ru Pai San Sheng“
84
( 《 平分阴阳 - 入派三声 》 ) behandelt:
Zhou De Qing erklärt dabei die Begriffe „Yin Ping“ (阴平), „Yang Ping“ (阳平),
81
wrtl.: „Die Saite ist dem Bambus nicht ebenbürtig, der Bambus ist dem Fleisch nicht
ebenbürtig.“
82
Tang Lin, S. 47.
83
„Große chinesische Enzyklopädie“, Eintrag unter 《中原音韵》.
84
Frei übersetzt: „Im Ton ‚Ping’ unterscheidet man ‚Yin’ und ‚Yang’, der Ton ‚Ru’ findet sich in
den drei Tönen [nämlich Ping, Shang und Qu].“
31
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„Shang Sheng“ (上声) und „Qu Sheng“ (去声), die in der heutigen chinesischen
Sprache die vier Töne auf den Silben wiedergeben. Später, in der Beschreibung
der Sprachentwicklung in der Qing-Dynastie, wird genauer auf diese vier Töne
eingegangen. Die „Linguistik“ reflektiert die in Nordchina zur Zeit der YuanDynastie vorherrschende Sprache und stellt daher eine wichtige Quelle für das
heute gebräuchliche Putonghua, der chinesischen Hochsprache (Mandarin),
dar. Die spezifische Bedeutung für den Kunstgesang bestand darin, dass ab
nun die Komponisten und Sänger ihren Stil primär an dieser Quelle
ausrichteten. Dies trug maßgeblich zu einer Standardisierung im Gesang bei.
1.9 Ming-Dynastie (1368-1644 n. Chr.)
In der Ming-Dynastie (1368-1644 n. Chr.) gab es wiederum zahlreiche
verschiedene
Stilrichtungen
des
Gesangs,
die
vor
allem
aus
der
Verschiedenheit der örtlichen Herkunft – Norden und Süden – herrühren. So
gibt es „Yiyang“ (弋阳), „Haiyan“ (海盐), „Yuyao“ (余姚), „Kunshan“ (昆山) usw.,
von denen einige im Nachfolgenden vorgestellt werden.
Die innovativste und für die zukünftige Entwicklung wohl bedeutendste
Gesangsart der Ming-Dynastie war „Kunshan“, ein Stil, der von Wei Liang Fu
(魏良辅, ca. 1522-73) erfunden wurde.85 Er hatte die Musik aus „Kun Shan Nan
Xi“ (《昆山南戏》) verwendet, dort neue Elemente einfließen lassen und daraus
einen Stil gebildet, der unter dem Namen „Kunshan Qu“ ( 《 昆 山 南 曲 》 ,
„Melodien des Kun Qu“) bekannt ist.86 Es handelte sich um Theater, das der
Aristokratie
vorbehalten
war
und
nur
von
privaten,
professionellen
Theatertruppen aufgeführt werden durfte. Die Melodik im Kunshan ist sehr klar,
zugleich auch sanft, lyrisch und zart. Der Gesang ist melismatischer und
gefühlsbetonter, bei einer reduzierten Begleitung. Der Stil nimmt Anleihen an
den
verschiedenen
Klangfarben
des
früheren
Sprechgesanges,
um
verschiedene Rollentypen darzustellen, die hauptsächlich durch verschiedene
85
Liang, S. 235. Kunshan ist ein Ort in der Nähe von Suzhou, in der Provinz Jiangsu.
Die klassische chinesische Kunqu-Oper wurde 2001 von der UNESCO zum „Masterpiece of
the Oral und Intangible Heritage of Humanity“ deklariert.
86
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Leng Rui (0173031)
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Kleidung und Gesichtsbemalung unterschieden werden: Sheng ( 生 , junger
Mann), Dan (旦, Frau), Jing (净, bemaltes Gesicht), Mo (末, ehrwürdiger Mann),
Chou (丑, Clown). Während Shen und Jing durchwegs männliche Charaktere
sind, und Dan immer eine weibliche Figur repräsentiert, kann Chou sowohl
männlich als auch weiblich sein.87
Seine musiktheoretischen Erkenntnisse hat Wei Liang Fu im „Qu Lü“ (《曲律》)
niedergeschrieben. Die dort vorkommenden Aspekte reichen von der richtigen
Wahl der Schauspieler für ein Stück bis hin zum Erlernen und Studieren von
Gesangsstücken. Auch die verschiedenen Schritte zum Erreichen der Ziele
werden genannt. Außerdem gilt Qu Lü als das früheste und vielseitigste
theoretische Werk über Xiqu.88
1.10 Qing-Dynastie (1616-1911 n. Chr.)
Während zu Beginn der Qing-Dynastie (1616-1911 n. Chr.) das „Zhe Zi Xi“ (《折
子戏》), eine Unterart des Xiqu, sehr modern und erfolgreich war, kamen in der
Zeit des Qianlong Kaisers (Regierungszeit: 1736-95) die vier wichtigsten XiquArten, nämlich San Qing (三庆), Si Xi (四喜), Chun Tai (春台), He Chun (和春) in
die Hauptstadt Beijing. Aus dem hohen Grade der Verfeinerung in der
Gesangstechnik im Xiqu entwickelte sich gegen Ende der Qing-Dynastie eine
eigenständige Opernform, die heute weltweit bekannt ist: Jingju (京剧, BeijingOper bzw. Peking-Oper) 89 . Alsbald wurde Jingju in verschiedenen Orten
unterrichtet. Es wurden eigene Lehrer für Jingju engagiert, die selbst wieder in
87
Die fünf Rollentypen kommen auch in der späteren Peking-Oper vor, wobei weiter
unterschieden wird: z.B. Sheng 生 (Xiao Sheng 小生, Lao Sheng 老生, Wu Sheng 武生), Dan 旦
(Hua Dan 花旦, Lao Dan 老旦, Dao Ma Dan 刀马旦, Qing Yi 青衣).
88
[Zitiert nach Tang Lin, S. 48] In „Tai He Zheng Yin Pu“ (《太和正音谱》) von Zhu Quan 朱权
(Kapitel: Ci Lin Xu Zhi 《词林须知》) und in „Du Qu Xu Zhi“ (《度曲须知》) von Shen Chong
Sui (沈宠绥) werden die nördlichen und südlichen Auffassungen in Bezug auf Xiqu erörtert und
diskutiert.
89
wrtl. „Oper der Hauptstadt“, vgl. 《 辞 海 》 („Meer der Wörter“ – Standardlexikon der
chinesischen Schriftzeichen), 上海辞书出版社, 2002.
33
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verschiedenen Klassen unterrichteten; neben Sing- und Sprechteilen gibt es im
Jingju auch Schauspiel und Akrobatik.90
Bald bestand das Bedürfnis, die zeitgenössische Musiktradition schriftlich
festzuhalten. Im sechsten Jahr seiner Regierungszeit trug der Qianlong-Kaiser
(1741) einem Verwandten auf, dass „die Musiker die Musik sammeln sollen“.
Aus diesem Auftrag heraus entstand die Sammlung „Jiu Gong Da Cheng Nan
Bei Ci Gong Pu“ ( 《 九宫大成南北词宫谱 》 ) an der die Musiker fünf Jahre
arbeiteten. Das Werk ist in 82 Kapitel gegliedert, in denen insgesamt 2.094
verschiedene Grundmelodien (so genannte Qupai 曲 牌 ) notiert sind. Die
Zeitspanne der Stücke reicht von der Tang-, Yuan- und Ming-Dynastie bis hin
zur zeitgenössischen Musikproduktion. Zwischen den Stücken gab es aufgrund
des großen zeitlichen Unterschieds verschiedenste Strukturen. Insgesamt
ergeben Qupai und verschiedene Varianten dieser Qupai eine Summe von
4.666 Stücken.91
In zwei weiteren Musikwerken aus der Qing-Dynastie, „Yue Fu Chuan Sheng“
(《乐府传声》) (1744) von Xu Da Chun (徐大椿) und „Gu Wu Lu“ (《顾误录》)
von Wang De Hui ( 王 德 辉 ) und Xu Yuan Hui ( 徐 沅 徽 ), wird die aktuelle
Volksgesangskunst behandelt, und es werden Regeln angegeben, die vor allem
auf der reichen Erfahrung der professionellen Sänger beruhen. Im Weiteren
wird dieser Zugang zur Gesangstechnik beschrieben.92
Das Hauptaugenmerk in der Gesangstechnik in alter Zeit stellte der Atem, das
so gennante Qi (气) dar, und es kam auf einen bewussten Umgang mit dieser
Quelle an. Der Sänger soll tief atmen (bis in die Zwerchfellgegend) und bevor
der erste Ton erklingt, soll das Qi schon verwendet werden. Gleichzeitig zum
Sington ist auch der Sprechton von immenser Bedeutung. In Xiqu-Unterricht
90
Im Westen wurde die chinesische Oper vor allem durch die Akrobatik der militärischen
Pekingoper (Wuxi) populär.
91
Sie stellen u.a. wichtiges Quellenmaterial für Forschungsarbeiten zu Sanqu (散曲), Qingqu
(清曲) und Xiqu (戏曲) dar.
92
Tang Lin, S. 48.
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hatte man schon ein ganz konkretes Bild, welcher Körperteil für welchen Effekt
zuständig ist.
In der modernen chinesischen Sprache gibt es vier Töne in der Aussprache,
d.h. jede Silbe trägt einen bestimmten Ton. Erst durch die korrekte Aussprache
des Tones kann das Zeichen bzw. Wort verstanden werden. Jedes Zeichen
wird demnach noch weiter aufgeteilt, je nachdem, wie und wann sich der Ton
zwischen Chusheng (出声, „Ton geben“) und Shouyin (收音, „Ton ausklingen“)
entwickelt. Zentral für diese Aufteilung sind die Begriffe des Wu Yin (五音, „Fünf
im Ton“) und des Si Hu ( 四 呼 , „Vier Tätigkeiten des Ausatmens“), die
fundamental für das Verständnis des Gesangs sind.93
Xu Da Chun liefert in „Yue Fu Chuan Sheng“ für Wu Yin die Erklärung, dass für
das Singen das harmonische Zusammenwirken von fünf Körperteilen notwendig
ist:
Wu Yin (五音
五音)
五音
1
Kehle (喉, Hou),
2
Zunge (舌, She),
3
Kiefer (齿, Chi),
4
Zähne mit Zahnwurzeln (牙, Ya)
5
Lippen (唇, Chun).
Mit Si Hu unterscheidet Xu Da Chun die vier Tätigkeiten, die der Sänger beim
Ausatmen verrichtet. Gleichzeitig wandert auch der Ausgangspunkt der Kraft zu
verschiedenen Teilen der beteiligten Körperorgane:
93
vgl. Tang Lin, S. 49.
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Tätigkeit im Si Hu (四呼
四呼)
四呼
Kraftzentrum
1
Kai (开, „Mund aufmachen“)
Kehle
2
Qi (齐, „gleichmäßige Haltung der Zähne“)
Zähne mit Zahnwurzeln
3
Cuo (撮, „Mund zu einem Kuss formen“)
Lippen
4
He (合, „Mund schließen“)
gesamte Mundhöhle
Im “Gu Wu Lu“ werden die vier verschiedenen Sprechtöne erklärt und
Anweisungen darüber gegeben, wie sie richtig zu singen sind. Die bis dato
vorhandenen Töne waren Ping Sheng (平声), Shang Sheng (上声) und Qu
Sheng (去声). Der erste Ton, der weiter in Yin Ping (阴平) und Yang Ping (阳平)
unterteilt ist, soll grundsätzlich ruhig und traurig artikuliert werden. Aus Yin Ping
wurde später der erste Ton im Mandarin (gleich bleibende Tonhöhe), aus Yang
Pin der zweite Ton (aufsteigende Tonhöhe). Im Yin Ping ist normalerweise die
Stimmung tiefer und schwerer, während im Yang Ping eine adelige und stolze
Atmosphäre evoziert wird.
Aus Shang Sheng, dem damaligen zweiten Ton, wurde der moderne dritte Ton
(Tonhöhe hinunter-hinauf) und bei dessen Artikulation soll ein Gefühl des „Sich
Erhebens“ mitschwingen. Der damalige dritte Ton (Qu Sheng), aus dem der
jetzige vierte Ton entstand (Tonhöhe hinunter), gibt ein Gefühl der Leichtigkeit
und der Ferne wieder. Der damalige vierte Ton, wie schon vorhin angedeutet,
ist Ru Sheng (入声), der gerade und schnell gesungen werden soll. Für diesen
Ton gibt es im heutigen Mandarin kein direktes Pendant;94 er dürfte ungefähr so
klingen, als wenn man eine Silbe mit den Konsonanten p, t, l endet, also die
Luft abrupt stoppt. Ein Beispiel für die modernen vier Sprechtöne soll diesen
Sachverhalt verdeutlichen:
94
„Wörterbuch des modernen Chinesisch“, S. 1078 und 1767.
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马
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妈
麻
mā (Yin Ping)
má (Yang Ping) mă (Shang Sheng) mà (Qu Sheng)
Mutter
Hanf
Pferd
骂
schimpfen
Außerdem erklärt Xu Da Chun wie diese Sprechtöne in der Singmelodie
umgesetzt werden müssen. Wiederum wird diese Umsetzung in drei getrennten
Stadien gezeigt: Chu Zi (出字, Aussprache-Beginn), Gui Yun (归韵, Änderung
der Aussprache während des Tonhaltens), Shou Yin (收音, Ausklingen).
Wu Yin und Si Hu sind unabhängig zu verwenden und dürfen einander nicht
beeinflussen. Beim Prozess des Chu Zi soll der Ton eine gewisse
Klangstabilität erhalten. Obwohl sich der Raum im Inneren ändert und
Vokalübergänge vonstatten gehen, muss die Qualität des Tones immer
dieselbe sein. Es ist nicht erlaubt, zwischen Yin und Yang zu pendeln. Beim Gui
Yun, dem Prozess des „Verbindens“, wird die Energie des Qi vermindert. Der
Anfang des nächsten Tones ist aber schon vorbereitet; es muss ein
harmonisches Verhältnis zwischen Tonende und Tonanfang geben, weder ein
Mischen noch eine Zäsur ist erlaubt. Nur so wird erreicht, dass der Hörer den
neuen Tonanfang klar und bewusst hören kann. Shou Yin bedeutet das
Ausklingen des Tones, z.B. in der Vokalgruppe „ao“ bedeutet es den Übergang
vom Primärvokal „a“ zum Ausklingvokal „o“.
Zusammenfassend sei bemerkt, dass es zahlreiche musiktheoretische Schriften
in China gab, die noch weit vor den theoretischen Abhandlungen in Europa
geschrieben
worden
sind.
Die
frühesten
spezifischen
Werke
über
Gesangstechnik findet man in Europa erst im 19. Jahrhundert, so z.B. „Ecole de
Garcia: traité complet de l'art du chant par Manuel Garcia fils“ von Manuel
Garcia (1805-1905), Mayence, Paris: Schott 1840 (Teil 1), 1847 (Teil 2). Oder
auch: Francesco Lamperti (1813-1892): „Guida teorico-pratica-elementare per
lo studio del canto” (Milano, Napoli, 1865).95
95
Tang Lin, S. 50.
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Abbildung 8: Chao Ye Xin Sheng Tai Ping Yue Fu.
Belege
für
eine
noch
frühere
Beschäftigung
mit
Musiktheorie
und
Gesangstechnik in China finden sich in chinesischer Sekundärliteratur des 18.
Jahrhunderts. Einige Beispiele seien genannt: Im Traktat „Yue Fu Xin Bian
Yang Chun Bai Xue“ (《乐府新编阳春白雪》) bezieht sich dessen Autor Yang
Chao Ying ( 杨 朝 英 ) auf den berühmten Changlun der Yuan-Dynastie. Im
zweiten Sammelband „Chao Ye Xin Sheng Tai Ping Yue Fu“ (《朝野新声太平乐
府 》 , siehe Abb. 8) des genannten Autors gibt es zahlreiche interessante
Bezugnahmen
auf
die
„Linguistik“
von
Zhou
De
Qing.
Ähnliche
Zusammenhänge gibt es auch im Buch „Yue Fu Chuan Sheng“ (《乐府传声》)
aus dem Jahre 1744.
Während die kulturellen Impulse bis dato von rein „innerchinesischer“ Natur
waren, wandelte sich das Bild vollkommen durch den Opiumkrieg, durch den
China eine ungewollten Öffnung erfuhr. Das nächste Kapitel geht den neuen
Einflüssen aus dem Westen nach.
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1.11 Neuzeit – Die Zeit nach dem Opiumkrieg (1839-1842)
Nach dem Ersten Opiumkrieg (1839-42) war China von ausländischen Kräften
besetzt. Neben den offensichtlichen militärischen Einflüssen erfuhr China in
dieser Zeit auch kulturelle Impulse aus dem Ausland. Diese Entwicklung war
auch in der Gesangskultur spürbar: Mit dem Militär sind Missionare der
katholischen Kirche nach China gekommen und haben die europäische
Kirchenmusik verbreitet.
96
Die nun bevorzugten religiösen Werke waren
Chorgesänge. In einem wichtigen Teil wurde auch das Schulsystem reformiert,
nämlich wurde ab nun – und entgegengesetzt zu früherer Zeit – „Musik“ als
Unterrichtsfach in den Schulen eingeführt. Neben chinesischer traditioneller
Musik wurde nun das Tor für eine Entwicklung der westlichen Musik in China
geöffnet.
In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts begann die Implementierung von
Institutionen, an denen ausschließlich Musik gelehrt wurde. Die erste
Musikfakultät in China wurde 1923 in Peking als ein Ableger der berühmten
„Beijing Daxue“ (Peking-Universität) gegründet. Sie trug den bezeichnenden
Namen „Guoli Beijing Yishu Zhuanmen Xuexiao Yinyue Xi“ (《国立北京艺术专
门学校音乐系》, „Staatliche Pekinger Spezialfakultät für Musik“). Der Weg zu
dieser Gründung geschah in kleinen Schritten, die im Nachfolgenden
nacherzählt wird.97
Im Jahre 1916 wurde Cai Yuan Pei (蔡元培, 1868-1940, siehe Abb. 9) zum
Direktor der Beijing-Universität ernannt; alsbald gründete er die universitäre
Musiktruppe „Beijing Daxue Yinyuetuan“ ( 《 北京大学音乐团 》 ), die ein Jahr
später unter seiner Leitung zu einem Verein heranwuchs. Im Verein wurde nicht
nur Musik praktiziert sondern auch geforscht und unterrichtet, so in den
Hauptfächern der „Saiteninstrumente“ (dazu zählten Klavier, Violine, Viola,
96
Diese Entwicklung hatte schon weit früher ihre Wurzeln, als Matteo Ricci (1552-1610), ein
italienischer Jesuit und als „größter Missionar Chinas“ angesehen, die Kirchenmusik nach
China brachte und damit zu christlichen Kompositionen anregte.
97
Die Ausführungen folgen hier dem Artikel Qian Ren Kang, 《国立音乐专科学校》, Artikel zum
80jährigen Bestehen der Musikuniversität, 2007. vgl. auch Tang Lin, S. 50-51.
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Violoncello), der traditionellen Guqin (古琴, die chinesische Zither), Pipa (琵琶,
die chinesische Zupfgeige) und im Kunqu (昆曲, der traditionellen Gesangsart
mit Wurzeln in der Ming-Dynastie). Durch Xiao You Mei (肖友梅, siehe Abb. 9)
kamen die Fächer Musiktheorie, Tonsatz, Musikgeschichte und Komposition
dazu. Neben dem Sammeln und Erforschen traditioneller chinesischer Musik
widmete sich der Verein auch dem Übersetzen und Vorstellen von
Musikbüchern aus dem Ausland.98 1922 wurde der Verein zu einem „Ort für die
Verbreitung der Musik“99 und ein Jahr später zur reinen Musikfakultät.
Abbildung 9: Cai Yuan Pei (蔡元培
蔡元培)
肖友梅).
蔡元培 und Xiao You Mei (肖友梅
肖友梅
Im Jahre 1927 wurde die Fakultät unter einem musikfeindlichem Regime wieder
abgeschafft. Die Musik „verderbe die öffentliche Moral“, so die Begründung des
zuständigen Vorsitzenden für allgemeine Pädagogoik, Liu Zhe (刘哲). Dennoch
schaffte Xiao You Mei unter der Unterstützung von Cai Yuan Pei in Shanghai
die Errichtung der ersten Musikhochschule von China, „Guoli Yinyue Xueyuan“
(《国立音乐学院》). Xiao You Mei war dort Professor und hatte eine wichtige
repräsentative Funktion inne. Im September 1929 wurde die Hochschule zur
„Guoli Yinyue Zhuanke Xuexiao“ (《国立音乐专科学校》, siehe Abb. 10), in der
Xiao You Mei als Direktor wirkte. „Guoli Yinyue Xueyuan“ war die erste
98
[Zitiert nach Yang, S. 60] Wang Yuhe, 《中国近代音乐》 (Gegenwärtige Musikgeschichte
Chinas), Beijing 1984.
99
„Beijing Daxue Yinyue Chuanxi Suo“ (《北京大学音乐传习所》); sie war damit auch die erste
musikpädagogische Einrichtung des Landes.
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Musikuniversität des Landes, dem System „völlig vom europäischen Vorbild
geprägt“100 und ist Vorgänger der renommierten Shanghai-Musikuniversität,101
eine der heute besten Musikausbildungsstätten des Landes.
Xiao You Mei holte verschiedene ausländische Kapazitäten für den Unterricht
an die Universität, so z.B. Arrigo Foa (1900-1981, Violine), Igor Shevtzoff
(1894-?, Violoncello) und Boris Zakharov (1888-?, Klavier). Letzterer war
zugleich der Vorstand in der Abteilung für Klavier der Universität. Für Gesang
engagierte er Vladimir Shushlin (1896-1978) und später Mmè Slavianoff. Die
letzteren beiden Professoren sind für viele Gesangspädagogen, die im
Weiteren behandelt werden, bedeutsam.
Abbildung 10: Guoli Yinyue Zhuanke Xuexiao.
Ab den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts begann in der chinesischen
Gesangskunst eine neue Ära. Viele Chinesen, die ins Ausland gegangen
waren, kehrten nun an diese Stätten zurück. Auch viele ausländische
Musikpädagogen, vor allem aus Russland und Deutschland, begannen sich
auch beruflich für China zu interessieren. Alle hatten westliche Musik studiert
und internalisiert; sie boten einen festen Grundstein für einen weiteren Aufbau
des chinesischen Gesangswesens. Diese Neuerung ist nicht zu unterschätzen.
In den ersten Jahren der kulturellen und „musikalischen“ Öffnung reagierten
100
101
Yang, S. 60.
Shanghai Yinyue Xueyuan (上海音乐学院).
41
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Magisterarbeit
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viele Musikerzieher in China noch in folgender Weise: Um von den
„’Altertümern’ des Feudalismus loszukommen“, unterlegten sie Liedertexte, die
sie selbst verfassten, mit Melodien aus dem Ausland.102
Um die nun gewandelte, international ausgerichtete Karriere der Gesangspädagogen zu illustrieren (auch jener der chinesischen), werden nun zwei
Musikerpersönlichkeiten näher beleuchtet, die die ersten Stunden der
Musikpädagogik in China maßgeblich mitgestaltet haben. Der Beweggrund
dafür, hier ihre beide Biographien im ersten Kapitel niederzuschreiben, liegt
darin, dass beide Pädagogen vorwiegend eine neue Generation von – wieder –
Gesangspädagogen heranbildete, die das heutige Bild von „erfolgreicher
Gesangerziehung“ prägen.
1.11.1 Zhou Shu An (周淑安
周淑安,
周淑安 1894-1974)
Abbildung 11: Zhou Shu An (周淑安
周淑安).
周淑安
Zhou Shu An103 (周淑安, 1894-1974, siehe Abb. 11)
wurde in einer evangelischen Familie erzogen. Nach
ihrem Abschluss 1911 vom Xiamen Nüzi Gaodeng
Shifan Xuexiao (厦门女子高等师范学校, Universität
für Pädagogik für Frauen in Xiamen) und nach Erhalt eines Stipendiums 1914
der renommierten Qinghua-Universität reiste sie für weitere Studien in die USA.
Zunächst studierte sie an der Harvard-Universität „Musiktheorie“ und weiter in
Neuengland (USA) Klavier. In New York vertiefte sie ihre Kenntnisse im Fach
102
Schönhofer Hui, Chinesische Schulmusikerziehung seit der Gründung der Volksrepublik
China. Augsburg Wißner-Verlag 1998, S. 31.
103
《中国音乐家名录》 („Verzeichnis der berühmten Musiker [in China]“), 广西人民出版社,
1990. ISSN 7-21901-661-1/I – 474 und „Große chinesische Enzyklopädie“, Eintrag unter 《周淑
安》.
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„Gesang“. Nach ihrem Bachelor-Abschluss an der Harvard-Universität kehrte
sie im Jahre 1921 wieder nach Shanghai bzw. Xiamen zurück, wo sie
Gesangsschüler unterrichtete. Im Jahre 1927 brach sie erneut nach New York
auf, um sich im Gesang weiterzubilden. Ein Jahr später bekam sie einen Ruf an
die neu gegründete Shanghai-Musikuniversität, wo sie als Gesangsprofessorin
und als Vorsitzende der Gesangsabteilung wirkte. Im Jahre 1959 folgte sie
einer Einladung der Musikuniversität von Shenyang als Gastprofessorin. Zhou
Shu An war eine der ersten Pädagogen in China, die westliche Musik erforscht
und in ihren Unterricht einfließen ließen. Neben Gesang war sie umfassend
gebildet, hatte selbst komponiert (z.B. für Chor) und Unterricht in den Fächern
„Dirigieren“ und „Komposition“ erteilt. Jahrzehnte lang bemühte sie sich um
einen Weg, den klassischen Gesang in China eigenständig weiterzubilden.
Zhou Shu An hatte sehr viele hervorragende Gesangsschüler.
1.11.2 Ying Shang Neng (应尚能
应尚能,
应尚能 1902-1973)
Abbildung 12: Ying Shang Neng (应尚能
应尚能).
应尚能
Ying Shang Neng 104 (应尚能, 1902-73, siehe Abb.
12) war nicht nur ein berühmter Bariton in China,
sondern auch ein gefeierter Gesangspädagoge und
Komponist. Er wurde 1902 in Nanjing geboren und
ging im Jahre 1923, in dem er seinen Abschluss von der Qinghua-Universität in
Beijing in einem technischen Fach machte, nach Amerika, um in Michigan
„Maschinenbau“ zu studieren. Zugleich nahm er das Studium des Gesangs auf
und schloss es mit einem „Bachelor“ ab. 1929 kehrte Ying Shang Neng nach
Shanghai zurück, um an der dort neu formierten Musikuniversität als Professor
zu unterrichten. Nach 1949, dem Jahr der Gründung der chinesische Republik,
104
„Verzeichnis der berühmten Musiker [in China]“ und „Große chinesische Enzyklopädie“,
Eintrag unter 《应尚能》.
43
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war er weiterhin als Professor in Shanghai und Beijing tätig. 105 Er zählt wie
Zhou Shu An zu den frühesten Erforschern des Gesangs in China und bemühte
sich um einen „chinesischen Weg“ in der Interpretation westlicher Musik. Ein
Beispiel sei genannt: Anfang der 1930er Jahre gab Ying Shang Neng in
Shanghai einen Soloabend, an dem er in seinem Programm sowohl
chinesische als auch westliche Kunstlieder sang. Es ist überliefert, dass er
besonders schön Schubert-Lieder interpretierte. Sein Wissen und seine
Erfahrung sind in zwei bekannten Büchern festgehalten, „Wode Shengyue
Jingyan“ ( 《 我的声乐经验 》 , „Meine Gesangserfahrung“) und „Yizi Xinjiang“
(《以字行腔》, „Das Zeichen füllt den Raum zum Singen im Körper“).
105
In Shanghai an der „Hua Dong Shifan Daxue“ (华东师范大学), in Beijing an der „Beijing
Yishu Shifan Xuexiao“ (北京艺术师范学校) und an dem „Zhongguo Yinyue Xueyuan“ (中国音乐
学院).
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2. Eine Auswahl wichtiger GesangspädagogInnen in China
Im
vorliegenden
Kapitel
werden
mehrere
prominente
chinesische
GesangspädagogInnen vorgestellt, deren Einfluss bis zum heutigen Tag in
China spürbar ist. Eine mögliche Einteilung nach Einfluss und Wirkung der
jeweiligen PädagogInnen für den klassischen Gesang in China ist in folgender
Tabelle angegeben:
Erste Generation
Zhou Shu An (周淑安),
Ying Shang Neng (应尚能)
Zweite Generation
Huang Youkui (黄友葵),
Yu Yixuan (喻宜萱),
Zhou Xiaoyan (周小燕),
Lang Yuxiu (郎毓秀)
Dritte Generation
Zhang Quan (张权),
Jiang Ying (蒋英),
Shen Xiang (沈湘) usw.106
Bei der Besprechung der Persönlichkeiten – in unterschiedlicher Ausführlichkeit
– werden folgende Aspekte in den Vordergrund gestellt:
•
Bildung: Allgemeine Bildung in verschiedenen Fächern und Künsten;
Beherrschung chinesischer Musikinstrumente; Kenntnisse in mehreren
Fremdsprachen (Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch).
•
Startpunkt der Karriere: Ausgangspunkt war vielfach die berühmte
Shanghai-Musikuniversität; unterschiedliche Zugänge zu Musik und
Wege zum Musikstudium.
106
In der „Dritten Generation“ wird hier nur eine kleine Auswahl von Persönlichkeiten vorgestellt.
45
Leng Rui (0173031)
•
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Auslandsaufenthalte: Studien in den USA, in Europa sowohl zur
Weiterbildung als auch für Konzertätigkeit.
•
Fortschritt der Karriere: Durchbruch in internationalen Solokonzerten;
verschiedene Gastkonzerte in China.
•
Rückkehr: Zunächst als Solist bzw. Solistin tätig; Hinwendung zur
Pädagogik; Professuren und Übernahme von repräsentativen Funktionen
innerhalb des Universitätsbetriebes.
•
Renommee: Zahlreiche Schüler, die bei internationalen Wettbewerben
erfolgreich waren; reiche Publikationstätigkeit; großes Bemühen, die
eigene chinesische Gesangstradition mit der westlichen in Einklang zu
bringen.
Bei einigen Pädagogen werden in erster Linie ihre Biographien vorgestellt,
während bei anderen mehr ihre Auffassung von Gesangspädagogik und die
Schüler im Vordergrund stehen. In China werden unter dem Titel der „Vier
berühmtesten Sopranistinnen“ die vier Sängerinnen und Pädagoginnen Huang
Youkui (黄友葵), Yu Yixuan (喻宜萱), Zhou Xiaoyan (周小燕) und Lang Yuxiu
(郎毓秀) zusammengefasst, die hier als „Zweite Generation“ betrachtet werden.
Wohl am eindruckvollsten ist die Lebensgeschichte von Yu Yixuan (喻宜萱),
deren Überzeugungen in zahlreichen Publikationen noch für Generationen
nachhaltig weiterwirken.
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2.1 Huang Youkui (黄友葵, 1908-1990)
Abbildung 13: Huang Youkui (黄友葵
黄友葵).
黄友葵
Die Sopranistin und Gesangspädagogin Huang
Youkui 107 ( 黄 友 葵 , 1908-1990) wurde 1908 in
Xiangtan in der Provinz Hunan geboren. Die Liebe
zur Musik war ihr in die Wiege gelegt: Schon bald konnte sie berühmte Rollen
aus der Peking-Oper wiedergeben und glänzte auf mehreren chinesischen
Musikinstrumenten. Im Alter von zehn Jahren begann sie mit Klavier, bildete
sich zugleich auch in musikfremden Fächern wie Kalligraphie und Malerei. Im
Jahre 1927 nahm sie ein Biologiestudium an der Universität in Suzhou auf. Drei
Jahre später erhielt sie ein amerikanisches Stipendium, das sie an die
University of Alabama führte, wo sie Musik und Malerei weiterstudierte. Ihren
Bachelor-Abschluss feierte Huang Youkui im Jahre 1933 und wurde als eine
der besten Studierenden ausgezeichnet.
Den Durchbruch als Sängerin schaffte sie bei einem Konzert in Chicago zum
40-jährigen Jubiläum der dort stattgefundenen Weltausstellung (1893), in dem
sie mit einem Chor als Solistin debütierte. Im selben Jahr noch kehrte sich nach
China zurück und unterrichtete Gesang an der Universität in Suzhou, an der sie
vorher studiert hatte. Neben dem Unterricht nahm sie noch Gesangsstunden
bei Prof. Shushlin in Shanghai. Es folgten zahlreiche Solokonzerte in der Mitte
der 1930er Jahre, so z.B. in Shanghai, Suzhou und Nanjing, wo sie als Solistin
im Oratorium „Vier Jahreszeiten“ und der „Schöpfung“ von J. Haydn wirkte.
Wichtige Bühnenrollen für sie waren in Liu Niang ( 柳 娘 ), die Violetta in
„Traviata“, die „Butterfly“ in „Madama Butterfly“ und die „Turandot“.
107
„Große chinesische Enzyklopädie“, Eintrag unter 《黄友葵》.
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Ihr gesangspädagogisches Wirken begann im Jahre 1939, in dem sie als
Professorin an die Musikabteilung der Staatlichen Kunstuniversität in Kunming
(昆明国 立艺术专 科 学校音乐系) berufen wurde. Ein Jahr später wurde sie
Professorin und Vorsitzende der Gesangsabteilung in Chongqing (重庆国立音
乐院). Weiterhin unternahm Huang Youkui zahlreiche Solokonzerte, z.B. in
Chongqing, Chengdu usw. Ihre Wirkungsstätte wechselte sie im Jahre 1949
abermals, in dem sie als Gastprofessorin an der Nanjing-Universität und der
Pädagogische Universität in Nanjing unterrichtete. Ihre höchste repräsentative
Funktion hatte die Sängerin in den Jahren 1978-83 inne, in denen sie als
Vizerektorin an der Kunstuniversität in Nanjing (南京艺术学院) tätig war.
Huang Youkui wird in China als eine der frühesten SängerInnen angesehen, die
europäischen klassischen Gesang vermittelten. Ihre hohe Kunst brachte ihr den
Titel einer „ersten Sopranistin“ (《 中国第一女高音 》 ) in China ein. Ihr weites
Spektrum an Ausdruckmöglichkeiten reichte von ihrer hohen Meisterschaft in
Koloratur-Arien bis hin zu besonders gefühlvollen Interpretationen von lyrischen
Liedern. Es ist von ihr bekannt, dass ihr Hauptanliegen im Unterricht darin lag,
den europäischen klassischen Gesang mit dem traditionellen chinesischen
Gesang zu verbinden.108
2.2 Yu Yixuan (喻宜萱, 1909-)
Die Gesangpädagogin und Sopranistin Yu Yixuan109 (喻宜萱, 1909-) ist eine der
schillerndsten Figuren der Musikpädagogik in China. Ihre Biographie ist stark an
die politischen und sozialen Gegebenheiten der Zeit verknüpft. Es ist sicherlich
eindrucksvoll und aufschlussreich, dieser Lebensgeschichte näher im Detail
nachzuspüren.
108
Huang Youkui, 《黄友葵声乐教学艺术》 („Die Pädagogik von Huang Youkui“), 人民音乐出版
社, 2003. ISBN 7-80129-071-2.
109
《音乐百科词典》 („Lexikon für Musik“), 人民音乐出版社 1998. ISBN 7-10301-536-8. Eintrag
unter „喻宜萱“.
48
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Yu Yixuan wurde 1909 in Pingxiang in der Provinz Jiangxi geboren. Sie stammt
aus einer lerntüchtigen Familie mit drei Töchtern. Vom familiären Umfeld
verspürte sie schon früh den Druck, besser sein zu müssen als der nicht
vorhandene Sohn. Dieser Ehrgeiz blieb in ihrem Charakter eine Konstante. In
den Kinderjahren lernte sie Xiao, ein traditionelles chinesisches Blasinstrument.
Sie besuchte eine sehr gute private Volksschule, in der sie Englischunterricht
bekam. Da es in der dortigen Schule keinen Lehrer für Xiao gab, sattelte sie auf
das Spiel der Dizi, der traditionellen chinesischen Flöte, um.
Abbildung 14: Yu Yixuan (喻宜萱
喻宜萱).
喻宜萱
Im Jahre 1928 zog sie nach Shanghai, um an einer privaten Kunstschule (上海
私立美术专科学校) Klavier zu studieren. Den Weg zum Gesang schlug sie
relativ spät ein: Ihr Klavierlehrer an der Hochschule, der in den USA Klavier und
Chordirigieren studiert hatte, führte einen Chor, in dem auch Yu Yixuan
mitsang. Schon bald erkannte der Lehrer das Talent der jungen Sängerin und
begann ihr Privatunterricht zu erteilen.
Ein Jahr später fand sich Yu Yixuan an der neu errichteten ShanghaiMusikuniversität (国立音乐学院), wo sie nun Gesang studierte. Auch diese
Entscheidung war keineswegs eine selbstverständliche. Ihr Vater wollte zwar,
dass Yu Yixuan Musik studierte, sie selbst aber wollte eher ein politisches Fach
lernen, um „für ein modernes China einen Beitrag zu leisten“. Zunächst schrieb
49
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sie sich an der Musikuniversität im Fach Klavier ein. Da aber die Klasse voll
war, sie einen Studienplatz erst später bekommen konnte, nahm sie das
Studium des Gesangs auf. Ihre Lehrer in den Nebenfächern waren die
Gründungsmitglieder des neu gegründeten Musikinstituts: Komposition bei
Huang Zi ( 黄 自 ), Klavier bei Zakharov, außerdem Unterricht in Lyrik und
Englisch.
Im Hauptfach Gesang studierte Yu Yixuan bei Bei Mmè Slavianoff, einer
russischen dramatischen Sopranistin, die neben einem reichen Repertoire an
westlicher und russischer Gesangsliteratur auch zahlreiche Sprachen, nämlich
Französisch, Englisch, Italienisch, Deutsch und Russisch beherrschte. Yu
Yixuan studierte drei Jahre bei Slavianoff, lernte Sprachen, westliche
Kunstlieder und Opernarien. Bevor Slavianoff aus politischen Gründen aus
China ausgewiesen wurde, stellte die Gesangsprofessorin Yu Yixuan dem
berühmten Dirigenten Paci in Shanghai vor. Dieser machte Yu Yixuan ein
unmoralisches Angebot: Sie dürfe mit ihm auf eine Studienreise nach Italien,
allein unter der Auflage, dass sie einen Vertrag unterschreibe, in dem sie Paci
die Hälfte des späteren Einkommens zuspricht. Dieses Angebot traf Yu Yixuan
in einer Zeit, in dem sie nie genau wusste, wie sie ihren nächsten Tag finanziell
bewältigen
soll.
Sie
lehnte
das
Angebot
ab
und
studierte
an
der
Musikuniversität weiter bei Zhou Shu An ( 周 淑 安 ), der chinesischen
Gesangspädagogin der ersten Stunde.
Eine Episode sollte an dieser Stelle erwähnt werden: Der berühmte Maler Xu
Beihong ( 徐 悲 鸿 , 1895-1953)
110
, der Musik liebte, ging oft zu den
Klassenabenden an der Musikuniversität in Shanghai. Besonders schätzte er
Yu Yixuan, für die er sich mit Hilfe seiner guten Kontakte einsetzte, dass sie in
Schulen Musikunterricht geben konnte, um das für das Leben nötige Geld zu
verdienen.
Yu Yixuan studierte schnell. Im Jahre 1933 war sie eine der ersten drei
StudentInnen, die an der Shanghai-Musikuniversität ihr Studium abgeschlossen
110
Xu Beihong ist weltberühmt für seine lebendigen Darstellungen von galoppierenden Pferden.
50
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haben. Ihr Prüfungsprogramm setzte sich aus verschiedenen westlichen Stilen
zusammen: Neben Liedern von Beethoven und Glinka gab Yu Yixuan auch die
gesamte Szene aus Donizettis „Lucia di Lammermoor“ mit der Wahnsinnsarie
der Lucia.
Zunächst unterrichtete Yu Yixuan am Musikinstitut an der Zentraluniversität in
Nanjing (南京中央大学); im Jahre 1935 zog sie in die USA, um ihre Studien an
der Cornell-University in Ithaca fortzusetzen. Es waren dort vor allem die
Wahlfächer, die ihr eine umfassende Ausbildung ermöglichten: So studierte sie
vier Jahre Gesang (beim Bariton Eric Dudley), Gesangsliteratur, Werkanalyse,
Kontrapunkt, Musikgeschichte, Chordirigieren, Pädagogik und Psychologie.
Nebenbei besuchte sie Sprachkurse in Deutsch, Französisch und Englisch. Im
Besonderen besuchte sie gerne Seminare, in denen es offene Diskussionen
zwischen den Teilnehmern gab. Ihrer Meinung nach ist diese Art des
Unterrichtens besonders sinnvoll; in China gab es nur den Unterricht in der
Frontalsituation.
Der Weg in den USA war für Yu Yixuan kein leichter. Der damalige Rassismus
traf auch die Chinesin. Die mehrmalige Empfehlung ihres Gesangprofessors, an
verschiedenste Stellen und Institutionen gerichtet, war für sie nicht erfolgreich.
Mit der Zeit jedoch begannen auch andere Professoren, die von ihrem Talent
beeindruckt waren, sie für Konzerte zu vermitteln. Zunächst sang Yu Yixuan in
einem renommierten professionellen Gesangsverein mit und erhielt bald ihre
ersten Soloparts im „Messias“ von Händel, im „Elias“ von MendelssohnBartholdy, der „Schöpfung“ und „Die Jahreszeiten“ von Haydn. 111
Ihr politisches Engagement und ihren chinesischen Nationalstolz versuchte Yu
Yixuan bei mehreren Gelegenheiten zu kommunizieren. Beispielsweise ist
bekannt, dass sie vor einigen ihrer nun immer häufigeren Konzerte versuchte,
das Mitleid der Amerikaner mit den Chinesen im Japanisch-Chinesischen Krieg
(1937-45) hervorzurufen. Amerika hatte die Japaner mit Waffenlieferungen
unterstützt. Dieses Unterfangen blieb aber ohne Erfolg, und sie ließ später von
111
Dai Xin, 《女高音歌唱家喻宜萱》 (Die Sopranistin Yu Yixuan – ein Interview), CCTV, 200412-03.
51
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politischen Aussagen ab, aus Angst, als lächerliche Figur zu erscheinen. Ihr
Hauptaugenmerk lag nun weiterhin auf ihrem Studium und neuerdings auch an
der Teilnahme an Wettbewerben. Von einem solchen Nachwuchswettbewerb ist
eine weitere Anekdote bekannt: Eine Runde eines Wettbewerbs, an der Yu
Yixuan mitsang, wurde im Radio live übertragen. Kurze Zeit nach der
Ausstrahlung ereilte ihr von New York aus ein Angebot mit einem Vertrag im
Anhang, in dem ihr 100 Dollar im Monat für ein Jahr zugesprochen wurden,
sofern sie an einer Konzertreise in den USA teilnimmt. Yu Yixuan lehnte
abermals ab, aus dem Grunde, dass sie durch diese Tätigkeit in ihren Studien
an der Universität behindert werden würde.
Trotzdem unternahm sie zahlreiche Einzelkonzerte, so in New York,
Philadelphia, San Francisco und Florida, die Yu Yixuan in den USA bekannt
machten. Yu Yixuan war die erste Chinesin, die auf solchen Bühnen im Ausland
sang. Im Jahre 1939 kehrte sie wieder nach China zurück und unterrichtete
zunächst an verschiedenen Universitäten des Landes, z.B. an der JinlingFrauenuniversität in Chengdu (成都金陵女子大学音乐系), an der Universität für
Pädagogik der Provinz Hubei ( 湖 北 省 立 教 育 学 院 ) und an der Staatlichen
Pädagogik-Universität in Hubei (国立湖北师范学院). 1945 zog sie wieder los
und sang in Konzerten im ganzen Land. Schon in den 30er Jahren reifte in ihr
die Überzeugung heran, die westliche klassische Musik sollte in China
populärer gemacht werden. Durch Konzertprogramme, in denen auch
chinesische Stücke vorkamen, wollte sie Berührungsängste abbauen und den
Bekanntheitsgrad der westlichen Musik steigern.
Drei Jahre später (1948) erhielt Yu Yixuan ein Stipendium der UNESCO, das es
ihr ermöglichte, nach Europa zu reisen und in verschiedenen Ländern eigener
Forschungstätigkeit nachgehen zu können. Stationen ihrer Feldstudien waren
ausgedehnten Reisen, z.B. die Accademia di Santa Cecilia in Rom (Italien), das
Conservatorio di Statale di Musica “G Verdi” in Mailand (Italien), die Royal
Acadamy of Music in London (Großbritannien), das Conservatoire in Paris
(Frankreich) und das Conservatoire de Musique de Genève (Schweiz). Der
Gegenstand ihrer Untersuchungen war in erster Linie die Musikpädagogik in
52
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den Schulen. Im Rahmen ihrer Studien sammelte sie Studienpläne und
Unterrichtsmaterialien für Pädagogik und lernte das Bildungssystem der
verschiedenen Staaten kennen. Beim Unterricht in den europäischen
Musikschulen erkannte sie, dass eine musikalische Grundbildung durchwegs
bei jedem Schüler vorhanden war, auch bei jenen, die weniger talentiert waren.
Besonders beeindruckte sie in diesem Zusammenhang das Schulsystem in
Frankreich; dort haben die Schüler in der Mittelschule schon Unterricht in
„Gehörbildung“. Neben ihrer Forschung gab Yu Yixuan weiterhin Solokonzerte,
so z.B. in Paris (Salle Gaveau) und in London (Westminster Central Hall). Das
Konzertprogramm stellte sie aus chinesischen Volksliedern, europäischen
Kunstlieder
und
italienischen
Opernarien
zusammen.
Während
ihres
Aufenthaltes in Paris nahm sie Gesangsunterricht bei M. Perugia, einer
Spezialistin für französischer und spanischer Gesangsliteratur.
Nach der Gründung der Volksrepublik im Jahre 1949 kehrte Yu Yixuan nach
China zurück. Kurz darauf wurde sie Gesangsprofessorin an der renommierten
Musikuniversität „Zhongyang Yinyue Xueyuan“ ( 《 中央音乐学院 》 ) in Beijing.
Neben ihrer Lehrtätigkeit an der Universität trat sie weiterhin in zahlreichen
Konzerten auf. Bald wurde sie Vorsitzende des Gesanginstituts und 1961 zur
Vizerektorin der Universität gewählt. Oft saß Yu Yixuan in der Jury bei großen
internationalen
Gesangswettbewerben,
so
z.B.
am
6.
Internationalen
Gesangswettbewerb in Moskau (1957) und beim Schumann-Wettbewerb
(1960). Gleichzeitig war ihre Tätigkeit durch das Bestreben gelenkt, ein eigenes
chinesisches System der Gesangspädagogik aufzubauen. Einen ersten Schritt
dazu hatte sie schon getan: Viele der von ihr gesammelten westlichen Lieder
hatte sie eigenhändig bearbeitet (vor allem französische und spanische
Kunstlieder) und ins Chinesische übersetzt. Über vierzig Publikationen im
Bereich Gesangspädagogik zeugen von ihrer internationalen Perspektive. Hier
eine Auswahl von Büchern von Yu Yixuan:
-
《我与音乐》 („Ich und die Musik“),
-
《 我 对 声 乐 教 学 问 题 的 一 些 看 法 》 („Einige meiner Ansichten zum
Gesangsunterricht“),
53
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-
Magisterarbeit
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《 有 关声 乐艺 术的 几个 问 题》 („Abhandlung einiger Probleme in der
Gesangskunst“),
-
《声乐教学漫谈》 („Diskussion über Gesangspädagogik“),
-
《法国艺术歌曲及其演唱风格》 („Französische Lieder und ihr richtiges
Stilempfinden“),
-
《 有 关 莫 扎 特 的 五 首 女 高 音 咏 叹 调 》 („Über fünf Sopranarien von
Mozart“).
Ihre pädagogische Überzeugung kann in mehreren Leitgedanken formuliert
werden:112
•
Sprachen: Gesangsstudenten sollen viele Sprachen lernen. Dies
ermöglicht nicht nur den richtigen Zugang zu westlicher Gesangsmusik,
sondern
dadurch
wird
zudem
ein
erhöhtes
Sprachbewusstsein
geschaffen, sodass auch chinesische Lieder besser gesungen werden
können.
•
Allgemeinbildung: Neben der fachlichen Bildung ist eine umfassende
Allgemeinbildung notwendig, und – wenn die Möglichkeit besteht –
sollten die Studenten bei den besten Gesangslehrern studieren, die
möglichst viel Bühnenerfahrung aufweisen können. Als Beispiele für
solche Gesangslehrer nannte Yu Yixuan die Pädagogen und Sänger
Shen Xiang (沈湘) und Jiang Ying (蒋英), die später behandelt werden.
•
Unterrichtsmaterialien: Bei ihrem Unterricht verwendete Yu Yixuan ihre
eigenen Unterrichtsmaterialien. Bei ihrer Studienreise nach Europa hatte
sie erkannt, dass jedes Land einen eigenen Kanon an Unterrichtsliteratur
in Verwendung hatte. Yu Yixuan versuchte, einen solchen in China zu
etablieren. Solche Sammlungen sind
112
Yu, Yixuan, 《声乐艺术》 („Gesangskunst“), 人民音乐出版社, 2004. ISBN 7-80129-119-0.
54
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-
Magisterarbeit
《 中 国 独 唱 歌曲集 》
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(Chinesische Liedersammlung für
Sologesang),
-
《西洋歌剧咏叹调选集》 (Westliche Opernarien),
-
《声乐教材-中国歌曲》 (Gesangsmaterial-chinesische Werke),
-
《西班牙歌曲集》 (Spanische Lieder),
-
《法国艺术歌曲歌词译词》 (Französische Kunstlieder – Text und
Übersetzung),
-
《 R. 施 特 劳 斯 歌 曲 歌 词 译 词 十 六 首 》 (16 Lieder von Richard
Strauss – Text und Übersetzung).
•
Studenten nach Studienabschluss: Ihrer Auffassung nach sollten
Studenten, die an der Universität abschließen, im eigenen universitären
System behalten werden und dort auch unterrichten. Zudem soll aber
auch eine Auswahl der besten Studenten geschehen, damit diese im
Ausland studieren können. Dadurch wird das eigene pädagogische
System gestärkt und weiterentwickelt.
•
Korrepetitor: Während der Gesangsstunde sollte immer ein eigener
Korrepetitor dabei sein. Diese Überzeugung konnte Yu Yixuan schon
früh
durchsetzen;
als
Korrepetitoren
fungierten
zunächst
Klavierstudenten, die ihr Studium gerade abgeschlossen haben. Später
wurden eigene Korrepetitoren verpflichtet.
Bei der nationalen Sitzung für kulturelle Angelegenheiten im Jahre 1957 hatte
Yu Yixuan Gelegenheit, über die Probleme des Gesangsunterrichts und über
Aspekte ihrer Erfahrung in diesem Bereich einen Vortrag zu halten. Schon 1954
hatte sie auf der nationalen Versammlung gesagt, dass die Stadt Beijing einen
eigenen Konzertsaal braucht, der dem kulturellen und politischen Niveau der
Stadt bzw. des Landes entspricht. Erst dreißig Jahre später erinnerte sich der
damalige Bürgermeister von Beijing an den Bauplan und setzte schließlich das
Vorhaben um.
55
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2.3 Zhou Xiaoyan (周小燕, 1918-)
Abbildung 15: Zhou Xiaoyan (周小燕
周小燕).
周小燕
Die
Koloratursporanistin
und
Gesangs-
pädagogin Zhou Xiaoyan 113 ( 周 小 燕 , 1918-)
stammt aus der Provinz Hubei. Schon früh
zeigte sich ihre Liebe zur Musik. Im Jahre 1935
schaffte sie die Aufnahmeprüfung an der
berühmten Shanghai-Musikuniversität, wo sie bei Prof. Shushlin Gesang
studierte. Bei Ausbruch des Japanisch-Chinesischen Krieges (1937) musste sie
ihre Studien unterbrechen und kehrte in ihre Heimatstadt zurück. Ein Jahr
darauf bot sich ihr die Gelegenheit ins Ausland zu reisen. Zunächst studierte sie
an der École Normale de Musique de Paris und in weiterer Folge auch am
„Conservatoire Russe de Paris Serge Rachmaninoff“. Wie schon Yu Yixuan
bereicherte sie ihre Studien mit einem Repertoirestudium an französischen
Liedern bei Prof. Perugia. Zhou Xiaoyan wollte nach China zurückkehren, was
aber wegen der eingeschränkten Mobilität im Zweiten Weltkrieg nicht möglich
war. Nach sieben „harten“ Jahren debütierte die Sängerin schließlich in der
Pariser Nationaloper in Alexander Tcherepnins „The Nymph and the farmer“.
Die äußerst gelungene Darbietung brachte ihr den Ruf einer „chinesischen
Nachtigall“ 114 ( 《 中 国 之 莺 》 ) in Paris ein. Es folgte die Einladung zum
renommierten „Prager Frühling“, der zum ersten Mal stattfand. 1946 bestritt sie
ihr erstes Solokonzert in Luxemburg. Im Jahre 1947 kehrte Zhou Xiaoyan
wieder nach China zurück und wurde zwei Jahre später Professorin an der
Shanghai-Musikuniversität. 1956 wurde sie Vizerektorin der Universität.
113
„Große chinesische Enzyklopädie“, Eintrag unter《周小燕》.
Zhu, Yongzhen, 《中国之莺 - 周小燕传》 („Die chinesische Nachtigall – Zhou Xiao Yan“), 上
海音乐出版社 1997. ISB 7-80553-684-8.
114
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In den 50er/60er Jahren des vorigen Jahrhunderts befand sich Zhou Xiaoyan
auf ausgedehnten Konzertreisen, so z.B. in Italien, Polen, England, Luxemburg,
Schweiz, Tschechoslowakei, Indien, Myanmar, Hongkong und Macao. Der
internationale Aspekt ihrer Tätigkeit blieb auch in den späteren Jahren erhalten.
Beispielsweise
führte
die
Sängerin
1977/78
eine
Feldstudie
im
gesangspädagogischen Bereich in Deutschland durch.
Mit ihrer über fünfzig Jahren langen Lehrtätigkeit hat Zhou Xiaoyan mehrere
Generationen an Studenten ausgebildet, von denen einige in bekannten
Opernhäusern der Welt sangen und singen, z.B. an der Met und der San
Francisco Opera. Hier seien kurz einige bezeichnende Erlebnisse notiert, die
den Ruf von Zhou Xiaoyan als überragende Pädagogin untermauern.
Im Jahre 1984 „schockierte“ Zhou die internationale Wettbewerbsszene: Beim
Internationalen Gesangswettbewerb in Wien gewannen alle ihrer vier
teilnehmenden Studenten Preise. Und noch mehr: Es waren drei Mal Gold und
ein Mal Silber. In den schwarzen Jahren der Kulturrevolution (1966-76) hatte
Zhou ihren Schüler Wei Song (魏松), einen berühmten Tenor, groß gemacht,
der heute im Opernhaus in Shanghai (上海歌剧院) leitende Funktion hat und
vielfach in der Jury bei internationalen Wettbewerben tätig ist. Unter den
Schülern von Zhou Xiaoyan war auch der Bariton Liao Changyong (廖昌永), der
jetzige Direktor der Shanghai-Musikuniversität. Der internationale Durchbruch
für Liao kam im Jahre 1996, als er im 41. Internationalen Wettbewerb in
Toulouse den Großen Preis gewann. Es war die höchste Auszeichnung, die ein
chinesischer Sänger in den letzten Jahren erhalten hatte. Ein Jahr später
gewann Liao auch den Placido-Domingo-Opernwettbewerb. Domingo selbst
nannte Liao einen der „besten Baritone, die er je gehört“ 115 hatte. Im selben
Jahr nahm Liao auch am Königin-Sonja-Wettbewerb in Norwegen teil. Von
diesem Wettbewerb ist folgende Anekdote bekannt: Am Vortag des Vorsingens
forderte die Jury plötzlich Lieder mit norwegischen Texten. Liao hatte aber ein
Lied auf Deutsch einstudiert. Er übte die ganze Nacht, sang am nächsten Tag
115
Xing, Rong, 人物: 《廖昌永:掌声响起来》 („Porträt: Liao Changyong – das Erklingen des
Applauses“), 全球通, 4. Ausgabe, 2007.
57
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Magisterarbeit
2/2008
auf Norwegisch und gewann die Goldmedaille. Königin Sonja überreichte ihm
die Auszeichnung persönlich und sprach von einem „China-Tag“ in der
Geschichte des Wettbewerbs. Zhou Xiaoyan hatte großen Anteil an den
Erfolgen ihrer Schüler.
1988 gründete Zhou Xiaoyan ein „Opera Center“ nördlich von Nanjing, in dem
kurz darauf mit den ersten Proben zu Verdis „Rigoletto“ begonnen wurde und
schließlich zu einer erfolgreichen Aufführung der Oper führte.
2.4 Lang Yuxiu (郎毓秀, 1918-)
Abbildung 16: Lang Yuxiu (郎毓秀
郎毓秀).
郎毓秀
Die Koloratursopranistin und Gesangpädagogin
Lang Yuxiu 116 ( 郎 毓 秀 , 1918-) wurde 1918 in
Shanghai geboren. Sie wuchs ohne Mutter auf; ihr
Vater war ein erfolgreicher Photograph, dessen
Bilder sogar in den USA Preise gewonnen hatten. Zusammen mit ihrer
Schwester teilte sie die Begeisterung für das Klavierspiel. Schon früh lernte sie
Englisch und konnte auch viele chinesische Volkslieder. Im Jahre 1934 trat sie
mit nur 15 Jahren in die Shanghai-Musikuniversität ein, wo sie im ersten
Semester bei Zhou Shu An und in weiterer Folge bei Prof. Shushlin studierte.
Gleichzeitig beschäftigte sie sich mit Konzertaufnahmen und mit Film. Mit 16
Jahren erhielt sie von einem bekannten Komponisten bei EMI-Shanghai einen
Zweijahresvertrag. 117 Da sie noch minderjährig war, musste der Vater für sie
den Vertrag unterschreiben. Ab 1935 sang Lang Yuxiu in einem Laienchor mit,
116
Jiang Jiabiao, 《声乐大师郎毓秀(之一)音乐熏陶中的童年》 („Die Meisterin des Gesangs
Lang Yuxiu – die Musik in die Wiege gelegt“), 音乐周报, 2007-10-24.
117
Jiang Jiabiao, 《声乐大师郎毓秀 (之二) 15 岁上音专 16 岁录唱片》 („Die Meisterin des
Gesangs Lang Yuxiu – mit 15 an der Shanghai-Musikuniversität, mit 16 die erste Schallplatte“),
音乐周报, 2006-10-31.
58
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der durch das ganze Land reiste. Dort sang sie unter der Leitung des Dirigenten
Paci im „Messias“ von Händel und in der „Schöpfung“ von Haydn. 118
1937 führte sie ihre Studien an der Royal Academy of Music in Brüssel
(Belgien) fort. Sie war die einzige Chinesin an der Akademie und beherrschte
die französische Sprache nicht. Die dortige Gesangsprofessorin legte großen
Wert auf richtiges Atmen und korrekte, bewusste Aussprache. Jede Woche
wurde ein neues Stück behandelt, alle zwei Wochen sollten die Schüler ein
Stück neu auswendig lernen. Lang Yuxiu erlernte Französisch in kürzester Zeit
und war nach einem Jahr die beste Studentin im Solfeggio-Kurs.119 Im Jahre
1941, nach Abschluss der Studien, kehrte sie nach China zurück, wo sie in
Solokonzerten in Shanghai, Tianjin, Beijing usw. gastierte. 1944 wurde sie in
Sichuan als Gesangsprofessorin eingestellt, zwei Jahre später setzte sie ihre
Gesangsstudien in Cincinnati (USA) fort. Kurze Zeit später unterrichtete sie
wieder in China, nämlich an der Huaxi-Universität in Chengdu (成都华西大学),
und wurde später Vorsitzende des dortigen Musikinstituts. 1957 wurde sie
Gesangsprofessorin an der Sichuan-Musikuniversität (四川音乐学院), wo sie
auch als Vorsitzende des Instituts wirkte. Lang Yuxiu kann sehr gut Englisch,
Französisch, Italienisch und Deutsch. Durch ihre Sprachbegabung war es ihr
möglich, verschiedene Gesangsklassiker ins Chinesische zu übersetzen, so
z.B. P.M. Marafiotis „Caruso’s Method of Voice Production“ und „The teaching
of Elisabeth Schumann“.
118
Jiang Jiabiao, 《声乐大师郎毓秀 (之三) 梅兰芳 冼星海出手相助》 („Die Meisterin des
Gesangs Lang Yuxiu – mit großer Unterstützung von Mei Lanfang und Xian Xinghai“), 音乐周报,
2007-11-07.
119
Jiang Jiabiao, 《声乐大师郎毓秀(之四)在巴黎与周小燕同台》 („Die Meisterin des
Gesangs Lang Yuxiu – in Paris mit Zhou Xiaoyan auf der Bühne“), 音乐周报, 2007-11-14.
59
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2.5 Zhang Quan (张权, 1919-1993)
Abbildung 17: Zhang Quan (张权
张权)
张权
Zhang Quan120 (张权, 1919-1993) wurde 1919 in
Yixing in der Provinz Jiangsu geboren. Bis 1936
studierte sie an einer Musikschule in Hangzhou
im Fach Klavier und begann erst später mit dem
Gesang. 1937 trat sie in die „Musikerschmiede“ der Shanghai-Musikuniversität
ein, wo sie bei Zhou Shu An und Huang You Kui studierte. 1942 schloss sie ihr
Studium an der Staatlichen Musikuniversität in Chongqing (重庆国立音乐学院)
ab. 1947 reiste sie zwecks neuerlichen Studien in die USA, wo sie im Jahre
1951 an der „Eastman School of Music“ (University of Rochester, NY) mit dem
„Master in Musikwissenschaften“ abschloss. Zurück in China, wirkte Zhang
Quan in der chinaweiten Premiere der „Traviata“ mit. 1964 sang sie in einem
hoch gefeierten Solokonzert in Beijing. Zhang Quan hatte neben ausländischen
Liedern auch Opern ins Chinesische übersetzt. Sie war sowohl in westlicher
Kunstmusik als auch im chinesischen Volkslied zu Hause. Dies brachte ihr den
ungeteilten Respekt sowohl der aufgeschlossenen als auch der eher patriotisch
gesinnten Landsleute ein.
120
Mo Jigang et al.,《张权纪念文集》 („Erinnerungen an Zhang Quan“), 上海音乐出版社, 1995.
60
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
2.6 Jiang Ying (蒋英, 1920-)
Abbildung 18: Jiang Ying (蒋英
蒋英).
蒋英
Die Ausbildung von Jiang Ying 121 (蒋英, 1920-)
begann in Europa. Der Vater war Militärgeneral
und nahm sie 1936 nach Deutschland, wo Jiang
Ying in Berlin ein Mädchengymnasium besuchte.
1937 schaffte sie schon die Aufnahme an die
Hochschule für Musik "Hanns Eisler" in Berlin.
Nach Abschluss ihrer Studien (1941) entschloss sie sich zu weiteren vertieften
Studien in Deutschland. Ihr Vater war in der Zwischenzeit gestorben und ihre
Entscheidung wurde dadurch bestärkt, da es der Vater war, der ihr die
Gelegenheit für das Studium in Europa gegeben hatte. In den Wirren des
Zweiten Weltkriegs ging Jiang Ying nach Süddeutschland und weiter in die
Schweiz, wo sie 1944 in Lausanne ein weiteres Studium abschloss. 1947
kehrte sie nach China zurück, wo sie in einem Solokonzert im berühmten
Shanghai Lanxin Theater (上海兰心) debütierte.
Im selben Jahr noch reiste sie in die USA aus und kehrte erst acht Jahre später
wieder in ihre Heimat zurück. Sie schrieb eine Geschichte der Entwicklung des
westlichen Gesangs, übersetzte ein Buch über Chopin und bearbeitete
zahlreiche Lieder von Schumann, Brahms, Dvořák wie auch Opernarien für
Sopran. In China wird Jiang Ying als die Spezialistin für das deutsche Lied
angesehen. Ihrer Lehrtätigkeit ging sie sie hauptsächlich als Professorin an der
renommierten „Zhongyang Yinyue Xueyuan“ (中央音乐学院) nach.122
121
vgl. „Große chinesische Enzyklopädie“, Eintrag unter „蒋英“.
Qian Chuan, 《幽雅的蒋英教授》 („Die humorvolle Professorin Jiang Ying“), CCTV, 200408-13.
122
61
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Magisterarbeit
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Auch von Jiang Ying und ihren Schülern sind einige Anekdoten bekannt. Im
nachfolgenden soll eine besonders aufschlussreiche Episode wiedergegeben
werden. Ihre Schülerin Jiang Yong (姜咏) nahm in Belgien am Internationalen
Gesangswettbewerb (1988) teil. Dort wurden 31 Stücke verlangt, Jiang Yong
konnte bis zwei Tage vor Anmeldeschluss nur 4 davon. Der Wettbewerb sollte
in einem Monat stattfinden. Die Schülerin wollte nicht mitmachen, da sie
glaubte, das Repertoire in der knappen Zeit nicht mehr zu schaffen. Neben
italienischen Stücken wurden auch Werke in englischer und französischer
Sprache verlangt. Die Pädagogin Jiang Ying sprach ihr Mut zu, viel könnten sie
gemeinsam erlernen. Gleichzeitig appellierte die Lehrerin an den Nationalstolz:
Jiang Yong singe nicht nur für sich sondern auch für China. Jiang Ying war
bekannt, dass sie öfters kostenfreien Unterricht gewährte und darüber hinaus
ihre Schüler in Notfällen mit finanzieller Hilfe zur Seite stand. Jiang Yong nahm
also am Wettbewerb teil, kam bis ins Finale und beendete den Wettbewerb am
11. Platz. Dies brachte ihr ein Stipendium für ein Musikstudium in Belgien ein.
Im Jahre 1989, ein Jahr später, gewann sie dann denselben Wettbewerb. Auch
in Frankreich gewann sie einen Wettbewerb (1990); Y. Menuhin, der sie hörte,
sagte von ihr, dass sie eine „Engelsstimme“ habe.123 Während die Schülerin
Jiang Yong zuvor nur Chorsängerin war, ist sie durch die Arbeit mit Jiang Ying
zu einer gefeierten lyrischen Koloratursopranistin herangereift.
2.8 Shen Xiang (沈湘, 1921-1993)
Shen Xiang124 (沈湘, 1921-1993) wurde 1921 in Tianjin geboren. Mit 22 Jahren
gab er schon sein erstes Solokonzert. Sein Weg zum Gesang war ähnlich wie
bei Yu Yixuan nicht klar vorgezeichnet. Zunächst studierte Shen Xiang an der
Yanjing Universität in Beijing und an der „St. John“-Universität in Shanghai im
Fach „Englische Literatur“.
123
Li Junlan, 《大教授蒋英》 („Die große Professorin Jiang Ying“), 北京青年报 (Beijing Youth
Daily), 1999-07-31.
124
Li, Jinwei, 《沈湘声乐教学艺术》 („Die Gesangspädagogik und -kunst von Shen Xiang“), 人
民音乐出版社 1998. ISBN 7-80129-097-6.
62
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Magisterarbeit
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Abbildung 19: Shen Xiang (沈湘
沈湘).
沈湘
Während der Studienzeit schaffte er die
Aufnahmeprüfung
an
die
Shanghai-
Musikuniversität. Mit 26 Jahren schon
unterrichtete er am Musikinstitut an der Pädagogischen Universität in Beijing (北
平师范大学音乐系). Seiner Ausstrahlung und seines natürlichen Auftritts wegen
wurde Shen Xiang zeitlebens als „Chinesischer Caruso“ gefeiert. Wichtige
Stationen seines Wirkens waren ab 1950 die Zhongyang-Musikuniversität in
Beijing (中央音乐学院), 1979 wurde er dort zum „Associate Professor“ und drei
Jahre später zum Professor und daraufhin auch zum Vorsitzenden in der
Operabteilung gewählt. Im Jahre 1985 übernahm er leitende Funktion in der
„Chinese Musicians Association“ ( 《 中 国 音 乐 家 协 会 》 ). Während die
Gesangspädagogen vor seiner Zeit ihr Wissen vor allem aus eigenen
Auslandsstudien erhalten haben, vollführte Shen Xiang ein Kunststück, das
Ausdruck einer speziell in China entwickelten Gesangspädagogik ist: Zahlreiche
Schüler, die zuvor noch nie im Ausland waren, gewannen renommierte
internationale Gesangswettbewerbe.
Einige Beispiele seien hier genannt. Im „Mirjam Helin - International Singing
Competition“ in Helsinki (Finnland) im Jahre 1984 fand wieder ein „China-Tag“
statt: Den ersten Preis holte sich die Mezzosopranistin Liang Ning (梁宁), der
zweite Preis ging an die Koloratursopranistin Dilibèr (迪里拜尔, aus der Provinz
Xinjiang). Eine dritten Preis holte sich Fu Haijing (傅海静). Alle drei waren
Schüler von Shen Xiang. Der Tenor Hei Haitao (黑海涛) gewann den „Mario del
Monaco“ in Italien (1990), Liu Yue (刘跃) den „'s-Hertogenbosch International
Vocal Competition“ in den Niederlanden (1992).
63
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Shen Xiang erhielt zahlreiche Gastprofessuren und wirkte als Jurymitglied bei
renommierten
internationalen
Wettbewerben
in
England,
Frankreich,
Deutschland und Italien (z.B. Callas-Wettbewerb). Oft war er im akademischen
Disput mit internationalen Fachleuten. 1999, sechs Jahre nach seinem Tod,
wurde in Beijing das „Shen Xiang Studio“ eingerichtet, das den hochdotierten
„Internationalen Shen Xiang Gesangswettbewerb“ ausrichtet.125
Shen Xiang beschrieb seinen Unterricht mit dem Leitsatz
《通实圆亮纯松活柔》,
einer Kette von acht Adjektiven. Sie beschreibt wie die Stimme im Idealfall sein
soll, wie die Stimmgebung zu erfolgen hat. Der erfolgreiche Pädagoge hat
seinen Unterricht so auszurichten, dass alle acht Bestandteile zu gleichen
Teilen angesprochen werden.
Zeichen Aussprache
Wort
Bedeutung
通
tong
通畅
durchgehend, verbindend
实
shi
结实
verwurzelt, robust
圆
yuan
圆润
klangvoll
亮
liang
明亮
glänzend
纯
chun
纯净
pur
松
song
松弛
locker
活
huo
灵活
beweglich
柔
rou
柔和
sanft
Ein Sänger, der alle acht Aspekte des Gesangs beherrscht, befindet sich auf
einem sehr hohen Niveau. Shen Xiang pflegte einen starken Kontakt zu Xiqu125
Xiao, Yi, 《亮出中国的音乐名牌 - 沈湘国际声乐比赛将举办》 („Die chinesische Musikmarke
– Der Shen Xiang-Wettbewerb in der Startlöchern“). 人民日报海外版 03/11/2000.
64
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Sängern, denen diese Aspekte – trotz der Verschiedenheit der Technik – auch
sehr wichtig waren. Der Pädagoge war der Überzeugung, dass man auch von
den traditionellen chinesischen Operngesängen in dieser Beziehung immens
viel profitieren konnte.
65
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Magisterarbeit
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3. Studienpläne für IGP – Entwicklung und Vergleich
Im vorliegenden Kapitel möchte ich die Studienpläne im Fach IGP
(„Instrumental-Gesangspädagogik“),
wie
sie
an
meiner
chinesischen
Heimatuniversität in Jinan („Pädagogische Universität Shandong“, 《山东师范大
学 》 ) in Verwendung waren bzw. sind, in ihrer historischen Entwicklung
diskutieren und sie mit jenen an der Kunstuniversität Graz („KUG Graz“) in
Beziehung setzen. Um diesen Vergleich besser durchführen zu können, ist eine
kurze Aufstellung der Studiensituation sowohl in China als auch in Österreich
notwendig. 126 Diese Erklärungen sind für ein genaueres Verständnis der
Stundentafeln – wie sie im Anhang dieser Arbeit gegeben werden – erforderlich.
Im 4. Kapitel der Arbeit möchte ich meine Schlussfolgerungen aus diesem
Vergleich noch näher präzisieren und auf den Punkt bringen.
3.1 Besonderheiten des Studiums in China
3.1.1 Semesterdauer und Stundentafeln
An der „Pädagogischen Universität Shandong“ dauert ein Semester rund 21
Wochen, während die Länge eines Semesters in Österreich der Dauer von etwa
15 Wochen entspricht. Da eine akademische Stunde in China wie in Österreich
45 Minuten dauert, bedeutet ein längeres Semester in China also insgesamt
eine höhere Anzahl an Semesterwochenstunden. Nach acht Semestern
schließt man in China mit dem Titel eines „Bachelors“ ab, wie es seit 2003/04
auch in Graz der Fall ist. Für ein Magisterstudium in China ist in jedem Fall eine
eigene
Aufnahmeprüfung
vorgesehen.
In
Graz,
bei
Abschluss
des
Bakkalaureats an der KUG, ist hingegen keine Prüfung zu absolvieren, unter
126
Im Weiteren verwende ich die verkürzte Bezeichnung „in China“, wenn ich mich auf die
„Pädagogische Universität Shandong“ beziehe (analog: „in Österreich“ bzw. „in Graz“ für „KUG
Graz“).
66
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
der Voraussetzung, dass das Magisterstudium an derselben Universität
aufgenommen wird.
Typische Stundentafeln für beide Universitäten in den letzten Jahren sind im
Anhang wiedergegeben. Ein fundamentaler Unterschied im Studiensystem ist
folgender: Während in Graz die Stundentafeln nur als „Empfehlung“ zu
verstehen sind127, ist in China das System weitgehend verschult. Der jeweilig
vorgegebene Semesterplan ist strikt einzuhalten. Eine Verkürzung bzw.
Verlängerung des Studiums ist nicht möglich.
Zur nachfolgenden Diskussion der Stundentafeln habe ich weitgehend die
Fächerbündelbezeichnungen aus dem neuen Studienplan für IGP an der KUG
Graz verwendet. 128 Ergänzungen erfolgten durch die Bereiche „Tanz“ und
„Nebenfächer“, auf die in China besonderes Gewicht gelegt wird:
Theorie der Musik
Geschichte der Musik
Musikalische Fertigkeiten
Pädagogik
Tanz
Nebenfächer
Die Untersuchung beschäftigt sich mit der Entwicklung in den oben genannten
Bereichen. Ein Beispiel: Während dem „Tanz“ in Graz überhaupt keine Rolle in
der Ausbildung zukommt, gibt es zahlreiche Fächer im chinesischen IGPStudium, in denen tänzerische Fertigkeiten gelernt werden. Umgekehrt kommt
in den chinesischen Studienplänen eine Einführung in den „Jazz“ bzw. ein
„Jazzpraktikum“ nicht vor.
127
„Die vorliegende Stundentafel ist als Empfehlung für das Studium zu verstehen.“
(Studienführer der KUG Graz, 2003/04, S.280)
128
Studienführer der KUG Graz 2003/04, S.280ff.
67
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Magisterarbeit
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Ein zentraler Unterschied zum System in Graz besteht darin, dass in China erst
zu Beginn jedes Semesters die aktuellen Stundentafeln für das anlaufende
Semester bekannt gegeben werden, und diese im Laufe der Zeit stark variieren.
Aus diesem Grunde sind im Anhang die chinesischen Stundentafeln für die
Studierenden nach deren Jahrgang geordnet. Da es in China im Allgemeinen
keine offiziellen Studienpläne gibt, war die Beschaffung dieser Aufstellungen mit
Schwierigkeiten verbunden. Deshalb konnte nur der zugängliche Zeitraum
abgedeckt werden. Zwei Beispiele sollen veranschaulichen, wie diese Pläne zu
lesen sind:
Erstes Beispiel: Der Studienplan für „IGP (2000)“ beinhaltet die
Stundentafeln der sich im 7. und 8. Semester befindlichen
Studierenden (d.h. 2003/04), die im Jahre 2000 das Studium
begonnen haben.
Zweites Beispiel: Im Studienplan für „IGP (2004)“ fehlt das 8.
Semester, da es das Sommersemester 2008 wäre und noch nicht
bekannt gemacht wurde.
3.1.2 Zentrales künstlerisches Fach: Gesang
Das
ZKF
(„Zentrales
Gruppenunterricht
im
künstlerisches
künstlerischen
Fach“),
Fach
d.h.
der
„Gesang“,
Einzel-
kommt
in
bzw.
den
Stundentafeln der Übersichtlichkeit halber nicht vor. Für das ZKF in Shandong
gab es im Jahre 1997 zu Beginn des ersten Semesters einen Einstufungstest,
der darüber entschied, welcher der Studierenden im ersten Jahr künstlerischen
Gruppen- oder künstlerischen Einzelunterricht bekam. Heute, zehn Jahre
später, bestimmt dieser Test sogar den Unterrichtmodus für die ersten beiden
Jahre. Darüber hinaus gibt es nun im ersten Jahr keinen Einzelunterricht mehr.
Vielmehr entscheidet der Aufnahmetest jetzt über einen Unterricht „zu zweit“,
„in kleiner Gruppe“ bzw. „in großer Gruppe“. Diese Entwicklung beruht vor allem
auf den steigenden Studierendenzahlen an der Universität: Während 1997
gerade vierzig Studierende in einer Klasse mit dem IGP-Studium an der
68
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
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„Pädagogischen Universität Shandong“ begannen, waren es ab 2000 schon
mehrere Klassen und heute sogar fünf getrennte Klassen mit insgesamt über
zweihundert Studenten.
Neben der formalen Struktur hat sich der Gesangsunterricht auch inhaltlich
verändert und weiterentwickelt. 1997 wurden im künstlerischen Unterricht nur
wenige außerchinesische Stücke durchgenommen und dann auch beinahe
ausschließlich mit chinesischen Texten unterlegt; ein Paradebeispiel dafür ist
die „Die Forelle“ (《鳟鱼》) von Franz Schubert, die immer in chinesischer
Sprache gesungen wurde. Während Kunstlieder in der Regel nie in der
westlichen Originalsprache gesungen worden sind, wurden einige wenige
ausgewählte Opernarien original einstudiert. Beste Beispiele dafür sind die
Arien aus „Le Nozze di Figaro“ von Wolfgang Amadeus Mozart, die in
italienischer Sprache gesungen wurden. Im heutigen Unterricht zeigt sich ein
stark gewandeltes Bild, das vor allem auf dem Einfluss der Gesangspädagogen
(siehe Kapitel 2) zurückzuführen ist: Lieder und Arien werden nun zu einem
hohen Prozentsatz in der Originalsprache gelernt. Oft sind die Pädagogen
heute auch in den westlichen Sprachen (Englisch, Italienisch, Deutsch,
Französisch
usw.)
zu
Hause
oder
können
zumindest
die
korrekten
Ausspracheregeln.
3.1.3 Zweites Instrument
Ein weiterer Unterschied zum System in Graz besteht darin, dass die
Studierenden in China dazu verpflichtet sind, in den ersten beiden
Studienjahren (zusätzlich zu „Klavierpraxis“) ein zweites Instrument zu erlernen.
Eine große Auswahl ist durch chinesische Instrumente gegeben, z.B. Guzheng
(古筝), Pipa (琵琶), Erhu (二胡), Dizi (笛子) usw. In Graz ist ein „zweites
Instrument“ als „Schwerpunkt“ wählbar. Aus Gründen der Übersichtlichkeit ist
dieses Wahlinstrument aus den Studienplänen im Anhang gestrichen.
69
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
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3.1.4 IGP – Konzertfach „Gesang“
Die Gründung der „Pädagogischen Universität Shandong“ fand im Oktober
1950 statt; dabei gab es sechs Fakultäten, zu denen die „Fakultät für Kunst“
zählte. Gegen Ende der 50er Jahre spaltete sich diese zu einer eigenen
schulischen Einrichtung ab, der sog. Shandong Yishu Zhuanke Xuexiao (山东艺
术 专 科 学 校 ). Ab diesem Zeitpunkt wurde das Fach „Kunst“ an der
„Pädagogischen Universität Shandong“ nicht mehr unterrichtet. Erst 1976
wurde wieder eine eigene Kunstfakultät eingerichtet, in der „Malerei“ und
„Musik“ zusammengefasst wurden. Im Jahre 1993 wurden aus diesen beiden
Fachrichtungen eigene Institute geformt, 2003 fand die Gründung der
„Musikfakultät“ an der „Pädagogischen Universität Shandong“ statt. Im selben
Jahr wurde das Konzertfachstudium „Gesang“ eingerichtet.
Neben
den
chinesischen
IGP-Stundentafeln
sind
auch
jene
des
Konzertfachstudiums im Anhang der Arbeit gesammelt: Ein Vergleich zwischen
„IGP Gesang“ und „Konzertfachstudium Gesang“ an der „Pädagogischen
Universität
Shandong“
ermöglicht
ein
besseres
Verständnis
für
die
Besonderheiten des Studiums der Gesangpädagogik an der „Pädagogischen
Universität Shandong“.
3.2 Theorie der Musik
Ähnlich dem IGP-Studium in Graz beinhaltet der Studienplan an der
„Pädagogischen Universität Shandong“ eine Vielzahl von musiktheoretischen
Fächern. Diese reichen von „Musiktheorie“ (乐理), „Gehörbildung“ (试唱练耳),
„Tonsatz“ (和声, 配器) und „Kontrapunkt“ (复调), „Instrumentenkunde“ (器乐) bis
hin zu vertiefenden Lehrveranstaltungen wie „Formenlehre und Analytik“ (曲式
分析) und „Musikästhetik“ (音乐美学). Seit meinem Abschluss 1997 von der
„Pädagogischen Universität Shandong“ kamen als Bereicherung die Fächer
„Wissenschaftliches Arbeiten“ ( 论 文 写 作 ; das Schreiben und Lesen
70
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
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wissenschaftlicher Texte) und „Werke der Musik“ (音乐文献; das Kennenlernen
von Sekundärwerken über Musik) hinzu. Als neue Fächer im dritten Studienjahr
etablierten sich „Computer und Musik“ (电脑音乐; 2 SWS129; Midi-Dateien u.ä.;
seit 2001) und das Fach „Gesangstheorie (声乐理论; 2 SWS; seit 2002), in dem
die theoretischen Grundlagen der Tonerzeugung und Stimmgebung genauer
beleuchtet werden. Als einführende Veranstaltung kam „Kunsterziehung“ (艺术
概论; 2 SWS; seit 2003) hinzu.
Bei einem Vergleich der Stundenzahlen zeigt sich, dass seit 1997 besonders in
den Fächern „Musiktheorie“ und „Gehörbildung“ die Unterrichtseinheiten stark
reduziert worden sind. Waren es beispielsweise 1997 noch in Summe 24 SWS
in „Gehörbildung“ in den ersten vier Semestern, so sind es heute beinahe
durchwegs nur mehr 8 SWS. Über die Jahre hinweg konstant geblieben ist im
Gegensatz dazu das Zeitmaß für das Fach „Tonsatz“. Vergleicht man die
benannten Fächer und die Anzahl der jeweiligen Semesterstunden mit jenen
des alten Studienplans130 in Graz, so gibt es kaum auffällige Unterschiede. Im
neuen Studienplan in Graz ist das Ausmaß an musiktheoretischen Fächern
ebenfalls verkleinert worden.
3.3 Geschichte der Musik
Die Ausbildung im Fach „Musikgeschichte“ wurde bzw. wird an der
„Pädagogischen Universität Shandong“ in verschiedene Teildisziplinen unterteilt
(vgl. IGP (2003)):
„Chinesische Musikgeschichte“ (8 SWS; 中国音乐史)
„Außerchinesische Musikgeschichte“ (6 SWS; 外国音乐史)
„Europäische Musikgeschichte“ (2 SWS; 欧洲音乐史)
129
130
SWS = Semesterwochenstunden, d.h. Anzahl der Stunden pro Semesterwoche.
Studienplan KUG Graz 2002/03.
71
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Außerdem gibt es in den heutigen Studienplänen Einführungen in die
Geschichte der chinesischen Volksmusik („Volksmusik“ (民族民间音乐)) und
des Volksgesanges („Geschichte des chinesischen Volksgesanges“ (中国民族
声乐史)). Im Jahre 1997 war das Fach „Chinesische Musikgeschichte“ (9 SWS)
noch weiter unterteilt in „Aktuelle chinesische Musikgeschichte“ (6 SWS; 中国近
现代音乐史) und „Alte chinesische Musikgeschichte“ (3 SWS; 中国古代音乐史).
Eine allgemeine „Chinesische Geschichte“ ( 中 国 革 命 史 ) ist an allen
Universitäten Chinas vorgeschrieben. Für die Theorie der chinesischen
politischen Größen sind außerdem eigene Nebenfächer vorgesehen (Deng
Xiaoping, Mao Zedong).
Auffallend
in
der
Gewichtung
ist,
dass
der
„chinesischen“
und
„außerchinesischen“ in etwa dieselben Stundenzahlen beigemessen werden.
Die „Musikgeschichte“ bzw. „Musik nach 1945“ an der KUG Graz beschäftigt
sich beinahe ausschließlich mit der westlichen bzw. europäischen Musik. Die
Musik anderer Völker wird als Wahlfach in der „Musikethnologie“ behandelt.
Wohl als Gegengewicht fehlt an der „Pädagogischen Universität Shandong“ in
China eine Einführung in den westlichen Jazz. Der „Einführung in die
Popularmusik“ an der KUG Graz entspricht zu einem gewissen Maße die
Beschäftigung mit der Musik der verschiedenen Völker in China („Volksmusik“,
„Volksgesang“).
3.4 Musikalische Fertigkeiten
Unter „musikalische Fertigkeiten“ werden jene Fächer verstanden, die einen
starken Praxisbezug aufweisen und vor allem die Musikausübung betreffen.
Zunächst sei die „Klavierpraxis“ (钢琴) untersucht: An der KUG Graz sind dafür
8 bzw. 6 Stunden vorgesehen, ein Pensum, das über 8 bzw. 6 Semester zu
erbringen ist. In den IGP-Studienplänen an der „Pädagogischen Universität
Shandong“ wird das Klavierstudium eher geblockt in vier Semestern
abgewickelt, die Gesamtstundenzahl entspricht in etwa jener in Graz. Zusätzlich
zum reinen Klavierspiel kam in den letzten Jahren in China das Fach „Klavier:
72
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
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Werkanalyse und Interpretation“ (2-4 SWS; 钢琴作品分析与欣赏) hinzu, das
sich
in
spezieller
Weise
mit
Klavierliteratur
beschäftigt.
Im
Fach
„Musikbegleiten“ (4 SWS; 即兴伴奏), das in der Regel eher am Ende des
chinesischen
IGP-Studiums
steht
131
,
wird
ebenfalls
das
Klavierspiel
vorausgesetzt. Neben dem „Zweiten Instrument“ (vgl. Kapitel 3.1.3) war in den
alten Studienplänen im letzten Jahr das Spiel auf dem „Akkordeon“ (手风琴)
vorgesehen, ein Instrument, das in China große Popularität genießt.
Besonders bemerkenswert sind die zahlreichen Studienangebote an der
„Pädagogischen
Universität
Shandong“
im
Fach
„Dirigieren“
und
„Ensembleleitung“. Im Jahre 1997 waren es in Summe 6 SWS in
„Ensembleleitung“ ( 指 挥 学 ), ein Fach, das die Studierenden im dritten
Studienjahr belegten. Mit der Zeit verschwammen allmählich die Grenzen zu
anderen Fächern, und „Dirigieren“ fand bzw. findet nun auch in anderen
Fächern statt (vgl. IGP (2003)):
„Chor und Dirigieren“ (4 SWS; 合唱与指挥)
„Dirigieren“ (3 SWS; 指挥法)
„Ensemble und Dirigieren“ (2 SWS; 合奏与指挥)
In ähnlicher Weise findet man nun das Fach „Komponieren“ (IGP (1997), 6
SWS; 歌曲作法) in mehreren verschiedenen Fächern aufgeteilt.
Ein anderer Aspekt betrifft Fächer, die sich mit Bühnenauftreten und Schauspiel
beschäftigen. Während es im chinesischen IGP-Studium kaum solche Fächer
gibt (z.B. „Kunst in Praxis“ ( 艺 术 实 践 )), wird im Konzertfachstudium ein
reichhaltiges Angebot gegeben (vgl. Konzertfach (2003)):
131
Auch findet man es im „alten“ zweiten Studienabschnitt des IGP-Studiums bzw. im neuen
Masterstudium an der KUG Graz.
73
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
„Aussprache und Dialog auf der Bühne“ (2 SWS; 正音与台词)
„Körperhaltung und Ausdruck im Schauspiel“ (2 SWS; 形体训
练与舞蹈基础知识)
„Schauspiel in Praxis“ (4 SWS; 表演实践)
„Operndarstellung“ (2 SWS; 歌剧表演)
„Lokale ‚Xiqu’-Opernformen“ (2 SWS; 地方戏曲民歌)
Im Fach „Künstlerische Unterweisung“ (2 SWS; 艺术指导) – ebenfalls nur im
Konzertfachstudium vorgesehen – werden die Auftrittssituation und die
Konzerttätigkeit behandelt. Ein Analogon findet sich im neuen BachelorStudienplan für IGP an der KUG Graz: Im letzten Studienjahr wird dort das
einstündige Fach „Mentales Training“ angeboten, das in spezieller Weise auch
die Auftrittssituation zur Sprache bringt. Das Fach „Lehrverhaltens- und
Präsentationstraining“ (2 SWS; neuer Studienplan KUG-Graz) zielt auf
selbstbewusste Verhaltensweisen in der Unterrichtssituation ab.
3.5 Pädagogik
Da das IGP-Studium primär auch ein Pädagogik-Studium ist, ist es besonders
aufschlussreich, hier die Entwicklung der Gewichtsetzung in den Studienplänen
nachzuvollziehen. Der Pädagogik-Teil der Ausbildung an der „Pädagogischen
Universität Shandong“ wurde im Laufe der letzten Jahre kontinuierlich
aufgebaut. Im Jahre 1997 waren es gerade mal zwei Fächer, die sich
ausschließlich
mit
pädagogischen
Aspekten
der
Musikvermittlung
auseinandersetzten:
„Musikerziehung“ (8 SWS; 教育学)
„Pädagogische Psychologie“ (2 SWS; 心理学)
74
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Das Fach „Musikerziehung“ war dabei eher eine Einführung in die allgemeine
Pädagogik,
mit
einem
etwas
vagen
Blick
in
Richtung
„allgemeiner
Musikunterricht“. Die „Pädagogische Psychologie“ hatte zum Ziel, eine
Einführung in die Methodik der Psychologie zu geben. Insbesondere wurde die
Veränderung
psychologischer
Erscheinungen
(Motivation,
Verhaltens-
steuerung) mit dem Lebensalter (Kind, Jugendlicher, Erwachsener) aus dem
Blickwinkel der pädagogischen Praxis untersucht.
Wenn auch in späteren Jahren die Fächer „Moralische Erziehung“ (2 SWS; 思
想道德修养) und „Didaktik und Methodik“ (4 SWS; 教学法) hinzukamen, so ist
festzustellen, dass der Pädagogik-Teil im chinesischen Studienplan (ca. 12
SWS) nur in etwa die Hälfte des Teiles einnimmt, der für die PädagogikAusbildung im IGP-Studium in Graz vorgesehen ist (24 SWS bzw. 22 SWS). Als
besonderer Unterschied sind Fächer wie „Einführung in das Musikschulwesen“
und „Einführung in die Musiktherapie“, die Inhalte ansprechen, die in den
chinesischen Studienplänen nicht aufscheinen. Auf der anderen Seite gibt es in
den IGP-Studienplänen der „Pädagogischen Universität Shandong“ spezifische
Didaktikausbildung für Klavier und für Tanz (vgl. „Klavier: Didaktik und
Methodik, 钢琴教学法“ und „Didaktik und Methodik, 舞蹈教学法“ in IGP (2004);
je 2 SWS).
3.6 Tanz
Eine besondere Rolle nimmt seit jeher die Tanzausbildung im chinesischen
IGP-Studium ein. In China wird dem Tanzen ein sehr hoher Stellenwert
beigemessen. Die Nähe von „Gesang“ zu „Tanz“ ist über die Dynastien
vorhanden (siehe 1. Kapitel). Heute zeigt sich diese Tradition noch in vielen
Konzerten, wo Tanzgruppen durch ihre Tanzdarbietungen die Sänger im
Hintergrund begleiten.
75
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
In den IGP-Plänen spiegelt sich die Liebe der Chinesen zum Tanz in einer
Vielzahl von Fächern wider, die wiederum verschiedene Aspekte des Tanzes
ansprechen (vgl. IGP (2002) und IGP (2003)):
Analyse des Tanzes (2 SWS; 舞蹈赏析)
Geschichte des Tanzes (2 SWS; 舞蹈发展史)
Tanz: Didaktik und Methodik (2 SWS; 舞蹈教学法)
Tanzchoreographie (2 SWS; 舞蹈编导)
Tanzen (4 SWS; 舞蹈)
Tanzwerke (2 SWS; 舞蹈剧目课)
Wahlfach: Tanz (12 SWS; 舞蹈选修)
Eindrucksvoll ist die Gesamtstundenzahl für den Bereich „Tanz“. In IGP (2003)
sind es insgesamt 24 SWS. Der Bereich „Tanz“ wurde also in den letzten
Jahren stark ausgebaut (1997 waren es 12 SWS). Studierten 1997 noch
Mädchen und Jungen in allen Fächern zusammen, so gibt es nun in den
Tanzpraxis-Fächern
nach
Geschlechtern
getrennten
Unterricht.
Dieser
Umstand weist auf einen noch spezifischeren Unterricht hin. In den IGPStudienplänen der KUG Graz kommt der „Tanz“ nicht vor.
3.7 Nebenfächer
Während in Graz ein musikalischer „Schwerpunkt“ mit Fächern aus einem der
Bereiche „Jazz und Popularmusik“, „Computer und Musik“, „Elementare
Musikpädagogik“, „Chor- und Ensembleleitung“, „Zweites Instrument“ und
„Improvisation“ gewählt werden kann, bietet das IGP-Studium an der
„Pädagogischen
Universität
Shandong“
nicht
diese
Wahlmöglichkeit.
Stattdessen kommen in den Studienplänen zahlreiche Nebenfächer vor, die
eine umfassende politische Allgemeinbildung der Studierenden zum Ziel haben.
76
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Der besseren Übersicht halber seien hier diese Nebenfächer angegeben (vgl.
IGP (1997) und IGP (2003)):
Informatik (12 SWS; 计算机)
Leibeserziehung (8 SWS; 体育)
Marxistische Philosophie (2 SWS; 马克思主义哲学)
Militärtheorie (4 SWS; 军事理论)
Politische Ökonomie von Marx (2 SWS; 马克思主义政治经济学)
Rechtskunde (2 SWS; 法学)
Theorie von Deng Xiaoping (2 SWS; 邓小平理论)
Theorie von Mao Zedong (2 SWS; 毛泽东思想概论)
Wie
„Chinesische
Geschichte“
ist
auch
„Leibeserziehung“
in
jedem
Universitätsstudium in China ein Pflichtfach. Neben der geistigen Betätigung
soll bei den Studierenden die physische Ertüchtigung nicht zu kurz kommen. In
diesem Zusammenhang ist auch das Fach „Reinigungsdienste“ (IGP (2003), 2
SWS; 劳动) zu lesen: In China sorgen die Universitätsstudenten selbst für die
Reinigung der Unterrichtsräume und für die Sauberkeit am Universitätsgelände.
Wenn man die Stundentafeln im Laufe der Jahre betrachtetm so fällt auf, dass
der „Informatik“, einem Fach, das im IGP-Studienplan der KUG Graz nicht
vorgeschrieben ist, immer mehr Bedeutung zufällt. Waren es 1997 gerade 4
SWS, so sind es heute bis zu 12 SWS. Dies ist sicherlich auch auf ein
gewandeltes Berufsbild des Musikpädagogen zurückzuführen. Ein moderner
Musikpädagoge muss mit Internet, Musik- und Notensoftware umgehen können.
Nicht in der obigen Tabelle ist die Sprachausbildung im Fach „Englisch“ (英语),
die
im
IGP-Studienplan
an
der
„Pädagogischen
Universität
Shan-
dong“ angegeben ist, in Graz jedoch nicht vorkommt. Bemerkenswert dabei ist,
dass die Stundenzahl schon 1997 mit 16 Stunden gleich hoch war, wie sie in
77
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
den heutigen Studienplänen notiert ist. Die Englischausbildung wird in den
ersten beiden Studienjahren mit 4 SWS pro Semester durchgeführt. Andere
Sprachen werden nur im Konzertfach gelehrt, nämlich „Deutsch“ (德语) und
„Italienisch“ (意大利语) zu je 2 SWS. In den Konzertfachplänen der KUG Graz
werden zusätzlich die Sprachen „Französisch“ (Aussprache und Wortschatz)
und „Russisch“ (Aussprache und Wortschatz) angeboten.
78
Leng Rui (0173031)
4.
Kritische
Magisterarbeit
Betrachtung
des
2/2008
heutigen
Gesangs-
pädagogikstudiums in Hinblick auf die historische
Entwicklung
Im abschließenden vierten Teil dieser Arbeit möchte ich einige persönliche
Schlussfolgerungen aus den Betrachtungen des vorigen Kapitels zu den
angegebenen Studiencurricula ziehen und einige Diskrepanzen zwischen dem
IGP-Studium in Jinan („Pädagogische Universität Shandong“) und Graz („KUG
Graz“) diskutieren.
4.1 Musiktheoretische Bildung
Aus dem Datenmaterial im dritten Teil geht klar hervor, dass an der
„Pädagogischen Universität Shandong“ im IGP-Studium eine Aufstockung des
Teils der „Pädagogik“ und des „Tanzes“ auf Kosten der Ausbildung in der
„Theorie der Musik“ vollzogen wurde. Diese Entwicklung ist vor allem in jener
Hinsicht als Fortschritt zu sehen, als dass der pädagogischen Ausbildung in
China bisher kaum Bedeutung zugekommen ist (vgl. IGP (1997)). Auf der
anderen Seite wird heute verlangt, dass die Studierenden schon vor Beginn des
Studiums sich entsprechende musiktheoretische Kenntnisse aneignen. Die
fachliche Aufnahmeprüfung für das Fach „IGP“ an der „Pädagogischen
Universität Shandong“ ist in den letzten Jahren bedeutend selektiver geworden.
Problematisch ist in diesem Zusammenhang jedoch, wie es in China besonders
der Fall ist, dass das Ausmaß für „Gehörbildung“ im Studienplan stark reduziert
worden ist (vgl. IGP (1997) und IGP (2003)). Durch gezieltes Studium und
Training, z.B. durch Heraushören von Harmonien, von Stimmen usw., kann das
Gehör geschult werden. Ein gutes Gehör zu haben, ist vor allem für Sänger
sehr wichtig, um Anpassungsfähigkeit (z.B. im Chor) zu fördern, wie auch das
Blattsingen zu ermöglichen. Außerdem eignet sich das Fach ausgezeichnet
79
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
dazu, um den Studierenden, insbesondere auch dem Sänger, eine umfassende,
nicht nur auf das spezifische Instrument zugeschnittene Musikausbildung zu
geben.
Die Gesangspädagogen der ersten und zweiten Generation (siehe Beginn des
2. Kapitels) beherrschten durchwegs neben dem Gesang auch mindestens ein
weiteres Instrument. Ihre Vorbildwirkung, vor allem auch im Bereich der
Allgemeinbildung in Musik, kann nicht genug gewürdigt werden. In China ist für
ein Universitätsstudium, insbesondere ein Musikstudium, ein erfolgreich
bestandenes Abitur eine notwendige Voraussetzung. An der KUG Graz, wie in
Österreich allgemein, ist das Abitur keine erforderliche Bedingung für die
Aufnahme an eine Musikuniversität. Das Bestreben einer Universität, junge
hochtalentierte Musiker – noch ohne Matura – in ihren eigenen Reihen mit
professionellem Unterricht zu fördern, ist durchaus verständlich. Gleichzeitig
ergibt sich aber das Problem, dass die Universität diesen jungen Studenten
nach deren Aufnahme nicht verbieten kann, zusätzlich IGP zu studieren. Ein
vorgeschriebenes Abitur für alle IGP-Studenten wäre als standardisierter
Nachweis der Allgemeinbildung sinnvoll.
4.2 Künstlerischer Unterricht
An der „Pädagogischen Universität Shandong“ ist eine problematische
Entwicklung im Bereich des künstlerischen Unterrichts festzustellen: Heute
findet der künstlerische Gesangsunterricht für Studienanfänger vielfach nur in
Gruppen – man unterscheidet größere und kleiner Gruppen – statt. Ein
spezifisch auf die Fähigkeiten des Studenten zugeschnittener Unterricht ist
kaum möglich. In Graz hingegen findet der Gesangsunterricht beinahe
ausschließlich als Einzelunterricht statt. Für eine künstlerische Ausbildung ist es
unbedingt notwendig, dass der Lehrer auf die augenblicklich vorhandenen
Bedürfnisse des Studenten eingehen kann. Oftmals ist eine Unterrichtsmethode
bei einem Studenten erfolgreich und bei einem anderen nicht anwendbar.
80
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Auf der anderen Seite hat der Gruppenunterricht auch einen „gehörbildnerischen“ Sinn: Die Studierenden singen nicht nur, sondern schulen auch
das „Hören“. Es wird im Unterricht gezeigt, wie gewissen Problemen
entgegenzuwirken ist, und wie gewisse Fehler vermieden werden können. Das
„Heraushören“ steht dabei im Vordergrund. Damit einher geht auch eine
Ausbildung der Kritikfähigkeit seitens der Studenten, d.h. das Kritisieren und
das Kritisiert-Werden. Besonders für einen angehenden Gesangslehrer sind
dies sehr wichtige Fähigkeiten, die für eine erfolgreiche Berufsausübung
notwendig sind.
Seit kurzem gibt es im IGP-Studium in China das Fach „Ensemblesingen/spielen“, das vor allem auf das „Miteinander-Musizieren“ ausgerichtet ist.
Dieses
Fach
schärft
neben
dem
musikalischen
Hörsinn
auch
den
Zusammenhalt der Klasse. Außerdem kann der gemeinsame Unterricht als eine
Quelle der Motivation auf die Studierenden wirken.
4.3 Erfahrungsschatz der Lehrer
Während in China das IGP-Studium primär zum Ziel hat, dass die Studierenden
später selbst als Universitätslehrer Gesang unterrichten, so ist in Österreich
hauptsächlich das Berufsbild des „Musikschullehrers“ vorherrschend. In China
gibt es eigene Berufsschulen, in denen musikalische Früherziehung gelehrt wird;
deshalb gibt es in den IGP-Studienplänen keine Fächer, die sich speziell der
Musikerziehung von Kindern widmen.
An der „Pädagogischen Universität Shandong“ unterrichteten bis vor kurzem
hauptsächlich
ehemalige
Absolventen
der
entsprechenden
Studien
an
derselben Universität. Das Bild hat sich nun gewandelt: Heute kommen junge,
neuberufene Gesangslehrer auch von anderen Universitäten in China. Im IGPStudium zeigt sich folgendes Bild: Während die ältere Generation selbst IGP
studiert hat, haben die jungen Lehrer – zur Erhöhung der Berufschancen –
meistens „Konzertfach Gesang“ studiert. Allgemein genießt in China das
81
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
„Konzertfach Gesang“ in der Gesellschaft ein hohes Ansehen; darüber hinaus
gestaltet sich für Konzertfachstudenten oftmals die Suche nach einer Lehrstelle
an der Universität leichter als für IGP-Studenten.
Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen den Studienstätten in China und
Österreich betrifft die Bühnen- bzw. Konzerterfahrung des Unterrichtspersonals.
In Graz kommen bei Neuberufungen in den künstlerischen Fächern wie auch in
den IGP-Studien nur jene Kandidaten in Frage, die selbst schon eine
langjährige Karriere auf der Bühne aufweisen können. In China ist die Situation
oftmals verschieden: Der Großteil der Gesangsprofessoren, die jetzt an der
„Pädagogischen
Absolventen
Universität
dieser
Universitätsstudiums
Shandong“
Universität
direkt
dort
unterrichten,
sind
damalige
und
haben
nach
Abschluss
ihres
den
Posten
eines
Universitätslehrer
übernommen. Dadurch hatten sie kaum Gelegenheit bzw. es bestand nicht die
„Notwendigkeit“, sich auf der Bühne zu profilieren. IGP-Lehrer, die die Situation
auf der Bühne aus Eigenerfahrung kennen, können zahlreiche, wertvolle
Impulse (Interpretation, Darstellung, emotionaler Gehalt usw.) für ihren
Unterricht gewinnen.
Das IGP-Studium hat nicht zum erklärten Hauptziel, dass die Studenten nach
Universitätsabschluss Bühnenkarriere machen. Trotzdem ist das „Singen“ im
Allgemeinen eine musikalische Tätigkeit, die meist vor einem Publikum
dargeboten wird (z.B. Sologesang oder im Chor bei der Gestaltung einer Feier
bzw. einer Messe). Die Aspekte einer „Aufführungssituation“ sind daher immer
von Bedeutung. Auch beim Unterricht in Musikschulen werden Kinder und
Jugendliche dazu angeleitet, in Vorspielstunden, Konzerten und anderen
Gelegenheiten ihre einstudierten Werke zu präsentieren.
Alle heute in China berühmten Gesangspädagogen (siehe 2. Kapitel) waren
darin wegweisend, dass ihre Konzerttätigkeit sie in verschiedenste Städte in Inund Ausland (Europa, USA usw.) geführt hat. Dadurch konnten sie sich einen
reichen musikalischen und sprachlichen Erfahrungsschatz aufbauen. Mit
Sicherheit wird die Mobilität der Studierenden, wie sie hier in Graz zu
beobachten ist, auch in China zunehmen. Ein Grund hierfür ist auch, dass ein
82
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
ausländischer Studienabschluss in China nach wie vor sehr hoch angesehen ist.
Dies erhöht zudem die Motivation für einen Auslandsaufenthalt bei den
chinesischen Studierenden.
4.4 Verschulung versus Flexibilität im Studium
In China ist das universitäre Studium weitgehend verschult, es gibt nur äußerst
wenige Wahlmöglichkeiten für die Studierenden (vgl. IGP (2003): Wahlfach
„Tanz“). Auch zeitlich ist das Studium in einen fixen Rahmen gestellt. Es gibt
weder die Möglichkeit Fächer vorzuziehen noch die vorgesehene Studiendauer
zu überziehen. In Graz ist der Semesterplan als „Empfehlung“ für den
Studierenden zu verstehen. 132 Es liegt weitgehend in der Verantwortung des
jeweiligen Studenten, schnell oder langsam zu studieren bzw. eine bestimmte
Fächerreihenfolge zu wählen und Schwerpunkte im Studium zu setzen.
Das System in Graz erfordert im Vergleich zum System in China im verstärkten
Maße soziale und persönliche Kompetenzen. Die Wahlfreiheit im Studium in
Graz erfordert Organisationstalent, Selbstdisziplin und Eigenverantwortung vom
Studierenden. Um sich für eine Prüfung vorzubereiten, ist es beispielsweise
sinnvoll, sich Unterlagen von anderen Studierenden zu besorgen („soziale
Kompetenz“). Je nach Begabung bzw. Situation können Prüfungen im Laufe
des Semesters zu unterschiedlichen Zeitpunkten absolviert werden.
In China ist der Druck für die (schwierigen) Aufnahmeprüfungen an die
Universitäten sehr hoch. Hat ein Studierender die Prüfung geschafft, so gibt es
für ihn kaum Hindernisse mehr bis zum erfolgreichen Universitätsabschluss.
Außerdem ist im Laufe des Studiums „Flexibilität“ weder gefordert noch erlaubt.
So ist es beispielsweise nicht möglich, ein Zweitstudium zu belegen oder auch
nur Kurse einer anderen Fachrichtung zu besuchen. Ein Maturant, der in China
in den Fächern „Musik“ oder „Malerei“ aufgenommen werden will, hat bei der
Wahl seiner Wunschuniversität keinen Einblick in die dort geltenden
132
Studienführer der KUG Graz, 2003/04, S.280.
83
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Studienpläne, da diese nicht veröffentlicht werden. So weiß er bei Ablegung der
fachspezifischen Aufnahmeprüfung nicht, welche Fächer ihn im Laufe des
Studiums erwarten. In China wird die Universität vor allem nach dem Kriterium
ihres „Rufes“ gewählt, sodass die Transparenz bei den Studienplänen nicht
unmittelbar für die Maturanten wichtig ist. In Österreich fällt die Entscheidung
für eine bestimmte Universität mehr nach anderen Aspekten, wie z.B.
Fächerzusammensetzung des jeweiligen Studiums und/oder Attraktivität des
Studienortes. Die genaue Bekanntgabe der in Kraft stehenden Studienpläne,
wenn auch nicht für die Wahl der Universität in China ausschlaggebend, sorgt
zu einem gewissen Maße für Rechtssicherheit. Insbesondere wäre dadurch
erleichtert, dass chinesische Studierende im Ausland ihre bereits absolvierten
Studiengänge in China über ein Formal-verfahren angerechnet bekommen.
4.5 Ausblick
Die Öffnung und Internationalisierung Chinas zeigt sich vor allem auch im
Bildungssektor. Es gibt immer mehr Möglichkeiten für chinesische Studenten,
sich im Ausland weiterzubilden und zu profilieren. Mein Wunsch wäre es, dass
die Studenten ihre Bildung im Ausland nicht nur als eine persönliche
Bereicherung ansehen, sondern sich – im Stile der berühmten chinesischen
Gesangspädagogen – als Teil eines „chinesischen Weges“ betrachten. Zu einer
Schärfung dieses Bewusstseins – sowohl bei Chinesen als auch bei Europäern
– wäre ein erhöhtes Maß an gegenseitigen Hospitationen sinnvoll. Im Rahmen
von Austauschstipendien und internationaler Konzerttätigkeit ist bereits eine
Fülle von Möglichkeiten vorhanden. Eine alte chinesische Redensart besagt „近
水知鱼性,近山识鸟音“. Erst wenn man nahe an einem Fluss wohnt, lernt man
die Natur der Fische kennen; erst wenn man durch die Berge wandert, lernt
man die Sprache der Vögel kennen. Die internationale Mobilität der Studenten
im Bereich der Gesangspädagogik ist dabei ein wichtiger Beitrag für ein tieferes,
gegenseitiges Verständnis.
84
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Anhang
Pädagogische Universität Shandong – IGP Gesang 1997
1.
2.
3.
4.
6
6
6
6
1
1
1
1
5.
6.
THEORIE DER MUSIK
Formenlehre und Analytik (曲式分析)
曲式分析
Gehörbildung (试唱练耳)
试唱练耳
Instrumentenkunde (器乐
器乐)
器乐
Kontrapunkt (复调
复调)
复调
Kunsterziehung (艺术概论
艺术概论)
艺术概论
Musikästhetik (音乐美学)
音乐美学
Musiktheorie (乐理
乐理)
乐理
Tonsatz (和声
和声,
和声 配器)
配器
GESCHICHTE DER MUSIK
Aktuelle chinesische Musikgeschichte (中国近现
中国近现
代音乐史)
代音乐史
Alte chinesische Musikgeschichte (中国古代音乐
中国古代音乐
史)
Chinesische Geschichte (中国革命史
中国革命史)
中国革命史
Europäische Musikgeschichte (欧洲音乐史
欧洲音乐史)
欧洲音乐史
Volksmusik (民族民间音乐
民族民间音乐)
民族民间音乐
MUSIKALISCHE FERTIGKEITEN
Akkordeon (手风琴
手风琴)
手风琴
Chor (合唱
合唱)
合唱
Ensembleleitung (指挥学
指挥学)
指挥学
Klavierpraxis (钢琴
钢琴)
钢琴
Komponieren (歌曲作法
歌曲作法)
歌曲作法
Musikanalyse in Praxis (音乐欣赏)
音乐欣赏
Musikbegleiten (即兴伴奏
即兴伴奏)
即兴伴奏
PÄDAGOGIK
Musikerziehung (教育学
教育学)
教育学
Pädagogische Psychologie (心理学
心理学)
心理学
TANZ
Tanzen (舞蹈
舞蹈)
舞蹈
NEBENFÄCHER
Englisch (英语
英语)
英语
Informatik (计算机
计算机)
计算机
Leibeserziehung (体育
体育)
体育
Marxistische Philosophie (马克思主义哲学
马克思主义哲学)
马克思主义哲学
Militärtheorie (军事理论
军事理论)
军事理论
Politische Ökonomie (政治经济学)
政治经济学
Rechtskunde (法学
法学)
法学
Theorie von Deng Xiaoping (邓小平理论
邓小平理论)
邓小平理论
3
2
2
7.
8.
3
3
3
3
2
2
1
1
2
2
2
2
2
6
3
3
3
3
3
2
2
2
2
3
3
1
1
3
3
1
1
3
3
2
2
4
4
4
4
4
2
4
2
2
3
3
2
2
2
4
4
2
2
2
4
2
4
2
2
85
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Pädagogische Universität Shandong – IGP Gesang 2000
7.
THEORIE DER MUSIK
Formenlehre und Analytik (曲式分析)
8.
2
Musikästhetik (音乐美学)
Tonsatz (和声
和声,
配器
和声 配器)
Werke der Musik (音乐文献
音乐文献)
音乐文献
Wissenschaftliches Arbeiten (论文写作
论文写作)
论文写作
GESCHICHTE DER MUSIK
Geschichte des chinesischen Volksgesanges (中
中
国民族声乐史)
国民族声乐史
MUSIKALISCHE FERTIGKEITEN
Klavier: Werkanalyse und Interpretation (钢琴
钢琴
作品分析与欣赏)
作品分析与欣赏
Probenarbeit (剧目课
剧目课)
剧目课
TANZ
Tanzchoreographie (舞蹈编导
舞蹈编导)
舞蹈编导
Theorie des Tanzes (舞蹈基础理论
舞蹈基础理论)
舞蹈基础理论
Wahlfach: Tanz (舞蹈选修
舞蹈选修)
舞蹈选修
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
4
6.
7.
Pädagogische Universität Shandong – IGP Gesang 2001
5.
THEORIE DER MUSIK
Computer und Musik (电脑音乐
电脑音乐)
电脑音乐
Formenlehre und Analytik (曲式分析)
Musikästhetik (音乐美学)
Tonsatz (和声
和声,
和声 配器)
配器
Werke der Musik (音乐文献
音乐文献)
音乐文献
Wissenschaftliches Arbeiten (论文写作
论文写作)
论文写作
GESCHICHTE DER MUSIK
Außerchinesische
Musikgeschichte
und
Musikanalyse (外国音乐史与作品欣赏
外国音乐史与作品欣赏)
外国音乐史与作品欣赏
Chinesische Musikgeschichte (中国音乐史
中国音乐史)
中国音乐史
Europäische Musikgeschichte (欧洲音乐史
欧洲音乐史)
欧洲音乐史
Geschichte des chinesischen Volksgesanges (中
中
国民族声乐史)
国民族声乐史
MUSIKALISCHE FERTIGKEITEN
Chor und Dirigieren (合唱与指挥
合唱与指挥)
合唱与指挥
Klavier: Werkanalyse und Interpretation (钢琴
钢琴
作品分析与欣赏)
作品分析与欣赏
Klavierpraxis (钢琴
钢琴)
钢琴
Komponieren (歌曲作法
歌曲作法)
歌曲作法
Kunst in Praxis (艺术实践
艺术实践)
艺术实践
Musikbegleiten (即兴伴奏
即兴伴奏)
即兴伴奏
Werkanalyse (作品分析
作品分析)
作品分析
PÄDAGOGIK
Didaktik und Methodik (教学法
教学法)
教学法
Musikerziehung (教育学
教育学)
教育学
Pädagogische Psychologie (心理学
心理学)
心理学
TANZ
Geschichte des Tanzes (舞蹈发展史
舞蹈发展史)
舞蹈发展史
Tanz: Didaktik und Methodik (舞蹈教学法
舞蹈教学法)
舞蹈教学法)
Tanzchoreographie (舞蹈编导
舞蹈编导)
舞蹈编导
Tanzen (舞蹈
舞蹈)
舞蹈
Tanzwerke (舞蹈剧目课
舞蹈剧目课)
舞蹈剧目课
Theorie des Tanzes (舞蹈基础理论
舞蹈基础理论)
舞蹈基础理论
Wahlfach: Tanz (舞蹈选修
舞蹈选修)
舞蹈选修
NEBENFÄCHER
Informatik (计算机
计算机)
计算机
8.
2
2
2
2
2
2
2
2
3
2
3
2
2
3
2
2
2
2
2
2
4
2
2
2
3
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
4
86
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Pädagogische Universität Shandong – IGP Gesang 2002
3.
THEORIE DER MUSIK
Computer und Musik (电脑音乐
电脑音乐)
电脑音乐
Formenlehre und Analytik (曲式分析)
Gehörbildung (试唱练耳)
Gesangstheorie (声乐理论
声乐理论)
声乐理论
Tonsatz (和声
和声,
和声 配器)
配器
Werke der Musik (音乐文献
音乐文献)
音乐文献
Wissenschaftliches Arbeiten (论文写作
论文写作)
论文写作
GESCHICHTE DER MUSIK
Außerchinesische
Musikgeschichte
und
Musikanalyse (外国音乐史与作品欣赏
外国音乐史与作品欣赏)
外国音乐史与作品欣赏
Chinesische Musikgeschichte (中国音乐史
中国音乐史)
中国音乐史
Europäische Musikgeschichte (欧洲音乐史
欧洲音乐史)
欧洲音乐史
Geschichte des chinesischen Volksgesanges (中
中
国民族声乐史)
国民族声乐史
MUSIKALISCHE FERTIGKEITEN
Chor und Dirigieren (合唱与指挥
合唱与指挥)
合唱与指挥
Dirigieren (指挥
指挥法
指挥法)
Klavier: Werkanalyse und Interpretation (钢琴
钢琴
作品分析与欣赏)
作品分析与欣赏
Klavierpraxis (钢琴
钢琴)
钢琴
Komponieren (歌曲作法
歌曲作法)
歌曲作法
Musikbegleiten (即兴伴奏
即兴伴奏)
即兴伴奏
Werkanalyse (作品分析
作品分析)
作品分析
PÄDAGOGIK
Didaktik und Methodik (教学法
教学法)
教学法
Musikerziehung (教育学
教育学)
教育学
Pädagogische Psychologie (心理学
心理学)
心理学
TANZ
Geschichte des Tanzes (舞蹈发展史
舞蹈发展史)
舞蹈发展史
Tanzchoreographie (舞蹈编导
舞蹈编导)
舞蹈编导
Tanzen (舞蹈
舞蹈)
舞蹈
Tanzwerke (舞蹈剧目课
舞蹈剧目课)
舞蹈剧目课
Theorie des Tanzes (舞蹈基础理论
舞蹈基础理论)
舞蹈基础理论
Wahlfach: Tanz (舞蹈选修
舞蹈选修)
舞蹈选修
NEBENFÄCHER
Englisch (英语
英语)
英语
Informatik (计算机
计算机)
计算机
Leibeserziehung (体育
体育)
体育
Marxistische Philosophie (马克思主义哲学
马克思主义哲学)
马克思主义哲学
Theorie von Deng Xiaoping (邓小平理论
邓小平理论)
邓小平理论
4.
5.
2
2
6.
7.
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3
87
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Pädagogische Universität Shandong – IGP Gesang 2003
1.
2.
3.
THEORIE DER MUSIK
Computer und Musik (电脑音乐
电脑音乐)
电脑音乐
Formenlehre und Analytik (曲式分析)
Gehörbildung (试唱练耳)
Gesangstheorie (声乐理论
声乐理论)
声乐理论
Kunsterziehung (艺术概论
艺术概论)
艺术概论
Musikästhetik (音乐美学)
Musiktheorie (乐理
乐理)
乐理
Tonsatz (和声
和声,
和声 配器)
配器
Werke der Musik (音乐文献
音乐文献)
音乐文献
Wissenschaftliches Arbeiten (论文写作
论文写作)
论文写作
GESCHICHTE DER MUSIK
Außerchinesische Musikgeschichte (外国
外国音乐史
外国音乐史)
音乐史
Chinesische Musikgeschichte (中国音乐史
中国音乐史)
中国音乐史
Europäische Musikgeschichte (欧洲音乐史
欧洲音乐史)
欧洲音乐史
Geschichte des chinesischen Volksgesanges (中
中
国民族声乐史)
国民族声乐史
Volksmusik (民族民间音乐
民族民间音乐)
民族民间音乐
MUSIKALISCHE FERTIGKEITEN
Chor und Dirigieren (合唱
合唱与指挥
合唱与指挥)
与指挥
Dirigieren (指挥
指挥法
指挥法)
Ensemble und Dirigieren (合奏与指挥
合奏与指挥)
合奏与指挥
Klavier: Werkanalyse und Interpretation (钢琴
钢琴
作品分析与欣赏)
作品分析与欣赏
Klavierpraxis (钢琴
钢琴)
钢琴
Komponieren (歌曲作法
歌曲作法)
歌曲作法
Kunst in Praxis (艺术实践
艺术实践)
艺术实践
Musikbegleiten (即兴伴奏
即兴伴奏)
即兴伴奏
Probenarbeit (剧目课
剧目课)
剧目课
Werkanalyse (作品分析
作品分析)
作品分析
PÄDAGOGIK
Didaktik und Methodik (教学法
教学法)
教学法
Moralische Erziehung (思想道德修养
思想道德修养)
思想道德修养
Musikerziehung (教育学
教育学)
教育学
Pädagogische Psychologie (心理学
心理学)
心理学
TANZ
Analyse des Tanzes (舞蹈赏析
舞蹈赏析)
舞蹈赏析
Tanz: Didaktik und Methodik (舞蹈教学法
舞蹈教学法)
舞蹈教学法
Tanzchoreographie (舞蹈编导
舞蹈编导)
舞蹈编导
Tanzen (舞蹈
舞蹈)
舞蹈
Tanzwerke (舞蹈剧目课
舞蹈剧目课)
舞蹈剧目课
Wahlfach: Tanz (舞蹈选修
舞蹈选修)
舞蹈选修
NEBENFÄCHER
Englisch (英语
英语)
英语
Informatik (计算机
计算机)
计算机
Leibeserziehung (体育
体育)
体育
Marxistische Philosophie (马克思主义哲学
马克思主义哲学)
马克思主义哲学
Politische Ökonomie von Marx (马克思主义政
马克思主义政
治经济学)
治经济学
Rechtskunde (法学
法学)
法学
Reinigungsdienste (劳动
劳动)
劳动
Theorie von Deng Xiaoping (邓小平理论
邓小平理论)
邓小平理论
Theorie von Mao Zedong (毛泽东思想概论
毛泽东思想概论)
毛泽东思想概论
4.
5.
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6.
7.
8.
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2
88
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Pädagogische Universität Shandong – IGP Gesang 2004
1.
2.
3.
THEORIE DER MUSIK
Computer und Musik (电脑音乐
电脑音乐)
电脑音乐
Formenlehre und Analytik (曲式分析)
Gehörbildung (试唱练耳)
Gesangstheorie (声乐理论
声乐理论)
声乐理论
Kunsterziehung (艺术概论
艺术概论)
艺术概论
Musikästhetik (音乐美学)
Musiktheorie (乐理
乐理)
乐理
Tonsatz (和声
和声,
和声 配器)
配器
Wissenschaftliches Arbeiten (论文写作
论文写作)
论文写作
GESCHICHTE DER MUSIK
Außerchinesische
Musikgeschichte
und
Werkanalyse (外
外国音乐史与作品欣赏)
国音乐史与作品欣赏
Chinesische Musikgeschichte (中国音乐史
中国音乐史)
中国音乐史
Europäische Musikgeschichte (欧洲音乐史
欧洲音乐史)
欧洲音乐史
Geschichte des chinesischen Volksgesanges (中
中
国民族声乐史)
国民族声乐史
Volksmusik (民族民间音乐
民族民间音乐)
民族民间音乐
MUSIKALISCHE FERTIGKEITEN
Chor und Dirigieren (合唱与指
合唱与指挥
合唱与指挥)
Ensembleleitung (指挥学
指挥学)
指挥学
Ensemble und Dirigieren (合奏与指挥
合奏与指挥)
合奏与指挥
Klavier: Werkanalyse und Interpretation (钢琴
钢琴
作品分析与欣赏)
作品分析与欣赏
Klavierpraxis (钢琴
钢琴)
钢琴
Körperhaltung und Ausdruck im Schauspiel (形
形
体训练与舞蹈基础知识)
体训练与舞蹈基础知识
Musikbegleiten (即兴伴奏
即兴伴奏)
即兴伴奏
Probenarbeit (剧目课
剧目课)
剧目课
Werkanalyse (作品分析
作品分析)
作品分析
PÄDAGOGIK
Didaktik und Methodik (教学法
教学法)
教学法
Klavier: Didaktik und Methodik (钢琴教学法
钢琴教学法)
钢琴教学法
Moralische Erziehung (思想道德修养
思想道德修养)
思想道德修养
Musikerziehung (教育学
教育学)
教育学
Pädagogische Psychologie (心理学
心理学)
心理学
TANZ
Tanz: Didaktik und Methodik (舞蹈教学法
舞蹈教学法)
舞蹈教学法
Tanzchoreographie (舞蹈编导
舞蹈编导)
舞蹈编导
Tanzen (舞蹈
舞蹈)
舞蹈
Wahlfach: Tanz (舞蹈选修)
舞蹈选修)
NEBENFÄCHER
Englisch (英语
英语)
英语
Informatik (计算机
计算机)
计算机
Leibeserziehung (体育
体育)
体育
Marxistische Philosophie (马克思主义哲学
马克思主义哲学)
马克思主义哲学
Politische Ökonomie (政治经济学)
Rechtskunde (法学
法学)
法学
Theorie des Mao Zedong (毛泽东思想概论
毛泽东思想概论)
毛泽东思想概论
Theorie von Deng Xiaoping (邓小平理论
邓小平理论)
邓小平理论
4.
5.
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6.
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89
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Pädagogische Universität Shandong – IGP Gesang 2005
1.
2.
3.
2
2
2
THEORIE DER MUSIK
Formenlehre und Analytik (曲式分析)
Gehörbildung (试唱练耳)
Gesangstheorie (声乐理论
声乐理论)
声乐理论)
Musiktheorie (乐理
乐理)
乐理
Tonsatz (和声
和声,
和声 配器)
配器
GESCHICHTE DER MUSIK
Chinesische Musikgeschichte (中国音乐史
中国音乐史)
中国音乐史)
Volksmusik (民族民间音乐
民族民间音乐)
民族民间音乐
MUSIKALISCHE FERTIGKEITEN
Chordirigieren (合唱指挥
合唱指挥)
合唱指挥
Dirigieren (指挥
指挥法
指挥法)
Klavierpraxis (钢琴
钢琴)
钢琴
Komponieren (歌曲作法
歌曲作法)
歌曲作法
Musikbegleiten (即兴伴奏
即兴伴奏)
即兴伴奏
PÄDAGOGIK
Moralische Erziehung (思想道德修养
思想道德修养)
思想道德修养
Musikerziehung (教育学
教育学)
教育学
Pädagogische Psychologie (心理学
心理学)
心理学
TANZ
Tanzen (舞蹈
舞蹈)
舞蹈
Wahlfach: Tanz (舞蹈选修
舞蹈选修)
舞蹈选修
NEBENFÄCHER
Englisch (英语
英语)
英语
Informatik (计算机
计算机)
计算机
Leibeserziehung (体育
体育)
体育
Marxistische Philosophie (马克思主义哲学
马克思主义哲学)
马克思主义哲学
Politische Ökonomie (政治经济学)
Rechtskunde (法学
法学)
法学
Theorie des Mao Zedong (毛泽东思想概论
毛泽东思想概论)
毛泽东思想概论
Theorie von Deng Xiaoping (邓小平理论
邓小平理论)
邓小平理论
4.
5.
2
2
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2
3
Pädagogische Universität Shandong – IGP Gesang 2006
THEORIE DER MUSIK
Gehörbildung (试唱练耳)
Musiktheorie (乐理
乐理)
乐理
Tonsatz (和声
和声,
和声 配器)
配器
GESCHICHTE DER MUSIK
Chinesische Geschichte (中国革命史
中国革命史)
中国革命史
Volksmusik (民族民间音乐
民族民间音乐)
民族民间音乐
MUSIKALISCHE FERTIGKEITEN
Chor (合唱
合唱)
合唱
Chor und Dirigieren (合唱与指挥
合唱与指挥)
合唱与指挥)
Klavierpraxis (钢琴
钢琴)
钢琴
TANZ
Tanzen (舞蹈
舞蹈)
舞蹈
Wahlfach: Tanz (舞蹈选修
舞蹈选修)
舞蹈选修
NEBENFÄCHER
Englisch (英语
英语)
英语
Informatik (计算机
计算机)
计算机
Leibeserziehung (体育
体育)
体育
Rechtskunde (法学
法学)
法学
Theorie von Deng Xiaoping (邓小平理论
邓小平理论)
邓小平理论
Theorie von Mao Zedong (毛泽东思想概论
毛泽东思想概论)
毛泽东思想概论)
1.
2.
3.
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2.5
2.5
90
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Pädagogische Universität Shandong – IGP Gesang 2007
1.
THEORIE DER MUSIK
Gehörbildung (试唱练耳)
Musiktheorie (乐理
乐理)
乐理
GESCHICHTE DER MUSIK
Chinesische Geschichte (中国革命史
中国革命史)
中国革命史
MUSIKALISCHE FERTIGKEITEN
Klavierpraxis (钢琴
钢琴)
钢琴
TANZ
Tanzen (舞蹈
舞蹈)
舞蹈
NEBENFÄCHER
Englisch (英语
英语)
英语
Leibeserziehung (体育
体育)
体育
2
2
2
2
2
4
2
Kunstuniversität Graz – IGP Gesang 2002/03 – Erster Studienabschnitt
THEORIE DER MUSIK
Akustik der Musikinstrumente
Einführung in die Musikethnologie
Einführung in die praxisbezogene Musiktheorie
Einführung in die Technik wissenschaftlichen
Arbeitens
Formenlehre und Musikanalytik
Gehörbildung und Rhythmusschulung
Instrumentenkunde
Tonsatz
GESCHICHTE DER MUSIK
Geschichte des Spiels und der Literatur des
gewählten ersten Instrumentes oder des
Gesanges
Kulturgeschichte
Musikgeschichte
MUSIKALISCHE FERTIGKEITEN
Einführung in Jazz und Popularmusik
Ensembleleitung
Jazzpraktikum
Klavierpraxis
Korrepetition im ZKF
Orchester, Chor, Kammermusik, Volksmusik,
Jazzensembles
Sprecherziehung
PÄDAGOGIK
Allgemeine Musikerziehung
Didaktik der musikalischen Früherziehung
Didaktik des gewählten Instrumentes (Gesang)
Didaktik des musikalischen Gestaltens
Hospitation im ZKF
Lehrpraxis
Lehrverhaltenstraining
Pädagogische Psychologie
Praxis der musikalischen Früherziehung
SCHWERPUNKT
Zweites
Instrument,
Musikalische
Früherziehung, Ensembleleitung, Arrangement,
Kirchenmusik oder Jazz und Popularmusik
1.
2.
1
2
1
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3.
4.
5.
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SUMME: 16 Stunden
1
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1
1
1
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2
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1
1
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2
SUMME: 12 Stunden
91
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Kunstuniversität Graz – IGP Gesang 2003/04 – Bakkalaureatsstudium
THEORIE DER MUSIK
Einführung in wissenschaftliche Gebiete
Formenlehre und Musikanalytik
Gehörschulung
Tonsatz
GESCHICHTE DER MUSIK
Aufführungspraxis
in
Geschichte
und
Gegenwart oder Kulturgeschichte
Einführung in Jazz und Popularmusik
Musik nach 1945
Musikgeschichte
MUSIKALISCHE FERTIGKEITEN
Ensembleleitung und Arrangement
frei wählbares Ensemble
Improvisation für IGP
Kammerchor der KUG
Klavierpraxis
Körperarbeit
Korrepetition im ZKF
Mentales Training
Sprecherziehung für SängerInnen
Vokalensemble für Jazz und Popularmusik
PÄDAGOGIK
Didaktik der musikalischen Früherziehung
Didaktik und Methodik der gewählten
Instrumentengruppe
Einführung in das Musikschulwesen
Einführung in die Instrumentalpädagogik
Einführung in die Musiktherapie
Formen des musikalischen Gestaltens
Grundlagen des instrumentalen und vokalen
Gruppenunterrichts
Lehrpraxis
Lehrverhaltens- und Präsentationstraining
Pädagogische Psychologie
Praxis der musikalischen Früherziehung
Spezifische Didaktik des ZKF
SCHWERPUNKT
Jazz und Popularmusik, Computer und Musik,
Elementare Musikpädagogik, Chor- und
Ensembleleitung,
Zweites
Instrument,
Improvisation
1.
2.
2
2
2
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4.
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1
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SUMME: 12 Stunden
92
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Pädagogische Universität Shandong – Konzertfach Gesang 2003
1.
Akkordeon (手风琴
手风琴)
手风琴
Aussprache und Dialog auf der Bühne (正音与
正音与
台词)
台词
Chinesische Musikgeschichte und Werkanalyse (
中国音乐史和作品分析)
中国音乐史和作品分析
Chor und Dirigieren (合唱与指挥
合唱与指挥)
合唱与指挥
Computer und Musik (电脑音乐
电脑音乐)
电脑音乐
Dirigieren (指挥
指挥法
指挥法)
Englisch (英语
英语)
英语
Ensemblesingen und -spiel (重唱重奏
重唱重奏)
重唱重奏
Ensemblespiel (合奏
合奏)
合奏
Gehörbildung (试唱练耳)
Geschichte des chinesischen Volksgesanges (中
中
国民族声乐史)
国民族声乐史
Geschichte des westlichen Gesanges (西方声乐
西方声乐
史)
Informatik (计
计算机)
算机
Instrumente (器乐
器乐)
器乐
Instrumente und Ensemble in Praxis (器乐合奏
器乐合奏
实践)
实践
Italienisch (意大利语
意大利语)
意大利语
Klavier: Werkanalyse und Interpretation (钢琴
钢琴
作品分析与欣赏)
作品分析与欣赏
Klavierpraxis (钢琴
钢琴)
钢琴
Komponieren (歌曲作法
歌曲作法)
歌曲作法
Körperhaltung und Ausdruck im Schauspiel (形
形
体训练与舞蹈基础知识)
体训练与舞蹈基础知识
Korrepetition (伴奏
伴奏)
伴奏
Kunst in Praxis (艺术实践
艺术实践)
艺术实践
Leibeserziehung (体育
体育)
体育
Lokale „Xiqu“-Opernformen (地方戏曲民歌
地方戏曲民歌)
地方戏曲民歌
Marxistische Philosophie (马克思主义哲学
马克思主义哲学)
马克思主义哲学
Moralische Erziehung (思想道德修养
思想道德修养)
思想道德修养
Musikästhetik (音乐美学)
Musikbegleiten (即兴伴奏
即兴伴奏)
即兴伴奏
Musiktheorie (乐理
乐理)
乐理
Operndarstellung (歌剧表演
歌剧表演)
歌剧表演
Politische Ökonomie von Marx (马克思主义政
马克思主义政
治经济学)
治经济学
Probenarbeit (剧目课
剧目课)
剧目课
Rechtskunde (法学
法学)
法学
Schauspiel in Praxis (表演实践
表演实践)
表演实践
Tanz: Didaktik und Methodik (舞蹈教学法
舞蹈教学法)
舞蹈教学法
Tanzen (舞蹈
舞蹈)
舞蹈
Tanzwerke (舞蹈剧目课
舞蹈剧目课)
舞蹈剧目课
Theorie von Deng Xiaoping (邓小平理论
邓小平理论)
邓小平理论
Theorie von Mao Zedong (毛泽东思想概论
毛泽东思想概论)
毛泽东思想概论
Tonsatz (和声
和声,
和声 配器)
配器
Volksmusik (民族民间音乐
民族民间音乐)
民族民间音乐
Wahlfach: Tanz (舞蹈选修
舞蹈选修)
舞蹈选修
Werkanalyse (作品分析
作品分析)
作品分析
Werke der Musik (音乐文献
音乐文献)
音乐文献
Wissenschaftliches Arbeiten (论文写作
论文写作)
论文写作
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
2
2
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93
Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Pädagogische Universität Shandong – Konzertfach Gesang 2004
1.
Außerchinesische
Musikgeschichte
und
Musikanalyse (外国音乐史与作品欣赏
外国音乐史与作品欣赏)
外国音乐史与作品欣赏
Aussprache und Dialog auf der Bühne (正音与
正音与
台词)
台词
Chinesische Musikgeschichte (中国音乐史
中国音乐史)
中国音乐史
Chor und Dirigieren (合唱与指挥
合唱与指挥)
合唱与指挥
Computer und Musik (电脑音乐
电脑音乐)
电脑音乐
Darstellung (形体训练与舞蹈基础知识
形体训练与舞蹈基础知识)
形体训练与舞蹈基础知识
Englisch (英语
英语)
英语
Ensemblespiel (合奏
合奏)
合奏
Formenlehre und Analytik (曲式分析)
Gehörbildung (试唱练耳)
Geschichte des chinesischen Volksgesanges (中
中
国民族声乐史)
国民族声乐史
Geschichte des westlichen Gesanges (西方声乐
西方声乐
史)
Informatik (计算机
计算机)
计算机
Instrumente (器乐
器乐)
器乐
Italienisch (意大利语
意大利语)
意大利语
Klavier: Werkanalyse und Interpretation (钢琴
钢琴
作品分析与欣赏)
作品分析与欣赏
Klavierpraxis (钢琴
钢琴)
钢琴
Komponieren (歌曲作法
歌曲作法)
歌曲作法
Körperhaltung im Tanz (舞蹈形体
舞蹈形体)
舞蹈形体
Korrepetition (伴奏
伴奏)
伴奏
Kunst in Praxis (艺术实践
艺术实践)
艺术实践
Kunsterziehung (艺术概论
艺术概论)
艺术概论
Leibeserziehung (体育
体育)
体育
Lokale „Xiqu“-Opernformen (地方戏曲民歌
地方戏曲民歌)
地方戏曲民歌
Marxistische Philosophie (马克思主义哲学
马克思主义哲学)
马克思主义哲学
Moralische Erziehung (思想道德修养
思想道德修养)
思想道德修养
Musikästhetik (音乐美学)
Musikbegleiten (即兴伴奏
即兴伴奏)
即兴伴奏
Musiktheorie (乐理
乐理)
乐理
Operndarstellung (歌剧表演
歌剧表演)
歌剧表演
Politische Ökonomie von Marx (马克思主义政
马克思主义政
治经济学)
治经济学
Probenarbeit (剧目课
剧目课)
剧目课
Rechtskunde (法学
法学)
法学
Schauspiel in Praxis (表演实践
表演实践)
表演实践
Tanz: Didaktik und Methodik (舞蹈教学法
舞蹈教学法)
舞蹈教学法
Tanzen (舞蹈
舞蹈)
舞蹈
Theorie von Deng Xiaoping (邓小平理论
邓小平理论)
邓小平理论
Theorie von Mao Zedong (毛泽东思想概论
毛泽东思想概论)
毛泽东思想概论
Tonsatz (和声
和声,
和声 配器)
配器
Volksmusik (民族民间音乐
民族民间音乐)
民族民间音乐
Wahlfach: Tanz (舞蹈选修
舞蹈选修)
舞蹈选修
Werkanalyse (作品分析
作品分析)
作品分析
Wichtigste Tanzformen (舞蹈代表性
舞蹈代表性)
舞蹈代表性
Wissenschaftliches Arbeiten (论文写作
论文写作)
论文写作
2.
3.
4.
5.
6.
7.
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2
2
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2
2
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Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Pädagogische Universität Shandong – Konzertfach Gesang 2005
1.
Aussprache und Dialog auf der Bühne (正音与
正音与
台词)
台词
Chinesische Geschichte (中国革命史
中国革命史)
中国革命史
Chinesische Musikgeschichte und Werkanalyse (
中国音乐史和作品分析)
中国音乐史和作品分析
Chor und Dirigieren 合唱与指挥
Deutsch (德语
德语)
德语
Englisch (英语
英语)
英语
Ensemblesingen und –spiel (重唱重奏
重唱重奏)
重唱重奏
Ensemblespiel (合奏
合奏)
合奏
Formenlehre und Analytik (曲式分析)
2
Gehörbildung (试唱练耳)
Gesangstheorie (声乐理论
声乐理论)
声乐理论
Informatik (计算机
计算机)
计算机
Italienisch (意大利语
意大利语)
意大利语
Klavierpraxis (钢琴
钢琴)
钢琴
Komponieren (歌曲作法
歌曲作法)
歌曲作法
Körperhaltung und Ausdruck im Schauspiel (形
形
体训练与舞蹈基础知识)
体训练与舞蹈基础知识
Künstlerische Unterweisung (艺术指导
艺术指导)
艺术指导
Leibeserziehung (体育
体育)
体育
Marxistische Philosophie (马克思主义哲学
马克思主义哲学)
马克思主义哲学
Moralische Erziehung (思想道德修养
思想道德修养)
思想道德修养
Musikbegleiten (即兴伴奏
即兴伴奏)
即兴伴奏
Musiktheorie (乐理
乐理)
乐理
Operndarstellung (歌剧表演
歌剧表演)
歌剧表演
Rechtskunde (法学
法学)
法学
Schauspiel in Praxis (表演实践
表演实践)
表演实践
Theorie von Deng Xiaoping (邓小平理论
邓小平理论)
邓小平理论
Tonsatz (和声
和声,
和声 配器)
配器
Volksmusik (民族民间音乐
民族民间音乐)
民族民间音乐
Wichtige Tanzformen (舞蹈代表性
舞蹈代表性)
舞蹈代表性
2
2.
3.
4.
5.
3
3
2
2
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2
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2
2
2
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2
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2
2
2
3
2
2
2
2
2.
3.
2
2
2
Pädagogische Universität Shandong – Konzertfach Gesang 2006
1.
Aussprache und Dialog auf der Bühne (正音与
正音与
台词)
台词
Chinesische Geschichte (中国革命史
中国革命史)
中国革命史
Chor und Dirigieren (合唱与指挥
合唱与指挥)
合唱与指挥)
Englisch (英语
英语)
英语
Ensemblesingen und -spiel (重唱重奏
重唱重奏)
重唱重奏
Gehörbildung (试唱练耳)
Informatik (计算机
计算机)
计算机
Italienisch (意大利语
意大利语)
意大利语
Klavierpraxis (钢琴
钢琴)
钢琴
Körperhaltung und Ausdruck im Schauspiel (形
形
体训练与舞蹈基础知识)
体训练与舞蹈基础知识
Leibeserziehung (体育
体育)
体育
Moralische Erziehung (思想道德修养
思想道德修养)
思想道德修养
Musiktheorie (乐理
乐理)
乐理
Schauspiel in Praxis (表演实践
表演实践)
表演实践
Theorie von Deng Xiaoping (邓小平理论
邓小平理论)
邓小平理论
Theorie von Mao Zedong (毛泽东思想概论
毛泽东思想概论)
毛泽东思想概论)
Tonsatz (和声
和声,
配器
和声 配器)
Volksmusik (民族民间音乐
民族民间音乐)
民族民间音乐
2
2
4
4
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
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2
2
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2
2
2
2
2
2
2.5
2.5
2
2
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Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Pädagogische Universität Shandong – Konzertfach Gesang 2007
1.
Chinesische Geschichte (中国革命史
中国革命史)
中国革命史
Englisch (英语
英语)
英语
Gehörbildung (试唱练耳)
Klavierpraxis (钢琴
钢琴)
钢琴
Körperhaltung und Ausdruck im Schauspiel (形
形
体训练与舞蹈基础知识)
体训练与舞蹈基础知识
Leibeserziehung (体育
体育)
体育
Musiktheorie (乐理
乐理)
乐理
2
4
2
2
2
2
2
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Leng Rui (0173031)
Magisterarbeit
2/2008
Literaturverzeichnis
Die Angaben in den Klammern nach den spezifischen Daten der Referenz
beziehen sich auf die Signatur, unter der das Medium in der Bibliothek der
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Leng Rui (0173031)
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98
Leng Rui (0173031)
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《 辞 海 》
Magisterarbeit
2/2008
(„Meer der Wörter“ – Standardlexikon der chinesischen
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《现代汉语词典
现代汉语词典》
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音乐欣赏手册》 („Handbuch für den Musikgenuss“), 上海文艺出版社 1981.
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《音乐百科词典》
音乐百科词典》 („Lexikon für Musik“), 人民音乐出版社 1998. ISBN 7-10301536-8.
99
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